Day 10 – Book of Poems

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„Seit sie dichtet, haben sie viele Menschen, die sie nie gesehen haben, lieb: Mascha Kaléko. Stimmt, ich auch.

Die Lyrikerin Mascha Kaléko wurde als Tochter eines russischen Vaters und einer österreichischen Mutter geboren. Nach Schul- und Studienjahren in Berlin wurde sie 1930 für die „Vossische Zeitung“ entdeckt. Hier und im „Berliner Tageblatt“ erschienen jahrelang ihre Gedichte, die sie rasch zu einer literarischen Berühmtheit machten, über die Grenzen der Stadt Berlins hinaus. Hermann Hesse, Thomas Mann, Alfred Polgar rühmten die Verse dieser jungen Großstadtdichterin, die Erich Kästners wachen Sarkasmus besaß, ihn aber in zärtlich-weibliche Rhythmen kleidete, in Strophen, die ihren Charme einer eigentümlichen Mischung von Melancholie und Witz, Aktualität und Musik, romantischer Ironie und politischer Schärfe verdankten.

Seit 1938 lebte die Dichterin als amerikanische Staatsbürgerin in New York, sie starb nach jahrelangem Aufenthalt in Jerusalem 1975 in Zürich.

(Info zur Autorin aus dem obigen Rowohlt Band)

Welches Gedicht könnte zu meiner denglischen „Book-a-Day Challenge“ besser passen als die Momentaufnahme eines Zeitgenossen.

Wenn unsereins se lengvitsch spricht,
So geht er wie auf Eiern.
Der Satzbau wackelt, und die grammar hinkt,
Und wenn ihm etwa ein ti-ehtsch gelingt,
Das ist ein Grund zum Feiern.

Nicht so der Herr, den ich im Auge habe,
Oder besser gesagt. uffm Kieker
Dem ist alles Emigrantische fremd.
Er ist der geborene Inglisch-Spieker.
Der Forrenlengvitsch-Göttin Auserkorner.
Kommt es drauf an, so spricht der Mann
Selbst Esperanto wie ein Eingeborener.

Befreit vom Zwang, gebüldet zu parlieren,
Im engen Kreis, wo man einander kennt,
Fährt diese Ausgeburt von Sprachtalent
Des „Königs Englisch“ hoch zu Roß spazieren,
In seinem Oxford-(second hand) Akzent.

Se pörfekt Lord. – Ich kenn ich noch aus Sachsen.
Da sprach er auch des „Geenigs“ ABC.
Wie war das heimatliche weiche B
In Leibzich ihm zurzeit ans Herz gewachsen!
Den Untertanenstolz aus königstreuen Tagen
Hat er auf achtundvierzig Staaten übertragen.

Der kroch in Preußen schon auf allen vieren.
Hier sinds die angelsächsischen Manieren.

Wer mit den Wölfen heult, der heult mit allen Tieren.

Welches Poetry-Buch hättet ihr ausgewählt?

2 Kommentare zu “Day 10 – Book of Poems

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