Dieses Buch stand schon lange bevor Olga Tokarczuk den Literatur-Nobelpreis gewann auf meiner Wunschliste.
In einem abgelegenen polnischen Dorf lebt Janina Duszejko recht einsam am Waldesrand. Sie nutzt die langen Winternächte, um Astrologie zu studieren, komplizierte Horoskope zu berechnen und mit einem jungen Freund die Gedichte von William Blake zu übersetzen.
Die meisten halten sie für eine miesepetrige Einsiedlerin, die Tiere lieber mag als Menschen, aber niemand sollte die Stärke und den Mut etwas älterer Damen unterschätzen. Als ihr unsymphatischer Nachbar (und Wilderer) „Big Foot“ tot gefunden wird und mehr und mehr Leichen, die alle mit der Jagd zu tun hatten, unter mehr als mysteriösen Umständen auftauchen, nimmt Dusjezko die Ermittlungen in die Hand.
Sie glaubt, die Tiere seien es, die sich an den Menschen rächen, doch ihre Versuche, die örtliche Polizei von ihrer These zu überzeugen, scheitern kläglich. Sie ist außerdem davon überzeugt, dass die Morde astrologisch angekündigt wurden, aber auch diese Idee findet selbst unter ihren Freunden, der Second-Hand-Shop Besitzerin „Good News“ oder Dizzy, mit dem sie Gedichte übersetzt, kein Gehör.
Janina Dusjezko hasst ihren Vornamen und liebt es, den Menschen in ihrer Umgebung eigene Namen zu verpassen, die deutlich besser zu ihnen passen, als ihre Rufnamen.
The naming of Big Foot occured in a similar way. It was quite straightforward – it suggested itself to me when I saw his footprints in the snow…Unfortunately, I couldn’t choose a suitable name for myself. I regard that the one that’s written on my identity card as scandalously wrong for me and unfair – Janina. I think my real name is Emily, or Joanna. Sometimes I think it’s something like Irmtrude too. Or Bellona. Or Medea.“
Sie hasst Jäger und leidet mit den Tieren in ihrer Umgebung mit. Immer wieder kümmert sie sich um verwundete Tiere, die bei ihr auftauchen. Sie ist außerdem eine genaue Beobachterin, sie erkennt die Zusammenhänge, die gegenseitigen Abhängigkeiten von Beziehungen und steht sehr im Einklang mit der Natur.
Drive your plow over the bones of the dead ist eine Zeile aus William Blakes „Proverbs of Hell“, so wie auch die Zitate am Anfang jedes Kapitels Zitate aus seinen Gedichten sind.
Die Geschichte ist so voller Anspielungen, reich an Wortspielen, wundervoll atmosphärisch und hat ein großartiges dunkles Ende. Ein zutiefst zufriedenstellender Thriller mit märchenhaften Elementen und ein großartiges Stück Literatur, das große Lust auf mehr Olga macht.
Es war zudem unglaublich passend, dass Agnieszka Hollands Verfilmung des Romans unter dem Titel „Spoor“ gerade dieser Tage in der Arte Mediathek zu sehen ist.
Buch und Film haben mich gleichermaßen begeistert und ich kann beide uneingeschränkt empfehlen. Oh und die Gedichte von William Blake möchte ich jetzt auch lesen.
Auf deutsch erschien das Buch unter dem Titel „Der Gesang der Fledermäuse“ im Kampa Verlag.
Was habt ihr oder möchtet ihr von Olga Togarczuk lesen?