Konzert-Marathon Part I: Skunk Anansie

Konzerte scheinen wie Busse zu sein, erst kommt ewig keiner und dann gleich 4 hintereinander. Vier Konzerte in 1,5 Wochen – das ist Fitnessprogramm der ganz eigenen Art. Den Auftakt gab Ms 1000000 Volt Skunk Anansie. Diese Frau ist unglaublich und sie hat sich seit den 90er Jahren einfach nicht verändert. Ich vermute ja, die Frau ist ein Vampir. Wer würde sich nicht gerne mal von ihr beißen lassen? 😉

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Foto: laut.de

Was man bei einem Skunk Anansie Konzert wissen muss, die Lady aus Brixton ist unkaputtbar. Die hält ein irres Tempo den ganzen Abend durch. Die Energie, die sie versprüht, ist immens, sie springt über die Bühne, mehrfach ins Publikum und kommandiert ihr Publikum nach Belieben herum. Welchen anderen Musiker oder Musikerin kennt ihr, der eine ganze Konzerthalle dazu bringt, niederzuknien?

Skin war immer schon eine politische Künstlerin und das hat sich zum Glück kein bisschen geändert. Neben Klassikern wie „Intellectualise my Blackness“, die dem Publikum mit kräftigen Gitarrenriffs und konfrontativen Texten direkt in Herz und Magen haut, gab es aus einiges vom neuen Album „Anarchytecture“. Ein guter Mix auf jeden Fall.

Ich kenne niemanden, dem man solch brutal ehrliche und unmissverständlichen sozial-politischen Texte abnimmt.

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Ob solo als Skin, oder mit ihrer Band Skunk Anansie, ich werde auch weiterhin auf jedes ihrer Konzerte gehen, einen tiefen Schluck aus ihrem Jungbrunnen nehmen und Kraft sammeln für die jetzt noch mehr als sonst notwendigen politischen Auseinandersetzungen.

Die Setlist:

  1. And Here I stand
  2. Intellectualise my Blackness
  3. Because of You
  4. I can dream
  5. My love will fall
  6. Death to the Lovers
  7. Twisted (Everyday Hurts)
  8. My ugly Boy
  9. Weak
  10. Hedonism
  11. Victim
  12. Love someone else
  13. I believed in you
  14. That sinking feeling
  15. God Loves only you
  16. Without you
  17. We don’t need who you think you are
  18. Yes It’s fucking political
  19. Little Baby Swastikka
  20. Cheap Honesty
  21. Tracey’s Flaw
  22. Charlie Big Potatoe
  23. You’ll follow me down
  24. The Skank Heads

Vom Bühnenbild mit den wechselnden grafischen Displays war ich sehr beeindruckt und auch, obwohl diese Band seit mehr als 20 Jahren tourt und Platten aufnimmt, von der rasenden Leidenschaft in Kombi mit ihrem authentischen politischen Engagement. Das macht die Band so einzigartig – Skunk Anansie wird immer einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen haben.

Zum Glück habe ich auch überhaupt nicht das Gefühl, das Skin in naher Zukunft die Energie ausgeht, denn auch nach zwei Zugaben sah sie aus, als hätte sie sich gerade warm gemacht, um direkt im Anschluss noch eben einen Marathon zu laufen.

Kleiner Nachtrag noch zur Vorband. Die Pearl Harts aus England haben auch ordentlich PS unter der Haube. Als Vorbilder geben Sarah und Kirsty Led Zeppelin und die Breeders an und das kann man durchaus hören. Mir haben sie sehr gut gefallen, diese zierlichen Ladies machen richtig Krach! Hier das Video zu „Hit the Bottle“:

Im zweiten Teil des Konzert-Marathons geht es weiter mit den Russian Cirles.

Get Well Soon – Muffathalle

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Konstantin Gropper, the German Wunderkind, wie er in den USA genannt wird, ist einer der talentiertesten Musiker die wir in Deutschland haben. Wer die Gelegenheit hat ihn live zu sehen, sollte sich das auf keinen Fall entgehen lassen. Get Well Soon instrumentalisiert den Weltschmerz und das auf so grandiose Weise, das man bei manchen Song-Arrangements echt leise weinen könnte vor Glück.

Neben dem eher üblichen Set Gitarre, Bass, Schlagzeug arbeitet er mit einer ganzen Batterie unterschiedlicher Instrumente wie zB Trompeten, Harfe, Flöten, Glocken aber auch Synthesizern.

Gropper komponiert und produziert seine Musik selbst und hat wirklich ein Händchen für beeindruckende Arrangements.

Die intelligenten Texte verbinden sich wunderbar mit eingängigen Melodien. Man sollte ihn aber keinesfalls unter Tränendrücker abstempeln, da steckt so viel mehr dahinter und es macht bei seinen Texten wirklich Sinn genauer hinzuhören.

2008 schrieb er für den Wim Wenders Film „Palermo Shooting“ neben Größen wie Portishead  oder Nick Cave einige exklusive Tracks.

Sein neues Album „Love“ ist Ende Januar erschienen und wer es noch nicht hat: kaufen, kaufen, kaufen – einfach nur großartig.

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Ich wollte ihn unbedingt sehen, hätte das Konzert aber um ein Haar verpasst, der – für mich – glückliche Umstand, dass eine gute Freundin nicht konnte, hat uns die Tickets und damit einen wirklich unvergesslichen Abend beschert. Danke noch mal 🙂

Setlist:

  1. It’s Love
  2. Eulogy
  3. The Last Days of Rome
  4. It’s an Airlift
  5. Roland, I Feel You
  6. Mail from Heidegger
  7. Young Count Falls for Nurse
  8. Angry Young Man
  9. Too Much Love
  10. It’s a Fog
  11. 33
  12. Christmas in Adventure Parks

Archive @Muffathalle München

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Foto: Pressfoto Archive

Archive ist eine Band die ich mag seit mir das 1996 erschienene Album „Londinium“ in die Hände fiel und zack war ich dem Trip-Hop verfallen und von da an habe ich eine Weile fast ausschließlich Portishead, Massive Attack, Tricky etc gehört und höre das auch heute noch wahnsinnig gerne.

Archive hat sich zwar auch etwas von ihren ursprünglichen Trip-Hop Wurzeln entfernt, aber sie sind stets auf spannenden elektronischen Wegen unterwegs gewesen.

Die Muffathalle in München ist ein Venue das ich gerne mag, die Akkustik ist ok, man kann meistens ganz gut sehen und gut zu erreichen ist es auch. Archive trat ohne Vorband auf, stattdessen lief der Kurzfilm zum Axiom Album, der mir total gut gefallen hat. Wer düstere Trip-Hop-Dystopien mag in der Menschen durch Glockenklänge kontrolliert und das herrschende System von Distorted Angels (eine Gruppe Taubstummer) bekämpft wird, der ist auf einem Archive Konzert richtig.

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Das Konzert war ein hochkomplexes intensives Klangerlebnis. Da hämmern in einem Moment Gitarrenwände auf einen los um glich beim nächsten Song radikal das Tempo zu drosseln. Tolle Gesangspassagen die für Gänsehaut sorgen und die facettenreich zwischen den langsamen atmospherischen Songs und den schnellen rhythmischen Songs variieren.

Auch wenn ich den Gassenhauer „Fuck you“ schon gerne einmal live gehört hätte, hatte ich einen ganz tollen Abend und kann jedem empfehlen sich Archive mal live anzusehen, auch nicht als Riesen-Fan. Eine großartige Band – ein ganz toller Abend. Archive werde ich nicht zum letzten Mal live gehört haben denke ich.