Mit dem Lesemonat Dezember habe ich ein wunderbares Lesejahr beendet. Selten habe ich so viele großartige Bücher in einem Jahr verschlungen wie 2024 – ein wahres Fest für die literarische Seele. Auch wenn die äußeren Umstände unserer Zeit – die Krisen und Katastrophen um uns herum – wenig Raum für Optimismus lassen, blicke ich zumindest literarisch mit großer Vorfreude auf das Jahr 2025. Bücher sind und bleiben für mich ein Anker in unruhigen Zeiten, eine Möglichkeit, die Welt zu verstehen, zu träumen oder auch einfach mal zu entfliehen.
Der Dezember war dabei ein unglaublich abwechslungsreicher Monat. Zwei Sachbücher haben mich besonders beschäftigt: Eines tauchte tief in die sogenannten „Dark Ages“ ein – eine Epoche, die bei mir dank Michael Woods bedrückend prophetischem Sachbuch und den Parallelen zur heutigen Zeit Gänsehaut hinterließ. Ich hoffe wirklich, dass wir nicht sehenden Auges in eine ähnliche Ära der Dunkelheit schlittern. Auf der anderen Seite wagte ich mit Yuval Noah Harari den Blick in die Zukunft. Sein Buch war nicht nur ein intellektuelles Abenteuer, sondern auch eine Warnung, die mich dazu brachte, über die langfristigen Konsequenzen unseres Handelns – oder Nichthandelns – nachzudenken.
Neben diesen Denkanstößen hatte der Dezember auch literarische Abenteuer anderer Art zu bieten. Mit Marschlande war ein spannender Roman dabei, der eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlägt und dabei die norddeutschen Marschlande zu einer fast mystischen Kulisse macht.
Für Spannung sorgte ein Krimi-Hattrick, der perfekt in die winterliche Jahreszeit passte – was gibt es Besseres als gemütliche mörderische Rätseleien an dunklen, kalten Abenden? Außerdem habe ich mit Samantha Harveys Werk einen Ausflug ins All unternommen, eine Reise, die zugleich philosophisch und poetisch war. Den Abschluss machte ein Audiobuch von Tommy Orange, mit dem ich mich im Rahmen meiner literarischen Weltreise in die USA begeben habe.
Der Dezember hatte wirklich für jede Stimmung etwas zu bieten. Jetzt freue ich mich darauf, euch meine Lektüren etwas genauer vorzustellen. Ich starte mit dem Krimi-Hattrick – der jahreszeitlich wohl passendsten Wahl – und gehe danach alphabetisch weiter durch meine Dezemberbücher. Ich bin gespannt, ob etwas für euch dabei ist.
Nicola Upson – Mit dem Schnee kommt der Tod (The Dead of Winter) erschienen im Kein & Aber Verlag, übersetzt von Anna-Christin Kramer
Nicola Upson schreibt eine Krimireihe rund um die real existierende Golden-Age-Krimiautorin Josephine Tay. Zufällig bin ich mit Band 9 in die Reihe eingestiegen und war sofort begeistert – vielleicht auch, weil der Krimi auf der kleinen Insel St. Michael’s Mount in Cornwall spielt, wo wir diesen Sommer waren. Ich kenne den Schauplatz, die Burg, die Gärten, das Dorf – und das hat mein Lesevergnügen natürlich noch einmal gesteigert. Wenn dann noch Marlene Dietrich, ein Schneesturm, der die Insel vom Festland abschneidet, und ein umhergehender Mörder ins Spiel kommen, sind alle Zutaten für einen perfekten Krimi gegeben. Ich werde die Reihe definitiv weiterverfolgen – die Reihenfolge scheint mir nicht allzu wichtig zu sein.
John Bude – Mord in Cornwall (The Cornish Coast Murder) erschienen im Klett Cotta Verlag, übersetzt von Eike Schönfeld
Der nächste Cozy-Krimi führte mich erneut nach Cornwall. Mord in Cornwall, ursprünglich 1935 erschienen (im selben Jahr wie Gaudy Night von Dorothy L. Sayers), ist ein wunderbares Beispiel für die wiederentdeckten Crime Classics der British Library. ohn Bude war ein produktiver Autor mit 30 Krimis, die zu seiner Zeit sehr beliebt waren, dann aber in Vergessenheit gerieten. Zum Glück hat die British Library viele seiner Werke neu aufgelegt. Mord in Cornwall ist der perfekte Krimi für alle, die düstere und stürmische Nächte lieben – ein Roman voller Meeresluft und lokaler Atmosphäre. Der Dorfpfarrer und der Arzt des Ortes verbringen ihre Abende mit Krimilektüre und messen sich darin, die jeweiligen Fälle zu lösen. Doch plötzlich wird ein echter Mord begangen, und die detektivischen Fähigkeiten des Pfarrers werden auf die Probe gestellt. Ein kurzweiliger, unterhaltsamer Krimi – mit einer Warnung: Die Lektüre könnte zu akuter Cornwall-Reiselust führen!
Nicholas Blake – Das Geheimnis des Schneemanns (The Corpse in the Snow Man) erschienen im Klett Cotta Verlag, übersetzt von Michael von Killisch-Horn
Der dritte Krimi in meinem Cozy-Crime-Hattrick stammt ebenfalls aus der Reihe der wiederentdeckten British-Library-Klassiker, konnte mich aber leider nicht ganz überzeugen. Die Geschichte zog sich für meinen Geschmack zu sehr, es gab zu viele Charaktere, und der Fall selbst war für mich eher unspektakulär. Interessant fand ich jedoch den Autor: Nicholas Blake, der eigentlich Cecil Day-Lewis hieß, war nicht nur ein erfolgreicher Schriftsteller, sondern wurde von der Queen zum Poet Laureate ernannt. Und sein Sohn? Niemand Geringeres als Daniel Day-Lewis, bekannt aus Filmen wie Mein linker Fuß. Auch wenn mich dieser Krimi nicht umgehauen hat, mag er für andere Leser durchaus reizvoll sein.
Yuval Noah Harari – Nexus erschienen im Penguin Verlag, übersetzt von Jürgen Neubauer und Andreas Wirthensohn
Yuval Noah Hararis neues Buch Nexus hat mich gleichermaßen fasziniert wie nachdenklich gestimmt. Harari gelingt es wie gewohnt, komplexe Themen auf eine Weise zu beleuchten, die zugleich intellektuell anregend und zugänglich ist. Die Kernthemen – von den Gefahren digitaler Überwachung und KI bis hin zur geopolitischen Fragmentierung – sind hochaktuell und drängen förmlich danach, diskutiert zu werden. Dennoch ließ mich das Buch mit einer Mischung aus Staunen und Skepsis zurück.
Besonders beeindruckend fand ich Hararis Fähigkeit, historische Anekdoten mit modernen Herausforderungen zu verknüpfen. Die Schilderung, wie in faschistischen Regimen Papiere manipuliert wurden, um Minderheiten zu unterdrücken, war nicht nur erhellend, sondern auch bedrückend relevant. Ähnlich eindrucksvoll war die Diskussion über die Rolle von Facebooks Newsfeed bei politischen Eskalationen. Hier zeigt Harari seine Stärke: die Fähigkeit, historische Parallelen zu ziehen und gleichzeitig die Dringlichkeit unserer Gegenwart zu betonen.
Weniger überzeugend fand ich jedoch seine Tendenz zu weitreichenden Verallgemeinerungen. Aussagen wie „Die antiken Römer hatten ein klares Verständnis davon, was Demokratie bedeutet“ wirken auf mich eher wie vereinfachte Schlagworte als tiefgreifende Analysen. Ebenso erscheint mir seine Darstellung von KI und deren potenziellen Fähigkeiten oft überzogen. Der Gedanke, dass eine KI in absehbarer Zeit klingen nach SciFi und es fehlt mir hier oft an einer soliden, nachvollziehbaren Argumentation.
Hararis Lösungen – stärkere Regulierung von Algorithmen und die Förderung selbstkorrigierender Institutionen – sind letztlich nicht so bahnbrechend, wie es der apokalyptische Ton des Buches vermuten lässt. „Liberalismus, aber besser“ wäre eine treffende Zusammenfassung seiner Empfehlungen. Er möchte es sich halt auch nicht wirklich mit seinen Silicon Valley Buddys verderben, hier hätte ich mir deutlich mehr Mut seinerseits gewünscht.
Trotzdem ist Nexus ein Buch, das ich durchaus empfehlen kann. Harari regt dazu an, über die großen Fragen unserer Zeit nachzudenken, und auch wenn ich nicht jede seiner Thesen teile, hat mir das Buch viele neue Perspektiven eröffnet. Vor allem in seinen narrativen Passagen glänzt Harari: Hier wird er zum Geschichtenerzähler, der uns die Tragödien und Triumphe der Menschheit vor Augen führt. Ein Buch, das polarisiert, inspiriert und zum Diskurs einlädt – genau was ich mir von einem Buch wünsche.
Ich habe auf jeden Fall so unendlich viel unterstrichen in diesem Buch ich kann mich gar nicht entscheiden, welches Zitat ich besonders herausheben möchte.
The tendency to create powerful things with unintended consequences started not with the invention of the steam engine or AI but with the invention of religion. Prophets and theologians have summoned powerful spirits that were supposed to bring love and joy but occasionally ended up flooding the world with blood.
Samantha Harvey – Orbital auf deutsch unter dem Titel „Umlaufbahnen“ im dtv Verlag erschienen, übersetzt von Julia Wolf
Über den diesjährigen Booker Prize Winner wurde wahrscheinlich schon alles gesagt, aber hier kurz meine begeisterten 2 Cents: Die Geschichte spielt auf einer Raumstation 250 Meilen über der Erde und dreht sich um eine Crew von Astronaut*innen, die dort ihren Alltag zwischen Experimenten, Technik und der unendlichen Weite des Weltalls meistern. Aber „Orbital“ ist so viel mehr als ein Science-Fiction-Roman – es ist eine poetische Meditation über die Menschheit, unsere zerbrechliche Welt und unseren Platz im Universum.
Was mich besonders fasziniert hat, ist, wie Harvey Kunst und Weltraum miteinander verbindet. Zwei berühmte Kunstwerke tauchen im Buch auf: Velázquez‘ „Las Meninas“ und das ikonische Foto von Michael Collins, das die Erde, den Mond und alles Leben darauf einfängt – außer Collins selbst. Diese Kontraste spiegeln sich auch im Roman wider: die Fülle und Perspektive der einen und die abstrakte Distanz der anderen. Es ist, als ob die Astronaut*innen aus dieser Entfernung unsere Erde mit ganz neuen Augen sehen – frei von Grenzen, Konflikten und allem Alltäglichen.
In unserer Diskussion im Bookclub kam genau das zur Sprache: Müssen wir uns erst so weit entfernen, um die Schönheit und Zerbrechlichkeit der Erde wirklich zu begreifen?
The earth, from here, is like heaven. It flows with colour. A burst of hopeful colour. When we’re on that planet we look up and think heaven is elsewhere, but here is what the astronauts and cosmonauts sometimes think: maybe all of us born to it have already died and are in an afterlife. If we must go to an improbable, hard-to-believe-in place when we die, that glassy, distant orb with its beautiful lonely light shows could well be it.
Harveys Schreibstil ist lyrisch, fast hypnotisch. Plot-Twist-Fans kommen hier eher nicht auf ihre Kosten, denn die Handlung ist minimalistisch. Stattdessen steht das Nachdenken über große Themen wie Zeit, Raum, Klimawandel und die Bedeutung von Fortschritt im Fokus.
Für mich ist „Orbital“ wie ein Fenster ins All – und gleichzeitig ein Spiegel, der uns zeigt, wer wir sind. Absolute Leseempfehlung, wenn ihr Lust auf etwas Nachdenkliches und Inspirierendes habt!
Jarka Kubsova „Marschlande“ erschienen im S. Fischer Verlag
Schon mit dem ersten Satz zieht Marschlande mich in die dramatische Geschichte von Abelke Bleken hinein. Diese Frau lebte vor 450 Jahren im Hamburger Dorf Ochsenwerder, wo sie alleinstehend einen Hof bewirtschaftete – eine Lebensweise, die in einer patriarchalen Welt schnell verdächtig machte. Ihre Geschichte beginnt mit einem scheinbar harmlosen Vorwurf: Sie habe es versäumt, den Deichabschnitt ihres Landes zu reparieren. Doch hinter dieser Anschuldigung steckt mehr – der Versuch, eine Frau um ihr Eigentum zu bringen. Was als Streit um Deichrecht beginnt, mündet in einen Hexenprozess, der Abelke auf den Scheiterhaufen bringt.
Kubsova erzählt diese Geschichte mit eindringlicher Präzision. Besonders erschüttert hat mich, wie Kapitalismus und Religion hier Hand in Hand gehen, um Frauen wie Abelke nicht nur wirtschaftlich zu enteignen, sondern sie letztlich auszulöschen. Der Vorwurf der Hexerei dient dabei als makabre Legitimation: Denn es fühlt sich offenbar besser an, eine vermeintliche Hexe zu töten, als eine aufrechte Bäuerin schlichtweg zu enteignen. Dieses Zusammenspiel von Gier und Aberglauben erinnert mich daran, wie kapitalistische Strukturen über Jahrhunderte hinweg Frauen immer wieder nicht nur marginalisiert, sondern existenziell bedroht haben. Die Logik bleibt dieselbe: Macht und Besitz werden durch Gewalt und Ideologie gesichert – oft auf Kosten der Schwächsten in der Gesellschaft.
Neben Abelke steht Britta, eine Frau unserer Zeit, deren Geschichte im Hamburger Hinterland spielt. Während Abelke für ihren Hof kämpft, verliert Britta zunehmend ihre Familie an die moderne Form des Kapitalismus: den Leistungsdruck. Ihr Mann, getrieben von übermäßigen Karriereambitionen, entfremdet sich von ihr und den Kindern, um ein großes Haus auf dem Land und das passende Statussymbol-Leben zu realisieren. Brittas persönliche Krise spiegelt die Zerstörung wider, die kapitalistische Systeme in zwischenmenschlichen Beziehungen anrichten können – damals wie heute.
Ein Bild von Abelke tauchte plötzlich in ihr auf, sie sah eine Frau zwischen leeren Feldern, die Hand zur Faust geballt, die Faust erhoben, drohend. Der gefährlichste Moment für eine Frau ist, wenn sie sich wehrt. Was folgte daraus? Dass man sich nicht wehren durfte?
Besonders gelungen ist Kubsovas Brückenschlag zwischen den Jahrhunderten. Jedes Kapitel beginnt mit einem Satz, der sowohl für Abelkes als auch für Brittas Leben gilt, und verdeutlicht so die Kontinuitäten von Unterdrückung und Ungerechtigkeit. Die Autorin wagt die steile, aber bedenkenswerte These, dass die strukturellen Hindernisse, denen Frauen heute begegnen, tief in den historischen Wurzeln des Kapitalismus und der patriarchalen Gesellschaft verankert sind.
Marschlande ist für mich mehr als ein historischer Roman. Es ist eine eindringliche Anklage gegen die zerstörerische Allianz von Kapitalismus und patriarchaler Macht – damals wie heute. Ein Buch, das aufrüttelt, empört und lange nachhallt. Unbedingt lesen!
Tommy Orange – There There auf deutsch unter dem Titel „Dort Dort“ im Hanser Verlag erschienen, übersetzt von Hannes Meyer
„There There“ hat mich hat mich wirklich sehr berührt – ein Buch, das mir nicht nur neue Perspektiven eröffnet, sondern auch einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat. Schon beim Hören des Hörbuchs war ich überwältigt von der Kraft und Schönheit seiner Sprache. Ständig hatte ich den Wunsch, Sätze zu markieren, sie zu unterstreichen und immer wieder zu lesen. Dieses Buch, das zu Recht so viel Aufmerksamkeit und Hype erhalten hat, ist eines, das ich unbedingt noch einmal in Buchform lesen möchte.
Der Titel des Romans bezieht sich auf Gertrude Steins berühmte Bemerkung über Oakland, Kalifornien: „There is no there there“. Oakland, Oranges Heimatstadt, bildet den Schauplatz des Romans und wird zu einem Symbol für das Erbe und die Erfahrung indigener Gemeinschaften in den USA. Orange, selbst ein Mitglied der Cheyenne und Arapaho, erzählt die Geschichten einer Gruppe indigener Menschen, deren Leben auf komplexe Weise miteinander verflochten sind. Schon das Eröffnungsprolog, das nüchtern und zugleich tief erschütternd die koloniale Unterdrückung und Gewalt gegenüber indigenen Völkern schildert, setzt den Ton für das, was folgt.
We are the memories we don’t remember, which live in us, which we feel, which make us sing and dance and pray the way we do, feelings from memories that flare and bloom unexpectedly in our lives like blood through a blanket from a wound made by a bullet fired by a man shooting us in the back for our hair, for our heads, for a bounty, or just to get rid of us.
Was dieses Buch für mich so besonders macht, ist die Balance zwischen Schmerz, Verzweiflung aber auch Hoffnung. Orange verzichtet bewusst auf romantisierte Darstellungen indigener Kultur oder nostalgische Bilder von offenen Prärien. Stattdessen zeigt er das Leben indigener Menschen in städtischen Räumen – in all seiner Widersprüchlichkeit, Zerbrechlichkeit und Schönheit. Figuren wie der durch fetales Alkoholsyndrom gezeichnete Tony Loneman, der Dokumentarfilmer Dene Oxendene oder der junge Orvil Red Feather, der sich mit gestohlener Regalia auf ein Powwow vorbereitet, sind so lebendig und greifbar, dass sie mir während des Lesens regelrecht ans Herz gewachsen sind.
Besonders beeindruckt hat mich, wie Orange es schafft, die Geschichte und Gegenwart der indigenen Bevölkerung der USA miteinander zu verbinden. Das Powwow in Oakland, das den zentralen Schauplatz der Handlung bildet, steht nicht nur für den Versuch, kulturelle Traditionen zu bewahren, sondern auch für die Herausforderungen und Spannungen, die damit einhergehen.
Michael Wood – In search of the Dark Ages erschienen in der Folio Society
Michael Woods In Search of the Dark Ages war für mich eine echte Entdeckung – ein Buch, das Geschichte auf die beste Art und Weise vermittelt: anschaulich, spannend und voller Denkanstöße. Ich habe es mit großer Begeisterung gelesen, und es hat mich dazu inspiriert, tiefer in die faszinierende Epoche der sogenannten „Dark Ages“ einzutauchen. So sollte Geschichte immer präsentiert werden: als lebendige Erzählung, die nicht nur informiert, sondern auch zum Weiterforschen einlädt.
Wood gelingt es meisterhaft, eine Epoche, die oft als düster und mysteriös dargestellt wird, mit Leben zu füllen. Seine Erzählungen über historische Figuren wie Boudica, Alfred den Großen oder William den Eroberer machen deutlich, wie vielschichtig und bedeutend diese Zeit für die Entwicklung Englands war. Besonders gefallen hat mir, wie er historische Fakten mit Geschichten aus Archäologie und Mythologie verwebt. Die Kapitel über Sutton Hoo oder die Artus-Legenden sind ein Beispiel dafür, wie Geschichte und Legende miteinander verschmelzen und ein tieferes Verständnis für diese Ära schaffen.
The key point about Patrick’s narrative is that when he returned to Britain in around 415, when Roman rule had ended in Britain, there is no suggestion of disorder. Indeed, when he wrote his account in the middle years of the century, the imperial Roman system of local government was intact – the local town councils, for example, were still responsible for raising taxes for the government. It was still a world where professional rhetoricians could earn a living as they could in Rome; where a letter writer could address the British dynasty of Strathclyde as „fellow citiziens“. We can therefore imagine the continuation of a feeling of identity with Rome in the Romano-British ruling class, the senatorical aristocracy and the local landowners.
Was mich besonders beeindruckt hat, ist die Fähigkeit des Buches, die Herausforderungen des Alltagslebens in jener Zeit greifbar zu machen. Wood schildert nicht nur die großen politischen und militärischen Ereignisse, sondern auch, wie es war, in einer Welt zu leben, die von Hunger, Seuchen und ständiger Unsicherheit geprägt war. Dabei bleibt er stets kritisch, etwa wenn er die Schwächen von Herrschern wie Ethelred ungeschönt analysiert, ohne den Respekt für seine Leistungen im Kontext dieser Zeit zu verlieren.
Ein Highlight für mich war die Ausgabe der Folio Society, die ich gelesen habe. Die hochwertige Gestaltung, die großartigen Fotografien und die Liebe zum Detail machen diese Ausgabe zu einem echten Schatz. Die Bilder tragen wesentlich dazu bei, sich die beschriebene Zeit noch besser vorzustellen – sei es ein Fund aus einem königlichen Grab oder kunstvolle Nachbildungen historischer Artefaktr. Das Buch ist nicht nur eine intellektuelle, sondern auch eine ästhetische Freude.
„In Search of the Dark Ages“ ist ein Buch, das weit über eine historische Nacherzählung hinausgeht – es bietet einen Zugang zu einer Zeit, die mehr als nur ein Übergang zwischen Antike und Mittelalter war – eine Epoche, die ihre eigene Dynamik und Bedeutung hatte. Spannend fand ich auch, wie unterschiedlich das Ende des römischen Reiches sich gestaltete. In manchen Ecken blieben die römische Organisation und Zivilisation fast bis in 12. Jahrhundert erhalten, in anderen Ecken der Welt war schon um 500 – 600 nach unserer Zeitrechnung nicht mehr viel übrig als Ruinen und Dunkelheit. Michael Wood schafft es, diesen Zeitraum mit einer Mischung aus Wissenschaftlichkeit und Erzählkunst zu beleuchten, die mich vollkommen überzeugt hat. Für jeden, der sich für die Ursprünge der britischen Geschichte interessiert, ist dieses Buch ein Muss.
So das war der Dezember – war für euch was dabei? Welche Bücher kennt ihr, auf welche konnte ich euch vielleicht neugierig machen? Freue mich auf eure Rückmeldungen.























