Literatur-Blog für alle, die keine Angst vor heftigen Mischungen haben. Paul Auster, Margaret Atwood, Haruki Murakami treffen auf Simone de Beauvoir, Batman und Orphan Black. Dosenbier auf Oper und St. Pauli auf Crispr, Philosophie, Science und Sci-Fi.
Gesehen: Harry Potter and the Order of the Phoenix (2007) von David Yates mit Daniel Radcliffe, Emma Watson, Rupert Grint und Helena Bonham-Carter. Auch wenn viel rausgekürzt werden (musste?) aus dem umfangreichen Buch, ein ganz ganz toller Film.
Ghostwatch (1992) von Lesley Manning mit Michael Parkinson, Sarah Greene und Mike Smith. Mockumentary um einen Poltergeist in Nord London, die seinerseits für richtig viel Wirbel sorgte. Großartig.
Gehört: Flowers – Miley Cyrus, Chains – Dave Gahan, Emily I’m sorry – boygenius, Vanishing Shadows – Liela Moss ft Gary Numan, Kandy – Fever Ray, Oxygene – Jean-Michel Jarre, Nemesis – Shriekback, Die Kunst der Fuge – Johann Sebastian Bach
Gelesen: über dieses Book Village mitten in New York, Sara Weber: warum sich Firmen nicht mehr leisten können nicht inklusiv zu sein, dieses Interview mit Sarah Michelle Gellar, Paul Auster und Spencer Ostrander dokumentieren die Waffengewalt in den USA, Think Screens Stole Our Attention? Medieval Monks Were Distracted Too.
Getan: mit viel Tee und Bettruhe wieder fit geworden, eine wunderschöne Date-Night im Vinaiolo, mit lieben Freund:innen gegessen, Burns Night gefeiert, Yoga gemacht und spazieren gegangen
Gefreut: über das New York Fotobuch
Geärgert: über meinen Bruder – keiner kann mich so zielsicher so heftig verletzen wie er
Gegessen: sehr leckere libanesische Mezze
Getrunken: die weltbeste Bloody Mary und Rotwein
Geklickt: Europe’s famous bog bodies may be part of a tradition that spanned millennia
Gestaunt: Miss Booleanas Artikel zu AI Art und ChatGPT, Microsoft’s new AI can simulate anyone’s voice with 3 seconds of audio, Building blocks of life found in meteorite that crash landed in Gloucestershire und It’s Not Sci-Fi—NASA Is Funding These Mind-Blowing Projects
Gelacht: über das isländische Wort für Panda Bär: BAMBUSBJÖRN über diesen boxenden Oktopus und diese Sitzsäcke zum Anziehen
Gedacht: Als ich ein Kind war, als ich eine Jugendliche war, retteten mich Bücher vor der Verzweiflung: Das überzeugte mich, dass Kultur der höchste Wert war […].“ //Simone de Beauvoir
Gesehen: Nocturne (2020) von Zu Quirke mit Sydney Sweeney und Madison Iseman. Eine schüchterne Musikstudentin, beginnt ihre aufgeschlossenere Zwillingsschwester in den Schatten zu stellen, als sie ein mysteriöses Notizbuch entdeckt, das einer kürzlich durch Suizid gestorbenen Studienkollegin gehörte. Black Swan meets Whiplash. Gerne gesehen.
L-Word Generation Q Season 2 (2021) mit Jennifer Beals, Katherine Moennig und Leisha Hailey. Diese Show erweckt die LGBTQ+-Gemeinschaft wieder zum Leben und ich habe diese LA Ladies schwer vermisst.
Gehört: Why Pourqui, For the soul there is no hospital, Die Seeräuber-Jenny – Slut, Devil’s Trill – Giuseppe Tartini, Matthäus Passion – Johann Sebastian Bach, Show me love – Robyn, Vertigo – Alice Merton, One way or another – Blondie, Damn I wish I was your lover – Sophie B Hawkins, Robot Riot – Stereolab
Gelesen: Wechselkröte der Bachmannpreis-Gewinnerin Ana Marwan, Sinn und Unsinn von Waldorfschulen, dieses Interview mit Opern- und Theaterregisseur Barrie Kosky, Do we need a better understanding of progress, Photographer Alice Austen Is Finally Being Recognized as an LGBTQ Icon, The death of Philip K Dick brought to life
Getan: unsere Payroll automatisiert, eine Weinprobe durchgeführt bei Garibaldi, das Slut Konzert im Strom besucht, mit lieben Freund:innen getroffen und gegessen, die Nachbarin-Blumen gegossen und auf dem Balkon gesessen und gelesen
Gefreut: über wunderbare nachträgliche Geburtstags-Geschenke: eine Mitgliedschaft in der Bayerischen Volkssternwarte München, mein Seifenblasen-Wal, ein überraschendes Buch-Geschenk aus Berlin – habe mich riesig gefreut und zwei sehr edle Flaschen Wein vom Chef der Bingerader-Gattin
Geärgert: Roe vs Wade. What Does the End of Roe Mean? Key Questions and Answers.
Gesehen: Apostle (2018) von Gareth Evans mit Dan Stevens und Lucy Boynton. Okkult-Horror der auf einer abgelegenen Insel vor Wales spielt. Hat mir gut gefallen.
Civilisation (1969) BBC Mini-Serie von Michael Gill mit Kenneth Clarkson. Doku über das das kulturelle Erbe der westlichen Welt, vom Zusammenbruch des Römischen Reiches bis zur Entstehung der Moderne. Grundsätzlich spannend, aber es kommt nicht eine Frau vor.
Your Inner Fish (2014) von David Dugan mit Paläontologen Neil Shubin. Verfilmung des gleichnamigen Buches – eine Reise durch die Evolution und die unerwartet große Verwandtschaft zwischen Fisch und Mensch.
Gehört: Morning Star – King Woman, Flowers of Herself – Max Richter, Sonate G-Moll BWV 1020 – Johann Sebastian Bach, Sonate in B KV 15 – Wolfgang Amadeus Mozart, Ave verum corpus – William Byrd, Spem In Alium – Thomas Tallis, Falling Free –
Gelesen: Von falschen Konsum-Versprechungen, Judith Butler: We need to rethink the category of woman, It’s Time to Replace Ambition with Adaptation
Getan: einen kurzen Zwischenstopp in München gemacht und Ex-Arbeitskolleg*innen im Biergarten getroffen, in Garmisch noch ein paar Tage entspannt, viel geschwommen und sauniert, spontan ein sehr schönes Klassik-Konzert besucht
Gestaunt: Male giraffes will headbutt females in the bladder until they pee. They then drink the urine, tasting it to determine whether the female is ovulating. There. That’s something you know now.
Gelacht: immer wieder über den Laschet-Clown
Gewünscht: dieses Tiny House, diese Kabel-Halterung, dieser bayrische Strandkorb
Gefunden: nix
Gekauft: nix
Gedacht: Don’t hope that events turn out the way you want, welcome events in which ever way they happen: this is the path to peace //Epictetus
Gesehen: Call me by your name (2017) von Luca Guadagnino mit Timothée Chalamet und Arnie Hammer. Immer noch einer der schönsten Sommer-Liebe-ComingofAge-Filme ever. Und ich möchte unbedingt bei Gewitter und Stromausfall aus Klassikern vorgelesen bekommen.
The Tenth Man (1988) von Jack Gold mit Anthony Hopkins und Kristin Scott-Thomas. Solide Verfilmung des gleichnamigen Romans von Graham Greene.
A Classical Horror Story (2021) von Roberto de Feo und Paolo Strippoli mit Matilda Anna Ingrid Lutz. Fing ganz unterhaltsam an, wurde aber mit der Zeit irgendwie immer nerviger. Die Hauptdarstellerin fand ich gut, den Film echt mittelmäßig.
Gehört: Zion hört die Wächter singen – Johann Sebastian Bach, Mistress Violet – Violet Chachki & Allie X, Like I used to – Sharon Van Etten & Angel Olsen, Nothing else matters – Phoebe Bridgers, Yoko Ono – The Jesus & Mary Chain, Cosmic Dancer – The Kills, Symphonie No 40 – Wolfgang Amadeus Mozart
Gelesen: Darum dürfen wir die Pflege auch nach Corona nicht vergessen, Siri Hustvedt on the weaponization of free speech, Hätten sich Ökonomen nicht eingemischt wären wir bei der Klimakrise 20 Jahre weiter, warum ihr Bio Einkauf nicht die Welt rettet, Frauen im Jemen – die Bürde mädchenhaft auszusehen
Getan: eine Kollegin nach 8 Monaten das erste Mal getroffen und gemeinsam gegessen und Wein getrunken, viel auf dem Balkon gesessen, unzählige nervenaufreibende Gespräche und Nachrichten mit dem Bruder geführt, mit lieben Freunden getroffen und den Balkon abgeerntet
Gegessen: sehr leckeres Curry im Madam Chutney und Spaghetti Aglio e olio im Stemmerhof
Gefreut: über unseren geplanten Trip mit dem Nachtzug nach Venedig und die neu installierte Jalousie im Wohnzimmer
Geweint: über die verdammten Taliban in Afghanistan
Gesehen: Mary Shelley (2017) von Haaifa al-Mansour. Biopic mit Elle Fanning um die Erfinderin des wohl berühmtesten literarischen Monsters. Hat mir gut gefallen.
Das Phänomen Blade Runner (2021) von Boris Hars-Tschachotin. Empfehlenswerte Doku für alle, die mehr über den Kult-Film erfahren möchten. Momentan bei ARTE zu sehen.
Unlocked (2017) von Michael Apted mit Noomi Rapace, Orlando Bloom und Michael Douglas. Noomi Rapace als CIA Agentin – why not. Unterhaltsam.
Gedacht: “Courage doesn’t always roar. Sometimes courage is a quiet voice at the end of the day saying, ‘I will try again tomorrow.’” — Mary Anne Radmacher
Gesehen: Sound of Metal (2019) von Darius Marder mit Riz Ahmed und Olivia Cooke. Ein Schlagzeuger beginnt sein Gehör zu verlieren und muss sich mit einer Zukunft auseinandersetzen, die von nun an still sein wird. Zurecht gehypt. Unbedingt ansehen.
Relic (2020) von Natalie Erika James mit Emily Mortimer und Bella Heathcote. Atmosphärischer dunkler Horror um Edna, die verwitwete Matriarchin der Familie, die vermisst wird. Tochter und Enkelin reisen zu ihrem abgelegenen Haus, um sie zu finden. Sie entdecken eine unheimliche Präsenz, die das Haus heimsucht und die Kontrolle über die zurückgekehrte Edna übernimmt. Mochte ich sehr.
Gelesen: Die Macht der Schufa, Why Some Anxious People Find Comfort in Horror Movies, Arundhati Roy on India’s Covid catastrophe, It’s Not Just Young White Liberals Who Are Leaving Religion, die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo über den ökologischen Kulturwandel Frankreichs, warum der Sonnenkönig so gestunken hat
Getan: uns impfen lassen, viele MS Teams Meetings, gelesen, gelaufen und auf dem Balkon gesessen
Gewünscht: diesen Fächerordner, diese Kräuterwand, diesen Wäschetrockner
Gefunden: nix
Gekauft: nix
Gedacht: Every person you meet knows an amazing lot about something you know virtually nothing about. Your job is to discover what it is, and it won’t be obvious.
Gesehen: Kill, Baby, Kill! (1966) von Mario Bava. Stimmungsvoller Horror-Klassiker um ein europäisches Dorf aus dem 18. Jahrhundert, das von dem Geist eines mörderischen kleinen Mädchens heimgesucht wird.
My Octopus Teacher (2020) von Philippa Ehrlich und James Reed. Großartige Doku – ich fand Oktopoden vorher schon wahnsinnnig schlau und spannend und jetzt noch mal mehr. Unbedingt ansehen.
John was trying to contact aliens (2020) von Matthew Killip. Doku über John Shepherd der 30 Jahre lang versuchte, mit Außerirdischen Kontakt aufzunehmen. Herzerwärmend.
Frankenhooker (1990) von Frank Henenlotter. Trash-Horror-Comedy – nix für mich. Hab ich nach der Hälfte abgebrochen.
Gelesen: Literatur, die zu Musik wird: Diese Songs wurden von berühmten Büchern inspiriert, Harold Bloom on why read, On Needing to Find Something to Worry About, A Fuller Picture of paintress Artemisia Gentileschi
Getan: ein Leadership Konzept vorgestellt, unzählige Meetings, viel Zug gefahren, im japanischen Viertel in Düsseldorf wie in Tokio gefühlt und mit lieben Freunden lecker gegessen
Gegessen: Veganes Gemüsecurry Kambodscha-Style, japanischen Ramen und Rouladen à la Oma
Geärgert: über Genöle das als Feedback verkleidet wird
Geklickt: Give yourself permission to be creative | Ethan Hawke, auf den Quote Investigator und Travelling somewhere? Match your next read to your destination with The Literary Travel Agency. Books set in locations around the world!…
Ich glaube, ich habe nicht viel mit der Krimi-Autorin Donna Leon gemeinsam, außer wahrscheinlich unsere immense Vorliebe für klassische Musik aus der Barock-Zeit und der (nicht ganz ernst gemeinten) Ansicht, die eigentliche Oper endet für uns mit Mozart.
Neben den Barockopern von Händel, Monteverdi, Gluck oder Vivaldi mag ich insbesondere geistliche Musik, was mir wieder zeigt, dass man, um großartige Musik oder auch Architektur (Kirchen) schätzen zu können, nicht unbedingt religiös sein muss.
Die heutige Hirngymnastik befasst sich mit Literatur, in der klassische Musik eine zentrale Rolle spielt.
Die europäische Musik unterscheidet sich sehr von vielen anderen außereuropäischen klassischen Musikformen – durch ihr Notationssystem, das etwa seit dem 11. Jahrhundert in Gebrauch ist. Katholische Mönche entwickelten die ersten Formen moderner europäischer Musiknotation, um die Liturgie in der gesamten Weltkirche zu vereinheitlichen.
Im Gegensatz zu den meisten volkstümlichen Stilen ist die klassische Musik für die Entwicklung hoch entwickelter Formen der Instrumentalmusik wie Symphonie, Konzert, Fuge, Sonate und gemischter vokaler und instrumentaler Stile wie Oper, Kantate und Messe bekannt.
Eines der schönsten Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe ist eines, das mich gelegentlich auch in ganz andere Epochen der klassischen Musik geführt hat und auch wenn das Jahr noch nicht ganz um ist, es ist ganz eindeutig mein Lieblingsbuch dieses Jahr:
Clemency Burton-Hill ist unglaublich enthusiastisch, nicht im Entferntesten versnobt und hat mir riesige Lust gemacht, jeden Morgen das Stück des Tages zu hören. Sie redet über Stücke, die sie in der U-Bahn, bei der Hausarbeit oder auch mal ganz ehrfürchtig in einem Konzertsaal hört. Alle wichtigen Komponisten sind hier und an 366 Tagen (ja, inklusive des extra Tages – also perfekt für das Schaltjahr 2020) stellt sie erfreulich viele Frauen, Nicht-Europäer/Amerikaner und Komponisten vor, die noch leben und arbeiten – viele von ihnen unter 50.
Ein Buch wie dieses wäre vor dem Streaming vielleicht gar nicht möglich gewesen, aber durch das Streaming ist es leicht, sich durch alle 366 Stücke zu hören (meistens an dem dafür vorgesehenen Tag, aber ab und an auch mal ein paar am Stück, wenn ich etwas hinterherhinkte ). Dadurch lernte ich so unglaublich viele neue Stücke/Komponisten kennen und schätzen.
Natürlich hat mir nicht jedes Stück gefallen, aber wer klassische Musik mag, spürt richtig, wie sich der eigene Horizont erweitert. Ein wunderbares Buch und das perfekte Geschenk für eigentlich fast alle Menschen.
Weiter geht es mit dem Genre der Oper. Das rote Opernbuch im Hintergrund habe ich als Kind von Verwandten aus der DDR geschickt bekommen und es hat mich seitdem überall hinbegleitet, wo auch immer ich gewohnt habe. Es ist ein guter erster Anlaufpunkt, wenn man sich über den Inhalt und den Hintergrund einer Oper informieren möchte.
Heute geht das natürlich auch sehr gut mit Wikipedia, dennoch kann ich jedem, der vielleicht auch gerade erst anfängt, sich mit Opern zu beschäftigen, empfehlen, sich ein solches Opernbuch anzuschaffen und/oder auch das Who’s Who in der Oper, ein hilfreiches Handbuch das einem noch mal mehr Einblick in die wichtigsten Figuren gibt, die immer wieder in Opern auftauchen.
Robert Levines „Weep, Shudder and Die“ ist ein sehr kompakter Guide, der noch mal interessante Einblicke in die Welt der Opernliebhaber in den USA gibt, die Auswahl der Komponisten und die Kürze der Opernbeschreibungen waren mir aber eine Spur zu oberflächlich. Es fehlte Händel (!!!).
Etwas umfassender möchte ich euch diesen Roman vorstellen:
Opernroman – Petra Morsbach
Wunderbarer Roman über das Treiben an einem fiktiven Opernhaus in einer fiktiven Stadt. Morsbach wirft einen messerscharfen Blick hinter die Kulissen. Man spürt, dass Petra Morsbach die Bühnen der Welt von innen heraus kennt, denn nur als Insider erlangt man diese Detailschärfe und kann so lebendig und humorvoll über diesen Mikrokosmos schreiben.
Hochs und Tiefs gehören zum künstlerischen Alltag in der Oper. Hinter den Kulissen ist das Geschehen aber fast genauso dramatisch wie auf der Bühne. Einige opfern ihr Leben für die Kunst, während andere recht skrupellos über Leichen gehen um Karriere zu machen. Die Menschen leben hier intensiver, leiden aber auch mehr als anderswo. Die Oper ist ein Ort der Extreme.
In diesem bislang einzigen Nicht-Brunetti Roman von Donna Leon geht es unter anderem um den italienischen Geistlichen, Diplomaten und Komponisten Agostino Steffani (1654 – 1728). Er lebte über zwanzig Jahre in München, was ihn noch einmal interessanter für mich machte.
Das Buch entstand in Kooperatin mit Cecilia Bartoli, einer Opernsängerin, die Ms Leon vor etwa zwanzig Jahren einmal interviewte und die seitdem ihr Opern-Buddie ist. Bartoli nahm eine CD mit Werken von Agostini auf und nur für die CD alleine hat sich der Kauf dieses wunderschönen Buches gelohnt. Der Krimi selbst spielte für mich eher eine untergeordnete Rolle, unterhalten habe ich mich aber auf jeden Fall sehr gut gefühlt.
Caterina Pellegrini ist gebürtige Venezianerin und wie so viele von ihnen musste sie ihre Heimat verlassen, um ihre Karriere fortzusetzen. Mit einem Doktortitel in „Barockoper“ aus Wien landet sie in Manchester. Als Caterina von einer Stelle in ihrer Heimat erfährt, ergreift sie die Gelegenheit beim Schopf und zieht zurück.
Die Stelle ist ziemlich ungewöhnlich. Nach fast drei Jahrhunderten wurden zwei verschlossene Truhen entdeckt, in denen sich vermutlich Papiere eines Barockkomponisten befanden. Mit religiösen und politischen Kreisen eng verbunden, starb der Komponist kinderlos; nun beanspruchen zwei (sehr unsympathische) Venezianer, Nachkommen seiner Cousins, jeweils das Erbe. Caterinas Aufgabe ist es, alle beigefügten Papiere zu prüfen, um so etwas wie eine testamentarische Verfügung des Komponisten zu finden. Doch als ihre Nachforschungen sie in unerwartete Richtungen führen, beginnt sie sich zu fragen, welche Geheimnisse diese Truhen wohl tatsächlich bergen.
Die Juwelen des Paradieses – ein großartiger Roman für Musikliebhaber*innen, eine fesselnde Erzählung über Intrigen, Musik, Geschichte und Gier mit großartiger Musik.
Hier könnt ihr Cecilia Bartolis Steffani-Aufnahme hören
Von Venedig aus reisen wir jetzt ins Deutschland der Bach-Zeit. Bach und Händel sind ja die großen deutschen Komponisten der Barock-Zeit und theoretisch hätten sie sich treffen können, es hat aber tatsächlich nie geklappt.
Die Suche in der häuslichen Bibliothek hat gleich zwei Bücher über Johann Sebastian Bach hervorgebracht – aber sträflicherweise keines über „meinen“ Händel, ein Zustand den ich schnellstens ändern muss.
Als die Musik in Deutschland spielte – Bruno Preisendörfer
Bruno Preisendörfer entführt uns in die Lebenswelt des Barock: Wie kleideten sich die Menschen? Wie sah das Familienleben aus? Tabak kam gerade in Mode und auch der Kaffee und damit der Siegeszug der Kaffeehäuser.
Musik wurde überall gespielt – ob in Gottesdiensten, zur Unterhaltung des Adels, der Bürger oder auf dörflichen Festen. Es war die Zeit von Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel und Georg Philipp Telemann, deren Kompositionen uns bis heute nachhaltig berühren.
Preisendörfer breitet ein Füllhorn an Fakten, Anekdoten und Wissen aus, für mich hat die Lesbarkeit manchmal etwas gelitten und mich machte dieses hektische Springen von einer Anekdote zur nächsten irgendwie etwas kirre.
Hätte mir mehr über das Leben Johann Sebastian Bachs gewünscht und etwas weniger Hektik.
Als Bach nach Dresden kam – Ralf Günther
Leider stand auch in diesem Buch nicht etwa Johann Sebastian Bach im Zentrum der Geschichte, sondern der Dresdner Konzertmeister und Direktor der französischen Hofmusik: Jean-Baptiste Volumier.
Im Jahr 1717 ist Volumier Konzertmeister der Hofkapelle August des Starken. Als ihm zu Ohren kommt, dass der skandalumwitterte französische Musiker Louis Marchand nach Dresden geholt werden soll, wird ihm angst und bange: Wird Marchand ihm den Rang streitig machen? Volumier fasst einen Plan: Ein Orgelduell, bei dem er Marchand gegen den größten lebenden deutschen Komponisten antreten lässt: Johann Sebastian Bach wird Marchand überstrahlen, da ist Volumier sicher, und nach einer Blamage wird Marchand das Weite suchen. In Weimar lernt Volumier Bachs Cousine Friedelena kennen. Die Begegnung verändert einiges. Kurz bevor das Tastenduell stattfindet, nehmen die Ereignisse einen unvorhergesehen Verlauf.
Ein unterhaltsames Buch, aber ich wollte doch etwas mehr Bach und weniger Volumier *mit den Füßen trampelt*.
Jetzt aber zwei Bücher über einen Komponisten, bei dem man tatsächlich das bekam, was auch außen drauf stand.
Wir reisen nach Österreich und widmen uns DEM Komponisten der Wiener Klassik: Wolfgang Amadeus Mozart
Mozart: Ein Leben ist eine gut recherchierte Biographie von Maynard Solomon und war 1996 Finalist für den Pulitzerpreis. Sie liest sich wie ein Roman, in dem wir Mozart durch seine frühe Kindheit in Salzburg bis zu seinen gefeierten Auftritten in den Hauptstädten Europas als Wunderkind begleiten.
Solomon folgt ihm nach Wien, wo er heiratet und als vielversprechender junger Komponist nicht nur in Wien, sondern auch in Prag und Deutschland Erfolg hat. Sein Leben überschattet eine sich stetig vertiefende Melancholie, die sich besonders ausprägte als er an seinem letzten Werk, dem Requiem, arbeitet, bevor er im Alter von 36 Jahren viel zu früh stirbt.
Mozart last Aria – Matt Rees
Matt Rees nimmt in seinem Roman das historische Rätsel des Mordes an Mozart unter die Lupe und präsentiert anhand von Fakten und Personen aus dem wirklichen Leben eine mögliche Lösung des Falles.
Zu Beginn der 1790er Jahre steht Europa vor einigen großen Problemen. In Frankreich ist die Französische Revolution im Gange. Preußen und Österreich sind Erzfeinde. Und Mozart verliert unter mysteriösen Umständen sein Leben und vermutet eine Vergiftung. Der Roman beginnt, als seine Schwester Nannerl im Sterben liegt und Mozarts Sohn das von ihr geführte Tagebuch gibt. Als Nannerl von Mozarts rätselhaftem Tod erfährt, verlässt sie ihr Dorf Salzburg und reist nach Wien, wo ihr Bruder Mozart Erfolg hatte und Zugang zu den höchsten gesellschaftlichen Kreisen erlangte. Nannerls Ziel ist einfach: herauszufinden, was mit ihrem Bruder geschehen ist.
Nur ist dem Wien, dem sie begegnet, ein anderes als das ihrer Jugend. Die Atmosphäre ist nicht mehr offen und entspannt, sondern geheimnisvoll und trügerisch. Als Nannerl beginnt, sich umzuhören, gerät sie in ein gefährliches Spiel – sie wird auf der Straße angegriffen und muss um ihr Leben fürchten.
Der Roman war eine verführerische Lektüre. Gleich zu Beginn des Buches stellt Rees dem Leser eine Liste der Charaktere und ihrer Identitäten zur Verfügung, das hilft sehr. Jedes Mal, wenn man glaubt, der Mörder sei entlarvt, schlägt Rees wieder einen Haken. Das Buch hat wirklich Spaß gemacht.
Die Mozart-Lektüre hat mir große Lust gemacht den Film Amadeus wiederzusehen, leider konnte ich ihn nirgendwo streamen, daher musste ich mich vorab erst mal mit dem Trailer begnügen:
Der letzte Roman dieser Hirngymnastik führt uns in die Welt der Kastraten.
Margriet de Moors „Der Virtuose“ hatte ich vor Jahren schon einmal gelesen und war gespannt, wie viel mir noch in Erinnerung geblieben war und wie gut es mir jetzt gefallen würde.
Dieser Roman erzählt die Geschichte eines berühmten Sängers. Der musikalisch begabte Garparo, der in furchtbare Armut hineingeboren wird lässt sich freiwillig und bereitwillig kastrieren, als er fast schon in der Pubertät ist. Danach wurde er ins Konservatorium gebracht und unzählige Stunden lang zu einem der berühmtesten Sänger Neapels ausgebildet.
Es ist die Geschichte der dramatischen Liebesgeschichte zwischen Gaspara und einer reichen Adligen.
Das Buch gibt Einblick in eine Zeit, in der Menschen – egal welcher Klasse sie angehörten völlig verrückt nach der Oper waren. Aristokraten, wie die Heldin des Romans, besuchten das Theater von San Carlo mehrmals in der Woche in ihren Logen, dort wurde gespielt und gegessen, Gespräche über Philosophie geführt und auch Liebesaffären nahmen dort ihren Lauf.
Manchmal widmeten sie sich aber auch der Musik und gingen mitunter sogar bis auf die Bühne, um die Aufführungen aus der Nähe zu sehen! Seither verstehe ich, warum Mahler darauf bestand, dass die Zuschauer ruhig sitzen und zuschauen sollten.
De Moor lässt die Welt der italienischen Musik und der neapolitanischen Aristokratie mit einer Sinnlichkeit aufleben, die einem den Atem raubt.
Der passende Film zum Buch ist natürlich Farinelli:
Zum Abschluß eine Playlist meiner liebsten klassischen Stücke:
Ich hätte gerade riesige Lust dazu. Habe mich für Ende Dezember um Tickets beworben an der Münchner Staatsoper, aber noch weiß ich nicht ob es geklappt hat. Wir werden sehen.
Ich hoffe ich konnte euch etwas Lust machen auf klassische Musik – habt ihr Lieblingskomponisten oder Stücke die ihr mir empfehlen würdet? Geht ihr gerne in die Oper?
Gesehen: Hustlers (2019) von Lorene Scafaria mit Jennifer Lopez, Constance Wu uva. eine Gruppe gewiefter Strip-Club-Mitarbeiterinnen schließt sich zusammen, um den Spieß bei ihren Wall-Street-Kunden umzudrehen. Großartig. Basiert auf wahren Begebenheiten.
First Man (2018) von Damien Chazelle mit Ryan Gosling und Claire Foy. Bio-Pic über Neil Armstrong und die weltberühmte Mondlandung. Spannend und unterhaltsam.
Gelesen: Mütter kritisieren ein Leben lang die Körper ihrer Töchter, Sophie Passmann zur Rolle der Veranstalter in der Lisa Eckhart Debatte, the devastating decline of a bright young coder, die Kurzgeschichte „With the Beatles“ von Haruki Murakami, diesen Artikel über Stanislaw Lem
Getan: im Watt gewandert, die kleine Nichte eingeschult, Hauschka live aus der Elbphilharmonie gehört, Uno im Garten gespielt und viel Zug gefahren
Gegessen: Nordseekrabben
Getrunken: Astra
Gefreut: über das Buchgeschenk von der lieben Schwiegermama
Geärgert: dass ich die Perseiden verpasst habe
Geklickt: auf dieses Interview mit Judith Butler, auf diese Liste von 15 Entdeckerinnen die man kennen sollte, Nadine Champions TED Talk „10 seconds of courage – Life lessons from a fighter“
Gesehen: The Crow (1994) von Alex Proyas mit Brandon Lee. Zurecht ein Kult-Film. Großartige Ästhetik und sehr guter Soundtrack. Den werde ich definitiv irgendwann noch mal anschauen.
Rams (2018) von Gary Hustvidt. Spannendes Biopic über die Stil-Ikone schlechthin. Während Covid-19 kann man sämtliche Filme Hustvidts auf seiner Webseite umsonst ansehen.
Lost Girls (2020) von Liz Garbus. Verfilmung der auf wahren Begebenheiten beruhenden Long Island Morde. Muss man nicht gesehen haben.
Getan: viele virtuelle Meetings und Onboarding Sessions und richtig viel gelesen
Geplant: mein Box-Training im Wohnzimmer zu machen
Gegessen: die ersten Grillwürschtel
Getrunken: Tee & Wein
Gefreut: über das Osterpaket von der Schwiegermama mit tollem Buchgeschenk
Geärgert: nein
Geklickt: auf Mai Thi Nguyen-Kims Info Video zu Covid-19, auf Radio Garden (man dreht den Globus und es werden alle Radiostationen der Welt anklickbar angezeigt), Marvel bietet kostenlos jede Menge Comics an