Dichterinnen & Denkerinnen – Katharina Herrmann

“For most of history, anonymous was a woman.”
Virginia Woolf

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Wir alle haben wohl als Leser*innen eine ähnliche Erfahrung gemacht: Man liest sich in der Schule durch die fast ausschließlich von Männern verfassten Klassiker, ich kann mich an kaum eine Autorin erinnern, die wir überhaupt in der Schule gelesen haben. Shakespeare, Moliere, Schiller, Hauptmann, Borchert – aber weit und breit keine Autorin.

In einem der Deutsch-Schulbücher fand sie ein Gedicht von Annette Droste-Hülshoff, nur blätterten wir da einfach drüber und Marie von Ebner-Eschenbach war in meiner spärlichen Briefmarken-Sammlung zu finden, aber beide Autorinnen sind mir – muss ich zu meiner Schande gestehen – bis zum letzten Jahr einzig als Namen ein Begriff gewesen.

Egal welchen Kanon man zu Rate zog, ob die 100 Romane der Weltliteratur, oder der Kanon zu deutschsprachiger Literatur von Marcel Reich-Ranicki, der weibliche Anteil an Werken ist vernichtend gering.

Ich hatte so oft das Gefühl, dass da eine ganze Menge fehlt und habe mich gerade in den letzten Jahren bewusst auf die Suche gemacht nach Autorinnen, die zu Unrecht vergessen wurden.

Ganz professionell und mit sicherer Hand hat die kluge Katharina Herrmann in ihrem Band „Dichterinnen und Denkerinnen“ den Frauen eine Bühne gegeben, die teilweise unter den widrigsten Umständen geschrieben haben.

Sie nimmt uns auf eine Reise durch die Jahrhunderte mit, die im 18. Jahrhundert mit Louise Adelgunde Victorie Gottsched beginnt und mit Mascha Kaleko im 20. Jahrhundert endet. Desweiteren werden Sophie von La Roche, Caroline Auguste Fischer, Johanna Schopenhauer, Rahel Varnhagen (von Ense), Karoline von Günderrode, Annette von Droste-Hülshoff, Louise Anon, Marie von Ebner-Eschenbach, Helene Böhlau (al Raschid Bey), Lou Andreas-Salomé, Ricarda Huch, Else Lasker-Schüler, Franziska zu Reventlow, Vicki Baum, Nelly Sachs, Gertrud Kolmar, Anna Seghers und Marieluise Fleißner vorgestellt. Anhand von Gedichten, Brief- und Romanauszügen macht sie Lust, diese Autorinnen mit ihr (wieder) zu entdecken und viele davon auch endlich einmal zu lesen.

Die vorgestellten Frauen waren als Schriftstellerinnen, Dichterinnen, Journalistinnen und Theaterkritikerinnen tätig, aber fast immer erlebten sie große Widerstände, mussten oft heimlich schreiben und kamen oft erst dazu, wenn der Haushalt versorgt, die Kinder im Bett waren. Nur wenige hatten Unterstützung durch Ehemänner.

Es gehörte eine Menge Mut, Unkonventionalität, Talent und Widerstandskraft dazu unter diesen Umständen erfolgreich zu schreiben und sich von Niederlagen nicht entmutigen zu lassen.  Frauen, die trotzdem geschrieben haben und vor denen ich definitiv den Hut ziehe.

Im September 2017 veröffentlichte Katharina auf dem Blog 54 Books einen großartigen Artikel mit dem Titel „Auch ein Land der Dichterinnen und Denkerinnen“ über das noch immer bestehende Ungleichgewicht zwischen Frauen und Männern im Literaturbetrieb, der viel diskutiert wurde.

Auslöser des Artikels war ihre Beobachtung, das in dem Buch „Grundwissen Deutsch“ von Cornelsen unter den wichtigen Autor*innen aller Epochen von der Antike bis zur Gegenwart 125 Männer und nur 17 Frauen genannt sind.

Ich würde mich freuen, wenn noch mehr Verlage es sich noch mehr zur Aufgabe machen würden, Werke von vergessenen Schriftstellerinnen erneut aufzulegen.

Katharina Herrmann hat 20 außergewöhliche Frauen ausgesucht und kenntnisreich mit viel Wärme porträtiert. Das Buch ist ein optischer Leckerbissen, mit Illustrationen von Tanja Kischel, die jeder der vorgestellten Autorinnen ihre ganz eigene Note gegeben hat.

Ich kann Euch Dichterinnen & Denkerinnen wirklich ans Herz legen, perfekt um immer wieder darin zu blättern und sich einen ganz eigenen Kanon zu basteln aus den Werken dieser teilweise – und auf jeden Fall zu Unrecht – vergessenen Autorinnen.

Ich danke dem Reclam Verlag für das Rezensionsexemplar.

Meine Woche

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Gesehen: „Django Unchained“ für einen Western war der gut. Tarantino halt. Aber irgendwie war alles ein bisserl altbekannt. Nicht schlecht, muss man aber nicht gesehen haben.

Non-Stop“ Flugzeug-Action-Thriller-Gedöns mit Liam Neeson. Ganz unterhaltsam, aber auch kein unbedingter must-see.

Und dann noch diese Star Trek NGT Folgen „Timescape“ und „Schisms„- ich bin und bleibe ein Trekie 😉

Gehört:  Reese Witherspoon liest das erste Kapitel aus Harper Lee „Go set a Watchmen„, Eagles „Lyin Eyes“ – Eagles hör ich immer bei Gewitter 😉 Hayley Kiyoko „Girls Girls Girls„,

Gelesen: diesen Artikel über Nelly Sachs, diesen Artikel von Joan Didon zu „Self Respect“ und diesen Artikel über Shirley Jackson „The Queen of American Gothic“

Getan: im Meer geschwommen, Nizza besucht, im Garten gelegen und gelesen

Gegessen: Tomatenrisotto mit Petersilie und Pizza Napoli

Getrunken: mein erster Campari – interessant!

Gefreut: über ein wunderbares Überraschungspäckchen das gestern nach der Heimfahrt aus dem Urlaub im Briefkasten war

Geärgert: Stau und nicht funktionierende Autobahngebühr-Automaten und angeblich verursachte Kratzer an Mietwagen – und dann auch noch ein Wespennest auf dem Balkon. Schönen Dank auch. Grrrr.

Gelacht: „Dear Boyfriend. I can make your Girlfriend scream a lot louder than you can. Sincerely, Spiders.

Geplant: Wespen loswerden, erste Arbeitswoche überstehen und dann die Zeit geniessen mit liebem Besuch

Gewünscht: diesen Hoody, diesen Sessel und diese Bettwäsche

Gekauft: ein Tshirt

Gefunden: nix

Geklickt: auf diesen Ted-Talk und diesen Artikel wie wir Entscheidungen treffen

Gewundert: wie schnell 2 Wochen Urlaub rum sind