Literatur-Blog für alle, die keine Angst vor heftigen Mischungen haben. Paul Auster, Margaret Atwood, Haruki Murakami treffen auf Simone de Beauvoir, Batman und Orphan Black. Dosenbier auf Oper und St. Pauli auf Crispr, Philosophie, Science und Sci-Fi.
Oops jetzt habe ich euch aber länger auf die Fortsetzung unserer New York Reise warten lassen als geplant. Es ist einfach zu heiß – für alles. Zum schreiben, zum denken, zum Bilder sortieren. Aber done is better than perfect – also auf geht’s, ich nehme euch mit ins brütend heiße New York, allerdings haben wir immer wieder gut gekühlte Ecken gefunden.
Zum Beispiel direkt neben dem Chelsea Hotel – wo wir uns zur Premiere von Kristen Stewarts neuestem Film „Crimes of the Future“ in ein eisgekühltes Kino begaben. Das war eine recht tragische Entscheidung wie sich später rausstellen sollte. Zwar war es fantastisch das Chelsea Hotel zu erleben, in dem Patti Smith so lange lebte, allerdings hätten wir nur wenige Straßen entfernt die echte Kristen Stewart an der Premierenfeier des Films erleben können, was die Bingereader-Gattin als weltgrößtes Fangirl in tiefste Verzweiflung stürzen sollte, als wir unseren Fehler ein paar Tage später bemerkten.
Jetzt aber erst mal zur nächsten Buchempfehlung für New York – natürlich „Just Kids“ von Patti Smith
NYC ist eine Stadt, die sich für mich eigentlich nur zu Fuß so richtig begreifen läßt. Auch wenn die Subway bei den tropischen Temperaturen mit ihren eisgekühlten Wagen oft verlockend schien, haben wir die meisten Strecken zu Fuß oder im Taxi zurückgelegt, um möglichst viel von der Stadt zu sehen. Was mich bei den gelegentlichen Subway Fahrten überraschte waren die Ratten, die es immer schon gab, die aber mittlerweile so derart ihre Scheu verloren haben, dass sie selbst tagsüber auf vollbesetzten Bahnsteigen den Leuten über die Füße laufen.
Wir haben jeden Tag so einige Kilometer abgelaufen, hier ein paar Impressionen unserer Touren:
Ich empfehle dringend einen Spaziergang durch den Big Apple. Gehen ist die beste Form der Fortbewegung und Bewegung tut gut. Die Stadt ist relativ eben, mit wenigen Höhen und Tiefen in Midtown gang im Gegensatz zu „Manahata“ wie die Delawaren Manhatten nannten, was so viel wie „Insel der vielen Hügel“ bedeutet.
Die Bürgersteige in New York City können von Touristen und Einheimischen verstopft sein. Touristen, die meist im Gegensatz zu den Einheimischen Schwierigkeiten haben sich auf den überfüllten Bürgersteigen zurechtzufinden.
Die Fifth Avenue ist der Mittelpunkt des 1811 eingeführten Straßenrasters von Manhattan. Von diesem Mittelpunkt aus verlaufen die nummerierten Straßen in Ost-West-Richtung. Der Verkehr auf der Fifth Avenue fließt in Richtung Innenstadt.
Wir sind an einem Vormittag auf Wunsch unserer enthusiastischsten Lauf-Freundin 1,5 Std quer durch die Stadt gelaufen um in einem bestimmten Diner zu frühstücken. Der Magen hing dann auf halb 8, aber es war eine tolle Tour und selten hatten wir uns eine warme Mahlzeit mehr verdient als an diesem Morgen.
Die perfekte Lektüre für Spaziergänge durch New York die ich euch hier ans Herz legen möchte, sind Teju Coles „Open City“ und Miles Davis „If Beale Street could talk“
Aber ich hatte euch ja einen Boots-Trip versprochen, der uns auch tatsächlich etwas Abkühlung brachte, wenngleich für einen deutlich kürzeren Zeitraum, als vermutet.
Wir hatten uns von AirBnB Experiences dazu verführen lassen eine Bootstour zu machen die im Brooklyn Harbour am frühen Nachmittag starten sollte. Wir warfen uns in unsere segeltauglichsten Klamotten und begaben und mit einem türkischen Pärchen als einzige weitere Passagiere gemeinsam mit dem Skipper an Bord. Der Sekt war kaltgestellt, die Segel gesetzt – allerdings gingen dem Skipper schon nach den ersten paar Hundert Metern das Diesel aus, wir wurden in die Kabine hinunter geschickt, wo wir sechs verzweifelt versuchten bei gefühlten 200 Grad, den einströmenden Diesel-Dämpfen die beim Nachtanken entstanden und dem mächtigen Seegang nicht die Fische zu füttern.
Nach etwa 15 Minuten gab der Skipper dann auf. Der Motor wollte partout nicht wieder anspringen, wir wurden an Land zurückgebracht. Es war zwar ein kurzer Trip, aber wir haben immerhin ein paar hübsche Fotos von der Skyline und der Brooklyn Bridge gemacht, ein sehr nettes Pärchen kennengelernt und den Sekt haben wir dann einfach später auf der Hotelterrasse getrunken.
Auch wenn mir hier der passende Übergang fehlt, möchte ich euch Sylvia Plaths „The Bell Jar“ ans Herz legen, der Roman beschreibt das Leben von Esther Greenwood, einer College-Studentin, die davon träumt, Schriftstellerin zu werden. Sie wird für ein einmonatiges Sommerpraktikum als Gastredakteurin des Magazins Ladies‘ Day ausgewählt, aber ihre Zeit in New York City ist schwierig, da sie gegen gesellschaftliche Normen ankämpft und nach einem Selbstmordversuch in der Psychiatrie landet.
Es gäbe noch so viel zu erzählen, wir haben Sarah Jessica Parker am Broadway in „Plaza Suite“ gesehen, sind die Highline vom Angang bis zum Ende lang gelaufen, haben Buchläden gestürmt, einen lieben Freund nach vielen Jahren zum Dinner in Chinatown getroffen, viele leckere Cocktails getrunken und überaus gut gegessen.
Das kulturelle Highlight war für mich aber der Besuch der New York Library und die Dinos im Natural History Museum
Mein abschließender New York Buchtipp ist ein ziemlicher Ziegelstein und daher wahrscheinlich eher in der ebook-Version als Reiselektüre zu empfehlen: Donna Tartts „The Goldfinch“ ein Roman bei dem zwar ein Museum eine große Rolle spielt, allerdings das Metropolitan Museum – dahin haben wir es dieses Mal nicht geschafft.
Das war ganz sicher nicht unser letzter Besuch im Big Apple. Ich liebe die Stadt, auch wenn ich mir mittlerweile nicht mehr so gut vorstellen kann dort zu leben, für einen Besuch ist sie immer wieder gut. Samuel Pepys Zitat „If you are tired of London, you are tired of life“ kann man absolut genauso auf New York beziehen. Eine Stadt die nie schläft, die oft stinkt, schmutzig ist und einem das Geld aus der Tasche zieht und die dennoch die aufregendste und anregendste Metropole der Welt ist.
Ich hoffe ihr hattet etwas Spaß und Lust auf das eine oder andere Buch bekommen, dass entweder euren nächsten New York Trip begleiten könnte oder mit dem ihr einfach auf dem Sofa durch die Stadt reist, auf jeden Fall die umweltschonendere Methode.
Der Lesemonat Juni war insbesonders von unserer Reise nach New York geprägt, nicht nur was die entsprechende New York Lektüre betrifft, sondern auch die damit verbundene gestiegene Lesezeit, die dem Flug und dem Jetlag geschuldet war. Ich habe mich darüberhinaus intensiv mit Mary Shelley und Mary Wollstonecraft beschäftigt, mich bei einem CliFi Roman mit unserer Zukunft beschäftigt und durch einen danach folgenden Zeitreise Thriller ein bisschen dem Escapismus hingeben können. Ein guter Lesemonat, einzig Anne Tyler unsere Bookclub Lektüre des Monats konnte mich nicht ganz so in ihren Bann ziehen.
Aber jetzt zum Einblick in die Bücher die ich letzten Monat gelesen haben und welche davon wem ans Herz legen möchte:
Doris Dörrie – Die Heldin reisterschienen im Diogenes Verlag
Döris Dörrie erzählt in ihrem autofiktionalen Buch von drei Reisen – nach San Francisco, nach Japan und nach Marokko – und davon, als Frau in der Welt unterwegs zu sein. In Anlehnung an Joseph Campbells berühmtem „Der Heros in tausend Gestalten“ beschäftigt sie sich mit der Heldin die in die Welt hinaus muss und Abenteuer erleben um eben eine Heldin zu werden.
Dörries Bücher sind immer wie eine wunderbare elegante Sommerbrise, ich lese sie so so gerne, komischerweise kommt sie mir nie in den Sinn, wenn ich von meinen Lieblingsautorinnen spreche. Vielleicht weil ihre Bücher meist schmal sind, sich nicht zu ernst nehmen und nicht schwergewichtig daherkommen und das macht eigentlich einen großen Teil ihres Zaubers aus.
Der Held muss also aus dem Haus, um ein Held zu werden. Und die Heldin? Sie ist gar keine Heldin, sondern die Frau des Helden, sie bleibt, wo sie ist, und beschützt das Haus. Sie ist die Hausfrau, die Frau im Haus. Sie auch deshalb dableiben, damit jemand zu Hause ist, wenn der siegreiche Held zurückkehrt. Sie darf nicht ausziehen, um das Fürchten zu lernen, aber das muss sie auch gar nicht, denn sie hat ja sowieso permanent Angst. Sie macht sich ständig Sorgen, am meisten um den Helden. Der Held wiederum macht sich keine um sie, denn er kann sich darauf verlassen, dass sie geduldig auf seine Rückkehr wartet und in seiner Abwesenheit kratzige Pullover webt.
Passende Lektüre für alle die Lust haben sich Herz und Horizont erweitern zu lassen.
Teju Cole – Open City, übersetzt von Christine Richter-Nilsson im Suhrkamp Verlag
Julius, ein junger Psychiater, durchstreift die Straßen Manhattans, allein und ohne Ziel, stundenlang. Die Bewegung ist ein Ausgleich zur Arbeit, sie strukturiert seine Abende, seine Gedanken. Er lässt sich treiben, und während seine Schritte ihn tragen, denkt er an seine kürzlich zerbrochene Liebesbeziehung, seine Kindheit, seine Isolation in dieser Metropole voller Menschen. Fast unmerklich verzaubert sein Blick die Umgebung, die Stadt blättert sich vor ihm auf, offenbart die Spuren der Menschen, die früher hier lebten. Mit jeder Begegnung, jeder neuen Entdeckung gerät Julius tiefer hinein in die verborgene Gegenwart New Yorks – und schließlich in seine eigene, ihm fremd gewordene Vergangenheit.
Anfänglich erlebte ich die Straßen als eine unaufhörliche Geräuschkulisse, ein Schock nach der Konzentration und relativen Ruhe des Tages, so als zerrisse jemand die Stille einer abgeschiedenen Kapelle mit einem dröhnenden Fernseher
Passende Lektüre, insbesondere in dem kleinen Suhrkamp Format, um es in die Tasche zu stecken, während man durch New Yorks Straßen läuft und es morgens um 5 bei schwarzem Kaffee in einem Diner zu lesen.
Bill Hayes – Insomniac City erschienen im Bloomsbury Verlag
Bill Hayes kam 2009 mit einem One-Way-Ticket nach New York City und hatte nur eine vage Vorstellung davon, wie er zurechtkommen würde. Aber mit 48, nach Jahrzehnten in San Francisco und dem Tod seines Partners, brauchte er einfach Veränderung und fand Trost im unaufhörlichen Rhythmus der Stadt, dem Anblick des Empire State Buildings im Nachthimmel und die New Yorker die der an Insomnia leidende Hayes bei seinen nächtlichen Spaziergängen traf.
Und ganz unverhofft verliebt er sich wieder. In seinen Freund und Nachbarn, den Schriftsteller und Neurologen Oliver Sacks. Hayes zeichnet ein liebevolles Porträt Oliver Sacks‘ und zeigt ihn von seiner persönlichsten und liebenswertesten Seite. Er beschreibt wie sich Sacks im Alter von fünfundsiebzig Jahren zum ersten Mal im Leben verliebt, über die glücklichen gemeinsamen Jahre bis zur Auseinandersetzung mit Oliver Sacks Krankheit und seinem Tod im August 2015.
I suppose it’s a cliché to say you’re glad to be alive, that life is short, but to say you’re glad to be not dead requires a specific intimacy with loss that comes only with age or deep experience. One has to know not simply what dying is like, but to know death itself, in all its absoluteness. After all, there are many ways to die—peacefully, violently, suddenly, slowly, happily, unhappily, too soon. But to be dead—one either is or isn’t. The same cannot be said of aliveness, of which there are countless degrees. One can be alive but half-asleep or half-noticing as the years fly, no matter how fully oxygenated the blood and brain or how steadily the heart beats. Fortunately, this is a reversible condition. One can learn to be alert to the extraordinary and press pause—to memorize moments of the everyday.
Für alle Insomniacs die Spaß an skurillen Begegnungen haben die sich gerne von einer berührenden Liebesgeschichte verzaubern lassen.
Charlotte Gordon – Romantic Outlaws: The extraordinary lives of Mary Wollstonecraft & Mary Shelleyerschienen im Penguin Verlag
Romantic Outlaws ist das erste Buch, das die Geschichte des leidenschaftlichen und außergewöhnlichen Lebens von Mary Wollstonecraft – englische Feministin und Autorin des bahnbrechenden Buches „The Vindication of the Rights of Women“ – und ihrer Tochter Mary Shelley, Autorin von Frankenstein, erzählt.
Obwohl sie Mutter und Tochter waren, haben sich diese beiden brillanten Frauen nie gekannt – Wollstonecraft starb 1797 im Alter von 38 Jahren, eine Woche nach ihrer Geburt, an einer Infektion. Dennoch waren ihre Leben so eng miteinander verwoben, ihre Entscheidungen, Träume und Tragödien so unheimlich ähnlich, dass es unmöglich scheint, die eine ohne die andere zu betrachten.
Beide Frauen wurden berühmte Schriftstellerinnen, verliebten sich in brillante, aber unmögliche Männer, waren alleinerziehende Mütter, die außereheliche Kinder bekamen, lebten im Exil, kämpften um ihre Stellung in der Gesellschaft und machten sich unentwegt Gedanken darüber, wie sie leben sollten. Und beide Frauen brachen mit fast allen starren Konventionen, die es zu brechen gab: Wollstonecraft verfolgte Piraten in Skandinavien. Shelley nahm es in Neapel mit Banditen auf. Wollstonecraft segelte nach Paris, um die Revolution mitzuerleben. Shelley brannte auf einem Fischerboot mit einem verheirateten Mann durch. Wollstonecraft verkündete, dass die Freiheit der Frauen für jeden von Bedeutung sein sollte.
Wollstonecraft setzte sich nicht nur für die Rechte der Frauen ein, sondern entfachte mit ihrem Werk auch die Romantik. Sie inspirierte Coleridge, Wordsworth und eine ganze neue Generation von Schriftstellern, darunter auch ihre eigene Tochter, die – zusammen mit ihrem jungen Liebhaber Percy Shelley – Wollstonecrafts Werk an ihrem Grab laut vorlas. Mit gerade einmal neunzehn Jahren und als frischgebackene Mutter schrieb Mary Shelley Frankenstein, während sie mit Percy und Lord Byron (der prompt ein Kind von Marys Stiefschwester zeugte) durch Italien reiste. Es ist ein bahnbrechender Roman, der die Grenzen der menschlichen Natur und die Macht der Erfindungen in einer Zeit großer religiöser und wissenschaftlicher Umwälzungen erkundet. Darüber hinaus wurde Mary Shelley nach dem frühen Tod ihres Mannes zur Herausgeberin seiner Gedichte – eine wissenschaftliche Leistung, die seinen literarischen Ruf begründete.
Romantic Outlaws bringt zwei visionäre Frauen zusammen, die eigentlich ein gemeinsames Leben hätten führen sollen, stattdessen aber ein starkes literarisches und feministisches Vermächtnis hinterlassen haben. Dieses Buch war mein Highlight im Juni, ich kann es euch gar nicht genug ans Herz legen.
Both women were what Wollstonecraft termed “outlaws.” Not only did they write world-changing books, they broke from the strictures that governed women’s conduct, not once but time and again, profoundly challenging the moral code of the day. Their refusal to bow down, to subside and surrender, to be quiet and subservient, to apologize and hide, makes their lives as memorable as the words they left behind. They asserted their right to determine their own destinies, starting a revolution that has yet to end.
Perfekte Lektüre für alle die zwei wahnsinnig inspirierende, spannende Frauen kennenlernen möchten, die schon BadAss waren bevor es dieses Wort überhaupt gab und für die dieser Begriff wahrscheinlich erfunden wurde.
Mary Wollstonecraft – Eine Verteidigung der Rechte der Frau übersetzt von Edith Schotte
Bildung und freie Entfaltung für Frauen aller Schichten, das war die wichtigste Forderung von Mary Wollstonecraft. Sie war eine feministische Aufklärerin und maßgebliche Vordenkerin der Frauenbewegung. Ohne Frauen wie sie, hätte sich die Lage der Frauen nie entscheidend verbessern können.
Lehrt sie zu denken!“ Diese Aufforderung richtete Wollstonecraft an Lehrer, an Gouvernanten, an Mütter und Väter, an alle, die für die Erziehung von Mädchen verantwortlich waren. Denn sie wollte die Frauenbildung ihrer Zeit revolutionieren. Ungebildet, hinterhältig und oberflächlich, so sah Wollstonecraft ihre Zeitgenossinnen. Schuld daran war eine verlogene Gesellschaft, die den Frauen intellektuelle Bildung verwehrte. Als feministische Aufklärerin kämpfte Wollstonecraft für die Bildung und die freie Entfaltung von Frauen aller Schichten. Mit ihrem Anliegen hat sie Maßstäbe gesetzt und war eine wichtige Vordenkerin für die kommenden Frauenbewegungen.
Männer besitzen mehr Körperkräfte, doch gäbe es nicht diese falschen Schönheitsauffassungen, dann würden die Frauen ihren Körper genügend stärken, um sich ihren Lebensunterhalt verdienen zu können, da allein dies die wahre Unabhängigkeit bedeutet.
Mich hat die Aktualität, Radikalität und Präzision von Wollstonecrafts Gedanken total umgehauen. Wir stehen in der Tat auf Schultern von Riesinnen.
Für alle die das tatsächliche Werk hinter der berühmten Frau kennenlernen wollen.
Sylvia Taschka – Wiederkunft erschienen im Prinzengarten Verlag
Im Jahr 2187 bestimmen Wasserknappheit und Wetterextreme den Alltag in den noch bewohnbaren Teilen der Erde. Die brilliante Klimatologin Elli Pryce lebt zurückgezogen in der greeneuropäischen Hauptstadt Berlin. Sie kümmert sich lieber um den vernachlässigten Nachbarsjungen Aadalish als um ihre Beraterstelle der northernamericanischen Regierung.
Clif-Fi trifft SciFi trifft Fantasy. Ein interessanter Roman, den ich gerne gelesen habe, der zum nachdenken anregt, allerdings hätte ich auf den fantastischen Anteil (Wiederkehrer/Engel) gut verzichten können. Ich hätte mich gerne noch intensiver mit der Realität der Welt im Jahr 2187 beschäftigt.
Ein Buch über dessen Ideen man wunderbar bei einem Glas Wein philosophieren kann – ich werde den Roman demnächst in meiner „Women in SciFi“ Reihe noch etwas genauer vorstellen.
Im Innenhof waren zahlreiche Bäume gestanden. Diese waren mittlerweile alle wegen der zahlreichen Stürme und der Unfallgefahr gefällt. Statt der Bäume hatte man als Sonnenschutz eine Art durchsichtige Haut über den ganzen Hof gespannt, die an den Seiten von gigantischen, stählernen Pfosten gehalten wurde
Ein Buch für Fantasy-Fans mit Interesse für CliFi und Lust am spekulieren darüber haben, wohin sich unsere Welt in näherer und fernerer Zukunft entwickelt.
Das Buch habe ich im Übrigen als Rezensionsexemplar erhalten.
Lauren Beukes – The Shining Girls übersetzt von Karolina Fell erschienen im Rowohlt Verlag
Chicago zur Zeit der Großen Depression. Harper Curtis lebt auf der Straße. Er ist kaltblütig, hochgefährlich, von Wahnvorstellungen getrieben. Seit er die strahlend schöne Tänzerin Jeanette sah, träumt er von seinen «Shining Girls». Er will nur eines: ihr Licht für immer auslöschen. Eines Tages fällt ihm der Schlüssel zu einem alten Haus in die Hände – ein Portal. Von nun an reist Harper durch die Zeit, um zu töten. Niemand kann ihn stoppen, keiner vermag die Spuren zu deuten, die er am Tatort hinterlässt. Dinge, die noch nicht oder nicht mehr existieren. Doch dann überlebt eines von Harpers Opfern. Der jungen Kirby gelingt es, die seltsamen Puzzleteile zusammenzusetzen. Und sie beginnt, den Killer durch die Zeit zu jagen.
The problem with snapshots is that they replace actual memories. You lock down the moment and it becomes all there is of it.
Für Fans von intelligenten Thrillern mit Zeitreise-Thematik, die allerdings nicht allzu zart besaitet sein sollten. Wurde auch als Mini-Serie verfilmt. Hier der Trailer:
Anne Tyler – Digging to America auf deutsch unter dem Titel „Tag der Ankunft“ übersetzt von Christine Frick-Gerke, erschienen im List Verlag
Zwei ganz verschiedene Familien, eine amerikanische und eine iranische, lernen sich auf dem Flughafen in Baltimore kennen. Hätten sie nicht beide ein koreanisches Kind adoptiert, sie wären sich wohl nie begegnet. Es entsteht eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen den ungleichen Familien, die fast alle Mitglieder auf immer verändern wird.
Jedes Jahr am Jahrestag des „Ankunftstages“ feiern die beiden Großfamilien gemeinsam mit immer aufwändigeren Partys, und begleiten Susan und Jin-ho dabei wie sie Wurzeln schlagen und zu Amerikanerinnen werden.
Anne Tyler kann definitiv gut schreiben, aber das Buch war nichts für mich. Ich empfand die ständigen Parties als repetitiv und konnte mit keinem der Protagonist*innen viel anfangen. Da ich grundsätzlich nicht so der Typ „Familienroman“ bin, muss das nicht gegen das Buch sprechen, allerdings wurde es auch im Bookclub von einer Hälfte heiß geliebt, die andere war zu Tode gelangweilt.
Isn’t it odd,” Maryam said. “Just like that, a completely unknown person is a part of their family forever. Well, of course that’s true of a birth child, too, but … I don’t know, this seems more astonishing.” “To me, both are astonishing,” Dave said. “I remember before Bitsy was born, I used to worry she might not be compatible with the two of us. I told Connie, ‘Look at how long we took deciding whom we’d marry, but this baby’s waltzing in out of nowhere, not so much as a background check or a personality quiz. What if it turns out we don’t have any shared interests?
So meine Lieben – das war mein Lese-Juni. Welche Bücher kennt ihr bereits? Auf welche konnte ich euch Lust machen?