August Lektüre oder die Suche nach dem Schatten

Lesen im Sommer kann eine Herausforderung sein. Überall zu heiß! In der Dachgeschoßwohnung hält man es nicht aus, auf der Picknick Decke ist es sehr schnell unbequem und im Liegestuhl muss man alle paar Minuten in den Schatten rutschen – es ist ein Elend 😉 Es sollte klimatisierte Leseräume in jeder Straße geben! Trotzdem habe ich mich – nur für euch – durch einen kleinen Literaturberg gefräst und stelle euch den hier kurz und knackig vor, in alphabetischer Reihenfolge. Los geht’s:

Paula Barbosa & Dominik Bollow – Yuri und Vincent. Ein Papagei will nicht fliegen erschienen im Round not Square Verlag für Buchrollen

Das war ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk. Eine Buchrolle! Eine Geschichte auf 14m. Da musste ich anfangs erst mal schauen, wie man eine Buchrolle eigentlich liest. Der Verlag sitzt in Berlin und druckt jedes Buchrolle auf Bestellung.

Die Geschichte von Yuri und Vincent war absolut bezaubernd und ich freue mich schon aufs gemeinsame Lesen mit dem kleinen Neffen – aber ich habe schon mal vorgelesen und weiß, worauf er sich freuen kann. Große Empfehlung!

Vincent lebt in einer Kiste. Freiwillig, und wie er findet mit gutem Grund. Denn Vincent ist ein Papagei, der nicht fliegen will. Für ihn ist es einfacher, zu behaupten er sei ein Elefant. Von denen erwartet nämlich niemand, dass sie fliegen.

Yuri, der Maus, ist das eigentlich egal. Alles was er will, ist mit seinem besten Freund spielen. Ob Vincent nun ein Papagei ist oder ein Elefant … wen interessiert das schon.

Auch Vincent war traurig. Es fühlte sich blöd an, seinen Freund anzulügen. Aber er konnte ihm ja nicht sagen, dass er gar kein Elefant ist. Solange niemand wußte, dass er eigentlich ein Papagei war wollte ihn auch niemand fliegen sehen

Aber Vincent verfängt sich immer mehr in Ausreden und erfundenen Wahrheiten und fühlt sich dabei so unwohl, dass sich schließlich Yuri auf die Reise macht. Denn wäre es nicht schön noch andere Elefanten zu finden, die so außergewöhnlich sind wie Vincent? Dann würde sich Vincent doch bestimmt besser fühlen.

Das Glück liegt näher als Yuri und Vincent ahnen können, aber manchmal bedarf es einer Reise um es zu finden.

Trust Exercise – Susan Choi auf deutsch erschienen unter dem Titel „Vertrauensübung“ im Kjona Verlag übersetzt von Tanja Handels und Katharina Martl

Gleich vorneweg das Buch habe ich abgebrochen – das hat mich echt genervt irgendwann. Ich habe es so schnell in den offenen Bücherschrank gestellt, dass ich ganz vergessen habe ein Foto zu machen. Ich war nicht die einzige die ihre Schwierigkeiten mit dem Buch hatte und auf Goodreads sah ich diese Rezension die meinen Eindruck des Buch komplett wiedergibt:

ME to SUSAN CHOI: “I did not enjoy this book.”
Susan Choi: “You did not enjoy this book.”

“I did not enjoy this book.”
“You did not enjoy this book.”

“I did not enjoy this book.”
“You did not enjoy this book.”

“I did not enjoy this book.”
“You did not enjoy this book.”

I DID NOT ENJOY THIS BOOK!

Das College – Penelope Fitzgerald übersetzt von Christa Krüger erschienen im Suhrkamp Verlag

Ein Buch das mich sehr an J. L. Carrs „Ein Monat auf dem Land“ erinnerte und ich erfreut im Nachwort entdeckte, dass Fitzgerald und Carr befreundet waren. Ich hatte im August Lust auf Campus Romane und habe mich daher viel in Oxford und Cambridge herumgetrieben. Penelope Fitzgerald war eine britische Schriftstellerin, die in verschiedenen Genres geschrieben hat. Ihre Romane sind bekannt für ihren subtilen Humor, ihre präzise Sprache und ihre scharfsinnige Beobachtungsgabe. Am bekanntesten ist wahrscheinlich ihr Roman „The Bookshop“ der auch vor einigen Jahren erfolgreich verfilmt wurde.

Cambridge 1912: Ein harmloser Fahrradunfall bringt die wohlgeordnete Welt des jungen Wissenschaftlers Fred durcheinander. Er verliebt sich in eine unbekannte junge Frau – und das lässt sich mit den Gesetzen der Physik nicht erklären …

Im Jahr 1911 hatte die Aerated Bread Company im Oberstock ihrer Tee-Stuben ein Damenzimmer eingerichtet. In London begann man nämlich allmählich die Tatsache anzuerkennen, daß es inzwischen viele arbeitende Frauen gab, die auch manchmal in Frieden irgendwo sitzen und das selbstverdiente Geld ausgeben wollten, auch wenn es auch vielleicht nur für eine Scheibe Toast reichte.


Fred ist Physiker, er hat sich ganz der Wissenschaft verschrieben und führt den Statuten gemäß ein Junggesellendasein – bis er eines stürmischen Abends in einen Fahrradunfall verwickelt wird.
Er findet sich in einem fremden Bett wieder, an seiner Seite eine junge Frau: Daisy, eine Krankenschwester aus dem Londoner Armenviertel. Sie ist charmant, pragmatisch und bildhübsch. Für Fred ist es Liebe auf den ersten Blick! Doch so unerwartet, wie Daisy in sein Leben getreten ist, so schnell verschwindet sie wieder. Und während ganz Cambridge heftig die entstehende Nuklearforschung und das Frauenwahlrecht diskutiert, nimmt Fred die Suche nach Daisy auf …

Maurice – E. M. Forster auf deutsch unter dem gleichen Titel erschienen im S. Fischer Verlag

„Maurice“ ist ein Roman von E. M. Forster, der 1913 geschrieben wurde, aber erst posthum im Jahr 1971 veröffentlicht wurde, da das Thema Homosexualität zu dieser Zeit als kontrovers galt. Die Geschichte spielt im England des frühen 20. Jahrhunderts und erzählt von Maurice Hall, einem jungen Mann aus der englischen Oberschicht, der seine homosexuellen Gefühle entdeckt und damit konfrontiert wird. Achtung ich spoilere im hier gleich etwas, wer sich überraschen lassen möchte wie das Buch endet – Augen zu 😉

Die Handlung verfolgt Maurices inneren Konflikt, da er in einer repressiven Gesellschaft lebt, die Homosexualität ablehnt. Maurice erlebt Beziehungen zu anderen Männern, darunter Clive Durham, sein Freund an der Universität, der ihre Beziehung aus Angst vor gesellschaftlicher Ächtung beendet. Später begegnet Maurice Alec Scudder, einem unterprivilegierten Mann, und die beiden entwickeln eine Beziehung. Trotz der Risiken und gesellschaftlichen Widerstände entscheidet sich Maurice, seine Liebe zu Alec zu leben.

I am an unspeakable of the Oscar Wilde sort.

Die Geschichte endet mit einem optimistischen Ton, da Maurice und Alec einen Weg finden, zusammen zu sein und ihre Liebe zu leben, wenn auch im Verborgenen. „Maurice“ ist eine wichtige literarische Arbeit, da sie das Thema Homosexualität und die Herausforderungen, denen LGBTQ+-Menschen in einer intoleranten Gesellschaft gegenüberstehen, einfühlsam behandelt und eine Botschaft der Hoffnung und Selbstakzeptanz vermittelt.

The Go-Between – L. P. Hartley erschienen im Suhrkamp Verlag übersetzt von Maria Wolff

„The Go-Between“ von L.P. Hartley ist ein Roman, der 1953 veröffentlicht wurde. Die Geschichte handelt von einem jungen Mann namens Leo Colston, der als 13-Jähriger im Sommer 1900 auf das Landgut eines Freundes seiner Mutter eingeladen wird.

Die Vergangenheit ist ein fremdes Land, man macht die Dinge anders dort

Während der Sommerferien auf dem Landgut der Eltern seines Schulfreundes wird der dreizehnjährige Leo zum Überbringer heimlicher Liebesbotschaften zwischen Ted, dem Pächter und Marian, der schönen Tochter des Schloßherrn, deren Verlobung mit Lord Trimingham kurz bevorsteht. Doch gegen seinen Willen zieht es Leo immer tiefer in den Strudel des gefährlichen Spiels von Verlangen und Verrat, von versprochener und verbotener Liebe und schließlich steht er vor der ersten großen Gewissensentscheidung seines jungen Lebens. The Go-Between ist ein raffiniert konstruierter Roman über die Strapazen des Erwachsenwerdens und die Gefühlsverwirrungen der Jugend, eine fein beobachtete Gesellschaftsanalyse und eine wunderbare Liebesgeschichte.

Last Night at the Telegraph Club – Malinda Lo erschienen im Hodder & Stoughton Verlag. Bislang noch nicht auf deutsch erschienen

„Last Night at the Telegraph Club“ von Melinda Lo ist ein Roman, der im Jahr 1954 in San Francisco spielt. Die Geschichte folgt der Hauptfigur Lily Hu, einer chinesisch-amerikanischen Teenagerin, die in einer Zeit lebt, in der die LGBTQ+-Community stark unterdrückt wird.

Lily entdeckt den Telegraph Club, einen Untergrund-Lesbenclub, und verliebt sich in Kath, ein Mädchen aus ihrer Schule. Diese Liebe führt zu einer tiefen Selbstentdeckung und stellt Lily vor die Herausforderung, ihre sexuelle Identität in einer konservativen Gesellschaft zu akzeptieren und auszuleben.

Here was her mother sitting down across from her, reaching for her hands and chafing them as if she were frozen. She felt the rub of her mother’s wedding ring against her skin, and her mother’s face swam into focus, her brown eyes full of the sharp worry of love, and Lily thought, You will never look at me like this again.

Während des Buches erleben Lily und Kath die sozialen und politischen Herausforderungen der 1950er Jahre, insbesondere im Zusammenhang mit der Unterdrückung von Homosexualität und rassistischer Diskriminierung gegenüber chinesisch-amerikanischen Gemeinschaften. Das Buch zeigt, wie Lily und Kath ihre Liebe trotz dieser Hindernisse erkunden und ihre Identität akzeptieren.

„Last Night at the Telegraph Club“ ist ein berührender Roman über Liebe, Identität und die Suche nach Akzeptanz in einer schwierigen Zeit. Er beleuchtet die Erfahrungen von LGBTQ+-Personen und ethnischen Minderheiten in den USA der 1950er Jahre. Ich wünschte es hätte diesen Roman gegeben als ich in Lilys Alter war;)

Die Geschichte von Blue – Solomonica de Winter erschienen im Diogenes Verlag

Welch ein Talent: Die erst 17-jährige Solomonica de Winter erzählt die Geschichte von Blue, die ihren Vater früh verloren hat, deren Mutter in ihrer eigenen Welt lebt und die sich in einen Menschen verliebt, der vom gleichen Buch besessen ist wie sie: dem ›Zauberer von Oz‹. Wie Dorothy im Buch macht sie sich auf, um jenseits des Regenbogens wieder eine Art Zuhause zu finden – und den Mörder ihres Vaters. Ein Roman mit doppeltem Boden, Drive, Chuzpe und einer völlig eigenen Poesie.

Das ist die Geschichte von Blue, die ihren Vater früh verloren hat, deren Mutter in ihrer völlig eigenen Welt lebt und die sich in einen Menschen verliebt, der vom gleichen Buch besessen ist wie sie: dem ›Zauberer von Oz‹. Wie Dorothy im Buch macht sie sich auf, um jenseits des Regenbogens wieder eine Art Zuhause zu finden – und den Mörder ihres Vaters. Eine Suche, die an einen ganz anderen Ort hinführt, als man am Anfang erwartet.

Glück ist ein komisches Wort, wenn man gar nichts mehr spürt. Wie eine versunkene Insel, eine vergessene Welt, die einmal eine Bedeutung hatte.

Ein beachtliches Debüt einer so jungen Autorin, die ich vor einer Weile auf der Frankfurter Buchmesse mal live erleben konnte. Bei den Mengen an Autoren-Genen die sie abbekommen hat mit Jessica Durlacher und Leon de Winter als Eltern vielleicht kein Wunder, aber sie hat eine ganz eigene Stimme und es wird nicht der letzte Roman von ihr gewesen sein, den ich gelesen habe.

Hintergrund für Liebe – Helen Wolff erschienen im Weidle Verlag

Hintergrund für Liebe, der Roman eines Sommers, entstanden 1932/33, erzählt die Geschichte des Beginns einer großen Liebe während einer Flucht auf Zeit aus den kippenden Verhältnissen in Deutschland: »Hie Cointreau, hie Pernod rufen die Plakate – Hitler und Hindenburg sind weit«.

Der zwanzig Jahre ältere Mann, ein Bonvivant und Ladies‘ Man, muß von der jungen Frau , die mit ihm im Auto nach Südfrankreich reist, erst verlassen werden, damit er begreift, was in dieser Beziehung – und im Leben – wirklich zählt. Sie verzichtet auf ihn, zieht sich nach Saint-Tropez in ein winziges Häuschen im Schilf zurück, lebt ihr eigenes Leben, findet neue Freundschaften und Ruhe in sich selbst.
Der Mann trifft sie zufällig wieder und ist beeindruckt von ihrer Kraft und Unabhängigkeit. Doch leicht macht sie ihm den Beginn eines gemeinsamen Lebens nicht. Sie fordert von ihm grundsätzliche Veränderungen in seiner Haltung zu sich und der Welt und eine Rückkehr zur Einfachheit.

Ich will leben, und du willst Dich amüsieren. – Nein, Lieber, nicht mit mir.

Am Schluß hat die junge, mittellose, unerfahrene Frau dem älteren, wohlhabenden, erfahrenen Mann den Hintergrund für Liebe, den er ihr zum Geschenk machen wollte, einfach aus der Hand genommen, radikal verändert und ihm zurückgeschenkt. Marion Detjen ergänzt diesen deutlich autobiographischen Roman Helen Wolffs mit einem Essay, der die Situation Kurt und Helen Wolffs in den ersten Jahren ihres gemeinsamen Lebens und Arbeitens schildert.

Helen Wolff (1906-1994) ist vor allem als legendäre Verlegerin bekannt. Ihre eigenen Theaterstücke und Romane, die in den frühen dreißiger Jahren entstanden, hielt sie unter Verschluß. In München arbeitete sie seit 1928 für den Kurt Wolff Verlag. 1933 heiratete sie Kurt Wolff und emigrierte mit ihm nach Frankreich. Im New Yorker Exil baute sie 1942 gemeinsam mit Kurt Wolff den Verlag Pantheon Books auf. Als Verlegerin eroberte sie nach dem Zweiten Weltkrieg mit zahlreichen deutschen und europäischen Schriftstellern (so Günter Grass, Max Frisch, Uwe Johnson, Italo Calvino) den US-amerikanischen Buchmarkt. Ab 1961 veröffentlichte sie die Werke ihrer Autoren in der Reihe »Helen and Kurt Wolff Books« bei Harcourt, Brace & World, für die sie – Kurt Wolff starb 1963 – bis 1981 verantwortlich war. Das Manuskript des Romans Hintergrund für Liebe aus ihrem Nachlaß wird nun zum ersten Mal veröffentlicht.

Der Club – Takis Würger erschienen im Kein & Aber Verlag

„Der Club“ von Takis Würger ist ein Roman, der 2017 veröffentlicht wurde. Die Geschichte handelt von einem jungen Mann namens Hans Stichler, der von einem deutschen Elite-College nach Cambridge geschickt wird, um dort undercover in einem exklusiven Geheimbund, „Der Club“, zu ermitteln.

Beim Hunger war es ein Loch gewesen, das ich im Bauch gespürt hatte. Die Einsamkeit war ein Loch, das ich in meinem ganzen Körper spürte, als wäre von mir nur die Hülle eines Menschen übrig geblieben.

Hans freundet sich mit Mitgliedern des Clubs an und taucht in die Welt der Elite, des Luxus und der Geheimnisse ein. Dabei entdeckt er, dass der Club ein dunkles Geheimnis verbirgt, das mit einer Vergewaltigung in der Vergangenheit in Verbindung steht. Hans steht vor der moralischen Herausforderung, zwischen seiner Loyalität zu seinen neuen Freunden und der Suche nach der Wahrheit zu wählen.

Der Roman behandelt Themen wie Macht, Privilegien, Loyalität und die Schwierigkeit, sich in einer Welt voller Geheimnisse und Intrigen zurechtzufinden. Es ist eine Geschichte über die Suche nach Identität und die Konfrontation mit den Schattenseiten einer exklusiven Gesellschaft.

Letters of Note. Briefe die die Welt bedeuten herausgegeben von Sean Usher erschienen im Heyne Hardcore Verlag

Letters of Note ist eine Sammlung von 125 der unterhaltsamsten, inspirierendsten und ungewöhnlichsten Briefe der Weltgeschichte. Das Buch basiert auf der sensationell populären Website gleichen Namens – einer Art Online-Museum des Schriftverkehrs, das bereits von über 70 Millionen Menschen besucht wurde.

Von Virginia Woolfs berührendem Abschiedsbrief an ihren Mann bis zum höchsteigenen Eierkuchen-Rezept von Queen Elizabeth II. an US-Präsident Eisenhower, vom ersten aktenkundigen Gebrauch des Ausdrucks »OMG« in einem Brief an Winston Churchill bis zu Gandhis Friedensersuch an Adolf Hitler und von Iggy Pops wundervollem Brief an einen jungen weiblichen Fan in Not bis hin zum außergewöhnlichen Bewerbungsschreiben von Leonardo da Vinci zelebriert und dokumentiert Letters of Note die Faszination der geschriebenen Korrespondenz mit all dem Humor, der Ernsthaftigkeit, der Traurigkeit und Verrücktheit, die unser Leben ausmachen.

Das war ein toller Fund im Bücherschrank und eigentlich wollte ich nur mal kurz reinlesen und zack bin ich so derart hängengeblieben das ich erst Stunden später wieder in der Realität zurück war und ich das Buch bereits über die Hälfte durch hatte. Das perfekte Buch für alle die gerne Briefe bekommen, die sich an gelungenen Formulierungen erfreuen können und die Spaß haben an überraschenden und teilweise für mich komplett unbekannten Episoden aus der Weltgeschichte.

So geschafft! Konnte ich euch für das eine oder andere Buch interessieren? Welches davon kennt ihr schon und mochtet ihr oder mochtet ihr vielleicht auch nicht? Freue mich immer über Rückmeldung. Und jetzt wünsche ich euch einen schönen September. So gerne ich Frühling und Sommer mag, ich freue mich auch immer wenn die ‚ber Monate losgehen 😉

Juli Lektüre – Sommer Ausgabe

Was gibt es Schöneres als im Sommer im Urlaub am Meer, oder zu Hause im Gras, im Zug, auf dem Balkon, an der Isar oder im verdunkelten Schlafzimmer zu liegen und zu lesen? Ich lese zu jeder Jahreszeit gerne, aber dieses Sommerferiengefühl beim draußen lesen ist einfach was ganz Besonderes. Hier also der Rest der Juni sowie die Juli Lektüre. Wie immer kurz, knackig und in alphabetischer Reihenfolge.

Find Me – André Aciman auf deutsch „Finde Mich“ im dtv Verlag erschienen, übersetzt von Thomas Brovot

Die Geschichte von Elio und Oliver geht weiter. „Call Me by your name“ ist für mich einer der schönsten Sommerfilme und ich habe mich sehr auf die Fortsetzung gefreut. Elio lebt als Pianist in Rom. Seit der Trennung von seiner großen Jugendliebe Oliver ist er keine längere und ernsthafte Beziehung eingegangen. Oliver hingegen hat in New York geheiratet, ein bürgerliches Leben als Collegeprofessor begonnen, eine Familie gegründet. Doch insgeheim ist er über die Beziehung mit Elio nicht hinweggekommen. In seinem neuen Roman erweist sich André Aciman erneut als Meister des sinnlichen Erzählens. Die Suche nach dem einen Menschen im Leben, den man wahrhaftig liebt, kann lange dauern – doch sie ist nie vergebens.

Der Roman ist in drei Episoden aufgeteilt, wobei die eigentliche Fortsetzung von Elio und Oliver die kürzeste ist. Das als kleine Vorwarnung – wer einen Roman erwartet der sich umfänglich und vielleicht sogar ausschließlich den beiden widmet, würde hier enttäuscht werden.

Ich fand die drei ineinanderfließenden Episoden dieses eleganten Büchleins wundervoll. Ich liebe Acimans Schreibstil, er ist für mich die Verkörperung von Sprezzaturo in der Literatur.

Some people may be brokenhearted not because they’ve been hurt but because they’ve never found someone who mattered enough to hurt them.

Im Haus der Weisheit – Jim Khalili erschienen im S. Fischer Verlag, übersetzt von Sebastian Vogel

Die arabischen Fundamente unserer modernen Gesellschaft.

Im Haus der Weisheit“ von Jim Al-Khalili ist eine faszinierende und gut geschriebene historische Reise durch die Blütezeit der islamischen Wissenschaft im Mittelalter. Das Buch beleuchtet die unglaublichen Errungenschaften und den intellektuellen Reichtum der muslimischen Gelehrten im alten Bagdad, als diese Stadt das Zentrum des Wissens und der Kultur war.

Jim Al-Khalili präsentiert das Thema auf anschauliche Weise und vermittelt dem Leser eine klare Vorstellung von der erstaunlichen Vielfalt der wissenschaftlichen Disziplinen, die von den muslimischen Gelehrten studiert wurden, einschließlich Astronomie, Mathematik, Medizin, Philosophie und Literatur. Er zeigt, wie die Übersetzungen klassischer griechischer und indischer Werke sowie die originellen Beiträge der arabischen Gelehrten die Grundlage für viele spätere wissenschaftliche Entdeckungen in Europa und anderswo bildeten.

Besonders beeindruckend ist die Betonung der Zusammenarbeit zwischen Muslimen, Christen und Juden in diesem kulturell reichen Umfeld. Al-Khalili betont, wie dieses harmonische Zusammenleben die Wissensaneignung und den intellektuellen Fortschritt förderte.

Meine einzige Kritik ist, dass das Buch manchmal zu viele Informationen auf einmal präsentiert, was den Lesefluss beeinträchtigen kann. Dennoch ist „Im Haus der Weisheit“ insgesamt ein lesenswertes Werk für alle, die sich für die Geschichte der Wissenschaft und des Wissensaustauschs interessieren. Es bietet einen Einblick in eine Zeit, die oft in den Schatten gestellt wird und verdient es, mehr Beachtung zu finden.

Ein wahrhaft weiser Leser lädt dich nicht ein, das Haus seiner Weisheit zu betreten, sondern er führt dich an die Schwelle deines Geistes.

Khalil Gibran

Jews don’t count – David Baddiel erschienen im TLS Verlag, aktuell nicht auf deutsch erhältlich

„Jews Don’t Count“ ist ein Buch des britischen Autors David Baddiel, das 2020 veröffentlicht wurde. In diesem Werk behandelt Baddiel das Thema des Antisemitismus und wie die jüdische Bevölkerung oft nicht angemessen in den Diskurs über Rassismus und Diskriminierung einbezogen wird.

Die Kernthese des Buches ist, dass Antisemitismus häufig ignoriert, heruntergespielt oder nicht ernsthaft bekämpft wird, während andere Formen von Rassismus in der Gesellschaft breitere Aufmerksamkeit und Unterstützung erhalten. Baddiel argumentiert, dass Juden oft nicht als „echte Opfer“ des Rassismus angesehen werden, was zu einer Gefahr für ihre Sicherheit und Würde führt.

Er untersucht auch, wie einige politische Bewegungen und Gruppen den Antisemitismus in ihren Reihen nicht ausreichend bekämpfen, was wiederum zur Marginalisierung der jüdischen Erfahrung beiträgt.

Das Buch will ein Bewusstsein schaffen und dazu ermutigen, Antisemitismus als ernsthaftes Problem anzuerkennen und in den Kampf gegen Rassismus einzubeziehen, um eine gerechtere und inklusivere Gesellschaft zu fördern.

Jews Don’t Count war für mich eine augenöffnende Lektüre die für mich eine neue Perspektive bot auf die Debatte um Identitätspolitik und Diskriminierung. Ein wichtiges Buch und stellenweise wirklich witzig, man merkt, dass Mr Baddiel hauptberuflich ein Comedian ist. Große Empfehlung!

Jews are somehow both sub-human and humanity’s secret masters. And it’s this racist mythology that’s in the air when the left pause before putting Jews into their sacred circle.

We live in a culture now where impact is more important than intent; where how things are taken is more significant than how they are meant.

Auerhaus – Bov Bjerg erschienen im Blumenbar Verlag

Bov Bjergs Roman „Auerhaus“ ist eine bewegende und tiefgründige Geschichte über Freundschaft, Jugend und die Suche nach dem Sinn des Lebens. Die Handlung dreht sich um eine Gruppe von Jugendlichen, die gemeinsam beschließen, aus ihrem tristen Alltag auszubrechen und eine Wohngemeinschaft im „Auerhaus“ zu gründen.

Bjerg gelingt es, tiefgründige Themen wie Depression, Verlust und die Suche nach Identität auf eine zugängliche und einfühlsame Weise zu behandeln. Dabei schafft er es, eine Balance zwischen ernsten Momenten und humorvollen Szenen zu finden, die den Leser gleichzeitig berühren und zum Schmunzeln bringen.

Die Stärke des Romans liegt auch in seiner Sprache und Erzählstruktur. Die klaren, einfachen Sätze und die kurzen Kapitel verstärken die emotionale Wirkung und machen das Buch zu einem fesselnden Leseerlebnis. Ich habe den Roman wirklich gerne gelesen, obwohl ich lange keine richtige Lust drauf hatte und danke der hartnäckigen Gattin, dass sie mich immer wieder an das Buch erinnert hat.

Ich wollte mich nicht umbringen. Ich wollte bloß nicht mehr leben. Ich glaube, das ist ein Unterschied.

The Girls – Emma Cline auf deutsch erschienen unter dem gleichen Titel im dtv Verlag, übersetzt von Nicolaus Stingl

The Girls“ von Emma Cline ist ein fesselnder Roman, der geschickt zwischen Coming-of-Age-Drama und Kriminalgeschichte jongliert. Die Geschichte ist in den späten 1960er Jahren in Kalifornien angesiedelt und zeichnet ein eindringliches Bild von der Anziehungskraft einer sektenähnlichen, manipulativen Gruppe auf junge Menschen.

Cline schreibt mit einer beeindruckenden Sprache und verleiht der Protagonistin, Evie, eine bemerkenswerte Tiefe. Wir folgen ihrer faszinierenden, aber erschreckenden Reise in die Welt der charismatischen Sektenführerin und ihrer Anhängerinnen. Die Darstellung der weiblichen Freundschaften und der Verwundbarkeit von Heranwachsenden ist äußerst realistisch und ergreifend.

Der Roman beleuchtet auch geschickt die historischen Ereignisse des Manson-Mordes, wodurch die Atmosphäre düsterer und beklemmender wird. Cline gelingt es, die Spannung während des gesamten Buches aufrechtzuerhalten, was den Leser in ihren Bann zieht.

„The Girls“ ist eine düstere Geschichte über Manipulation, Verführung und die Konsequenzen von Entscheidungen erzählt. Emma Cline hat mich mit ihrem Debüt sehr beeindruckt und ich freue mich schon auf weitere Romane von ihr

That was part of being a girl–you were resigned to whatever feedback you’d get. If you got mad, you were crazy, and if you didn’t react, you were a bitch. The only thing you could do was smile from the corner they’d backed you into. Implicate yourself in the joke even if the joke was always on you.

Lügen über meine Mutter – Daniela Dröscher erschienen im Kiepenheuer & Witsch Verlag

Daniela Dröscher erzählt vom Aufwachsen in einer Familie, in der ein Thema alles beherrscht: das Körpergewicht der Mutter. Ist diese schöne, eigenwillige, unberechenbare Frau zu dick? Muss sie dringend abnehmen? Ja, das muss sie. Entscheidet ihr Ehemann. Und die Mutter ist dem ausgesetzt, Tag für Tag.

„Lügen über meine Mutter“ ist zweierlei zugleich: die Erzählung einer Kindheit im Hunsrück der 1980er, die immer stärker beherrscht wird von der fixen Idee des Vaters, das Übergewicht seiner Frau wäre verantwortlich für alles, was ihm versagt bleibt: die Beförderung, der soziale Aufstieg, die Anerkennung in der Dorfgemeinschaft. Und es ist eine Befragung des Geschehens aus der heutigen Perspektive: Was ist damals wirklich passiert? Was wurde verheimlicht, worüber wurde gelogen? Und was sagt uns das alles über den größeren Zusammenhang: die Gesellschaft, die ständig auf uns einwirkt, ob wir wollen oder nicht?

Schonungslos und eindrücklich lässt Daniela Dröscher ihr kindliches Alter Ego die Jahre, in denen sich dieses »Kammerspiel namens Familie« abspielte, noch einmal durchleben. Ihr gelingt ein ebenso berührender wie kluger Roman über subtile Gewalt, aber auch über Verantwortung und Fürsorge. Vor allem aber ist dies ein tragik-komisches Buch über eine starke Frau, die nicht aufhört, für die Selbstbestimmung über ihr Leben zu kämpfen.

Dröscher gelingt es, den Leser durch eine poetische und einfühlsame Sprache in die Welt der Protagonistin einzuführen. Die Emotionen und Gedanken der Hauptfigur werden auf eine fesselnde Weise vermittelt, die den Leser in die Geschichte hineinzieht und mitfühlen lässt.

Die Thematik des Romans, die Suche nach der eigenen Identität und die Bewältigung von familiären Konflikten, wird auf eine ansprechende und tiefgründige Weise behandelt. Die Erzählung wirft Fragen nach der Wahrheit, dem Verlust und der Liebe auf und regt zum Nachdenken an.

Wenn Du nicht endlich redest, muss ich etwas erfinden. Ich muss lügen“, droht die Tochter, worauf die Mutter kontert: „Nur zu. Das ist ja dein Beruf.

This is How you lose the Time War – Amal El Mohtar & Max Gladstone bislang nicht auf deutsch erschienen

„This is how you lose the time war“ ist ein fesselndes und ziemlich unkonventionelles Buch, das von Amal El-Mohtar und Max Gladstone gemeinsam geschrieben wurde. Es ist eine einzigartige Mischung aus Science-Fiction, Liebesgeschichte und Zeitreiseabenteuer.

Die Geschichte dreht sich um zwei Zeitreise-Agentinnen, Red und Blue, die auf entgegengesetzten Seiten eines Krieges stehen. Als sie beginnen, sich Briefwechsel zu begegnen, entfaltet sich eine unerwartete Verbindung zwischen den beiden. Die Autoren präsentieren die Geschichte auf wunderbar poetische Weise, die den Leser in eine faszinierende Welt voller Intensität und Emotionen eintauchen lässt.

Die Prosa ist ganz wunderbar elegant, wodurch die Handlung trotz ihrer Komplexität leicht zugänglich bleibt. Die Beziehung zwischen Red und Blue wird voller Schönheit beschrieben und entfaltet sich auf eine Art und Weise, die einen bis zur letzten Minute des Hörbuches mitfiebern lässt. Es ist eine Geschichte über Liebe, Verlust und die Bedeutung von Verbindungen, die weit über Zeit und Raum hinausgehen.

Die Welt, die in „This is how you lose the time war“ geschaffen wird, ist ebenso beeindruckend wie verwirrend. Die Zeitreiseelemente können ab und an kompliziert sein, aber sie geben dem ganzen auch eine gewisse Tiefe und Raffinesse. Die Autoren lassen bewusst einige Fragen unbeantwortet, was die Fantasie des Lesers anregt und Platz für Interpretationen lässt. Ab und an war es mir doch etwas blumig und zu romantisch von der Sprache her, aber das hat meinem Hörvergnügen keinen großen Abbruch getan.

Ich lese schon länger den Newsletter von Amal El Mohtar und hatte ihre Buch daher schon länger auf der Wunschliste, ich bin aber froh, dass ich mich von dem Hype nicht habe abhalten lassen und gebe Bigolas Dickolas einfach mal recht – lest dieses Buch!

I love you. I love you. I love you. I’ll write it in waves. In skies. In my heart. You’ll never see, but you will know. I’ll be all the poets, I’ll kill them all and take each one’s place in turn, and every time love’s written in all the strands it will be to you.

The Hill we Climb – Den Hügel hinauf – Amanda Gorman erschienen als zweisprachige Ausgabe im Hoffmann und Campe Verlag, übersetzt von Kübra Gümüsay, Hadija Haruna-Oelker, Uda Strätling

„The Hill We Climb“ ist das Gedicht, das sie während der Amtseinführung von Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris am 20. Januar 2021 vorgetragen hat, damit war sie der jüngste Mensch der je bei einer solchen Amteinführung in den USA einen Vortrag hielt. Ihr Gedicht wurde weitgehend für seine optimistische und mutmachende Botschaft gelobt, besonders vor dem Hintergrund einer zutiefst gespaltenen Nation, die mit den Herausforderungen der COVID-19-Pandemie und politischen Turbulenzen zu kämpfen hatte.

„The Hill We Climb“ spricht Themen wie Einheit, Hoffnung und Widerstandsfähigkeit an und fordert die Menschen auf, trotz der Widrigkeiten zusammenzukommen und an einer besseren Zukunft zu arbeiten. Gormans poetische Darbietung und starken Worte fanden weltweit Resonanz und machten sie zu einer sofortigen Sensation und einem inspirierenden Symbol für viele insbesondre junge Menschen.

When day comes, we step out of the shade of flame and unafraid.
The new dawn balloons as we free it.
For there is always light, if only we’re brave enough to see it.
If only we’re brave enough to be it.

Das Gedicht und die Performance von Amanda Gorman zeigen nicht nur ihr außergewöhnliches Talent als Dichterin, sondern dient auch als Hoffnungsschimmer in einer Zeit großer Unsicherheit. Sie ermutigt die Menschen, an ihre Fähigkeit zu glauben, gemeinsam Hindernisse zu überwinden und positive Veränderungen herbeizuführen.

Graue Bienen – Andrej Kurkow erschienen im Diogenes Verlag, übersetzt von Johanna Marx und Sabine Grebing

Der Bienenzüchter Sergej lebt im Donbass, wo ukrainische Kämpfer und prorussische Separatisten Tag für Tag aufeinander schießen. Er überlebt nach dem Motto: Nichts hören, nichts sehen – sich raushalten. Ihn interessiert nur das Wohlergehen seiner Bienen. Denn während der Mensch für Zerstörung sorgt, herrscht bei ihnen eine weise Ordnung. Eines Frühlings bricht er auf: Er will die Bienen dorthin bringen, wo sie in Ruhe Nektar sammeln können.

Im dritten Frühling beschließt Sergej, seine Bienen aus der Kriegszone zu bringen. Sie sollen in Ruhe ausschwärmen, um ihren Nektar zu sammeln. Auf seiner Reise knüpft Sergej Freundschaften, stößt aber auch auf Misstrauen und Missgunst. Selbst auf der paradiesischen Krim fühlt er sich nicht wirklich willkommen. Und als sich sogar seine Bienen zu verändern scheinen, beschließt er, in sein Dorf zurückzukehren.

Habe vor Jahren einige Romane von Kurkow gelesen und sehr gemocht, dann rutschte er irgendwie von meinem Radar. Habe die Lektüre wieder sehr genossen und wieder literweise schwarzen Tee getrunken, auch wenn das zu den sommerlichen Temperaturen gar nicht so passen wollte. Ein sehr schönes Buch, das die Schrecken des Krieges in der Ukraine unfassbar nah werden lässt.

Er fühlte sich schon wie eine Biene in einem fremden Bienenstock. Und er wusste, wie Bienen mit Fremden umgingen!

Blanca – Mercedes Lauenstein erschienen im Aufbau Verlag

Die fünfzehnjährige Blanca will weg – weg von ihrer Mutter, die ständig auf gepackten Koffern sitzt, weg von den billigen WG-Zimmern, in denen sie an jedem neuen Ort unterkommen. Ihr Ziel: eine kleine Insel in Italien. Dort, bei Toni und seinem Vater Karl, war sie vor Jahren zum letzten Mal richtig glücklich. Ein Roadtrip quer durch das sommerglühende Land beginnt. Blanca reist als blinder Passagier nach Rom und schlägt sich zu Fuß bis ans Meer durch. Sie klaut in Cafés Essensreste von den Tischen, trifft auf einen Taxifahrer ohne Skrupel und einen zahnlosen Bauern, der sie zur Frau nehmen will. Mercedes Lauenstein entfaltet die Geschichte eines Mädchens, das seinen ganz eigenen Weg geht, ständig begleitet von der Frage, wie viel man vom Leben eigentlich erwarten kann.

Ein sehr bewegender Roman über ein Mädchen mit extrem schwierigen Startbedingungen, eine Kämpferin mit viel Street-Smartness von der man einfach weiß, dass sie ihren Weg machen wird und die mir unfassbar ans Herz gewachsen ist während der Lektüre.

Ich habe für die Schule mal einen Aufsatz mit dem Titel ‚Warum ist alles, wie es ist?‘ geschrieben. Wir sollten über etwas schreiben, das uns beschäftigt. Ich bekam den Aufsatz ohne Bewertung zurück. Die Lehrerin sagte, sie könne einen Aufsatz, der aus zehn Seiten hintereinanderweg geschriebener Fragen bestehe, aber keine einzige Antwort oder auch nur einen einzigen Satz mit Punkt am Ende enthalte, einfach keine Note geben, es tue ihr leid.

Der endlose Sommer – Madame Nielsen erschienen im Kiepenheuer & Witsch Verlag, übersetzt von Hannes Langendörfer

Der Rausch eines Sommers – ein flirrender Roman, der die Grenzen des Erzählens sprengt.Die Geschichte einer kleinen Gruppe von Leuten, die im Spiel um die Liebe, die Freundschaft und die Kunst aus der Zeit in einen endlosen Sommer geworfen werden, in dem alles möglich und schicksalsentscheidend ist. Ein Roman wie ein Requiem, musikalisch, melancholisch, verführerisch, der den Leser trunken macht.

Ein junges Mädchen in einem weißen Herrenhaus in Dänemark, ihr Freund, der scheue und zarte Junge, der Stiefvater mit dem Gewehr und dem Misstrauen gegenüber seiner Frau, die beiden jüngeren Brüder – diese kleine Gemeinschaft wird durchgerüttelt, als zwei junge Portugiesen in den endlosen Sommer eintreten. Der eine ist Künstler und verliebt sich in die Mutter des Mädchens. Eine Liebesgeschichte nimmt ihren Anfang, die so leidenschaftlich und gewaltig ist, dass alle, die in den Bannkreis dieser Amour Fou geraten, in einer Schicksalsgemeinschaft vereint sind, die auch noch besteht, als der endlose Sommer endet.

Der endlose Sommer – das ist dieser Ort, der nie existiert hat und an den wir nie zurückkehren können, d.h. dieser Augenblick der Jugend, in dem alles einfach und verwirrend zugleich erscheint und den wir alle noch einmal erleben möchten.

Madame Nielsen ist eine dänische Schriftstellerin und Künstlerin, deren Werke zeichnen sich durch besondere Sensibilität und Poesie auszeichnen. Ein flirrend-fiebriger Roman, bei dem ich nicht immer unbedingt wußte um wen es gerade geht, oder was genau passiert – aber es passte zu der Stimmung und ich habe den Roman sehr gerne gelesen.

Ein paarmal im Jahr besuchten sie ihre große blonden und blauäugigen Eltern, und sie präsentierte sie stolz ihren spanischen Freundinnen, denen sie vorkamen wie aus dem Märchen, wie Feen oder Engel. Die beiden hatten sich sehr jung kennengelernt, und als sie auf die zwanzig zugingen, begannen sie, sich auseinanderzuleben, genauer gesagt, die Mutter entwickelte sich weg von ihrem Freund…

Lolly Willowes – Sylvia Townsend-Warner erschienen im Dörlemann Verlag hier in der Büchergilden-Ausgabe, übersetzt von Ann Anders

„Lolly Willowes“ ist ein faszinierender Roman von Sylvia Townsend Warner, der erstmals 1926 veröffentlicht wurde. Der Roman erzählt die Geschichte von Laura „Lolly“ Willowes, einer unabhängigen und eigenwilligen Frau, die nach dem Tod ihres Vaters beschließt, ihr Leben in der engen Umgebung ihrer Familie und ihrer gesellschaftlichen Erwartungen hinter sich zu lassen. Sie zieht in das kleine Dorf Great Mop auf dem Land, um dort ein einfacheres, freieres Leben zu führen.

Sylvia Townsend Warner, geboren 1893, war eine englische Schriftstellerin, die als eine der bedeutendsten Autorinnen des 20. Jahrhunderts gilt. Sie war eine starke Befürworterin der Frauenrechte und drückte in ihren Werken häufig feministische Ansichten aus. Als lesbische Frau lebte sie mit ihrer Lebensgefährtin, der Schriftstellerin Valentine Ackland, zusammen, was zu der Zeit nicht immer einfach war, da Homosexualität damals oft tabuisiert wurde.

„Lolly Willowes“ ist ein bemerkenswertes Werk, da es die Konventionen der Gesellschaft der damaligen Zeit in Frage stellt und eine subtile Kritik an den Rollen, die Frauen auferlegt wurden, bietet. Es erforscht die Idee der weiblichen Autonomie und der Suche nach persönlicher Erfüllung, was zu einer Zeit, in der die Geschlechterrollen streng vorgegeben waren, äußerst progressiv war.

Die Mischung aus literarischem Geschick und sozialem Kommentar macht den Roman zu einer lohnenswerten Lektüre. „Lolly Willowes“ eröffnet dem Leser eine fesselnde Welt und regt zum Nachdenken über die Bedeutung von Freiheit, Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung an. Die Verbindung zwischen Sylvia Townsend Warner und ihrem Werk verstärkt die Wirkung des Romans, da ihre eigene Lebenserfahrung in die Gestaltung der Charaktere und Themen einfließt.

Der Roman war die Juli Lektüre in unserem Bookclub, der Roman selbst wurde etwas durchwachsen besprochen, allerdings waren alle uneingeschränkt total von der Autorin fasziniert und ich werde mich auf jeden Fall auch auf die Suche nach einer Biografie dieser furchtlosen spannenden Frau machen.

Nach ein paar Monaten hörte sie auf, über die Dorfbewohner nachzugrübeln. Sie musste zugeben, dass sie etwas Unerklärbares an sich hatten, doch sie gab sich damit zufrieden, kein Teil dieses Geheimnis zu sein, was auch immer es sein mochte.

Ein seltsamer Ort – Banana Yoshimoto erschienen im Diogenes Verlag, übersetzt von Annelie Ortmanns

Die Zwillingsschwestern Mimi und Kodachi haben in Tokyo ein neues Leben begonnen, seit ihre Mutter in der Heimatstadt zwischen Bergen und Meer der Schlafkrankheit verfallen ist. Auf dem abgelegenen Ort lastet eine dunkle Sage. Eines Tages, als Kodachi die Mutter im Krankenhaus besuchen will, verschwindet sie plötzlich. Mimi macht sich besorgt auf die Suche. Alles deutet auf eine geheimnisvolle andere Welt hin.

Trotz des eigentlichen schweren Stoffes, den sie hier abliefert, ist der Roman leicht und fantastisch. Es mag um Familie und Verlust gehen, aber es geht auch um Jugend, Liebe und Magie. Es wimmelt von mystischen Kräften, Geistern und unerklärlichen Ereignissen. Es ist ein wahrer magischer Realismus, ganz im Sinne von Salman Rushdie oder ihrem japanischen Kollegen Haruki Murakami. Aber Yoshimotos Romane sind irgendwie wärmer als die Werke dieser beiden Autoren. Obwohl es phantastische Elemente gibt, ist es immer noch das normale Leben, mit dem sie sich beschäftigt.

Yoshimotos Stärke ist es, Momente perfekt zu beschreiben in denen man innehalten kann, um in Gedanken genau das festzuhalten, was einen für eine schöne und kurze Sekunde umgibt. Dies dürfte definitiv Yoshimotos experimentellster Roman. Ihre Werke werden oft als Teil der „Japanischen Literatur der Heisei-Ära“ betrachtet, die in der Zeit von 1989 bis 2019 stattfand. In dieser Zeit erlebte Japan eine Zeit des gesellschaftlichen und kulturellen Wandels, und die Literatur spiegelte diese Entwicklungen wider. Yoshimotos Geschichten zeichnen sich durch eine moderne, zeitgenössische Erzählweise aus und erforschen die emotionale Tiefe ihrer Charaktere.

Sie hat sich mit diesem Roman mehr oder weniger in die Rente verabschiedet. Keine Ahnung wie ernst man diese Ankündigung nehmen muss, aber so sehr ich ihr die wohlverdiente Ruhe gönne, ich würde mich auch in Zukunft gerne wieder schwindelig lesen lassen von ihren seltsamen verstörenden skurillen Figuren. Frau Yoshimotos Bücher kann man nicht fassen, sie rutschen einem durch die Hände in dem Moment in dem man über sie sprechen will, aber genau das liebe ich sie an ihr.

Diese Stadt, so schön, so klein und fein wie ein Schmuckkästchen – und doch lag sie immer, wenn ich an sie dachte, hinter einem Filter der Traurigkeit

Huhu – ist überhaupt noch jemand da, der es bis hier runter geschafft hat oder habe ich euch unterwegs schon alle verloren? Das war echt ein ziemlicher Berg Bücher, aber sorry Urlaub und Zugfahrten und Balkon und so – da wird es schon mal mehr.

Würde natürlich auch dieses Mal gerne wieder wissen von euch – was kennt ihr, was mochtet ihr, was nicht – eure Eindrücke?

Lektüre Mai 2022

Mai war ein guter Lesemonat. Viele sonnige Tage Lesetage auf dem Balkon und ansonsten die übliche der Insomnia geschuldete Nachtlektüre.

In alphabetischer Reihenfolge:

Jan Assmann – „Achsenzeit- eine Archäologie der Moderne erschienen im C. H. Beck Verlag

Um das 6. Jahrhundert vu. Z. traten in verschiedenen Kulturräumen der Welt Philosophen und Propheten auf, die das bisherige mythische Denken überwanden: Konfuzius und Laotse in China, Buddha in Indien, Zarathustra in Persien, die Propheten des Alten Israel und die Philosophen in Griechenland. Diese Zeit wurde von Karl Jaspers „Achsenzeit“ genannt. Jan Assmann beschreibt, wie Historiker und Philosophen seit der Aufklärung die erstaunliche Gleichzeitigkeit der Achsenzeit-Kulturen erklärt und in der Achsenzeit die geistigen Grundlagen der Moderne gesucht haben.

Habe gefühlt das halbe Buch unterstrichen. Ein wirklich spannendes, gut geschriebenes Buch über eine der spannensten Zeiten in der Menschheitsgeschichte, über die ich definitiv noch viel mehr lernen möchte.

Die Achsenzeit-Theorie hat diese Formel auf den Weg des menschlichen Denkens überhaupt ausgedehnt. In der Tradition Max Webers mit seiner These der Entzauberung der Welt unabwendbar fortschreitenden Rationalisierung der Welt erweist sich die Achsenzeit-Theorie als eine Form der Modernisierungstheorie, die besagt, dass die Menschheit in ihrem geistigen Entwicklungsgang mehr oder weniger unaufhaltsam von niedrigen, defidizienten Stufen ihres Welt- und Selbstbewusstseins zu immer vollständigeren und klareren Stufen fortschreitet bzw fortschreiten sollte. … Die Achsenzeit-Theorie versteht diesen Weg jedoch von allem Anfang an als global, jedenfalls als transkulturell, weil China, Indien, Persien, Israel und Griechenland ihn gleichzeitig beschritten und auf lange Sicht alle anderen Kulturen nachgezogen haben.

Isabel Bogdan „Der Pfau“ erschienen im Insel Verlag

Ein charmant heruntergekommener Landsitz in den schottischen Highlands, eine Londoner Investmentbankertruppe zum Teambuilding – und ein durchgedrehter Pfau, der bei Blau nur noch rotsieht und dadurch ein Geschehen in Gang setzt, das alle Beteiligten an ihre Grenzen bringt.

Leichte Lektüre die große Lust auf einen Schottland-Besuch mit Scones und High Tea macht.

Einer der Pfauen war verrückt geworden. Vielleicht sah er auch nur schlecht, jedenfalls hielt er mit einem Mal alles, was blau war und glänzte, für Konkurrenz auf dem Heiratsmarkt.

Amanda Cross „Poetic Justice“ auf deutsch unter dem Titel „Eine feine Gesellschaft“ im dtv Verlag

Wir schreiben das Jahr 1970 in New York City, und die Universität, an der Professorin Kate Fansler viktorianische Literatur unterrichtet, ist von Studentenunruhen heimgesucht worden. Das Überleben des University College steht in Frage, zumal ihr Präsident Jeremiah Cudlipp entschlossen ist, es zu schließen.

Mitten in der Abwägung zwischen Dissertationsvorschlägen und akademischer Politik steht Kate vor einem unüberwindbaren Hindernis. Doch bewaffnet mit einer Handvoll rebellischer Kollegen, der Poesie von W. H. Auden und ihrem neuen Verlobten gibt sie nicht auf.

Kate ist bereit, bis zum Tod für ihr College zu kämpfen, aber nur ein Wunder – oder vielleicht ein Mord – kann ihre geliebte Institution retten …

The news that Kate was acquiring a husband became, as the fall semester got under way, the excuse for a bacchanal. Which is to say that the three secretaries in the English Department, certain that marriage is more important than revolution, planned a department party to celebrate.

Wer nervenzerreissende Spannungsliteratur sollte nicht zu diesem Buch greifen. Es ist kein wirklich Krimi, mehr ein feministischer Feelgood-Krimi mit viel literarischem Flair, den ich wieder gerne gelesen habe und der mir große Lust auf die Gedichte von Auden machte.

Lauren Groff „Matrix“ auf deutsch unter dem gleichen Titel im Claassen Verlag

Eine Geschichte von weiblicher Gemeinschaft und Macht. Ein Fest der Erzählfreude, der Erfindungskraft und des Intellekts. Das neue Meisterwerk von Lauren Groff.

Marie ist siebzehn Jahre alt, groß und ungelenk und nach allgemeiner Ansicht ungeeignet für die Ehe und das höfische Leben. Sie verehrt ihre Königin, Eleanore von Aquitanien, doch die verstößt sie mit einem Lächeln: Marie soll Priorin eines abgelegenen Klosters werden, irgendwo im Schlamme Englands, fern von den zärtlichen Zuwendungen ihrer Dienerin. Lebendig begraben in der Gemeinschaft verarmter, frierender, hungernder Nonnen – ausgerechnet sie, die aus einer Familie von Kriegerinnen stammt und alles andere als fromm ist. Doch in der Abgeschlossenheit des Klosters findet Marie für sich und ihre Schwestern ungeahnte Möglichkeiten von weltlichem Einfluss, Wohlstand und neuer Gemeinschaft.

Matrix erzählt die Geschichte einer fehlbaren Heldin: einer Frau – kriegerisch, imposant, machtbewusst, hingebungsvoll –, deren Visionen verlorengehen, wie so viele Stimmen starker Frauen im Lauf der Geschichte. Der neue, flirrend aufregende Roman von Lauren Groff erweckt sie zum Leben und beschwört die utopische Kraft weiblicher Kreativität in einer korrumpierten Welt.

Großes Lese-Highlight für mich.

Women act counter to all the laws of submission when they remove themselves from availability.

Judith Hermann „Alice“ erschienen im S. Fischer Verlag

Wenn jemand geht, der dir nahe ist, ändert sich dein ganzes Leben, es ändert sich, ob du willst oder nicht. Alles wird anders. Alice ist die Heldin dieser fünf Geschichten, alle erzählen von ihr – und davon, wie das Leben ist und das Lieben, wenn Menschen nicht mehr da sind. Dinge bleiben zurück, Bücher, Briefe, Bilder, und ab und zu täuscht man sich in einem Gesicht. Lebenswege kreuzen sich, ändern die Richtung und werden unwiederbringlich auseinandergeführt.

Wie schon in „Sommerhaus, später“ und „Nichts als Gespenster“ schreibt Judith Hermann Geschichten von filigraner dunkler Schönheit.

Das siebente Haus ist das Haus der Türen. Durch die die Menschen kommen und von dir weggehen. Die Planeten laufen langsam, aber sie machen ihre Transite, und dann ändert sich dein ganzes Leben.

Lisa Kröger & Melanie R. Anderson – Monster, she wrote erschienen bei Quirk Books

Wer mich und meinen Blog ein bisschen kennt, weiß um meine große Liebe zu Gothic, Grusel und Übernatürlichem, daher war dieses spannende Büchlein hier absolut perfekt für mich. Hier treffen wir die Autorinnen, die sich den Konventionen widersetzten und einige der ungewöhnlichsten Geschichten der Literatur schufen, von Frankenstein bis The Haunting of Hill House und noch viel mehr.

Frankenstein war nur der Anfang: Horrorgeschichten und andere gruselige Romane gäbe es nicht ohne die Frauen, die sie geschaffen haben. Von Gothic-Geistergeschichten über psychologischen Horror bis hin zu Science-Fiction – Frauen waren die Hauptakteure der spekulativen Literatur in den unterschiedlichsten Genres. Und ihre eigenen Lebensgeschichten sind oft ebenso faszinierend wie ihre Geschichten. Jeder kennt Mary Shelley, die Schöpferin von Frankenstein, von der es heißt, sie habe das Herz ihres verstorbenen Mannes in ihrer Schreibtischschublade aufbewahrt. Aber kennt ihr zum Beispiel Margaret „Mad Madge“ Cavendish über die Marius von Buchhaltung in meiner „Women in SciFi“-Reihe berichtete, die 150 Jahre zuvor ein Science-Fiction-Epos schrieb (und im Theater gerne oben ohne rumlief)?

Über Shirley Jackson deren Roman The Haunting of Hill House als Netflix-Serie neu erfunden wurde, muss ich nicht viel sagen, habe mich aber sehr gefreut auch wirklich spannende Neuentdeckungen zu machen, wie zum Beispiel die Autorin von psychologischen Spukgeschichten, Violet Paget, die in der viktorianischen Ära ganz offen langfristige romantische Beziehungen mit Frauen unterhalten hat. In diesem Buch trifft man bekannte Ikonen, vergessene Autorinnen und die heutige Avantgarde. Kuratierte Leselisten haben meinen Wunschzettel dann auch entsprechend wachsen lassen.

Teils Biografie, teils Leseführer, stellen die fesselnden Beschreibungen und detaillierten Leselisten mehr als hundert Autorinnen und über zweihundert ihrer geheimnisvollen und gruseligen Romane, Novellen und Geschichten vor.

Sarah Perry „Melmoth“ auf deutsch unter dem gleichen Titel im Eichborn Verlag erschienen, übersetzt von Eva Bonné

Ein fesselnder und wunderbar unheimlicher Roman…

Helen Franklins Leben nimmt eine jähe Wende, als sie in Prag auf ein seltsames Manuskript stößt. Es handelt von Melmoth – einer mysteriösen Frau in Schwarz, der Legende nach dazu verdammt, auf ewig über die Erde zu wandeln. Helen findet immer neue Hinweise auf Melmoth in geheimnisvollen Briefen und Tagebüchern – und sie fühlt sich gleichzeitig verfolgt. Liegt die Antwort, ob es Melmoth wirklich gibt, in Helens eigener Vergangenheit?

Ein Buch, das einen packt und nicht mehr loslässt. Düster, mystisch und beklemmend – ganz nach meinem Geschmack.

My reader, my dear- you know her, you have been waiting for her: it is the witness, the wandering woman- the punished world’s wickedness unfolds! Oh beloved one, my companion- it is I, Melmoth, whose voice you have heard all these hours, all these days…It was I who told you to read, and to bear witness….Didn’t you know? Didn’t you guess?

Carlo Rovelli „Seven Brief Lessons on Physics“ auf deutsch unter dem Titel „Sieben kurze Lektionen über Physik“ und „The Order of Time“ auf deutsch unter dem Titel „Die Ordnung der Zeit“ beide erschienen im Rowohlt Verlag, übersetzt von Sigrid Vagt bzw Enrico Heinemann

Wo kommen wir her? Was können wir wissen? Seit ihren umwälzenden Entdeckungen im zwanzigsten Jahrhundert spüren Physiker den Kräften und Teilchen nach, die die Welt im Innersten und Äußersten zusammenhalten. Für jedermann verständlich, hat Carlo Rovelli dieses zauberhafte Buch darüber geschrieben. Es stürmte in wenigen Wochen an die Spitze der italienischen Bestsellerliste und wird derzeit in fast zwanzig Sprachen übersetzt.

In the awareness that we can always be wrong, and therefore ready at any moment to change direction if a new track appears; but knowing also that if we are good enough we will get it right and will find what we are seeking. This is the nature of science.


In eleganten, klaren Sätzen erklärt Rovelli die Physik der Moderne: Einstein und die Relativitätstheorie, Max Planck und die Quantenmechanik, die Entstehung des Universums, Schwarze Löcher, die Elementarteilchen, die Beschaffenheit von Raum und Zeit – und die Loop-Theorie, sein ureigenstes Arbeitsfeld.


There are frontiers where we are learning, and our desire for knowledge burns. They are in the most minute reaches of the fabric of space, at the origins of the cosmos, in the nature of time, in the phenomenon of black holes, and in the workings of our own thought processes. Here, on the edge of what we know, in contact with the ocean of the unknown, shines the mystery and the beauty of the world. And it’s breathtaking.

Warum stehen wir mit den Füßen auf dem Boden? Newton meinte, weil sich Massen anziehen, Einstein sagte, weil sich die Raumzeit krümmt. Carlo Rovelli hat eine andere Erklärung: vielleicht ja deshalb, weil es uns immer dorthin zieht, wo die Zeit am langsamsten vergeht. Wenn, ja wenn es so etwas wie Zeit überhaupt gibt. Kaum etwas interessiert theoretische Physiker von Rang so sehr wie der Begriff der Zeit. Leben wir in der Zeit oder lebt die Zeit vielleicht nur in uns? Warum der physikalische Zeitbegriff immer weiter verschwimmt, je mehr man sich ihm nähert, warum es im Universum keine allgemeine Gegenwart gibt, warum die Welt aus Geschehnissen besteht und nicht aus Dingen und warum wir Menschen dennoch gar nicht anders können, als ein Zeitbewusstsein zu entwickeln: Rovelli nimmt uns mit auf eine Reise durch unsere Vorstellungen von der Zeit und spürt ihren Regeln und Rätseln nach. 

This is time for us. Memory. A nostalgia. The pain of absence. But it isn’t absence that causes sorrow. It is affection and love. Without affection, without love, such absences would cause us no pain.
For this reason, even the pain caused by absence is in the end something good and even beautiful. Because it feeds on that which gives meaning to life.

Freue mich sehr über Rückmeldung von Euch daher sagt mal habt ihr schon eines der Bücher gelesen bzw konnte ich euch Lust auf das eine oder andere machen?

Happy Reading 🙂