Literatur-Blog für alle, die keine Angst vor heftigen Mischungen haben. Paul Auster, Margaret Atwood, Haruki Murakami treffen auf Simone de Beauvoir, Batman und Orphan Black. Dosenbier auf Oper und St. Pauli auf Crispr, Philosophie, Science und Sci-Fi.
Gesehen: Der Name der Rose (1986) von Jean-Jacques Annaud mit Sean Connery und Christian Slater. Ich liebe den Film und das Buch, aber kein Horror-Film ist so schrecklich, als der Moment wenn die Bibliothek in Flammen steht.
Four Flies on Grey Velvet (1971) von Dario Argento mit Michael Brandon, Mimsy Farmer UND Bud Spencer (!). Kultiger Giallo-Horror mit Musik von Ennio Morricone. Hat mir sehr gefallen, auch wenn die Story schon schräg war. Ist halt Kult.
Brackenmore (2017) von J. P. Davidson mit Sophie C. Hopkins und Margaret O’Sullivan. War das schon mein schlechtester Film in diesem Jahr? Irischer Folk-Horror ohne Spannung, Inhalt und hölzerne Akteure. Den kann man sich schenken.
Save Ralph (2021) Kurzfilm-Animation von Spencer Susser. Ralph, ein Hase, der für einen Dokumentarfilm interviewt wird, durchläuft seine tägliche Routine als „Tester“ in einem Labor. KEIN TIER SOLLTE IM NAMEN DER SCHÖNHEIT LEIDEN UND STERBEN!
Gehört: Uncanny – Sehr (!) gruseliger BBC-Podcast, Don’t have nightmares – Lanterns on the Lake, Lascia ch’io pianga – GF Händel/Joyce DiDonato, Lights down low – Kim Wilde, The Visit – Agar Agar, Weightless – Arlo Parks, Pictures of You – Vibe Culture & Robert Smith
Gelesen: diesen Artikel über Maria Sibylla Merian, diesen Artikel über Hanif Kureishi, warum wir Umbauen nicht abreißen sollten, What was the TED Talk? dieses Interview mit Regisseur Robert Egger
Getan: mit einer lieben Ex-Kollegin zu Abend gegessen, richtig fette Erkältung eingefangen und seit Mittwoch abend richtig im A…, daher Bookclub verpasst und das ganze Wochenende flach gelegen
Gefreut: über einen Buchgewinn vom Matthes & Seitz Verlag, mein New York Fotobuch und den Schnee vorm Fenster
Gestaunt: über den Grünen Kometen den wir hoffentlich zu sehen bekommen, über die „Pillars of Creation“ Bilder vom James Webb Teleskop, über den bislang ältesten Runenfund in Norwegen, über dieses Hochhaus in Vancouver
Gedacht: There’s no single answer that will solve all our future problems. There’s no magic bullet. Instead, there are thousands of answers—at least. You can be one of them if you choose to be //Octavia Butler
Gesehen: The Pale Blue Eye (2022) von Scott Cooper mit Christian Bale, Gilian Anderson und Charlotte Gainsbourgh. Ich liebe alles was mit Edgar Allen Poe zu tun hat. Der Film hat tolle Bilder und ist recht atmosphärisch, aber insgesamt so lala.
The Wonder (2022) von Sebastián Lelio mit Florence Pugh und Kila Lord Cassidy basiert auf dem Roman von Emma Donoghue. Hatte ich gerade als Hörbuch gehört und gemocht, mit der Verfilmung bin ich allerdings nicht recht warm geworden.
Chelsea Handler: Revolution (2022) Sie spricht über ihre Lebensentscheidungen, gerettete Hunde, Dating-Frust und warum die Gesellschaft den Frauen eine Entschuldigung schuldet und das wunderbar böse und sehr sehr komisch. I love Chelsea.
Gelesen: dieses Interview mit Hanya Yanagihara, Was Eichhörnchen einen über das Leben lehren können, Change fatigue: When our brain’s adaptive capacity is depleted, As Asian Societies Age, ‘Retirement’ Just Means More Work und diesen Artikel über die mega coole Michelle Yeoh
Getan: Yoga und spazieren gegangen, für viel Ruhe gesorgt zur Linderung des Hörsturzes der Bingereader Gattin, mit einer lieben Freundin Geburtstag gefeiert und die Bücherregale sortiert
Gefreut: über ein sehr schönes Buchgeschenk per Post und wie sehr sich Jamie Lee Curtis über Michelle Yeaohs Golden Globe gefreut hat
Getrauert: um Lisa Marie Presley
Gegessen: zuviel Grünkohl (aua Bauch)
Getrunken: Wein
Geklickt: auf dieses AI Tool das Buchempfehlungen gibt, auf die Cultivar Bilder von Uli Westphal
Gestaunt: über diese Aurora über Island, Scientists finally understand why Roman concrete has lasted thousands of years, über diese Fußballkünstlerin
Gedacht: Wäre es nicht höchste Zeit, dass wir unser Verhältnis zur Arbeit überdenken – und dass eine Demokratie, die ihren Namen verdient, den Menschen ausreichend Zeit zur Verfügung stellt, sich politisch zu interessieren und zu engagieren?
Gesehen: Avatar – The Way of Water (2022) von James Cameron mit Zoe Zaldana, Sigourney Weaver, Sam Worthington. Wahnsinnig schöne Bilder und eine interessante Story, die drei Stunden gingen wie im Flug vorbei.
The Descent (2005) von Neil Marshall mit Shauna Macdonald, Natalie Mendoza und Alex Reid. Sechs Freundinnen unternehmen gemeinsam eine Höhlenexpedition die fürchterlich schief geht. Monster Horror vom Feinsten.
Harry Potter and the Goblet of Fire (2005) von Mike Newell mit Daniel Radcliffe, Rupert Grint und Emma Watson. In seinem vierten Jahr in Hogwarts nimmt Harry am Triwizard Tournament teil und muss sich gegen den auferstandenen Voldemort zur Wehr setzen.
Gehört: Meinen 2022 Mix, All Being Fine – King Hannah, You can’t keep it from me forever – Pete Doherty & Frédéric Lo, Deep Peace – Bill Douglas, F Major – Hania Rani, Cops on our Tail – Trentemøller
Gelesen: dieses Interview mit der Regisseurin Céline Sciamma, Book a holiday just to read, Witches are back everywhere, The disappearing art of maintenance, diesen Artikel über Jessica Wade die über 1000 Wikipedia Einträge über unbekannte Wissenschaftlerinnen verfasste
Getan: Yoga mit Adrienne, Aufgeräumt, viel gelesen und spazieren gegangen, im Kino Avatar gesehen und im Theater „Die verlorene Ehre der Katharina Blum, (klasse!) mit lieben Freundinnen zu Abend gegessen
Geklickt: auf David Wengrows TED Talk „A new understanding of human history and the roots of inequality“, map of typical walking times & distances in the walkable, car-free Spanish city of #Pontevedra
Gelacht: Skinnier people are easier to kidnap – stay safe – eat cake!
Gewünscht: dass mein Urlaub ewig weitergeht und diese Kommode
Gefunden: Bücher im Bücherschrank
Gekauft: nix
Gedacht: I still find each day too short for all the thoughts I want to think, all the walks I want to take, all the books I want to read, and all the friends I want to see. Time is our most precious asset. Invest it wisely //John Burroughs
Frohes neues Jahr meine Lieben! Ich hoffe, ihr seid gut ins neue Jahr gerutscht und eure guten Vorsätze drehen sich hauptsächlich um das Lesen. Ich hatte im Dezember einen durchwachsenen Lesemonat. Ich hatte mich sehr lange auf meinen „Drood“ Marathon gefreut, der war dann aber ein bisschen weniger spannend und überwältigend als ich es erhofft hatte. Aber dazu gleich mehr.
Ich hoffe, ihr schaut auch 2023 wieder regelmässig vorbei hier, bei meinen monatlichen Lektüre-Übersichten oder meiner Woche, ich hoffe auch die Hirngymnastik und die Reihe Women in Science und Women in SciFi wieder zu beleben.
Jetzt aber der Rückblick auf den Dezember:
Über Emily Brontë – Mithu Sanyal erschienen im Kiepenheuer & Witsch Verlag
Wie ein Sturm ist das Werk Emily Brontës in das Leben von Mithu Sanyal hineingefegt. Die erste Lektüre des Romans »Sturmhöhe: Wuthering Heights« hatte für die Autorin von »Identitti« lebensprägende, lebensverändernde Kraft.
Mithu Sanyal hat ein mitreißendes Buch über das Leben und Schreiben der weltberühmten englischen Autorin geschrieben, der man zu Lebzeiten mangelnde Weiblichkeit vorwarf und deren Buch als gefährlich galt. Für Sanyal, Tochter einer polnischen Mutter und eines indischen Vaters, war und ist »Sturmhöhe« ein Buch, in dem sie die eigene Fremdheitserfahrung wiederfand, ein Buch, das ihr in ungefähr allen wichtigen Lebensmomenten irgendwie weiterhalf und sie immer begleitet. Beim Sex, beim langweiligsten Urlaub der Welt, bei angeheirateten englischen Verwandten, die sich nach dem Empire zurücksehnen, und beim Planen der Revolution. Denn darum geht es vor allem in diesem Buch: um das Wunder, wie ein mehr als 170 Jahre alter Roman auf alle wesentlichen Fragen von heute zu Gender, Race, Class und Geistern klare, aktuelle, zukunftsweisende Antworten hat.
Dieses kleine Büchlein war mein Lesehighlight im Dezember. Auf einer Zugreise von Köln nach München, nach meinem Besuch des Kiepenheuer & Witsch Verlages in einem Rutsch durchgelesen und zu Hause direkt alle meiner Brontë Bücher vorgekramt und weitergelesen. Sanyal hat ein sehr kluges, elegantes Buch über die viel zu früh verstorbene Autorin des wahrscheinlich am häufigsten verfilmte Buch aller Zeiten geschrieben.
Allein schon wegen der wunderbaren Zitate über den Roman am Beginn jeden Kapitels lohnt sich das Buch:
Bei dem Buch hagt man das Gefühl, man würde sich in Gefahr begeben, wenn man es nur aufschlägt“ // Helen Oyeyemi
Heathcliff ist ein Findelkind. Als adoptiertes Kind verstand ich seine Demütigung, seine Inbrunst und seine Kapazität, andere zu verletzen. Außerdem lernte ich die Lektion des Romans, dass Grundbesitz Macht ist. Anscheinend braucht man, wenn man sich verlieben will, Immobilien. // Jeanette Winterson
Sie hat mir nicht nur Lust auf eine erneute Lektüre von „Wuthering Heights“ gemacht, sondern auch auf ihren Roman „Identitti“ der schon länger auf meiner Wunschliste steht.
Kauft dieses Buch, verschenkt dieses Buch und wer mag kann hier parallel noch mittels dieser Doku hier über die „Sturmhöhe“ wandeln:
Radikaler Universalismus – Omri Boehm erschienen im Ullstein Verlag
Mit „Radikaler Universalismus“ liefert Omri Boehm mehr als eine Neuinterpretation, er revolutioniert unser grundlegendes Verständnis von dem, was Universalismus eigentlich ist. Dabei beruft er sich auf Kant und seine oft missverstandene Wiederbelebung des ethischen Monotheismus der jüdischen Propheten. Ein kühner Entwurf, der in seiner Furchtlosigkeit einen Ausweg aus der festgefahrenen Identitätsdebatte eröffnet.
Boehm geht hier dem Ansatz nach dass wir uns auf die universellen Werte des Humanismus zurück besinnen und die Appelle der biblischen Propheten und Immanuel Kants wirklich verstehen müssen um Ungerechtigkeit kompromisslos bekämpfen zu können. Er sieht das nur möglich im Namen des radikalen Universalismus, nicht in dem der Identität.
Merkwürdig aufwendige Systeme wie Glauben, Religion oder der Rechtsstaat hat man sich gerade deshalb ausgedacht, um Gerechtigkeit ethisch plausibler und faktisch zwingender erscheinen zu lassen, als sie tatsächlich sind.
Ich stimme nicht in allen Punkten mit Boehm überein, aber es war eine interessante, zum Nachdenken anregende Lektüre, die ich durchaus empfehlen kann.
The Mystery of Edwin Drood – Charles Dickens auf deutsch erschienen unter dem Titel „Das Geheimnis des Edwin Drood“ übersetzt von Burkhart Kroeber erschienen im Manesse Verlag
Dieser Schauerroman erster Güte entführt uns in Opiumhöhlen, Hinterzimmer und Grüfte. Er entlarvt Propheten als Betrüger, Gottesmänner als arme Sünder und Würdenträger als Halbweltexistenzen. Obendrein ist «Edwin Drood» einer der ersten Kriminalromane der Weltliteratur. Da Dickens über der Arbeit an den Schlusskapiteln verstorben ist, gibt sein reifstes Werk seit beinahe hundertfünfzig Jahren Rätsel auf und hat Generationen von begeisterten Lesern zum Weiterspinnen des Plots angeregt. Die Spur zur Auflösung legte aller dings Dickens selbst, indem er wenige Wochen vor seinem Tod noch Originalillustrationen in Auftrag gab.
How beautiful you are! You are more beautiful in anger than in repose. I don’t ask you for your love; give me yourself and your hatred; give me yourself and that pretty rage; give me yourself and that enchanting scorn; it will be enough for me
Der Roman stand schon schon eine ganze Weile im Regal und als ich kürzlich im Bücherschrank zwei Bücher fand, bei denen es um die Auflösung rund um „Drood“ ging – plante ich für die Adventszeit einen Drood-Marathon, angefangen bei Dickens Original. Ich weiß nicht, ob ich ein bisschen aus Dickens rausgewachsen bin, ich kam nicht wirklich 100% im Roman an. Ich mochte die Szenen in den Opiumhöhlen und das düstere London, allerdings sind mir die Charaktere einfach nicht wirklich näher gekommen. Ein solider Dickens, aber „Great Expectations“, „Oliver Twist“ oder „David Copperfield“ haben mir deutlich besser gefallen, allerdings habe ich diese vor Ewigkeiten gelesen als Teenager und war damals schwer begeistert.
Drood – Dan Simmons übersetzt von Friedrich Mader erschienen im Heyne Verlag.
London im Jahr 1865: Bei einem dramatischen Eisenbahnunglück finden etliche Menschen den Tod. Unter den Überlebenden ist der bedeutendste Schriftsteller seiner Zeit: Charles Dickens. Doch nach diesem Ereignis ist Dickens nicht mehr derselbe. Wie besessen macht er sich auf die Suche nach einem mysteriösen Mann namens Drood. Aber wer oder was ist Drood wirklich? Und kann es sein, dass Charles Dickens in seinen letzten Lebensjahren zum kaltblütigen Mörder wird?
Die ersten 450 Seiten oder so habe ich wirklich ganz gerne gelesen. Ich habe unfassbar viel über Dickens und Wilkie Collins gelernt und fand die Geschichte ganz interessant, wenn auch sehr weitschweifig erzählt und nicht wirklich gruselig. Aber nach 450 Seiten etwa war die Luft raus für mich. Die Geschichte drehte sich im Kreis, es ging einfach nicht voran und ich die Vorstellung noch mal soviele Seiten in dieser Geschichte lesen zu müssen ließ mich verzweifelt nach einer Opiumpfeife oder ähnlichen Halluzinogenen hoffen.
When the last autumn of Dickens’s life was over, he continued to work through his final winter and into spring. This is how all of us writers give away the days and years and decades of our lives in exchange for stacks of paper with scratches and squiggles on them. And when Death calls, how many of us would trade all those pages, all that squandered lifetime-worth of painfully achieved scratches and squiggles, for just one more day, one more fully lived and experienced day? And what price would we writers pay for that one extra day spent with those we ignored while we were locked away scratching and squiggling in our arrogant years of solipsistic isolation?
Would we trade all those pages for a single hour? Or all of our books for one real minute?”
Reader – I ended it. Abgebrochen, in die Ecke geworfen. Noch auf halber Strecke dachte ich das wird, aber irgendwann hat es sich echt einfach totgelaufen. Hätte er doch einfach bei etwa 450 Seiten aufgehört und fertig.
Ich habe hier noch „Erebus“ von Dan Simmons liegen, das ist auch so ein dicker Klopper. Hat das schon eine*r von euch gelesen? Könnt ihr das empfehlen? Soll ich Mr. Simmons noch mal eine Chance geben?
Das letzte Kapitel (The Last Dickens) – Matthew Pearl übersetzt von Linda Budinger und Alexander Lohmann erschienen im Bastei Lübbe Verlag
Boston, 1870. Sylvanus Bendall eilt durch die engen Gassen des heruntergekommenen Stadtviertels New Land. Im fahlen Licht der Dämmerung wirkt der Nebel wie ein Leichentuch. Immer wieder dreht der Anwalt sich um und lauscht. Der Verfolger kommt näher. Bendall beschleunigt seine Schritte – vergeblich. Sein Blick fällt auf den Knauf eines Gehstocks, der wie ein Bestienkopf aussieht. Reißzähne blitzen auf. Bendall ahnt, was der Unbekannte mit den schwarzen Augen von ihm will: das Papierbündel in seiner Westentasche – die letzten unveröffentlichten Seiten aus der Feder des kürzlich verstorbenen Charles Dickens. Sie bergen ein dunkles Geheimnis – und jeder, der es kennt, muss sterben.
The books do pretend, Mr. Branagan. Surely. But that is not all. Novels are filled with lies, but squeezed in between is even more that is true—without what you may call the lies, the pages would be too light for the truth, you see?
Ich habe das Buch ganz gerne gelesen, aber mitgerissen oder begeistert hat es mich nicht. Vor ein paar Jahren haben wir im Bookclub „The Dante Club“ gelesen, da ging es mir ähnlich. Eigentlich müsste Pearl, der seine Romane gerne in Schriftstellerkreisen im 19. Jahrhundert spielen läßt genau mein Ding sein, aber irgendwie werden wir beide nicht richtig warm miteinander.
My Broken Mariko – Waka Hirako übersetzt von Cordelia Suzuki erschienen im Egmont Verlag
Dieser Manga war ein überraschendes Weihnachtsgeschenk der lieben Miss Booleana, die sehr zur Recht der Ansicht war, meine klaffende Manga-Bildungslücke bräuchte dringlichst Füllung. Der Manga hatte kein einfaches Thema, es geht um den Selbstmord eines jungen Mädchens, die Geschichte ist eindringlich und intensiv erzählt und hat mich ganz schön gefesselt.
Der Einzelband My broken Mariko widmet sich dem Thema Suizid auf eine ebenso aufwühlende wie authentische Art und Weise. Mariko ist gestorben. Sie hat sich das Leben genommen. Als ihre beste Freundin Shino davon zufällig in der Mittagspause erfährt, kann sie es kaum glauben. Wie kann das sein? Erst letzte Woche haben sie sich doch noch getroffen…? Fragen und Gedanken rasen ihr durch den Kopf und Shino fasst einen Entschluss: Wenn sie Mariko schon im Leben nicht helfen konnte, will sie wenigstens ihre Asche an einen besseren Ort bringen!
Es dauerte etwas bis ich mich an das Lesen von rechts nach links gewohnt hatte, verirrte mich beim Lesen immer mal wieder, aber ich denke das ist reine Übungssache. Es wäre gelogen zu sagen, ich bin sofort zum großen Manga-Fan geworden, aber ein bisschen angefixt bin ich schon und habe Lust mich mehr mit dem Thema zu beschäftigen. Wird also definitiv nicht mein letzter Manga gewesen sein.
Harry Potter and the Goblet of Fire – J. K. Rowling auf deutsch erschienen unter dem Titel Harry Potter und der Feuerkelch erschienen im Carlsen Verlag übersetzt von Klaus Fritz
Weiter ging es im Dezember auch mit dem Wiederlesen der Harry Potter Reihe, mittlerweile bin ich bei Band 4 angelangt:
Harrys viertes Schuljahr in Hogwarts beginnt und ein Wettkampf hält die Schüler in Atem: das Trimagische Turnier, in dem Harry eine Rolle übernimmt, die er sich im Traum nicht vorgestellt hätte. Natürlich steckt dahinter das Böse, das zurück an die Macht drängt: Lord Voldemort. Es wird eng für Harry. Doch auf seine Freunde und ihre Unterstützung kann er sich auch in verzweifelten Situationen verlassen
It matters not what someone is born, but what they grow to be.
Macht mir riesigen Spaß wieder in Hogwart einzutauchen und mit Hermione, Harry und Ron das zaubern zu lernen. Hätte nicht gedacht, dass es mir fast noch mehr gefällt als beim ersten Mal. Groß war auch meine Freude als ich im Hamburger Hauptbahnhof dann plötzlich vor Harrys Wizzard World stand und natürlich gleich einen Abstecher hinein machen musste:
12 Bytes – Jeanette Winterson erschienen im Vintage Verlag bislang noch nicht auf deutsch übersetzt
In 12 Bytes teilt die Autorin Jeanette Winterson ihre Überlegungen zu künstlicher Intelligenz in all ihren verwirrenden Erscheinungsformen. In ihrem brillanten, pointierten und witzigen Erzählstil blickt Winterson auf Geschichte, Religion, Mythos, Literatur, Rassen- und Geschlechterpolitik sowie Computerwissenschaft, um uns zu helfen, die radikalen Veränderungen zu verstehen, die sich derzeit um uns herum vollziehen.
Wenn wir nicht-biologische Lebensformen erschaffen, werden wir sie dann nach unserem Ebenbild erschaffen? Oder werden wir die Gelegenheit wahrnehmen, uns nach ihrem Bild umzugestalten? Wie sehen Liebe, Fürsorge, Sex und Bindung aus, wenn Menschen Verbindungen mit nichtmenschlichen Helfern, Lehrern, Sexarbeitern und Gefährt*innen eingehen? Und was wird mit unseren tief verwurzelten Annahmen über das Geschlecht geschehen? Wird der physische Körper, der unser Zuhause ist, bald durch biologische und neuronale Implantate verbessert werden, die uns fitter, jünger und verbundener machen? Ist es an der Zeit, Elon Musk zu folgen und den Planeten Erde zu verlassen?
The arts aren’t a leisure industry – the arts have always been an imaginative and emotional wrestle with reality -a series of inventions and creations. A capacity to think differently, a willingness to change our understanding of ourselves. To help us be wiser, more reflective, less frightened people.
Ich schließe den Dezember mit meinem zweiten großen Highlight des Monats ab. Dieses Buch war großartig, hat mich gepackt, zum Nachdenken gebracht und in diverse Internet-Rabbitholes versenkt. Am Ende des Buches findet sich eine lange Bibliography die meine Leseliste wieder kräftig hat anwachsen lassen. Dieses Buch möchte nachts bei mehreren Flaschen Wein diskutiert werden. Besorgt es euch, lest es, ladet eure Freund*innen ein und diskutiert euch die Köpfe heiß. Jeanette Winterson ist ein tolle Erklärbärin.
So meine Lieben – jetzt möchte ich von euch hören. Worauf konnte ich euch besonders Lust machen? Was habt ihr auch schon gelesen und ihr teilt meine Einschätzung oder auch nicht? Danke fürs dabei sein, kommentieren, mit mir lesen und diskutieren 🙂
Gesehen: Agora (2009) von Alejandro Amenábar mit Rachel Weisz und Max Minghella. Historisches Drama um die Mathematikerin und Philosophin Hypathia deren tragisches Ende auch über 1500 Jahre später noch unfassbar wütend macht.
Silent Night (2021) von Camille Griffin mit Keira Knightley und Matthew Goode. Apokalyptische schwarze Komödie um ein allerletztes Weihnachtsfest. Sehr vorhersehbar.
Spaceship Earth (2020) von Matt Wolf. Doku über über das 1991 durchgeführte Experiment, bei dem acht Personen zwei Jahre lang in einer selbst konstruierten Nachbildung des Ökosystems der Erde, der so genannten Biosphäre 2, unter Quarantäne gestellt wurden.
The Happy Worker – Or how work was sabogated (2022) von John Webster. Doku über unsere Bullshit Jobs mit ständig wechselnden Management-Moden, Bürokratie, die sich als Effizienz tarnt und Arbeit der jeglicher Sinn fehlt. Die Doku zeigt wie dieses ungesunde System aufrechterhalten wird und was uns davon abhält, den Schwachsinn anzuprangern.
Gehört: Te Deum – Georg Friedrich Händel, Oratorio de Noël – Camille Saint-Saëns, Kanon in D-Dur – Johann Pachelbel, Silent embrace – Mono, Misery remember me – Ladytron, The Fire Within – Within Temptation, Carbon Dioxide – Fever Ray,
Getan: Weihnachten mit der Familie gefeiert, am Bisten See spaziert, in Hamburg den alten Elbtunnel durchwandert, Winterglitzer im Schmidts Theater gesehen und uns vor Dracula im Imperial Theater gefürchtet, im Herkulessaal Händel gelauscht und auf dem Balkon das Silvester-Feuerwerk angeschaut
Liege lesend unterm Weihnachtsbaum und wünsche euch allen wunderbare Feiertage. Lest, esst und trinkt zuviel, habt viel Spaß und einen guten Rutsch – wir lesen uns 2023 wieder 🙂
Gesehen: Bones and All (2022) von Luca Guadagnino mit Taylor Russell und Timothée Chalamet. Coming-of-Age Horror Road Movie nach dem Buch von Camille DeAngelis mit wundervollen Bildern und Kannibalen. Blutig aber großartig.
Wednesday (2022) von Tim Burton mit Jenna Ortega, Catherine Zeta-Jones, Christina Ricci. Coming-of-Age Horror-Serie die auf der Figur der Wednesday Addams aus der Addams Familie beruht. Macht großen Spaß, genau mein Ding.
Gehört: Bones and All Soundtrack – Trent Reznor & Atticus Ross, Wednesday Soundtrack, Twin Peaks Theme – Angelo Badalamenti, Spitting off the edge of the world – Yeah Yeah Yeahs ft Perfume Genius, Twin Flame – Weyes Blood, Phaedra – Tangerine Dream
Gelesen: Jeanette Winterson on why she adores the night, Plants feel pain and might even see, The 5 day work week is dying, yrus Marcus Ware recounts a transformative meeting with Ocatvia Butler, Huge decline of working class people in the arts reflects fall in wider society
Getan: eine großartige 80s Firmen-Weihnachtsparty gefeiert, den KiWi Verlag in Köln besucht, mit dem Bookclub Weihnachten gefeiert und gewichtelt, viel Zug gefahren, im Charles Hotel Winterzauber erlebt, im Schnee spazieren gegangen und Weihnachtspakete gepackt und Karten geschrieben
Gefreut: dass Brittney Griner endlich frei ist, über unsere neuen Lesesessel und das KiWi Buchpaket
Getrauert: dass eine liebe Freundin in der Probezeit entlassen wurde und RIP Angelo Badalamenti
Gegessen: Brotzeit-Brettl, Käsefondue und Kaiserschmarrn
Ein spannender atmosphärischer Lesemonat liegt hinter mir. Keine wirklichen Ausfälle dabei, eine gute Mischung aus Sachbuch bei dem ich immens viel gelernt habe, ein paar zur November Stimmung passende Romane, ein wunderbares Wiederlesen und eine Bookclub-Lektüre die uns in die Sumpf- und Marschgebiete North Carolinas mitnahmen.
Hier wieder in alphabetischer Reihenfolge ein kurzer Einblick in die Bücher, in der Hoffnung euch auf das eine oder andere Lust machen zu können.
Auf See – Theresa Enzensberger erschienen im Hanser Verlag, gehört als Audible Hörbuch
Yada wächst als Bürgerin einer schwimmenden Stadt in der Ostsee auf. Ihr Vater, ein libertärer Tech-Unternehmer, hat die Seestatt als Rettung vor dem Chaos entworfen, in dem die übrige Welt versinkt. In den Jahren seit ihrer Gründung ist der Glanz vergangen, Algen und Moos überwuchern die einst spiegelnden Flächen. Yadas Vater fürchtet, sie könne das Schicksal ihrer Mutter ereilen, die vor ihrem Tod an einer rätselhaften Krankheit litt. Und Yada macht eines Tages eine Entdeckung, die alles ins Wanken bringt. Klug, packend und visionär erzählt Theresia Enzensbergers großer Roman von den utopischen Versprechen neuer Gemeinschaften und dem Glück im Angesicht des Untergangs.
Ich fand die Geschichte und vor allen Dingen die Ideen spannend, visionär und definitiv zum Nachdenken und Recherchieren anregend. Nur als Hörbuch fand ich es aufgrund der Sprecherin nicht ganz so gelungen, hätte es glaube ich lieber gelesen als gehört. Vielleicht besorge ich es mir noch mal als Buch. Das wird nicht das letzte Buch von Frau Enzensberger sein, mir gefällt ihr Stil und ihre Art zu denken sehr.
Das Ende des Kapitalismus – Ulrike Herrmann erschienen im Kiepenheuer & Witsch Verlag
Um es gleich vorweg zu nehmen: Dieses Buch ist mein absolutes November Highlight. Eines von den Büchern bei denen ich nicht mehr aufhören kann davon zu erzählen und ich zur Buch-Missionarin werde und jedem fast mit Einzelhaft und Liebesentzug drohe, wenn die Menschen mir nicht auf der Stelle versprechen es umgehend zu lesen und danach mit mir darüber zu diskutieren.
Das es ein Rezensionsexemplar ist und auch noch von der Autorin für mich signiert wurde auf der Buchmesse hat damit wirklich nichts zu tun. Es hat mich einfach massiv zum Nachdenken gebracht, ich habe tonnenweise interessante Dinge gelernt und dazu geführt, dass ich jetzt nicht mehr sofort und automatisch den Wirtschaftsteil der Zeitung in die Papiertonne werfe.
Die Klimakrise verschärft sich täglich, aber konkret ändert sich fast nichts. Die Treibhausgase nehmen ungebremst und dramatisch zu. Dieses Scheitern ist kein Zufall, denn die Klimakrise zielt ins Herz des Kapitalismus. Wohlstand und Wachstum sind nur möglich, wenn man Technik einsetzt und Energie nutzt. Leider wird die Ökoenergie aus Sonne und Wind aber niemals reichen, um weltweites Wachstum zu befeuern. Die Industrieländer müssen sich also vom Kapitalismus verabschieden und eine Kreislaufwirtschaft anstreben, in der nur noch verbraucht wird, was sich recyceln lässt.
Aber wie soll man sich dieses grüne Schrumpfen vorstellen. Das beste Modell ist ausgerechnet die britische Kriegswirtschaft ab 1940.
„Damals zeigte sich erstmals ein Paradox, das den Kapitalismus bis heute prägt: Nur wenn das Risiko weitgehend ausgeschlossen ist, werden Investitionen gewagt.“
Our Missing Hearts – Celeste Ng auf deutsch erschienen unter dem Titel „Unsere verschwundenen Herzen“ erschienen im dtv Verlag übersetzt von Brigitte Jakobeit
Ich hatte den Roman schon auf dem Radar, nachdem wir vor einiger Zeit „Everything I never told you“ im Bookclub gelesen hatte und ihr neuer Roman auch noch unter „Dystopie“ firmierte. Frau Ngs Lesung im Amerikahaus in München wertete ich dann als finales Zeichen, dass ich diesen Roman unbedingt dringend lesen möchte.
Celeste Ng ist eine überaus kluge, interessante Frau der ich problemlos noch Stunden hätte zuhören können. Our Missing Hearts ist perfekte Winterlektüre. Dystopisch und düster, aber mit viel viel Hoffnung versehen und davon können wir alle momentan glaube ich eine doppelte Portion gebrauchen.
Der zwölfjährige Bird lebt mit seinem Vater in Harvard. Seit einem Jahrzehnt wird ihr Leben von Gesetzen bestimmt, die nach Jahren der wirtschaftlichen Instabilität und Gewalt die »amerikanische Kultur« bewahren sollen. Vor allem asiatisch aussehende Menschen werden diskriminiert, ihre Kinder zur Adoption freigegeben. Als Bird einen Brief von seiner Mutter erhält, macht er sich auf die Suche. Er muss verstehen, warum sie ihn verlassen hat. Seine Reise führt ihn zu den Geschichten seiner Kindheit, in Büchereien, die der Hort des Widerstands sind, und zu seiner Mutter. Die Hoffnung auf ein besseres Leben scheint möglich. Eine genauso spannende wie berührende Geschichte über die Liebe in einer von Angst zerfressenen Welt.
Librarians, of all people, understood the value of knowing, even if that information could not yet be used.
Where the Crawdads sing – Delia Owens auf deutsch erschienen unter dem Titel „Gesang der Flusskrebse“ im Hanser Verlag, übersetzt von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann
Unser November Bookclub Buch hat mir um Einiges besser gefallen als ich dachte. Aus irgendeinem Grund befürchtete ich eine furchtbar schmalzige Schmonzette, aber die Naturbeschreibungen und die Protagonistin Kya haben mir auf jeden Fall ein spannendes Lesevergnügen beschert. Die Diskussion im Bookclub drehte sich natürlich auch stark um Delia Owens Rolle zu ihrer Zeit in Afrika, die Kontroversen die es um ihre Person und die ihres Ex-Mannes gibt. Es war eine intensive und sehr spannende Diskussion. Habe auch den Film gesehen und gemocht – großartige Naturaufnahmen, eine Ecke der Welt die ich unbedingt irgendwann mal sehen möchte.
Chase Andrews stirbt, und die Bewohner der ruhigen Küstenstadt Barkley Cove sind sich einig: Schuld ist das Marschmädchen. Kya Clark lebt isoliert im Marschland mit seinen Salzwiesen und Sandbänken. Sie kennt jeden Stein und Seevogel, jede Muschel und Pflanze. Als zwei junge Männer auf die wilde Schöne aufmerksam werden, öffnet Kya sich einem neuen Leben – mit dramatischen Folgen. Delia Owens erzählt intensiv und atmosphärisch davon, dass wir für immer die Kinder bleiben, die wir einmal waren. Und den Geheimnissen und der Gewalt der Natur nichts entgegensetzen können.
Das ist übrigens ein Buch, das ich wahrscheinlich besser in der deutschen Übersetzung gelesen hätte. Der lokale Dialekt der im Buch wiedergegeben wird, hat mich stellenweise an meine Grenzen gebracht. Solide Unterhaltung, kann man sicherlich gut zu Weihnachten verschenken, auch wenn gefühlt alle Menschen die gerne lesen das Buch wahrscheinlich bereits besitzen.
Autumn leaves don’t fall, they fly. They take their time and wander on this their only chance to soar.
Harry Potter and the Philosopher’s Stone / Harry Potter and the Chamber of Secrets / Harry Potter and the Prisoner of Azkaban – JK Rowling auf deutsch erschienen im Carlsen Verlag übersetzt von Peter Needham.
Zu Harry Potter muss ich wahrscheinlich nicht viel schreiben. Hatte schon eine Weile Lust mal wieder einzutauschen in die magische Welt der Zauberschüler*innen rund um Hogwarts, hatte aber irgendwie auch Schiss, ob es mir beim Wiederlesen noch gefallen würde. Man kann sich ja auch wirklich was kaputt machen, wenn die Magie beim Wiederlesen nicht überspringen will. Brauchte aber keine Sorge zu haben. Bin noch genauso ein Potterhead wie in den 90ern – möchte immer noch nach Hogwarts, trage stolz mein Ravenclaw Shirt und nach jedem Buch schaue ich mir direkt den Film dazu an, denn ich habe vor ein paar Jahren die Harry Potter Filmbox gewonnen und bin Besitzerin sämtlicher Filme in einer sehr sehr hübschen Box.
OK – genug angegeben. Frau Rowling und ihre anstrengende Transphobie nervt, aber davon lass ich mir meinen Harry Potter nicht kaputt machen und die Darsteller*innen sehen es ja zum Glück genau so.
Im Dezember geht es weiter mit den restlichen Bänden und danach möchte ich entweder noch mal nach Osaka wo wir vor ein paar Jahren im Universal Picture Park die Wizarding World of Harry Potter besucht haben oder vielleicht nach London in die Warner Brothers Filmstudios? Wofür ich mich auch immer entscheide, es braucht jede Menge Überzeugungsarbeit, denn die Bingereader-Gattin kann mit Harry Potter leider gar nix anfangen 😉
The Lamplighters – Emma Stonex auf deutsch erschienen unter dem Titel „Die Leuchtturmwärter“ im Fischer Verlag übersetzt von Eva Kemper
Durch das Dezember Bookclub Buch bin ich nur so durchgerauscht und habe die Lektüre sehr sehr genossen. Passt einfach perfekt zu nebelig-düsteren Winterwochenenden. Ein Pageturner im wahrsten Sinne des Wortes, konnte es gar nicht aus der Hand legen. Die Geschichte um das Verschwinden der drei Leuchtturmwärter beruht auf eine wahren Geschichte, was die Recherche rund ums Buch noch mal spannender macht.
In der Silvesternacht verschwinden vor der Küste Cornwalls drei Männer spurlos von einem Leuchtturm. Die Tür ist von innen verschlossen. Der zum Abendessen gedeckte Tisch unberührt. Die Uhren sind stehen geblieben. Zurück bleiben drei Frauen, die auch zwei Jahrzehnte später von dem rätselhaften Geschehen verfolgt werden. Die Tragödie hätte Helen, Jenny und Michelle zusammenbringen sollen, hat sie aber auseinandergerissen. Als sie zum ersten Mal ihre Seite der Geschichte erzählen, kommt ein Leben voller Entbehrungen zutage – des monatelangen Getrenntseins, des Sehnens und Hoffens. Und je tiefer sie hinabtauchen, desto dichter wird das Geflecht aus Geheimnissen und Lügen, Realität und Einbildung.
In all my years I’ve realized there are two kinds of people. The ones who hear a creak in a dark, lonely house, and shut the windows because it must have been the wind. And the ones who hear a creak in a dark, lonely house, light a candle, and go to take a look.
Es hört nie auf, dass man etwas sagen muss – Antje Rávic Strubel erschienen im Fischer Verlag.
Antje Rávic Strubel ist auch so eine Autorin an deren Bücher ich einfach nicht vorgehen kann, wenn sie etwas neues geschrieben hat. Und dieses Buch hier ist ja wohl zusätzlich auch noch ein phänomenaler Hingucker. Ein kleiner Essay-Band voller kluger Gedanken zu Virginia Woolf, Astrid Lindgren, Selma Lagerlöf, Gendergewändern, Theodor Fontane und Elche kommen auch vor. Ein elegantes Büchlein bei man das Gefühl hat mit jeder Zeile ein kleines wenig klüger zu werden.
Pointiert nimmt Antje Rávik Strubel die aktuelle gesellschaftliche Lage unter die Lupe. Mit engagierter und zugleich poetischer Stimme widerspricht sie dem Gezerre und Gezeter. Sie plädiert für einen spielerischen, abenteuerlichen, wagemutigen Umgang mit Sprache, für ein emphatisches und aufmerksames Miteinander und eine Vielfalt der Lebens- und Liebesweisen. Sie erzählt von Virginia Woolf und Selma Lagerlöf, von dem Griff nach den Sternen und dem Aufbruch ins Unbekannte. Diese kritischen, literarischen und persönlichen Reden und Essays spannen den Bogen vom Ende des 19. Jahrhunderts zum Beginn des 21. Jahrhunderts und blättern mit dem nötigen feministischen Hintersinn andere Seiten der gesellschaftlichen Landkarte auf.
Die unfassbar schöne Covergestaltung haben wir im Übrigen Judith Schalansky zu verdanken.
Ankleben verboten! 1. Halte dich nicht zurück. 2. Widersprich dir. 3. Widersteh der Versuchung, Bedeutsames zu sagen. 4. Vernachlässige dich selbst. 5. Betrachte die Wirklichkeit aus der Schräglage 6. Deine Sitze sind die Wirklichkeit, trau ihnen nicht. 7. Verschleier dein Anliegen. 8. Lösch deine Spuren. 9. Benutze deine Zweifel, um Sätze zu bilden. 10. Sei viele. Sei jung und alt, weiblich und männlich, hell und dunkel zugleich. 11. Mach dich unabhängig von Lob. 12. Kehr um und entwirf deine eigenen Regeln. 13. Ertränke deine Leser und deine Vögel im Licht.
The Bass Rock – Evie Wyld auf deutsch erschienen unter dem Titel „Die Frauen“ im Rowohlt Verlag übersetzt von Tanja Handels.
Noch ein unfassbar gutes, spannendes und atmosphärisches Buch bei dem ich mir nicht mehr sicher bin, wie ich auf diesen Titel gekommen bin. Habe es als Hörbuch gehört und habe den schottischen Akzent der Sprecherin sehr geliebt. Die Geschichte ist düster und sicherlich kein Wohlfühl Schauerroman, aber ein spannend konstruierter Roman, der einem noch lange nachgeht.
Der Bass Rock wirft seit Jahrhunderten einen Schatten auf North Berwick und seine Bewohner. Neu unter ihnen: Ruth Hamilton, die in den Jahren nach dem Krieg mit ihrem Mann und zwei Stiefsöhnen in ein zugiges Haus am Meer zieht. Ruth ist zum ersten Mal schwanger und zusehends allein: die Kinder im Internat, der Mann über Wochen in seiner Londoner Kanzlei. Als Großstädterin hadert sie mit der Abgeschiedenheit und auch mit den sonderbaren Gebräuchen der einheimischen Gesellschaft. Ein Strandpicknick mitten im Winter? Die Frauen eigenartig kostümiert? Ruth passt sich an, ein wenig. Bis sie begreift: Das hier passiert nicht nur ihr. Es ist ein altes Spiel. Sie soll es nicht gewinnen.
Ein halbes Jahrhundert später, das Anwesen am Bass Rock steht zum Verkauf, kommt wieder eine Frau in den Norden. Viv hadert mit ihrem Single-Dasein, aber auch mit den Gelegenheiten, es zu beenden. Außerdem schläft sie schlecht, in jedem der Betten in dem alten Haus. Ihr ist, als würde sie heimgesucht von dunklen Geschichten. Geschichten von aufsässigen Frauen, von Frauen in Bedrängnis. Und ihre Stiefgroßmutter Ruth ist nur eine davon.
My mother has found being alone a new beginning. Her house is tidy. She eats what she wants, when she wants: nothing for a day and then a dressed crab at eleven at night, or a bowl of frozen peas, uncooked, which she eats like peanuts for breakfast. I admire the singleness that she has embraced since Dad died. I think I could aspire to that, but without having to be widowed first. Sometimes, though, it would be nice to fuck and to be fucked.”
War echt eine Menge los im November – war irgendwas dabei, wofür ich euch begeistern konnte? Habt ihr schon etwas davon gelesen? Habt ihr Meinungen zu den vorgestellten Büchern? Freue mich sehr von euch zu hören.
Gesehen: 1899 von Jantje Friese und Baran bo Odar. Deutsche Mystery Serie um ein Schiff voller Auswanderer die mitten im Ozean auf ein vermisstes manövrierunfähiges Schiff gleicher Bauart. Viele Dark-Elemente finden sich wieder, hab es sehr gemocht. Auch den Soundtrack fand ich klasse.
Gelesen: Kim Stanley Robinson imagines our future, The Secret Oral History of Bennington: The 1980s‘ Most Decadent College, How Do the Books We Read Change Our Brains? Hans Magnus Enzensberger über Rußland als radikaler Verlierer und über literary Tomboys
Getan: Die Firmen-Weihnachtsfeier organisiert (80s!), die Bar Eröffnung im Büro gefeiert, mit lieben Freundinnen gegessen und geplaudert, mit einer lieben Freundin den Weihnachtsmarkt im Gans Woanders besucht und alles weihnachtlich dekoriert
Gefreut: über ein Weihnachtspäckchen vom kleinen Neffen
Geklickt: auf die Rede von Düzen Tekkal zur Preisverleihung als Special Honor for Human Rights Activist of the Year, Behavior-changing parasite moves wolves to the head of the pack (Elon Musk?), die Bücher des Jahres 2022 laut Guardian und auf Mai Thi Nguyen-Kim: „Wie viele Geschlechter gibt es“