Meine Woche

Gesehen: Like Father, Like Son (2013) von Hirokazu Kore-eda mit Masaharu Fukuyama und Machiko Ono. Bewegender Film über vertauschte Kinder und wie die Familien damit umgehen. Geht mir immer noch nach.

Gehört: Warsong – The Cure, The Silence that remains – The Horrors, Duel 35 – Natalie Zamilska, Under the sums – 65daysofstatic

Gelesen: dieses Interview mit Jesse Eisenberg, Dorothy Parker and the Art of the Literary Takedown, Andreas Reckwitz: Verlust ist die prägende Erfahrung unserer Zeit, David Graeber’s celebrated theory of “bullshit jobs” continues to provide a critical window into why modern work is often so useless, soul-sucking, and absurd.

Getan: Literarischer Spaziergang auf den kulturellen Spuren jüdischer Frauen, Reading Weekend mit dem Bookclub inklusive schöner Waldspaziergänge, Scharade & Empire Spiele und Weintasting in Icking, den HNO Arzt besucht

Gefreut: über eine Flasche irischen Whisky den ich geschenkt bekommen habe

Geärgert: nö

Gelacht: über unsere Buchtitel-Scharade (Gone with the Wind!)

Getrauert: nein

Gegessen: marinierte Zucchini, ein sehr leckeres Kürbis-Kichererbsen-Spinat-Gericht und Käsekuchen mit Heidelbeeren

Getrunken: Wein, Whisky und Tee

Geklickt: dieses Interview mit Blixa Bargeld und Nick Cave

Gestaunt: und gefreut wie angesagt Bücher und Bookshops bei jungen Leuten sind

Gewünscht: diese Bettwäsche, diesen Anzug, dieses Haus

Geplant: wieder laufen gehen

Gefunden: Joseph Conrads gesammelte Werke in einer Ausgabe von 1927

Gekauft: Winterstiefel

Gedacht: Why give me the desire but not the ability and means to achieve it

Herz der Finsternis – Joseph Conrad

Conrad

Heute mal wieder ein Gruß aus der Papiermülltonne wo ich ja ab und an mal tauchen gehe. Das Buch war schon lange auf meiner Wunschliste, aber ich habe eine Weile gebraucht, bis ich mich dran getraut habe. So dünn das Büchlein auch ist, ich hatte schon genug darüber gehört, um gehörig Respekt davor aufzubauen.

Joseph Conrad hat dieses afrikanische Drama selbst erlebt, ähnlich wie sein Zeitgenosse Herman Melville, der in seinen Büchern meist auch auf selbst erlebte Abenteuer zurückgegriffen hat. Joseph Conrad und seine Familie stammten ursprünglich aus der Ukraine. Einem Teil der ehemals polnisch war, zu Conrad’s Lebzeiten allerdings an Rußland ging. Da sein Vater sich sehr als polnischer Patriot hervortat, wurde er verbannt und starb kurze Zeit später, seine Mutter hatte er schon während der Kindheit verloren. Ein Onkel nahm ihn zunächste in Frankreich auf und ließ ihn mit 16 Seemann werden. 1878 betrat Joseph Conrad erstmals britischen Boden und wurde einige Jahre später britischer Staatsbürger.

Er fuhr einige Jahre zur See und übernahm dann als Kapitän eines Flußdampfers an den Stanley-Wasserfällen im Kongo das Kommando. Er bekam dort schweres Fieber, das ihn sein Leben lang nicht mehr wirklich verlassen sollte und startete mit diesen Erlebnissen dort seine Karriere als Schriftsteller.

Sein Roman „Herz der Finsternis“ dreht sich um eine Reise ins Innere Afrikas, wo Kolonialwarenhändler den Dschungel in Belgisch-Kongo erschließen im Dienste europäischer Mächte und des Profits. Das Leben der Eingeborenen zählt nichts. Marlow (das Alter Ego Conrads und nicht der eigentliche Protagonist des Romanes) hat den Auftrag, einen Mann namens Kurtz zu finden, den erfolgreichsten aller Elfenbein-Lieferanten der gnadenlos und sadistisch die Ureinwohner ausbeutet. Kurtz ist eine nahezu mysthische Figur über die viel gesprochen und heimlich geflüstert wird, die Marlow aber bis fast zum Ende des Buches gar nicht trifft und auch dann nur recht kurz. Aber diese kurze Interaktion genügt – Marlow ist nahezu besessen von diesem Typen, der sich annähernd als Gott verehren lässt und sich obskuren Allmachtsphantasien hingibt.

Es herrscht eine irgendwie süßlich-dunkle unheilvolle Atmosphäre und die Zeit scheint fast stillzustehen. Das Buch lebt von Allegorien, Mehrdeutigkeiten die ich manchmal nicht immer durchdrungen habe. Das Buch ist in meinen Augen eine deutliche Kritik des Kolonialismus und Rassismus und prangert die Ausbeutung und brutale Gewalt gegen die Ureinwohner an. Der belgische König Leopold wird nicht gerade in einem positiven Licht gezeichnet und ich werde mich mit ihm mal noch näher beschäftigen. Das was in diesem Buch angedeutet wird ist ziemlich erschütternd. Das Buch muß ziemliche Wogen geschlagen haben, als es veröffentlicht wurde, nehme ich mal an.

Wenn ich bedenke, dass Conrad dieses Buch in Englisch geschrieben hat, einer Sprache die er erst mit 21 Jahren anfing zu lernen, noch einmal mehr Hut ab. Teilweise eine intellektuelle Herausforderung, aber durchaus empfehlenswert.