Kopenhagen by the book

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Kopenhagen wird regelmässig zur glücklichsten Stadt der Welt gewählt und auf Instagram kann man den Bildern aus der Stadt gar nicht mehr ausweichen. Den Nordic-Virus hatten wir uns dieses Jahr schon heftig  in Stockholm eingefangen und wir nutzten das lange November Wochenende, um dem Virus weiter Futter zu geben und die Straßen der dänischen Hauptstadt unsicher zu machen.

Die Stadt ist wunderschön, gehört aber eindeutig zu den teuersten Hauptstädten Europas. Wir waren von Kopenhagen total begeistert – hier ein kurzer Überblick was diese Stadt so einzigartig macht:

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Die Københavener. Sie sind nicht nur wahnsinnig freundlich und offen, sie sind alle auch verdammt gutaussehend. Man kommt sich unweigerlich wie der Glöckner von Notre Dame vor. Und sie sind riesig. Wir kamen gelegentlich wie die Minions vor und mussten ab und an Hilfestellung von den großen Dänen bekommen, wenn irgendwelche Knöpfe oder Dinge außerhalb unserer Reichweite waren.

Design & Architektur. Die Dänen können nicht nur hygge, das ist auch wirklich alles wahnsinnig stylisch, die Architektur ganz oft ein sehr gelungener Mix aus alt und neu. Besonderes Highlight die Oper und die Königliche Bibliothek „The Black Diamond“.

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Eines der besten Abendessen unseres Lebens hatten wir im Høst, ein Restaurant das ihr Euch auf keinen Fall entgehen lassen solltet bei einem Besuch in Kopenhagen.

Der Vergnügungspark Tivoli versprüht wunderbar altmodischen Charme, gerade zu Halloween war das ein großer Spaß. Weniger spannend fanden wir die Freistadt Christiana, eine alternative Wohnsiedlung und vom Staat geduldete autonome Gemeinde. Man bekommt dort legal Drogen jeglicher Art, aber ansonsten hat es uns sehr an das Münchner Tollwood erinnert.

Buchläden gibt es reichlich in der Stadt, meist groß, hell und einladend und dänische und englische Bücher stehen bunt gemischt in den Regalen.

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Unbedingt ans Herz legen würden wir euch auf jeden Fall einen Besuch in der Cisterne einem ehemaligen Wasserspeicher, in dem das ganze Jahr über eine Ausstellung des dänischen Künstlerkollektivs Superflex stattfindet. Mit Sci-Fi Elementen haben die Künstler eine dystopische Welt geschaffen, in dem der Klimawandel die Gesellschaft drastisch verändert hat. Wirklich großartig.

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Foto: Cisterne

Wer mir an jeder Ecke der Stadt begegnete war die wohl bekannteste Schriftstellerin Karen Blixen. Geboren wurde sie 1885 etwa 20km außerhalb Kopenhagens in Rungstedlund, wo sie 1962 auch starb. Sie lebte 17 Jahre lang als Kaffeefarmerin in Kenia. Sie wurde berühmt durch ihr Buch „Out of Africa“, das 1985 unter dem Titel „Jenseits von Afrika“ mit Meryl Streep und Robert Redford verfilmt wurde.

Ihr Leben in Afrika war von außergewöhnlicher Liebe und Schönheit, aber auch von fürchterlichen Verlusten geprägt. Ihre Kaffeeplantage ging pleite, ihre Ehe war am Ende und ihr Liebhaber mit dem Flugzeug abgestürzt.

Sie kehrte nach Dänemark zurück und versuchte des Öfteren, Afrika zu besuchen, doch ihre Pläne zerschlugen sich immer wieder. Sie stürzte sich in ihre Karriere als Autorin. 1934 veröffentlichte sie ihr Debüt „Seven Gothic Tales“ unter dem Pseudonym Isak Dinesen. Die Geschichten hatte sie während ihres Aufenthaltes in Afrika geschrieben. Ihr zweites Buch wurde ihr erfolgreichstes – ihre Erinnerungen an Afrika.Als Reiselektüre hatte ich mir ihre Erzählungen „Nordische Nächte“ mitgenommen, die eine ihrer berühmtesten Erzählungen „Babettes Fest“ enthält.

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Die Geschichten haben etwas leicht beunruhigendes, ohne dass ich den Finger darauf legen könnte, was diese Unruhe bei mir auslöst. Das sind keinesfalls kuschelige Hygge-Geschichten, die man warm auf dem Sofa eingepackt kurz vorm Eindösen lesen könnte. Bei Blixen muss man stets aufmerksam und wach sein, denn hier zählt jedes Wort.

„Babettes Fest“ war auch zugleich meine Lieblingsgeschichte. Eine junge Frau namens Babette, ein Flüchtling vor dem Krieg in Frankreich, schlüpft bei zwei älteren religiösen Schwestern unter und bleibt bei ihnen jahrelang hängen. Sie kocht und sorgt für die beiden Damen. Irgendwann äußert sie die Bitte, ein Fest für die zwei und ihre Freunde veranstalten zu dürfen… Eine geheimnisvolle Geschichte gespickt mit leisem Humor, poetisch und provokant. Ein echter Leckerbissen, der mir große Lust auf die gleichnamige Verfilmung machte.

Neben „Babettes Fest“ finden sich noch 6 weitere Geschichten in der Sammlung. Den Geschichten merkt man Blixens Sehnsucht nach einer aristokratischen Weltordnung an. Ihre Geschichten sind nie ganz Teil der wirklichen Welt, sie lesen sich oft wie Märchen. Blixen ist eine Autorin, die einen Schritt zurücktritt, die Welt betrachtet und sie sorgsam destilliert. Ihre Geschichten sind stark formalisiert und man schwebt stets ein wenig im Ungewissen.

Ich habe die Erzählungen gerne gelesen, aber ich hatte häufig das Gefühl, als würde die Autorin kurz den Vorhang öffnen, der Leser sieht eine Weile dem Treiben der Geschichte zu und irgendwann macht sie den Vorhang wieder zu und die Geschichte ist vorbei. Große Bindung zu den Figuren oder Interesse hatte ich außer zu Babette eigentlich nicht.

Spannender noch als ihre Erzählungen ist das Leben der Autorin und ich mache mich umgehend auf die Suche nach einer Biografie. Eine Autorin, die gleich zweimal für den Literaturnobelpreis nominiert war, zu deren Fans neben Ernest Hemingway auch Truman Capote, Pearl S Buck und Arthur Miller zählte und die großen Spaß hatte, ihren Mythos der geheimnisvollen Gräfin zu pflegen, ist definitiv eine gute Kandidatin für eine spannende Biografie.

Ich danke dem Random House Verlag für das Rezensionsexemplar.

Habt ihr schon etwas von Karen Blixen gelesen oder könnt vielleicht eine Biografie empfehlen?

Kurzgeschichten für lange Nächte


Ich bin kein großer Kurzgeschichten-Fan, ich glaube das ist – wie bei Gedichten auch – so ein „aquired taste“ wie Rotwein, Whisky, Blauschimmel-Käse. Kurzgeschichten haben es nicht leicht bei mir, drohen immer mal wieder in die Ecke zu fliegen, wenn ich in die Geschichten nicht reinkomme (wie kürzlich beispielsweise bei George Saunders), daher wiegen die hier aufgelisteten für mich um so mehr, denn die haben mich in der Regel von der ersten Zeile nicht mehr losgelassen.

Eine liebe Freundin hat mir vor kurzem einen Kurzgeschichten Band zugeschickt: Victoria Hislops Sammlung mit Kurgeschichten von Frauen und zu meinem Entzücken fand ich dort meine Lieblingsgeschichte „The Lottery“ wieder, was mich auf den Gedanken brachte, meine Bibliothek zu durchforsten, um meine persönliche Sammlung aus den für mich besten Kurzgeschichten der Welt hier zu präsentieren.

Einige kann man im Internet finden, da habe ich den link ensprechend angehängt und bin jetzt sehr gespannt, ob Euch meine Sammlung gefällt, welche ihr davon kennt und vielleicht auch mögt oder eben auch nicht. Fehlt euch etwas? Freue mich sehr auf Eure Kommentare und etwaigen Ergänzungen. So long äh short 😉

Isaac Asimov – The Martian Way
Margaret Atwood – Torching the Dusties
Margaret Atwood – Death by Landscape
Margaret Atwood – The Martians claim Canada
Paul Auster – Augie Wren’s Christmas Story
James Baldwin – The Outing
Karen Blixen – The Monkey
Wolfgang Borchert – Nachts schlafen die Ratten doch
Jorge Luis Borges – Die Bibliothek von Babel
Octavia Butler – The Morning, and the evening and the night
TC Boyle – Dogology
Ray Bradbury – The Veldt
Ray Bradbury – A sound of Thunder
Ray Bradbury – The Million-Year Picnic
Albert Camus – The Artist at Work
Truman Capote – Handcarved Coffins
Truman Capote – Miriam
Raymond Carver – Neighbors
Angela Carter – The Bloody Chamber
Ted Chiang – Story of Your Life
Roald Dahl – Lamb to the Slaughter
Philip K Dick – The Golden Man
Philip K Dick – The Minority Report
Charles Dickens – The Signal-Man
Charles Dickens – A Christmas Carol
Denis Diderot – Gründe meinem alten Nachtrock nachzutrauern
Joan Didion – On Self-Respect
Emma Donoghue – Words for Things
Fjodor Dostojewski – Weihnachtsbaum und Hochzeit
Fjordor Dostojewski – Weiße Nächte
Arthur Conan Doyle – The Adventure of the Blue Carbuncle
Agatha Christie – The Witness for the Prosecution
Jennifer Egan – Safari
Harlan Ellison – I have no mouth and I must scream
Sheridan Le Fanu – Green Tea
William Faulkner – A Rose for Emily
F Scott Fitzgerald – The Curious Case of Benjamin Button
Gillian Flynn – The Grownup
EM Forster – The Machine Stops
Neil Gaiman – Der Fluch der Spindel
Neil Gaiman – Snow, Glass, Apples
Ursula LeGuin – Coming of Age in Karhide
Ursula LeGuin – The ones who walk away from Omelas
Graham Greene – The Third Man
Ernest Hemingway – The Snows of Kilimanjaro
Ernest Hemingway – A clean well-lighted place
O. Henry – The Robe of Peacej
Patricia Highsmith – The stuff of Madness
Aldous Huxley – Young Archimedes
Washington Irving – The Legend of Sleepy Hollow
Mary Gaitskill – The Other Place
Charlotte Perkins Gilman – The Yellow Wallpaper
Maria Dahvana Headley – See the Unseeable, Know the Unknowable
Judith Hermann – Kaltblau
Siri Hustvedt – Mr. Morning
Henry James – The Turn of the Screw
Shirley Jackson – The Lottery
Franz Kafka – Die Verwandlung
Franz Kafka – In der Strafkolonie
Stephen King – Rita Hayworth and Shawshank Redemption
Stephen King – Children of the Corn
Stephen King – The eerie aftermath of a mass exit
Stephen King – The Road Virus heads north
Heinrich Kleist – Die Marquise von O
Lautréamont – Die Gesänge des Maldoror
Stanislaw Lem – Test
Hengtee Lim – The Girl at the Bar
Jack London – The Red One
HP Lovecraft – Cool Air
HP Lovecraft – The Dunwich Horror
Guy de Maupassant – Der Horla
Herman Melville – Bartleby, the Scrivener
Laurie Moore – How to become a writer
Daphne Du Maurier – Don’t look back
Daphne Du Maurier – The Birds
Haruki Murakami – Kinos Bar
Haruki Murakami – Yesterday
Haruki Murakami – The Elephant Vanishes
Vladimir Nabokov – Terra Incognita
Joyce Carol Oates – Where are you going, where have you been?
Dorothy Parker – Sentiment, A Telephone Call
Sylvia Plath – Johnny Panic and the Bible of Dreams
Edgar Allan Poe – The Tell-Tale Heart
Edgar Allan Poe – The Pit and the Pendulum
Annie Proulx – Brokeback Mountain
Karen Russell – Vampires in the Lemon Grove
Karen Russell – Reeling for the Empire
JD Salinger – For Esme
JD Salinger –  A Perfect Day for a Banana-Fish
Oliver Sacks – Altered States
Jean-Paul Sartre – The Room
Jean-Paul Sartre – The Wall
Arthur Schnitzler – Traumnovelle
Ali Smith – Free Love
Robert Louis Stevenson – The Body Snatcher
Bram Stoker – Dracula’s Guest
Donna Tartt – The Ambush
James Tiptree Jr – And I awoke and found me here on the Cold Hill’s side
Mark Twain – Cannibalism in cars
Jules Verne – Der ewige Adam
Kurt Vonnegut – Harrison Bergeron
Kurt Vonnegut – The Drone King
HG Wells – Empire of the Ants
Jeanette Winterson – Days like this
Virginia Woolf – A mark on the wall
Richard Yates – Saying Goodbye to Sally
Banana Yoshimoto – Lizard
Stefan Zweig – Die Schachnovelle
Stefan Zweig – Brief einer Unbekannten

Meine Woche

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Gesehen: „Advantageous“ von Jennifer Phang – großartiger intelligenter und sozialkritischer Sci-Fi Film. Wunderschöne Atmosphäre.

Naked Lunch” von David Cronenberg mit Peter Weller. Abgefahrene Verfilmung von William S Burroughs gleichnamigen Kultroman. Hat mir gefallen, nur die Musik war ätzend.

Jessica Jones“ mit Krysten Ritter. Staffel 1 fertig geschaut. Klasse, freue mich schon auf Staffel 2.

Gehört: Soap & Skin „Mawal Jamar„, Maximilian Hecker „Love Hotel Hill„, Beak> „Broken Window„, Lena Platonos „Markos„,  The Haywains „Let’s twist the knife in my heart„, The Libertines „You’re my Waterloo„, Sam Cooke „Bring it Home to me

Gelesen: über diese 10 Frauen die die Science-Fiction Welt veränderten, warum unser Leben eher wie Tetris als Schach ist, dieses Interview mit Miranda July und diesen sehr amüsanten Artikel zu Detox und unser neues Pastell-Biedermeier

Getan: einen neuen Blog gestartet „Working Future Working„, die Januar Challenge „Celebrating Alcohol by not drinking it“ erfolgreich gemeistert und gespendet habe ich an „Room to Read„, auf Umwegen zur Arbeit gelaufen und dabei spannende Dinge in der Nachbarschaft entdeckt und ziemlich viel aufgeräumt und mal wieder mit einer guten Freundin in Paris telefoniert

Gegessen: Pho im Charlie und ich habe eine ganz leckere Zucchini-Lasagne gebastelt

Getrunken: Tee aus frischer Minze und Ingwer

Gefreut: alles verheilt

Geärgert: nö

Gelacht: Sometimes I think the surest sign that intelligent life exists elsewhere in the universe is that none of it has tried to contact us

und über diesen kleinen Fuchs

Geplant: Buchclub im Literaturhaus besuchen und eine Cocktailparty mit Freunden

Gewünscht: diese Lampe, diesen Fitness-Raum, dieses Outfit

Gekauft: Comics

Gefunden: einen wunderen Glitzer-Elch

Geklickt: auf diese Dokumentation über Karen Blixen – very gothic, dieses Video der London School of Life zum Thema „One Reason why Homes cost so much“, auf diesen TED-Talk über leuchtende Haie, auf diesen Comic zum Thema Privilegien, dieses Interview mit Orphan Black Star Tatiana Maslany

Gewundert: warum ich eigentlich so viel lieber auf englisch als auf deutsch schreibe und lese …