Die besten Buchblogs und Literaturblogs: 50 Empfehlungen (Links)

Ich werde vor Freude glaube ich gleich ein wenig ohnmächtig!
Ich kann es gar nicht glauben – bin völlig überrascht – ohne Worte.
Danke an alle meine Leser und Kommentatoren und Unterstützer und überhaupt.

Meine Lieben, das muss gefeiert werden: Dosenbier für alle! Ich fächel mir dann mal noch etwas Luft zu ….

Schlachthof 5 – Kurt Vonnegut

 

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Schlachthof 5 ist eine wilde Mischung aus Krieg, Zerstörung, Liebe und Hass, Vernunft und Wahnsinn, Dresden, Außerirdische, posttraumatische Belastungsstörungen, Zynismus und Zuversicht und vor allen Dingen Liebe und Tod. So it goes.

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Schlachthof ist eine verstörende, stark autobiografische Satire auf den Krieg. Auf die Unvermeidlichkeit des Krieges, die Gleichgültigkeit in Anbetracht des Todes, die Abstumpfung, die Millionen von Toten hervorrufen. Er veranschaulicht das in seinem Buch anhand der Bombardierung von Dresden während des 2. Weltkrieges, die Vonnegut als sehr junger amerikanischer Kriegsgefangener miterlebte.

Er erzählt die Geschichte seines Protagonisten Billy Pilgrim in gänzlich unstrukturierter Weise. Im Englischen würde man sagen: it is all over the place. Es beschäftigt sich mit den Fragen „warum bekriegen wir uns? Warum zerstören wir alles? Gibt es so etwas wie freien Willen?“ Er versucht nicht einmal, so zu tun als gäbe es Antworten auf diese Fragen. Er erzählt die Geschichte der Bombardierung Dresdens, so wie ein Mensch, der mittendrin war, dessen Wesen sich seit diesem Erlebnis beständig im Fluss befindet, dessen Verstand wie ein Blatt im Wind zwischen Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit hin- und herdriftet.

Er überlebt einen Flugzeugabsturz, wird von Außerirdischen entführt (oder auch nicht). Die Tralfamadorianer zeigen ihm,  dass Zeit etwas ist, das permanent und gleichzeitig passiert. Alles ist immer passiert und wird immer passieren (so it goes on and on and on), aber auch, wenn die Welt zerstört wird wieder und wieder, sie entscheiden sich, die Dinge von einer positiven Warte aus zu sehen.

Tatsächlich ist Billy Pilgrim eine verlorene Seele, von posttraumatischen Belastungsstörungen verfolgt, der durch seine Erinnerungen lebt und nur durch seine Zeitsprünge irgendwie Sinn in das Ganze bekommt. In jedem Moment ist er gleichzeitig im Schlachthof in Dresden, heiratet, ist er der einzige Überlebende eines Flugzeugabsturzes und Zeuge, wie sein Freund Derby erschossen wird.

„Der Fehler in den Christus-Geschichten, sagte der Besucher aus dem äußeren Weltraum, war, daß Christus, der nicht nach viel aussah, in Wirklichkeit der Sohn des mächtigsten Wesens im Universum war. Die Leser verstanden das, wenn sie daher zur Kreuzigung kamen, dachten sie natürlich, was Rosewater nun wieder laut vorlas: Junge! Junge! Diesmal haben sie bestimmt den Falschen ausgesucht, um ihn hinzurichten! 
Und dieser Gedanke hatte einen Bruder: „Es gibt die richtigen Menschen zum Hinrichten.“ Welche? Leute ohne gute Beziehungen. So geht das.

Billy hat keine Angst mehr vor dem Tod, der ist nur eine Illusion, hat schon stattgefunden und findet wieder statt. Billy weint um die misshandelten Pferde, die er am Tag nach der Vernichtung Dresdens sieht. Die Zerstörung Dresdens hat mehr Menschenleben gefordert, als Hiroshima und doch wissen viele Amerikaner nicht einmal davon. Vonnegut konterkariert mit tiefschwarzer Komik den unfassbaren Horror.

„Alles war schön und nichts tat weh“
„Everything was beautiful and nothing hurt“

Schlachthof 5 ist eines der bizarrsten Bücher, die ich gelesen habe und ich kann nur jeden ermuntern, dranzubleiben. Ja, es ist nicht immer einfach zu folgen und sehr realistische Menschen mögen ihre Schwierigkeiten haben mit Zeitreisen und entführenden Außerirdischen, aber es ist ein phantastisches Buch und eines der vehementesten Abrechnungen mit dem Krieg. And so it goes.

Eine tolle Rezension findet ihr auch hier

Meine Woche

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Gesehen: „Les petits mouchoirs“ (Kleine wahre Lügen) mit der wundervollen Marion Cottilard – toller Film, sehr empfehlenswert. Macht Lust auf den nächsten Frankreich-Urlaub

Ex Machina“ Science Fiction Thriller von Alex Garland. Das Haus ist der absolute Wahnsinn. Der Film hat mir gut gefallen, ein dunkles Kammerspiel.

Gehört:  Janis And The Artists „Nightmare„, Rabia Sorda „Deaf„, The Crüxshadows „Marilyn My Bitterness„, The Birthday Massacre „Beyond„, X-Rx „Stage 2„, Aganoize „Staatsfeind

Gelesen: diesen Artikel aus der Paris Review über Tove Jansson, diesen Artikel im Forbes Magazin über die Einführung der Agile Prinzipien im Unternehmen, diesen Artikel in der Zeit über E. L. Doctorow

Getan: meine „Shaper“ Meetings erfolgreich losgekickt, eine Freundin nach ihrem Radl-Unfall im Krankenhaus besucht und in Köln das Amphi Festival besucht.

Gegessen: Johannisbeeren aber sonst wenig gescheits

Getrunken: Kölsch

Gefreut: wir haben den Balkon wieder schön

Geärgert: das der erste Festivaltag sturmbedingt draußen komplett abgesagt werden musste.

Gelacht: There are two kinds of people in the world. Morning People and People who wanna shoot Morning People.

Geplant: das Björk Konzert in Berlin nächste Woche besuchen

Gewünscht: dieses Regal, diese Schuhe, diese Hängematten

Gekauft: 2 Tshirts

Gewonnen: „Vampire sind unter uns“ von Mark Benecke – man darf gespannt sein 😉

Geklickt: diesen gerade entdeckten Essay von Charles Dickens

Alles was ich bin – Anna Funder

 

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Eine Ungarin, eine Deutsche und eine Tasmanierin sitzen in einer Bar in Luang Prabang morgens um 1, trinken Liquid Cocaine und unterhalten sich über …. ja genau, Ernst Toller ! Und die Deutsche muss hier gesagt werden, hatte leider die wenigste Ahnung von allen, da sie noch nie etwas von ihm gelesen, zumindest aber schon von ihm gehört hatte.

Das Buch handelt von einer Gruppe deutscher Dissidenten rund um Ernst Toller und ihren Aktivitäten in den Anfangsjahren von Hitlers Machtübernahme. Ihre Aktivitäten führen dazu, dass sie schließlich aus Deutschland flüchten müssen und sich größtenteils in London niederlassen, wo sie ihre Widerstandsaktivitäten im Untergrund weiterführen. Funder hat über diese Gruppe Freunde und deren Aktivitäten hauptsächlich durch Ruth Blatt erfahren, der einzigen Überlebenden aus der Gruppe, die nach Australien ausgewandert war und sich in Sydney mit Anna Funder anfreundete.

Schon Toller ist jemand, mit dem ich vage einen Namen und seine Rolle im Widerstand in Verbindung brachte, die anderen Protagonisten, wie zum Beispiel die Politikerin Mathilde Wurm, Anna Blatts Ehemann, der Journalist Hans Wesemann oder die charismatische Journalisten Dora Fabian, sie noch viel tiefer ins Dunkel der Geschichte abrutscht und ich bin froh, dass dieses Buch sie zumindest ein Stückchen weit einer breiteren Öffentlichkeit bekannt macht.

„Als Hitler an die Macht kam, lag ich in der Badewanne“. (was für ein erster Satz …)

Mir hat diese persönliche Verbindung eher gefallen, auch die Vermischung von Biografie und Roman, könnte mir aber vorstellen, dass es einige Menschen gibt, denen der Sinn nach mehr Sortenreinheit steht. Ich hatte das Gefühl, dass das Persönliche schnell in den Hintergrund geraten ist und die fiktive Dramatisierung von Ruths Leben und ihren Freunden im Mittelpunkt steht.

Ruth Blatt und ihre Freundin Dora Fabian, die sie von Kindesbeinen an kennt, sind unglaublich mutig in ihren Bemühungen, sich den überall schnell aufsteigenden Nazis zu widersetzen. Ihre Gruppe besteht überwiegend aus Intellektuellen, deren berühmtestes Mitglied der Dramatiker Ernst Toller ist. Sie bekämpfen die Nazis durch Zeitungsartikel und lassen sich durch physische und psychische Gewalt nicht von ihrer Arbeit abhalten. Auch nach ihrer Flucht nach London stellen sie ihre Bemühungen nicht ein, obwohl ihnen die Abschiebung nach Deutschland droht, machen sie unermüdlich weiter. Sie leben in einer unerträglichen Atmosphäre aus Angst, Verrat, Einsamkeit und Unsicherheit, die langsam aber sicher die Feundschaften und Liebschaften der Freundesgruppe untergräbt.

Diese Sorgen und Ängste sind keineswegs unbegründet. Einige werden aufgrund ihrer Aktivitäten zurück nach Deutschland geschickt, es gibt Verräter innerhalb der Gruppe und die Katastrophe nimmt ihren Lauf. Das Ruth diese Torturen und Gefahren tatsächlich überlebt hat, grenzt für mich an ein Wunder.

Dora und ihre Freundin Mathilde Wurm fand man 1935 tot in ihrer Londoner Wohnung. Ein höchstwahrscheinlich von der Gestapo inszenierter „Selbstmord“. Die britischen Untersuchungsbehörden beschäftigten sich eher oberflächlich mit den Ermittlungen und bestätigen am Ende den vermeintlichen Selbstmord.

Die Geschichte bildet sich aus zwei Erzählsträngen. Da ist einmal Ruth und die Geschichte ihrer Freundschaft mit Dora, erzählt aus heutiger Sicht und Tollers Geschichte seiner Beziehung zu Dora erzählt in New York im Jahr 1939 kurz vor seinem Selbstmord.

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Aus heutiger Sicht und mit dem Wissen was geschehen würde, kann man nur schwer nachvollziehen, dass die mutigen Menschen, die schon so früh vor Hitler warnten und die das Nazi-Regime von Anbeginn an bekämpften, international so wenig Gehör erhielten.

Ein wirklich schön geschriebener Roman, die Sprache einfach und von leiser Melancholie durchzogen. Spannend wie ein Thriller, eine Geschichte über Mut, Selbstlosigkeit, Beharrlichkeit, Verrat, Einsamkeit und Exil, die ich so schnell nicht werde vergessen können. In extremen Situationen sind manche Menschen zu Erstaunlichem fähig, bringen Mut auf, den sie sich wohl selbst so nicht zugetraut hätten. Anna Funder hat diesen heute nahezu vergessenen Menschen ein verdientes Denkmal gesetzt.

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Jetzt gibt wirklich keine Entschuldigung mehr. Ernst Tollers „Eine Jugend in Deutschland“ wird jetzt bestellt und gelesen, mit tasmanischen Teufeln ist nicht zu spaßen und ich bin auch noch neugieriger auf diesen mutigen Toller geworden, als ich es in Laos schon war.

„Am Ende unseres Lebens erinnern wir uns am lebhaftesten an jene, die wir geliebt haben, weil sie es sind, die uns geformt haben. Mit ihrer Hilfe sind wir zu dem geworden, was wir sind, wie eine Pflanze mit der Hilfe eines stützenden Pfahls wächst.“

„Toller beherrschte keinen Smalltalk, keine Kommunikationsebene für Bekannte. Er fixierte dich ein wenig zu lang mit diesen dunklen Augen. Seine einzige Umgangsart, mit jedem, war die vertrauliche. Die Frauen liebten ihn dafür. Er übersprang das ganze quälende Geplänkel, das vage Flirten, und redete, als kenne er sie und sei schon intim mit ihnen gewesen. Wer möchte sich nicht voll und ganz einem Mann hingeben, der sich jederzeit aufopfern würde, um die Welt zu retten?“

„Schmerz ist ebenso egoistisch wie Liebe. Er überwältigt Körper und Geist und nimmt Besitz von ihnen: du bist der Fleisch gewordene Schmerz – es bleibt nichts von dir übrig, das an einen anderen denken kann.“

„Behalte den Kopf oben. Lass die Schweine nicht sehen, wie fertig du bist.“

„Alles was ich bin“ ist im Fischer Verlag erschienen.

The Man who Fell to Earth – Walter Tevis

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Auf den ersten Blick ist „The Man who Fell to Earth“ ein Science-Fiction Roman über den Außerirdischen Thomas Jerome Newton vom Planeten Anthea, der zur Erde geschickt wird, um seine sterbende Spezies zu retten, die sich durch Kriege und Umweltkatastrophen nahezu komplett vernichtet haben. Mit letzten Energiereserven haben sie ein Raumschiff mit Newton an Bord losgeschickt, um auf der Erde ein Rettungsraumschiff zu bauen und die restlichen Antheaner zur Erde zu bringen.

Unser erster Science-Fiction Roman im Bookclub ist dann aber doch kein ganz sortenreiner Science Fiction Roman, was der Geschichte aber in keinster Weise schadet. Es gibt keine Laserschwerter, keine Dreiphasendrehkonverter und auch keine intergalaktischen Luftkämpfe und auch, wenn ich an all diesen Dingen üblicherweise schwer interessiert bin und anfangs noch auf den einen oder anderen Einblick ins Raumschiff oder die Gesellschaftsstruktur der Antheanter zu erfahren hoffte, ist die eigentliche Geschichte eine der Entfremdung, der gnadenlosen Einsamkeit, die Newton empfindet und die Art und Weise wie unsere Welt ihn physisch und psychisch beeinflusst.

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Es ist eine ruhige melancholische Geschichte. Die Desillusionierung einer Person, auch wenn sie nicht humanoid ist, der so unendlich einsam ist, der die weitgehende Zerstörung seines Planeten erlebt hat und ahnt, dass auch dieser Planet dem Untergang geweiht ist.

Newton ist ein großer zerbrechlich wirkender Humanoid, sein Wissen über die Erde hat er sich durch Fernsehübertragungen angeeignet, die auf Anthea empfangen werden konnten. Was die Antheaner aus Werbeblöcken, TV Serien und Nachrichten zu erkennen glauben ist ein Planet, der wie ein grünes Paradies mit ausreichenden Wasser- und Energievorräten erscheint.

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Der Roman ist keine 200 Seiten lang und ich will nicht zu viel verraten, Newton entdeckt auf jeden Fall die dunklen Ecken der menschlichen Gesellschaft. Die Laster und Süchte, die Ignoranz, die Einsamkeit und das Mißtrauen der Menschen und so einiges anderes, was die Antheaner über das Fernsehen nicht mitbekommen konnten.

„The bartender had come over and when Bryce looked up the bartender said, „I’m afraid that fellow needs help.“ „Yes“, Bryce said. „Yes, I guess he does.“

Thomas Jerome Newton ist ein Protagonist, den man von Anfang an mag. Man leidet mit ihm und das Ende ist unglaublich traurig. Erstaunlich wie vorausschauend dieser Roman aus dem Jahr 1963 ist. Kulinarisch richten wir uns im Bookclub oft nach den Ess- und Trinkgewohnheiten der Protagonisten (nicht immer, aber oft) und in diesem Fall stand – wie bei Newton – bei unserer Diskussion der Gin im Mittelpunkt. Vielleicht hat der unserer Phantasie auf die Sprünge geholfen, als wir uns mit den Namen beschäftigt haben, die im Buch vorkommen.

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Thomas Jerome Newton könnte eine Referenz auf die beiden Wissenschaftler Thomas Edison und Sir Isaac Newton sein. Bei Jerome mussten wir ein wenig mehr um die Ecke denken, haben uns da mehr an Tevis‘ Biografie orientiert. Tevis soll in einem Interview gesagt haben, dass der Roman starke autobiographische Züge habe. Unsere Gin-geschwängerte Diskussionsrunde kam zur Überlegung, dass sich Jerome auf den Heiligen Sankt Jerome beziehen könnte, der der Schutzpatron der Bibliothekare, Gelehrten und eben auch der verlassener Kinder ist.

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Tavis wurde von seinen Eltern, als er 10 Jahre alt war, für ein Jahr in ein Erholungsheim geschickt, während sie ihren Umzug von San Francisco nach Kentucky durchführten. Nach dem Jahr reiste er alleine im Zug zurück zu seinen Eltern. Wie Newton in der Geschichte war auch Tavis immer ein kränkliches, zartes Kerlchen. Er litt unter Alkoholismus und starb mit nur 52 Jahren an Krebs.

Erstaunlich finde ich, dass drei von Tevis‘ sechs Romanen verfilmt wurden – neben „The Man who Fell to Earth“, „The Hustler“ von 1961 mit Paul Newman und „The Color of Money“ aus dem Jahr 1984 ebenfalls mit Paul Newman und Tom Cruise – kaum aber jemand kennt den Namen Walter Tevis.

Die Verfilmung mit David Bowie möchte ich unbedingt demnächst sehen, auch wenn der Film von der Romanvorlage stark abweicht. Den Roman fand ich grandios und kann ihn auch Leuten ans Herz legen, die üblicherweise nicht viel mit Science-Fiction am Hut haben.

Bowies Album „Low“ war ursprünglich als Filmmusik zu „The Man who Fell to Earth“ gedacht. Am Ende wurde die Musik aber nicht dafür verwendet, wie schade. Low ist ein phantastisches Album.

Das Buch erschien auf deutsch unter dem Titel „Der Mann der vom Himmel fiel“ im Ullstein Verlag.

Meine Woche

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Gesehen: „The Girl with the Dragon Tattoo“ von David Fincher – richtig cooler Soundtrack, der Film war gut, aber die Original-Version hat mir deutlich besser gefallen. Und Noomi Rapace ist einfach so viel cooler 😉

Bridesmaids“ von Paul Feig eine amerikanische Komödie die mir so viel besser gefallen hat, als ich je dachte. Ich bin überhaupt kein Komödien-Mensch, aber der war wirklich lustig.

Into the Night“ von John Landis. Puh den fand ich grottig und hab ihn nicht zu Ende geschaut, obwohl David Bowie mitgespielt hat.

Gehört:  Blanck Maass „Atrophies„, Trent Reznor & Atticus Ross „She reminds me of you„,  The Libertines „Gunga Din„, S.P.O.C.K. „Never trust a Klingon“, Rome „Amsterdam, The Clearing

Gelesen: „The End of Capitalism has begun“ aus dem Guardian, diese Rezension zu „Go Set a Watchman“ – weiß noch immer nicht, ob ich das Buch wirklich lesen will, oh Atticus 😉 und diesen Artikel aus dem Smithsonian über unseren Besuch bei Pluto

Getan: im Bookclub diskutiert, ein neues Teammitglied rekrutiert, ein wunderbares wildes Weiber-Wochenende überstanden, im Marie-Einsiedel-Naturbad geplanscht, Schwimmbadpommes gegessen, beim Zeit-Magazin-Rätsel um die Ecke gedacht und ein Wespennest entfernt.

Gegessen: Bánh Xèo – Vietnamesische Crepes

Getrunken: Lillet Wild Berry

Gefreut: über das tolle Wochenende mit den Damen

Geärgert: ganz falsches Wort geschockt über den schlimmen Radl-Unfall einer Freundin. Und egal wie doof Fahrradhelme eigentlich sind und man damit aussieht – die retten wirklich Leben. Go and buy one NOW!

Gelacht: Rausgehen ist wie Fenster auf. Nur krasser.

Geplant: Amphi-Festival nächstes Wochenende. Leider ohne Ms Confusion – schade 😉

Gewünscht: diese wunderschöne sommerliche Keramik, entdeckt bei einfallsreich, diese schwebende Kuschelecke und diese Wandtapete, ach was das ganze Zimmer – genau so.

Gekauft: Flip-Flops und Ansteck-Buttons

Gefunden: Cees Nooteboom „Die folgende Geschichte“ und „Phantastische Träume“ beim nächtlichen Radeln durch München 🙂

Geklickt: auf diesen Vortrag zu „Beautiful Teams / Participatory Leadership“ und diesen Vortrag von Ken Singer

Gewundert: wie lange es dauern kann, bis Perspektivenwechsel wirklich hinhauen

Meine Woche

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Gesehen: „Django Unchained“ für einen Western war der gut. Tarantino halt. Aber irgendwie war alles ein bisserl altbekannt. Nicht schlecht, muss man aber nicht gesehen haben.

Non-Stop“ Flugzeug-Action-Thriller-Gedöns mit Liam Neeson. Ganz unterhaltsam, aber auch kein unbedingter must-see.

Und dann noch diese Star Trek NGT Folgen „Timescape“ und „Schisms„- ich bin und bleibe ein Trekie 😉

Gehört:  Reese Witherspoon liest das erste Kapitel aus Harper Lee „Go set a Watchmen„, Eagles „Lyin Eyes“ – Eagles hör ich immer bei Gewitter 😉 Hayley Kiyoko „Girls Girls Girls„,

Gelesen: diesen Artikel über Nelly Sachs, diesen Artikel von Joan Didon zu „Self Respect“ und diesen Artikel über Shirley Jackson „The Queen of American Gothic“

Getan: im Meer geschwommen, Nizza besucht, im Garten gelegen und gelesen

Gegessen: Tomatenrisotto mit Petersilie und Pizza Napoli

Getrunken: mein erster Campari – interessant!

Gefreut: über ein wunderbares Überraschungspäckchen das gestern nach der Heimfahrt aus dem Urlaub im Briefkasten war

Geärgert: Stau und nicht funktionierende Autobahngebühr-Automaten und angeblich verursachte Kratzer an Mietwagen – und dann auch noch ein Wespennest auf dem Balkon. Schönen Dank auch. Grrrr.

Gelacht: „Dear Boyfriend. I can make your Girlfriend scream a lot louder than you can. Sincerely, Spiders.

Geplant: Wespen loswerden, erste Arbeitswoche überstehen und dann die Zeit geniessen mit liebem Besuch

Gewünscht: diesen Hoody, diesen Sessel und diese Bettwäsche

Gekauft: ein Tshirt

Gefunden: nix

Geklickt: auf diesen Ted-Talk und diesen Artikel wie wir Entscheidungen treffen

Gewundert: wie schnell 2 Wochen Urlaub rum sind

The Summer Book – Tove Jansson

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Tove Jansson ist die Autorin der berühmten Mumin-Kinderbücher und „The Summer Book“, ein skandinavischer Klassiker, ist eines ihrer wenigen Bücher, das sie für Erwachsene geschrieben hat. Jansson die zur schwedischsprachigen Minderheit in Finnland gehört und alle ihre Bücher auf schwedisch schrieb, verlor im Jahr 1972 ihre Mutter, zu der sie ein sehr enges Verhältnis hatte. „The Summer Book“ ist ihre Art der Trauerbewältigung, die Geschichte eines Sommers, den eine ältere Künstlerin mit ihrer 6-jährigen Enkelin Sophia und deren Vater  auf einer winzigen Insel im Golf von Finnland verbringt.

Die Insel ist so klein, dass man sie in 4 1/2 Minuten umrundet hat und doch bietet sie dem Großmutter-Enkelin-Gespann eine unglaubliche Fülle an Abenteuern. Die Geschichte basiert auf Tove’s Nichte Sophie und ihrer eigenen Mutter Signe Hammarsten-Jansson, besonders schön, dass die Neuausgabe des Buches Fotos der echten Charaktere beinhaltet.

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„The Summer Book“ ist ein sehr leises, melancholisches Buch, das sich genauso anfühlt wie die ewig langen Sommer der Kindheit, auch wenn es nur knapp 170 Seiten hat. Ich bin selbst bei meiner Oma aufgewachsen und habe viele Parallelen gefunden, auch wenn meine Oma keine Künstlerin war. Die langen Sommer haben wir ähnlich verbracht. Unsere Insel war eine Mietwohnung mit Balkon, auch in 4 1/2 Minuten zu umrunden und doch voller Abenteuer.

“It’s funny about love‘, Sophia said. ‚The more you love someone, the less he likes you back.‘
‚That’s very true,‘ Grandmother observed. ‚And so what do you do?‘
‚You go on loving,‘ said Sophia threateningly. ‚You love harder and harder.”

Während Sophia mit ihrer Großmutter Skulpturen bastelt, haben wir im Hochsommer, wenn es auf dem Balkon nicht auszuhalten war, im kühlen Schlafzimmer gelegen und ich habe meiner Oma „Serengeti darf nicht sterben“ vorgelesen und anschließend haben wir Löwenbilder gemalt und fiktive Postkarten aus Afrika geschrieben.

“It was a particularly good evening to begin a book.”

Warum scheinen Großmütter immer irgendwie weiser zu sein als alle anderen? Ob Serengeti oder eine Wikingerinsel im finnischen Golf, unsere Großmütter waren tough, liebevoll, aber nicht sentimental. Oma-Enkelin-Gespanne auf Augenhöhe, die ganz klar die jeweils wichtigsten Menschen im Leben der anderen waren.

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Kindheits-Sommer fühlen sich ewig an, sind sie aber nicht. Sie sind trügerisch kurz, wie auch dieses Buch. Kindheit dauert nicht ewig und Großmütter leider auch nicht. Es ist ein großes Glück, bei einer starken, liebevollen Oma aufzuwachsen, die einem hilft zu werden, wer man ist oder sein möchte.

Ich wünsche diesem spröden, blauen, sonnigen Büchlein ganz viele Leser. Es ist ein tolles Leseabenteuer, nicht nur für rebellische Großmütter und deren Enkelinnen – versprochen! Und wenn man fertig ist mit „The Summer Book“ dann lest doch gleich im Anschluß noch ein paar Mumin-Geschichten, am besten spät abends so lange es noch hell ist, auf dem Balkon oder wer hat im Garten oder auf der Insel.

“Wise as she was, she realized that people can postpone their rebellious phases until they’re eighty-five years old, and she decided to keep an eye on herself.”

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Das Buch ist auf deutsch unter dem Titel „Das Sommerbuch“ im Lübbe Verlag erschienen.

Cannery Row – John Steinbeck

 

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An dieser Lektüre ist ganz eindeutig Ms Autumn Schuld, die mir mit ihrer grandiosen Rezension derart Lust auf dieses Buch gemacht hat, dass ich es umgehend einkaufen und in die Urlaubskiste werfen mußte. Und ? HELL YES! Es hat sich gelohnt, aber sowas von. Das ist ein wirklich unvergessliches Buch und ich kann gar nicht so genau sagen warum.

Ich denke, es liegt an der Atmosphäre die dieses kleine Büchlein heraufbeschwört. Steinbeck schreibt so derart beruhigend, so wundervoll ich würde mich nicht wundern, wenn die Lektüre blutdrucksenkend wirkt. Er beschreibt Menschen am Rande der Gesellschaft die versuchen aus den Karten das beste herauszuholen die ihnen das Leben ausgeteilt hat. Die versuchen freundlich und gut zu sein und denen das häufig mißlingt. Einfach weil das oft so ist. Weil man die Absichten hinter den Taten oft nicht erkennt, weil man häufig gerade die Menschen am heftigsten verletzt, die man am meisten liebt. Aber die wenigsten Leute wachen morgens auf und denken „heute werde ich mal ein richtiges Arschloch sein“. Manchmal gelingt das mit dem Gut sein und manchmal eben nicht.

Die Menschen hier kämpfen für jedes kleine Glück, geben nicht auf, erleben Rückschläge und stehen fast immer wieder auf.

„It has always seemed strange to me…The things we admire in men, kindness and generosity, openness, honesty, understanding and feeling, are the concomitants of failure in our system. And those traits we detest, sharpness, greed, acquisitiveness, meanness, egotism and self-interest, are the traits of success. And while men admire the quality of the first they love the produce of the second.“

Die Handlung spielt in Monterey, Kalifornien und erzählt skizzenhaft die Geschichten der Einwohner mit besonderem Fokus auf die versuchte Überraschungsparty für Doc. Alle lieben Doc aufgrund seiner fast schon übertriebenen Großzügigkeit und seiner Herzlichkeit und so sehr sie versuchen ihm zu danken, am Ende zahlt er immer drauf.

“Doc would listen to any kind of nonsense and turn it into wisdom. His mind had no horizon – and his sympathy had no warp. He could talk to children, telling them very profound things so that they understood. He lived in a world of wonders, of excitement. He was concupiscent as a rabbit and gentle as hell. Everyone who knew him was indebted to him. And everyone who thought of him thought next, ‚I really must do something nice for Doc.”

a636a9cc4f2f98095829fcfb8c92157dFoto: Flavorwire

“Cannery Row in Monterey in California is a poem, a stink, a grating noise, a quality of light, a tone, a habit, a nostalgia, a dream. Cannery Row is the gathered and scattered, tin and iron and rust and splintered wood, chipped pavement and weedy lots and junk heaps, sardine canneries of corrugated iron, honky tonks, restaurants and whore houses, and little crowded groceries, and laboratories and flophouses. Its inhabitant are, as the man once said, „whores, pimps, gambler and sons of bitches,“ by which he meant Everybody. Had the man looked through another peephole he might have said, „Saints and angels and martyrs and holymen“ and he would have meant the same thing.”

„Two generations of Americans knew more about the Ford coil than the clitoris …“

Doc fährt tagsüber an der Pazifik-Küste entlang, sammelt Meeresgetier um es weiterzuverkaufen, um abends auf seinem Grammophon klassische Musik zu spielen, in seiner umfangreichen Bibliothek Lesungen für die Nachbarschaft abzuhalten, Bier zu trinken und gelegentlich die eine oder andere örtliche Schönheit zu verwöhnen.

Mir gefallen die Einfachheit seiner Charaktere, die ehrliche Art und Weise wie sie ihr Leben anpacken und die Chuzpe, mit der sie ihre Karten ausspielen und sich nicht als Opfer sehen. Das Glück will raus, egal wie sehr die Umstände oft tonnenweise Geröll draufpacken.

Steinbecks Scharfsinn, seine Wärme und Klugheit geben einem das Gefühl, ein klügerer und vielleicht sogar ein kleines bisschen besserer Mensch zu sein, als vor der Lektüre. Es macht Lust, alles hinter sich zu lassen, einfach loszulaufen und unterm Sternenhimmel zu schlafen und sich auf spannende Begegnungen mit allen möglichen Leuten zu freuen.

“Look at them. There are your true philosophers. I think that Mack and the boys know everything that has ever happened in the world and possibly everything that will happen. I think they survive in this particular world better than other people. In a time when people tear themselves to pieces with ambition and nervousness and covetousness, they are relaxed. All of our so-called successful men are sick men, with bad stomachs, and bad souls, but Mack and the boys are healthy and curiously clean. They can do what they want. They can satisfy their appetites without calling them something else.”

Hab dann aber doch genug Realist in mir, der mir vom Schlafen unterm Sternenhimmel aufgrund Unmengen von Creepy Crawls abrät. Dann schnapp ich mir lieber ein Bier, setz mich in den Garten und höre mir Docs Playlist an.

Wie sagt Herr Scheck immer so schön? Vertrauen Sie mir – lesen Sie dieses Buch. Sag ich jetzt auch und Ms Autumn stimmt mir auch zu, bin sicher.

“How can the poem and the stink and the grating noise – the quality of light, the tone, the habit and the dream – be set down alive? When you collect marine animals there are certain flat worms so delicate that they are almost impossible to capture whole, for they break and tatter under the touch. You must let them ooze and crawl of their own will onto a knife blade and then lift them gently into your bottle of sea water. And perhaps that might be the way to write this book – to open the page and let the stories crawl in by themselves.”

Doc’s Playlist:

Monteverdi – Hor ch‘ el Ciel e la Terra
Scarlatti – Concerto Grossi
Beethoven – Große Fuge
Ravel – Pavane to a dead Princess
Ravel – Daphnis et Chloé
Bach – Brandenburgische Konzerte
Debussy – Clair de Lune
Debussy – The Girl with the flaxen hair
Beethoven – Mondscheinsonate
Monteverdi – Lamento della Ninfa – Amor
Monteverdi – Ardo
Gregorian Chants

Das Buch erschien auf deutsch unter dem Titel „Die Straße der Ölsardinen“ im dtv Verlag.