Schlachthof 5 – Kurt Vonnegut

 

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Schlachthof 5 ist eine wilde Mischung aus Krieg, Zerstörung, Liebe und Hass, Vernunft und Wahnsinn, Dresden, Außerirdische, posttraumatische Belastungsstörungen, Zynismus und Zuversicht und vor allen Dingen Liebe und Tod. So it goes.

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Schlachthof ist eine verstörende, stark autobiografische Satire auf den Krieg. Auf die Unvermeidlichkeit des Krieges, die Gleichgültigkeit in Anbetracht des Todes, die Abstumpfung, die Millionen von Toten hervorrufen. Er veranschaulicht das in seinem Buch anhand der Bombardierung von Dresden während des 2. Weltkrieges, die Vonnegut als sehr junger amerikanischer Kriegsgefangener miterlebte.

Er erzählt die Geschichte seines Protagonisten Billy Pilgrim in gänzlich unstrukturierter Weise. Im Englischen würde man sagen: it is all over the place. Es beschäftigt sich mit den Fragen „warum bekriegen wir uns? Warum zerstören wir alles? Gibt es so etwas wie freien Willen?“ Er versucht nicht einmal, so zu tun als gäbe es Antworten auf diese Fragen. Er erzählt die Geschichte der Bombardierung Dresdens, so wie ein Mensch, der mittendrin war, dessen Wesen sich seit diesem Erlebnis beständig im Fluss befindet, dessen Verstand wie ein Blatt im Wind zwischen Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit hin- und herdriftet.

Er überlebt einen Flugzeugabsturz, wird von Außerirdischen entführt (oder auch nicht). Die Tralfamadorianer zeigen ihm,  dass Zeit etwas ist, das permanent und gleichzeitig passiert. Alles ist immer passiert und wird immer passieren (so it goes on and on and on), aber auch, wenn die Welt zerstört wird wieder und wieder, sie entscheiden sich, die Dinge von einer positiven Warte aus zu sehen.

Tatsächlich ist Billy Pilgrim eine verlorene Seele, von posttraumatischen Belastungsstörungen verfolgt, der durch seine Erinnerungen lebt und nur durch seine Zeitsprünge irgendwie Sinn in das Ganze bekommt. In jedem Moment ist er gleichzeitig im Schlachthof in Dresden, heiratet, ist er der einzige Überlebende eines Flugzeugabsturzes und Zeuge, wie sein Freund Derby erschossen wird.

„Der Fehler in den Christus-Geschichten, sagte der Besucher aus dem äußeren Weltraum, war, daß Christus, der nicht nach viel aussah, in Wirklichkeit der Sohn des mächtigsten Wesens im Universum war. Die Leser verstanden das, wenn sie daher zur Kreuzigung kamen, dachten sie natürlich, was Rosewater nun wieder laut vorlas: Junge! Junge! Diesmal haben sie bestimmt den Falschen ausgesucht, um ihn hinzurichten! 
Und dieser Gedanke hatte einen Bruder: „Es gibt die richtigen Menschen zum Hinrichten.“ Welche? Leute ohne gute Beziehungen. So geht das.

Billy hat keine Angst mehr vor dem Tod, der ist nur eine Illusion, hat schon stattgefunden und findet wieder statt. Billy weint um die misshandelten Pferde, die er am Tag nach der Vernichtung Dresdens sieht. Die Zerstörung Dresdens hat mehr Menschenleben gefordert, als Hiroshima und doch wissen viele Amerikaner nicht einmal davon. Vonnegut konterkariert mit tiefschwarzer Komik den unfassbaren Horror.

„Alles war schön und nichts tat weh“
„Everything was beautiful and nothing hurt“

Schlachthof 5 ist eines der bizarrsten Bücher, die ich gelesen habe und ich kann nur jeden ermuntern, dranzubleiben. Ja, es ist nicht immer einfach zu folgen und sehr realistische Menschen mögen ihre Schwierigkeiten haben mit Zeitreisen und entführenden Außerirdischen, aber es ist ein phantastisches Buch und eines der vehementesten Abrechnungen mit dem Krieg. And so it goes.

Eine tolle Rezension findet ihr auch hier

4 Kommentare zu “Schlachthof 5 – Kurt Vonnegut

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