Neapel by the Book

Neapel ist eine Stadt voller Kontraste und Eindrücke, die uns auf verschiedenste Weise überrascht hat. Die Geschichte Neapels reicht zurück bis in die Antike, als die Stadt als wichtiger Hafen und Handelszentrum des Römischen Reiches florierte. Später, im Mittelalter, wurde Neapel zu einem bedeutenden Zentrum des byzantinischen und normannischen Königreichs, was seine reiche kulturelle Vielfalt erklärt.

Wir wohnten in einem Apartment nahe des Hafens, in einem imposanten Gebäude aus dem 19. Jahrhundert. Der Zugang zu unserem Apartment gestaltete sich durch zwei antiquierte käfigartige, recht enge Aufzüge die ich bislang überwiegend aus alten Filmen kannte.

Während unseres Aufenthalts waren die phlegräischen Felder wieder recht aktiv, und ich muss zugeben, dass mir bei dem Gedanken, im siebten Stock oder höher während eines Vulkanausbruchs, Erdbebens oder Tsunamis zu sein, ein wenig mulmig wurde. Man fragt sich, ob diese Gedanken auch bei den rund 300.000 Menschen in der Gefahrenzone gelegentlich Ängste auslösen oder ob sie diese komplett ausblenden.

Nach unserem Besuch in Pompeij und Sorrento stand am Sonntag dann endlich eine ausführliche Neapel Tour auf dem Programm. Unser Highlight war die Gegend um das Archäologische Museum, insbesondere das Literaturcafe am Bellini-Platz. Den Bohemian-Flair und die entspannte Atmosphäre dort haben wir bei einem Aperol in der Sonne sehr genossen . Das Archäologische Museum selbst beherbergt eine beeindruckende Sammlung antiker Artefakte aus den nahegelegenen Ausgrabungsstätten Pompeji und Herculaneum, die einen faszinierenden Einblick in das Leben der antiken Bewohner bieten.

Ein paar Straßen weiter in der Altstadt erlebten wir das pulsierende Leben Neapels. Besonders an einem sonnigen Sonntagnachmittag fühlte es sich an, als ob die ganze Stadt auf den Beinen wäre. Überall Menschen, Stände mit leckerem Essen und Trinken – ein bunter Mix aus Touristen und Einheimischen, die das Leben in vollen Zügen genießen. Die engen Gassen der Altstadt sind gesäumt von historischen Gebäuden, traditionellen Handwerksläden und kleinen Trattorien. Unter anderem kann man hier die prächtige Kathedrale von Neapel bewundern, ein beeindruckendes Beispiel der neapolitanischen Barockarchitektur, sowie die prunkvolle Kapelle Sansevero.

Beeindruckend fand ich auch die Street Art, die überall in der Altstadt zu finden war und einen faszinierenden Einblick in die kreative Szene Neapels bietet.

An Diego Maradona und die hellblauen Vereinsfarben des SSC Neapel kommt man nicht vorbei. Die Fußballbegeisterung ist in der Stadt ist überall zu sehen und zu spüren. Ich bin nicht sicher, ob ich mehr Madonnen oder Maradonna Bildnisse in der Stadt gesehen habe, es dürfte sich die Waage gehalten haben.

Was uns allerdings wirklich wunderte, waren die nächtlichen Feuerwerke in unserer Straße. Jeden Abend gab es laute Auto-Corsos und eben Feuerwerke – ein Phänomen, das ich gerne ergründet hätte. Zumal die Neapolitaner immer genau den Moment abwarteten an dem ich am Einschlafen war, um genau dann das erste von teilweise 2-3 Feuerwerken pro Nacht zu starten 😉

Krass fand ich den Gegensatz von auf der einen Seite überwiegend elegant gekleideten Menschen, dem überdurchschnittlich guten Essen (und Kaffee!) und den prächtigen Gebäuden und auf der anderen Seite konnte ich nicht umhin, das unfassbare Müllproblem zu bemerken, mit dem die Stadt zu kämpfen hat.

Unsere Tour durch Neapel fand ihren Abschluss im spanischen Viertel, das sich, wenn das überhaupt möglich ist, als noch belebter, lauter und verwinkelter erwies als die engen Gassen der Altstadt rund um den Bellini-Platz. In einem Gedränge, das mich stark ans Oktoberfest erinnerte, wurden wir durch die Straßen geschoben. Schließlich waren wir erschöpft von der Masse an Menschen und dem Trubel, also suchten wir Zuflucht in der erstbesten Pizzeria, die uns mit ihren Plastikblumen auf den ersten Blick nicht sonderlich beeindruckte.

Ursprünglich hatten wir nur geplant, ein Glas zu trinken, uns auszuruhen und in Ruhe nach einem Restaurant für den Abend zu suchen. Doch allmählich füllten sich die Tische um uns herum, und die Gerichte, die serviert wurden, sahen so köstlich aus, dass wir spontan beschlossen, ebenfalls dort zu essen. Und es stellte sich heraus, dass es eine ausgezeichnete Entscheidung war. Als wir das Lokal später gut gesättigt verließen, staunten wir nicht schlecht, als wir eine unglaublich lange Schlange vor dem Restaurant sahen, die sich gebildet hatte.Egal wo und was wir in Neapel gegessen haben, es war stets von überdurchschnittlicher Qualität und dennoch erschwinglich.

Und welche Autorin darf natürlich nicht fehlen, wenn man Reiselektüre nach Neapel einpackt? Richtig – Elena Ferrante. An den 5-bändigen Zyklus habe ich mich nicht gewagt (habe Committment issues bei solchen Reihen) – aber ihr Debüt „Lästige Liebe“ eingepackt und vor Ort gelesen.

„Elena Ferrante“ ist das Pseudonym einer italienischen Schriftstellerin, deren wahre Identität bis heute ein gut gehütetes Geheimnis ist. Ihre Romane setzen sich häufig mit Themen wie weiblicher Freundschaft, Familienbeziehungen und dem Leben im südlichen Italien auseinander.

Ihr Debütroman „Lästige Liebe“ (Originaltitel: „L’amore molesto“), veröffentlicht im Jahr 1992, ist eine eindringliche, ziemlich beklemmende Geschichte über eine Frau namens Delia, die nach dem mysteriösen Tod ihrer Mutter Amalia deren Tagebuch entdeckt. Während Delia versucht, die Wahrheit über den Tod ihrer Mutter aufzudecken, taucht sie immer tiefer in deren geheimnisvolle Vergangenheit ein.

„Lästige Liebe“ ist ein Roman, der mich mit seiner düsteren Atmosphäre und den komplexen Charakteren stellenweise durchaus in seinen Bann ziehen konnte, bin aber nicht wirklich warm geworden mit den Figuren und ich war bei der Lektüre eigentlich abwechseln verwirrt oder ein bißchen verstört. Durchaus ein gelungener Debütroman, Frau Ferrante kann wirklich schreiben – aber ich kann nicht sagen, dass ich unbändige Lust bekommen habe noch weitere Romane von ihr zu lesen.

Neapel ist laut, leidenschaftlich, chaotisch und ein bisserl abgeranzt hat aber immens viel Charme, liebenswerte Menschen und unfassbar leckeres Essen.

Kennt und mögt ihr Neapel? Was haben wir verpasst? Konnte ich euch Lust auf die Stadt machen?

Pompeij by the book

Es ist eine wirklich außergewöhnliche Erfahrung, Pompeji zu erkunden, wo die Zeit vor fast zweitausend Jahren plötzlich stillzustehen schien. Begleitet von mindestens genauso Archäologie-verrückten Bookclub Freundin aus dem Bookclub, begaben wir uns auf die Spuren von Mary Beard und Gabriel Zuchtriegel, dem Direktor des Archäologischen Parks von Pompeji, die uns zur Reise inspirierten und deren Bücher wir als Lotsen durch die Stadt nutzten.

Unsere Reise begann früh morgens von unserer Unterkunft nahe dem Hafen von Neapel aus. Bereits am Bahnhof von Neapel stiegen unzählige Reisende zu, und wir konnten erahnen, wie überfüllt (und heiß!) es erst im Sommer sein muss, wenn die Touristenzahlen ihren Höhepunkt erreichen.

Die Ankunft am Bahnhof Pompeji führte uns erst einmal unbewußt in die Schlange für eine geführte Tour, was sich jedoch als ganz gute Entscheidung herausstellte. Mit der Tour konnten wir die lange Warteschlange am Eingang umgehen und erhielten gleichzeitig einen ersten faszinierenden Einblick und Überblick auf das Gelände. Bis zum Forum hin war es dicht gedrängt, doch dann öffneten sich die Straßen, und wir waren oft allein unter in den Straßen, den Garküchen oder im Schatten alter Gebäude. Ein seltsames Gefühl der Einsamkeit hab ich oft empfunden inmitten einer Stadt, die einst pulsierendes Leben beherbergte.

Pompeji, eine blühende Stadt im antiken Rom, war einst ein wichtiges Zentrum für Handel und Kultur am Golf von Neapel. Gegründet im 7. oder 6. Jahrhundert v. Chr. von den Oskern, wurde es später von den Römern erobert und zu einem florierenden Handelszentrum ausgebaut. Durch seine Lage am Fuße des Vesuvs profitierte Pompeji von seiner Nähe zum Meer und den Handelsrouten, die durch die Stadt verliefen.

Im Jahr 79 n. Chr. wurde Pompeji von einer der verheerendsten Naturkatastrophen der Geschichte heimgesucht. Der Vesuv aus und schleuderte Asche, Gestein und glühende Lava in die Luft. Die Eruption war so gewaltig, dass sie die Umgebung in Dunkelheit hüllte und Pompeji innerhalb weniger Stunden unter einer meterdicken Schicht aus vulkanischer Asche und Gestein begrub.

Die Bewohner von Pompeji hatten nur wenig Zeit, um zu fliehen. Viele wurden von den herabstürzenden Gesteinsbrocken erschlagen oder von der Asche erstickt, während andere versuchten, sich in ihren Häusern zu verstecken oder zu fliehen. Die Stadt wurde von der Katastrophe komplett verschüttet und blieb für fast 1.700 Jahre unter der Ascheschicht verborgen. Es ist bis heute nicht ganz klar wie viele Einwohner die Stadt zum Zeitpunkt des Ausbruches tatsächlich hatte. Die Zahlen schwanken gewaltig, da nicht klar ist, wie beengt oder nicht die Menschen dort lebten. Bis heute hat man ca 2000 Tote gefunden, es wird angenommen, dass viele schon Tage vorher flohen, da die Stadt vermutlich schon Tage vor dem Ausbruch von Erdbeben erschüttert wurde.

Etwa 17 Jahre zuvor, im Jahr 62 n. Chr. gab es bereits ein großes Erdbeben in der Stadt. Es war ein verheerendes Ereignis, das große Schäden in der Stadt verursachte und zahlreiche Gebäude zerstörte oder beschädigte. Dieses Erdbeben war ein wichtiger Vorläufer des späteren Ausbruchs des Vesuvs und wird oft als Teil der Vorzeichen für die Katastrophe betrachtet, die Pompeji ereilte. Während des Vulkanausbruchs war die Stadt noch immer dabei die Schäden des Erdbebens zu beheben und es wurden viele Baugerüste gefunden, die man für Reparaturarbeiten nutzte.

Erst im 18. Jahrhundert wurden die Überreste von Pompeji wiederentdeckt, als Bauarbeiten in der Gegend durchgeführt wurden. Archäologen begannen mit der systematischen Freilegung der antiken Stadt, und im Laufe der Zeit wurden zahlreiche gut erhaltene Gebäude, Straßen, Mosaike und Kunstwerke ans Tageslicht gebracht.

Wir durchstreiften die antiken Villen, Thermopolien (Garküchen), Gärten, Geschäfte und Bordelle, und es fällt mir schwer, die Überwältigung in Worte zu fassen, die einen überkommt, wenn man sich vor Ort befindet. Vieles kannte man aus Büchern und Dokumentationen, doch die Präsenz vor Ort ist von einer überwältigenden Kraft. Die Straßen, ausgestattet mit reflektierenden Steinen für nächtliche Orientierung, und die geniale Planung der Stadt, die mit einer anderen Breite innerhalb und außerhalb der Stadtmauern eine kluge Verkehrsführung ermöglichte, hinterließen einen bleibenden Eindruck.

Das Archäologische Museum in Neapel, in dem die Schätze von Pompeji aufbewahrt werden, beeindruckte uns zutiefst. Hier fanden wir nicht nur eine Vielzahl von „Pompenissen“, wie meine liebe Freundin es treffend nannte, sondern auch eine Fülle von Kunstwerken, die die tabulosen Sitten der antiken Welt zeigen. Von Statuen bis hin zu Bildern von Geschlechtsakten in allen erdenklichen Positionen, es war eine Offenbarung der menschlichen Natur.

Die Fahrrillen in den Straßen, die Schuhsohlen und das erhaltene Brot aus einem der Backöfen haben mich vermutlich am meisten berührt und natürlich die vielen menschlichen Überreste, von Asche umhüllt und in ihren letzten Momenten erstarrt.

Plinius der Ältere war ein römischer Autor, Naturforscher und Militärbefehlshaber, der den Vulkanausbruch in Pompeij als Zeitzeuge beschrieb. Als hochrangiger Beamter der römischen Marine wurde er zu Hilfe gerufen, um die Menschen in der Region zu evakuieren. Plinius begab sich mutig in die Gefahrenzone, um den Ausbruch zu beobachten und Hilfe zu leisten. Dabei wurde er jedoch von den giftigen Gasen und Aschewolken überrascht und erstickte schließlich an den Dämpfen. Sein Tod wurde von seinem Neffen Plinius dem Jüngeren in einem berühmten Brief an den Historiker Tacitus beschrieben, der zu einer wichtigen Quelle für das Verständnis des Vulkanausbruchs und seiner Auswirkungen wurde. Plinius der Ältere starb als Held, der sein Leben riskierte, um anderen zu helfen, und sein Vermächtnis lebt bis heute in seinen Schriften und seinem mutigen Einsatz weiter.

Jetzt kommen wir aber endlich mal zu den bereits eingangs erwähnten Büchern, auf die ich euch unbedingt Lust machen möchte.

Gabriel Zuchtriegels Buch „Vom Zauber des Untergangs war die perfekte vorbereitende Reiselektüre auf meinen Besuch in Pompeij letzte Woche. Das Buch bietet nicht nur einen faszinierenden Einblick in die archäologischen Schätze Pompejis, sondern spannt auch einen Bogen von der Antike bis in die Gegenwart.

Er leitet seit 2021 den Archäologiepark Pompeji in Italien. Sein Buch reflektiert nicht nur die Geschichte der antiken Stadt, sondern wirft auch einen neuen Blick auf ihre Bedeutung für unsere heutige Zeit. Als ich durch die gut erhaltenen Überreste von Garküchen, Sklavenzimmern und Tempeln wanderte, wurde mir klar, dass diese vergangenen Zivilisationen mehr mit unserer Gegenwart zu tun haben, als wir oft glauben.

Zuchtriegel beschreibt in seinem Buch nicht nur die archäologischen Ausgrabungen und Restaurierungen, sondern auch die neuen Forschungsergebnisse, die ständig ans Licht kommen. Dabei schlägt er immer wieder eine Brücke zwischen der antiken Welt und unserer modernen Gesellschaft. Er stellt Fragen nach dem Wandel der Gesellschaft und der Bedeutung von Kultur und Erbe für unsere Identität.

Während man die beeindruckenden Überreste der antiken Villen und Theater bewundert, kommt man nicht umhin, darüber nachzudenken, wie sich das Leben in Pompeji vor dem verheerenden Ausbruch des Vesuvs abspielte. Doch Zuchtriegel erinnert uns daran, dass Pompeji nicht nur eine historische Stätte ist, sondern auch eine Quelle der Inspiration und Reflexion für unsere heutige Zeit.

Zuchtriegels Buch ist nicht nur eine Sammlung von Fakten und Daten über Pompeji, sondern auch eine persönliche Reise durch die Geschichte und Kultur einer vergangenen Zivilisation. Seine Leidenschaft für die Archäologie und sein Engagement für den Schutz und die Bewahrung des kulturellen Erbes sind in jedem Wort spürbar und ansteckend.

Pompeji ist nicht nur eine historische Stätte, sondern auch ein Symbol für die Vergänglichkeit des Lebens und die Notwendigkeit, unser kulturelles Erbe zu schützen und zu bewahren.

Gabriel Zuchtriegel lädt uns ein, Pompeji mit neuen Augen zu sehen und die versteckten Geschichten und Geheimnisse dieser faszinierenden antiken Stadt zu entdecken. Eine Lektüre, die nicht nur für Archäologen und Geschichtsinteressierte, sondern für alle, die sich für die menschliche Geschichte und Kultur interessieren, von Interesse ist. Ganz große Empfehlung – unbedingt lesen 🙂

Natürlich darf die Grand Dame der Altertumswissenschaften, Mary Beard, hier nicht fehlen:

Mary Beards Buch „Pompeii: The Life of a roman town“ ist ein faszinierender und humorvoller Streifzug durch die Stadt und die Geschichte. Sie liebt es gängige Annahmen über Pompeij zu widerlegen und kann dabei im Text ordentlich austeilen anderen Kolleg*innen gegenüber.

Beard betont immer wieder die Grenzen unseres Wissens und die Unbeständigkeit unserer Konstrukte. Sie widerlegt die Vorstellung, dass Pompeji eine „eingefrorene Stadt in der Zeit“ sei, wie es oft behauptet wird. Vielmehr zeigt sie auf, dass Pompeji von verschiedenen historischen Ereignissen geprägt wurde, angefangen von einem verheerenden Erdbeben bis hin zu Plünderungen und Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg.

Das Buch bietet einen überraschenden Blick hinter die Kulissen von Pompeji und beleuchtet das tägliche Leben der Menschen, ihre Häuser, ihre Bäder und sogar ihre Bordelle. Beard führt uns durch die Straßen, in die Häuser und öffentlichen Gebäude und lässt uns die Stadt mit all ihren Gerüchen und Geräuschen erleben.

Besonders bemerkenswert ist Beards Fähigkeit, komplexe Themen auf eine zugängliche und unterhaltsame Weise zu präsentieren. Man kann förmlich spüren, wie sie durch die Ruinen von Pompeji spaziert und uns dabei mit ihrem Wissen und ihrer Begeisterung mitreißt.

Pompeij bleibt es ein faszinierendes Zeugnis der römischen Geschichte und Kultur und wird auch noch Generationen künftiger Besucher*innen begeistern, falls der Vesuv nicht – wie befürchtet wird – in nicht allzu ferner Zukunft wieder einmal ausbricht und ggf die Stadt wieder unter sich begräbt. Während wir in Neapel waren hat es in der Gegend tagelang wieder ganz schön gebebt und ich möchte mir gar nicht ausmalen was in dem Fall eines Ausbruchs in der Region in der 300.000 Menschen in der Gefahrenzone leben passieren würde. Ich hoffe der Krug geht noch lange an der Region vorbei.

Ich hoffe ihr hattet Spaß an diesem Ausflug in die Vergangenheit und ich konnte Euch Lust auf eine Reise nach Pompeij machen oder zumindest auf eines oder beide Bücher, die definitiv einen sehr guten Einstieg bieten oder notfalls als Ersatzdroge dienen können für all die, die nicht selbst in die Stadt reisen können oder wollen.

Neben den beiden Sachbüchern war aber auch noch Platz für Robert Harris‘ Pompeij, ein faszinierender historischer Roman, der des verheerenden Ausbruchs des Vesuvs und der Zerstörung der Stadt erzählt. Mit einer Mischung aus akribischer historischer Recherche und fesselnder Erzählung entführt Harris die Leser in die Welt des antiken Roms und verwebt geschickt Fakten mit Fiktion.

Die Geschichte folgt dem jungen Ingenieur Marcus Attilius Primus, der nach Pompeji kommt, um die Wasserleitungen der Stadt zu reparieren. Doch bald entdeckt er Anzeichen für ungewöhnliche Aktivitäten des Vesuvs und wird in ein Netz aus Intrigen, Machtspielen und persönlichen Dramen verstrickt. Während Attilius verzweifelt versucht, die Bewohner vor der bevorstehenden Katastrophe zu warnen, bahnt sich das Unheil unaufhaltsam an.

Harris gelingt es richtig gut, die Atmosphäre und das Leben im antiken Pompeji zum Leben zu erwecken. Durch seine detaillierte Darstellung der Stadt, ihrer Bewohner und ihrer Bräuche entsteht ein lebendiges Bild dieser Tage und es hat was sehr beklemmendes wenn man schon von der ersten Seite an weiß, dass sehr bald unweigerlich eine Katastrophe passieren wird.

Man spürt die intensive Recherche, die in den Roman eingeflossen ist, und die Liebe zum Detail, mit der Harris die Welt von Pompeji zum Leben erweckt.

„Pompeji“ ist ein packender historischer Roman, der nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt. Er wirft Fragen nach der Natur der Macht, dem Verhalten in Krisensituationen und der Fragilität menschlicher Existenz auf.

Das war jetzt aber wirklich die gesamte Lektüre die ich mitgeschleppt hatte – danke an Barbara aka Kulturbowle, die mich mit ihrem Kommentar daran erinnerte, dass ich komplett vergessen hatte mein drittes Buch der Reise zu erwähnen 😉

Seid ihr schon mal dort gewesen? Was hat euch am meisten beeindruckt?

Habt ihr Lust in ein paar Tagen noch mit mir nach Neapel zu reisen?

Skopje by the book – Kultur, Denkmäler und Kaffeekunst

Dieses Jahr fand unser jährliches People & Culture Europe Lead Meeting in Skopje statt, und ich habe mich sehr auf die Reise in die Hauptstadt Mazedoniens gefreut. Ich freute mich liebe Kolleg*innen wieder zu treffen und auf die Gelegenheit, eine Stadt und Literatur zu erkunden, von der ich bisher nur wenig wusste.

Skopje, eine Stadt, die nicht nur durch ihre Geschichte und Kultur fasziniert, sondern auch durch die starken Kontraste, die sich in ihren Straßen und ihrer Architektur widerspiegeln. Mazedonien ist ein Land, das mit finanziellen Herausforderungen kämpft, wie der Durchschnittslohn von etwa 600 Euro pro Monat zeigt. Doch trotz dieser wirtschaftlichen Schwierigkeiten strahlt Skopje eine besondere Energie aus.

Alexander wurde um 356 v. Chr. in Pella, der antiken Hauptstadt Makedoniens, geboren, die sich in der Nähe des heutigen Skopje befand. Sein Vater, König Philipp II. von Makedonien, hatte große Ambitionen für sein Reich, und Alexander setzte diese Ambitionen fort, als er nach dem Tod seines Vaters den Thron bestieg.

Alexander der Große war bekannt für seine militärischen Eroberungen, die das makedonische Reich zu einem der größten Imperien der antiken Welt machten. Seine Feldzüge erstreckten sich von Griechenland über den Nahen Osten bis nach Indien und hatten einen tiefgreifenden Einfluss auf die Geschichte und Kultur der Regionen, die er eroberte.

In Bezug auf Skopje und Nordmazedonien bleibt Alexander der Große eine wichtige historische Figur, die die Identität und das kulturelle Erbe der Region prägt. Sein Erbe wird oft durch Denkmäler und Gedenkstätten in der Stadt gewürdigt, und sein Vermächtnis dient als Inspirationsquelle für die Bewohner und Besucher von Skopje.

Der Konflikt um den Namen „Mazedonien“ zwischen Griechenland und Nordmazedonien ist ein langjähriges und komplexes politisches Thema. Griechenland hat lange Zeit Einwände gegen die Verwendung des Namens „Mazedonien“ durch das ehemalige Jugoslawien und später durch die unabhängige Republik Mazedonien erhoben. Der Hauptstreitpunkt lag in der Befürchtung Griechenlands, dass die Verwendung dieses Namens durch einen Nachbarstaat implizieren könnte, dass dieses Gebiet historische Ansprüche auf die griechische Region Mazedonien erhebt.

Für Griechenland hat die Region Mazedonien eine tiefe historische Bedeutung, da sie die Heimat des antiken Königreichs Makedonien war, das von Alexander dem Großen regiert wurde. Griechenland befürchtete, dass die Verwendung des Namens „Mazedonien“ durch das Nachbarland Nordmazedonien territoriale Ansprüche oder revisionistische Bestrebungen signalisieren könnte.

Der Konflikt hat sich über Jahrzehnte hingezogen und hat zu diplomatischen Spannungen und politischen Hindernissen geführt. Erst 2018 wurde eine Einigung erzielt, als sich Nordmazedonien bereit erklärte, seinen Namen in „Republik Nordmazedonien“ zu ändern. Diese Vereinbarung öffnete den Weg für eine Annäherung zwischen den beiden Ländern und für Nordmazedonien, seine Beziehungen zur Europäischen Union und zur NATO zu stärken.

Trotz dieser Einigung bleibt der Konflikt um den Namen Mazedonien ein Beispiel für die komplexen politischen und historischen Dynamiken in der Region und verdeutlicht die Bedeutung von Diplomatie und Kompromissbereitschaft bei der Lösung solcher Streitigkeiten.

Unser Hotel lag direkt am Fluss – an der Vardar, der die Stadt in zwei Hälften teilt. Auf der linken Seite erstreckt sich die islamische Seite, wo während des Ramadans der Muezzin zum Gebet ruft und mit zunehmender Lautstärke zu provozieren versucht und wo gläubige Männer überall auf Gebetsteppischen auf den Straßen im Basar beten. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich die mazedonisch-orthodoxe Seite, die mit überdimensionalen Kreuzen provoziert. Diese religiösen Spannungen erinnern an ein Pulverfass, das jederzeit explodieren könnte.

Beim Kaffee trinken in der Altstadt habe ich zufällig einen jungen Mann getroffen, der ursprünglich aus Skopje kommt, alle 2-3 Jahre wieder hinfährt um seine alten Freunde und Familie zu besuchen und der seit einigen Jahren in München lebt. Er war selbst komplett überrascht von der immer prominenteren Ausübung der Religion, was wohl vor Jahren noch eher selten war. Auch sind überall in der Altstadt riesige Plakate von Erdogan zu sehen.

Skopje ist auch bekannt für seine regelmäßigen Erdbeben, und das letzte große Beben ereignete sich 1963, das 90% der Stadt zerstörte. Die Stadt wurde danach schnell wieder aufgebaut, jedoch nicht ohne Kritik. Korrupte Politiker nutzten die Gelegenheit, um eine Art Kaufhauskatalog für den Wiederaufbau zu verwenden. Sie bestellten Brücken aus Prag, Nachbildungen des Arc de Triomphe aus Paris und sogar eine Miniaturausgabe des Weißen Hauses. Das Ergebnis ist eine Stadt, die von Denkmälern übersät ist, man könnte den Eindruck haben, es gibt mehr Denkmäler als Einwohner.

Doch trotz dieser Herausforderungen ist Skopje eine Stadt voller Leben und Energie. Die Menschen sind herzlich und einladend, und das Essen ist richtig lecker. Die mazedonische Küche ist reich an Geschmack und Vielfalt, und ich hatte das Glück, ein paar sehr feine Gerichte zu probieren. Überrascht war ich, dass in allen Restaurants stark geraucht wurde, meine Kolleginnen aus Skopje meinten, das das wieder der Fall sein. Einige Jahre lang wurde das Rauchverbot in Innenräumen beachtet und auch stark kontrolliert, aber seit einer Weile scheine sich niemand mehr um das Verbot zu kümmern.

Wer einem übrigens auch an jeder Ecke begegnet ist die wohl berühmteste Tochter der Stadt: Mutter Theresa. Ich hätte mich von Kopf bis Fuß mit ihrem Konterfei schmücken können 😉

Und dann ist da noch der Kaffee, der auf heißem Sand gekocht wird, eine Tradition, die mich wirklich faszinierte. Der türkische Kaffee wird traditionell in einer speziellen Kaffeekanne namens „Cezve“ oder „Ibrik“ zubereitet. Zuerst wird feiner Sand in einem speziellen Behälter erhitzt. In die Cezve werden gemahlene Kaffeebohnen, Wasser und gegebenenfalls Zucker oder Gewürze gegeben. Die Cezve wird dann in den heißen Sand gestellt, wodurch der Kaffee langsam erhitzt wird. Der Kaffee beginnt zu schäumen und aufzusteigen. Sobald er kurz vor dem Kochen steht, wird er vom Sand genommen und in kleine Tassen oder Gläser gegossen. Die langsame Zubereitung über dem heißen Sand verleiht dem Kaffee einen intensiven Geschmack und ein reiches Aroma.

Die Literatur durfte natürlich auch nicht zu kurz kommen: Nordmazedonien, insbesondere die Hauptstadt Skopje, hat eine reiche literarische Tradition, die bis in die Antike zurückreicht. Ich habe ein paar sehr schöne Buchläden entdeckt und fliegende Händler die auf der Straße und auf Märkten mit Büchern handeln. Es war gar nicht so einfach ein Buch eines nordmazedonischen Autors zu finden, aber ich hatte dann doch Glück und habe ein wirklich interessantes und spannendes Buch von Luan Starova gelesen. Er ist ein bedeutender albanisch-mazedonischer Autor, der für seine literarischen Werke bekannt ist, die sich mit Themen Identität, Kultur und Geschichte auseinandersetzen. Seine Arbeiten, darunter Romane wie „Die Sterne in Bunker Nr. 3“ und „Die Reise nach Amerika“ oder auch das von mir gelesene „Zeit der Ziegen“ haben ihm sowohl national als auch international Anerkennung eingebracht. Starova hat sich als wichtige Stimme in der albanischen und mazedonischen Literatur etabliert und sein Werk trägt zur Förderung des kulturellen Verständnisses und des Dialogs bei.

Spannend fand ich auch das jährlich stattfindende Internationale Literaturfestival – eine bedeutende kulturelle Veranstaltung in Skopje, die Autor*innenn und Literaturliebhaber*innen aus der ganzen Welt zusammenbringt. In der Vergangenheit haben namhafte Teilnehmer*innen wie Orhan Pamuk, Herta Müller, Mario Vargas Llosa oder auch Salman Rushdie an diesem Festival teilgenommen. Es bietet eine Plattform für den interkulturellen Austausch, literarische Diskussionen und Lesungen und trägt zur Förderung der internationalen Literatur und des kulturellen Dialogs bei. Irgendwann würde ich da wirklich gerne mal dabei sein.

„Zeit der Ziegen“ ist ein Roman von Luan Starova, übersetzt von Roberto Mantovani, erschienen im Unionsverlag, der die Geschichte einer albanischen Familie im ehemaligen Jugoslawien während des Zweiten Weltkriegs und der kommunistischen Ära erzählt. Der Roman konzentriert sich auf das Leben der Familie Gjonbalaj, die sich mit den Herausforderungen und Veränderungen in ihrem Land während dieser turbulenten Zeiten auseinandersetzen muss. Dabei werden Themen wie Identität, politische Unterdrückung und die Suche nach Freiheit behandelt. „Zeit der Ziegen“ ist ein berührender und fesselnder Roman, der die Leser*innen durch die historischen Ereignisse und persönlichen Geschichten einer Familie führt, die um ihr Überleben und ihre Selbstbestimmung kämpft. Der Roman hat mir richtig gut gefallen, würde auf jeden Fall auch noch weitere Romane von Starova lesen.

Leider hatte ich keine Gelegenheit die Landschaft und die Natur in Nordmazedonien kennenzulernen. Außerhalb der Saison fahren wenige Busse und man hatte mich auch ein bißchen gewarnt alleine in die Wälder und zu den Seen zu fahren. Ich muss also auf jeden Fall noch mal hin irgendwann.
Seid ihr schon mal in Skopje oder Nordmazedonien gewesen, oder habt noch weitere Literaturempfehlungen für mich?

Husum by the Book

Habt Ihr Lust auf einen kurzen Besuch in der malerischen Stadt Husum, der Heimat des berühmten Dichters Theodor Storm? Zwischen Weihnachten und Neujahr machen wir ja fast jedes Jahr Schleswig-Holstein unsicher und ich habe wirklich keine Ahnung, warum es uns bislang noch nicht in diese echt charmante Stadt an der Nordsee gezogen hat. Husum ist ein Ort an dem das Wetter tanzt und bei unserem Besucht herrschten definitiv schottische Verhältnisse bei denen wir alle paar Minuten ein anderes Jahreszeit hatten. Es hat uns auf jeden Fall auch ordentlich durchgepustet.

Ein büsschen Geschichte vorab

Bevor wir jedoch in die Spuren von Theodor Storm treten, werfen wir einen kurzen Blick auf die Geschichte von Husum. Die Stadt, die als graue Perle der Nordsee bekannt ist, hat eine reiche Vergangenheit, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Die Altstadt mit ihren historischen Gebäuden, Kopfsteinpflasterstraßen und gemütlichen Gassen lässt einen förmlich in die Geschichte eintauchen.

Husum war nicht nur Heimat für Fischersleute und Händler, sondern auch der Geburtsort von Theodor Storm im Jahr 1817. Der Dichter, der sich oft von der norddeutschen Landschaft inspirieren ließ, verewigte Husum in seinen Werken, insbesondere in „Die graue Stadt am Meer“.

Sturm und Drang im Theodor Storm Museum

Unsere erste Anlaufstelle war das Theodor Storm Museum, ein Ort, an dem die Worte des Dichters lebendig werden. Das Museum, gelegen in einem historischen Gebäude, präsentiert nicht nur das Leben und Werk Storms, sondern auch die Zeit, in der er lebte. Als wir die Tür öffneten, wurden wir von einer wohltuenden Mischung aus Büchergeruch und norddeutscher Gemütlichkeit begrüßt. Man bekommt durchaus Lust sich mit einer Tasse Tee auf Storms Sofa zu packen und seine Bücherregale durchzugucken.

Briefe, persönliche Gegenstände und handschriftliche Notizen erweckten den Dichter zum Leben. Die Ausstellung vermittelte nicht nur einen Einblick in Storms literarisches Schaffen, sondern auch in seine Liebe zur norddeutschen Landschaft und seine tiefe Verbundenheit mit Husum.

Am grauen Strand, am grauen Meer
Und seitab liegt die Stadt;
Der Nebel drückt die Dächer schwer,
Und durch die Stille braust das Meer
Eintönig um die Stadt.

Es rauscht kein Wald, es schlägt im Mai
Kein Vogel ohn Unterlaß;
Die Wandergans mit hartem Schrei
Nur fliegt in Herbstesnacht vorbei,
Am Strande weht das Gras.

Doch hängt mein ganzes Herz an dir,
Du graue Stadt am Meer;
Der Jugend Zauber für und für
Ruht lächelnd doch auf dir, auf dir,
Du graue Stadt am Meer.

Unser nächste Weg führte uns der gleich zum Antiquariat gegenüber. Das Antiquariat, der perfekte Ort für alle Buchliebhaber*innen, bietet eine Schatzsuche durch vergangene Zeiten. Wollte unverzüglich den Laden übernehmen und mich zwischen den alten Schmökern, den vergilbten Seiten und dem Duft von altem Papier verstecken und erst wieder rauskommen, wenn die Welt wieder normal ist 😉 Das Antiquariat hat nicht nur Bücher, sondern auch Briefmarken, Postkarten und andere Schätze aus vergangenen Tagen.

Husum – wo der Himmel die Erde küsst

Husum ist ein wirklich hübsches Städtchen und der Ausflug hat großen Spaß gemacht. Da wir ja sehr häufig in Rendsburg sind und es von dort nach Husum nicht weit, werden wir sicherlich das eine oder andere Mal noch einen Abstecher machen. Würde die Stadt sehr gerne mal im Sommer sehen und am Hafen sitzen und Möwen gucken.

Man kann natürlich gar nicht nach Husum reisen ohne den „Schimmelreiter“ im Gepäck zu haben.

Die Umgebung von Husum mit ihren idyllischen Deichen und dem sich ständig verändernden Wetter schien geradezu maßgeschneidert für Storms Erzählung. Die düstere Stimmung des „Schimmelreiters“ fand sich in der rauen Schönheit der Landschaft wieder. Die Deiche, die als schützende Barrieren gegen die Naturgewalten dienen, werden hier zu Schauplätzen von übernatürlichen Ereignissen, die mich von der ersten Seite an fesselten.

„Der Schimmelreiter“ von Theodor Storm ist eine Novelle, die im 18. Jahrhundert an der nordfriesischen Küste spielt. Die Hauptfigur, Hauke Haien, ist ein junger, aufstrebender Deichgraf mit visionären Ideen zur Verbesserung der Deiche und dem Schutz des Landes vor Sturmfluten. Hauke tritt die Nachfolge seines Vaters als Deichgraf an und bringt frischen Wind in die traditionelle Denkweise der Dorfgemeinschaft.

Entgegen den konventionellen Methoden schlägt Hauke den Bau eines neuen Deiches vor, der höher und stabiler sein soll als die bestehenden Deiche. Sein Plan stößt jedoch auf Widerstand in der konservativen Dorfgemeinschaft, die seinen innovativen Ansätzen skeptisch gegenübersteht. Haukes fortschrittliche Ideen und sein distanziertes, introvertiertes Wesen isolieren ihn zunehmend von den Dorfbewohnern.

Die Handlung kulminiert in einer verheerenden Sturmflut, die die Region heimsucht. Hauke, auf seinem weißen Schimmel, reitet auf dem Deich, um die Schutzmaßnahmen zu überwachen. Die Naturgewalten brechen jedoch über den Deich herein…

Die Geschichte wird häufig als eine düstere Allegorie über den menschlichen Hochmut und die Unberechenbarkeit der Natur interpretiert. Storm zeichnet ein Bild von einem Mann, der gegen die Konventionen kämpft, aber letztendlich den Kräften der Natur unterliegt. „Der Schimmelreiter“ ist ein Meisterwerk der deutschen Novellenliteratur, die auf einer alten Sage basiert. Ein Werk das sowohl durch seine psychologische Tiefe als auch durch seine atmosphärische Darstellung der nordfriesischen Landschaft beeindruckt.

Der ernste Gedankenstrich in Theodor Storms Novellistik erschien Theodor W. Adorno als „Falten auf der Stirn der Texte“ – was für ein hübscher Gedanke (danke an die Übersenderin dieses wunderbaren Zitates) mir waren nicht übermäßig viele Gedankenstriche aufgefallen, aber als ich meinen dicken Storm Wälzer mal durchblätterte, da sprangen sie mir dann tatsächlich ins Gesicht. Stimmt schon, seine Texte haben durchaus einiges an Falten im Gesicht 😉

„Der Schimmelreiter“ hat mir sehr gefallen. Die Sprache ist wundervoll, man ist ruckzuck in der Geschichte und ich konnte es gar nicht weglegen. Perfekte Herbst-/Winterlektüre – kann ich wirklich jedem ans Herz legen.

„Sturm und Stille“ von Jochen Missfeldt – Eine Zweisamkeit in Zeit und Stille oder „wie ist denn das bloß möööööchlich“

Die Liebesgeschichte von Theodor Storm und Doris Jensen, seiner langjährigen Geliebten und späteren Ehefrau, erzählt vom Storm-Biografen Jochen Missfeldt. Kurz nachdem Theodor Storm seine Verlobte Constanze Esmarch 1846 geheiratet hat, geht er eine leidenschaftliche Liebesbeziehung mit der achtzehnjährigen Doris Jensen ein. Sie stammt wie er aus Husum, ist die Tochter des wohlhabenden Holzhändlers und Senators Peter Jensen. Dessen Familie zählt, wie auch Storms Familie mütterlicherseits, zum Husumer Patriziat: Man besucht sich, trinkt Tee und Punsch und spielt Whist und L’Hombre. Die Liebe der beiden ist für Storms junge Ehe eine schwere Belastung. Erst im Jahr 1848, Constanze ist im dritten Monat schwanger, geht Doris – wahrscheinlich auf Druck der Familienoberen – von Husum fort. Für sie beginnt eine fünfzehn Jahre währende Odyssee, eine Zeit des Lernens und der Selbstbehauptung. Doch das Liebesverhältnis dauert an, und als Constanze nach der Geburt ihres siebten Kindes überraschend stirbt, finden die beiden endlich zueinander.

Auf dem Deich versuchte ich, meinen Kopf aufrecht zu tragen und meinen Gang fester zu gehen, war aber bald in alten Träumereien versunken. Grübelnd und vergebens suchte ich Klarheit über meinen Lebensweg. Wollte ich wirklich Klarheit? War nicht alles gut, wie es war? Windstöße zerrten an unseren Kleidern, Wolken flogen in Fetzen und Lumpen. Über Nordstrand drohte ein schwarzblaues Wetterungeheuer, von dem mein Barometer nichts gewusst hatte.

Missfeldt zeichnet ein feinfühliges Porträt von Dorothea, einer Frau, die oft im Schatten ihres berühmten Mannes stand. Durch seine einfühlsame Erzählweise verleiht der Autor Dorothea eine eigene Stimme und lässt den Leser an den Gedanken und Emotionen dieser faszinierenden Frau teilhaben.

Die Handlung von „Sturm und Stille“ verwebt geschickt historische Fakten mit fiktionalen Elementen, um die Liebe und das Leben von Theodor und Dorothea zu beleuchten. Missfeldt gelingt es, die emotionalen Nuancen ihrer Beziehung einzufangen, und vermittelt dabei die Herausforderungen, denen das Paar in einer Zeit des Umbruchs und des gesellschaftlichen Wandels gegenüberstand.

Jochen Missfeldt verbindet geschickt historische Details mit einer poetischen Erzählweise, die den Leser mitnimmt auf eine Reise durch die Zeit und das Porträt eines außergewöhnlichen Frauenlebens und einer innigen turbulenten Beziehung

Ein wunderbar poetisches Buch – habe es sehr gerne gelesen.

Kennt ihr Husum? Oder habt ihr ein bißchen Lust bekommen mal hinzufahren? Habt ihr schon was von Theodor Storm gelesen, was würdet ihr mir als nächste Lektüre von ihm empfehlen? Freue mich von Euch zu hören und jetzt plane ich schon langsam mal die nächste Reise … by the Book…

Reading Weekend – Paris by the Book

Unser Bookclub hat sich im November in ein wirklich großartiges literarisches Abenteuer gestürzt: Wir wandelten auf den Spuren der „Lost Generation“ und hatten ein paar wunderbare Tage voller Literatur, Champagner und natürlich Paris!

Paris, die Stadt der Liebe und der Literatur, war der perfekte Schauplatz für unser jüngstes Reading Weekend mit dem Bookclub. Unsere Reise führte uns durch winzige Gassen, zu den historischen Bars und Wohnungen der Schriftsteller*innen der „Lost Generation“. In den Fußstapfen von Größen wie Ernest Hemingway, Gertrude Stein, F. Scott Fitzgerald, Man Ray, William Faulkner, Ezra Pound und James Joyce entdeckten wir die literarischen Wirkstätten, die diese Künstler in den 1920er Jahren inspirierten.

Ernest Hemingway: Ein Blick in sein Paris
Eine unserer erste Station war die Wohnung von Ernest Hemingway, einem der prägenden Köpfe der „Lost Generation“. Hemingway, bekannt für seinen minimalistischen Schreibstil, lebte in den 1920er Jahren in Paris. Seine Wohnung in der Rue du Cardinal Lemoine war Treffpunkt für viele Künstler seiner Zeit. Wir betraten die Räume, in denen Hemingway seine Geschichten schmiedete, und spürten die Energie vergangener kreativer Genies.

Ein Höhepunkt unseres Hemingway-Trips war der Besuch von Bars und Restaurants, die er frequentierte. Das „La Contrescarpe “ und das „Le Select“ waren nicht nur Orte in denen ordentlich gebechert wurde, sondern auch Schauplätze, an denen Ideen geboren wurden, die die Welt der Literatur veränderten.

Gertrude Stein: Im Zentrum der Kreativität
Unser Weg führte uns weiter zu Gertrude Steins Wohnung in der Rue de Fleurus. Die Salonière und Sammlerin von Kunst und Literatur war eine zentrale Figur im Pariser Kulturleben. Hier versammelten sich die Köpfe der „Lost Generation“ zu anregenden Diskussionen. Wären sehr gerne einmal in die Wohnung reingegangen um zu schauen, ob die Atmosphäre ihrer Wohnung noch immer spürbar ist, so dass etwas von ihrer Faszination für avantgardistische Kunst und ihre Spürnase für künftige Größen der Literatur auf uns abfärbt.

F. Scott Fitzgerald: Zwischen Glanz und Tragödie
Die Wohnung von F. Scott Fitzgerald in der Rue Vaugirard war ein weiterer Stop auf unserer Tour. Der Autor von „Der große Gatsby“ und seine Frau Zelda prägten die Pariser Bohème.

Man Ray, William Faulkner, Ezra Pound und James Joyce: Vielfalt der Einflüsse
Unsere Tour führte uns durch die Viertel Montparnasse und Saint-Germain-des-Prés, wo Künstler wie Man Ray, William Faulkner, Ezra Pound und James Joyce ihre Spuren hinterließen. Die Diversität der Einflüsse dieser Schriftsteller spiegelte sich in ihren Werken wider und prägte das kulturelle Erbe dieser Zeit.

Shakespeare und Company: Ein Buchladen mit Geschichte
Einen besonderen Stopp legten wir im Buchladen „Shakespeare und Company“ ein. Gegründet von Sylvia Beach in den 1920er Jahren, war der Laden ein Treffpunkt für viele Schriftsteller der „Lost Generation“. Beach veröffentlichte sogar James Joyces bahnbrechenden Roman „Ulysses“. Heute wird der Geist dieses einzigartigen Ortes von George Whitman in Ehren gehalten, der den Laden in den 1950er Jahren wiedereröffnete. Ein Ort, an dem Literatur lebendig wird und eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlägt. Und der einem wirklich wirklich zum Kaufen von Büchern verführt. Für mich ist besonders der Teil mit den antiquarischen Büchern gefährlich. Habe eine wunderschöne John Steinbeck Ausgabe gefunden!


Abseits der literarischen Entdeckungen haben wir natürlich auch Sightseeing betrieben. Der Eiffelturm darf nie fehlen – ich liebe ihn besonders bei Nacht wenn Madame Eiffel zur vollen Stunde glitzert und funkelt. Das Pantheon ist so beeindruckend und sowohl der Jardin du Luxembourg mit seinen grünen Alleen und der Palais du Luxembourg waren wunderbare Oasen der Ruhe inmitten der Stadt.

Die Geheimnisse unter den Straßen: Eine Reise in die Pariser Katakomben
Ein weiteres Highlight unseres Trips war der Abstecher in die faszinierende Welt der Pariser Katakomben. Unter den glanzvollen Boulevards und charmanten Gassen erstreckt sich ein unterirdisches Labyrinth, das mit Geschichte und Geheimnissen gefüllt ist. Die Katakomben, ursprünglich als Steinbrüche genutzt, wurden im 18. Jahrhundert zu einem beeindruckenden unterirdischen Friedhof umgestaltet.

Der Ort hat eine gespenstische, aber faszinierende Atmosphäre, die uns in die Tiefen der Pariser Vergangenheit entführte. Bin aber wirklich nicht sicher, ob ich da allein eine Nacht verbringen würde. Bissl gruselig war es schon.

Gutes Essen, Wein und Gespräche: Ein Genuss für die Sinne oder auch A moveable Feast
Das Lesen wurde ergänzt durch eine ganze Reihe kulinarischer Erlebnisse. In den Straßencafés probierten wir leckere französische Köstlichkeiten und genossen exzellenten Wein. Und jedes einzelne Restaurant in dem wir gegessen haben, war richtig gut und natürlich durfte auch ein kurzer Marktbesuch nicht fehlen, bei dem wir zumindest ein bißchen Käse für zu Hause eingekaufen konnten.

At home in Sèvres: Hemingway am Kamin und Bouef Bourgignon am Tisch
Unsere Unterkunft in Sèvres, zwischen Paris und Versailles gelegen, war ein perfekter Rückzugsort. Das Haus meiner Freundin – die uns wunderbar umhegte, bekochte und eine großartige Gastgeberin ist. – war der ideale Ort, um über Hemingways Roman „Paris – ein Fest für die Liebe“ zu sprechen. Der Kamin wurde zum Mittelpunkt unserer Gespräche, begleitet von einem köstlichen Bouef Bourgignon und Champagner, der einem das Gefühl gab Teil der „Lost Generation“ zu sein.


Für unser Reading Weekend lasen wir Hemingways „Paris – ein Fest für die Liebe“ das den Leser den Leser in die Welt der Bohème und der Künstler entführt. Die lebendige Beschreibung der Pariser Szene machte unsere eigenen Erfahrungen noch intensiver. Wir hatten für den regulären Bookclub schon Paula McLains „Hemingway und ich“ gelesen und hätte uns jemand zugehört, man hätte uns für ausgesprochene Hemingway-Expertinnen halten können. Wir haben ziemlich viel über ihn gehört und gelesen in letzter Zeit, heißt aber nicht, dass wir dem zugegebenermaßen großen Schriftsteller kritiklos gegenüberstehen. Eine faszinierende aber sehr schwierige Persönlichkeit, der immer wieder genau die Menschen in seinem Buch „Paris – Ein Fest für die Liebe“ aufs übelste beschimpft. Ob Gertrude Stein, F. Scott Fitzgerald oder der arme Ford Maddox Ford – jeder bekam sein Fett weg. Dennoch habe ich die kurzen Paris – Vignetten gerne gelesen und kann es als Begleitlektüre für ein Paris Wochenende auf jeden Fall empfehlen.

Ich hatte außerdem Andrea Weiss‘ „Paris war eine Frau“ dabei. Das Buch ist ist eine fesselnde Erkundung der weiblichen Pioniere der Pariser Bohème während der 1920er Jahre. Weiss wirft in diesem Sachbuch einen inspirierenden Blick auf Frauen wie Sylvia Beach, Gertrude Stein, Djuna Barnes und viele andere, deren kreative Beiträge oft im Schatten ihrer männlichen Zeitgenossen standen. Diese Frauen prägten nicht nur die literarische Szene, sondern auch die Kunst, Politik und den Feminismus ihrer Ära. Das Buch enthüllt ihre faszinierenden Lebensgeschichten, ihre Beziehungen zueinander und ihre Einflüsse auf die Entwicklung der Moderne. „Paris war eine Frau“ ist eine Hommage an die weibliche Schaffenskraft in einer Zeit des kulturellen Wandels und bietet einen neuen Blick auf die dynamische Welt der „Lost Generation“ in Paris.

Wir hatten ein wirklich unvergessliches Wochenende in Paris und ich freue mich schon auf unseren nächsten gemeinsamen Trip – jetzt hallt allerdings erst einmal Paris noch eine ganze Weile nach und mein völlig verrückter gar nicht vernünftiger Spontan-Kauf einer kleinen Tischlampe für die ich noch den perfekten Platz finden muß wird mich zumindest immer an dieses Reading Weekend erinnern.

Vielleicht plane ich die Reise irgendwann noch einmal mit einer Gruppe literaturbegeisterter Menschen – sagt Bescheid, falls ihr dann mitfahren möchtet 🙂

Scotland by the book II

Die Isle of Skye, auch bekannt als „Insel des Nebels“, ist zweifellos eine der beeindruckendsten und faszinierendsten Destinationen in Schottland. Mit ihrer atemberaubenden Landschaft, dramatischen Küstenlinien und reichen kulturellen Erbe ist sie eine meiner absoluten Lieblingsinseln und der allerschönste Flecken Erde in Schottland.

Von Inverness aus machten wir uns im Bus auf den Weg und kamen nach etwa zwei Stunden Fahrt erreichten wir die kleine Stadt Kyle of Lochalsh, die über die Skye Bridge mit der Isle of Skye verbunden ist. Die Überquerung der Brücke war bereits ein aufregendes Erlebnis, da wir einen ersten Blick auf die raue Schönheit der Insel erhaschen konnten.

Unsere Basis auf der Isle of Skye war die malerische Hafenstadt Portree. Diese farbenfrohe Stadt ist das Herz der Insel und ein idealer Ausgangspunkt für Erkundungen. Wir hatten das Glück, eine winziges Zimmer im Portree Hotel n der Nähe des Hafens zu bekommen, von wo aus wir die Stadt bequem zu Fuß erkunden konnten.

Einer der Höhepunkte in Portree ist der Hafen selbst. Die bunten Gebäude entlang der Uferpromenade verleihen der Stadt ein wirklich charmantes Flair.

Unser erster Ausflug war der Scorrybreac Circular Walk. Dieser Rundweg bietet nicht nur eine atemberaubende Aussicht, sondern auch einen Einblick in die faszinierende Geschichte und die reiche Tierwelt der Insel.

Der Scorrybreac Circular Walk beginnt im Herzen von Portree und führte uns entlang der Küste, vorbei an malerischen Buchten und majestätischen Klippen. Der Weg ist gut markiert und die Gesamtlänge des Weges beträgt etwa 5 Kilometer, sodass er in etwa 2 bis 3 Stunden bequem zu bewältigen ist. Daher war noch ein zweiter Walk möglich, bei dem wir die Wälder hinter Portrees Candle Fabrik erkundeten.

Meine Lektüre war nicht 100% Skye kompatibel, denn Peter Mays „Moorbruch“ spielt zwar auch auf einer Hebriden-Insel allerdings auf Lewis, einer der äußeren Hebrideninseln.

Peter Mays „Moorbruch“ ist ein atmosphärischer Kriminalroman und bildet den dritten Teil seiner Lewis-Trilogie. Die Handlung spielt zwar nicht auf Syke – aber immerhin auch einer Hebrideninsel auf Lewis. Der Roman setzt die Geschichte des Detectives Fin Macleod fort, der sowohl mit persönlichen Dämonen als auch mit komplexen Mordfällen zu kämpfen hat.

Der Roman verbindet wie ich finde die einzigartige Umgebung mit gut ausgearbeiteten Charakteren und vermittelt ein Gefühl für die Landschaft und die Menschen auf Lewis. May fängt die raue Schönheit der äußeren Hebriden ein und macht sie zu einer zentralen Figur in der Geschichte.

Die Handlung verknüpft einen alten Fall, der ein Flugzeugunglück betrifft, mit einer zeitgenössischen Mordermittlung und zieht den Leser schnell in ein komplexes Netz aus Geheimnissen und Emotionen.

Unser geführter Trip mit dem Mini-Bus begann frühmorgens in Portree. Einige Ecken auf Skye sind mit dem Bus nicht gut erreichbar, daher hatten wir schon im Vorfeld diese Tour gebucht. Trotz des trüben Himmels war unsere Vorfreude spürbar, als wir uns auf den Weg zu den Fairy Glens machten. Diese mystische Landschaft, von grünen Hügeln und seltsam geformten Felsen geprägt, fühlte sich an, als wären wir in eine andere Welt getaucht. Unser Guide erzählte uns Geschichten von den Feen, die angeblich hier leben, und wir konnten uns lebhaft vorstellen, wie sie zwischen den Hügeln spielen.

Der nächste Halt auf unserer Reise waren die Fairy Pools. Obwohl der Regen uns zunehmend durchtränkte, konnte uns nichts davon abhalten bis ganz nach oben zu wandern. Die natürlichen Pools sind von unberührter Schönheit und bieten einen atemberaubenden Kontrast zur rauen Landschaft um sie herum.

Trotz des ständigen Regens erreichten wir schließlich Neist Point, einen Ort, der für seine dramatischen Klippen und den Leuchtturm bekannt ist. Die wilden Wellen des Atlantiks prallten an den Felsen, und wir fühlten uns winzig in dieser majestätischen Kulisse.

Der Regen wollte einfach nicht aufhören, aber das hinderte uns nicht daran, Kilt Rock zu besichtigen. Dieser imposante Felsvorsprung erhebt sich aus dem Ozean und erinnert tatsächlich an einen Tartan-Kilt. Die schäumenden Wasserfälle ergänzten das Bild perfekt und sorgten für eine dramatische Szenerie.

Unser letzter Halt war der Quiraing, ein Ort, der einen dann direkt wieder Hobbits erwarten ließ die um die Ecke biegen. Trotz des ständigen Niederschlags war die Aussicht auf die bizarren Felsformationen und die scheinbar endlose Weite der Berge und Täler schlichtweg atemberaubend.

Am Ende des Tages, als wir müde, aber glücklich zurück nach Portree fuhren, war uns klar, dass der Regen eine ganz eigene Magie in die Landschaft gebracht hat. Trotzdem waren wir froh aus den nassen Klamotten zu kommen und uns am Abend im nächsten Pub aufzuwärem.

Die passenste aller Lektüren im Urlaub war mein Hörbuch „The Ghost Woods“ von C. J. Cooke – perfekter, atmosphärischer Horror:

„The Ghost Woods“ von C. J. Cooke ist ein beklemmender und wundervoll atmosphärischer Roman, der die für mich perfekten Zutaten enthält: düstere Wälder, gefährliche Pilze, LGBTQ+ Protagonistinnen und unheilvolle Mythen…. Die abgelegene Kulisse der schottischen Highlands verstärkt die unheimliche Atmosphäre, und die Charaktere sind gut ausgearbeitet. Wer psychologischen Thriller mit einem Hauch Übernatürlichem mag, dem kann ich nur zu diesem Roman raten. Perfekt für den Horroroctober.

Ein weiterer sehr schöner Ausflug führte uns zum Dunvegan Castle, das seit über 800 Jahren von der MacLeod Clan bewohnt wird, ist eines der ältesten ständig bewohnten Schlösser Schottlands und stolz darauf, die älteste Familiengeschichte in ganz Großbritannien zu beherbergen.

Die Burg selbst ist ein architektonisches Juwel, mit schroffen Steinmauern, majestätischen Türmen und einem malerischen Blick auf die Dunvegan-Bucht. Besucher können durch die beeindruckenden Räume des Schlosses schlendern, von den historischen Schlafzimmern bis zum beeindruckenden Speisesaal. Hier kann man sich vorstellen, wie das Leben in vergangenen Zeiten im Schloss war.

Die wahren Schätze des Dunvegan Castle offenbaren sich für uns jedoch in seinen Gärten. Die Gartenanlagen sind eine botanische Sensation und bieten eine spektakuläre Vielfalt an Pflanzen und Blumen. Von seltenen und exotischen Pflanzen bis hin zu üppigen Rasenflächen und Teichen – die Gärten sind ein Paradies für Naturliebhaber und Fotografen gleichermaßen.

Der Höhepunkt unseres Skye Aufenthaltes war definitiv unsere Wanderung zum Old Man of Storr -zweifellos einer der spektakulärsten Orte auf dieser bezaubernden Insel.

Der Aufstieg zum Old Man of Storr ist eine Herausforderung, aber die Belohnung ist mehr als lohnenswert. Die markanten Felsnadeln, die sich majestätisch über die Landschaft erheben, sind ein Anblick, den man nicht so schnell vergisst. Auf unserem Weg dorthin bot sich uns eine atemberaubende Aussicht auf die umliegenden Hügel und das Meer. Das Wetter hätte nicht besser sein können, mit strahlend blauem Himmel und warmem Sonnenschein, der die Landschaft in ein lebhaftes Farbenspiel tauchte.

Der Weg zum Old Man of Storr ist schon anspruchsvoll, aber macht richtig großen Spaß. Als wir schließlich das Gipfelplateau erreichten, wurden wir mit einem Panoramablick belohnt, der unsere Herzen höherschlagen ließ.

Nachdem wir den Ausblick vom Old Man of Storr ausgiebig genossen (und eine Million Fotos geschossen) hatten, machten wir uns auf den Rückweg und freuten uns auf unser Dinner im Bracken Hide. Dieses gemütliche Restaurant ist nicht nur für seine exzellente Küche bekannt, sondern auch für seine phänomenale Bar, die eine beeindruckende Auswahl an schottischen Whiskys bietet.

In der Bar des Bracken Hide Restaurant setzten wir uns gemütlich nieder und probierten einige der feinsten Whiskys, die Schottland zu bieten hat. Der Geschmack und die Aromen der verschiedenen Sorten führten uns auf eine Reise durch die schottische Whiskykultur, und wir genossen jeden Schluck in vollen Zügen.

Das Abendessen im Restaurant war ebenfalls ein Genuss. Frische, lokale Zutaten wurden meisterhaft zubereitet und serviert, und wir ließen uns von den kulinarischen Köstlichkeiten verwöhnen.

Passend zur Whisky Bar war auch die finale Urlaubslektüre: Henry Jeffreys „Empire of Booze“

„Empire of Booze“ von Henry Jeffrey ist eine spannende Erkundung der Geschichte und des Einflusses von Alkohol im gesamten Britischen Empire. Jeffreys Schreibstil ist sehr informativ und humorvoll, was das Buch zu einem unterhaltsamen Leseerlebnis sowohl für Geschichtsinteressierte als auch für Schnappsnasen macht 😉

Im Buch werden verschiedene Spirituosen und alkoholische Getränke besprochen, insbesondere in Bezug auf ihre Rolle im Britischen Empire und ihre Auswirkungen auf die kolonialen Beziehungen.

Whisky: Die Entwicklung und Ausbreitung von Whisky, sowohl in Schottland als auch in anderen Teilen des Empire, wird behandelt, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf schottischem Whisky liegt.

Gin: Die Geschichte und Bedeutung von Gin in London und anderen Teilen des Empire werden ausführlich behandelt, einschließlich des berühmten „Gin Craze“ im 18. Jahrhundert.

Rum: Der Einfluss von Rum, insbesondere in der Karibik und in Verbindung mit der Sklavenarbeit auf Zuckerrohrplantagen, wird im Buch beleuchtet.

Portwein: Die Geschichte des Portweins und seine Bedeutung im Zusammenhang mit den Handelsbeziehungen zwischen Portugal und dem Britischen Empire werden ebenfalls beleuchtet.

Besonders spannend fand ich neben dem Whisky Kapitel auch das über Bier und insbesondere wie es zur Erfindung des IPAs kam, von dem wir auf unserem Trip auch so einige ausprobierten.

Dieses Buch ist ein sehr schönes Geschenk und es ist ja gar nicht mal mehr so lange hin bis Weihnachten.

Und damit sind wir nun am Ende unserer Schottland-Reise angekommen. Die Rückfahrt war eine mehrstündige Bus- und Zugfahrt nach Edinburgh und eine letzte Nacht am Flughafen. Das war einer unserer schönsten Urlaube und wir werden garantiert bald wieder hinfahren – we left our heart in the Highlands 😉

Kennt ihr Schottland? Wo seid ihr gewesen oder habt ihr vor mal hinzufahren?

Scotland by the book

Unsere Schottland-Tour im September war unsere lang ersehnte Nachholreise von 2020, als die Welt noch von Toilettenpapiermangel und Zoom-Meetings geplagt wurde. Das letzte Mal hatten wir die schottische Landschaft im Jahr 2008 erlebt, als wir uns auf den West Highland Way Walk wagten.

Die Reise in das Land der Dudelsäcke, Kilts und dampfenden Haggis begann mit einem beeindruckenden Knall – dem Anblick des Edinburgh Castle, das majestätisch über der Stadt thronte. Unsere wunderschöne Wohnung für eine Nacht, lag direkt daneben. Das war grundsätzlich perfekt, leider standen auf der Straße vor dem Haus ein paar Verkehrskegel, die natürlich jeden nächtlichen Betrunkenen und Nicht Betrunkenen dazu einladen auf dem Kopfsteinpflaster damit Fußball zu spielen. Ich war irgendwann echt versucht einen Eimer Wasser rauszukippen 😉

Der Greyfriars Graveyard in Edinburgh ist einer der bekanntesten Friedhöfe in Schottland und befindet sich im Herzen der Stadt, in der Nähe der Royal Mile und war damit auch direkt um die Ecke unserer Wohnung. Er wurde im Jahr 1562 gegründet und ist für seine historischen Grabsteine, Denkmäler und die faszinierende Geschichte bekannt. Der Friedhof hat die totalen Harry Potter Vibes und es gibt auch entsprechende Führungen mit einem Stopp an einem Grab das als Inspiration für Tom Riddells letzte Ruhestätte diente.

Der Friedhof ist auch für seine Verbindung zur schottischen Literatur und Geschichte bekannt, da er die letzte Ruhestätte von einigen bemerkenswerten Persönlichkeiten ist, darunter der Dichter Robert Burns und der Philosoph David Hume. Es gibt auch die Statue des treuen Hundes Bobby, der angeblich das Grab seines verstorbenen Herrchens John Gray bewacht hat.

Auf dem Greyfriars Kirkyard trafen wir nicht nur auf historische Grabsteine, sondern auch auf eine stilechte Gothic-Vampirfrau, die in einer Gruft stand und uns durchaus schaurige Schauer über den Rücken jagte.

Dr. Jekyll & Mr. Hyde – R. L. Stevenson

„Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ von Robert Louis Stevenson ist ein zeitloser Klassiker, der die Leser auf eine fesselnde Reise in die Tiefen der menschlichen Psyche mitnimmt. Die Geschichte von Dr. Henry Jekyll, einem angesehenen Arzt und Wissenschaftler, der ein düsteres Geheimnis hütet, fesselt von der ersten bis zur letzten Seite. Die Spannung steigt, als Jekyll ein Experiment durchführt, um die dunklen und unterdrückten Teile seiner Persönlichkeit freizusetzen, was zur Entstehung von Mr. Edward Hyde führt, einem gefährlichen und skrupellosen Alter Ego. Die Erzählung entfaltet sich meisterhaft und lässt den Leser darüber nachdenken, wie weit manche Menschen gehen würden, um ihre inneren Dämonen zu zähmen.

Stevenson nutzt geschickt die Allegorie von Dr. Jekyll und Mr. Hyde, um die Dualität der menschlichen Natur und die moralischen Konflikte, die damit einhergehen, zu erforschen. Das Buch stellt die Frage auf, ob das Gute und das Böse in jedem von uns existieren und wie leicht sie in uns hervortreten können. Mit seiner packenden Erzählweise und den komplexen Charakteren ist „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ nicht nur ein spannendes Gruselmärchen, sondern auch eine tiefgreifende Reflexion über die menschliche Seele und die Schattenseiten unserer eigenen Persönlichkeit. Dieser Klassiker bleibt auch heute noch ein Muss für jeden, der sich für psychologische Spannung und moralische Dilemmata interessiert.

Murder on the Flying Scotsmann – Carola Dunn

„Murder on the Flying Scotsman“ von Carola Dunn ist ein gemütlicher Cozy Krimi, der die Leser in das goldene Zeitalter der vornehmen Eisenbahnreisen mit Salons und Teestunden zurückversetzt. Die Geschichte spielt im berühmten Flying Scotsman Zug, wo die Protagonistin, Daisy Dalrymple inmitten einer Gruppe exzentrischer Charaktere ermittelt, um einen Mordfall zu lösen. Dunn gelingt es, die Atmosphäre der 1920er Jahre lebendig werden zu lassen, und ihre Kombination aus historischem Ambiente und raffiniertem Krimiplot macht dieses Buch zu einem unterhaltsamen und spannenden Leseerlebnis und hat sich wunderbar im Zug nach Perth weglesen lassen.

Unsere nächste Station war Perth, wo ich einst für eine Weile gewohnt hatte. Auf den alten Pfaden zu wandern, fühlte sich an, als würde man in die Vergangenheit reisen – und das ganz ohne DeLorean. In dieser ehemaligen Hauptstadt Schottlands genossen wir den Anblick des majestätischen River Tay und wagten uns auf eine Wanderung auf den Kinnoull Hill.

Von Perth aus machten wir einen aufregenden Ausflug zum Dunnottar Castle. Der Weg dorthin führte uns entlang der dramatischen Steilküste, und wir fühlten uns wie die Stars unseres eigenen Abenteuerfilms. Die Ruine des Schlosses wirkte geradezu märchenhaft, und wir suchten nach versteckten Schätzen und Spuren vergangener Zeiten.

Pine – Francine Toon

„Pine“ von Francine Toon ist ein düsterer Roman, der die Leser in die abgelegenen Highlands Schottlands entführt. Die Geschichte spielt in einem kleinen Dorf, das von düsteren Geheimnissen und unheimlichen Gerüchten umgeben ist. Die Hauptfiguren, Lauren und ihr Vater Niall, sind tiefgründig und komplex gezeichnet, und ihre Beziehung steht im Mittelpunkt der Handlung.

Toon nutzt geschickt Elemente des Übernatürlichen, um eine gruselige und unheimliche Stimmung zu erzeugen, ohne dabei den Fokus auf die zwischenmenschlichen Beziehungen zu verlieren. „Pine“ ist literarischer Horror, der mit jeder Seite an Intensität gewinnt und die Leser in eine Welt entführt, in der die Grenzen zwischen Realität und Vorstellung verschwimmen.

Der Roman beginnt in einer Halloween-Nacht. Auf dem Heimweg in ihrem Lastwagen nach einem „Verkleidungsabend“ stoßen Lauren und ihr Vater auf eine seltsame Frau in weißem Gewand, die auf die Straße stolpert. Sie nehmen sie mit nach Hause, doch am nächsten Morgen ist sie verschwunden, und Lauren stellt fest, dass Niall sich nicht mehr an das Ereignis zu erinnern scheint. Weitere geisterhafte und unerklärliche Ereignisse ereignen sich. Könnten sie Vorboten einer bevorstehenden Tragödie sein? Das Verschwinden der Teenagerin Ann-Marie weckt Erinnerungen an ein Geheimnis, das nie verschwunden ist, und Lauren – und das ganze Dorf – befürchten das Schlimmste.

Francine Toon ist in den Highlands aufgewachsen und nutzt die ihr vertraute Umgebung gekonnt, um eine düstere, unheimliche Atmosphäre zu schaffen. Der Titel des Romans bezieht sich sowohl auf Christines Namen für ihre Tochter (Oren, das gälische Wort für „Kiefer“) als auch auf den Wald, der das Dorf umgibt.

Das perfekte Hörbuch für lagen Busfahrten bei denen draußen nebelumwobende Wälder und Berge am Fenster vorbeifliegen. Große Empfehlung!

Ein weiteres Highlight war unser Ausflug nach St. Andrews, wo wir die berühmte Universität besichtigten, die beeindruckende Cathedral bewunderten und die Ruinen der majestätischen Abbey bewunderten.
St. Andrews, eine bezaubernde Küstenstadt an der Ostküste Schottlands mit einer Fülle an sehr beeindruckenden Ruinen.

Die St. Andrews Cathedral, eine majestätische Ruine aus dem 13. Jahrhundert, ist ein architektonisches Meisterwerk und ein wichtiger historischer Ort. Ihre Überreste zeugen von der einstigen Pracht und Bedeutung dieses religiösen Zentrums. Die angrenzende St. Rule’s Tower bietet einen tollen Blick über die Stadt und die umliegende Küste.

Die University of St. Andrews, eine der ältesten Universitäten im englischsprachigen Raum, die malerischen Universitätsgebäude verleihen der Stadt einen Hauch von Hogwarths insbesondere wenn die Studis am Wochenende in ihren Roben durch die Stadt ziehen.

Nach vier Tagen Perth war es Zeit dort unsere Zelte abzubrechen. Inverness ist die Hauptstadt der schottischen Highlands und liegt am Nordostende des berühmten Loch Ness. Die Stadt ist von einer atemberaubenden natürlichen Landschaft umgeben, darunter die Cairngorms-Berge und den Moray Firth. Inverness ist bekannt für sein historisches Erbe, darunter das Inverness Castle, das zwar von außen beeindruckend ist, aber normalerweise nicht für die Öffentlichkeit zugänglich ist.

Die Stadt bietet eine charmante Mischung aus Geschichte und Moderne, wobei sie als kulturelles und wirtschaftliches Zentrum der Region dient.

Unser erster Stopp war die berühmte Buchhandlung „Leakey’s“, die so groß ist, dass man fast darin verloren gehen kann. Ich hätte Tage darin verbringen können und es war ganz besonders fies so gut wie nichts kaufen zu können, da wir ja mit unseren Rucksäcken unterwegs waren, die ohnehin schon tonnenschwer waren.

Natürlich durfte ein Ausflug zum Loch Ness nicht fehlen, wo wir gespannt auf Nessie warteten, die sich aber leider nicht blicken ließ, aber die Aussicht auf Urquart Castle war atemberaubend.

Ein entspannter Walk entlang des River Ness rundete unseren Besuch in der Stadt ab und bot die perfekte Gelegenheit, die schottische Natur zu genießen und ein paar Erinnerungsfotos zu schießen. Inverness Castle war leider geschlossen, aber wir machten das Beste aus unserer Zeit und bestaunten das majestätische Gebäude von außen.

Begleitlektüre in Inverness war ein Krimi: Das Unrecht von Inverness – Douglas Skelton erschienen im Dumont Verlag

In Skeltons drittem Rebecca-Connolly-Thriller verfolgt die in Inverness lebende schottische Journalistin einen Anwalt, der Beweise hat, die die Verurteilung von James Stewart wegen Mordes an seinem schwulen Liebhaber in Frage stellen könnten. Das Medieninteresse an Spruchbändern an historischen Stätten, die die Unschuld seines Namensvetters, des 1752 wegen Mordes an einem Regierungsbeamten hingerichteten Clanführers James Stewart, verkünden, hat diesem neueren Justizirrtum große Aufmerksamkeit beschert. Das Lokalkolorit hat dem Krimi nochmal deutlich Aufwind verpasst, der für mich ansonsten etwas dahin plätscherte. Als Vor Ort Lektüre passabel, ansonsten würdeich wohl eher nicht zu einem weiteren Band aus der Reihe greifen.

So meine Lieben – jetzt habe ich euch durch unsere erste Schottland Woche und die entsprechenden Lektüren geführt. Habt ihr Lust für den zweiten Teil mit nach Skye zu kommen?

Kreta by the Book oder auch Juni Lektüre

Ich habe mich den ganzen Juni mit Kreta, dem Meer und der Antike beschäftigt, auch wenn der eigentliche Urlaub nur zwei Wochen dauerte. Ich lese ja nach Möglichkeit immer gerne Bücher die zu meinem jeweiligen Aufenthaltsort passen, natürlich in Kombination mit innerer Wetterlage, aber diese Kombination ist auf jeden Fall eine meiner liebsten. Ich habe schon vor dem Urlaub mit der Lektüre begonnen, bzw den gesamten Monat diesem Themenkomplex gewidmet, da ich einige gewichtige Bücher zu diesem Thema angesammelt hatte, die ich unmöglich noch in den Koffer bekommen hätte, so dass ich mich bei den Büchern, die ich vor Ort lesen wollte und konnte, etwas beschränken konnte.

Meine beiden Lieblingsländer bzw -inseln sind Griechenland und Schottland bzw Kreta und Skye und ich habe das riesige Glück, dieses Jahr sogar beide besuchen zu können. Unser Urlaub war phänomenal schön und ich kann mich nur schwer wieder in diese meer-ferne bayrische Lebenswelt zurückfinden.

Landschaftlich sind sich die beiden Länder übrigens viel ähnlicher als man so denkt, ich werde auch in diesen Bericht hier ein Schottland-Bild einmogeln und ihr müsst versuchen, herauszufinden welches es ist 😉

Jetzt aber erst einmal zur Lektüre, wie immer ein kurzer Schnelldurchlauf in alphabetischer Reihenfolge:

Das lebende Meer – Jacques-Yves Cousteau übersetzt von Isolde Kolbenhoff, erschienen im Verlag Buch und Welt (nur noch antiquarisch erhältlich)

Jacques-Yves Cousteaus unentdeckter Kontinent ist der Meeresgrund und die Gräben der Tiefsee. Durch seine hartnäckigen Versuche seit den 1950er Jahren das Steigen und Fallen der rätselhaften Tiefenstreuschichten im Meer zu erforschen, und sein Drang, immer mehr über das Leben auf dem Meeresgrund zu erfahren, führten zur Erfindung der Tiefsee-Kameraschlitten, die tausend Meter unter der Meeresoberfläche über den Meeresboden gleiten und Phänomene fotografieren, die bis dahin nie ein Mensch zu Gesicht bekommen hatte.

Mit Hilfe seiner „tauchenden Untertasse“, einem Düsen-Uboot mit Bullaugen und mechanischen Greifern begegnen wir in diesem Buch lange unbekannten Lebewesen wie silberne Fische, die wie eine Triangel geformt sind, Fische deren Haut wie ein Schachbrett in Felder aufgeteilt ist, Tiefseehaie, Riesenkranken und vieles mehr. Wir lernen den Lastwagenfisch kennen und freunden uns mit „Ulysses“ an, einem Riesen-Zackenbarsch, der den Tauchern wie ein treuer Hund durchs Wasser folgt und ihr Lieblingstier wird.

Cousteau und seine Mannschaft (bis auf seine Ehefrau alles Männer) sind aber in mancher Hinsicht auch Kinder ihrer Zeit. Ich war ziemlich schockiert, über ihr vorsätzliches brutales Erschlagen von Haien, weil diese ein kleines verletztes Walbaby gefressen hatten oder ihr Reiten auf Riesenschildkröten. Das Buch ist eine Sammlung von National Geografic Artikeln die zwischen Januar 1954 und Juli 1961 erschienen waren und diese anfänglich überwiegend von Abenteuerlust getriebenen Expeditionen sind später nach und nach wissenschaftlicher geworden und der Tier- und Umweltschutzgedanke begann auch Cousteau und seine Leute stärker zu beeinflussen. Wir haben es zu einem großen Teil auf jeden Fall Cousteau zu verdanken, dass das Mittelmeer nicht zu einem Atommüll-Lager wurde, denn die Plände in den 1950/60er Jahren sahen exakt das vor und es war unter anderem dem unermüdlichen Protest von Cousteau und anderen zu verdanken, dass man von dieser Idee irgendwann absah.

Neben den Beobachtungen des Lebens auf dem Meeresgrund, standen auch Tauchexpeditionen zu gesunkenen Schiffen auf dem Programm und ein Experiment bei dem zwei Männer erstmalig eine Woche lang ununterbrochen unter Wasser leben.

„Noch immer degradieren manche Biologen das Mittelmeer zu einem „sterilen“ Meer. Ich wünschte, ich könnte bei derartigen Gelegenheiten diese Leute an Bord der Calypso haben. Zwischen der Cote d’Azur und Korsika sind wir oft dem begegnet, was wie ein Rudel hier ansässiger großer Blauwale aussah. Ein dutzendmal im Jahr fuhren wir hier durch und stellten immer mindestens zwei große Wale fest, die herumwanderten, als hätten sie Eigentumsrechte.“

Ein spannendes Zeitdokument, das mich beim Lesen wiederholt in meine Kindheit zurückbeamte, wo ich fieberhaft mit dem Opa vorm Fernseher saß, wenn Cousteau mit seinem knallgelben Uboot abtauchte und wir gemeinsam mit ihm die Tiefsee erforschten. Ein Buch das ich mit einigen Einschränkungen auch heute noch mit großem Interesse und Spaß gelesen habe.

Reisende Helden (Travelling Heroes) – Robin Lane Fox übersetzt von Susanne Held erschienen im Klett-Cotta Verlag

Im Zentrum des Buches stehen die reisenden Zeitgenossen Homers: euböische Griechen des 8. Jahrhunderts, die als Seefahrer und Piraten rund um das Mittelmeer unterwegs waren, Handel trieben und neue Welten entdeckten. Fundstück für Fundstück trägt der Autor zusammen, was sich über diese frühen Griechen herausfinden lässt.

Reisende Helden, das sind auch die Figuren des Mythos, die weit herumkamen: etwa Dädalus, der sogar fliegen konnte, Herkules, der kreuz und quer im Mittelmeerraum seine Arbeiten verrichtete, oder die unglückliche Io, die von Zeus erst verführt und dann in eine Kuh verwandelt wurde.
Indem Robin Lane Fox den unendlichen Schatz der griechischen Mythen mit der Sachwelt der archäologischen Funde verknüpft, lässt er vor unseren Augen ein lebendiges Bild dieser Zeit entstehen.

Robin Lane Fox’ reisende Helden sind verwegene griechische Seefahrer aus dem 8. Jahrhundert v. Chr., die ferne Länder und Küsten entdeckten. Das Wissen und die Geschichten aus der Fremde integrierten sie in ihre Vorstellungswelt und legten so den Grundstein für die griechische Kultur.

„Im Norden Kretas, in Knossos, fanden Archäologen eine Bronzeschale aus dem 10. Jahrhundert, die von einem Zyprer hergestellt und von einem Phönizier mit einer Inschrift versehen wurde, diese wurde als Bezug auf eine frühere Weihung der Schale an den ägyptischen Gott Amon interpretiert. Das weit gereiste Stück gelangte schlussendlich in das Grab eines Griechen auf Kreta, zusammen mit griechischer Keramik aus dem 9. Jahrhundert v. Chr. Es berührt damit gleich drei Punkte aus der Geschichte des Odysseus: Kreta, Phönizien und (wenn auch nicht sicher) Ägypten.

Der Autor glaubt wahrscheinlich etwas ganz originelles und mitreissendes zu erzählen, indem er so viele archäologische Beweise wie möglich mit allen möglichen obskuren griechischen Mythologien und ihren Variationen, Einflüssen und Geschichten kombiniert aber es ist alles ziemlich zäh insgesamt. Er präsentiert dazu riesige Menge an Informationen in manchmal erschöpfender Ausführlichkeit, gemischt mit interessanten aber etwas fragwürdigen Schlussfolgerungen. Ich bin mit dem Buch nicht warm geworden und daher nicht sicher, ob ich noch ein weiteres Buch von ihm lesen würde.

Kurze Geschichte der antiken Welt – Siegfried Lauffer erschienen im dtv Verlag (nur noch antiquarisch erhältlich)

Siegfried Lauffer war Professor für Alte Geschichte an der Universität München. Das Buch bietet eine sehr gute Einführung in die griechische und römische Geschichte von der kretisch-mykenischen Kultur bis in das frühe Mittelalter. Dieser Prof kann wirklich gut schreiben und er betont hier die stark matriarchalische, mutterrechtliche Religion, Familien und Gesellschaftsverfassung altmediterraner Völker, in deren Mittelpunkt (endlich mal) die Frau, nicht der Mann stand, im Gegensatz zur patriarchalischen, vaterrechtlichen Ordnung der indogermanischen Völker.

„In dem sich Europa seiner Grundlagen bewußt wird, wird es sich auch seiner Einheit bewußt“

„Der starke Gegensatz von Stadt und Land war Schuld daran, daß die hellenistische Kultur, die von den Städten ausging, das Hinterland nicht voll erfaßte. Die Landbevölkerung führte weiterhin ihr eigenes Leben, bewahrte ihr altes Volkstum, ihre Sprache und Religion. Sie konnte daher auch zur Regierung des Landes kein rechtes Verhältnis gewinnen. Diese kulturelle und politische Kluft zwischen Stadt und Land, Staat und Untertanen mußte sich in der weiteren Entwicklung bemerkbar machen.“

Die Lagune oder wie Aristoteles die Naturwissenschaften erfand – Armand Marie Leroi übersetzt von Susanne Schmidt-Wussow und Manfred Roth erschienen im Theiss Verlag

Für sein Buch – einer gut geschriebene Mischung aus Reisebericht, Biografie, Biologiegeschichte und erkenntnisphilosophischer Erörterung, der man gebannt in hochfliegende Überlegungen zur Philosophie des Geistes folgt – begibt sich Armand Marie Leroi auf die Spuren des großen Griechen. Es ist die Biologie, die für Leroi bei Aristoteles alles grundiert: Das Erstaunen vor der unglaublichen Vielfalt der Lebensformen, die Bereitschaft, sich noch in die winzigste Schnecke, den schleimigsten Wurm zu vertiefen, um zu erfassen, welches Maß an Komplexität in ihrer Gestaltung steckt. Vor allem aber trieb Aristoteles die Suche nach dem Warum um: Welche Ursachen stecken hinter dem Rüssel des Elefanten, der Schwimmblase der Fische, dem Umstand, dass Kinder ihren Eltern ähnlich sehen? Während Platon mit dem Kopf in abstrakten Ideen steckte, grub Aristoteles, um die Welt zu begreifen, im Lagunenschlamm, zog Getier hervor und sezierte Gedärme.

Das große Papierboot, Argonauta argo, ähnelt einem Oktopus. Das Tier selbst ist wenige beeindruckend, aber sein Gehäuse ist wunderschön: so dünn und weiß wie eine Eierschale und von perfekter planispiraler Geometrie. Und obwohl das Große Papierboot palagisch weit draußen im Meer lebt, wird es häufig angespült. Nach STürmen findet man sie zu Hunderten sterbend am Strand“

Der kretische Gast – Klaus Modick erschinen im Kiepenheuer & Witsch Verlag

Kreta 1943: Der deutsche Archäologe Johann Martens soll im Auftrag der Wehrmacht die Kunstschätze der besetzten Insel katalogisieren. Der Einheimische Andreas wird zu seinem Fahrer und Führer, doch verbindet beide bald mehr. Die Lebensart der Kreter und noch mehr Andreas’ schöne Tochter Eleni schlagen Martens immer mehr in ihren Bann. Als die Deutschen eine Razzia planen, muss sich Johann entscheiden, wo er steht.

Das Buch gibt einen wirklich guten Einblick in die Geschichte der Insel Kreta zur Zeit der Besetzung. Es ist gut geschrieben und war das perfekte Buch um vor Ort gelesen zu werden. Erstaunlich wie freundlich einem die Menschen in Kreta begegnen, obwohl die Deutschen sich dort vor etwas mehr als 70 Jahren viel Schreckliches verursacht und viel Schuld auf ihre Schultern geladen haben.

Karsch habe daraufhin die Dorfbewohner zusammentreiben lassen und Auskunft über die Herkunft der Waffen verlangt. Geantwortet hatte niemand. Also habe Karsch drei Männer exekutieren lasen, eine kurze Frist gesetzt und mit weiteren Erschießungen gedroht. Als aber die nächsten drei an an die Wand gestellt worden seien und das Kommando bereits die Gewehre angelegt habe, sei von den umliegenden Hausdächern plötzlich heftiges Feuer auf die Soldaten eröffnet worden.

Women in the Ancient World – Jenifer Neils erschienen im Verlag British Museum Press

Von der treuen Ehefrau bis zur mächtigen Königin, von der unberührbaren Priesterin bis zur Prostituierten mit hohem Lebensstandard – das tägliche Leben und die Rollen der Frauen in der antiken Welt Griechenlands und Roms, Ägyptens und des Nahen Ostens waren faszinierend und vielfältig und gingen oft über die traditionelle Vorstellung von der Stellung der Frau hinaus. Anhand von Themen wie häusliches Leben, Religion, Arbeit, Mütter und Trauernde, Stereotypen, Kostüme und Körper erforscht dieses lebendige Buch die Traditionen und Trends verschiedener Kulturen und vergleicht und kontrastiert die Haltungen der einzelnen Gesellschaften anhand faszinierender Gegenüberstellungen von Bildern.

Die Autorin wirft einen frischen und zum Nachdenken anregenden Blick auf neue Betrachtungsweisen dieser Bilder und zeigt die Zeichen auf, die verraten, wie eine Frau zu sehen ist, ob als Beispiel für perfekte Weiblichkeit oder als Objekt der Verachtung. Dieses Buch ist wunderschön gestaltet und enthält eine Vielzahl von Illustrationen, von öffentlicher Kunst bis hin zu häuslichen Artefakten, von denen viele speziell fotografiert wurden. Es enthüllt fesselnde Details über das alltägliche Leben der Frauen in der antiken Welt, die alle Leser erfreuen, informieren und unterhalten werden, oft mit überraschenden Anklängen an unsere heutige Zeit.

In general, the more elaborate the costume the higher the rank of the person depicted… Those without clothes are often slaves or children, but older girls usually dressed like adults. Women with special religious rank often wore distinctive garments, such as the Vestal Virgins in Rome or wome in the Panathenaic processions in Athens… The prize for the most elaborate form of female dress in antiquity must surely go to the Minoans of Bronze Age Crete. Their tight bodices contrasted with their wide flounced skirts, and if the works of art are accurate renderings of women’s outfits, they regularly exposed their ample breasts.

Das Buch ist ein Begleitband zu einer empfehlenswerten aber mittlerweile beendeten Ausstellung die ich vor einer Weile im Britischen Museum gesehen habe.

Göttlich aber war Kreta – Hans Pars erschienen im dtv Verlag (nur noch antiquarisch erhältlich)

Seit der Archäologe Sir Arthur Evans an der Stätte des alten Knossos auf Kreta die Ruinen eines Königspalastes freigelegt hat, sind wir genauer über die Vergangenheit dieser Insel unterrichtet. Hier blühte schon ein hohes kulturelles Leben, ein Jahrtausend bevor der griechische Dichter Homer in seinen berühmten Epen die Eroberung Troias besang. Von Kreta holten die Griechen Künstler und Künste auf ihr Festland.


Mit Hans Pars blicken wir nun in die viertausendjährige Vergangenheit dieser Insel; der Autor erweckt die toten Zeugnisse aus längst vergangenen Tagen, die bei den Ausgrabungen entdeckt wurden, zu neuem, sprechendem Leben. Aus den Bruchstücken von Wandbildern prunkvoller Paläste, aus bemalten Gefäßen und Reliefs auf Goldbechern und steinernen Vasen erschafft er ein lebendiges Bild der einstmals großen Zeit Kretas. Er hat ein umfassendes, auch in den Einzelheiten immer lebendig gehaltenesWerk über Kunst, Kultur und Geschichte Kretas geschrieben.

„Die Bevorzugung der Frau ist das sozial auffälligste in der kretischen Bilderchronik. Das hat seinen Grund in der noch dem ältesten griechischen Historiker bekannten uralten mutterrechtlichen Struktur der kretischen Gesellschaft, die ihren Ausdruck in einem Überwiegen der weiblichen Gottheiten findet. Der erste Platz ist den Frauen eingeräumt, und sie zeigen sich vor aller Öffentlichkeit in ihrem hohen Rang.“

Wenn Haie leuchten – Julia Schnetzer erschienen bei hanserblau

Aktuellste Forschung und ein Gespür für das Kuriose: Die Meeresbiologin Julia Schnetzer über Meeresmücken, giftige Kugelfische, Delfinnasen und andere faszinierende Meeresbewohner

Das Meer ist unser erstaunlichstes und rätselhaftestes Ökosystem. Es waren mehr Menschen auf dem Mond als am Grund des Ozeans. Zu Unrecht, findet Meeresbiologin und Science-Slammerin Julia Schnetzer. Denn in der Unsterblichkeit von Quallen, der Sprache der Delfine und dem Lebensrhythmus von Unterwassermücken verbergen sich nicht nur neueste Erkenntnisse über unsere Umwelt, sondern auch über uns Menschen.

Der Kauf dieses Buchs unterstützt die Organisation MovingSushi, die Korallenriffe vor der Westküste des afrikanischen Kontinents erforscht und versucht, mithilfe der Fluoreszenz der Tiere Haibeifang in der Fischerei zu minimieren.

Wie ist das Ganze aber nun bei Fischen? Werden die auch von solchen Illusionen getäuscht? Diese Frage wirkt auf den ersten Blick etwas abwegig, vielleicht war sie deswegen nie wirklich in der Wissenschaft relevant. Zumindest bis jetzt. Zugegebenermaßen ist das auch nicht ganz einfach zu testen. Man kann die Fische ja schlecht fragen. Um dieses Kommunikationsproblem zu lösen, hat man die Fische mit einem klassischen Belohnungssystem trainiert: Immer, wenn sie bei einer Auswahl von zwei unterschiedlich großen Kreisen den größeren Kreis mit der Schnauze anstupsten, wurden sie mit Futter belohnt. Sobald sie gut trainiert waren, wurden ihnen die Delboeuf- und die Ebbinghaus-Illusionen gezeigt und geguckt, welche der beiden Kreise sie auswählen….

Oktopia – Matthias Wittmann & Michèle Ganser erschienen bei der Büchergilde Gutenberg

Was haben Ozean und Weltall gemeinsam? Wie sind Kraken und Menschen entstanden? Was genau sind Kopffüßer – und warum heißen die so komisch? Kraken sind die ältesten intelligenten Lebewesen unseres Planeten, wahre ≫Aliens≪, deren Fähigkeiten uns staunen lassen.

Michael Stavarič und Michèle Ganser haben ein Sachbuch voll überraschender Wendungen kreiert, das wesentlich mehr bietet als schlichte Wissensvermittlung. Gemeinsam mit ihren Leser*innen begeben sie sich ins Reich der Kraken und laden ein zum gemeinsamen Abenteuer.

Ein Buch, das so ungewöhnlich wie der Krake selbst ist: zum Mitdenken und Mitmachen, voll witziger Details und plastischer Beschreibungen. Dass man danach zwangsläufig alles Wichtige über Licht, Erde, Evolution, Genetik und so weiter weiß, bleibt fast schon ein Nebeneffekt.

Ich folge Michèle Ganser schon länger auf Instagram und mag ihre Zeichnungen sehr. Dieses kluge dünne Büchlein ist ein Juwel und jede einzelne Zeichnung im Buch wert als Druck an meiner Wand zu landen.

Die große Herausforderung bei der Durchführung von Experimenten mit Kraken besteht darin, diese daran zu hindern, zurückzublicken und das Verhalten der Wissenschaftler zu beobachten. Kraken können durchaus listig Verknüpfungen zwischen den Apparaturen und den Blicken der Krakenforscherinnen herstellen und deren Pläne immer wieder auch durchkreuzen. Sie spielen also gewissermaßen mit unseren Erwartungshaltungen, da sie uns – wir wir ihnen auch – Handlungsmotive unterstellen, auch wenn Begriffe wie „Motiv“, „Intention“ und „Interesse“ in der Krakenwelt nicht existieren.

Leider ist er hiermit vorbei der Lesemonat Juni und ihr müsst mit mir nun Kreta und das Meer verlassen. Ich hoffe die Reise hat euch gefallen und ich konnte euch nicht nur auf die Insel sondern auch auf das eine oder andere Buch hier Lust machen, auch wenn dieses Mal einige Bücher dabei waren, die leider nur noch antiquarisch erhätlich sind.

Welche kennt ihr, auf welche habt ihr Lust bekommen und was ist euer Lieblingsland bzw eure Lieblingsinsel und noch viel wichtiger – habt ihr mein dazwischen gemogeltes Bild aus Schottland entdecken können?

Karlovy Vary by the Book

Im Herzen Böhmens liegt die bezaubernde tschechische Stadt Karlovy Vary (Karlsbad), bekannt für ihre Thermalquellen und ihre beeindruckende Architektur, bietet die Stadt eine malerische Kulisse, die uns in vergangene Zeiten entführte. Seit dem 14. Jahrhundert pilgerten Adelige, Künstler und Schriftsteller in den Kurort für die Gesundheit, aber lange auch weil jede*r der etwas auf sich hielt einfach zum wässern nach Karls-, Marien- oder Franzensbad fuhr. Mit dem Zug von uns zwar nur 4 Stunden entfernt, allerdings muss man in der Regel mindestens zweimal umsteigen. Trotz eines zweistündigen unfreiwilligen Aufenthalts in dem wohl langweiligsten Nest der Welt „Schirmding“ kamen wir dann doch irgendwann mit der Lokalbahn an und wurden direkt mit beeindruckender Filmkulisse begrüßt.

Es war wunderbar entspannend, diese bezaubernde Stadt zu erkunden, die Kuranlagen zu besuchen, im Park zu relaxen, im berühmten Hotel Pupp Kuchen zu essen, das Heilwasser zu probieren und die eine oder andere köstlichen böhmischen Spezialität zu testen. Obwohl das Wetter nicht perfekt war, konnte uns nichts davon abhalten, die Magie von Karlovy Vary zu erleben.

Die eleganten Kurhäuser, Hotels, Villen und beeindruckenden Kolonnaden entlang des Flusses Teplá versetzten uns in eine andere Zeit. Es war, als ob wir in einem Wes Anderson-Film gelandet wären, wo jede Ecke des Bildes sorgfältig komponiert und farbenfroh war. Und das schreibe ich obwohl ich gar kein ausgesprochener Wes Anderson Fan bin, aber seine Bildsprache erkenne ich mittlerweile durchaus.

Ein Besuch in Karlovy Vary wäre nicht vollständig ohne einen Abstecher zu den berühmten Kuranlagen. Wir schlenderten entlang der beeindruckenden Kolonnaden, die von Mineralquellen gesäumt waren. Einige der Quellen boten kostenloses Heilwasser zum Probieren an, und ich wagte mich mutig, das mineralhaltige Wasser zu kosten. Es hat einen gewöhnungsbedürftigen Geschmack und auch wenn ich die gesundheitlichen Vorteile der Quellen sicherlich anerkenne, war mir die -wie es hieß – abführende Wirkung nicht ganz geheuer und wir hielten uns eher an das Becherovka Heilwasser das wir ebenfalls in kleinen Schlückchen zu uns nahmen. Wir haben uns auch direkt ein bisschen wohler gefühlt 😉

Ein weiteres Highlight unserer Reise war der Besuch des renommierten Hotel Pupp. Dieses prächtige Hotel ist nicht nur für seine luxuriöse Ausstattung und seinen erstklassigen Service bekannt, sondern auch als Drehort für den Bond-Film „Casino Royal“. Die opulente Einrichtung, der Hauch vergangener Eleganz geben einem wirklich das Gefühl durch ein Loch im Raumzeit-Kontinuum in den 1880er Jahren oder so gelandet zu sein.

Man denkt auch deshalb unweigerlich an Wes Anderson wenn man in Karlovy Vary ist, da das Hotel Bristol angeblich als Inspiration für die Außenkulisse des Grand Budapest Hotels gedient haben soll. Aber urteilt einfach selbst:

Natürlich kann man unmöglich ohne passende Literatur nach Karlsbad reisen und ich entschied mich für „Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt“ von Jaroslav Kalfař, das schon eine Weile in meinem heimischen Bücherregal herumlungerte. Das war auf jeden Fall schon mal eine sehr gute Wahl:

„Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt“ ist ein Roman des tschechischen Autors Jaroslav Kalfar. Der Roman wurde 2017 veröffentlicht und erzählt die fiktive Geschichte von Jakub Procházka, einem Astronauten aus der Tschechischen Republik.

Die Handlung des Romans spielt in einer alternativen Realität, in der die Sowjetunion noch existiert und die Tschechoslowakei ein eigenes Raumfahrtprogramm hat. Jakub Procházka wird als einer der ersten tschechischen Astronauten ausgewählt und macht sich auf den Weg zu einer Mission zum Rand des Universums. Während seiner Reise reflektiert Jakub über sein Leben, seine Familie, seine Heimat und die Bedeutung von Raumfahrt für die menschliche Existenz.

Jaroslav Kalfar, der Autor des Romans, wurde 1988 in der Tschechoslowakei geboren und emigrierte im Alter von 15 Jahren mit seiner Familie in die USA. Er studierte an der University of Central Florida und begann seine Karriere als Autor. „Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt“ war sein Debütroman und wurde von Kritikern positiv aufgenommen. Kalfar wurde für seinen einfallsreichen Schreibstil und seine Fähigkeit gelobt, Science-Fiction-Elemente mit menschlichen Erfahrungen und Emotionen zu verbinden.

Der Roman beschäftigt sich mit Themen wie Identität, Heimat, Familie und den Drang des Menschen nach Entdeckung und Erkundung. Durch die Verbindung von historischen Ereignissen mit Science-Fiction-Elementen schafft Kalfar eine einzigartige Erzählung, die den Leser zum Nachdenken anregt und richtig Spaß macht.

„Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt“ ist eine faszinierende und einfallsreiche Geschichte, die den Leser auf eine Reise durch Zeit und Raum mitnimmt und gleichzeitig tiefgründige Fragen über das menschliche Dasein stellt.

Außerdem entschied ich mich für Joseph Roths „Hotel Savoy“ das ebenfalls schon lange in meinem Regal steht. Der Roman spielt nicht in Karlsbad, aber in einem Grandhotel während des 1. Weltkriegs und thematisiert soziale Ungleichheit, politischemnWandel und zwischenmenschlichen Beziehungen.

Mit seinem eleganten Schreibstil und tiefgründigen Charakteren verwebt Roth geschickt historische Ereignisse mit persönlichen Schicksalen. „Hotel Savoy“ ist ein lesenswertes Werk, das einen Einblick in eine vergangene Ära gibt und gleichzeitig zeitlose Themen behandelt. Ich bin mit Roths Schreibstil dennoch nicht 100% warm geworden und war ganz dankbar, dass es sich um ein recht dünnes Büchlein handelte. Man wird direkt von der ersten Seite an ins Getümmel geworfen und die schrägen Typen im Hotel erinnerten mich an John Irvings „Hotel New Hampshire“ aber die Figuren blieben mir recht fern und ich glaube Joseph Roth und ich das wird nix. Hatte wahrscheinlich eher einen Roman im Stil von Stefan Zweig erwartet.

Fazit: Unser verlängertes Wochenende in Karlovy Vary war eine Reise voller Zauber und Nostalgie. Die Stadt bietet eine einzigartige Mischung aus Geschichte, Architektur und toller Natur. Die böhmischen Wälder durch die wir ein kleines bißchen wandern konnten auf dem Weg zum Diana Sprung und durch die wir mit dem Zug durchfuhren machen riesige Lust auf einen Wanderurlaub dort und den werden wir auf jeden Fall mal machen, vielleicht verbunden dann mit einem Abstecher nach Marienbad.

Wart ihr schon mal da? Hat es euch gefallen? Habt Ihr Tipps für uns für einen Wanderurlaub in den böhmischen Wäldern oder für einen Kurztrip nach Marienbad?

Habt ihr einen der beiden Romane gelesen?

New York by the Book – Part II

Oops jetzt habe ich euch aber länger auf die Fortsetzung unserer New York Reise warten lassen als geplant. Es ist einfach zu heiß – für alles. Zum schreiben, zum denken, zum Bilder sortieren. Aber done is better than perfect – also auf geht’s, ich nehme euch mit ins brütend heiße New York, allerdings haben wir immer wieder gut gekühlte Ecken gefunden.

Zum Beispiel direkt neben dem Chelsea Hotel – wo wir uns zur Premiere von Kristen Stewarts neuestem Film „Crimes of the Future“ in ein eisgekühltes Kino begaben. Das war eine recht tragische Entscheidung wie sich später rausstellen sollte. Zwar war es fantastisch das Chelsea Hotel zu erleben, in dem Patti Smith so lange lebte, allerdings hätten wir nur wenige Straßen entfernt die echte Kristen Stewart an der Premierenfeier des Films erleben können, was die Bingereader-Gattin als weltgrößtes Fangirl in tiefste Verzweiflung stürzen sollte, als wir unseren Fehler ein paar Tage später bemerkten.

Jetzt aber erst mal zur nächsten Buchempfehlung für New York – natürlich „Just Kids“ von Patti Smith

NYC ist eine Stadt, die sich für mich eigentlich nur zu Fuß so richtig begreifen läßt. Auch wenn die Subway bei den tropischen Temperaturen mit ihren eisgekühlten Wagen oft verlockend schien, haben wir die meisten Strecken zu Fuß oder im Taxi zurückgelegt, um möglichst viel von der Stadt zu sehen. Was mich bei den gelegentlichen Subway Fahrten überraschte waren die Ratten, die es immer schon gab, die aber mittlerweile so derart ihre Scheu verloren haben, dass sie selbst tagsüber auf vollbesetzten Bahnsteigen den Leuten über die Füße laufen.

Wir haben jeden Tag so einige Kilometer abgelaufen, hier ein paar Impressionen unserer Touren:

Ich empfehle dringend einen Spaziergang durch den Big Apple. Gehen ist die beste Form der Fortbewegung und Bewegung tut gut. Die Stadt ist relativ eben, mit wenigen Höhen und Tiefen in Midtown gang im Gegensatz zu „Manahata“ wie die Delawaren Manhatten nannten, was so viel wie „Insel der vielen Hügel“ bedeutet.

Die Bürgersteige in New York City können von Touristen und Einheimischen verstopft sein. Touristen, die meist im Gegensatz zu den Einheimischen Schwierigkeiten haben sich auf den überfüllten Bürgersteigen zurechtzufinden.

Die Fifth Avenue ist der Mittelpunkt des 1811 eingeführten Straßenrasters von Manhattan. Von diesem Mittelpunkt aus verlaufen die nummerierten Straßen in Ost-West-Richtung. Der Verkehr auf der Fifth Avenue fließt in Richtung Innenstadt.

Wir sind an einem Vormittag auf Wunsch unserer enthusiastischsten Lauf-Freundin 1,5 Std quer durch die Stadt gelaufen um in einem bestimmten Diner zu frühstücken. Der Magen hing dann auf halb 8, aber es war eine tolle Tour und selten hatten wir uns eine warme Mahlzeit mehr verdient als an diesem Morgen.

Die perfekte Lektüre für Spaziergänge durch New York die ich euch hier ans Herz legen möchte, sind Teju Coles „Open City“ und Miles Davis „If Beale Street could talk“

Aber ich hatte euch ja einen Boots-Trip versprochen, der uns auch tatsächlich etwas Abkühlung brachte, wenngleich für einen deutlich kürzeren Zeitraum, als vermutet.

Wir hatten uns von AirBnB Experiences dazu verführen lassen eine Bootstour zu machen die im Brooklyn Harbour am frühen Nachmittag starten sollte. Wir warfen uns in unsere segeltauglichsten Klamotten und begaben und mit einem türkischen Pärchen als einzige weitere Passagiere gemeinsam mit dem Skipper an Bord. Der Sekt war kaltgestellt, die Segel gesetzt – allerdings gingen dem Skipper schon nach den ersten paar Hundert Metern das Diesel aus, wir wurden in die Kabine hinunter geschickt, wo wir sechs verzweifelt versuchten bei gefühlten 200 Grad, den einströmenden Diesel-Dämpfen die beim Nachtanken entstanden und dem mächtigen Seegang nicht die Fische zu füttern.

Nach etwa 15 Minuten gab der Skipper dann auf. Der Motor wollte partout nicht wieder anspringen, wir wurden an Land zurückgebracht. Es war zwar ein kurzer Trip, aber wir haben immerhin ein paar hübsche Fotos von der Skyline und der Brooklyn Bridge gemacht, ein sehr nettes Pärchen kennengelernt und den Sekt haben wir dann einfach später auf der Hotelterrasse getrunken.

Auch wenn mir hier der passende Übergang fehlt, möchte ich euch Sylvia Plaths „The Bell Jar“ ans Herz legen, der Roman beschreibt das Leben von Esther Greenwood, einer College-Studentin, die davon träumt, Schriftstellerin zu werden. Sie wird für ein einmonatiges Sommerpraktikum als Gastredakteurin des Magazins Ladies‘ Day ausgewählt, aber ihre Zeit in New York City ist schwierig, da sie gegen gesellschaftliche Normen ankämpft und nach einem Selbstmordversuch in der Psychiatrie landet.

Es gäbe noch so viel zu erzählen, wir haben Sarah Jessica Parker am Broadway in „Plaza Suite“ gesehen, sind die Highline vom Angang bis zum Ende lang gelaufen, haben Buchläden gestürmt, einen lieben Freund nach vielen Jahren zum Dinner in Chinatown getroffen, viele leckere Cocktails getrunken und überaus gut gegessen.

Das kulturelle Highlight war für mich aber der Besuch der New York Library und die Dinos im Natural History Museum

Mein abschließender New York Buchtipp ist ein ziemlicher Ziegelstein und daher wahrscheinlich eher in der ebook-Version als Reiselektüre zu empfehlen: Donna Tartts „The Goldfinch“ ein Roman bei dem zwar ein Museum eine große Rolle spielt, allerdings das Metropolitan Museum – dahin haben wir es dieses Mal nicht geschafft.

Das war ganz sicher nicht unser letzter Besuch im Big Apple. Ich liebe die Stadt, auch wenn ich mir mittlerweile nicht mehr so gut vorstellen kann dort zu leben, für einen Besuch ist sie immer wieder gut. Samuel Pepys Zitat „If you are tired of London, you are tired of life“ kann man absolut genauso auf New York beziehen. Eine Stadt die nie schläft, die oft stinkt, schmutzig ist und einem das Geld aus der Tasche zieht und die dennoch die aufregendste und anregendste Metropole der Welt ist.

Ich hoffe ihr hattet etwas Spaß und Lust auf das eine oder andere Buch bekommen, dass entweder euren nächsten New York Trip begleiten könnte oder mit dem ihr einfach auf dem Sofa durch die Stadt reist, auf jeden Fall die umweltschonendere Methode.