Scotland by the book

Unsere Schottland-Tour im September war unsere lang ersehnte Nachholreise von 2020, als die Welt noch von Toilettenpapiermangel und Zoom-Meetings geplagt wurde. Das letzte Mal hatten wir die schottische Landschaft im Jahr 2008 erlebt, als wir uns auf den West Highland Way Walk wagten.

Die Reise in das Land der Dudelsäcke, Kilts und dampfenden Haggis begann mit einem beeindruckenden Knall – dem Anblick des Edinburgh Castle, das majestätisch über der Stadt thronte. Unsere wunderschöne Wohnung für eine Nacht, lag direkt daneben. Das war grundsätzlich perfekt, leider standen auf der Straße vor dem Haus ein paar Verkehrskegel, die natürlich jeden nächtlichen Betrunkenen und Nicht Betrunkenen dazu einladen auf dem Kopfsteinpflaster damit Fußball zu spielen. Ich war irgendwann echt versucht einen Eimer Wasser rauszukippen 😉

Der Greyfriars Graveyard in Edinburgh ist einer der bekanntesten Friedhöfe in Schottland und befindet sich im Herzen der Stadt, in der Nähe der Royal Mile und war damit auch direkt um die Ecke unserer Wohnung. Er wurde im Jahr 1562 gegründet und ist für seine historischen Grabsteine, Denkmäler und die faszinierende Geschichte bekannt. Der Friedhof hat die totalen Harry Potter Vibes und es gibt auch entsprechende Führungen mit einem Stopp an einem Grab das als Inspiration für Tom Riddells letzte Ruhestätte diente.

Der Friedhof ist auch für seine Verbindung zur schottischen Literatur und Geschichte bekannt, da er die letzte Ruhestätte von einigen bemerkenswerten Persönlichkeiten ist, darunter der Dichter Robert Burns und der Philosoph David Hume. Es gibt auch die Statue des treuen Hundes Bobby, der angeblich das Grab seines verstorbenen Herrchens John Gray bewacht hat.

Auf dem Greyfriars Kirkyard trafen wir nicht nur auf historische Grabsteine, sondern auch auf eine stilechte Gothic-Vampirfrau, die in einer Gruft stand und uns durchaus schaurige Schauer über den Rücken jagte.

Dr. Jekyll & Mr. Hyde – R. L. Stevenson

„Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ von Robert Louis Stevenson ist ein zeitloser Klassiker, der die Leser auf eine fesselnde Reise in die Tiefen der menschlichen Psyche mitnimmt. Die Geschichte von Dr. Henry Jekyll, einem angesehenen Arzt und Wissenschaftler, der ein düsteres Geheimnis hütet, fesselt von der ersten bis zur letzten Seite. Die Spannung steigt, als Jekyll ein Experiment durchführt, um die dunklen und unterdrückten Teile seiner Persönlichkeit freizusetzen, was zur Entstehung von Mr. Edward Hyde führt, einem gefährlichen und skrupellosen Alter Ego. Die Erzählung entfaltet sich meisterhaft und lässt den Leser darüber nachdenken, wie weit manche Menschen gehen würden, um ihre inneren Dämonen zu zähmen.

Stevenson nutzt geschickt die Allegorie von Dr. Jekyll und Mr. Hyde, um die Dualität der menschlichen Natur und die moralischen Konflikte, die damit einhergehen, zu erforschen. Das Buch stellt die Frage auf, ob das Gute und das Böse in jedem von uns existieren und wie leicht sie in uns hervortreten können. Mit seiner packenden Erzählweise und den komplexen Charakteren ist „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ nicht nur ein spannendes Gruselmärchen, sondern auch eine tiefgreifende Reflexion über die menschliche Seele und die Schattenseiten unserer eigenen Persönlichkeit. Dieser Klassiker bleibt auch heute noch ein Muss für jeden, der sich für psychologische Spannung und moralische Dilemmata interessiert.

Murder on the Flying Scotsmann – Carola Dunn

„Murder on the Flying Scotsman“ von Carola Dunn ist ein gemütlicher Cozy Krimi, der die Leser in das goldene Zeitalter der vornehmen Eisenbahnreisen mit Salons und Teestunden zurückversetzt. Die Geschichte spielt im berühmten Flying Scotsman Zug, wo die Protagonistin, Daisy Dalrymple inmitten einer Gruppe exzentrischer Charaktere ermittelt, um einen Mordfall zu lösen. Dunn gelingt es, die Atmosphäre der 1920er Jahre lebendig werden zu lassen, und ihre Kombination aus historischem Ambiente und raffiniertem Krimiplot macht dieses Buch zu einem unterhaltsamen und spannenden Leseerlebnis und hat sich wunderbar im Zug nach Perth weglesen lassen.

Unsere nächste Station war Perth, wo ich einst für eine Weile gewohnt hatte. Auf den alten Pfaden zu wandern, fühlte sich an, als würde man in die Vergangenheit reisen – und das ganz ohne DeLorean. In dieser ehemaligen Hauptstadt Schottlands genossen wir den Anblick des majestätischen River Tay und wagten uns auf eine Wanderung auf den Kinnoull Hill.

Von Perth aus machten wir einen aufregenden Ausflug zum Dunnottar Castle. Der Weg dorthin führte uns entlang der dramatischen Steilküste, und wir fühlten uns wie die Stars unseres eigenen Abenteuerfilms. Die Ruine des Schlosses wirkte geradezu märchenhaft, und wir suchten nach versteckten Schätzen und Spuren vergangener Zeiten.

Pine – Francine Toon

„Pine“ von Francine Toon ist ein düsterer Roman, der die Leser in die abgelegenen Highlands Schottlands entführt. Die Geschichte spielt in einem kleinen Dorf, das von düsteren Geheimnissen und unheimlichen Gerüchten umgeben ist. Die Hauptfiguren, Lauren und ihr Vater Niall, sind tiefgründig und komplex gezeichnet, und ihre Beziehung steht im Mittelpunkt der Handlung.

Toon nutzt geschickt Elemente des Übernatürlichen, um eine gruselige und unheimliche Stimmung zu erzeugen, ohne dabei den Fokus auf die zwischenmenschlichen Beziehungen zu verlieren. „Pine“ ist literarischer Horror, der mit jeder Seite an Intensität gewinnt und die Leser in eine Welt entführt, in der die Grenzen zwischen Realität und Vorstellung verschwimmen.

Der Roman beginnt in einer Halloween-Nacht. Auf dem Heimweg in ihrem Lastwagen nach einem „Verkleidungsabend“ stoßen Lauren und ihr Vater auf eine seltsame Frau in weißem Gewand, die auf die Straße stolpert. Sie nehmen sie mit nach Hause, doch am nächsten Morgen ist sie verschwunden, und Lauren stellt fest, dass Niall sich nicht mehr an das Ereignis zu erinnern scheint. Weitere geisterhafte und unerklärliche Ereignisse ereignen sich. Könnten sie Vorboten einer bevorstehenden Tragödie sein? Das Verschwinden der Teenagerin Ann-Marie weckt Erinnerungen an ein Geheimnis, das nie verschwunden ist, und Lauren – und das ganze Dorf – befürchten das Schlimmste.

Francine Toon ist in den Highlands aufgewachsen und nutzt die ihr vertraute Umgebung gekonnt, um eine düstere, unheimliche Atmosphäre zu schaffen. Der Titel des Romans bezieht sich sowohl auf Christines Namen für ihre Tochter (Oren, das gälische Wort für „Kiefer“) als auch auf den Wald, der das Dorf umgibt.

Das perfekte Hörbuch für lagen Busfahrten bei denen draußen nebelumwobende Wälder und Berge am Fenster vorbeifliegen. Große Empfehlung!

Ein weiteres Highlight war unser Ausflug nach St. Andrews, wo wir die berühmte Universität besichtigten, die beeindruckende Cathedral bewunderten und die Ruinen der majestätischen Abbey bewunderten.
St. Andrews, eine bezaubernde Küstenstadt an der Ostküste Schottlands mit einer Fülle an sehr beeindruckenden Ruinen.

Die St. Andrews Cathedral, eine majestätische Ruine aus dem 13. Jahrhundert, ist ein architektonisches Meisterwerk und ein wichtiger historischer Ort. Ihre Überreste zeugen von der einstigen Pracht und Bedeutung dieses religiösen Zentrums. Die angrenzende St. Rule’s Tower bietet einen tollen Blick über die Stadt und die umliegende Küste.

Die University of St. Andrews, eine der ältesten Universitäten im englischsprachigen Raum, die malerischen Universitätsgebäude verleihen der Stadt einen Hauch von Hogwarths insbesondere wenn die Studis am Wochenende in ihren Roben durch die Stadt ziehen.

Nach vier Tagen Perth war es Zeit dort unsere Zelte abzubrechen. Inverness ist die Hauptstadt der schottischen Highlands und liegt am Nordostende des berühmten Loch Ness. Die Stadt ist von einer atemberaubenden natürlichen Landschaft umgeben, darunter die Cairngorms-Berge und den Moray Firth. Inverness ist bekannt für sein historisches Erbe, darunter das Inverness Castle, das zwar von außen beeindruckend ist, aber normalerweise nicht für die Öffentlichkeit zugänglich ist.

Die Stadt bietet eine charmante Mischung aus Geschichte und Moderne, wobei sie als kulturelles und wirtschaftliches Zentrum der Region dient.

Unser erster Stopp war die berühmte Buchhandlung „Leakey’s“, die so groß ist, dass man fast darin verloren gehen kann. Ich hätte Tage darin verbringen können und es war ganz besonders fies so gut wie nichts kaufen zu können, da wir ja mit unseren Rucksäcken unterwegs waren, die ohnehin schon tonnenschwer waren.

Natürlich durfte ein Ausflug zum Loch Ness nicht fehlen, wo wir gespannt auf Nessie warteten, die sich aber leider nicht blicken ließ, aber die Aussicht auf Urquart Castle war atemberaubend.

Ein entspannter Walk entlang des River Ness rundete unseren Besuch in der Stadt ab und bot die perfekte Gelegenheit, die schottische Natur zu genießen und ein paar Erinnerungsfotos zu schießen. Inverness Castle war leider geschlossen, aber wir machten das Beste aus unserer Zeit und bestaunten das majestätische Gebäude von außen.

Begleitlektüre in Inverness war ein Krimi: Das Unrecht von Inverness – Douglas Skelton erschienen im Dumont Verlag

In Skeltons drittem Rebecca-Connolly-Thriller verfolgt die in Inverness lebende schottische Journalistin einen Anwalt, der Beweise hat, die die Verurteilung von James Stewart wegen Mordes an seinem schwulen Liebhaber in Frage stellen könnten. Das Medieninteresse an Spruchbändern an historischen Stätten, die die Unschuld seines Namensvetters, des 1752 wegen Mordes an einem Regierungsbeamten hingerichteten Clanführers James Stewart, verkünden, hat diesem neueren Justizirrtum große Aufmerksamkeit beschert. Das Lokalkolorit hat dem Krimi nochmal deutlich Aufwind verpasst, der für mich ansonsten etwas dahin plätscherte. Als Vor Ort Lektüre passabel, ansonsten würdeich wohl eher nicht zu einem weiteren Band aus der Reihe greifen.

So meine Lieben – jetzt habe ich euch durch unsere erste Schottland Woche und die entsprechenden Lektüren geführt. Habt ihr Lust für den zweiten Teil mit nach Skye zu kommen?

Meine Woche

Gesehen: Ghostbusters: Afterlife (2021) von Jason Reitman mit Carrie Coon, Mckenna Grace und Finn Wolfhardt. Eine alleinerziehende Mutter zieht mit ihren beiden Kindern in das Haus ihres Vaters einem ehemaligen Ghostbuster und der Spaß beginnt. Großartig!

Milan Kundera – Die Ironie des Seins (2022) von Jarmila Buzkova. Doku über Kunderas Werdegang als Mensch und Schriftsteller. Sehenswert.

Manifest Season 4 (2021) von Jeff Rake mit Melissa Roxburgh und Josh Dallas. Vierte Staffel der Mystery Serie um ein 5 1/2 Jahre lang verschollenes und dann unter mysteriösen Umständen wieder aufgetauchtes Flugzeug. Bleibt spannend.

Gehört: North – Fever Ray, Climb on board – Anika, Wagging Tongue – Depeche Mode, Blue Veils and golden sand – Delia Derbyshire, Für Immer – Neu!, Drive it all over me – My Bloody Valentine, Halleluja – Allie Sherlock

Gelesen: Finding hope in the dark power of fungus, How doctors die, dieses Interview mit Emma Donoghue, diesen Artikel über die Softwarepioniering Stephanie Shirley

Getan: unsere Schottlandreise vorbereitet, mit lieben Freund*innen im Neni gegessen, viel geradelt und das Isarinsel Fest besucht

Gefreut: über die Sommer Verlängerung

Gegessen: selbstgebackenen Mirabellenkuchen

Getrunken: Cremant

Gelernt: wie groß Afrika eigentlich ist

Geklickt: auf die traumhaften Papier Paläste von Eva Jospin

Gestaunt: die Künstlerin Hani Hape dreht Newton Bilder um – krass

Gelacht: über unseren beim Sturm weggewehten Solar Lampion der jetzt im Baum vor dem Haus hängt

Gewünscht: dieses Wohnzimmer, dieses Outfit, diese Rucksack-Hülle

Geplant: mein altes Job Rad verkaufen

Gefunden: nix

Gekauft: einen Rucksack

Gedacht: “Anxiety is the dizziness of Freedom“ // Søren Kierkegaard

August Lektüre oder die Suche nach dem Schatten

Lesen im Sommer kann eine Herausforderung sein. Überall zu heiß! In der Dachgeschoßwohnung hält man es nicht aus, auf der Picknick Decke ist es sehr schnell unbequem und im Liegestuhl muss man alle paar Minuten in den Schatten rutschen – es ist ein Elend 😉 Es sollte klimatisierte Leseräume in jeder Straße geben! Trotzdem habe ich mich – nur für euch – durch einen kleinen Literaturberg gefräst und stelle euch den hier kurz und knackig vor, in alphabetischer Reihenfolge. Los geht’s:

Paula Barbosa & Dominik Bollow – Yuri und Vincent. Ein Papagei will nicht fliegen erschienen im Round not Square Verlag für Buchrollen

Das war ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk. Eine Buchrolle! Eine Geschichte auf 14m. Da musste ich anfangs erst mal schauen, wie man eine Buchrolle eigentlich liest. Der Verlag sitzt in Berlin und druckt jedes Buchrolle auf Bestellung.

Die Geschichte von Yuri und Vincent war absolut bezaubernd und ich freue mich schon aufs gemeinsame Lesen mit dem kleinen Neffen – aber ich habe schon mal vorgelesen und weiß, worauf er sich freuen kann. Große Empfehlung!

Vincent lebt in einer Kiste. Freiwillig, und wie er findet mit gutem Grund. Denn Vincent ist ein Papagei, der nicht fliegen will. Für ihn ist es einfacher, zu behaupten er sei ein Elefant. Von denen erwartet nämlich niemand, dass sie fliegen.

Yuri, der Maus, ist das eigentlich egal. Alles was er will, ist mit seinem besten Freund spielen. Ob Vincent nun ein Papagei ist oder ein Elefant … wen interessiert das schon.

Auch Vincent war traurig. Es fühlte sich blöd an, seinen Freund anzulügen. Aber er konnte ihm ja nicht sagen, dass er gar kein Elefant ist. Solange niemand wußte, dass er eigentlich ein Papagei war wollte ihn auch niemand fliegen sehen

Aber Vincent verfängt sich immer mehr in Ausreden und erfundenen Wahrheiten und fühlt sich dabei so unwohl, dass sich schließlich Yuri auf die Reise macht. Denn wäre es nicht schön noch andere Elefanten zu finden, die so außergewöhnlich sind wie Vincent? Dann würde sich Vincent doch bestimmt besser fühlen.

Das Glück liegt näher als Yuri und Vincent ahnen können, aber manchmal bedarf es einer Reise um es zu finden.

Trust Exercise – Susan Choi auf deutsch erschienen unter dem Titel „Vertrauensübung“ im Kjona Verlag übersetzt von Tanja Handels und Katharina Martl

Gleich vorneweg das Buch habe ich abgebrochen – das hat mich echt genervt irgendwann. Ich habe es so schnell in den offenen Bücherschrank gestellt, dass ich ganz vergessen habe ein Foto zu machen. Ich war nicht die einzige die ihre Schwierigkeiten mit dem Buch hatte und auf Goodreads sah ich diese Rezension die meinen Eindruck des Buch komplett wiedergibt:

ME to SUSAN CHOI: “I did not enjoy this book.”
Susan Choi: “You did not enjoy this book.”

“I did not enjoy this book.”
“You did not enjoy this book.”

“I did not enjoy this book.”
“You did not enjoy this book.”

“I did not enjoy this book.”
“You did not enjoy this book.”

I DID NOT ENJOY THIS BOOK!

Das College – Penelope Fitzgerald übersetzt von Christa Krüger erschienen im Suhrkamp Verlag

Ein Buch das mich sehr an J. L. Carrs „Ein Monat auf dem Land“ erinnerte und ich erfreut im Nachwort entdeckte, dass Fitzgerald und Carr befreundet waren. Ich hatte im August Lust auf Campus Romane und habe mich daher viel in Oxford und Cambridge herumgetrieben. Penelope Fitzgerald war eine britische Schriftstellerin, die in verschiedenen Genres geschrieben hat. Ihre Romane sind bekannt für ihren subtilen Humor, ihre präzise Sprache und ihre scharfsinnige Beobachtungsgabe. Am bekanntesten ist wahrscheinlich ihr Roman „The Bookshop“ der auch vor einigen Jahren erfolgreich verfilmt wurde.

Cambridge 1912: Ein harmloser Fahrradunfall bringt die wohlgeordnete Welt des jungen Wissenschaftlers Fred durcheinander. Er verliebt sich in eine unbekannte junge Frau – und das lässt sich mit den Gesetzen der Physik nicht erklären …

Im Jahr 1911 hatte die Aerated Bread Company im Oberstock ihrer Tee-Stuben ein Damenzimmer eingerichtet. In London begann man nämlich allmählich die Tatsache anzuerkennen, daß es inzwischen viele arbeitende Frauen gab, die auch manchmal in Frieden irgendwo sitzen und das selbstverdiente Geld ausgeben wollten, auch wenn es auch vielleicht nur für eine Scheibe Toast reichte.


Fred ist Physiker, er hat sich ganz der Wissenschaft verschrieben und führt den Statuten gemäß ein Junggesellendasein – bis er eines stürmischen Abends in einen Fahrradunfall verwickelt wird.
Er findet sich in einem fremden Bett wieder, an seiner Seite eine junge Frau: Daisy, eine Krankenschwester aus dem Londoner Armenviertel. Sie ist charmant, pragmatisch und bildhübsch. Für Fred ist es Liebe auf den ersten Blick! Doch so unerwartet, wie Daisy in sein Leben getreten ist, so schnell verschwindet sie wieder. Und während ganz Cambridge heftig die entstehende Nuklearforschung und das Frauenwahlrecht diskutiert, nimmt Fred die Suche nach Daisy auf …

Maurice – E. M. Forster auf deutsch unter dem gleichen Titel erschienen im S. Fischer Verlag

„Maurice“ ist ein Roman von E. M. Forster, der 1913 geschrieben wurde, aber erst posthum im Jahr 1971 veröffentlicht wurde, da das Thema Homosexualität zu dieser Zeit als kontrovers galt. Die Geschichte spielt im England des frühen 20. Jahrhunderts und erzählt von Maurice Hall, einem jungen Mann aus der englischen Oberschicht, der seine homosexuellen Gefühle entdeckt und damit konfrontiert wird. Achtung ich spoilere im hier gleich etwas, wer sich überraschen lassen möchte wie das Buch endet – Augen zu 😉

Die Handlung verfolgt Maurices inneren Konflikt, da er in einer repressiven Gesellschaft lebt, die Homosexualität ablehnt. Maurice erlebt Beziehungen zu anderen Männern, darunter Clive Durham, sein Freund an der Universität, der ihre Beziehung aus Angst vor gesellschaftlicher Ächtung beendet. Später begegnet Maurice Alec Scudder, einem unterprivilegierten Mann, und die beiden entwickeln eine Beziehung. Trotz der Risiken und gesellschaftlichen Widerstände entscheidet sich Maurice, seine Liebe zu Alec zu leben.

I am an unspeakable of the Oscar Wilde sort.

Die Geschichte endet mit einem optimistischen Ton, da Maurice und Alec einen Weg finden, zusammen zu sein und ihre Liebe zu leben, wenn auch im Verborgenen. „Maurice“ ist eine wichtige literarische Arbeit, da sie das Thema Homosexualität und die Herausforderungen, denen LGBTQ+-Menschen in einer intoleranten Gesellschaft gegenüberstehen, einfühlsam behandelt und eine Botschaft der Hoffnung und Selbstakzeptanz vermittelt.

The Go-Between – L. P. Hartley erschienen im Suhrkamp Verlag übersetzt von Maria Wolff

„The Go-Between“ von L.P. Hartley ist ein Roman, der 1953 veröffentlicht wurde. Die Geschichte handelt von einem jungen Mann namens Leo Colston, der als 13-Jähriger im Sommer 1900 auf das Landgut eines Freundes seiner Mutter eingeladen wird.

Die Vergangenheit ist ein fremdes Land, man macht die Dinge anders dort

Während der Sommerferien auf dem Landgut der Eltern seines Schulfreundes wird der dreizehnjährige Leo zum Überbringer heimlicher Liebesbotschaften zwischen Ted, dem Pächter und Marian, der schönen Tochter des Schloßherrn, deren Verlobung mit Lord Trimingham kurz bevorsteht. Doch gegen seinen Willen zieht es Leo immer tiefer in den Strudel des gefährlichen Spiels von Verlangen und Verrat, von versprochener und verbotener Liebe und schließlich steht er vor der ersten großen Gewissensentscheidung seines jungen Lebens. The Go-Between ist ein raffiniert konstruierter Roman über die Strapazen des Erwachsenwerdens und die Gefühlsverwirrungen der Jugend, eine fein beobachtete Gesellschaftsanalyse und eine wunderbare Liebesgeschichte.

Last Night at the Telegraph Club – Malinda Lo erschienen im Hodder & Stoughton Verlag. Bislang noch nicht auf deutsch erschienen

„Last Night at the Telegraph Club“ von Melinda Lo ist ein Roman, der im Jahr 1954 in San Francisco spielt. Die Geschichte folgt der Hauptfigur Lily Hu, einer chinesisch-amerikanischen Teenagerin, die in einer Zeit lebt, in der die LGBTQ+-Community stark unterdrückt wird.

Lily entdeckt den Telegraph Club, einen Untergrund-Lesbenclub, und verliebt sich in Kath, ein Mädchen aus ihrer Schule. Diese Liebe führt zu einer tiefen Selbstentdeckung und stellt Lily vor die Herausforderung, ihre sexuelle Identität in einer konservativen Gesellschaft zu akzeptieren und auszuleben.

Here was her mother sitting down across from her, reaching for her hands and chafing them as if she were frozen. She felt the rub of her mother’s wedding ring against her skin, and her mother’s face swam into focus, her brown eyes full of the sharp worry of love, and Lily thought, You will never look at me like this again.

Während des Buches erleben Lily und Kath die sozialen und politischen Herausforderungen der 1950er Jahre, insbesondere im Zusammenhang mit der Unterdrückung von Homosexualität und rassistischer Diskriminierung gegenüber chinesisch-amerikanischen Gemeinschaften. Das Buch zeigt, wie Lily und Kath ihre Liebe trotz dieser Hindernisse erkunden und ihre Identität akzeptieren.

„Last Night at the Telegraph Club“ ist ein berührender Roman über Liebe, Identität und die Suche nach Akzeptanz in einer schwierigen Zeit. Er beleuchtet die Erfahrungen von LGBTQ+-Personen und ethnischen Minderheiten in den USA der 1950er Jahre. Ich wünschte es hätte diesen Roman gegeben als ich in Lilys Alter war;)

Die Geschichte von Blue – Solomonica de Winter erschienen im Diogenes Verlag

Welch ein Talent: Die erst 17-jährige Solomonica de Winter erzählt die Geschichte von Blue, die ihren Vater früh verloren hat, deren Mutter in ihrer eigenen Welt lebt und die sich in einen Menschen verliebt, der vom gleichen Buch besessen ist wie sie: dem ›Zauberer von Oz‹. Wie Dorothy im Buch macht sie sich auf, um jenseits des Regenbogens wieder eine Art Zuhause zu finden – und den Mörder ihres Vaters. Ein Roman mit doppeltem Boden, Drive, Chuzpe und einer völlig eigenen Poesie.

Das ist die Geschichte von Blue, die ihren Vater früh verloren hat, deren Mutter in ihrer völlig eigenen Welt lebt und die sich in einen Menschen verliebt, der vom gleichen Buch besessen ist wie sie: dem ›Zauberer von Oz‹. Wie Dorothy im Buch macht sie sich auf, um jenseits des Regenbogens wieder eine Art Zuhause zu finden – und den Mörder ihres Vaters. Eine Suche, die an einen ganz anderen Ort hinführt, als man am Anfang erwartet.

Glück ist ein komisches Wort, wenn man gar nichts mehr spürt. Wie eine versunkene Insel, eine vergessene Welt, die einmal eine Bedeutung hatte.

Ein beachtliches Debüt einer so jungen Autorin, die ich vor einer Weile auf der Frankfurter Buchmesse mal live erleben konnte. Bei den Mengen an Autoren-Genen die sie abbekommen hat mit Jessica Durlacher und Leon de Winter als Eltern vielleicht kein Wunder, aber sie hat eine ganz eigene Stimme und es wird nicht der letzte Roman von ihr gewesen sein, den ich gelesen habe.

Hintergrund für Liebe – Helen Wolff erschienen im Weidle Verlag

Hintergrund für Liebe, der Roman eines Sommers, entstanden 1932/33, erzählt die Geschichte des Beginns einer großen Liebe während einer Flucht auf Zeit aus den kippenden Verhältnissen in Deutschland: »Hie Cointreau, hie Pernod rufen die Plakate – Hitler und Hindenburg sind weit«.

Der zwanzig Jahre ältere Mann, ein Bonvivant und Ladies‘ Man, muß von der jungen Frau , die mit ihm im Auto nach Südfrankreich reist, erst verlassen werden, damit er begreift, was in dieser Beziehung – und im Leben – wirklich zählt. Sie verzichtet auf ihn, zieht sich nach Saint-Tropez in ein winziges Häuschen im Schilf zurück, lebt ihr eigenes Leben, findet neue Freundschaften und Ruhe in sich selbst.
Der Mann trifft sie zufällig wieder und ist beeindruckt von ihrer Kraft und Unabhängigkeit. Doch leicht macht sie ihm den Beginn eines gemeinsamen Lebens nicht. Sie fordert von ihm grundsätzliche Veränderungen in seiner Haltung zu sich und der Welt und eine Rückkehr zur Einfachheit.

Ich will leben, und du willst Dich amüsieren. – Nein, Lieber, nicht mit mir.

Am Schluß hat die junge, mittellose, unerfahrene Frau dem älteren, wohlhabenden, erfahrenen Mann den Hintergrund für Liebe, den er ihr zum Geschenk machen wollte, einfach aus der Hand genommen, radikal verändert und ihm zurückgeschenkt. Marion Detjen ergänzt diesen deutlich autobiographischen Roman Helen Wolffs mit einem Essay, der die Situation Kurt und Helen Wolffs in den ersten Jahren ihres gemeinsamen Lebens und Arbeitens schildert.

Helen Wolff (1906-1994) ist vor allem als legendäre Verlegerin bekannt. Ihre eigenen Theaterstücke und Romane, die in den frühen dreißiger Jahren entstanden, hielt sie unter Verschluß. In München arbeitete sie seit 1928 für den Kurt Wolff Verlag. 1933 heiratete sie Kurt Wolff und emigrierte mit ihm nach Frankreich. Im New Yorker Exil baute sie 1942 gemeinsam mit Kurt Wolff den Verlag Pantheon Books auf. Als Verlegerin eroberte sie nach dem Zweiten Weltkrieg mit zahlreichen deutschen und europäischen Schriftstellern (so Günter Grass, Max Frisch, Uwe Johnson, Italo Calvino) den US-amerikanischen Buchmarkt. Ab 1961 veröffentlichte sie die Werke ihrer Autoren in der Reihe »Helen and Kurt Wolff Books« bei Harcourt, Brace & World, für die sie – Kurt Wolff starb 1963 – bis 1981 verantwortlich war. Das Manuskript des Romans Hintergrund für Liebe aus ihrem Nachlaß wird nun zum ersten Mal veröffentlicht.

Der Club – Takis Würger erschienen im Kein & Aber Verlag

„Der Club“ von Takis Würger ist ein Roman, der 2017 veröffentlicht wurde. Die Geschichte handelt von einem jungen Mann namens Hans Stichler, der von einem deutschen Elite-College nach Cambridge geschickt wird, um dort undercover in einem exklusiven Geheimbund, „Der Club“, zu ermitteln.

Beim Hunger war es ein Loch gewesen, das ich im Bauch gespürt hatte. Die Einsamkeit war ein Loch, das ich in meinem ganzen Körper spürte, als wäre von mir nur die Hülle eines Menschen übrig geblieben.

Hans freundet sich mit Mitgliedern des Clubs an und taucht in die Welt der Elite, des Luxus und der Geheimnisse ein. Dabei entdeckt er, dass der Club ein dunkles Geheimnis verbirgt, das mit einer Vergewaltigung in der Vergangenheit in Verbindung steht. Hans steht vor der moralischen Herausforderung, zwischen seiner Loyalität zu seinen neuen Freunden und der Suche nach der Wahrheit zu wählen.

Der Roman behandelt Themen wie Macht, Privilegien, Loyalität und die Schwierigkeit, sich in einer Welt voller Geheimnisse und Intrigen zurechtzufinden. Es ist eine Geschichte über die Suche nach Identität und die Konfrontation mit den Schattenseiten einer exklusiven Gesellschaft.

Letters of Note. Briefe die die Welt bedeuten herausgegeben von Sean Usher erschienen im Heyne Hardcore Verlag

Letters of Note ist eine Sammlung von 125 der unterhaltsamsten, inspirierendsten und ungewöhnlichsten Briefe der Weltgeschichte. Das Buch basiert auf der sensationell populären Website gleichen Namens – einer Art Online-Museum des Schriftverkehrs, das bereits von über 70 Millionen Menschen besucht wurde.

Von Virginia Woolfs berührendem Abschiedsbrief an ihren Mann bis zum höchsteigenen Eierkuchen-Rezept von Queen Elizabeth II. an US-Präsident Eisenhower, vom ersten aktenkundigen Gebrauch des Ausdrucks »OMG« in einem Brief an Winston Churchill bis zu Gandhis Friedensersuch an Adolf Hitler und von Iggy Pops wundervollem Brief an einen jungen weiblichen Fan in Not bis hin zum außergewöhnlichen Bewerbungsschreiben von Leonardo da Vinci zelebriert und dokumentiert Letters of Note die Faszination der geschriebenen Korrespondenz mit all dem Humor, der Ernsthaftigkeit, der Traurigkeit und Verrücktheit, die unser Leben ausmachen.

Das war ein toller Fund im Bücherschrank und eigentlich wollte ich nur mal kurz reinlesen und zack bin ich so derart hängengeblieben das ich erst Stunden später wieder in der Realität zurück war und ich das Buch bereits über die Hälfte durch hatte. Das perfekte Buch für alle die gerne Briefe bekommen, die sich an gelungenen Formulierungen erfreuen können und die Spaß haben an überraschenden und teilweise für mich komplett unbekannten Episoden aus der Weltgeschichte.

So geschafft! Konnte ich euch für das eine oder andere Buch interessieren? Welches davon kennt ihr schon und mochtet ihr oder mochtet ihr vielleicht auch nicht? Freue mich immer über Rückmeldung. Und jetzt wünsche ich euch einen schönen September. So gerne ich Frühling und Sommer mag, ich freue mich auch immer wenn die ‚ber Monate losgehen 😉