Meine Woche

tomu840

Foto: tomu840

Gesehen: „Drei Farben Blau“ von Krzysztof Kieślowski – ich liebe diesen Film. Juliette Binoche ist großartig, ebenso der Soundtrack.

Brokeback Mountain“ von Ange Lee – noch ein Film den ich nach Jahren noch einmal gesehen habe. Sooo berührend. Absolut empfehlenswert.

Roland Barthes“ – Dokumentation über den französischen Soziologen, Autor, Linguist – spannend.

Gehört:  Zbigniew Preisner „Trois coleurs„, Klangstabil „Push Yourself„, Acid Pauli „I see a darkness„, Odesza ft Little Dragon „Light„,

Gelesen: diesen Artikel in Brand 1 mehr Faulheit wagen, diesen Artikel in der FAZ über das was beim Lesen in unserem Hirn passiert, dieses Interview mit Jorge Luis Borges aus dem Jahr 1984 aus dem New Yorker,

Getan: mein Tattoo bekommen – juhuuuu, mein Radl in die Reparatur gebracht, jede Menge Bücher aus dem Papiermüll gerettet, viel geschrieben und Trainingskonzepte erstellt und heute auf die Wiesn mit dem Team

Gegessen: diesen unglaublich leckeren Herbstsalat mit Wirsingpäckchen – wow, der war wirklich Sterneküche

Getrunken: Tee und Wein

Gefreut: über meine Visitenkarten  

Geärgert: das mein Radl im A… is

Gelacht: Brains are awesome. I wish everybody had one und über diesen Artikel – so so spot on 😉

Geplant: heute nochmal auf die Wiesn, einen hoffentlich erfolgreichen Intranet-Workshop, Freunde treffen und Zeit zum schreiben finden.

Gewünscht: diesen Hoody, diesen Rucksack, dieses Arbeitszimmer und diese Lampe

Gekauft: diesen Wassersprudler

Geklickt: auf diesen Artikel „The Perils of Perception“ und auf diesen Artikel über Orte in Japan die in Murakamis Büchern vorkommen

Gewundert: über diese unerschüttliche Marktgläubigkeit überall. Anstrengend.

And the Winner is ….

12004764_1000258110031811_7444302204263994393_n

Here you can see our bookclub in action 😉 It was time to relax after an exhausting voting session that meant voting for the next 13 books to read (why 13 btw ?). Jeez – not exactly easy with all these brilliant books to choose from. We all could suggest 3-4 books and had 6 votes. So glad I wasn’t the one who had to do the maths here …

In red you see the winners and hence a selection of the books that will be reviewed here over the next 12 months.

Happy with our choice ? What would you have chosen ? There is of course always the chance to read them all eventually….

  1. Mobile Library by David Whitehouse 
  2. Harvest by Jim Crace
  3. Amongst Women by John McGahern 
  4. We Are all Completely Beside Ourselves by Karen Joy Folwer
  5. Us by David Nicholls
  6. Things Fall Apart by Chimua Achebe 
  7. The Master and Margarita by Mikhail Bulgakov
  8. The Interestings by Meg Wollitzer
  9. City of Thieves by David Benioff 
  10. Ali and Nino by Kurban Said 
  11. Suite Francaise by Irène Némirovsky
  12. The Grass Harp by Truman Capote
  13. Karnak Café by Naguib Mahfouz
  14. Her Lover (belle Du Seigneur) by Albert Cohen
  15. Comedy in a Minor Key: A Novel by Hans Keilson
  16. The Catcher In The Rye by J. D. Salinger
  17. The Member Of The Wedding by Carson McCullers
  18. The Road Into The Open by Arthur Schnitzler
  19. The Bleeding Edge by Thomas Pynchon
  20. My Struggle: Book 1 by Karl Ove Knausgaard
  21. Seriously…I’m Kidding by Ellen DeGeneres
  22. Elizabeth is Missing by Emma Healey
  23. The Love Song of Miss Queenie Hennessy by Rachel Joyce
  24. The Red Notebook by Antoine Laurain 
  25. Wild. A journey from lost to found by Cheryl Strayed
  26. The Minaturist by Jessie Burton
  27. The Pursuit of Love by Nancy Mitford

Jacob’s Room – Virginia Woolf

 

img_4849

Man beginnt Rezensionen ja am besten mit einem Knaller-Einstieg, also haltet euch fest. Virginia und ich, also wir haben schon –  zu unterschiedlichen Zeiten natürlich –  im gleichen Raum gesessen. Jaaahaaa, jetzt werdet ihr knallgrün im Gesicht vor Neid oder nicht? 😉

Tilton House in Sussex war der einstige Wohnsitz des Ökonomen John Maynard Keynes, der sich bekanntermassen im Bloomsbury Circle herumtrieb und für einen Ökonomen ein überaus spannendes Leben hatte. Sein Haus ist ganz in der Nähe von „Monks House„, in dem Virginia Woolf mit ihrem Mann Leonard lebte und nur wenige Kilometer entfernt von Charleston House, dem Haus ihrer Schwester Vanessa Bell.  Es herrschte ein munteres Hin- und Her zwischen den Häusern, man besuchte sich untentwegt und ging sehr viel spazieren, um die vielen Briefe wegzuschicken, die man sich damals ständig schrieb und die nach Firle zum Post Office gebracht werden mußten. Nur wenige Kilometer entfernt liegt auch das kleine Flüsschen Ouse, in dem sich Virgina Woolfe 1941 ertränkte.

559719_10151288951625823_930626501_n

Tilton House

Ich war zum Reading Weekend dort, einem der wunderbarsten Wochenenden überhaupt. Ich werde demnächst einmal ausführlicher davon berichten. Als Einschlafgeschichte des Gastgebers, Damian Barr, gab es neben einem Schlummertrunk ein paar spannende Ausschnitte aus „The History of Tilton House“ und am nächsten Tag ein Besuch in Monks House.

monk_shouse_1934200i

Monks House (Foto Caroline Arber)
Virginia_Woolf's_bed_at_Monk's_House
Virginia Woolfs Schlafzimmer

Nun aber zum Buch. „Jacob’s Room“ wurde 1922 geschrieben und ist einer ihrer weniger bekannten Romane, wobei er mit seinen knapp 175 Seiten wohl eher eine Novelle ist. Die Einführung von Sue Roe zu Beginn des Buches macht gefühlt fast ein Drittel des Buches aus, ist aber jede Seite wert und ausgesprochen informativ. Hier erfährt man, dass „Jacob’s Room“ ein sehr wichtiges Buch in Woolfs Entwicklung als Schriftstellerin war, da sie dort zum ersten Mal die traditionelle Erzählweise hinter sich lässt und mit dem Experimentieren beginnt. Hier entwickelt sie die Techniken, die sie später in Büchern wie „Mrs Dalloway“ und „To the Lighthouse“ perfektioniert .

Es ist sehr schwer zusammenzufassen, worum es in der Geschichte geht, denn das Buch hat nicht wirklich eine stringente Handlung, keine echte Story. Es ist eigentlich mehr die Charakterstudie eines jungen Mannes, Jacob Flanders, wobei er selbst eigentlich mehr durch seine Abwesenheit gekennzeichnet ist. Wir lernen ihn durch die Augen der anderen kennen. Einige dieser Menschen kennen ihn sehr gut, wie z.B. seine Mutter, sein Mentor, seine Freunde, das Mädchen, das ihn liebt, andere kennen ihn weniger, sind mehr oder weniger zufällige Bekanntschaften. Wir lernen ihn nicht wirklich kennen in diesen Begegnungen und Beschreibungen. Wir erfahren eigentlich nur 100% sicher, dass er Jacob heißt und das er existiert. Alles andere ist subjekiv. Welche beschriebenen Eindrücke richtig sind, welche nicht, wird nicht deutlich. Die Beschreibungen sind fast immer auf eine bestimmte Art und Weise schon richtig, aber dann auch wieder komplett falsch. Jeder einzelne gibt seine Beschreibung aus einer leicht anderen Perspektive ab.

„Melancholy were the sounds on a winter’s night. „

Jacob hinterlässt bei den Menschen einen Eindruck, so viel ist klar. Aber wo er für den einen ein potentieller Schurke ist, ist er für seine Mutter ein neugieriges Bürschlein, für seine Freunde an der Uni ein interessanter Intellektueller und für seine Freundin ein Mann, in den sie sich verliebt. Er ist ein Jedermann ohne ein bestimmtes Profil, wie eine Figur in einem Malbuch, dass die Leute mit den Farben füllen, die sie passend finden.

382310_10151288940170823_1160658241_n

Gamekeepers Tower

“It seems that a profound, impartial, and absolutely just opinion of our fellow-creatures is utterly unknown. Either we are men, or we are women. Either we are cold, or we are sentimental. Either we are young, or growing old. In any case life is but a procession of shadows, and God knows why it is that we embrace them so eagerly, and see them depart with such anguish, being shadows. And why, if this — and much more than this is true — why are we yet surprised in the window corner by a sudden vision that the young man in the chair is of all things in the world the most real, the most solid, the best known to us–why indeed? For the moment after we know nothing about him. Such is the manner of our seeing. Such the conditions of our love.”

Das Buch zu lesen war für mich wie die letzten Sommertage erhaschen. Leicht und filigran ist es, Farben spielen eine große Rolle. Ich habe mir bei der Lektüre vorgestellt, mit Barclay, dem wunderbaren Weimaraner aus Tilton House, im Garten zu sitzen und den Bloomsbury Circle beim Picknick zu beobachten oder so. Habe die wechselnden Farben des Meeres gesehen, das sie beschrieben hat, das Grün der Kleider,  den Sonnenuntergang und das wechselnde Licht vor den Londoner Geschäften.

“Every face, every shop, bedroom window, public-house, and dark square is a picture feverishly turned–in search of what? It is the same with books. What do we seek through millions of pages?”

72624_10151288940935823_387081750_n

Ein Buch ist kein Gemälde, aber dieses hier kommt einem Bild schon relativ nahe. Ich muß in der Stimmung sein für „stream of consciousness“-Literatur. Das geht nicht immer. Hier und zu diesem Zeitpunkt hat es wunderbar funktioniert für mich. Es ist leicht und wunderschön, nicht praktisch, hat keine Botschaft. It just is. Wir lernen über Jacob eigentlich am meisten durch die Gegenstände in den Zimmern, die er bewohnt, durch die Bücher die er liebt, seine Möbel, jedoch nicht so sehr durch die Beschreibungen anderer über ihn. Es sind ja in der Tat die Gegenstände und Räume die bleiben, wenn der Mensch selbst längt fort ist.

Der Roman war zu seiner Zeit hoch experimentell, eine absolute Sensation. Virginia Woolf hat sich sehr für Zeit und Raum interessiert, wie wir uns in diesen Dimensionen bewegen. Das Zeit sich immer bewegt, aber eben nicht nur linear, sondern um die Menschen herum. Das wir nie komplett erfasst werden können, dass man immer nur Ausschnitte eines Menschen kennenlernt.

„It is no use trying to sum people up.“ “Nobody sees any one as he is, let alone an elderly lady sitting opposite a strange young man in a railway carriage. They see a whole–they see all sorts of things–they see themselves…” “I am what I am, and intend to be it,‘ for which there will be no form in the world unless Jacob makes one for himself.”

Woolf beschreibt eine melancholische poetische Landschaft, die man am besten in Gummistiefeln durchquert, während man die Briefe zur Post bringt oder die Sonntagszeitungen kauft. Ein kleiner Zwischenstopp im Ram Inn für einen klitzekleinen Whisky ist sehr zu empfehlen.

Das Titelfoto ist natürlich ein ziemlicher Bruch. Die feinsinnige Virginia auf der Wiesn – es gibt wohl kaum einen Ort an dem man sie sich schlechter vorstellen kann. Aber Humor hatte sie, dessen bin ich mir sicher und wer weiß, vielleicht hätte sie ja alles Feinsinnige für einen Nachmittag mal abgeworfen und mit Conchita (die eine Tischgruppe weiter saß) auf den Bänken getanzt. OK – in einem Paralleluniversum in einer anderen Zeit-Dimension vielleicht.

Eine sehr interessante Dokumentation über Virginia Woolf findet ihr hier:

Das Buch erschien auf deutsch unter dem Titel „Jacobs Zimmer“ im Fischer Verlag.

Meine Woche

778

Gesehen: „Les Diaboliques“ von Henri-Georges Clouzot mit Signore Signoret. Verdammt spannend, absolut sehenswert.

The Guest“ Horror-Thriller von Adam Wingard. War besser als erwartet und der Soundtrack war richtig gut.

United 93“ Drama von Paul Greengrass, der die Ereignisse an Bord des Fluges United 93 am 11. September 2001 wiedergibt – einfach nur heftig. .

Gehört:  „Masquerade“ – Clan of Xymox, „Moldavia“ – Front 242, „Anthonio“ – Annie, „Pressure off“ – Duran Duran, „Haunted when the minutes drag“ – Love and Rockets

Gelesen: diesen Artikel im Guardian über Margaret Atwood, diesen Artikel in der Zeit über Frauen im Musikgeschäft, diesen Artikel über das Burning Man Festival und diese Übersicht aus Wired was man 2016 wissen sollte (oder auch nicht)

Getan: Zug gefahren, geflogen, viele Meetings und diesen grandiosen Visualisierungs-Workshop besucht und am Wochenende viel geräumt und weggeworfen

Gegessen: nix gescheites

Getrunken: jede Menge Tee aber das wird sich auf der Wiesn heute sicher ändern 😉

Gefreut: über die tollen Bilder von der Kazuo Ishiguro Lesung – danke Lynn 

Geärgert: das manche Fehler wie Zombies immer wieder auftauchen

Gelacht: Don’t give up on your dreams. Keep sleeping.

Geplant: mein Tattoo in Empfang nehmen,  meine Workshop Flipcharts vorzubereiten, ein paar Artikel schreiben und mit den sketch notes beginnen und mich auf netten Besuch am kommenden Wochenende freuen

Gewünscht: diesen Mantel, diese Lautsprecher und diese Bettwäsche

Gekauft: Johnathan Franzen „Purity“ und Kazuo Ishiguro „The Buried Giant

Geklickt: auf die Voträge der „Falling Walls“ Konferenz

Gewundert: I can draw!

Noch ein Martini und ich liege unter dem Gastgeber – Michaela Karl

IMG_3775

Das es bei dieser Lektüre feucht zugehen würde, hatte ich vorab ja schon vermutet, dass ich aber bei der Gelegenheit das halbe Schlafzimmer unter Wasser setze und das arme Buch komplett ertränke, damit hätte ich nun doch nicht gerechnet. Die Hitzewelle vor ein paar Tagen, an die man sich jetzt fast schon nicht mehr erinnern kann, hatte mich in der ganzen Wohnung die Fenster aufreißen lassen, das kurz darauf folgende erlösende Hitzegewitter aber leider nicht dazu, das Fenster im Schlafzimmer auch wieder zu schließen *seufz*. Führte neben einer kaputten Steckdose nebst iPhone Kabel, einem feuchten Kopfkissen auch zu einer völlig ertränkten Ms Parker und ich habe sie förmlich zetern hören „Water ? Of all things possible you drown me in water?“

Nun gut, der Lektüre hat es keinen Abbruch getan, ich habe auch das vollkommen aufgeweichte Buch sehr genossen, das wellige Buch dann mit fetten Enzyklopädien wieder geplättet und halbwegs in Form gebracht und mir und Ms Parker natürlich dann nach diesen Strapazen einen wohlverdienten Martini serviert.

Die Journalistin, Autorin und Dichterin Dorothy Parker war in den 20er Jahren der Star der New Yorker Literaturszene, die für ihren bissigen Humor bekannt war. Sie arbeitet in den später 1910er Jahren für renommierte Magazine wie Vogue und Vanity Fair und in den 20er Jahren wurde sie Literaturkriterin bei The New Yorker.

IMG_3739

Sie gründete den legendären Algonquin Round Table mit dem Schriftsteller Robert Benchley und dem Dramatiker Robert Sherwood. Diese illustre Runde unterschiedlicher Künstler und Lebemänner und -frauen, die sich täglich im namengebenden Algonquin Hotel in Manhatten trafen, bestand aus so unterschiedliche Typen wie dem Gründer des Magazins The New Yorker, Harold Ross, dem Komiker Harpo Marx, dem Journalistin und Kritiker Alexander Woollcott, bis hin zu Schauspielern wie Tallulah Bankhead und Douglas Fairbanks. Nicht alle waren regelmäßige Teilnehmer dieses Kreises, der für seine heißen Wortgefechte ebenso bekannt war, wie für die Unmengen an Alkohol, die selbst während der Prohibitionszeit irgendwie aufzutreiben waren. Ich habe mich bei der Lektüre ständig gefragt, wann diese Menschen eigentlich überhaupt Zeit hatten zu schreiben, zu drehen, zu dichten etc. wenn sie doch stets und ständig gesoffen, gequalmt und sich gegenseitig in Affären verwickelt haben?

Michela Karls Biografie ist wunderbar leicht und informativ, der Humor staubtrocken und man erkennt in Parker eine schwierige, vielschichtige Frau, die weit mehr als einfach nur Pointenlieferantin war.

Parker, die von ihrer kurzen ersten Ehe nicht viel mehr behält als den Nachnamen, interessiert sich anfangs nicht wirklich für Politik. Was aber sicher auch der Zeit geschuldet war, dem Wunsch nach Leben und Glamour in den 20er Jahren, nach den Schrecken des ersten Weltkriegs. Allein am Broadway gingen in einem Jahr teilweise über 250 Premieren an den Start, die gesehen und rezensiert werden mussten, New York war die Literaturhauptstadt und eine Neuerscheinung jagte die nächste.

Die New Yorker Gesellschaft liegt ihr zu Füßen auch und gerade ihrer bösen Zunge wegen. Beispiel gefällig? Der Autorin eines Enthüllungsbuches, die sich beschwert, man habe dessen Erscheinen durch Polizeigewalt verhindern wollen, erklärt sie in ihrer Kolumne: „Lady, das waren keine Polizisten, sondern verkleidete Literaturkritiker.“  Auf einer Party erkundigt sich die Gastgeberin, ob Dorothy sich denn amüsiere, woraus diese zur Antwort gibt: „Ob ich mich amüsiere? Noch ein Martini und ich liege unter dem Gastgeber.“

„Men seldom make passes at Girls who wear Glasses“ (kann ich ja gar nicht verstehen 😉 )

„Immer wenn ich einen dieser Briten treffe, fühle ich mich, als würde ich ein Indianerkind auf dem Rücken herumschleppen.“

So wenig, wie sie sich zumindest in ihren jüngeren Jahren für Politik interessiert, so wenig interessiert sie sich ein Leben lang für Geld. Sie zahlt ihre Rechnungen häufig nicht, weniger aus Geiz oder Gemeinheit, als einem ziemlichen Desinteresse an Trivialitäten wie Geld oder anderen materiellen Gütern. Nach ihrem Tod findet man mehrere uneingelöste Schecks über zehntausend Dollar und das, obwohl sie gerade in ihren letzten Lebensjahren ein mehr als spartanisches Leben führen musste.

IMG_3776

Sie träumt lange davon, reich zu werden und wird es dann zeitweise in den 30er und 40er Jahren ausgerechnet dank Hollywood und das, obwohl sie mit dem Kino nicht wirklich viel anfangen kann „“Ich gehe nie ins Kino, weil jedes Kino auf mich nur wie eine vergrößerte, prächtig dekorierte Todeszelle wirkt.“ Sie schreibt mit ihrem zweiten Ehemann Alan Campbell Drehbücher, unter anderem für den Film „A star is born“ und für Alfred Hitchcocks Film „Saboteur“.

Während des 2. Weltkrieges wird Dorothy Parker, von ihren Freunden Dotty genannt, politisch aktiv. Sie ist entschiedene Gegnerin des Nazi-Regimes, ist Mitbegründerin der „Anti Nazi League“, setzt sich für Flüchtlinge ein und gründet in Hollywood eine Gewerkschaft für Drehbuchautoren. Sie wird Kommunistin und steht, gemeinsam mit vielen Kollegen, während der McCarthy Ära auf der schwarzen Liste. Sie entgeht knapp der Vorladung vor den Mc Carthy-Ausschuss, leidet aber ebenfalls unter dem Einstellungsverbot.

IMG_3743

Aber auch wenn ihre Möglichkeiten in Hollywood auf Eis gelegt waren, Dorothy Parker bleibt eine weiterhin hochgeachtete Autorin und Dichterin. 1963 kehrt sie nach jahrelangem „Exil“ nach New York zurück.

Die exzessiven wilden 20er Jahre, die für Parker und ihre Freunde eigentlich ein Leben lang andauerten, hatten einige unverwünschte Nebenwirkungen wie Alkoholismus, Depressionen, Selbstmordversuche und Herzkrankenheiten und ihr Freundeskreis beginnt sich durch frühe Todesfälle immer weiter zu lichten.

F. Scott Fitzgerald erliegt mit 44 seinem zweiten Herzinfarkt, seine Frau Zelda stirbt nur 8 Jahre später bei einem Brand in der psychiatrischen Klinik, in der sie jahrelang untergebracht war,  Hemingway nahm sich ebenso wie ihr erster und ihr zweiter Mann das Leben.

Auch Dorothy wird von ihrem Arzt gewarnt, sie sei in einem Monat tot, wenn sie in diesem Tempo weitertrinke, aber cool wie immer erwidert sie darauf „Alles leere Versprechungen.“

Am 7. Juni 1967 macht sich das Versprechen dann doch wahr und sie erliegt einem Herzinfarkt. Ich weiß nicht, ob etwas auf ihrem Grabstein steht, dieser Spruch von ihr wäre auf jeden Fall passend:

„If I abstain from fun and such, I’ll probably amount to much;
But I shall stay the way I am,
Because I do not give a damn“

Michaela Karl hat auch eine Biografie über  F. Scott Fitzgerald und seine Frau Zelda geschrieben, die ich auch gerne noch lesen möchte.

Hier eine spannende Dokumentation über den Algonquin Table „The Ten-Year Lunch“:

Das Buch ist im btb Verlag erschienen und hier erhältlich.

Meine Woche

FullSizeRender

Artist: L.E.T.

Gesehen: “The Host“ südkoreanischer Film von Bong Joon-ho. Der Film eine abgedrehte Mischung aus Monsterfilm, Familiendrama, Komödie und Gesellschaftssatire. Macht Spaß. Schon Anfang August gesehen, aber ganz vergessen zu erwähnen.

Smoke“ von Wayne Wang nach dem Drehbuch von  Paul Auster Geschichten um einen kleinen Tabakladen in Brooklyn. Unbedingt sehenswert.

Das Mädchen Wadja“ saudi-arabischer Film von Haifaa Al Mansour in dem ein 10jähriges Mädchen um ein Fahrrad kämpft. Beklemmender und sehr berührener Film.

The Jane Austen Book Club“ von Robin Sciword. Ein Buchclub, Jane Austen was will man mehr 😉 Ansonsten eher Schmonzette, aber ganz nett.

The Bletchley Circle“ eine phantastische BBC-Miniserie um 4 Code-Knackerinnen die im 2. Weltkrieg in Bletchley Park arbeiteten und Ihr Talent nach dem Krieg zur Aufklärung komplexer Kriminalfälle nutzen.

Gehört:  Metric – „Too bad, so sad„, Nils Frahm „Says„, Console „Suck and Run„, Boy „We were here„, Dead Weather „I feel Love„, Chemical Brothers „Sometimes I feel so deserted„, Tom Waits „Innocent when you dream

Gelesen: diesen Artikel im New Yorker über Google Books, diesen Artikel im Guardian über Sci-Fi-Literatur rund um den Globus und diesen Artikel über Digitale Vorgesetzte in der FAZ,

Getan: mit der Kettlebell trainiert, mich mit St. Pauli über das eine Tor im Freundschaftsspiel gegen Dortmund gefreut, mich viel mit dem Intranet beschäftigt, eine Freundin verabschiedet die für 3 Jahre nach New York geht und das Streetlife Festival in Schwabing besucht und mal wieder meine Bücher neu sortiert.

Gegessen: Pizza beim Fußball und selbstgemachten Feigensenf

Getrunken: Gin & Tonic

Gefreut: das das erste Fundraising-Projekt das ich unterstützt habe geklappt hat und ich das wunderschöne archiv/e im Briefkasten hatte

Geärgert: das ich den Buchclub nächste Woche verpasse

Gelacht: The fact that Jellyfish have survived for 650 Million years despite not having brains gives hope to many people.

Geplant: Meetings in Dortmund, ein Visualisation-Training in Fulda besuchen und am ersten Wiesn-Sonntag in die Bräurosl, eh klar.

Gewünscht: dieses Outfit, dieses Poster und diese Küche

Gekauft: eine Tüte Gemüse von Etepete und ein neue iPhone-Kabel

Geklickt: auf diese Seite mit interessanten Erfindern und diesen TED-Talk von Barry Schwartz

Gewundert: über meinen abgefahrenen Dinosaurier-Traum im Museum mit Sigmar Gabriel in kurzen Hosen ????

How To Be A Heroine – Samantha Ellis

DSC_0897

What I learned from reading too much is, that at some stage the dog comes round and tries to get you out of the bathtub for a walk 😉

Samantha Ellis hat sich in ihrer literaturverliebten Biografie mit den Beziehungen und Verhältnissen beschäftigt die sie zu verschiedenen fiktiven Literaturheldinnen im Laufe ihres Lebens entwickelt hat. Ein Gespräch mit einer Freundin über „Wuthering Heights“ und „Jane Eyre“ bringt die Frage auf, ob die nicht eher die mutige Jane Eyre als feministisches Vorbild taugt, als die hitzköpfige freiheitsliebende Cathy Earnshaw die am Ende alle unglücklich macht.

Die Diskussion bringt Ellis zum Nachdenken und dazu ihre weiblichen literarischen Vorbilder genauer unter die Lupe zu nehmen und mit ihrer eigenen Entwicklung in Einklang zu bringen. Sie beschließt alle Bücher noch einmal zu lesen die sie geprägt haben und sich der mutigen Frage zu stellen, ob ihre literarischen Heldinnen standhalten können oder ob sie sie tatsächlich eigentlich auf Abwege geführt haben.

Das Ergebnis dieser Wiederentdeckungsreise sind sehr amüsante und oft auch sehr bewegende Erinnerungen. Mir gefiel dieser Mix aus Biografie und dem persönlichen Blick auf das Leben mit dem ihren Romanheldinnen.

Ellis wuchs in England als Teil einer Irakisch-Jüdischen Familie auf. Es gab jede Menge Erwartungshaltungen an sie, häuftig versucht sie der klaustrophobischen Enge des Familienclans zu entkommen. Ellis zieht oft ihre Romanheldinnen als Orientierungshilfe zu Rate. Ich denke lesen ist für die meisten nicht nur eine Form der Unterhaltung, sondern wir lesen um Geschichten zu finden die uns Wege aufzeigen wie wir leben können oder wollen.

Für Ellis beginnt die Reise mit Andersens kleiner Meerjungfrau, geht über Anne of Green Gables mit der sie ihre erste Enttäuschung erlebt, als sie feststellt, dass die kluge Anne das Schreiben aufgibt nachdem sie verheiratet ist.  Mit ihrer Teenagerzeit-Heldin Lizzy Bennet aus Austens „Pride and Prejudice“ teilt sie mit 12 Jahren die Hoffnung irgendwann vielleicht auch einmal einen Mann zu heiraten der ihr und ihrer Familie gefällt. Mit 17 ist es Scarlett O’Hara mit deren Hilfe sie den Mut aufbringt, ihre Eltern davon zu überzeugen sie in Cambridge studieren zu lassen.

“My parents wanted me to get a degree, but they wanted me to do it at home, where they could keep an eye on me, and send me on dates with their friends’ sons. They didn’t want me to risk my safety, health and reputation to go God-knew-where, and study God-knew-what.”

In Cambridge ist ihre Heldin dann natürlich Sylvia Plaths Esther Greenwood von der sie ziemlich besessen ist

“For a while I didn’t really see the city, just ran around recognising places she’d been.”

20 Jahre später glaubt sie nicht mehr, dass Plath das Leiden angepriesen hat, sondern dass sie den Versuch es zu bekämpfen bevorzugte, selbst wenn der Kampf (noch) nicht gewonnen werden kann.

Desweiteren beschäftigt sie sich noch mit den folgenden Damen:

Lucy Honeychurch
The Dolls (from the Valley)
Cathy Earnshaw
Flora Poste
Scheherazade

Samantha Ellis‘ biographische Reise an der Hand ihrer Romanheldinnen ist spannend und unterhaltsam. Einige kenne ich auch, ein paar wollte ich danach kennenlernen, um andere weiterhin einen Bogen machen. Während der Lektüre beginnt man sich zwangsläufig mit den eigenen literarischen Vorbildern zu beschäftigen.

bjpvefjiuaaoouw-large

Foto: www.gleichartig.wordpress.com

Wer Lust auf eine solche Reise hat, vielleicht auch als Anstoß für seinen eigenen Trip, dem kann ich Samantha Ellis‘ Buch „How to be a Heroine“ nur ans Herz legen. Es macht riesige Lust sich mit seiner eigenen Lese-Biografie zu beschäftigen.

Wer würde auch heute noch Bestand haben und wem würde ich wohl in heutiger Facebook-Manier das „Like“ entziehen?

Hier ein paar meiner Heldinnen und Helden, ja ja wieder eine Liste und ganz sicher nicht komplett. Ich werde mit Sicherheit bei der einen oder anderen die Tage mal wieder reinlesen:

Johnny Trotz aus „Das fliegende Klassenzimmer“
Pippi Langstrumpf
George von den 5 Freunden
Die Rote Zora
Trixie Belden
Laura Ingalls aus „Little House on the Prairie“
„Scout“ Finch aus „To Kill a Mockingbird“
Jeannette aus „Oranges are not the only fruit“
Franny Glass aus „Franny and Zooey“
Esther Greenwood aus „The Bell Jar“
Lisbeth Salander aus „The Girl with the Dragon Tattoo“
Hermione Granger aus „Harry Potter“
Kafka Tamura aus „Kafka on the Shore“

Mehr fallen mir gerade nicht ein, aber da waren noch mehr, bin ganz sicher. Und ihr so ?

What I like

DASRenoXcAA2Mn5

Ich hatte das erwähnt mit den Listen, oder ? 😉 In no particular order:

My soulmate, Bücher, Pfingstrosen, meine Freund*innen, Bahnhöfe, Feuilleton, Nachtzüge, Zivilcourage, Existentialismus, Jack Russel, Gewitter, Händel und Bach, Wabisabi, monochrome Farben, Architektur, Bauhaus, Louise Bourgeois, Dinosaurier, Schottische Highlands, Orphan Black, Lost und Twin Peaks, Bars, Rotwein, St. Pauli, Filme von David Lynch, Batman, Lofts, Dachgärten, Gothic Novels, Minimalismus, Postrock, Star Trek, Bücherwände insbesondere mit Geheimtüren, Positive Psychologie, Emphatische Menschen, Himbeeren, Aufwachen ohne Wecker, Scharfes Essen, Kaminfeuerprasseln, geistig bewegliche Menschen, Philosophie, gute Gespräche, Alex Vause, London, Venedig und New York, Reading Weekends, Zeitung lesen, Buchläden, Französische Sprache, Dark Ambient und Doom Metal, Schreiben, Requiems, Whisky, Gutes einfaches Essen, Bibliotheken, Wenn man mich sein läßt wie ich bin, Risotto kochen, den Geruch von Regen, Frischbezogene Betten, Trip Hop, Herzensbildung, Pizza, Alleen, Pippi Langstrumpf, Barockopern, niesende Pandas, leere Kirchen, Kafka, Industrial Möbel, Conciergen, Wochenenden ohne Termine, Schwarzgerandete Brillen, Hiking, Dark Academia, Großzügigkeit, Picassos blaue Phase, Neue Sachlichkeit, Mutige Menschen, Weißwein, Faul sein, Kluge Frauen, Bäume, Susan Sontag, Tarte Mirabelle, Liebe, Holunder, Sex und Küssen, Listen, Calvin & Hobbes, Portis- und Radiohead, Renaissance, Toleranz, Radfahren, 7o9, Wolken, L-Word und Lip Service, selber fliegen, Lernen und Bildung, Handgeschriebene Briefe, in guten Hotels übernachten, Boxen, Filme, Feministinnen, Gute Cocktails, Offenes Feuer, Dill, Japanische Keramik, Haruki Murakami, Ananas, Dystopien und Utopien, Taxis, wißbegierige Menschen, in der Badewanne liegen, Kirschbäume, Baumhäuser, Science-Fiction, Mohnblumen, Ungelöste Rätsel, Mittagsschlaf, frisch verliebte Paare, Schwarzen Kaffee, meinen Haifischzahn, Streetart, Atheismus, Science, Phantasie, den Geruch von Bügelwäsche, Greenpeace, Futurismus, selbstgedrehte Zigaretten, Tattoos, Meer, Elektronische Musik, Haunted House Filme, beim Kochen improvisieren, Burlesque, Frühstück im Bett, Röhrenverstärker, Bücher finden, Cyberpunk, Mezzosopran und White Shirts, American Museum of Natural History, Coucher du soleil, Haare gewaschen bekommen, Massagen, Chucks, Lederjacken, Freiheit, Internet, Sturm, scharfe Messer, am Bahnhof abgeholt werden, Delphine & Cosima, National Gallery, Gin&Tonic, Paella machen, Bloody Marys am Sonntagmorgen, Film noir, den Tischdecken-Trick, Champagner, die Zahl 7, Vintage Building Advertisements, Gedichte, Buchpakete auspacken, Mid-Century Möbel und Architektur, Simone de Beauvoir, Central Station New York, Nächtliche Gespräche, Johannisbeeren, Chips, das es meistens anders kommt als geplant, Vampirfilme, Melancholie, Sternenhimmel, Literaturblogs, gelesene Bücher mit Unterstreichungen und Randnotizen, Der Club der toten Dichter & The secret history, Unvernunft, Omas mit Blumenkohlhaaren, Speisewagen, sexy Uniformen, Flohmärkte, Bibliotheken, nicht das gleiche für alle – das richtige für jeden, Menschen in deren Gegenwart man sich besser und klüger fühlt, Reisen, Fernwanderungen, Schwarz-Weiß-Photografie, Notizbücher, Sprezzatura, Barcelona Liegen, mein Teleskop, Acapulco Chairs, auf Bäume klettern, meine Pinterest Bilder, Lacoste Red, 1-2 Bücher pro Woche lesen, Orange is the New Black, gestreifte Tshirts, Sonnenbrillen, Oktopoden und Quallen, Angelpoise Lampen, Horrorfilme, Stoizismus, Minze, spannende Diskussionen, mein Alien-Haar, Mixtapes basteln, The School of Life, Icon Klub Luang Prabang, Wasser mit Kohlensäure, Mary Beard, Frischgemahlenen Kaffee, meinen beleuchteten Globus, meinen Brooks Rucksack, R2D2 & BB8, Rote Doppeldeckerbusse, Yoga, Mainzelmännchen, TED Talks & Konferenzen ….

to be continued … 🙂

Und Ihr so ?

Der Susan Effekt – Peter Hoeg

IMG_4426

Die perfekte dänische Familie, die vor kurzem noch das Titelbild des „Times Magazines“ zierte, steckt plötzlich bis zum Hals in Schwierigkeiten. Die Protagonistin Susan, eine Experimentalphysikerin, sitzt in einem indischen Gefängnis und wird des versuchten Todschlags an ihrem indischen Liebhaber beschuldigt, ihre 17-jährige Tochter hat einen Mönch verführt und deren Zwillingsbruder wurde beim Handel mit gefälschten Antiquitäten erwischt. Auch der Herr Papa hat Dreck am  Stecken und die Polizei auf den Fersen und so lässt Susan sich auf einen Deal mit einem dänischen Offiziellen ein, der sie im Knast besucht und ihr und ihrer Familie Straffreiheit und die Rückkehr nach Dänemark garantiert, wenn sie sich bereit erklärt, das letzte Protokoll der dänischen Zukunftskommission aufzustöbern und ihm auszuhändigen.

„In der dänischen Gesellschaft steht der Mainstream über allem. Wer ihm folgt und tut, was alle andern tun, bekommt Oberwasser und Antrieb und Rückenwind. Man muß bloß seine Ausbildung beenden, bis man dreißig ist, sich einen Mann und eine paar Kinder und eine Villa sichern, bis man vierzig ist, seinen Alkoholverbrauch einteilen, die zwischenzeitlichen Krisen überleben, Standhaftigkeit beweisen und bereit sein, wenn die Kinder aus dem Haus sind, zum letzten langen Endspurt im dänischen Wettlauf anzusetzen, der da heißt „Wer am meisten hat, wenn er stirbt, hat gewonnen.“

Die Wahl ist nicht zufällig auf Susan gefallen, denn die hat eine sehr spezielle Gabe. Sie löst bei jedem absolute Aufrichtigkeit hervor und bringt ihr Gegenüber dazu, in sofortige Geständnisbereitschaft zu verfallen. Eine sehr nützliche Eigenschaft, wenn man hinter ein Geheimnis kommen will.

10169161_10152617925975823_1375492949982950856_n

„Manche glauben an die Psychologie, das tue ich nicht. Alles ist nur auf einem Substrat von quantenelektrischen Wirkungen beruhende Biochemie.“

Peter Hoeg ist bekannt dafür, starke Frauenfiguren zu erschaffen und Susan steht Fräulein Smilla in nichts nach. Sie ist eine mutige starke hochintelligente Wissenschaftlerin (die auch noch wundervoll kochen kann), die durch nichts aufzuhalten ist und sich da, wo ihre Muskeln nicht hinkommen, auch durchaus mal mit einem eisernen Kuhfuß weiterhilft.

„Es gibt so eine Art von Hintergrundgedudel, Laban. Und nicht nur hier, sondern überall in Dänemark, ich habe das immer gehört. Es ist ein Lied, das davon handelt, dass alles in bester Ordnung ist, keine Sorge, wir haben alles, was wir brauchen. Man kümmert sich u uns, der Herrlichkeiten ist kein Ende, wir brauchenuns nur zurückzulehnen und das Leben zu genießen. Ein Sirenengesang. Er soll uns vergessen lassen, dass wir in einem Zeitfenster leben, das nur ganz kurz offen steht. Er soll uns einen tiefen Hunger vergessen lassen. Aber nicht mit mir, Laban. Verstehst du, ich hab ewig Hunger.“

b2040b94647932262458f56fd0a5c324

Foto: weirdamigo.blogspot.com

Die Zukunftskommission entpuppt sich als eine Gruppe junger Wissenschaftler, Künstler, Spezialisten, die im Jahr 1972 von zwei Forscherinnen, eine davon Susans Lehrerin, die Nobelpreisträgerin Andrea Fink, gegründet wurde mit dem Auftrag, zukunftsgerichtete Gedankenmodelle und -szenarien zu entwickeln, Trends aufzuspüren und Prognosen zu entwerfen.

„Die Wirklichkeit ist eine labile Mischflüssigkeit…“
„Europa ist eine Komfortzone. Wir leben in einem Kino, in dem auf allen vier Wänden Familienfilme gezeigt werden. Der Zusammenbruch gehört nicht der Zukunft an. Er hat schon angefangen.“

Die Kommission fungiert im Untergrund, wählt neue Mitglieder selbständig aus, ist niemandem unterstellt. Die jungen Leute sind dann selbst am meisten überrascht, als mehr und mehr ihrer vorhergesagten Ereignisse tatsächlich eintreffen, wie die Ölkrise, der Golfkrieg etc.  Kein Wunder, dass die Geheimdienste neugierig werden und versuchen die Kommission unter ihre Fuchtel zu bringen.

Die Familie entrinnt bei der Suche nach dem letzten Protokoll nur knapp einem Mordanschlag und wie in bester Agatha Christie Mannier (nur wesentlich brutaler) wird ein Kommissionsmitglied nach dem anderen aus dem Weg geräumt. Ich hatte ein paar Tage lang echte Probleme mit unserer Waschmaschine. Diskusscheiben sind zum Glück keine in meinem Umfeld aufgetaucht, seit ich das Buch beendet habe.

Klingt alles eher unrealistisch und ziemlich durchgeknallt? Ja, das ist es auch. Weltverschwörungstheorien treffen auf Metaphysik, die Zwillinge Thit und Harald erinnern an Salingers Franny und Zooey und Susan wirkt wie eine Mischung aus Lisbeth Salander und Catwoman und doch macht dieser Roman einfach riesigen Spaß.

„Er zeigt auf den Mond, der beinahe voll ist und um die leuchtende Scheibe herum ein opalfarbenes Regenbogenphänomen aufweist, the circle of the moon.
Susan was siehst du? – Refraktion, den supernumerischen Bogen.
Er nickt gedankenvoll. Wir haben das schon öfter gemacht, es ist ein altes Spiel zwischen uns, ein Spiel, das auf die Zeit zurückgeht, als wir uns kennenlernten. Laban weist auf ein physisches Phänomen hin, und wir beschreiben füreinander, was wir sehen.
Wir haben niemals dasselbe gesehen.“

Ein schneller, unterkühlter, sehr eleganter und intelligenter Action-Thriller mit Humor für Leser mit Geek-Gen, die Spaß an schrägen Typen haben.

Das kleine Dänemark rettet die Welt und schenkt uns neben Lisbeth Salander, Pippi Langstrumpf, Smilla Jaspersen nun noch eine weitere skandinavische Powerfrau – Susan Svendsen. Die einzige Action-Heldin, die so viele Titel hat, dass ihre Visitenkarte A5 Format hat. ’nuff said…

Eine weitere tolle Rezension findet ihr hier.

Das Buch ist im Hanser Verlag erschienen.

Meine Woche

FullSizeRender

Gesehen: „Signs & Wonders“ abgedrehter Psychothriller mit Charlotte Rampling und Stellan Skarsgaard – verwirrend mit erstklassigem Soundtrack von Portisheads Adrian Utley. 

The Big Sleep“ Raymond Chandler Verfilmung mit Humphrey Bogart und Lauren Bacall – erstklassig. Ich könnte den immer wieder gucken, nur echt mit einem Glas schottischem Malt Whisky

Ghostbusters“ fast verschämt vergessen aufzuführen. Aber ich liebe ihn einfach immer noch. Der Film garantiert Ohrwurm.

Gehört:  Avec „Granny„, Editors „Life is a fear„,  Die Krupps „Battle Extreme„, Cold Cave „The Great Pan is Dead„, Light Asylum „Skull Fuct

Gelesen: diesen Artikel über 2 Obdachlose die in einer Unterführung eine Bücherei eröffnet haben, diesen Artikel im New Yorker von Oliver Sacks, diesen Artikel zu Peter Mays Lewis-Trilogy, der mir riesige Lust gemacht hat die Äußeren Hebriden mal wieder zu besuchen

Getan: Bücher und Hygieneartikel eingesammelt, mein Tattoo-Konzept mit Mara finalisiert – Stichtag ist der 26.9., mit Freunden in die Nacht gequatscht und den London Trip geplant und uns ganz ganz schweren Herzens von der kleinen Bonnie verabschiedet – fuck hat die uns das Herz geklaut 😦

Gegessen: Fake aber superleckere Fish & Chips

Getrunken: Spielerfrau in der Lehelbar

Gefreut: über Münchens Solidarität mit den Flüchtlingen und über mein Wichtelbuch „The Girl in the Spider Web“ und unser Dog-Sitting-DankeschönIMG_3690

Geärgert: über Orban und Seehofer und einige andere Idioten und das meine Ammoniten-Tasse im Büro weg zu sein scheint 😦

Gelacht: Oh Darling, go and buy a personality 😉

Geplant: das Responsive Org Treffen besuchen und endlich mal wieder ins Kino gehen

Gewünscht: dieses Haus, dieses Tattoo vielleicht auch noch ? und immer noch dieses Shirt

Gekauft: R. J. Palacio „Wonder“ zum verschenken und das neue Album von Diary of Dreams

Geklickt: immer wieder auf den Blog von stepanini – niemand bringt mich so schön zum nachdenken, und meine Freude darüber das sie ebenfalls ein Fan von Alain de Botton ist. Diesen Talk kann man gar nicht oft genug anhören.
Auf diese Ikea-Katalog Rezension und auf diese Seite mit den Ideen von Innovatoren aus ganz unterschiedlichen Disziplinen – spannend.
Gewundert: das ich jezt schon als Stammkundin im Tattoostudio gelte – hmmm 😉