How To Be A Heroine – Samantha Ellis

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What I learned from reading too much is, that at some stage the dog comes round and tries to get you out of the bathtub for a walk 😉

Samantha Ellis hat sich in ihrer literaturverliebten Biografie mit den Beziehungen und Verhältnissen beschäftigt die sie zu verschiedenen fiktiven Literaturheldinnen im Laufe ihres Lebens entwickelt hat. Ein Gespräch mit einer Freundin über „Wuthering Heights“ und „Jane Eyre“ bringt die Frage auf, ob die nicht eher die mutige Jane Eyre als feministisches Vorbild taugt, als die hitzköpfige freiheitsliebende Cathy Earnshaw die am Ende alle unglücklich macht.

Die Diskussion bringt Ellis zum Nachdenken und dazu ihre weiblichen literarischen Vorbilder genauer unter die Lupe zu nehmen und mit ihrer eigenen Entwicklung in Einklang zu bringen. Sie beschließt alle Bücher noch einmal zu lesen die sie geprägt haben und sich der mutigen Frage zu stellen, ob ihre literarischen Heldinnen standhalten können oder ob sie sie tatsächlich eigentlich auf Abwege geführt haben.

Das Ergebnis dieser Wiederentdeckungsreise sind sehr amüsante und oft auch sehr bewegende Erinnerungen. Mir gefiel dieser Mix aus Biografie und dem persönlichen Blick auf das Leben mit dem ihren Romanheldinnen.

Ellis wuchs in England als Teil einer Irakisch-Jüdischen Familie auf. Es gab jede Menge Erwartungshaltungen an sie, häuftig versucht sie der klaustrophobischen Enge des Familienclans zu entkommen. Ellis zieht oft ihre Romanheldinnen als Orientierungshilfe zu Rate. Ich denke lesen ist für die meisten nicht nur eine Form der Unterhaltung, sondern wir lesen um Geschichten zu finden die uns Wege aufzeigen wie wir leben können oder wollen.

Für Ellis beginnt die Reise mit Andersens kleiner Meerjungfrau, geht über Anne of Green Gables mit der sie ihre erste Enttäuschung erlebt, als sie feststellt, dass die kluge Anne das Schreiben aufgibt nachdem sie verheiratet ist.  Mit ihrer Teenagerzeit-Heldin Lizzy Bennet aus Austens „Pride and Prejudice“ teilt sie mit 12 Jahren die Hoffnung irgendwann vielleicht auch einmal einen Mann zu heiraten der ihr und ihrer Familie gefällt. Mit 17 ist es Scarlett O’Hara mit deren Hilfe sie den Mut aufbringt, ihre Eltern davon zu überzeugen sie in Cambridge studieren zu lassen.

“My parents wanted me to get a degree, but they wanted me to do it at home, where they could keep an eye on me, and send me on dates with their friends’ sons. They didn’t want me to risk my safety, health and reputation to go God-knew-where, and study God-knew-what.”

In Cambridge ist ihre Heldin dann natürlich Sylvia Plaths Esther Greenwood von der sie ziemlich besessen ist

“For a while I didn’t really see the city, just ran around recognising places she’d been.”

20 Jahre später glaubt sie nicht mehr, dass Plath das Leiden angepriesen hat, sondern dass sie den Versuch es zu bekämpfen bevorzugte, selbst wenn der Kampf (noch) nicht gewonnen werden kann.

Desweiteren beschäftigt sie sich noch mit den folgenden Damen:

Lucy Honeychurch
The Dolls (from the Valley)
Cathy Earnshaw
Flora Poste
Scheherazade

Samantha Ellis‘ biographische Reise an der Hand ihrer Romanheldinnen ist spannend und unterhaltsam. Einige kenne ich auch, ein paar wollte ich danach kennenlernen, um andere weiterhin einen Bogen machen. Während der Lektüre beginnt man sich zwangsläufig mit den eigenen literarischen Vorbildern zu beschäftigen.

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Foto: www.gleichartig.wordpress.com

Wer Lust auf eine solche Reise hat, vielleicht auch als Anstoß für seinen eigenen Trip, dem kann ich Samantha Ellis‘ Buch „How to be a Heroine“ nur ans Herz legen. Es macht riesige Lust sich mit seiner eigenen Lese-Biografie zu beschäftigen.

Wer würde auch heute noch Bestand haben und wem würde ich wohl in heutiger Facebook-Manier das „Like“ entziehen?

Hier ein paar meiner Heldinnen und Helden, ja ja wieder eine Liste und ganz sicher nicht komplett. Ich werde mit Sicherheit bei der einen oder anderen die Tage mal wieder reinlesen:

Johnny Trotz aus „Das fliegende Klassenzimmer“
Pippi Langstrumpf
George von den 5 Freunden
Die Rote Zora
Trixie Belden
Laura Ingalls aus „Little House on the Prairie“
„Scout“ Finch aus „To Kill a Mockingbird“
Jeannette aus „Oranges are not the only fruit“
Franny Glass aus „Franny and Zooey“
Esther Greenwood aus „The Bell Jar“
Lisbeth Salander aus „The Girl with the Dragon Tattoo“
Hermione Granger aus „Harry Potter“
Kafka Tamura aus „Kafka on the Shore“

Mehr fallen mir gerade nicht ein, aber da waren noch mehr, bin ganz sicher. Und ihr so ?

3 Kommentare zu “How To Be A Heroine – Samantha Ellis

  1. Pingback: Blogbummel Juli/August 2015 | buchpost

  2. Klingt nach einem tollen Buch. Ich wollte spontan auch ein paar Bücher und Heldinnen dazuschreiben, als mir auffiel, dass es in meinem Leben zwar viele Bücher gab, die ich mochte, ich aber nie wie eine bestimmte Heldin sein wollte. Ich fühlte mich meistens besonders berührt, wenn ich dachte: Diese Romanfigur weiß, wie es ist! Das war dann aber kein Fall von „Aufschauen und auch so sein wollen“, sondern eher ein Fall von „Verstandensein“. — Margaret aus „North and South“ von Elizabeth Gaskell, Catherine aus „Northanger Abbey“ von Jane Austen. — Ich mag auch Lisbeth Salander 🙂

    • Ist auch wirklich ein tolles Buch 🙂 Ich gebe Dir Recht, ein „aufschauen“ war es bei mir auch sehr viel weniger, als ein sich verstanden fühlen. Das „auch so sein wollen“ hatte ich aber durchaus auch. Meine Tattoos hatte ich aber schon vor Lisbeth Salander und ein Drache ist nicht dazu gekommen 😉

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