“The person who says he knows what he thinks but cannot express it
usually does not know what he thinks.”
Ich kann mir vorstellen, dass sich hier einige fragen, warum zur Hölle man ein Buch darüber lesen sollte, wie man ein Buch liest. Eine berechtigte Frage. Mich hat es neugierig gemacht und ich habe die Lektüre definitiv nicht bereut.
„How to Read a Book“ – The Classic Guide to intelligent Reading von Mortimer Adler und Charles van Doren ist ein Buch, das helfen soll, intelligenter zu lesen. Intelligentes Lesen ist aktives Lesen, am besten mit Stift in der Hand, bei dem man mit dem Autor in einen Dialog tritt, dem Text Fragen stellt, versucht, Antworten zu finden und sich eine Meinung zu bilden. Richtig zu lesen bedeutet nicht nur zur Unterhaltung oder für bloße Informationsaufnahme zu lesen, sondern um den Text richtig zu verstehen. Adlers Meinung nach verdienen „große“ Bücher auf allen vier Ebenen gelesen zu werden, um so weit wie möglich die Logik hinter den Ausführungen des jeweiligen Autors zu verstehen und sich die Möglichkeit zu erarbeiten, intelligent zu entscheiden, ob man mit dem Autor übereinstimmt oder nicht.
Wir lernen in der Schule natürlich lesen, es wird aber meines Erachtens nicht genug auf die unterschiedlichen Arten des Lesens eingegangen. Um intelligent und aktiv zu lesen, muß der Leser nach Ansicht der Autoren ein paar Regeln befolgen bzw. die unterschiedlichen Dimensionen oder Phasen des Lesens meistern.
„….a good book can teach you about the world and about yourself. You learn more than how to read better; you also learn more about life. You become wiser. Not just more knowledgeable – books that provide nothing but information can produce that result. But wiser, in the sense that you are more deeply aware of the great and enduring truths of human life.”
Im ersten Teil des Buches geht es um diese unterschiedlichen Dimensionen des Lesens:
1. Elementary reading
2. Inspectional reading
3. Analytical reading
4. Syntopical reading
Mortimer Adler (1902-2001) veröffentlichte das Buch bereits 1940. Adler arbeitete an der Columbia Universität, der Universität von Chicago für die Encyclopaedia Britannica und gründete ein eigenes Forschungsinstitut für Philosophie.
Charles van Doren (1926 – heute) ist ein amerikanischer Akademiker, Autor und wahrscheinlich am berühmtesten für den Skandal um seinen Betrug bei der amerikanischen Quiz Sendung „Quiz Show“, der 1994 sogar mit Ralph Fiennes in der Hauptrolle verfilmt wurde.
Ich fand seine Unterscheidung zwischen „well read“ und „widely read“ sehr spannend und stimme mit ihm überein, dass unser Ziel sein sollte, „well read“ zu sein. Wichtig ist einfach für sich zu unterscheiden, ob ich ein Buch des reinen Vergnügen wegens lese (was völlig legitim ist) oder ob ich mehr von einem Buch möchte.
Wie sagte Francis Bacon schon so schön:
„Some books are to be tasted, others to be swallowed, and somefew to be chewed and digested: that is, some books are to be read only in parts, others to be read, but not curiously, and somefew to be read wholly, and with diligence and attention.“
Ich hatte bei der Lektüre von „How to read a Book“ das Gefühl, zum Tee bei einem freundlichen älteren Professor eingeladen zu sein, der mir Disziplin, genug Schlaf und richtiges Lesen nahebringen will und das man bei der Lektüre doch vielleicht besser keine löchrigen Jeans trägt 😉 Man ist ein kleines bisschen von ihm genervt, merkt aber irgendwann, dass man den alten Herrn doch ganz gerne mag und er mit manchem Recht hat.
“True freedom is impossible without a mind made free by discipline.”
Was mich störte, war die angehängte Liste empfohlener „großer“ Literatur, die es bei 137 Titeln der Weltliteratur gerade einmal auf 2 Frauen bringt (Jane Austen und George Eliot). Das ist sicherlich dem Alter des Buches geschuldet (meine Ausgabe wurde 1972 zuletzt überarbeitet), erschütternd fand ich es trotzdem.
Ein Buch, das einen ein wenig nostalgisch macht, nach einer langsameren weniger oberflächlichen Zeit. Ich habe es sehr gerne gelesen, für mich einiges mitgenommen und kann es durchaus empfehlen.
Klingt spannend, auch wenn ich erst mal nicht auf die Idee kommen würde, über’s Lesen zu lesen. Die Unterscheidung zwischen well/widely read gefällt mir sehr.
Aber die Autorinnen – seufz. Hoffe, die Liste wurde in einer eventuellen Neuauflage etwas erweitert?
Wenn ich es richtig sehe, ist da seit 1972 nix weiter angepasst worden 😦
2 Frauen … ach du meine Güte! Das ist ja selbst für 1972 ein Armutszeugnis … . Ansonsten kann ich nur sagen, dass ich es angenehm book-nerdig finde, dass du ein Buch gelesen hast darüber wie man Bücher lesen soll 😀 Ich würde es auch tun, wenn hier nicht schon soviel rumliegen würde