Dance, Dance, Dance – Haruki Murakami

murakami

Zur Abwechslung mal wieder ein Murakami 😉 Dance, Dance, Dance in der deutschen Übersetzung „Tanz mit dem Schafsmann“ ist ein etwas früherer Roman. Im Gegensatz zu „Naokos Lächeln“ oder „Südlich der Grenze, westlich der Sonne“ ein deutlich abgefahrener. Aber doch genug bizarres, um im Gedächtnis kleben zu bleiben.

Ich habe immer wieder das Gefühl das das Lesen von Murakami die Zeit verlangsamt. Ich liebe diese leicht monotonen, erlebnis-reduzierten Routinen, in denen seine Protagonisten meistens leben. Sie lesen, trinken einen Whisky, bereiten sich ein einfaches Abendessen zu, schauen aus dem Fenster, gehen gelegentlich mal schwimmen oder laufen durch die Stadt, aber immer wieder gelingt es ihnen, sich durch ein großes Maß an Bescheidenheit und Genügsamkeit einer eher regulären Arbeit zu entziehen und in einer großen Freiheit zu leben.

Auch in diesem Roman treffen wir wieder jede Menge exzentrische Figuren. Edel-Prostituierte, die per Kreditkarte abgerechnet werden, einarmige Poeten, eine etwas verklemmte Rezeptionistin, ein wahnsinnig gutaussehender Schauspieler, der dazu verdammt zu sein scheint, immer nur Lehrer und Anwälte spielen zu müssen, ein 13-jähriges musikverrücktes Medium und den durch sein Leben stolpernde Hauptdarsteller, der in seinen Träumen von einer Prostituierten heimgesucht wird, mit der er mal eine Weile zusammengelebt hat, ihren Nachnamen aber nicht weiß und mit der er mal ein paar Tage im Hotel „Dolphin“ verbracht hat.

Dorthin scheint es ihn zu ziehen. Es gibt jede Menge Tote, einen  Schafsmann, den ich nicht wirklich kapiert habe, auch durch die Art wie er gesprochen hat: nämlichsodasmaneskaumlesenundverstehenkonnteundeseinfachmega
anstrengendwarwannimmererauftauchte.

Dazu noch ein paar philosophische Betrachtungen Murakamis zu den Irrungen und Wirrungen des ausgewachsenen Kapitalismus und seinem Schicksal, immer weiter Schnee schippen zu müssen.

Fazit: Ein Murakami wie man ihn kennt und liebt. Nicht ganz so toll wie „Kafka am Strand“, „Naokos Lächeln“ oder auch sein neuestes „Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki“ aber 4-Sterne bekommt er allemal.

Das Buch ist auf Deutsch unter dem Titel „Tanz mit dem Schafsmann“ im Dumont Verlag erschienen.

Ein seltsames Paradoxon,

Biene2happy

dass der Mensch sich nur ändern kann, wenn er sich so annimmt, wie er ist

Hab ich irgendwo gelesen, weiß aber nicht mehr wo. Ein sehr wahrer Satz. Und eine der schwierigsten Sachen überhaupt. Sich anzunehmen wie man ist und sich nicht verzweifelt und um jeden Preis so zu sehen wie man sein möchte. Oder wie man glaubt sein zu sollen.

Wie soll ich sein ?

Wie möchte ich sein ?

Wie bin ich?

Wahrscheinlich der wichtigste Dreisatz im Leben. Wenn die drei einigermassen koheränt sind, ist das schon ein sehr großer Schritt zum Glück. Aber sind sie selten. Eine lebenslange Suche 😉

Street Art Shoreditch

martin ron

(Martin Ron)

El Mac

El Mac

Dan Kitchener

Dan Kitchener

kissing girls

Miss Tic

Miss Tic

muslim boy in front of wall

Zio Ziegler

motfu2

Motfu

my dog sighs

My Dog Sighs

Osch

Osch

Lilymixe

LiliMixe – the Artist herself was our wonderful Guide

shaftme

streetart boy maske

As sunny day in London – what better way to spend it than taking pictures of some of the most amazing Street Art I have seen. The tour in Berlin last year was superb especially with us being able to do some Streetart ourselves but London is just well London.

Shoreditch is a really vibrating cool area. My ancestors, the Hugenots should maybe have chosen the East End to go to after being kicked out of France. Seems these guys have all been a major success and became madly rich in London. My folks decided to go to Germany and well yes – become not exactly rich 😉

Anyway, if you are in London go and see this Area. The Old Truman Brewery, the great Balti Curry Houses, the Streetart of course and a very wonderful little Bookshop that I can highly recommend 🙂

Brick Lane Bookshop

Do not go gentle into that night


sucht
Old age should burn and rave at close of day;
Rage, rage against the dying of the light.
Though wise men at their end know dark is right,

Because their words had forked no lightning they
Do not go gentle into that good night.

Good men, the last wave by, crying how bright
Their frail deeds might have danced in a green bay,
Rage, rage against the dying of the light.

Wild men who caught and sang the sun in flight,
And learn, too late, they grieved it on its way,
Do not go gentle into that good night.

Grave men, near death, who see with blinding sight
Blind eyes could blaze like meteors and be gay,
Rage, rage against the dying of the light.

And you, my father, there on the sad height,
Curse, bless, me now with your fierce tears, I pray.
Do not go gentle into that good night.
Rage, rage against the dying of the light.

(Dylan Thomas 1914 – 1953)

Dylan Thomas week in der BBC momentan und nach dem phantastischen Film mit Tom Hollander gestern abend (A poet in New York) heute eines meiner Lieblings-Gedichte von ihm.

Habe vor Jahren mal in einer Theater-Inszenierung von „Under the Milkwood“ mitgemacht, die aber am Ende leider nie zustande gekommen ist. Und dann hatte ich ihn irgendwie vergessen den Herrn Thomas. Der Film gestern abend hat mich wieder an die Gedichte erinnert. Am besten muß man sich die von ihm selbst vorgetragen im Internet mal anhören. Irre.

Die Streetart von Sucht paßt übrigens wie die Faust aufs Auge auf Dylan Thomas. Sucht war ein, oder vielmehr DAS bestimmende Thema in seinem Leben. Wäre seine Arbeit genauso gut gewesen ohne Alkohol, Drogen und den Hang zur Selbstzerstörung. Ich hätte es ihm gegönnt.

L’Elisir d’amore – Donizetti

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Meine erste Opera buffa von Donizetti und gleich ein Treffer. Tolles Bühnenbild, tolle Inszenierung, wunderbare Musik…

Der schüchterne Nemorino ist verknallt in Adina, die sich aber so gar nicht für ihn interessiert. Ein Liebeselixier von einem Wunderdoktor in seinem irren Gefährt muß her. Der verkauft ihm Wein im glitzernden Schlauch und nach einer Weile scheint der auch tatsächlich zu wirken. Das all die Frauen in Brautkleidern hinter ihm her sind, liegt zwar eher an der dicken Erbschaft die er gemacht hat, von der er als einziger aber noch nichts weiß und nicht am Wunder-Elixier, aber immerhin merkt auch Adina irgendwann, dass sie ihn ja schon sehr lieb hat den Nemorino. Und nach ein bisserl hin und her, schönen Arien und nachdem er fast als Soldat in den Krieg ziehen musste, um so das nötige Kleingeld für den Wundertrunk zu bekommen, endet alles in einem wunderbaren Happy End und einem tobenden Münchner Opern-Publikum.

Ich freu mich schon auf Lucrezia Borgia …

The brief wondrous Life of Oscar Wao – Junot Diaz

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Spanisch-Grundkenntnisse sind für diesen Roman nahezu unabkömmlich. In der deutschen Version soll es am Ende des Buches ein Glossary geben, das hätte mir in meiner englischen Ausgabe das Leben durchaus erleichtert. Ob es an den wahnsinnig vielen spanischen Ausdrücken/Sätzen lag oder einfach daran, dass ich eine bestimmte Vorstellung hatte, worum es bei dem Buch geht, die nicht wirklich getroffen wurde, auf jeden Fall ist mein Gefühl zu dem Buch durchwachsen.

Am Anfang viel Geschichte der Dominikanischen Republik und insbesondere in vielen Fußnoten zum Diktator Trujillo der von 1930 bis zu seiner Ermordung 1961 als unberechenbarer und gefürchteter Tyrann das Land in Angst und Schrecken versetzte. Er war besessen von der Idee, die Bevölkerung des Landes „aufzuhellen“ und ließ 25.000 – 30.000 dunkelhäutige vorwiegend aus Haiti stammende Zuckerrohrarbeiter töten.

Neben der Geschichte des Landes spielt der Fuku, ein Fluch, der über der Familie Oscar’s liegen soll, eine größere Rolle. Die Fußnoten in dem ohnehin recht kleingedruckten Buch waren winzig und ich fand den ersten Teil recht anstrengend. Oscar’s Rolle im Buch hatte ich mir aufgrund des Titels weit größer und auch irgendwie spannender vorgestellt.

Oscar kommt in weiten Teilen gar nicht vor. Es wird riesig ausgeholt um die Geschichte von Oscar’s Mutter und deren Eltern einzubinden und ich habe über Oscar, sein Leben, wie er nun eigentlich ist und warum erstaunlich wenig erfahren, dafür dass er doch der Namensgeber für den Roman ist.

Gefallen hat mir seine toughe Schwester Lola. Die Kapitel, in denen sie eine größere Rolle spielt, waren in meinen Augen die besten. Insgesamt eben etwas durchwachsen das Lese-Erlebnis.

Aber: Für solch ein durchwachsenes Buch irre viele gute Sätze. Daher hier eine vergleichsweise große Zitatensammlung:

Did this unrequited love cause him to lose weight? Unfortunately, this alone it did not provide, and for the life of him, he couldn’t understand why. When Lola had broken up with Golden Gloves she’s lost almost twenty pounds. What kind of genetic discrimination was this, handed down by what kind of scrub God?

Things had been bad between us all year. How could they not have been? She was my Old World Dominican mother and I was her only daughter, the one she had raised up herself with the help of nobody, which meant it was her duty to keep me crushed under her heel.

If you didn’t grow up like I did then you don’t know and if you don’t know it’s probably better you don’t judge. You don’t know the hold our mothers have on us, even the ones that are never around – especially the ones that are never around. What it’s like to be the perfect Dominican daughter, which is just a nice way of saying a perfect Dominican slave. You don’t know what it’s like to grow up with a mother who never said a positive thing in her life, not about her children or the world, who was always suspicious, always tearing you down and splitting your dreams straight down the seams.

I was thinking about the one time I’d seen Lola that year; she had been reading a book in front of the Henderson Chapel with such concentration I thought she might hurt herself.

Das Buch erschien auf deutsch unter dem Titel „Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao“ im Fischer Verlag.

Arbeit und Struktur – Wolfgang Herrndorf

Arbeit

Das Buch ist eine Schatztruhe an tollen Sätzen, interessanten Einblicken und nur wenige Bücher haben bei mir mehr Unterstreichungen oder wie in diesem Fall Haftmarker. Er schafft es ironisch, ehrlich manchmal sogar witzig über die Krankheit zu schreiben, die ihn gezwungen hat seine Prokrastination zu überwinden und den Turbo einzulegen und der es geschafft hat neben dem Blog, zwei Bücher fertig zu schreiben und soweit ich weiß ein weiteres noch zu einem guten Teil. „Tschick“ fand ich sehr gut,  Sand habe ich noch nicht gelesen habe mich bislang nicht dran getraut.

Herrndorf’s Narzissmus war für mich beim Lesen allerdings manchmal schwer zu ertragen, aber ich fand es sehr rührend wie sehr er auf der einen Seite ausgeteilt hat und auf der anderen Seite doch ständig besorgt war, seine Freunde nicht zu verletzen oder ihnen zuviel zuzumuten. Überhaupt sein Freundeskreis. Wahnsinn. Wer einen solchen Freundeskreis hat, kann eigentlich kein so schlechter Kerl sein, oder ? Interessanterweise haben wir ein paar Gemeinsamkeiten. Einige Bücher, beide ziemliche Romantiker denen stets bewusst ist das dieser Moment jetzt gerade, der so schön ist, nie wieder kommt, sind knallharte Atheisten, kommen aus einem ähnlichen Milieu. Ob das gereicht hätte, um miteinander ein Bier zu trinken, ich weiß es nicht 😉

Herrndorf hatte garantiert einen irre hohen IQ (wie mir scheint sein gesamter Freundeskreis – alles ziemlich brainy people), vielleicht aber auch einen leichten Hang zum Autismus ?

Lieblingszitate ? OK – ich fürchte jetzt kommt echt gut 1/3 des Buches:

Angeblich wächst die Sentimentalität mit dem Alter, aber das ist Unsinn. Mein Blick war von Anfang an auf die Vergangenheit gerichtet.

Ein jahrelanger mühsamer Irrlauf nach Bildung, ein wildes Rumlesen …

Immer die gleichen drei Dinge, die mir den Stecker ziehen: die Freundlichkeit der Welt, die Schönheit der Natur, kleine Kinder.

Ich werde meine Eltern nicht zu Grabe tragen. Größte Horrorvorstellung meiner letzten Jahre: Ich stehe in ihrem Reihenhaus, umgeben von Erinnerungen und einem riesigen Hausstand, den ich weder entsorgen noch bewahren kann.

Der trotzige, hellwache, angewiderte Blick, die Erkenntnis, dass diese Welt eine Zumutung ist, und der ablesbare Wille, ihr beizeiten noch mit der Axt den Schädel zu spalten.

Stundenlang in dieser Nacht ordne ich mein Weltbild.

Und Pietät mein Arsch. Wenn mit Lebenden einmal so pietätvoll umgegangen würde wie mit Toten oder Sterbenden oder wenigstens ein vergleichbares Gewese drum gemacht würde.

Bin mit meiner Argumentation noch nicht ganz am Stammtisch angekommen, aber die Unterkante wird schon sichtbar.

Nacheinander drei Teile vom Backenzahn ausgespuckt. Ja, mach dich vom Acker, Körper, hau ab, nimm mit, was du tragen kannst.

Das Buch ist im Rowohlt Verlag erschienen.

Der Neid der Besitzlosen

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Ein Telefonat mit einer Freundin, das sich um das Thema „Midlife-Crisis“ drehte, brachte mich zu der Erkenntnis, das ich nicht zu Lebensmitte-Krisen neige, da ich schon seit Ewigkeiten mit einer sehr existentiellen Dauerkrise beschäftigt bin. Mein Neid als Besitzlose.

Ich habe eigentlich schon so lange ich denken kann, Menschen beneidet die die Freiheit hatten, für ihren Lebensunterhalt nicht arbeiten zu MÜSSEN. Anfangs war ich noch sehr verwirrt, weil das sich für mich seltsam anfühlte. Ich bin doch eigentlich nicht geldgeil. Habe wenig Interesse an Designer-Klamotten, Autos, Uhren oder anderen Status-Symbolen. Also wenn es nicht unbedingt das Geld ist, worauf ich neidisch bin, worauf denn dann genau zur Hölle???

Irgendwann dämmerte es mir dann. Ich neide ihnen die Freiheit. Nicht neiden im Sinne von „sollen die nicht haben“, sondern der gute alte Neid in Form von „will ich auch“. Freiheit ist eines meiner absoluten wichtigsten Dinge im Leben. So wichtig, dass ich es mir u.a. fett auf die Wade tätowiert habe. Mir war es immer schon sehr wichtig, mein Glück und meine Zufriedenheit nicht zu eng an Geld und Status zu koppeln. Habe ich Geld, haue ich es raus. Ich bin ein Genussmensch – ich liebe es, gut zu essen, zu reisen, ich lade auch gerne ein und bin da nicht sehr sparsam-vernünftig, bin aber auch nicht der Typ, der sich verschulden würde. Ich mache mein Glück aber nicht davon abhängig. Mein Glück definiert sich viel eher über die kleinen Dinge, die nichts oder wenig kosten und die eventuell gerade deshalb noch viel kostbarer sind.

Ich mag gebrauchte Sachen. Ob Bücher oder Klamotten, CDs – alles mögliche wird einem heutzutage gebraucht nahezu hinterher geworfen. Ich verreise gerne, habe aber einen genauso schönen Urlaub mit Baden, Radeln an der Isar und Ausflüge in die nahegelegenen Berge. Gutes Essen ist wichtig, aber dafür brauche ich keine Restaurants, selbst kochen mit guten Lebensmitteln und nix wegwerfen tut es genauso. Aber, etwas, worauf ich einfach nahezu keinen Einfluss habe, ist das (viele) Geld, das ich brauche, um ein Dach über dem Kopf zu haben. Klar kann man sagen „musst ja nicht mitten in München wohnen“, aber selbst weiter draußen ist das mieten oder gar kaufen überdurchschnittlich teuer. Ein Leben ohne bezahlte Erwerbstätigkeit wäre mir nicht möglich, da ich sonst kein Dach über dem Kopf hätte. Und das ist die Freiheit die ich meine, die, die ich neide.

Versteht mich nicht falsch, ich liebe meinen Job. Und zu 99% würde ich ganz genau das Gleiche machen wie jetzt, wenn ich meine bezahlte Erwerbstätigkeit nicht machen müsste, sondern machen könnte. Einfach, weil sie mir gefällt. Das Endergebnis mag das Gleiche sein. Ich arbeite. Ist es nicht egal, ob ich das mache, weil ich es muss oder weil ich es kann? Für mich nicht. Für mich ist es ein Riesenunterschied.

Glücklicherweise ist es ein mich nicht krankmachender Neid. Es ist an schlimmen Tagen mal ein Neid von der Sorte – ich werfe mich auf den Boden, trampel mit den Füßen und brülle „ich will aber auch“ – an weniger schlimmen Tagen ist es einfach nur ein leichtes melancholisches Seufzen auf hohem Niveau.

Käme eine gute Fee vorbei und ich hätte 3 Wünsche frei, wäre dies einer davon. Natürlich neben dem obligatorischen Wunsch von Gesundheit für mich und alle meine Lieben. Mein Wunsch wäre, diese Art von Freiheit für alle die Menschen, die sie möchten. Für alle, die den Mangel an ebendieser Freiheit jeden Tag spüren. Ich glaube nicht, dass ich die Einzige bin. Ich glaube, dass es mehr Menschen gibt, als man denkt, die – ob berechtigt oder unberechtigt -annehmen, in Jobs ausharren zu müssen, die ihnen keinen Spass machen, die nicht ihren Talenten entsprechen, in denen sie unsinnige Regeln befolgen müssen, sinnfrei genau 8 Stunden an einem Schreibtisch sitzen, weil irgendwann mal irgendwer beschlossen hat das es genau 40 Stunden in einer Woche sind, für die man die Summe x ausgezahlt bekommt. Egal ob das tatsächlich produktiv ist oder nicht.

Wie gesagt, mein Job macht mir Spaß. Macht mich nicht krank sondern glücklich. Und trotzdem sehne ich mich nach der Freiheit, für meinen Lebensunterhalt nicht arbeiten zu MÜSSEN, sondern zu können. Wie mag es dann erst für Menschen sein, die auch noch in fürchterlichen Jobs sind. Die richtig viel Lebenszeit für irgendeinen Schwachsinn opfern müssen, weil das nun mal so ist.

Und das ist es, worum ich die Leute in bestimmten Gegenden Münchens beneide, wenn ich durch die Strassen radel. Um die schönen alten Häuser mit dem alten Baumbestand. In denen Menschen sitzen, die ihre Talente ausprobieren können. Die einfach geduldig über Jahre ein Holzhaus renovieren oder Gitarren bauen. Mit all der Liebe und Zeit und Geduld die es braucht, um etwas Gutes zu schaffen. Ich neide nicht das Geld, das diese Häuser wert sind, ich wäre auch mit einem klitzekleinen Haus sehr glücklich (alter Baumbestand wäre aber schon sehr schön), nur die Möglichkeiten, die zumindest häufig mit diesen Häusern verbunden sind.

Die Kinder von Prominenten oder gutsituierten Menschen werden ganz selten Sparkassen-Angestellte oder Einzelhandelskaufmann oder Sachbearbeiter in der Versicherung. Die haben die Freiheit, sich ausprobieren zu können ohne von vornherein wissen zu müssen ob es auch gutgehen wird. Wie schön, die Gitarren bauen zu können, die man selbst gutfindet und an die man glaubt. Abwarten zu können, dass sie sich durchsetzen gegen schlechtere, billigere Modelle. Eben weil da kein ökonomischer Druck ist, erfolgreich sein zu müssen. Und es ist ja meistens so – hat man den Luxus der inneren Gelassenheit und ist unverkrampft, rennen sie einem oft die Bude ein. Ist man krampfhaft auf der Suche, ob als Single nach einem Partner oder als Produzent nach einem Käufer, geht es meistens in die Hose. Unverkrampft bleiben, wenn die nächste Mietzahlung fällig ist, aber noch nicht genug vertickt ist, ist allerdings eine Gabe, die mir zumindest nicht gegeben ist.

Mir ist schon klar, auch in den schönen Häusern mit dem alten Baumbestand ist nicht immer eitel Sonnenschein und alles happy, aber ich habe auch nie behauptet das mein Neid auf purer Logik basiert.

Wie sagte schon Tocotronic – „Pure Vernunft darf niemals siegen“ 😉

Doctor Sleep – Stephen King

 

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The King of Horror is back! Aber die hohen Erwartungen, die man an den „Shining“-Nachfolger hat, erfüllt er aus meiner Sicht nur teilweise. Bei „Shining“ habe ich mich auch beim zweiten Lesen stellenweise ganz schön gegruselt , in diesem 700 Seiten Schinken eigentlich nur bei der Vorstellung, mal als Alkoholiker bei den AA zu enden. Dabei hat mich weniger die Darstellung der Alkoholsucht verstört, sondern die bestimmt 1/3 ausmachende Info-Flut zum AA. Meine Fresse, man mag die Sucht mit denen bestimmt loswerden und das ist sicher eine Menge wert, aber eine Sekte ist ja nix gegen die Indoktrination. Mir ging es im Buch einfach viel zu viel um Dan’s Suchtprobleme.

Den Raum hätte man besser nutzen können. Versteht mich nicht falsch. Kein schlechtes Buch, ich hab mich unterhalten gefühlt und insbesondere das erste Drittel war sehr sehr interessant und spannend. Zwischendrin hatte das Buch für mich ziemliche Längen. Bis er endlich auf Abra trifft. Die fand ich klasse. Ein cooles, mutiges Mädchen das nochmal ne ganze Ecke mehr Shining besitzt als es Dan je hatte.

Die durchs Land reisende Sekte „Der wahre Knoten“, die Kinder mit dem Shining sucht und fängt und diese tötet, um ihnen während ihres Todeskampfes den „Steam“ zu entziehen um so zu überleben, sind viel zu kurz gekommen. Da hätte man viel mehr draus machen können. Da fehlte mir mehr Hintergrund-Info was die so getrieben haben über die Jahrhunderte.

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Zur Spannung: Ich bin eigentlich eher Schissbüx dachte ich bislang, aber von „Vorsicht – extrem hoher Gruselfaktor“ wie die Lübecker Zeitung zum Beispiel schreibt, habe ich wirklich nichts gemerkt. Ich habe mich nicht eine Minute lang gegruselt. Vielleicht ganz ganz am Anfang einmal, als der kleine Dan noch einmal Besuch von den Geistern aus dem Overlook Hotel bekommt.

Fazit: Es ist interessant zu lesen wie die Geschichte um Dan Torrance weitergeht und was aus den Figuren wird, wer Atmosphäre und echten Gruselfaktor erleben möchte, sollte zu „Shining“ greifen. Und zwar zum Buch. Von Stanley Kubrick’s Verfilmung hält Herr King nix. Anschauen werde ich mir den Film bei Gelegenheit aber wohl doch mal.

Edit: Film geguckt – rasant gut, unbedingt anschauen, sorry Herr King 😉

Mein liebstes Zitat:

FEAR = Fuck Everything and Run !

Doctor Sleep ist bei Heyne erschienen.