Meine Woche

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Gesehen: Elisa & Marcela (2019) von Isabel Coixet. Schwarz-Weiß Drama um ein Frauenpaar in Spanien Anfang des vorigen Jahrhunderts, auf einer wahren Geschichte beruhend. Sehenswert.

Event Horizon“ (1997) von Paul Anderson mit Laurence Fishburne und Sam Neill. Mittelspannende Sci-Fi Mystery die sich reichlich an anderen Filmen bedient hat. Kann man sehen, wenn man gerade nix Besseres zu tun hat.

Gehört: Hunted – Anna Calvi & Charlotte Gainsbourg, Celeste – Roger & Brian Eno, Heal You – Juice, 15 May 2010 – Planning for Burial, First Defeat – Nils Frahm

Gelesen: The Importance of Books, dieses Interview mit Emily St. John Mandel, Tintenfische verändern beim Denken ihr Erbgut, wie die Krise uns weiser machen kann,  on confinement, diese Tipps von Astronautin Anne McClain zum Leben unter Ausgangsbeschränkungen

Getan: eine großartige Coaching Session mit Lucian James gehabt, viele Zoom/Skype-Unterhaltungen geführt, viel über Kurzarbeit gelernt, auf Twitter gelesen, und gelaufen statt geboxt

Geplant: meinen ersten Arbeitstag vom Homeoffice aus

Gegessen: grüne Bohnensuppe nach dem Rezept meiner Oma

Getrunken: viel grünen Tee

Gefreut: das mir das Laufen so viel Spaß macht

Geärgert: über Firmen wie H&M, Adidas die keine Miete mehr zahlen und über den nicht vorhandenen Mutterschutz für Vorständinnen

Geklickt: auf diese Fotos von unserer momentan leeren Welt

Gestaunt: über die Planetarium Show vom ESO „From Earth to Universe“ und über die verstörend schönen Bilder vom Studio Cheswik,

Gelacht: oh my God … we forgot the Amish. Has anyone told the Amish what’s going on?? HAS ANYONE CHECKED ON THE AMISH??

Gewünscht: dieses Outfit, dieses Wohnzimmer, diesen Pool

Gefunden: nix

Gekauft: einen Mantel

Gedacht: Helping someone else through difficulty is where civilization starts
// Margaret Mead

#Women in SciFi (54) Die Sternenkrone – James Tiptree Jr.

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Diese Kurzgeschichtensammlung enthält die letzten Werke von Alice Sheldon alias James Tiptree Jr, kurz bevor sie 1987 ihrem eigenen und dem Leben ihres Ehemannes ein Ende setzte. Die Schwierigkeiten, die sie durch die Erkrankung ihres Mannes sowie ihrer eigenen Depression hatte, haben in diesem Band die wohl düstersten ihrer Geschichten hervorgebracht.

Aber trotz aller Düsternis und Depression, Sheldon/Tiptree war stets in der Lage, ihre spekulativen Ideen mit den größtmöglichen Hypothesen zu verbinden. So treffen wir auf den Teufe, auf blaue Oktopus-Aliens, konzernbetriebenen Kannibalismus sowie Zeitreisende und tödliche Langeweile.

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Sheldon wagt sich mit ihren Ideen weit vor und kommt zu bewegenden und schockierenden Ergebnissen, wohin es die Menschheit so treiben könnte. Sheldon ist eine Autorin, die dem Leser viel zumutet, die ihn zwingt, alles aus komplett anderer Perspektive zu betrachten.

Die Sternenkrone, die selbst nie im Text vorkommt, gebührt ganz eindeutig Alice Sheldon, der Königin unter den Science Fiction Kurgeschichten-Autoren.

Besonders gefielen mir die Geschichten „Non Angli Sed Angli“ eine melancholische Geschichte, in der die Menschheit Kontakt zu blauen Oktopus-Aliens aufnimmt, die sich als Ersatz für die alten, leeren Götter der Erde sehen sowie die Geschichte „Fleisch“, die in einer nahen dystopischen Zukunft angesiedelt ist, in der ähnlich wie in Atwoods „The Handmaid’s Tale“ konservative Gruppen die Abtreibungsrechte abschaffen, der Großteil der Menschheit in bitterer Armut lebt und die vom Staat betriebenen Babyklappen wie Tierheime aufgezogen sind.

Der Band enthält folgende Kurzgeschichten:

01. „Non Angli Sed Angeli“ („Second Going“) 9/10
02. „Der residierende Teufel“ („Our Resident Djinn“) 7/10
03. „Fleisch“ („Morality Meat“) 10/10
04. „All dies und den Himmel dazu“ („All This and Heaven Too“) 7/10
05. „Yanqui Doodle“ („Yanqui Doodle“) 8/10
06. „Komm, leb mit mir“ („Come Live with Me“) 6/10
07. „Diese Nacht und alle Nächte“ („Last Night and Every Night“) 5/10
08. „Zurück! Dreh’s Zurück!“ („Backward, Turn Backward“) 10/10
09. „Schlangengleich erneuert die Erde sich“ („The Earth Doth Like a Snake Renew“) 7/10
10. „Mitten im Leben“ („In Midst of Life“) 6/10

Ich bin übrigens jetzt so angefixt von Sheldon/Tiptree, daß ich andere von ihr lesen möchte und auf jeden Fall auch die Biografie dieser sehr faszinierenden Frau. Die nächsten Bände werde ich mir im Septime Verlag kaufen, die eine wunderschöne Gesamtausgabe herausgegeben haben.

Constanze, vom Blog Zeichen & Zeiten hat für die Reihe „Women in SciFi“ ein spannendes Interview mit dem Verleger Jürgen Schütz geführt, das man hier nachlesen kann.

Habt ihr schon etwas von Alice Sheldon/James Tiptree Jr gelesen bzw. welches ist eure Lieblingsgeschichte von ihr?

Meine Woche

Italy Virus Outbreak

Gesehen: „Spring“ (2014) von Aaron Moorhead/Justin Benson. Body Horror meets Love Story. Klingt verrückt, hat mir aber richtig gut gefallen.

Logan (2017) von James Mangold mit Hugh Jackman und Patrick Stewart. Solide X-Man Marvel Verfilmung. Hat mich gut unterhalten.

Gehört: Spring Soundtrack, Hurt – Johnny Cash, The world is yours – Glasvegas, Empire Rising – Karin Park, Rain – Emily A. Sprague, Safe Passage – 65daysofstatic, When I last saw Jesse – Noveller, Cult of Culture – thisquietarmy, Appreciation of Apprehension & The Epidemology of Panic – delay 5000, Up above my head – Sister Rosetta Tharpe

Gelesen: das Interview mit Martha Nussbaum zu den Ungerechtigkeiten der Welt, the Coronavirus shows us how to live online, why did nearly 1 Mio king penguins vanish, this bookish interview with Reese Witherspoon, wie Frauen die Whisky-Branche verändern, how Pandademics change history, Yuval Noah Harari on the world after corona virus

Getan: viele Zoom-Unterhaltungen geführt, gelesen, alle 2 Tage alleine oder zu zweit auf einsamen Wegen spazieren gegangen, meine Klamotten Marie-Kondo’d

Geplant: täglich um 17 Uhr auf Twitter eine kurze Live-Lesung machen, um Lust auf das jeweilige Buch zu machen. Heute geht es los.

Gegessen: Romanesco-Fenchel-Pasta

Getrunken: geplant heute abend eine gute Flasche Rotwein aufmachen

Gefreut: über die japanische Schülerin die von ihrem eigenen Geld über 600 Gesichtsmasken hergestellt hat, über die Pinguine die im Zoo die anderen Tiere besucht haben

Geweint: über die Situation in Italien und dieses „Nessun dorma“ hat mich sehr berührt

Geklickt: auf dieses Interview mit der Infektiologin Professor Marylyn Addo  auf dieses Interview mit Austin Kleon: how to increase your creativity, the calm place on the internet, why books are here to stay, who is your intellectual doppelgänger

Gestaunt: über die Stegosaurus Spuren auf der Insel Skye und Andrei Tarkovskys Polaroid Fotos

Geärgert: TikTok Moderatoren wurden dazu angehalten Posts von „hässlichen Usern“ zu unterdrücken

Gelacht: ja irre bzw hysterisch ob der Nachricht das in Baltimore der Bürgermeister die Leute anfleht sich nicht länger zu erschiessen, weil man nicht genug Krankenhaus-Betten hat

Gewünscht: dieses Haus, dieses Notizbuch, diesen Mantel

Gefunden: nix

Gekauft: Bücher

Gedacht: Over the past few years, irresponsible politicians have deliberately undermined trust in science, in public authorities and in the media. Now these same irresponsible politicians might be tempted to take the high road to authoritarianism, arguing that you just cannot trust the public to do the right thing. // Yuval Noah Harari

Women in Science (27) Elizabeth Kolbert

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Die Umweltjournalistin Elizabeth Kolbert erhielt 2015 für ihr Buch „Das sechste Sterben“ den Pulitzerpreis für Non-Fiction.

Falls ihr auf der Suche nach einer richtig guten Horrorgeschichte seid, die euch garantiert den Schlaf rauben wird, dann seid ihr hier richtet. Dieses Buch zeigt den völlig erbarmungslosesten, erfindungsreichsten und erfolgreichsten Serienkiller, über den je geschrieben wurde. Die Zahl seiner Opfer steigt exponentiell und sein Appetit ist leider noch lange nicht gestillt. Der Bösewicht ist im Grunde genommen jeder von uns, die wir auf diesem wunderbaren Planeten leben.

Seit seinem Erscheinen vor etwa 200 000 Jahren hat der Homo sapiens seine Umwelt verändert: Anfangs kaum spürbar,  seit der neolithischen Revolution vor gut 12 000 Jahren deutlich stärker und seit Beginn der industriellen Revolution Mitte des 18. Jahrhunderts radikal. Heute ist sein Einfluss auf die Natur und das globale Ökosystem so tiefgreifend, dass der niederländische Meteorologe Paul Crutzen vorschlug, den jetzigen Abschnitt der Erdgeschichte, bislang als Holozän bezeichnet, in „Anthropozän“ umzubenennen.

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Die fünf großen Massensterben im Laufe der Geschichte sind durch verschiedene, vom Menschen unabhängige Phänomene verursacht worden, etwa Eiszeiten oder Meteoriteneinschläge. Doch das derzeit ablaufende sechste Massensterben liegt allein in unserer Verantwortung, wie das Buch überzeugend darlegt.

Bei der Vernichtung des amerikanischen Mastodon, dem Riesenalk, den Neanderthalern und auch des Panamanischen goldenen Frosches, der hawaiianischen Krähe, dem Sumatra Nashorn und diversen Fledermaus-Arten wird eines ganz klar deutlich: fast immer starben diese Arten aus, als der Mensch begann, die Umwelt zu betreten.

Auch wenn das Thema eher entmutigend ist, Kolbert schreibt mit trockenem Galgenhumor, der für mich immer dann auftrat, wenn die Dinge allzu deprimierend zu werden drohten. Das Buch ist recht naturwissenschaftlich, aber dennoch zugänglich geschrieben, ohne je nach Lehrbuch zu klingen.

Interessant fand ich die Kapitel am Anfang, wo sie über Wissenschaftler wie Cuvier, Lyell oder Darwin schreibt, die mit die ersten waren, die Mutmaßungen anstellten mit Blick auf Aussterben und Evolution. Mir war nicht klar, dass das Aussterben von Rassen eine relativ neue Idee ist. Lange Zeit nahmen Wissenschaftler an, dass nichts aussterben konnte und erst mit der Entdeckung der Fossilien begann sich diese Auffassung zu ändern.

Faszinierend fand ich auch die Idee eines neuen Pangea. Das die Leichtigkeit, mit der wir zwischen Ländern und Kontinenten hin- und herreisen, im Grunde genommen einem wieder entstandenen Pangea gleicht und das wir teils wissentlich, teils unwissentlich fremde Tier- oder Pflanzenspezies in neue Umgebungen mitnehmen, die die Balance zwischen Jäger und Gejagtem immens durcheinander bringen können – mit teilweise desaströsen Konsequenzen.

Kolbert schafft es, all das klar, unterhaltsam, aber auch durchaus erschreckend zu transportieren. Zum Ende hin wurde ich etwas müde und im Grunde kann man die letzten Kapitel einfach so zusammenfassen: Menschen sind scheiße.

Das elaboriert zu lesen, die unwiderlegbaren Beweise vorgelegt zu bekommen und selbst aber auch mit Schuld zu sein, zieht einen doch ziemlich runter. Aber wahrscheinlich benötigen wir diese Art von runter ziehen ganz dringend, denn die Menschheit muss lernen und erkennen, was wir der Umwelt antun.

Man kann den Generationen vor uns nur begrenzt einen Vorwurf machen, teilweise wussten sie einfach nicht, was sie da taten und sind wahrscheinlich wirklich davon überzeugt gewesen, dass es egal ist wie viele Mastodons man jagt und isst, es werden immer wieder welche nachkommen. Aber diese ignoranten Tage liegen jetzt hinter uns. Wir wissen es besser, also müssen wir es auch besser machen.

Kolbert zitiert am Ende eine Wissenschaftlerin mit den Worten, „solange wir weiter forschen, wird die Menschheit überleben“, womit sie suggeriert, wir werden uns aus der bestehenden dramatischen Situation schon irgendwie „herauszutechnologisieren“. Das aber wird mit Sicherheit nicht eintreten. Nur ein radikaler Wandel unseres ökonomischen und ökologischen Handelns kann das Schlimmste verhindern.

Die Menschheit ist definitiv deutlich weniger schlau als sie allgemein so von sich annimmt.

Unbedingte Lese-Empfehlung, auch wenn das nicht wirklich ein Vergnügen ist.

Meine Woche

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Gesehen: „Charlie Says“ (2018) von Mary Harron. 3 junge Frauen werden im Zusammenhang mit den berüchtigten Manson Morden zu lebenslanger Haft verurteilt. Film über eine Studentin die als Lehrerin mit den 3 Frauen arbeitet. Sehenswert.

Prospect“ (2018) von Christopher Caldwell/Zeek Earl mit Sophie Thatcher. Eine junges Mädchen und ihr Vater reisen zu einem abgelegenen außerirdischen Mond um nach Reichtümern zu jagen. Habe gelernt, ich kann mit dem Genre „Space-Western“ nix anfangen. Mochte aber die Ästhetik und Atmosphäre des Films.

Killing Eve“ (2019) Season 2 mit Jodie Comer und Sandra Oh beendet. Einfach nur genial. Ganz tolle Serie, kann mir aber kaum vorstellen, ob man das Konzept noch eine weitere Season hinbekommen kann.

Gehört: Bodhi Labyrinths – Velvet Kills, Story – Magdalena Bay, Surrender – IAMX, Effektology – Noveller, Suicide by Star – God is an Astronaut, Va Tacito – Georg Friedrich Händel

Gelesen: Wer bin ich – unser Erscheinungsbild erzählt viel darüber wer wir sind, How Billie Eilish rode teenage weirdness to stardom, famous scientists didn’t work long hours, living and cooking in China under Corona Virus lockdown, diesen Artikel über den Nizza-Moskau-Express

Getan: geboxt, Yoga geschwänzt, die letzte Woche im Büro verbracht und mich im Homeoffice eingerichtet

Geplant: to stay the fuck home

Gegessen: diese Woche habe ich mal gekocht: Rotes Thai Curry, Spaghetti Napoli und ein Gemüse-Stir Fry

Getrunken: nix spannendes

Gefreut: über Katharina Herrmanns „Dichterinnen und Denkerinnen“ vom Reclam Verlag und über die Erstattung des Flugpreises für unseren Singapur-Flug

Geweint: nein

Geklickt: auf die Superbowl Werbung mit Katie Sowers, auf die Milchstraße zum zoomen, Stegosaurus tracks on the Isle of Syke

Gestaunt: über diese Raupe und diese Bärtierchen

Geärgert: nein

Gelacht: ich jeden Morgen momentan, meine Hände nach dem 1000. Händewaschen pro Tag,

Gewünscht: eine hohe Wahlbeteiligung heute in Bayern und unter 5% für die bekloppte AFD

Gefunden: nix

Gekauft: ein paar neue Laufschuhe

Gedacht: Ein großes Dankeschön an das medizinische Personal weltweit und
„You won’t ever know if what you did personally helped. That’s the nature of public health. When the best way to save lives is to prevent a disease rather than treat it, success often looks like an overreaction.” – Fred Rogers

Underground Railroad – Colson Whitehead

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Dieses Buch ist ein sehr intensives Lese-Erlebnis voller Mut, Brutalität und Hoffnung. Es ist die Verurteilung eines der abscheulichsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit – die Sklaverei und es gibt eindringliche, schreckliche Beschreibungen der Gewalt, die den Sklaven angetan wurde.

Das Buch wurde hinlänglich auf allen möglichen Blogs besprochen, daher werde ich mich etwas kürzer halten.

Die Protagonistin Cora ist eine junge Frau, die ihre Mutter vermisst, teilweise aber auch hasst, weil ihr die Flucht gelang, als Cora noch klein war. Ein junger Mann plant auf ihrer Plantage in Georgia ebenfalls zu fliehen und bietet Cora an, ihn zu begleiten. Zum Teil, weil er glaubt, sie bringe Glück durch die gelungene Flucht ihrer Mutter und zum anderen, weil er gerne in ihrer Nähe ist.

Die Geschichte ist ein schreckliches Katz- und Mausspiel zwischen den brutalen Sklavenjägern und den Entflohenen. In der Geschichte gibt es eine tatsächlich existierende Zuglinie, die im Untergrund fährt und die Flüchtenden unter großer Gefahr von einer Station zur nächsten bringt.

“And America, too, is a delusion, the grandest one of all. The white race believes–believes with all its heart–that it is their right to take the land. To kill Indians. Make war. Enslave their brothers. This nation shouldn’t exist, if there is any justice in the world, for its foundations are murder, theft, and cruelty. Yet here we are.”

Auf der Flucht geben sie sich als freigelassene Sklaven aus und als Leserin erfährt man viel über das Leben der Sklaven im frühen 19. Jahrhundert. Nach ihren ersten Jahren als baumwollpflückende Sklavin und ihrer Flucht arbeitet sie mit gefälschten Papieren als Dienstmädchen für eine weiße Familie in Charleston, als lebendes Ausstellungsstück „Afrikanerin“ in einem gut meinenden Museum, und sie versteckt sich über Monate auf einem Dachboden. Als Frau hat sie es noch einmal schwerer, da sie stets mit sexuellen Übergriffen rechnen muss auf ihrem Weg von Georgia über North und South Carolina, Tennessee bis schlussendlich nach Indiana.

“Slavery is a sin when whites were put to the yoke, but not the African. All men are created equal, unless we decide you are not a man.”

Die Geschichte zeigt die verschiedenartigen Misshandlungen und Beschimpfungen, denen die Schwarzen ausgesetzt waren, bis hin zu den nicht gerade selten vorkommenden Morden. Es ist aber nicht nur die Geschichte von zermürbender brutaler Arbeit und teuflischen Sklavenhaltern, es geht auch darum, wie sehr auf freie Sklaven Jagd gemacht wurde, um die Lügen der Besitzer, die Freiheit versprachen und diese Versprechen dann brachen. Es geht um das falsche Spiel, das weiße Ärzte mit unwissenden Schwarzen trieben, in dem sie eugenische Experimente an ihnen vornahmen, um die ständige Sorge der Schwarzen um ihre Familienmitglieder, nicht nur die der Eltern um ihre Kinder, auch umgekehrt, wenn freigelassene oder geflohene Kinder sich verzweifelt fragen, was aus ihren alten Eltern auf den Plantagen werden wird.

Man spürt die immense Recherche, die der Autor für dieses Buch betrieben hat. Ich habe viel gelernt. Das ist kein einfaches, aber ein wichtiges Buch. Einzige Kritik meinerseits, teilweise waren die Charaktere etwas zweidimensional.

Das Buch hat den Pulitzer Preis definitiv verdient und das war mit Sicherheit nicht das letzte Buch, das ich von ihm gelesen habe. Ich hatte es im Übrigen zuerst auf Englisch versucht, war aber froh, als mir dann eine deutsche Ausgabe des Buches zulief, das hat mir die Lektüre in diesem Fall definitiv einfach gemacht.

Meine Woche

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Gesehen: „Thelma“ (2017) von Joachim Trier mit Eili Harboe und Kaya Wilkins. Atmosphärisch-düsterer Thriller aus Norwegen. Unbedingt ansehen.

And soon the Darkness“ (1970) von Robert Fuest mit Pamela Franklin und Michele Dotrice. Überraschend spannender Thriller um zwei Frauen auf Radl-Urlaub in Frankreich.

I can’t think straight“ (2008) von Shamim Sarif mit Lisa Ray und Sheetal Sheth. Etwas hölzerne Love Story aber mit meinem Lieblings-Dialog: „I’m gay.“ – „But I’ve only been gone two hours!“

Gehört: Machine Learning Experiments – Boy Harsher, Hirudin – Austra, Color deceives continously – Christopher Bissonette, Tower of Glass – Ladytron, Ready Shaking Silent – Hundreds

Gelesen: Rebecca Solnit on how younger feminists shifted her understanding, Corona-Virus lockdown in Wuhan is hell, Is the future of french feminism female, dieses Interview mit Kim Gordon, how urban architecture has expanded and constrained women’s freedom to live independently and without men und why we need difficult women

Getan: das letzte Bootcamp geleitet, Yoga gemacht und geboxt, eine schöne Date-Night am Freitag

Geplant: leider nicht zur Buchmesse fahren

Gegessen: sehr gut im uigurischen Restaurant Taklamakan  und sehr leckere Rote Beete Falafel Wraps

Getrunken: einen sehr guten Saffredi 2015

Gefreut: über ein Klassik Buch Paket vom Fischer Verlag

Geweint: nein

Geklickt: auf Mary Beards „Shock of the Nude„, dieses berührende Video und Ella Al-Shamahi on Fossil Hunting in the Yemen

Gestaunt: über die Geheimtür im britischen Parlament

Geärgert: über leer fliegende Flugzeuge

Gelacht: ic liebe die Kolumnen von A. L. Kennedy in der SZ,  über Herrn Steinmeiers humorvolle Rede, dieses Fenster und was im Kühlschrank gerade wirklich los ist

Gewünscht: dieses Sideboard, diese Schalen, dieses Wohnzimmer

Gefunden: nix

Gekauft: Quallen-Aufdrucke für die Kacheln im Bad

Gedacht: “Even with my back against the wall—I don’t give up!” // Captain Marvel

Stefan Zweig

Lassen wir uns nicht beirren durch alle Unvernunft und Unhumanität der Zeit,
bleiben wir dem zeitlosen Gedanken der Humanität treu – es ist nicht so schwer!
Überall können einige Menschen, die guten Willens sind, das Wunder vollbringen,
sich zu verstehen // Stefan Zweig, 1936

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Der wunderbare Topalian & Milani Verlag hat mit den beiden Novellen „Der Amokläufer“ und „Episode am Genfer See“ nach Buchmendel und die unsichtbare Sammlung wieder ein absolutes Schmuckstück auf den Markt geworfen.

In Meyers Konversations-Lexikon aus dem Jahr 1888 heißt es dazu:

Amucklaufen (Amoklaufen, vom javan. Wort amoak, töten), eine barbarische Sitte unter mehreren malaiischen Volksstämmen, zum Beispiel auf Java, besteht darin, dass durch Genuss von Opium bis zur Raserei berauschte, mit einem Kris (Dolch) bewaffnet, sich auf die Straßen stürzen und jeden, dem sie begegnen, verwunden oder töten, bis sie selbst getötet oder doch überwältigt werden.“

Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts glaubte man, dass Amokläufer nur im Vollrausch ihre Tat begingen.

Die Geschichte in „Der Amokläufer“ dreht sich um die plötzliche heftige Leidenschaft eines deutschen Arztes, der in einer holländischen Kolonie in Asien arbeitet für eine schöne englische Frau, die ihn um einen sehr speziellen Gefallen bittet.

Die irre Besessenheit und die verzweifelte Suche nach einer Lösung für das Problem der jungen Frau (nachdem er sie zunächst versuchte sie sexuell zu erpressen), ergeben eine sehr dramatische Dynamik der Geschichte, die der Arzt einem Passagier während einer transatlantischen Seereise erzählt. Er arbeitete als Arzt in Indonesien, fühlt sich dort aber gefangen „wie die Spinne im Netz“. Das Auftreten einer Frau und ihre kühle Überlegenheit reißen ihn aus seiner Lethargie. Er dreht völlig durch und verfolgt die Frau wie ein Amokläufer…

Foto: Topalian-Milani Verlag

„Nur Leidenschaft, die ihren Abgrund findet, läßt deine letzte Wesenheit entbrennen, nur der sich ganz verliert, ist sich gegeben.“

„Der Amokläufer“ wurde 1944 in Mexiko verfilmt. Ich habe einen Ausschnitt aus dem Film gefunden, allerdings ohne Synchronisation:

Was „Der Amokläufer“ und die Geschichte „Episode am Genfer See“ miteinander verbindet, ist das Motiv des Selbstmordes. Ein sensibles Thema, zumal wenn man an Zweigs eigenen Freitod im Jahr 1944 denkt.

Vielleicht hat mich auch deshalb die zweite Geschichte noch mehr berührt, mit ihrem autobiografischen Einschlag. Sie handelt von einem russischen Soldaten, der verzweifelt versucht, nach Hause zu kommen. Urplötzlich treibt er in einem Boot auf dem Genfer See und wird dort von einem Fischer an Land gebracht. Der Mann landet in einer kleinen Dorfgemeinschaft – die ihn schnell loswerden will. Es kommt zu einem dramatischen Verlust von Mitmenschlichkeit und Leben.

Er spricht nur eine allen unverständliche Sprache und es dauert eine Weile, bis ein früher im Ausland lebender Gasthof-Besitzer diese als russisch identifiziert und es ihm gelingt, ihm zumindest rudimentär mitzuteilen, dass der Krieg noch immer andauere und es erst einmal keine Möglichkeit für ihn gibt, nach Hause zurückzukehren.

„Ein Protokoll wurde über den Vorfall aufgenommen und, da man den Namen des Fremden nicht kannte, ein billiges Holzkreuz auf sein Grab gestellt, eines jener kleinen Kreuze über namenlosem Schicksal, mit denen jetzt Europa bedeckt ist von einem bis zum anderen Ende.“

Zweigs Schreibstil ist wahnsinnig elegant, anschaulich und leicht und es verwundert nicht, dass er sehr genau wusste wie man über Verlust, Liebe und Ausweglosigkeit schreibt.

Die wunderschönen Bilder der Novellen stammen von dem Oldenburger Grafiker Michael Hahn.

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Auch die Büchergilde lässt sich nicht lumpen, wenn es um illustrierte Zweig Novellen geht und legt mit „Der Zwang“ ein überaus schönes Exemplar vor. Gelegentlich sind die Büchergilde und ich nicht so kompatibel, was Illustrationen angeht, aber das hier war endlich mal wieder ein Volltreffer.

Ohnehin gehört Zweigs „Der Zwang“ aus dem Jahr 1920 zu einer seiner besten Kurzgeschichten. Es geht darin um Ferdinand, einen Künstler, der in die Schweiz geflohen ist, um dem Kriegsdienst zu entkommen. Als er aber auch dort gefunden wird und ihm seine Einberufungsdokumente zugestellt werden, spürt er einen unüberwindbaren Zwang zu gehorchen, sehr zum Entsetzen und Abscheu seiner Frau.

„Ich weiß es nicht. Vielleicht weil der Wahnsinn jetzt in der Welt stärker ist als die Vernunft. Vielleicht weil ich kein Held bin, eben deshalb wage ich nicht zu fliehen … Man kann das nicht erklären. Es ist irgendein Zwang: ich kann nicht die Kette zerbrechen, die zwanzig Millionen Menschen erwürgt. Ich kann nicht.“

Das amtliche Schreiben übt einen Zwang auf ihn aus, der seine Ehe, seine Freiheit, sein Leben bedroht. Ein Kampf gegen die eigene Feigheit und die Macht militärischer Autorität beginnt. Die Erstausgabe von Zweigs Der Zwang erschien 1920 und der Künstler Frans Masereel, engagierter Kriegsgegner, fertigte für den pazifistischen Text Holzschnitte an. Die Künstler verband eine Freundschaft, die sich neben gegenseitiger Bewunderung der künstlerischen Fähigkeiten auch auf persönlicher Ebene entwickelte.

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Foto: Büchergilde

Die Spannungen, die sich durch Ferdinands Pflichtgefühl auf der einen Seite und seine pazifistischen Überzeugungen ergeben, sowie die Liebe zu seiner Frau sind auf jeder Seite dieser kurzen Novelle spürbar. Die Holzschnitte scharfkantig und bedrohlich.

Die Geschichte ist voller Spannung, Melancholie und hat – mit Ferdinand – den wohl  romantischsten und emotionalsten Protagonisten, den Zweig je geschaffen hat.

„Frei schwang sich ihr Herz in die ewige Freiheit der Dinge, erlöst von der Wirrnis der Worte und der Menschen Gesetz.“

Wer von Stefan Zweig gar nicht genug bekommen kann, dem empfehle ich diesen Beitrag über seine Meistererzählungen

Zwei Bücher, die ich euch unbedingt ans Herz legen möchte. Man kann einfach nie genug Stefan Zweig lesen und mit diesen beiden Bänden habt ihr zusätzlich noch ein paar wirkliche Schmuckstücke im Regal stehen.

Meine Woche

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Gesehen: Persepolis (2007) von Vincent Paronnaud und Marjane Satrapi. Großartige Verfilmung der gleichnamigen Graphic Novel.

Wonderstruck“ (2017) von Todd Haynes mit Millicent Simmonds, Oakes Fegley und Julianne Moore. Geschichte um zwei Kinder die 50 Jahre auseinander leben, aber ein mysteriöse Verbindung zu haben scheinen. Eher ein Kinderfilm, hat mir aber gut gefallen.

Gehört: Alcina „Ombre pallide“ & Mi restano le lagrime – Georg Friedrich Händel, Drift Ten – The Echelon Effect, The Kissing – Little Scream, I’ve been loving too long – Otis Redding, Vladimir’s Blues – Max Richter und Spiegel im Spiegel – Arvo Pärt

Gelesen: dieses Interview mit Hilary Mantel, ein Winter am Baikalsee, dieses Interview mit Céline Sciamma und diesen Artikel über Igor Levit, diesen Artikel über Anna Kavan und Jill Lepore on the last time democracy almost died

Getan: eine ganze tolle Abschiedsparty in Dortmund gefeiert, Alcina in der Oper am Rhein in Düsseldorf gehört, zum boxen gegangen und unseren Singapur-Trip gecancelt.

Geplant: mein letztes Bootcamp erfolgreich durchführen

Gegessen: wahnsinnig guten Ramen im Takumi, sehr leckeres Tawa Chicken Khurchan im Madam Chutney

Getrunken: Hövels

Gefreut: über die vielen vielen lieben Worte zum Abschied und meine Mond-Lampe

Geweint: yep

Geklickt: Be a lady – Cynthia Nixon, besser kann man Durchhaltevermögen  nicht zeigen

Gestaunt: über diese Violinistin die während ihrer Hirn-OP Geige spielte

Geärgert: nein

Gelacht: Survival Tip: If you get lost in the woods, start talking about politics and someone will show up to argue with you.

Gewünscht: diese Lampen, diese Tasse, dieses Haus

Gefunden: nix

Gekauft: Operntickets für Castor et Pollux von Rameau

Gedacht: „If it is right, it happens. The main thing is not to hurry. Nothing good gets away“ // John Steinbeck