Meine Woche

 

DASRenoXcAA2Mn5Gesehen: „The Untamed“ (2016) von Amat Escalante. Sehr abgefahrener mexikanischer Sci-Fi/Horror-Streifen mit viel Alien-Sex und Musik die an Arrival erinnerte.

I, Daniel Blake“ (2016) von Ken Loach. Puh der hat mich wirklich mitgenommen, heftiger Film über die Arroganz des Staates gegen Bedürftige. Eine Ohrfeige für Tories und den Neoliberalismus.

Near Dark“ (1987) von Kathryn Bigelow mit Bill Paxton. Spannende Mischung aus Vampir-Western-Gangster-Movie mit Kult-Charakter.

Before I Wake“ (2016) von Mike Flanagan. Übernatürlicher Phantasy-Horror-Film, den ich eher traurig als gruselig fand. Die Träume eines kleinen Waisenjungen manifestieren sich nachts und das bringt allerlei Unheil mit sich.

Gehört:  „Man of War“ – Radiohead, „Wetlands“ – Dune Pilot, „Zaris“ – Mooncake, „Forever and a day“ – Syndrome, Sugar for the Pill – Slowdive, „New Dusk“ – Kepier Widow, „Starlight Glooms“ – Stag Hare, „Foundations“ – Irving Park,

Gelesen: Mein Interview zum Thema „How Gender Diversity in Tech impacts Results“, The new subtle ways the rich signal their wealth, Welchen Fakten können wir trauen, erste Erfolge in der Medizin durch Gen-Editierung und diesen Artikel über Dorothy Parker

Getan: „geeking out hard“ beim Abschiedsdinner eines lieben Kollegen in Dortmund, ein paar wirklich gute Gespräche/Meetings, den Bookclub besucht, gelernt wie man eine Wachmaschine anschließt, ein Baby auf dem Schoss gehabt, im Kino gewesen und Cocktails getrunken

Geplant: den Skill-Matrix-Knoten durchhauen

Gegessen: Glasnudelsalat

Getrunken: Granatapfel-Negroni

Gelacht: Don’t look at me in that tone of voice

Geärgert: über den Freispruch im Zusammenhang mit der Ermordung von Philando Castile

Gefreut: über ein sehr cooles Batman-Kissen – danke Ela 🙂

Gewünscht: diesen Tisch, dieses Tshirt, diesen Cocktail

Geklickt: auf das Blog-Projekt „100 Days without Fear„, auf diesen Schottland-Roadtrip, auf dieses Interview mit Thom Yorke und auf dieses coole Augmented Reality-Video

Gekauft: Klamotten für die Hochzeit von Freunden

Gefunden: gleich zwei free libraries: am Münchner Flughafen und in Dortmund

Gewundert: wie heiß es in der Dachgeschoss-Hölle werden kann

Here I Am – Jonathan Safran Foer

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Vor ein paar Monaten war ich auf einer Lesung von Jonathan Safran Foer im Literaturhaus München und schwer überzeugt davon, dass ich sein neues Buch „Here I Am“ nicht kaufen und lesen werde. Zu dick, zu viel Religion, die Besprechungen in anderen Blogs überzeugten mich eigentlich immer mehr: garantiert ein tolles Buch, aber nicht für mich.

Bis ich dann in der Lesung saß und einfach nicht anders konnte, mich dem Sog von Foers Sprache und Wortwitz ergab (Steven Spielbergs Penis war wahrscheinlich auch nicht unschuldig daran) und ich die Gattin zum Buchkauf an den Büchertisch vor dem Saal entsendete, während ich mich brav wartend in die lange Reihe der Autogramm-Bittsteller einreihte.

Foer wird immer gerne wieder als überschätzt und elitär betitelt, mir erschließt sich einfach nicht warum, mittlerweile ist es mir aber sehr egal, vielleicht es es für mich sogar eher ein hilfreiches Label, mit dem ich Autoren finden kann, die mir gut gefallen.

In „Here I am“ geht es um eine Familie, die in Washington DC lebt. Jacob und Julia Bloch sind seit 16 Jahren verheiratet und haben drei Söhne, Sam, der mitten in der Pubertät und kurz vor seiner Bar Mitzvah steht, die er eigentlich auf gar keinen Fall machen möchte, den elfjährigen Max und den fünfjährigen altklugen, wunderbaren Benjy, den ich am liebsten adoptiert hätte. Die Jungs sind definitiv häufig deutlich weiser als ihre Eltern, die sich mehr und mehr voneinander entfernen.

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Die Geschichte dreht sich um das dann doch irgendwie plötzliche Ende der Ehe, Sams ungewollter Bar Mitzvah sowie den Unruhen und Kriegswirren in Israel. „Here I Am“ ist ein Familien-Puzzle, raffiniert zusammengefügt, mit wunderbaren Dialogen und cleveren Sätzen, ich kam aus dem Unterstreichen gar nicht mehr heraus.

“In sickness and in sickness. That is what I wish for you. Don’t seek or expect miracles. There are no miracles. Not anymore. And there are no cures for the hurt that hurts most. There is only the medicine of believing each other’s pain, and being present for it.”

Ich habe selten eine so glaubhafte, realistische Beschreibung über die Auflösung einer Beziehung gelesen und ich wußte schon nach den ersten Sätzen wieder, warum ich Foer so gerne lese. Mir lief es vor Begeisterung oft eiskalt den Rücken runter, ich war ganz fassungslos, wie er es immer wieder schafft Situation in Worte zu fassen, die mir irgendwie klar waren, die ich aber bis dahin einfach nicht hätte formulieren können.

“Without context, we’d all be monsters.”

The difference between conceding and accepting is depression.”

“Good people don’t make fewer mistakes, they’re just better at apologizing.”

“Between any two beings there is a unique, uncrossable distance, an unenterable sanctuary. Sometimes it takes the shape of aloneness. Sometimes it takes the shape of love.”

Über die irre komische Passage rund um den Penis von Steven Spielberg habe ich hier ja schon mal ausführlicher berichtet. Es ist nicht die einzige Stelle, die den berühmten jüdischen Humor wunderbar zur Geltung bringt.

Seit meinem Besuch in Israel Anfang des Jahres machten die Kapitel rund um Politik und Nahost-Krise und den daraus entstehenden Konsequenzen für mich deutlich mehr Sinn. Dennoch hat mich die Familiengeschichte selbst etwas mehr interessiert und mir hat sich die Vermischung dieser beiden Storylines nicht hundertprozentig erschlossen.

Es ist nicht einfach, diesen Roman nicht teilweise als Dramatisierung seiner eigenen Trennung von Nicole Krauss zu lesen. Ein kluger, unterhaltsamer sehr persönlicher Roman, melancholisch und zum Ende hin schon ganz schön heartbreaking. Vielleicht ein bisschen viel Religion für meinen Geschmack, aber das ist schon rumnörgeln auf hohem Niveau. Unbedingt lesen 🙂

Eine weitere positive Rezension findet ihr bei Buzzaldrins.

Das Buch ist auf deutsch unter dem Titel „Hier bin ich“ bei Kiepenheuer & Witsch erschienen.

Meine Woche

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Gesehen: „13th“ (2016) von Ava DuVernay. Tiefgehende Analyse des US Strafvollzugssystem und der systematischen ethischen Diskriminierung. Unbedingt ansehen, ist schockierend, heftig und macht echt wütend.

„Inherent Vice“ (2014) von Paul Thomas Anderson mit Joaquin Phoenix. Verfilmung von Thomas Pynthons Roman, der mir so viel besser gefallen hat als ich je vermutet hätte. Toller Soundtrack.

Eternal Sunshine of the Spotless Mind“ (2004) von Michel Gondry mit einem ausnahmsweise gar nicht nervenden Jim Carry und einer ganz wundervollen Kate Winslet. Abgefahren und wunderschön.

Gehört:  „Sacrifice & Bliss“ – Anno Birkin, „Vitamin C“ – Can, „Spooks“ – Johnny Greenwood, „Coolverine“ – Mogwai, „Smoke and Mirrors“ – Kikagaku Moyo, „Spinae“ – Duct Hearts, Ya tog rid pa’i gyer – Phurpa und die grandiose Vertonung von Virgina Woolfs Texten von Max Richter

Gelesen: Zadie Smiths‘ Ode an die Bibliomanie, wie Designer sich Science Fiction Welten vorstellen, Is Accelerationism a great or dangerous idea, warum Mercedes Lauenstein nicht mehr verreisen muss,

Getan: den Lendenwirbel wieder einrenken lassen (aua), einem Science Slam gelauscht, mich tränenreich von Bonnie verabschiedet, viel über Design und Websites erfahren

Geplant: Academy 2.0

Gegessen: Pizza Buffalina

Getrunken: Aperol Sprizz

Gelacht: über den Titel meiner Autobiografie

Geärgert: den ganzen Samstag auf eine Waschmaschine zu warten die bis 14.00 Uhr geliefert werden sollte und dann doch nicht kam

Gefreut: endlich keine Schmerzen mehr, über eine Book-Nerd Tasche mit 3 spannenden Büchern und Post aus dem Norden

Geheult: über den fürchterlichen Hochhaus-Brand in London

Gewünscht: dieses Bett-Shelfie, einen Bildband von HR Giger, dieses Arbeitszimmer

Geklickt: auf den Podcast von npr zur Verhandlung des Polizisten der im Juli 2016 einen schwarzen Jungen erschossen hat, auf dieses Interview mit Jennifer Doudna zu Evolution accelerated und Crispr-cas9

Gekauft: Musik

Gefunden: nix

Gewundert: über die unglaublich vielen coolen Tattoos in der Design & Creative Community

#Lithund: Timbuktu – Paul Auster

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Timbuktu ist kein typischer Auster-Roman, wir leben im Kopf des Hundes Mr. Bones und Mr. Bones wiederum ist kein typischer Hund. Er lebt zwar in der Welt der Gerüche, liebt sein Herrchen Willie und seine Spaziergänge, doch ist er ein ziemlich nachdenklicher Geselle und verdammt clever. Er versteht jedes Wort und ist frustriert, dass er nicht antworten kann.

Willie G. Christmas ist ein herzensguter lädierter Mann, Sohn von Holocaust-Überlebenden. Er schreibt Gedichte, leidet an gelegentlichen Wahnvorstellungen, ist obdachlos und mit seiner Gesundheit geht es stetig bergab.

Der Leser begleitet die beiden auf einem Road Trip nach Baltimore, wo Willie Bea Swanson, seine geliebte High School Lehrerin, zu finden hofft. Ihr will er nicht nur seinen riesigen Stapel unveröffentlichter Manuskripte überreichen, sondern sondern idealerweise auch Mr Bones, wenn Willie den Swan Song hört und nach Timbuktu geht. Timbuktu ist laut Willie auf der anderen Seite des Todes, ein Ort an dem alles wunderbar ist und jeder seinen Frieden findet.

Es verläuft nicht alles so, wie Willie es sich erhofft. Während Mr Bones durch die Straßen wandert und immer wieder wechselnde Eigentümer hat, kommentiert er scharf und kompromisslos die grausame und heuchlerische Gesellschaft. Hier ist der Hund der wirkliche Underdog, eine glückliche Familie eine Utopie und echte Freunde selten, aber dafür um so wichtiger.

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“That’s all I’ve ever dreamed of, Mr. Bones. To make the world a better place. To bring some beauty to the drab humdrum corners of the soul. You can do it with a toaster, you can do it with a poem, you can do it by reaching out your hand to a stranger. It doesn’t matter what form it takes. To leave the world a little better than you found it. That’s the best a man can ever do.”

Paul Auster hat eine melancholische, poetische Geschichte geschrieben über den universellen Bund zwischen Mensch und Hund. Auster erinnerte mich in dieser „Stream-of-Conciousness“-Erzählung an Virginia Woolf in ihren zugänglicheren Werken.

“Was this what life was going to be like around here?, he wondered. Were they simply going to abandon him in the morning and expect him to fend for himself all day? It felt like an obscene joke. He was a dog built for companion ship, for give-and-take of life with others, and he needed to be touched and spoken to, to be part of a world that included more than just himself. Had he walked to the ends of the earth and found this blessed haven only to be spat on by the people who had taken him in? They had turned him into a prisoner. They had chained him to this infernal bouncing wire, this metallic torture device with its incessant squeaks and echoing hums and every time he moved, the noises moved with him”

Bonnie war sehr angetan von dieser Geschichte und verteilte vier großzügige Knochen an Mr Bones 🙂

Meine Woche

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Gesehen: „Only Lovers left alive“ (2013) von Jim Jarmusch mit Tilda Swinton und Tom Hiddleston. Kann ich immer wieder sehen. Einer der schönsten Vampir-Filme, schon allein wegen des Soundtracks und diese Detroit-Bilder. Unbedingt ansehen.

The Witch“ (2015) von Robert Eggers. Indie-Horror mit kleinem Budget in nur 25 Tagen gedeht.  Übernatürlicher Hexen-Horror im puritanischen Neu England des 17. Jahrhunderts. Phantastisch. Tolle Bilder, sehr gruselig und der Soundtrack ist ebenfalls unglaublich.

The Discovery“ (2017) von Charlie McDowell mit Rooney Mara. Romantischer Sci-Fi Film in dem das Jenseits wissenschaftlich nachgewiesen wurde. Wurde irgendwie nicht warm mit dem Film, trotz guter schauspielerischer Leistung von Rooney Mara.

„Orange is the New Black“ (2017) Season 5 – Let’s riot 🙂

Gehört:  „Life’s what you make it“ – Placebo, „Harissa“ – Kasbah Rockers, „Under Skin or by Name“ – White Hills, „Red Eyes and Tears“ – Black Rebel Motorcycle Club, „Gamil“ – YAS, „Etimasia“ – Jozef Van Wissem & Jim Jarmusch, „Caleb’s Seduction“ – Mark Korven, „Pink Dust“ – Sqürl

Gelesen: „Mehr Luft für den Aufstieg“ in der Zeit, Das Wochenend Magazin der Berliner Morgenpost von THE HAUS, why the Silicon Valley still doesn’t care about Work/Life-Balance, What Women in Tech really want und wie Künstliche Intelligenzen denken

Getan: Skill Matrix Projekt ready for Kickoff, den geschundenen Rücken versucht in den Griff zu bekommen, am Hochzeitstag mit Bonnie und Wonnie gekuschelt

Geplant: Perspektive zu wechseln

Gegessen: Pide mit Schafskäse-Walnuss-Füllung

Getrunken: Sprudel

Gelacht: How to succeed in business and then die anyway

Geärgert: das ich momentan so anfällig bin

Gefreut: über den Bonnie-Besuch

Gewünscht: den Apple Home-Pod, diese Snake-Plant, den Orphan Black Season 5 pass

Geklickt: „Emotional Furniture“ von Christoph Nieman, auf die Buchempfehlungen von berühmten Leuten und auf das TED Interview mit Yuval Noah Harari

Gekauft: nix

Gefunden: Kurt Andersens „Turn of the Century“ im Offenen Bücherschrank

Gewundert: über die größte Qualle der Welt

Short and Sweet – Gemischte Tüte

Short and Sweet kommt ja oft, wenn ich ein bisschen faul bin für elaborierte Rezensionen, das soll gar nicht wertend sein den Büchern gegenüber, die ich dann nur kurz bespreche. Habe mal die liegengebliebenen der letzten Wochen (und einmal fast schon Monate) zusammengesucht, damit ich sie endlich ins Regal räumen kann und sie aufhören, mich so vorwurfsvoll anzuschauen.

Mein großes Highlight in diesem Stapel war „Night Film“ von Marisha Pessl, eine Autorin, die mit ihrem Debut „Special Topics in Calamity Physics“ vor ein paar Jahren für ordentlich Aufsehen in der Literaturbranche sorgte. Zusammen mit Jonathan Safran Foer galt sie als literarisches Wunderkind, wurde aber gleich auch mit ihm als Vertreterin der „Streber-Literatur“, der show-offs, in einen Topf geworfen.

Ich mochte ihr Debut sehr, mag auch Safran Foer und daher haben mich diese Spitzen überrascht, habe sie aber weitestgehend ignoriert und war erfreut, dass ein weiterer Roman von ihr erschienen ist, der sich dann auch noch mit dem Genre Horror-Film beschäftigt. Die Aufmachung erinnert entfernt an Mark Z Danielewskis „House of Leaves“ und die Geschichte um den Selbstmord der Tochter des mysteriösen Horrorfilm-Regisseurs Stanislav Cordova, der seit über 30 Jahren nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen wurde, hatte für mich definitiv Pageturner-Qualitäten.

“Mortal fear is as crucial a thing to our lives as love. It cuts to the core of our being and shows us what we are. Will you step back and cover your eyes? Or will you have the strength to walk to the precipice and look out?“

Nicht wirklich gruselig, aber düster und atemberaubend spannend, ein Thriller der Extraklasse, der Lust aufs Gruseln macht.

„Solitaire“ von Kelly Eskridge entführt uns in eine nicht all zu weit entfernte Zukunft, in der es tatsächlich endlich Weltfrieden gibt. Als Symbol der Hoffnung wurden alle Kinder, die genau in der Sekunde geboren wurden, als die Friedensverhandlungen beendet wurden, zu „Hopes“ ernannt und werden auf ihre Rolle als künftige Aushängeschilder der globalen Administration vorbereitet.

Die „Hope“ des weltweit einzigen Konzernstaates ist Ren „Jackal“ Seguara. Als Ren für eine fürchterliche Katastrophe die Schuld gegeben wird, bricht die Ko Corporation, ihr Heimatland sozusagen, jegliche Verbindung mit ihr ab und verurteilt sie zu einer fürchterlichen Strafe. Sie wird im Rahmen eines Experiments in eine Virtual Reality Isolationshaft gebracht, wo sie die nächsten 8 Jahre allein in ihrem Geist eingesperrt wird, ohne jeglichen Kontakt von außen.

„When we are left all alone is that when we find out who we truly are?“

Was mir an diesem stylischen Sci-Fi Roman unter anderem gut gefallen hat, war die absolute Selbstverständlichkeit mit der Ren eine Freundin hat und das auch ohne große Liebesdramen oder Dreiecksgeschichten, sondern von der ersten Seite an war klar, dass sie mit Snow zusammen ist. Eine willkommene Abwechslung.

Richtig kaugummibunt wird es dann bei „Knallmasse“ von Ulrich Holbein, einem durchgeknallten Science-Fiction Märchen. Klingt als hätte es George Orwell mit Lewis Carroll geschrieben, nachdem sie sich durch Aldoux Huxleys komplette LSD-Vorräte gearbeitet hatten.

Eine Zusammenfassung erscheint mir ziemlich unmöglich daher kupfer ich mal die Kurzbeschreibung auf dem Buchrücken ab um hier ordentlich Appetit auf diesen Roman zu machen, der im Übrigen bereits 1993 erschienen und liebevoll illustriert vom Humunculus Verlag wieder aufgelegt wurde.

„Es knallt und zwischt. Roboter Knallmasse lebt mit seinesgleichen im Staat des Dröhnens DeziBel, wo man das Klobige, Harte schätzt und das Weiche, Runde verabscheut. Als sich jedoch durch einen Sportunfall siene Weltsicht verkehrt und er dem Organischen plötzlich zugetan ist, hat er den Platz in sienem bisherigen Lebensraum verwirkt. Der Staatsapparat macht unterbittlich Jagd auf den Abweichler. Mit zwei menschenähnlichen Wulwiletten gelingt Knallmasse die Flucht ins kunterbunte Weltall, wo ein Abenteuer komischen Ausmaßes auf sie wartet.“

Ich danke dem Humunculus-Verlag für das Rezensionsexemplar.

Kluge Gedanken für Leserinnen in allen Lebenslagen aus dem Elisabeth Sandmann Verlag ist eine Hommage an die lesende Frau und ich habe darin für meine Serie „Awesome People (Binge)Reading auf Facebook noch ein paar sehr schöne Motive gewonnen. Die Bilder sind wunderbar, zeigen überwiegend eher unbekanntere Leserinnen in abgefahrenen Positionen, das ganze wird von literaturbezogenen Zitaten geschmückt. Ein Buch das man gerne durchblättert und dass das perfekte Coffee-Table-Büchlein für die lesende Frau von Welt ist 😉

Einzig die Auswahl der Zitate fand ich gelegentlich etwas einseitig, einige Autorinnen sind dutzenfach vorhanden, ein paar, die gut gepasst hätten, fehlen leider gänzlich. Aber das ist jammern auf hohem Niveau, wer noch ein passendes Geschenk für eine Freundin oder sich selbst sucht, der kann hier beruhigt zugreifen.

Mein letztes Buch für heute hätte ganz wunderbar in die Short and Sweet – Illustre Runde gepasst, da hatte ich es allerdings noch nicht, aber so ein Geburtstag sorgt ja immer wieder für Neuzugänge und somit habe ich jetzt auch Haruki Murakamis „Schlaf“ in meiner Sammlung.

„Der Zustand, in dem ich in dieser Welt lebte und existierte, war wie eine vage Halluzination. Bei einem Windstoß, glaubte ich, würde mein Körper bis ans Ende der Welt geweht, an einen Flecken am Ende der Welt, den ich nie gesehen und von dem ich nie gehört hatte. Ewig wären mein Körper und mein Bewusstsein voneinander getrennt.“

Illustriert wurde es wieder mehr als genial von der wunderbaren Kat Menschik. Die Geschichte handelt von einer Frau, die seit siebzehn Tagen absolut kein Auge zumachen kann. Während Mann und Sohn nachts schlafend in ihren Betten liegen, beginnt für die namenlose Erzählerin ihr zweites Leben, das bald deutlich aufregender ist, als ihre immer gleichförmigen Tage.

Die 30jährige erzählt niemandem von ihrer Schlaflosigkeit, einzig der Leser erfährt davon. Es gibt keine Anzeichen von einsetzendem Wahnsinn oder anderen üblichen Symptomen nach einer derart langen Zeit der Schlaflosigkeit. Murakami hat sich ganz sicher intensiv mit dem Thema beschäftigt, ich fand die Idee unglaublich spannend, muss aber sagen, es handelt sich meines Erachtens um eine etwas schwächere Geschichte vom Meister. Aber auch hier jammern auf hohem Niveau. Ein Buch das jeder Murakami-Fan in seiner Sammlung braucht und spätestens in der nächsten schlaflosen Nacht werde ich es noch einmal hervorholen…

Das wars für heute meine Lieben. Hier noch mal kurz in der Übersicht die besprochenen Bücher dieser Short und Sweet Folge:

  • Marisha Pessl – Night Film. Im deutschen unter dem Titel „Die amerikanische Nacht“ im Fischer Verlag erschienen
  • Kelley Eskridge – Solitaire. Bislang nicht auf deutsch erschienen. Ansonsten im Small Bear Verlag.
  • Ulrich Holbein – Knallmasse. Erschienen im Homunculus Verlag
  • Kluge Gedanken für Leserinnen in allen Lebenslagen. Erschienen im Elisabeth Sandmann Verlag
  • Haruki Murakami – Schlaf. Erschienen im Dumont Verlag.

Meine Woche

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Foto: Wonnie

Gesehen: „In the Mood for Love“ (2000) von Wong Kar-Wei. Der beste Film für eine schwüle Sommer Gewitter-Nacht. Nach wie vor einer meiner liebsten. Unbedingt ansehen.

Miss you already“ (2015) von Catherine Hardwicke mit Drew Berrymore und Toni Colette. Ein Film über Freundschaft und den Kampf gegen eine tötliche Krankheit. Unsentimental, stellenweise auc komisch, aber das Thema bleibt schwierig für mich.

Mary & Marsha in the Manor of Madness“ (2017) Kurzfilm von Kris Theorin „Scooby-doo chases in H.P. Lovecraft“

Gehört:  „I Promise“ – Radiohead, „Tales“ – Chasing Monsters, „Hypervelocity“ – Xenon Field,  „Saudade“ – Set and Setting, „The Western Lands“ – BARST, „Snowfall“ – God is an Astronaut,

Gelesen: „Why it’s so hard to admit that you’re wrong“ and „You’re not going to change you’re mind“ in der NY Times, Visiting Twin Peaks, Secrets that Truman Capote took to the Grave, Interview mit dem Philosophen Bernhard Pörksen über Wahrheit und warum Stillstand uns irritiert.

Getan: mit Freunden im Biergarten Geburtstag gefeiert, ein erfolgreiches Bootcamp durchgeführt, an der Isar in der Sonne gelegen und im Mangostin erlesen gebruncht

Geplant: nach Kreta fahren

Gegessen: einmal quer durchs asiatische Büffet

Getrunken: Augustiner

Gelacht: The only thing that stands between me and total happiness is reality

Geärgert: eine Hexe hat auf mich geschossen und ich fühl mich wie ein Fragezeichen – nicht sexy

Gefreut: über die vielen lieben Menschen die mit mir Geburtstag gefeiert und mir gratuliert haben und die wunderbaren Geschenke

Geweint: über die nicht enden wollenden Terror-Anschläge überall in der Welt und Trumps Klimaabkommen Fuckup

Gewünscht: diesen Servierwagen, diese Balkon-Ecke, diese Leinen-Sommerdecken

Geklickt: auf die Sci-Fi Ausstellung im Barbican in London, auf diese Cooking-Hacks, auf diesen wunderschönen Teaser „These Islands“ über die britischen Inseln und auf diese Fotos die Stereotype auf den Kopf stellen

Gekauft: ein paar Runden Bier

Gefunden: ein Mikrofon und eine Weltkarte

Gewundert: das es schon zu Augustus‘ Zeiten das Phänomen Fake News gab

The Periodic Table – Primo Levi

Review by Lucy IrwinIMG_4783

We are so lucky to have a real Chemist in the Bookclub who was the best ever person to be leading our discussion for Primo Levi’s „The Periodic Table“. She did such a wonderful job at it, that I asked her to do the review for my blog and very kindly she agreed to do it. Thanks a lot Lucy 🙂 Here we go:

The title of this book makes it sound like it should be a dusty old text book and not a first-hand account of the holocaust, the terrifying events leading up to it, and to a certain extent, its aftermath on a man trying to return to normal life.

It was only a matter of time before I’d stumble across Mr. Levi in the grand Venn diagram of interests and circumstances (studying chemistry, living in Germany, interested in modern history).  Thankfully book club also had confidence in the suggestion to read this book and voted to dedicate one of our evenings to it.

Despite its technical title, The Periodic Table is nothing of which a non-chemist (or indeed a non-scientist) should be afraid.  The title refers to a collection of short stories, mostly autobiographical, in which the characters and ideas share the properties of selected chemical elements.  A few are mentioned here.

Argon, an element that is so unreactive due to its happily complete outer “shell” of electrons, was not even discovered until 1894 when a bunch of chemists* wondered about the difference in reactivity of equivalent volumes of atmospheric and laboratory synthesised Nitrogen, the discrepancy in the atmospheric version lying in the presence of a few percent of Argon.  Argon is Greek for “lazy”, and the reference to the inert and lazy forefathers of Levi is not lost on the reader (as was made adequately clear in the bookclub discussion).  It was furthermore agreed that newcomers to the book should start with the chapter Hydrogen, and perhaps leave the chapter Argon until last.

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A recurring theme in the book is that of “impurity”.  Levi ponders (Zinc) that it is

„impurity that gives rise to changes, in other words, to life“

The majority of the stories take place within the backdrop of the Third Reich and the Fascist doctrine of the 1930s onward from which, Levi, being an Italian Jew, was lucky to come away from alive.  Levi analyses the politics of the time with his chemist’s understanding of impurities and matter.  From a chemist’s view it is often all about the “impurity”.  Many brilliant scientific discoveries have arisen serendipitously from the presence of an impurity or two.  Were it not for the fact that the discoverers of Argon did not dismiss this “impurity” in the atmospheric Nitrogen, box 18 of the periodic table would have remained any empty mystery for much longer.  And we’d not have any fluorescent signs.  The book is strewn with references to the control of nature and the definition of “impurity” with its natural importance and the consequences of man’s attempt to remove it.

In today’s fashion for ignoring facts and experts, especially scientists, one of the most prominent passages of the book for me was from the chapter Iron 

 „And finally, and fundamentally, an honest and open boy, did he not smell the stench of Fascist truths which tainted the sky? Did he not perceive it an ignominy that a thinking man should be asked to believe without thinking? Was he not filled with disgust at all the dogmas, all the improved affirmations, all the imperatives? He did feel it; so then, how could he not feel a new dignity and majesty in our study, how could he ignore the fact that the chemistry and physics on which we fed, besides being in themselves nourishments vital in themselves, were the antidote to Fascism which he and I were seeking, because they were clear and distinct and verifiable at every step, and not a tissue of lies and emptiness, like the radio and newspapers?“

 It would seem that Primo Levi’s words are just a relevant today as they were back in the 1930s.

Chapters Cerium and Vanadium are possibly historically the most important.  The first covers life in the Auschwitz camp and the second is Levi’s search for the German chemist in whose laboratory he was made to work for while there.  It was Levi’s training as a chemist that saved his life.  Not only did his skills make it possible for him to make a living selling things on the black market inside the camp and thus make his time there marginally more bearable, it was the fact that he could work in the laboratory that saved him from more back-breaking labour outside in the cold.  After the war, Levi was employed by SIVA, where he became a Technical Director.  Whenever he made trips to Germany, he would meet German businessmen and scientists, furthermore making sure to wear short-sleeved shirts, so that they saw his prison camp number, 174517, tattooed on his arm.

A final word to the themes of Urstoff, matter and transformation primarily covered in the chapters Iron, Nitrogen and Carbon.

„I was just beginning to read German words and was enchanted by the work Urstoff (which means “element”: literally “primal substance”) and by the prefix Ur which appeared in it and which in fact expresses ancient origin, remote distance in space and time).  This Urstoff, however, remains unchangeable: matter is matter, neither noble nor vile, infinitely transformable, and its proximate origin is of no importance whatsoever.  Nitrogen is nitrogen, it passes miraculously from the air into plants, from these into animals, and from animals to us; when its function in our body is exhausted, we eliminate it, but it still remains Nitrogen, aseptic, innocent.“

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Picture: Primo Levi Archive

 This concept is no better illustrated in Nitrogen which recounts a story whereby Levi has been assigned to producing cosmetics from the scrapings off the floor of a hen house: atoms are being transformed by the chemist from something awful to something representing beauty.

The life and indestructibility of matter, and its eternal transformation is more beautifully described in the final chapter, Carbon, which tells the story of a single atom over a period of time.  The atom being first released from the limestone rock that contains it, and goes on a journey of transformation through a plant, the air, a person; a beautiful finale to the book with which this same atom of carbon is responsible for the firing of the synapse in the author’s mind that:

„guides this hand of mine to impress on the paper this dot, here, this one.“

*Rayleigh and Ramsay.  Existence of this further atmospheric gas first suspected by Cavendish in 1785

These notes are taken either directly from the English translation of the book (Penguin) and with help from Wikipedia on historical context.

Das Buch ist auf deutsch unter dem Titel „Das periodische System“ bei dtv erschienen.