The 69 Eyes @Backstage

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Vor ein paar Jahren habe ich die finnischen Vampire mal als Vorband von Within Temptation gehört und dachte immer, da muß doch mal ein ganzes Konzert her. Die trinkfesten, schwarzen Herren machen Laune. Der Sänger ist eine Mischung aus psychotischem Elvis, abgestürztem Nick Cave und einer Prise Billy Idol. Auch wenn ich üblicherweise eher die dunkle Elektrotante bin, ab und an brauchts schrammelnde Stromgitarren.

Bevor die Jungs allerdings auf die Bühne kamen, hat mich die Vorband „Ghost Wolves“ aus Austin/Texas echt überrascht. Eine Drum/Guitar Mann/Frau/Biest-Truppe, die den Laden überraschend aufgemischt hat. Ein roher Garage-Band Sound, bei dem Carley fett und wütend in die Bass-Gitarre haut, während Johnny auf die Trommel einschlägt. Laune machen sie, aber Carleys Stimmchen ist für viele zu viel oder eher nicht genug.Sie klingt wie Betty Boop unter Strom, aber trotz allem hat es mir großen Spaß gemacht. Hier mal eine Kostprobe „Cry Babies

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Dann also die Herren 69 Eyes. Der Opener ist gleich ein Vorgeschmack was uns an diesem Abend erwartet. Schrammende Riffs, dunkel-düstere Lyrics und ein Energielevel, das man bei manch jüngeren Herren dieses Genres häufiger mal vermisst.

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Wer Spaß an dunklem Goth’n’Roll hat ist bei den 69 Eyes gut aufgehoben, sie sind der perfekte Soundtrack für einen abendlangen B-Movie Horrorfilm aus den 50er Jahren. Hier die Tracklist zum Reinhören:

  1. Devils
  2. Love Runs Away
  3. Jet Fighter Plane
  4. Tonight
  5. Wrap Your Troubles in Dreams
  6. Feel Berlin
  7. The Chair
  8. Perfect Skin
  9. The Hills Have Eyes
  10. Gothic Girl
  11. Never Say Die
  12. Dance D’Amour
  13. Brandon Lee
  14. Lost Boys

City of Thieves – David Benioff

 

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Als ich David Benioffs Foto auf dem Buchrücken sah, hielt ich ihn für einen freundlichen, gutaussehenden Surfer-Boy, der, wie es schien, die Geschichte seiner Großeltern aufgeschrieben und einen Überraschungserfolg damit gelandet hatte. So hatte ich das beim Lesen zumindest in meinem Kopf konstruiert und Benioff hat das, zum einen durch die Namensgleichheit seines Protagonisten, als auch durch das Schreiben in der ersten Person auch deutlich unterstützt.

„City of Thieves“, die April-Lektüre unseres Buchclubs ist ein spannender, unterhaltsamer, gut geschriebener Roman über die Belagerung Leningrads während des Zweiten Weltkriegs. Erzählt wird die Geschichte von Lev, einem jüdischen Jungen, der allein in Leningrad zurückgeblieben ist, um die Stadt zu verteidigen und Kolya, einem jungen Soldaten der Roten Armee. Beide landen aus unterschiedlichen Gründen in der gleichen Gefängniszelle und warten dort eine Nacht lang auf den sicheren Tod. Am nächsten Morgen werden sie aber nicht exekutiert, sondern statt dessen ins Haus eines hohen Militärs gebracht und bekommen dort eine ziemliche unlösbare Aufgabe. Sie müssen für den Hochzeitskuchen seiner Tochter 12 Eier besorgen und das im eingeschlossenen Leningrad, wo es nicht einmal mehr Ratten gibt und die Menschen aus alten Büchern „Library-Candy“ basteln, um nicht komplett zu verhungern. Machen Sie das Wunder wirklich und treiben die Eier auf, erhalten sie ihre Lebensmittelrationskarten und ihre Freiheit zurück….

Der Roman zeigt in eindringlichen Bildern wozu Menschen im Krieg fähig sind, wenn sie ums Überleben kämpfen. Lev und Kolya erleben auf ihrer seltsamen, gefährlichen und irgendwie fast schon komischen Suche nach den Eiern unglaubliche Horror-Szenarien. Sie werden mit Tod, Hunger, Kanibalismus, Folter und anderen Schrecken konfrontiert. Die beiden so unerschiedlichen Charaktere, der ernste zurückgezogene Lev und der draufgängerische humorvolle Kolya, der sich aus jeder Situation herausreden kann, entwickeln eine tiefe Freunschaft im Verlauf der Geschichte.

“I’ve always envied people who sleep easily. Their brains must be cleaner, the floorboards of the skull well swept, all the little monsters closed up in a steamer trunk at the foot of the bed.”

“Talent must be a fanatical mistress. She’s beautiful; when you’re with her, people watch you, they notice. But she bangs on your door at odd hours, and she disappears for long stretches, and she has no patience for the rest of your existence; your wife, your children, your friends. She is the most thrilling evening of your week, but some day she will leave you for good. One night, after she’s been gone for years, you will see her on the arm of a younger man, and she will pretend not to recognize you.“

Das Buch liest sich von der ersten Seite an wie ein Road movie. Es ist sehr unterhaltsam geschrieben, ein großes Abenteuer, aber auch ein Lehrstück über die Belagerung Leningrads. Ein Buch, das geradezu nach Verfilmung schreit. Von meiner ursprünglichen Einschätzung David Benioffs als lässiger Surf-Dude, der mit der Erzählung der Geschichte seiner Großeltern einen Überraschungserfolg gelandet hat, lag ich allerdings Lichtjahre daneben.

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Benioff ist mehr ein Midas, der alles in Gold verwandelt, was er anfasst. Er ist nicht nur ein Autor, dessen erstes Buch gleich verfilmt wurde (den grandiosen Film „The 25th Hour müßt ihr euch unbedingt einmal ansehen, das Buch selbst kenne ich nicht), er ist Drehbuchautor unter anderem für „Game of Thrones“ und bekam schon für seinen ersten Drehbuch-Entwurf „Troy“ 2,5 Mio $. Wow. Nicht das stereotype Bild des leidenden Künstlers, der seinen Schmerz genial verarbeitet, sondern eher ein sehr smarter fleißiger Businessman, der genau weiß wie man einen Treffer landet. Erfolgreich, groß, gutaussehend, natürlich glücklich mit einer Schauspielerin verheiratet, 3 Kinder… und man spürt förmlich, dass er jeden Morgen um 6 aufsteht, 10km joggen geht, fürchterlich gesunde Smoothies trinkt und nur Paleo-Kost in den gestählten Körper wirft 😉

Vielleicht ein wenig zu sehr der perfekte Über-Schwiegersohn, ich finde ja tätowierte Surfer spannender, aber ich bin ja nun auch wahrlich keine Schwiegersohn-Expertin. Der Mann kann schreiben, was will man von einem Schriftsteller mehr. Für melancholische Besäufnisse gibt es andere Kandidaten.

Etwas langweilig-unaufgeregt war aber auch unsere Bookclub Diskussion. War nämlich keine. Alle mochten das Buch, gab keine Kontroversen, durchgängig eigentlich sehr gute 3,5 – 4 von 5 Sternen. Der Schokoladen-Kuchen hingegen hat für ziemliche Aufregung gesorgt, doch noch ein zweites Stück oder lieber nicht und wieviele Eier sind da wohl drin? Egal, lecker war er und die Verfilmung des Romans würde ich mir auch gerne anschauen.

PS: To my dear book club friends, in case you wonder why I suggested the book 😉
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Das Buch erschien auf deutsch unter dem Titel „Die Stadt der Diebe“ im Heyne Verlag.

Meine Woche

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Gesehen: „Inception“ von Christopher Nolan. Einer meiner absoluten Lieblingsfilme. Den kann ich immer wieder gucken.

Solaris“ von Andrei Tarkovsky. Russische Verfilmung von 1972, unbedingt anschauen. Phantastische Bilder.

Gehört: „Purple Rain“ von Prince, „Strassen“ von Ascii Disco, Diorama „Refugee„, Inception Time End Theme, „North Star“ – IAMX, The Tiger Lillies „Crack of Doom

Gelesen: dieses Interview mit Michael Maar über Nabokov, diesen Artikel der School of Life zu „Self Esteem“, dieses Interview mit Prince, wie man seinen Kleiderschrank organisieren sollte und diesen Artikel über Women in Tech

Getan: interessante Vorträge auf der Year of the Monkey Konferenz gehört, die Banksy Ausstellung bei 20,- Eintritt mehr oder weniger von aussen bewundert (wirkt aber auch nicht, gehört auf die Straße nicht in eine Galerie), einen Geburtstag nachgefeiert, sehr nette Menschen zum ersten Mal live bzw wiedergetroffen, die Leica Ausstellung noch einmal angeschaut, Bookclub besucht und eine Drone geflogen.

Gegessen: sehr leckere türkische Meze

Getrunken: Raki

Gefreut: über Rosen zum Weltbuchtag

Geärgert bzw getrauert: Prince 😦

Gelacht: Your father is so classless, he could be a Marxist Utopia

Geplant: einen Japan Bücherkoffer

Gewünscht: diese Lampe, diesen Sessel, diese Wanddeko

Gekauft: Comics, ein Buch zum Weltbuchtag und einen Pechkeks

Gefunden: nix

Geklickt: auf diesen Ted Talk zu Licht und Dunkelheit und diesen Ted Talk über Weisheit die man in Büchern finden kann und diesen Talk von Smiley Poswolsky zur „Quarter Life Crisis“

Gewundert: wie hölzern Consultants teilweise präsentieren

Der Zauberberg – Thomas Mann

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Als ich hörte, Thomas Manns „Zauberberg“ wird das Thema der nächsten Literaturhaus-Ausstellung, nahm ich das als Zeichen, mich nun endlich mit diesem Werk zu beschäftigen. Die Kombination aus richtig fettem Wälzer UND Thomas Mann, führten allerdings schon im Vorfeld zu leichter Schnappatmung und das Vorhaben klang für mich schon ähnlich anstrengend wie die Besteigung des Matterhorns.

Wir haben nicht wirklich die besten Erfahrungen miteinander. Bis auf „Tod in Venedig“ bin ich bei all meinen anderen Versuchen an ihm gescheitert oder er an mir, man weiß es nicht so genau. Ich habe sehr viel und sehr gerne über die Famillie Mann gelesen, mag Erika und Klaus besonders gern, in ganz früher Jugend gefiel mir „Der Untertan“ natürlich, aber puh, der stocksteife ewig nörgelige Thomas mit seinen zugegebenermaßen wunderschönen Sätzen, nope bisher wurde das nix.

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Nun also der „Zauberberg“. Ich will es gar nicht so spannend machen, um die Seite 500 herum habe ich aufgegeben. Es war keine Total-Niederlage. Einen Teil des Sogs, des Zaubers dieser melancholisch-fiebrigen Atmosphäre auf dem Berg, der hat mir schon gefallen, dem konnte ich mich nicht entziehen. Aber letztlich bin ich vielleicht doch zu sehr Identifikationsleser und habe es einfach nicht mehr ausgehalten. Ich wollte Hans Castorp einfach nur noch schütteln und aus seinem Liegestuhl werfen.

Auf der Metaebene ist das alles ja auch richtig gut. Diese Betrachtungen der Zeit auf verschiedenen Ebenen, der erfolglose intellektuelle Reifeprozess des Protagonisten, die philosophischen Debatten der Herren Settembrini und Naphta, die doch nur Schwätzer sind und letztlich auch die Entlarvung der Tuberkulose-Heilpraktiken als reine Abzocke und Scharlatanerie. Alles gut, aber 1000 Seiten hätte ich einfach nicht durchgehalten.

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Die Ausstellung im Literaturhaus hat mir aber auf jeden Fall großen Spaß gemacht. Bin in den Genuss einer Führung gekommen, was meinen Erkenntnisgewinn erheblich vergrösserte. Vom ersten Moment an, wenn man mit der Bahn hoch fährt auf den Berg, hatte ich das Gefühl im „Berghof“ zu sein. Selbst gehustet wurde in jedem Raum, man erfährt eine Menge zu den damals üblichen Behandlungspraktiken, kann sich selbst für einen Moment eine Liegekur verordnen und aus dem Fenster auf die tiefverschneite Berglandschaft schauen.

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„Dem Problem der Toleranz dürften Sie kaum gewachsen sein, Ingenieur. Prägen Sie sich immerhin ein, dass Toleranz zum Verbrechen wird, wenn sie dem Bösen gilt.“

Die Sprache ist wunderschön, die Atmosphäre hat mir stellenweise sehr gefallen, immer dann, wenn es leiser und dunkel-morbid wurde.

„Das verstehe ich nicht!“ sagte Hans Castorp. „Ich verstehe es nicht, wie jemand nicht rauchen kann, – er bringt sich doch, sozusagen, um des Lebens bestes Teil und jedenfalls um ein ganz eminentes Vergnügen! Wenn ich aufwache, so freue ich mich, daß ich tagüber werde rauchen dürfen, und wenn ich esse, so freue ich mich wieder darauf, ja ich kann sagen, daß ich eigentlich bloß esse, um rauchen zu können, wenn ich damit natürlich auch etwas übertreibe. Aber ein Tag ohne Tabak, das wäre für mich der Gipfel der Schalheit, ein vollständig öder und reizloser Tag, und wenn ich morgens sagen müßte: heut gibt’s nichts zu rauchen, – ich glaube, ich fände den Mut gar nicht, aufzustehen, wahrhaftig, ich bliebe liegen. Siehst du: hat man eine gut brennende Zigarre – selbstverständlich darf sie nicht Nebenluft haben oder schlecht ziehen, das ist im höchsten Grade ärgerlich – ich meine: hat man eine gute Zigarre, dann ist man eigentlich geborgen, es kann einem buchstäblich nichts geschehen.“

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Musik spielt eine große Rolle im „Zauberberg“, deren Thema wohl die Überwindung der romantischen Todessehnsucht ist. Es wäre also passend eines dieser Musikstücke auszuwählen für diesen Bericht, allerdings bin ich über die wunderbare Elektro-Band „Gas“ gestolpert, die den „Zauberberg“ vertont hat – für mich war das die passende Begleitmusik zum Buch:

„Der Zauberberg“ ist ein monumentales, intellektuelles Werk, das Geduld und langsames, tiefes Lesen erfordert. Thomas Mann entwickelt auf geradezu grandiose Weise ein Gefühl von Zeitlosigkeit mit bewusst ermüdenden Beschreibungen der diversen obsessiven Gemütszustände der Bewohner, ihrer Feindseligkeiten untereinander und der imaginären Liebesaffären.

Die Geschichte selbst ist relativ einfach, die Erzählweise unglaublich komplex und man fühlt sich beim Lesen wie beim Klettern über einen einfach aussehenden, aber verdammt gefährlichen steilen Abhang.

Für Notfälle sollte man ein Sauerstoffgerät dabei haben, die weniger erfahrenen Alpinisten müssen sonst, wie ich, eventuell die Besteigung des Zauberbergs abbrechen.  Die Ausstellung im Literaturhaus kann ich hingegen jedem ans Herz legen. Die ist wunderschön, spannend und für eine Kurz-Liegekur sehr zu empfehlen.

Einen weiteren sehr schönen Bericht über die Ausstellung findet ihr bei Sätze & Schätze.

Der Zauberberg ist im Fischer Verlag erschienen.

Meine Woche

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Gesehen: „Locke“ von Steven Knight mit Tom Hardy. Hätte nie gedacht, dass ein Film der komplett während einer Autofahrt spielt so interessant sein könnte.

Das Leben der Anderen“ von Florian Henckel. Beeindruckender und deprimierender Film über den Stasi-Apparat in der DDR. Mit einem großartigen Ulrich Mühe.

Room in Rome“ – von Julio Medem. Melancholische Liebesgeschichte mit mehr Tiefgang als erwartet.

Betty Blue 37.2“ – von Jean-Jacques Beineix mit Beatrice Dalle. Geschichte einer durchgeknallten unglücklichen Liebe.

Gehört: „Sunday Morning“ – Velvet Underground & Nico, „Courtship II“ – Health, „Can’t handle me“ – Rein, „Shift of Dismay“ – Youth Code, „Düsseldorf“ – Teleman, „The Pop Kids“ – Pet Shop Boys, „Wolves of Winter“ – Biffy Clyro, „Cold to see clear“ – Nada Surf

Gelesen: diesen Artikel über die mysteriösen Bücherstapel in New York, diesen Spiegel-Artikel im Frauen im Film, wie AI gegen tötliche Krankheiten eingesetzt wird, über Hilary Mantels Schreibroutine, den Artikel „Sagt es einfach“ in der Zeit von Yascha Mounk – großartig.

Getan: meine vom Doc empfohlene Schlaf- und Walking-Kur brav befolgt, die Zauberberg Ausstellung im Literaturhaus besucht, die 100 Jahre Leica-Ausstellung „Augen Auf“ angesehen, Bücher ausgemistet (siehe Free Little Library), die Eisbach-Surfer bewundert

Gegessen: den ersten Spargel – sehr lecker 🙂

Getrunken: viel Pfefferminztee und Singapore Sling

Gefreut: habe bei der wunderbaren Amy von einfallsreich ein Buch gewonnen – jetzt lasse ich basteln 😉

Geärgert, nein eher erschrocken: über das Erdbeben in Japan

Gelacht: Art is not a crime unless you do it right

Geplant: die Banksy Ausstellung besuchen, ein Workshop Konzept zum Thema „Digitale Transformation“ erarbeiten und endlich auch ein Kapitel im „Unendlichen Spiel“ lesen

Gewünscht: dieses Bild von Isa Genzken, diesen Nachtschrank, dieses Outfit und diesen Lichtschalter

Gekauft: ein Mini-Gewächshaus, eine Lampe für meine Leseecke und Balkonkästen

Gefunden: den Podcast von Damian Barrs Literary Salon – unbedingt reinhören

Geklickt:auf dieses Video über den Space Elevator, diesen TED Talk zu Erfolgen in der Krebsbekämfpung, diesen TED Talk über Mega-Cities, diesen wie wir auf dem Mars überleben könnten und dieses Video über Hedonismus

Gewundert: wie gut Abstand für mich ist

64 Things You Need To Know Now For Then – Ben Hammersley

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Gibt es ein besseres Gefühl, als das „klick“, wenn ein Puzzleteilchen einrastet, man die  Zusammenhänge erkennt, das dahinterliegende Konzept? Warum ticket die Welt wie sie tickt? Egal, womit ich mich beschäftige, ich finde das „why“ immer so viel interessanter als das „how“. Als mir das Buch vom Wired Chefredakteur Ben Hammersley in die Hände fiel, hatte ich mich innerhalb kürzester Zeit festgelesen in diesen knappen Artikeln, die eine Art Reiseführer ins 21. Jahrhundert bilden.

Kurz und – im positiven Sinne des Wortes – oberflächlich erklärt er die Folgen der Veränderungen unserer modernen Welt, erläutert Innovationen in den Bereichen Technologie, Kultur, Wirtschaft und Politik. Es entzaubert die Cloud, gibt Zugang in den Cyberspace, zu Artificial Intelligence, Bio-Hacking etc.

Das Buch erklärt in kleinen leicht verdaulichen Häppchen, was man heutzutage mit Blick auf Technolgie wissen sollte. Ich fand es überaus interessant und informativ, machte bei einigen Kapiteln Lust, sich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen, bei anderen reichte mir der grobe Überblick.

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“We have gone from people who were attention rich but information poor, to people who are information rich but attention poor.”

“This change in lifestyle is called a spatial fix. …Well, people will be more mobile, there’ll be less property ownership and more access to services and amenities. By giving up the suburban dream we may find ourselves less rooted, but happier.”

Ich habe schon einiges an Büchern aus dem Bereich Zukunftsforschung gelesen und bis zu einem gewissen Grad ähneln sie sich, nichts desto trotz habe ich hier einiges gelernt. Zum Ende hin flacht es etwas ab und etwas mehr Tiefe hätte doch gut getan, aber es ist auf jeden Fall eine gute Checkliste der Dinge, mit denen man sich näher beschäftigen sollte.

Robot Evolution 02: Seoul Street Art (Hongdae)

Robot Evolution 02: Seoul Street Art (Hongdae)

Die Bereiche, die ich besonders spannend fand und mit denen ich mich näher beschäftigen werde, sind die Bereiche Netz-Neutralität, die Singularität, Bio-Hacking, Künstliche Intelligenz,  Geo-Engineering, das Dark Net, Open Data, Memes, Anonymus und Hacktivism.

Ich bin überzeugt davon, dass unser Leben durch 3-D-Printing, das Internet of Things signifikant beeinflusst werden wird und habe auch große Hoffnungen mit Blick auf Smart Cities, ein Bereich in dem sich momentan viel tut. Das Buch hat nicht den Anspruch, auf alles eine Antwort zu geben, aber es hilft uns die richtigen Fragen zu stellen.

Ich kann das Buch nur empfehlen und würde es für manchen Entscheidungsträger zur Pflichtlektüre machen, da stellen sich mir manchmal die Haare hoch, wie wenig diese Ahnung haben wenn es um Digitalisierung, Neue Technologien etc. geht.

“Anything that’s already in the world when you’re born is just normal. That’s followed by anything that gets invented between then and before you turn thirty is incredible exciting and creating and with any luck you can make a career out of it and then, inevitably, anything that gets invented after you’re thirty is against the natural order of things and the beginning of the end of civilisation as we know it until it’s been around for about ten years when it gradually turns out to be all right really.”

So und jetzt mache ich eine Liste mit den 64 Sachen, die ich noch immer nicht weiß und als nächstes erklärt bekommen möchte 😉

Das Buch ist bei Hodder & Stoughton erschienen.

Anmerkungen zu Hitler – Sebastian Haffner

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Wenn ich Menschen spannend finde, versuche ich von ihnen zu erfahren, welches Buch sie besonders beeinflusst hat, bei welcher Lektüre sie am meisten gelernt haben. Das finde ich spannend und in vielen Fällen packe ich dieses Buch dann auf meine „To-Read-Liste“. Das kann manchmal ziemlich lange dauern bis ich dazu komme, aber ich vergesse nur in den seltensten Fällen, wer mir das entsprechende Buch und warum empfohlen hat.

Auf einem Kanban-Workshop vor ein paar Jahren hat mir ein Kollege die „Anmerkungen zu Hitler“ empfohlen und noch dazu mit dem Zusatz, es sei eines der Bücher das er und auch seine Frau fast jedes Jahr einmal lesen, das hat mich hinreichend neugierig gemacht. Gekauft war das Buch schnell, aber der „Stapel-ungelesener-Bücher“ ist mittlerweile länger als die chinesische Mauer und hätten wir nicht im Februar eine Aufführung der Otto-Falckenberg-Schule gesehen, es könnte durchaus sein, das es noch eine Weile im Regal geschlummert hätte.

Der Besuch des Theaterstücks hat daher aus mehreren Gründen sein Gutes gehabt. Das 3. Lehrjahr der Falckenberg-Schule hat sich zum 70jährigen Jubiliäum der Schule mit ihrem Namensgeber Otto Falckenberg auseinandergesetzt. Die Schüler begeben sich auf eine Recherche-Zeitreise, beleuchten das Verhältnis der Münchner Kammerspiele unter der Intendanz von Falckenberg von 1917 – 1944 (!) zur Reichstheaterkammer der Nazis.

Die Schüler versuchen, sich Theaterarbeit in der Nazidiktatur vorzustellen, wie sie damit umgegangen wären, wenn ihr Theater 1939 zum Stadttheater von Nazis Gnaden wurden, was gleichzeitig höhere Subventionen, aber auch die Aufführung richtig schlechter Stücke bedeutete. 1944 wurde Falckenberg auf die „Liste der Gottbegnadeten“ aufgenommen (für das Reich unentbehrliche Künstler, die nicht zum Kriegsdienst eingezogen wurden).

Die Schauspielschüler versuchen selbst eine Haltung zu finden, hätten sie gerne unter Falckenberg gespielt oder nicht? Ich mochte die Ehrlichkeit mit der sie beim Schlußvorhang offen darüber abstimmen, ob die Schule umbenannt werden soll oder nicht. Wenn es nach den Schülern geht, dann bleibt es bei der zwischen pro, contro und Enhaltung fast gleich ausgehenden Abstimmung knapp bei Falckenberg. Es war ein sehr spannender, nuancenreicher Abend, der zum weiteren recherchieren und denken anregte und mich dann noch am gleichen Abend zu Haffners „Anmerkungen zu Hitler“ greifen ließ.

Das Büchlein ist eine beeindruckende historische und psychologische Untersuchung des Rätsels Adolf Hitler. Wer war er, wie schaffte er es, an die Macht zu kommen und warum war er im Grunde dazu verurteilt unterzugehen. Haffner untersucht die historischen, politischen und emotionalen Einflüsse, die seinen Charakter formten. Er beschäftigt sich sowohl damit, wieso Politik zu einem Ersatz-Leben für Hitler wurde, als auch seine merkwürdige Beziehung zu Frauen, seine psychologische Entwicklung, die irgendwann einfach nicht weiterging, seine ideologischen Fehleinschätzungen und seine immer größere werdende Obsession in Bezug auf Rasse.

“Hitler legte im Gegenteil den größten Wert darauf, seine Erfolge seiner feindlichen Welt abgetrotzt erscheinen zu lassen; was ihm auch gelang, nicht nur dank seiner totalen Kontrolle der deutschen öffentlichen Meinung, sondern auch dank einer gewissen Prädisposition der deutschen Volksstimmung, die sich solche Triumphe des Trotzes über das verhaßte Versailler System immer sehnt hatte und über außenpolitische Erfolge nur halb so glücklich war, solange sie im Namen der Versöhnung erzielt wurden.”

Zum Ende beschäftigt sich Haffner mit der quälenden Frage, ob ein anderer Hitler im modernen Deutschland wieder eine Chance hätte. Er schrieb das Buch 1979 und meines Erachtens ist das Buch nach wie vor unglaublich aktuell und erkenntnisreich. Ein Buch das jeder gelesen haben sollte. Nicht nur bei der Lektüre des Buches, auch beim Besuch des Theaterstücks wurde einem permanent klar, wie erschreckend tagesaktuell manches klingt.

Sebastian Haffner war ein deutscher Journalist und Autor, der sich hauptsächlich mit der Geschichte des deutschen Reiches von 1871 – 1945 beschäftigte. 1938 emigrierte er aus Nazi-Deutschland nach London, zusammen mit seiner jüdischen Verlobten. Anfangs fast ohne Englischkenntnisse, arbeteite er schon bald für den Londoner „Observer“ und wurde sogar Chefredakteur. Haffner ist ein Pseudonym für seinen eigentlichen Namen Raimund Pretzel, den er annahm, um seine in Deutschland verbliebene Familie zu schützen. 1954 ging er als Korrespondent nach Berlin, wo er bis zum Mauerfall blieb. Er arbeitete auch für die „Welt“ und war regelmässiger Besucher des „Internationalen Frühschoppens“, einer politischen Talkrunde im Fernsehen.

Vermutlich, bin ich eine der wenigen, die dieses Buch erst jetzt gelesen hat, aber falls nicht: Lest dieses Buch. Es ist eingängig geschrieben, versucht Antworten zu finden auf große Fragen und ist dennoch stets differenziert. Falls es nicht schon zur Schullektüre gehört, ich würde es durchaus empfehlen. Ich kann jetzt auch den Kollegen verstehen, Haffners Anmerkungen sind die passende Lektüre,  die aktuelle Tagespolitik dagegenzuhalten.

 

Das Buch erschien im Fischer Verlag.

 

Meine Woche

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Gesehen: „Freeheld“ mit Julianne Moore und Ellen Page. Beeindruckender Film, ohne Cleenex-Box hält man den aber nicht aus.

Enemy“ von Denis Villeneuve mit Jake Gyllenhaal. Spannende Verfilmung von Jose Saramagos Roman „Der Doppelgänger“. Tolle Atmosphäre.

Deep Web“ Dokumentation über die Silk Road im Dark Net. Sehr interessant. Unbedingt anschauen.

Gehört: „Killing in the Name of“ – Rage against the Machine, „Somebody else’s dream“ – In Strict Confidence, „Forgiveness“ – Editors, „Not Harmless“ – Laura Gibson, „Forget me not“ – Cocorosie

Gelesen: diese Liste mit inspirierenden Autorinnen, diesen Artikel über das Klonen und Orphan Black und diesen Artikel von Orhan Parmuk über Istanbul

Getan: Amsterdam unsicher gemacht, in Coffee Shops abgehangen, mit dem besten Team der Welt Party gemacht, einen Workshop durchgeführt, Boot gefahren und im Kino gefrühstückt

Gegessen: Kekse – dieses leckere Ofengemüse ist mir leider durch die Lappen gegangen

Getrunken: Heineken

Gefreut: nach einer Woche wieder zu Hause zu sein und sogar ein „Welcome back“-Geschenk bekommen zu haben, über einen Überraschungsgast und leckere Schoki im Briefkasten und über dieses Statement von Bruce Springsteen

Geärgert: nö – Fuck you, I won’t do what you tell me

Gelacht: über dieses Foto und über zwei Kollegen die ein Polizeiauto für ein Taxi hielten

Geplant: wieder zur Ruhe zu kommen, wieder mehr schreiben

Gewünscht: diesen kleinen Igel, diese Jacke, dieses Sideboard und dieses Outfit

Gekauft: so einiges was glücklich macht

Gefunden nix aber geschenkt bekommen: ein Champager-Badesalz und dieses Tshirt

Geklickt: auf dieses Video über schwarze Löcher und diesen TED Talk zu den Panama Papers

Gewundert: wie schön Amsterdam ist

Meine Woche

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Gesehen: “Vivere“ von Angelina Maccarone. Deutsches Road-Movie mit Hannelore Elsner. Bin kein großer Fan deutscher Filme, den fand ich wirklich gut, Frau Elsner ziemlich großartig.

Orphan Black“ Season 3 zu Ende geschaut. Es geht weiter am 10.4. – da muss ich schließlich vorbereitet sein. Einfach unglaublich spannend …

Gehört: Raveonettes „Excuses„, Covenant „Call the Ships to Port„, The Last Shadow Puppets „Aviation„, Aurora „Running with Wolves

Gelesen: über diese Ideen die die Welt verändern werden, darüber was der Mathematik fehlt,  was David Sedaris beim Einkaufen in Tokio so erlebt, über diese syrische Architektin die den Wiederaufbau plant,

Getan: mit Imsomnia gekämpft, den Open-Yale-Kurs „Philosophy and the Science of Human Nature“ begonnen,  lieben Besuch bekommen und meine „Celebrating Poetry“-März-Spende an Room to Read überwiesen.

Gegessen: sehr leckere Waffeln

Getrunken: Unmengen an Tee und Weißwein von der Winzerer-Freundin

Gefreut: über eine glückliche Rückkehr

Geärgert: das ich oft immer noch zu emotional bin (I wanna be Data)

Gelacht: „I’m very patriotic, just not decided on the country yet“

Geplant: Celebrating „Ideas“ im April – mußte bei meiner Challenge bissl was umstellen, einen erfolgreichen Workshop durchführen nächste Woche und trotz allem fuck up ein schönes Teamevent in Amsterdam erleben

Gewünscht: diese Boxen, diesen Tisch, diese Küchen-Installation und solche Sommer-Abende bald mal wieder

Gekauft: Indie-Book-Day Nachzügler-Kauf: „Euphoria“ von der Büchergilde

Gefunden: nüscht

Geklickt: auf diese Diskussionsrunde zwischen Snowden, Chomsky und Greenwald, auf diesen TED Talk von Adam Grant warum Innovatoren oft Prokrastinierer sind und auf diesen TED Talk der einen Einblick in die Zukunft von „Virtual Reality“ gibt

Gewundert: wie fertig es macht, wenn man ein paar Tage nicht schläft

Chocolates for Breakfast – Pamela Moore

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Pamela Moore hat nicht einfach nur ein großartiges Buch geschrieben, sondern ein außergewöhnliches, seinerzeit verpöntes, feministisches und äußerst freizügiges – und das mit gerade einmal 18 Jahren, in den ziemlich verklemmten 50er Jahren des voherigen Jahrhunderts. Das ist eine echte Leistung und ich kann es noch immer nicht fassen, dass ich bis vor Kurzem nichts über dieses Buch wusste.Erwartungsgemäss landete das Buch damals auch auf dem Index, aber das spricht meistens ja eher für die dort gelandeten Bücher.

Ich wurde durch die Rezension von Frau Klappentexterin auf das Buch aufmerksam (hier nachzulesen) und bin so froh, diese Entdeckung gemacht zu haben. Ich habe ohnehin eine Schwäche für „Coming-of-Age“-Romane und hier wäre mir wirklich etwas durch die Lappen gegangen. „Chocolates for Breakfast“ mag vom Titel her an Bridget Jones erinnern, die beiden könnten jedoch nicht weniger miteinander zu tun haben. „Chocolates for Breakfast“ ist ein melancholisch-dunkler, fieberhafter, eleganter Roman, der deutlich macht, wie furchtbar diese Jahre zwischen Kindheit und Erwachsensein eigentlich sein können.

Das Buch spielt im Jahr 1956 und wir lernen  die 15jährige Courtney Farrell in ihrem noblen Internat in Connecticut kennen, wo sie versucht, sich von einer unglücklichen eventuell gegenseitigen Verliebtheit in ihre Lehrerin zu erholen. Sie versinkt immer tiefer in ihrer Depression und die Schule informiert Cournteys Eltern entsprechend.

„How we deceive our parents, she thought as she propped the note beside the telephone. But it’s kinder this way; it would hurt them to know us better.“

Ihre Eltern kümmern sich recht wenig um Courtney, beide schieben sich die Verantwortung für sie gegenseitig zu und hoffen stet, der jeweils andere nimmt sie zu sich in den Ferien. Courtneys Mutter, Sondra, eine Schauspielerin auf dem absteigenden Ast, nimmt ihre Tochter dennoch zu sich nach Hollywood. Sie wohnen im Hotel „Garden of Allah“ wo sich Hollywoods Schauspieler die Klinke in die Hand geben. War Courtney im Internat unter dem Einfluß ihres Lehrerinnen-Schwarms noch ein überwiegend braves, intellektuelles Mädchen, beschließt sie, sich in Hollywood zum Mini-Vamp zu entwickeln. Schnell lernt sie, Alkohol schon tagsüber zu trinken, zu rauchen und es dauert auch nicht lange, bis sie einen ersten Liebhaber gefunden hat. Schokolade wird im Übrigen nicht gegessen, weder zum Frühstück noch zu einer anderen Tageszeit. Aber ziemlich viel getrunken.

“Oh, Al, shut up! Stop criticizing me! First I’m criticized for being a prude and sounding like a social worker or something, then I’m criticized for looking like a cheap broad. How am I supposed to live? Under the water or something, coming up only to say ‚I beg your pardon if I disturb you by coming up for air. I’ll do my best to remain submerged.”

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Obwohl wir es mit einem verträumten melancholischen Teenager zu tun haben, ist der Erzählstil recht flott. Man spürt an der einen oder anderen Ecke, dass es sich um das Erstlingswerk eines sehr jungen Menschen handelt, aber mich hat Pamela Moore immer wieder geplättet mir ihrer Reife, ihren treffenden scharfen Analysen, den wunderbaren Sätzen, ihren Reflektionen zum Erwachsenwerden, Verantwortung und der Suche nach Glück. Das hat nichts mit einfacher „Jugendliteratur“ zu tun. Das ist Literatur – und fertig.

„Last night, when I got back here, I realized that I couldn’t ever be different from what I had been brought up be. Maybe if I’d been farmed out to somebody like you when I was six or so, I could have been different. Now, I’m just stuck with cocktails at eleven and breakfast at noon.“

„Courtney was like her mother. If she were drowning, she would wave off the rescuers, in a last gesture of defiance, because they were fishermen in a rowboat and she wanted to be saved by a yacht.“

Vergleiche mit Sylvia Plaths „The Bell Jar“ kommen unweigerlich und dieser Roman muß sich nicht verstecken. Aber ähnlich wie bei der Lektüre von „The Bell Jar“ kann man auch „Chocolates for Breakfast“ nicht lesen, ohne die Protagonistin stets mit der Autorin zu vergleichen und natürlich auch ohne den Selbstmord Pamela Moores mit nur 26 Jahren auszublenden. Ähnlich wie Plath kämpfte auch Moore über Jahre mit Depressionen und Selbstmordgedanken.

Die Wiederentdeckung des Romans ist im Übrigen fast genauso spannend wie der Roman. Die Autorin Emma Straub bekam bei einer Lesung ihres ersten Romans eine Ausgabe von ihrem ehemaligen Französischlehrer geschenkt, der Sohn der Autorin. Straub war so derart begeistert von dem Roman, dass sie diesen an ihren Agenten weitergab und tatsächlich kam es dadurch zu einer Wiederveröffentlichung.

Im Anhang des Romans findet sich neben Informationen über die Autorin,  einem Essay von Moores Sohn, Kevin Kanarek, unter anderem auch ein Vergleich der amerikanischen mit der französischen Ausgabe, die sehr viel deutlichere lesbische Bezüge hat.
Moore hat 5 weitere Romane geschrieben, die aber nicht an den Erfolg ihres Erstlings anknüpfen können. Vielleicht kann ich den einen oder anderen davon ja auftreiben, ich hätte große Lust, mehr von ihr zu lesen.

Dieser Dialog in der französischen Ausgabe, der in der englischen fehlt, in der die Lehrerin Ms Rosen Courtney eine Existentialismus-Einführung, gibt ist mein liebstes Zitat im Buch:

„You know this kind of love, then?“
„Yes I do.“
„How did you find it?“
„I didn’t find it, I created it. I didn’t discover myself, I created myself. I did not „meet“ my destiny, I forged it for myself. You must understand that, in order to understand what I represent, and why my Love is linked to Truth.“

Der perfekte Roman für einen launisch-sonnigen Frühlingstag, am Besten mit einem gut gemixten Martini zu genießen. Ich versuche in der Zwischenzeit, Todd Hayes mal zu einer Verfilmung zu überreden.

Das Buch erschien auf deutsch unter dem Titel „Cocktails“ im Piper Verlag.