Skin in the Game – Nassim Nicholas Taleb

IMG_4201

Nassim Nicholas Taleb oder auch NNT ist eine ziemliche Diva und es ist ganz offensichtlich, dass er eine ganze Reihe Menschen für absolute Idioten hält. Er ist sehr von sich und seinen Ansichten überzeugt, klingt auch sehr überzeugend, aber ob er wirklich so umfassend im Recht ist mit all seinen Ansichten, weiß ich wirklich nicht.

Ich glaube NNT macht sich mit jedem neuen Buch auch neue Feinde und wenn der Leser dieses Buches sich hier nicht wenigstens 1-2 mal angegriffen fühlt und empört ist, dann hat er das Buch glaube ich nicht richtig gelesen. Taleb ist sehr direkt, hat eine scharfe Zunge, aber mit einigen Sachen hat er durchaus Recht. Mich stört nur, dass er seine doch recht scharfen Meinungen nicht immer mit wirklich nachvollziehbaren Argumenten stützt, sondern es dem Leser überlässt, sich den Beweis seiner Thesen selbst zu suchen.

„Ausschlaggebend ist nicht, was eine Person hat oder nicht hat; ausschlaggebend ist, was sie Angst hat zu verlieren“

„Wer redet, sollte auch handeln, und nur wer handelt, sollte auch reden“

„Lassen Sie sich nicht von Personen beraten, die davon leben, Ratschläge zu geben, es sei denn, sie haften für die Folgen“

„Bürokratie ist ein Mechanismus, durch den eine Person von den Folgen ihres Handelns abgetrennt wird.“

„Es ist schlichtweg unmoralisch ein öffentliches Amt zur persönlichen Bereicherung auszunutzen“

Die Prämisse des Buch ist, dass man den Meinungen oder Prognosen anderer Leute nur dann Wert beimessen soll, wenn diese auch tatsächlich „Skin in the Game“ haben, also wenn sie auch persönlich etwas einsetzen und etwas zu verlieren haben. Es sind die Resultate die zählen, Meinungen und Gerede allein ist wertlos. Es ist seiner Meinung nach einfach, eine Menge Meinungen zu vertreten oder Dinge anzuleiern, wenn man selbst keinerlei Konsequenzen zu fürchten hat, oder man vom Ergebnis selbst nicht betroffen ist. Das gilt in seinen Augen insbesondere für Akademiker oder die Intellektuellen, die NNT ein ganz besonderer Dorn im Auge sind. Er setzt viel auf die „harten“ Naturwissenschaften, die seiner Meinung nach durch das Falsifikationsprinzip vor einfachen Glaubenssätzen stärker geschützt sind.

Das Buch ist eine ziemliche Schimpftirade und größtenteils etwas unstrukturiert, fast schon ein wenig stream-of-consciousness. Es hat mich stellenweise sehr begeistert, oft hätte ich NNT aber auch gerne vors Schienbein getreten, wenn er sich in meiner Nähe befunden hätte. Man mag nicht immer mit ihm übereinstimmen, aber er bringt einen zum Nachdenken, ist ein sehr kluger Kopf und er läßt nie einen Zweifel, auf welcher Seite er sich bei der jeweiligen Fragestellung gerade befindet.

Es geht ihm um Symmetrie, darum, den Schaden zu teilen das Bonus/Malus System, also auch eine Strafe zu zahlen, wenn etwas misslingt. Wie schwierig und vielleicht überholt die bestehende Links-Rechts-Etikettierung ist, zeigt sich vielleicht an diesem Spruch:

„Auf Bundesebene bin ich Liberalist;
auf Staatsebene Republikaner;
auf Kommunalebene Demokrat;
und auf der Verwandten- und Bekanntenebene Sozialist“

Mich hat das Buch nicht durchgängig überzeugt, aber es ist eine interessante und provokante Lektüre, die mich zumindest auf einige Autoren wie Frédéric Dard, Libanius Antiochus, Michael Oakeshort, Ibn Battuta, Saadia Gaon oder Ammianus Marcellinus aufmerksam gemacht hat, von denen ich bislang noch nie gehört hatte.

Ich danke dem Penguin Random House Verlag für das Rezensionsexemplar.

Hier ein Vortrag des Autors zum Thema „Antifragilität“:

Meine Woche

IMG_0447

Gesehen: „Disobedience“ (2017) von Sebastián Lelio mit Rachel Weisz und Rachel McAdams. Wunderschöne Verfilmung von Naomi Aldermans gleichnamigem Roman. „Inter-Rachel Love is beautiful“ 😉

Super Dark Times“ (2017) von Kevin Philipps mit Owen Campbell und Elizabeth Cappuccino. High School Thriller mit toller Atmosphäre. Richtig gut.

Perfect Sense“ (2011) von David McKenzie mit Eva Green und Ewan McGregor. Poetischer Sci Fi Film in dem die Menschheit nach und nach ihre Sinne verliert.

Super 8“ (2011) von JJ Abrams mit Joel Courtney und Elle Fanning. Tolles SciFi Abenteuer das an 80s Hits wie Stand by Me oder The Goonies erinnert. Macht Spaß.

Gehört: „Femme Fatale“ – Leonie, „Perfect Sense Soundtrack“ – Max Richter, „Nótt eftir nótt“ – Kaela Mikla, „Traits“ – Clovvder, „Dream“ – Mirel Wagner, „Metamorphosis II“ – Philip Glass

Gelesen: „On needing something to worry about“ – The School of Life, „Schweden fährt Bahn oder lieber gar nicht“, über LSD Microdosing, dieses Interview mit Juli Zeh, Stop biodiversity loss or we could face extinction, Jessica Wade will Wikipedia weiblicher machen, The Aesthetics of Science Fiction

Getan: mit Freundinnen auf einen Drink getroffen, einen Aristoteles Workshop besucht und einen Adventskalender gebastelt

Geplant: ein paar Philosophie Lektionen nacharbeiten

Gegessen: Rotkohl-Kokos-Suppe

Getrunken: Kinderpunsch

Gefreut: die Woche war schwierig, war leider nicht viel zum freuen

Geärgert: dass man bestimmten Urängsten mit Logik nicht beikommen kann

Geklickt:  100 notable Books 2018 der New York Times, auf diese Neon-Noir Bilder aus Seoul, Brené Brown on the power of vulnerability,

Gelacht: A Guide to making Smalltalk in Germany

Gewünscht: John Lautners Haus, dieses Sideboard, dieses Plakat

Gestaunt: über diese wunderschönen Quallen

Gefunden: nix

Gedacht: Fuck this shit I’m going to Narnia

#WomeninSciFi (45) Teri Terry: Gelöscht – Zersplittert – Bezwungen

Teri Terry_Bild.jpeg

Häufig trifft man auf Buchmessen die Blogger endlich „in echt“, deren Blogs man schon länger folgt und die man virtuell schon ganz gut kennt. Bei Jana vom Blog „Wissenstagebuch“ und mir war es genau umgekehrt. Wir hatten ein kurzes Blitz-Treffen in Leipzig am Stand eines kleinen Indie-Verlages und dann erst fand ich den Weg zu ihrem Blog. Und dieser Weg hat sich gelohnt, der Name ist Programm. Neben Klassikern, weitgereistem, philosophischem und nischigem – da ist so viel Spannendes zu entdecken, in der Tat eine „Gabel für die Suppe der Weisheit“. Ich freue mich, dass auch Jana einen Beitrag zur #WomeninSciFi Reihe beiträgt und wir reisen heute ins neofaschistische England der nahen Zukunft:

Teri Terry hat sich mir deswegen ins Gedächtnis gebrannt, weil ich ihren Namen wohl zwanzigmal durch die Suchmaschine laufen lassen musste, bis ich Vor- und Nachnamen nicht mehr verwechselt habe. Und auch deshalb, weil sie in ihrer Young-Adult-Dystopie so richtig viel so richtig gut gemacht hat. So gut, dass ich finde, sie hat eine Aufnahme in die Reihe #WomeninSciFi des tollen Blogs Binge Reading and More verdient.

Neofaschismus in England

In naher Zukunft: England ist vom Rest der Welt isoliert, ein faschistischer Überwachungsstaat hat sich etabliert (wie auch bei George Orwells „1984“ oder dem Film „V wie Vendetta“). Kyla wurde eines seiner Opfer, sie wurde geslated. Als verurteilte Kriminelle wurden all ihre Erinnerungen durch eine Operation gelöscht; jede Neigung zu aggressivem oder abweichendem Verhalten wurde ausradiert. Nachdem sie in einer Klinik wieder einigermaßen lebenstüchtig gemacht wurde, wird sie einer neuen Familie zugewiesen; möglichst weit weg von ihrem bisherigen Umfeld, an das sie sich nicht mehr erinnert. Erinnern sollte. Denn Kyla erlebt in ihren Träumen immer häufiger Flashbacks, die sie nicht einordnen kann, die aber auf eine grauenvolle Vergangenheit hindeuten. Will sie überhaupt wissen, was passiert ist?

logo-scifi3

Um nicht erneut den staatlichen Behörden zum Opfer zu fallen – die Todesstrafe wurde wieder eingeführt –, versucht sie so unauffällig wie möglich, ihre Vergangenheit zu rekonstruieren. Dabei macht sie schon bald Bekanntschaft mit einer gut organisierten Widerstandsgruppe und fühlt sich gleich heimisch. War sie früher etwa eine Terroristin?

Terry siedelt ihre Geschichte in einer nicht allzu fernen Zukunft an, die mit dem bevorstehenden Brexit noch einmal glaubhafter wird. Allzu viele typische SciFi-Elemente finden sich nicht, doch sind Wissenschaft und Technik ein kleines Stück weiter als heutzutage: Es ist möglich, bei Jugendlichen präzise Gehirnoperation vorzunehmen, einzelne Erinnerungen zu löschen oder auch den ganzen Menschen clean slate, mit einer weißen Weste, erwachen zu lassen. Einmal geslated folgt eine 24/7-Überwachung bis zum Eintritt in das Erwachsenenalter. Sie wird ganz „klassisch“ durch Observationen und inoffizielle Mitarbeiter in Familien und Schulen, aber auch durch monatliche Pflichtbesuche beim staatlichen Psychiater gewährleistet. Wichtigstes Überwachungs-Gimmick ist das Levo, ein dünnes Armband, das Standort und Erregungszustand misst und das dem Träger bei starken negativen Emotionen wie großer Trauer, Angst oder Wut einen Schlag versetzt, der mindestens zur Bewusstlosigkeit, durchaus aber auch zum Tode führen kann. Das Selbstentfernen des Levos – schon auf die Idee zu kommen, ist strafbar – führt ebenfalls zum Tode.

Nicht Zimperlich und wenig Klischee

Überhaupt geht Terry mit Gewaltdarstellungen nicht allzu zimperlich um und ein ums andere Mal musste ich mir ins Gedächtnis rufen, dass es sich immer noch um ein Jugendbuch handelt. Hier wird geblutet, getötet, vergewaltigt, gefoltert, terrorisiert, abgefackelt, ausgebombt, ins Arbeitslager gesperrt oder einfach verschwinden gelassen. Das alles wirkt dabei nicht übertrieben, vielmehr macht es den Schurkenstaat, der aus England geworden ist, greifbarer. (Irland ist übrigens ein freies Land und nimmt englische Flüchtlinge auf.) Das Worldbuilding ist nicht allzu ausgefeilt – vielfach fühlt man sich an Berichte aus Nordkorea erinnert – zum Verständnis der Geschichte aber völlig ausreichend.

Teri Terrys Trilogie ist für mich besonders gelungen, weil sie so viele Klischees, die immer wieder in Young-Adult-Romanen auftauchen, mühelos umschifft: Wir treffen mit Kyla auf eine Protagonistin, die absolut selbstwirksam agiert. Unter widrigsten Umständen versucht sie, ihre Identität zu rekonstruieren – allein um ihrer selbst willen und entgegen der Angst vor der eigenen Vergangenheit. Sie holt sich dabei Hilfe, wenn sie sie braucht, macht sich aber nicht abhängig.

Terry erschafft dabei eine Protagonistin, die alles andere als eindimensional daherkommt. Das zeigt sich vor allem an den verschiedenen Eigenarten der Figur: Ihre Kyla ist nicht nur eine begnadete Zeichnerin und talentierte Läuferin, sondern beherrscht Überlebenstechniken, bewegt sich gern in der Natur, mag Katzen und hasst mädchenhafte Kleider. Dabei wirkt sie nicht wie ein unnahbarer Roman-Übermensch; wir treffen sie ebenso tagelang weinend in ihr Zimmer eingeschlossen oder mit ihren traumatischen Erinnerungen kämpfend an.

Die Vielseitigkeit der Protagonistin kommt nicht von ungefähr. Die Autorin Teri Terry – die erst acht Romane schreiben musste, bis mit Slated schließlich ihr neunter veröffentlicht wurde – lebte in Frankreich, Kanada, Australien und England und ist selbst viel mehr als „nur“ Schriftstellerin:

„I’ve been a scientist [microbiology], a lawyer, an optometrist; I’ve managed businesses, worked in secondary schools and libraries.”

                            Hachette Children’s Group – Author Spotlight. Teri Terry chats to Graham Marks*

Ebenso bemerkenswert: Zwar hat das Gros der männlichen Figuren einen Narren an der Protagonistin gefressen (es ist ja immer noch Young Adult), doch gibt Terry ihrer Kyla das Selbstbewusstsein mit, sich auch vom love interest trennen zu können – einfach, weil er ein schlechter Mensch ist. Als bemerkenswert gut entwickelt fand ich außerdem die unaufgeregt eingestreute lesbische Liebesgeschichte, Eheprobleme und eine elterliche Scheidung.

Der Plot ist stellenweise vertrackt und trägt mühelos über drei Bücher (am Ende bricht sogar leichte Hektik bei der Auflösung aus) und es war eine gute Idee, die Trilogie in einem Schwung zu lesen, denn manchmal weiß man nicht, ob Kylas Erinnerungen trügen – oder die eigenen an das Gelesene.

Erste Wahl bei Young-Adult-SciFi

Ich bin kein Fan von SciFi im Young-Adult-Genre und bin es durch diese Reihe auch nicht geworden. Dafür bin ich bei Science Fiction zu sehr begeistert von ausgefeiltem Weltenbau und Querverbindungen zu anderen Werken und zur Wissenschaft; gern dürfen die Geschichten von fremden Planeten und Lebensformen handeln. Aber wenn ich nochmal Lust auf Young-Adult-SciFi habe, dann nehme ich ganz bestimmt wieder ein Buch von Teri Terry in die Hand – die hat mit The Dark Matter nämlich gerade ihre nächste Reihe abgeschlossen.

* Das vollständige Interview mit der Autorin findet sich unter https://www.hachettechildrens.co.uk/assets/hachettechildrensbooks/author%20spotlights/AuthorSpotlight_TTerry.pdf.

Literaturwochenende im Zillertal

Lange habe ich nach dem perfekten Ort für ein Literaturwochenende gesucht und vor knapp einem Jahr wurde ich endlich fündig. Die perfekte Hütte im Zillertal in der man mit einer Gruppe Buchfanatiker ein ganzes Wochenende im Pyjama lesend mit Scrabble, gutem Essen und Trinken, Bibliotherapie, spannenden Diskussionen und Unmengen an Büchern verbringen kann.

Ich möchte solche Wochenenden ab dem nächsten Jahr 1-2 x jährlich stattfinden lassen, das erste Wochenende hatte ich aber meinem Bookclub versprochen. 8 Bücherwürmer aus 6 Ländern (eine flog sogar extra aus Amsterdam ein) verteilten sich in im ganzen Haus. Ob Schlittenzimmer, Stube, Kastenbetten – es gab unzählige kuschelige Ecken, in denen man sich wunderbar mit Buch einkuscheln konnte. Die riesige Wohnküche mit Holzofen und Eckbank war aber das eigentliche Herz- und Nervenzentrum des Wochenendes.

Tausend Dank auch hier nochmal an die weltbesten Münchner Küchenexperiemente, die uns sehr lecker das ganze Wochenende kulinarisch verwöhnte. Womit wir so wunderbar bekocht wurden, findet ihr auf den Münchner Küchenexperimenten. Ob es jetzt eher ein Reading oder ein Eating Weekend war, läßt sich nicht mehr ganz auseinander klabüstern.

Es war ein unglaublich schönes, entspannendes Wochenende, bei dem wir viel über Bücher diskutiert haben, uns in der Küche beim Knacken des Holzofens Gruselgeschichten vorgelesen haben, Scrabble gespielt, viel zu viel gegessen und getrunken und nachts dann unter schweren Federbetten literarische Träume geträumt haben.

Ich werde voraussichtlich nächstes Jahr zwei Wochenenden organisieren. Ein deutsch- und ein englischsprachiges wieder in dieser wunderbaren Location. Voraussichtlich mit spannendem AutorIn beim abendlichen literarischen Dinner.

Nur sollte man keine Religions/Jesus-Phobien haben, denn mindestens eins hängt in jedem Zimmer, und einige hat das natürlich dazu gebracht, ganz besonders brav zu sein 😉

SURK9064

 

Bei Interesse gebt Bescheid, beim letzten Mal waren die Plätze echt ruckzuck ausgebucht und ansonsten wie immer: Happy Reading 🙂

 

 

Meine Woche

photo-1533583919891-dd3818f3b5ce

Gesehen: „Lovesong“ (2016) von So Yong Kim mit Riley Keough und Jena Malone. Wunderschöner Indie-Liebesfilm mit tollen Bildern, großartigen Darstellerinnen und hörenswertem Soundtrack.

„Die heilsame Kraft der Meditation“ (2017) von Benoit Laborde.

Gehört: „Something other than“ – Heather Woods Broderick, „Hypericum“ – Gem Club, „Blame“ – Victoria Bigelow, „The Rime of the Ancient Mariner“ – Scott Fox, „Penetration“ – Jens Friebe, „Sidewalks and Skeletons“ – White Light, „Dance of the Leviathans“ – Squidwerks, „Royd“ – Coma Alliance

Gelesen: dieses Interview mit Noah Yuval Harari, The value of reading things you disagree with, dieses Interview von Oprah mit Michelle Obama, China rekrutiert Kinder für AI Waffensysteme (hallo Ender’s Game!?!) Finton O’Toole on the sheer ignorance of Brexit supporters, Claudia Roths Plädoyer für eine feministische Außenpolitik und „Everything you know about obesity is wrong“

Getan: den Bookclub besucht, einen spannenden Workshop an der TU München durchgeführt (mit 2 anderen tollen Frauen), eine bislang virtuelle Freundin zum Essen getroffen und unser zwölfjähriges gefeiert,

Geplant: die Unterhaltsforderung meiner biologischen Mutter mit allen Mitteln zu bekämpfen

Gegessen: Japanisch im Izakaya

Getrunken: den vermutlich stärksten Mai Tai meines Lebens (ich röchel noch immer)

Gefreut: über den unglaublichen Rückhalt den ich von der Bingereader-Gattin bekomme

Geweint: über die unglaubliche Ungerechtigkeit dieses unnötigen Mutter-Dramas (ich will jetzt mal bitte einfach mal wieder Ruhe, ich kann sonst bald echt nicht mehr)

Geklickt:  „Silly Symphony“ – The Skeleton Dance,  die fürs TV verbotene Iceland Werbung, „What to trust in a post-truth world“ – Alex Edmans, The Art of Castlevania’s Netflix series

Gewünscht: diese Lampe, dieser Pool, ein Besuch im Science Museum in London

Gestaunt: über Hauntaulogy

Gefunden: nix

Gedacht: “We speak not only to tell other people what we think, but to tell ourselves what we think“ (Oliver Sacks)

#WomeninSciFi (44) Zerrissene Erde – N.K. Jemisin

Ein großartiger Nebeneffekt der #WomeninSciFi Reihe ist, dass ich darüber immer wieder spannende Blogs entdecke, die ebenfalls ein Herz für gute Science Fiction haben. Ein solcher ist der Blog „Phantastisch Lesen“, der sich, wieder Name schon sagt, insbesondere mit phantastischer Literatur beschäftigt, aber auch mit Science Fiction, Steampunk etc. Dort ist eine Menge zu entdecken, unter anderem auch noch einiges an Science Fiction von Autorinnen, die wir hier bei #WomeninSciFi noch nicht vorgestellt haben.

Eva stellt uns heute die Hugo-Gewinnerin 2016, 2017 und 2018 für ihre Reihe „Broken Earth“ vor:

45378668_252933365380754_5620588331772411904_n

Klappentext:

Inmitten einer sterbenden Welt hat die verzweifelte Essun nur ein Ziel: ihre Tochter aus den Händen eines Mörders zu befreien, den sie nur zu gut kennt.
Seit sich im Herzen des Landes Sansia ein gewaltiger Riss voll brodelnder Lava aufgetan hat, dessen Asche den Himmel verdüstert, scheinen immer mehr Menschen dem Wahnsinn zu verfallen. So lässt der Herrscher seine eigenen Bürger ermorden. Doch nicht Soldaten haben Essuns kleinen Sohn erschlagen und ihre Tochter entführt – sondern ihr eigener Ehemann! Essun folgt den beiden durch ein Land, das zur Todesfalle geworden ist. Und der Krieg ums nackte Überleben steht erst noch bevor.

 Eine politische Aussage, wundervolle Schreibe und spannende Geschichte

 „Du bist sie. Sie ist du. Du bist Essun.“ [S. 25]

Du verlässt die Stadt Tirimo, die Dir und Deinen Kindern Heimat sein sollte. Als Frau mit übernatürlichen Kräften (Orogene) hast Du das große Beben um die Stadt herum gelenkt und Dich damit der Gefahr der Offenbarung ausgesetzt. Denn Orogenie ist verboten, jene, die sie praktizieren, werden verfolgt. Doch das ist nicht der Grund, warum Du Tirimo verlässt. Du suchst nach Deiner Tochter Nassun, die Dein Ehemann Jija entführt hat. Nachdem er Deinen Sohn Uche ermordete, weil du deine Kräfte an die Kinder vererbt hast. Auf dem Weg durch das zerstörte Land triffst Du Hoa und Tonkee. Mit ihnen holt Dich Deine Vergangenheit ein.

logo-scifi3

„Normale Menschen können sich nicht um Kinder kümmern, die … so wie sie sind.“ [S. 43]

Der Wächter bringt Damaya nach Yumenes in das Fulcrum, einer Schule, die Orogene ausbildet. Die anfängliche Freundlichkeit der Wächter wandelt sich in Grausamkeit, wenn es darum geht, die Kontrolle über die Kräfte zu lehren. Orogene und Wächter stehen im Dienst des herrschenden Sansi-Verbunds. Den Orogenen werden gemäß ihrer Fähigkeiten Aufgaben zugeteilt, sie kontrollieren den Kontinent.

„Was für eine Scheiße, denkt Syenit hinter ihrem Schutzschild aus freundlichem Lächeln. [S.73]

Syenit ist eine vierfach beringte Orogene des Fulcrum. Mit dem zehnberingten Alabaster soll sie ein Kind zeugen und die Hafenstadt Allia von Korallen befreien. Die Erledigung dieses Auftrags zieht weitreichende Konsequenzen nach sich. Für Synenit, für Alabaster und für den gesamten Kontinent mit dem unpassenden Namen Stille.

Die Schönheit der multiperspektivischen Erzählung

N.K Jemisin wagt in „Zerrissene Erde“ das multiperspektivische Erzählen und setzt es gekonnt um. Die Autorin zwingt dem Leser durch den Gebrauch des Erzählers in der zweiten Person die Identifikation mit der Protagonistin Essun auf. Was den Einstieg in die Geschichte nicht erleichtert, denn Essun ist zunächst keine Sympathin. Auf ihrer Flucht tötet sie Menschen, die sich ihr in den Weg stellen. Was Essun in ihrem Leben widerfahren ist, der Grund für ihre ungezügelte Wut, wird erst nach und nach klar. Zudem ist die Art der Magie, die die Protagonisten ausüben, fremdartig und unerklärlich. Es empfiehlt sich, zunächst die Anhänge I und II am Ende des Romans zu lesen, in denen die Fünftzeiten (also die langandauernden Winterperioden auf dem Kontinent Stille) und verschiedene Begriff erklärt werden

Damaya erzählt aus ihrem Leben am Fulcrum als personaler Erzähler. Ihre Geschichte hat jedoch nur wenig mit denen andere Magierschüler in der Fantasy-Literatur gemein. Es fehlt jegliche Kameradschaft unter den Schülern, ihr Leben dort ist ein einsames Martyrium.

Syenit und Alabasters Geschichte bildet die umfangreichste und zugleich ergreifendste Handlung des Romans. Syenit erzählt ebenfalls aus ihrer Perspektive in der dritten Person. Die beiden werden nie Geliebte, trotz oder auch wegen des erzwungenen Geschlechtsverkehrs, aber fürsorgliche Freunde. Aus der konfliktreichen Zweckgemeinschaft erwächst eine innige Verbindung, geprägt von Respekt, Toleranz und einer konsequent freiheitlichen Gesinnung. Der in Orogenie erfahrenere Alabaster nimmt zunächst die Funktion eines Mentors ein, jedoch erweist sich die neugierige Syenit aufgrund ihrer Lebensklugheit als ebenbürtig. Ihre intelligenten Gespräche erklären auch dem Leser die Welt von Stille. Das Kapitel, in dem sie einen Ort der Freiheit und eine Zeit des Glücks finden, vermittelt Wohlfühlatmosphäre in einer sonst durchgängig düsteren und gefährlichen Welt.

Eine andersartige Welt mit eigener Sprache

Für die Gesellschaft und Landschaft des Kontinents Stille führt N.K Jemisin viele fremdartige Begriffe und Wortschöpfungen ein. Dass diese sich dennoch leicht zuordnen lassen, liegt zum einen am gut sortierten Glossar, zum anderen an der kraftvollen und prägnanten Sprache der Autorin. N.K Jemisin beschreibt und benennt jede Situation unmissverständlich, mitunter verwendet sie eine harte Sprache und Schimpfwörter. Sie versteht sich jedoch auch auf eine poetisch- sensible oder erotische Sprache. Die Extremsituationen, in denen sich die drei Protagonistinnen befinden, erzeugen Wut und Schmerz, allerdings auch seltene und intensive Glücksmomente. N.K Jemisin findet die richtigen Worte und die treffende Tonlage, um jeden Moment dieser außergewöhnlichen Geschichte einzufangen.

Vergleiche zu großen AutorInnen sollte jeder Rezensent sparsam und sorgsam überlegt verwenden. Doch mit N.K. Jemisin und „Zerrissene Erde“ habe ich tatsächlich eine Autorin und einen Roman gefunden, der auf den Pfaden von Ursula K. Le Guins Werk wandelt. Sowohl der facettenreiche Sprachstil, als auch die überlegenen und dennoch scheiternden Helden, sowie die tiefsinnige Botschaft hinter der Geschichte erinnern mich sehr an die jüngst verstorbene, großartige Phantastik-Schriftstellerin. N.K Nemisins Apokalypse ist mehr, als düstere Endzeit-Fantasy. Es ist eine Parabel über die Arroganz des Menschen. Menschen die glauben, dass durch Fortschritt verursachte Probleme durch weiteren Fortschritt zu beheben sind.

 Das Ende ist fast schon gemein

 Deshalb werde ich nichts weiter darüber schreiben. Ich könnte Euch raten, mit dem Lesen der Trilogie zu warten, bis alle Bände ins Deutsche übersetzt vorliegen. Oder die englischsprachigen Originale: „The Fifth Season“, „The Obelisk Gate“, „The Stone Sky“ zu lesen. Doch dann gibt es vielleicht keinen weiteren Band, weil sich „Zerrissene Erde“ zu schlecht verkauft. So lest denn diesen verstörenden und wunderbaren Roman und leidet mit mir, bis der Nachfolgeband beim Knaur Verlag erscheint.

Zerrissene Erde –  N.K. Jemisin (Übersetzung Susanne Gerold)
Knaur Verlag
Taschenbuch
ET: 1. August 2018
ISBN: 978-3426521786
496 Seiten
Preis: 14,99€ [D]

Auf Englisch erschien der Roman unter dem Titel „The Fifth Season“ im Orbit Verlag.

 

 

 

 

100 Jahre Frauenwahlrecht

100 Jahre dürfen Frauen in Deutschland wählen. Eine Selbstverständlichkeit, das jeder Mensch wählen kann, sollte man meinen und doch hat es ewig gedauert, bis Frauen wählen durften und es gingen jahrezehntelange ermüdende Kämpfe voraus. Deutschland liegt mit der Einführung des Wahlrechts für Frauen im Jahr 1919 im guten Mittelfeld. Eines der ersten Länder war Finnland, wo Frauen ab 1906 wählen durften, Länder wie Griechenland (1952) oder gar die Schweiz (1971) waren ziemliche Spätzünder. Liechtenstein ist gar erst im Jahr 1984 aus seinem Dornröschenschlaf erwacht. Unfassbar.

csm_Aufruf_Frauenwahlrecht_1914_cf3809a511.jpg

Foto: AddF

Überhaupt spannend, dass sich häufig gerade die Länder, die alte bestehende Männerdemokratien waren, mit der Einführung des Frauenwahlrechts besonders schwer taten, siehe Griechenland oder auch Frankreich, das mit 1948 auch nicht gerade bei der ersten Welle dabei war. Nur in wenigen Ländern wurde das allgemeine Wahlrecht für beide Geschlechter zum selben Zeitpunkt eingeführt. Liberale Parteien sympatisierten am ehesten mit der Idee des Frauenwahlrechts, aber für sie war politische Beteiligung vom sozialen Stand abhängig. Das fand sich auch entsprechend in der Frauenbewegung wieder, wo sich bürgerliche Frauen vehement für ihr Wahlrecht einsetzten, dies aber durchaus auf bürgerliche Frauen beschränkt wissen wollten.

Die Parteien jeglicher Couleur fürchteten negative Konsequenzen. Soziale und Liberale fürchteten, die Stimmen der Frauen würden überwiegend zu den Konservativen wandern, die Konservativen glaubten, Frauen würden überwiegend Linke und Liberale stützen. Einig waren sich die Herren der unterschiedlichen Parteien auch, dass das Wahlrecht der erste Schritt zu einer vollständigen Emanzipation sei und das wollte keiner. Die Aufhebung der Klassenbarriere ließ sich daher einfacher und schneller durchsetzen als das Frauenwahlrecht.

Eine der bekanntesten deutschen Frauenrechtlerinnen, der wir nicht nur mit Blick auf das Wahlrecht viel verdanken, war die erste deutsche Juristin, Anita Augspurg. Sie gründete 1902 in Hamburg gemeinsam mit anderen Aktivistinnen den Deutschen Verein für Frauenstimmrecht.

Anita_Augspurg.jpg

„Im Ersten Weltkrieg nahmen Augspurg und Heymann an internationalen Frauen-Friedenskonferenzen teil und hielten illegale Versammlungen in ihrer Münchner Wohnung ab und verteilten Flugschriften gegen den Krieg. Anita Augspurg kooperierte mit Kurt Eisner und wurde nach der Proklamation der Bayerischen Republik 1918 in München Mitglied des provisorischen bayerischen Parlaments. Bei den bald folgenden Wahlen kandidierte sie auf Listen der sozialistischen USPD, erlangte aber kein Mandat.

Während der Machtübernahme der NSDAP weilten Augspurg und Heymann auf einer Auslandsreise, von der sie nicht nach Deutschland zurückkehrten. Der Grund war, dass sie Repressalien befürchteten, da sie unter anderem 1923 beim bayerischen Innenminister die Ausweisung des Österreichers Adolf Hitler wegen Volksverhetzung beantragt hatten. Ihr Besitz wurde beschlagnahmt; ihre Bibliothek und alle Aufzeichnungen aus ihrer jahrzehntelangen Arbeit in der nationalen und internationalen Frauenbewegung gingen verloren“ (Zitat Wikipedia)

Eine Menge spannender Informationen zur Geschichte des Frauenwahlrechts findet ihr im Übrigen hier.

Suffrage_Alliance_Congress,_London_1909

Foto: Wikipedia

Bei meinem letzten London Besuch entdeckte ich dieses spannende Buch, das ich euch in diesem Zusammenhang ans Herz legen möchte:

„The Periodic Table of Feminism“ – Marisa Bate

IMG_4135

Kurze Biografien über entscheidende Figuren im Feminismus angelehnt an das Periodische System. Aufgeteilt in die 4 Wellen des Feminismus gibt es folgende Aufschlüsselung:

IMG_4140

Precious Metals: the leaders, the face of the movements
Catalysts: pioneers, fire-starters
Conductors: bringing people together, the organisers
Diatomic: women working together
Stabalizers: peaceful, pacificsts
Explosives: radicals, anarchists, violent

Es liest sich leicht, ist ein guter Einstieg in das Thema und bietet eine Übersicht über weiterführende Literatur. Das Büchlein macht Spaß und man bleibt leicht hängen, wenn man eigentlich nur mal kurz reinblättern möchte. Allerdings hätte ich dem Buch einen besseren (oder überhaupt einen) Korrekturleser gegönnt, es sind schon einige Tippfehler im Buch. Mir hat das die Freude am Entdecken und Wiederentdecken nicht genommen. Es ist etwas angloamerikanisch geprägt, Anita Augspurg war aber ebenfalls vertreten. Bislang gibt es das Buch nur in Englisch und ich weiß nicht, ob eine Übersetzung geplant ist, falls ja würde es sicherlich Sinn machen, es dann etwas stärker zu europäisieren.

IMG_0359

Vieles, was wir heute für selbstverständlich halten, musste von tapferen Menschen hart erkämpft werden. Wir dürfen das nicht leichtsinnig aufs Spiel setzen. Ich bin dankbar, dass es so mutige Frauen wie  Frauen wie Anita Augspurg, Emmeline Pankhurst und Chimamanda Adichie gibt und gegeben hat, die Herzblut, Kraft und viel Verstand in den Feminismus investiert haben und geholfen haben, die Welt etwas gleichberechtigter zu machen.

Es bleibt noch viel zu tun und wir brauchen Feminismus heute mehr denn je!

 

Meine Woche

536df6a5-ac9a-45a3-919e-ac0f9e00db86

Gesehen: „Gothic“ (1986) von Ken Russell mit Gabriel Byrne und Natasha Richardson. Fiebriger Horrorfilm um die Entstehung von Mary Shelley’s „Frankenstein“

Mary Beard – Meet the Romans“ (2017) 3 teilige BBC Dokumentation über das Leben der einfachen Römer. Super spannend, hab ich sehr gerne gesehen.

Castlevania“ 2. Staffel (2018) von Warren Ellis. Animationserie die auf dem japanischen Videospiel Castlevania beruht, in dem es um den Vampirjäger Trevor Belmont und die Zaubererin Sypha die gegen Draculas Armee kämpfen. Tolle Atmosphäre und ein großartiger Soundtrack.

Gehört: „The Haunting of Hill House“ + „Come Home“ – Newton Brothers, „Bloody Tears“ – Castlevania OST, „Volk“ – Tom Yorke, „Ways of Stillness“ – Vau, „Postcards“ – Endless Melancholy, „Tired Eyes“ – Coastlands, „Requiem“ – Guiseppe Verdi, „King Night“ – Salem

Gelesen: Post-Truth Germany, Daniel Ratcliffe and the art of the fact-check, Dozenten und Professoren erzählen was sie von ihren Studenten gelernt haben, why do we feel so busy, The Confidence Gap, Merkel and the revenge of the white boys club, The harder better stronger faster language of dieting

Getan: die Magnum Ausstellung in der Versicherungskammer Bayern angesehen, Guinness im Irish Pub getrunken und den Stoffmarkt in Freising besucht

Geplant: ein Workshop an der TU München

Gegessen: French Toast mit Beeren

Getrunken: Guinness

Gefreut: dass es meinem Papa nach dem heftigen Epilsepsie-Anfall wieder gut geht

Geklickt:  „Why do societies collapse“ – Jared Diamond, „The case for curiosity driven research“ – Suzie Sheehy, The End – In the praise of credits, Marlene Dietrich Blue Angel Screen Test

Gewünscht: ein Besuch in dieser Bar, diese Jacke, diese Vasen

Gestaunt: über diese Buch Cover der 50er Jahre

Gefunden: nix

Gedacht: “To be yourself in a world that is constantly trying to make you something else is the greatest accomplishment.” — Ralph Waldo Emerson

#WomeninSciFi (43) Wandernde Himmel – Hao Jingfang

Ich freue mich schon jetzt auf unseren nächsten Besuch im hohen Norden, so dass ich endlich einen Abstecher in die Buchhandlung „Almut Schmidt – Der Leuchturm im Büchermeer“ von „Leseschatz„-Blogger Hauke Harder machen kann.

Vielen lieben Dank an Hauke, dass er uns mit der Hugo-Award Gewinnerin Hao Jingfang  auf den nächsten Trip in die Zukunft mitnimmt.

hao-jingfang-wandernde-himmel-rowohlt-polaris

„Wandernde Himmel“ erzählt von zwei Welten und ist durch die Fremdartigkeit eine überspitzte Gegenwart. Ein ruhiger Science-Fiction-Roman, der sich des Genres und der Zukunft bedient, um die jetzige Zeit mit den technologischen Entwicklungen, den politischen Ränkespielen und dem Kapitalismus aus chinesischer Sicht zu kritisieren.

Der Roman zeigt eine Gesellschaft, die durch den abgenutzten Slogan „Die da Oben und die da Unten“ nicht nur als bildliches Konzept vorgestellt wird. 2096 haben die Menschen eine Kolonie auf dem Mars gegründet, um weiteren Lebensraum zu erschließen. Anfänglich gab es zwischen der Erde und dem Mars eine Handelsbeziehung. Doch dann tauchten auf der Strecke zwischen Mars und Erde Kriegsschiffe auf. Es begann der marsianische Unabhängigkeitskrieg. Die Marsianer wollten unabhängig sein und verdammten den Raubtierkapitalismus der Erde. Die Erden-Bewohner hielten dahingegen den Staat des roten Planeten für eine Diktatur.

logo-scifi3

Hundert Jahre hat diese Fehde gedauert und es beginnt nun zaghaft eine Verständigung zwischen den Menschen auf den beiden Planeten. Die Handlung fängt mit dem Flug des althergebrachten Raumschiffs Maerde an. Ein Schiff, das mit seiner kleinen Besatzung die Route Mars und Erde aufrechterhält und dessen Name sich aus den Namen der beiden Planten zusammensetzt. Die Maerde ist auf dem Heimflug zum Mars und hat Besucher einer Marsmesse, Erdenmenschen, die den Mars erstmalig aufsuchen, und eine Schülergruppe als Passagiere. Diese Gruppe von Jugendlichen, die sich Merkur nennt, wurde zur Verständigung zwischen den Völkern auf die Erde als eine Art Schüleraustausch gesendet. Unter ihnen ist Luoying, die nun als fast Erwachsene auf ihren Heimatplaneten zurückkehrt. Sie ist eine begabte Tänzerin und die Zeit auf der Erde setzte ihr durch die dortige Schwerkraft sehr zu. Sie beginnt, ihre Rolle in diesem Austausch rückblickend in Frage zu stellen. Während des Heimflugs unterhalten sich die Teilnehmer über die damaligen Testaufgaben. Luoying erinnert sich an ihre sehr mauen Testergebnisse und wundert sich, dass sie dennoch für diesen Austausch ausgewählt wurde. Hat ihr Großvater, der oberste politische Machtinhaber des Planeten, etwas mit ihrer Auswahl zu tun? Nun nach fünf Jahren kehrt sie heim und fährt zu ihrem Bruder Rudy. Sie beginnt, die Rolle ihres Großvaters immer mehr in Frage zu stellen. Durch eine Verletzung ist ihre Karriere als Tänzerin beendet. Was soll sie nun machen? Welchen Beruf kann und will sie ausüben? Sie beginnt durch diesen neuen Lebensabschnitt, immer mehr die Systeme miteinander zu vergleichen. Auf der Erde erlebte sie den täglichen Kampf ums Überleben und hier auf dem Mars wird alles reglementiert. Kunst wird gefördert, steht dann zum Wohle aller zur Verfügung. Auch ist die Architektur auf dem Mars sehr gläsern. Aber ist alles wirklich so durchsichtig? Ihre Eltern sind vor langer Zeit verstorben, d.h. umgekommen. War die Mutter von Luoying auch dem System gegenüber kritisch eingestellt? Sie möchte endlich Klarheiten haben, über ihren Lebensweg, die Macht, die ihr Großvater ausübt und den Tod ihrer Eltern. Sie muss sich entscheiden, ob sie das Leben auf dem Mars weiterhin gut heißen kann. Sie als Weltenwanderin hat eine andere Art des Lebens kennenlernen können, das nicht ganz so starr ist. Hat aber die Sehnsucht nach Freiheit tödliche Konsequenzen?

Eine alternde Welt, die sich eine neue aufgebaut hat, welche nun von alternden Machtinhabern kontrolliert wird. Auf dem Mars wird soziale und wirtschaftliche Sicherheit versprochen. Auf der Erde herrscht der Kapitalismus. Doch beide Systeme haben ihre Kehrseiten. Das Leben sucht meist den unvorhersehbaren Weg und wünscht sich individuelle Freiheit. Dies ist nach den Werken von Cixin Liu der nächste chinesische Science-Fiction-Clou. Die Autorin, Hao Jingfang, gewann als erste Chinesin 2016 den Hugo Award.

OITNB – All Books seen in season 6

155585-1533107355

The bomb just dropped that season 7 is going to be the last for OITNB. Now, as sad as that is, it is probably better to end it while it is still great, rather than beating the horse until it’s dead. But it will still be sad to see these wonderful ladies go and they better not f** up. There needs to be a happy Vauseman endgame or I will be very very angry 😉

OK but let’s talk about the books the literary ladies have been devouring this time. Here is a complete list of the books mentioned or shown in season 6.

Have you read any of these already?

  • Make your bed – William H Mcraven
  • The Happiness Project – Gretchen Rubin
  • Living as if your life depend on it – Cia Ricco
  • Dubliners – James Joyce
  • Dark Star Safari – Paul Theroux
  • Strip Tease – Carl Hiassen
  • Love me back – Merritt Tearce
  • Einstein and the Rabbi – Naomi Levy
  • Just fly by – Andrew McCarthy
  • The name therapist – Duana Taha
  • Elizabeth Street – Laurie Fabiano
  • Siddhartha – Hermann Hesse
  • Hacker Mom – Austen Rachlis
  • The Girl who played with Fire – Stieg Larsson
  • How to win friends and influence people – Andrew Carnegie
  • The Hunger Games – Suzanne Collins
  • Eat that Frog! – Brian Tracy
  • Hope for each day – Billy Graham
  • Stealing Time – Leslie Glass
  • A different drummer – William Melvin Kelley
  • Winesburg, Ohio – Sherwood Anderson

Did you spot any other books not on that list – please let me know and I will happily add.

From the list I’ve already read Siddhartha, The Hunger Games, How to win friends, and The Girl who played with Fire.

On my to-read list are Einsteins Rabbi and The Happiness Project – what about you? Which one have you already read or would like to read?

IMG_2978

Want more on OITNB and books? Then compliment this article with „Orange is the New Book Club