Karlovy Vary by the Book

Im Herzen Böhmens liegt die bezaubernde tschechische Stadt Karlovy Vary (Karlsbad), bekannt für ihre Thermalquellen und ihre beeindruckende Architektur, bietet die Stadt eine malerische Kulisse, die uns in vergangene Zeiten entführte. Seit dem 14. Jahrhundert pilgerten Adelige, Künstler und Schriftsteller in den Kurort für die Gesundheit, aber lange auch weil jede*r der etwas auf sich hielt einfach zum wässern nach Karls-, Marien- oder Franzensbad fuhr. Mit dem Zug von uns zwar nur 4 Stunden entfernt, allerdings muss man in der Regel mindestens zweimal umsteigen. Trotz eines zweistündigen unfreiwilligen Aufenthalts in dem wohl langweiligsten Nest der Welt „Schirmding“ kamen wir dann doch irgendwann mit der Lokalbahn an und wurden direkt mit beeindruckender Filmkulisse begrüßt.

Es war wunderbar entspannend, diese bezaubernde Stadt zu erkunden, die Kuranlagen zu besuchen, im Park zu relaxen, im berühmten Hotel Pupp Kuchen zu essen, das Heilwasser zu probieren und die eine oder andere köstlichen böhmischen Spezialität zu testen. Obwohl das Wetter nicht perfekt war, konnte uns nichts davon abhalten, die Magie von Karlovy Vary zu erleben.

Die eleganten Kurhäuser, Hotels, Villen und beeindruckenden Kolonnaden entlang des Flusses Teplá versetzten uns in eine andere Zeit. Es war, als ob wir in einem Wes Anderson-Film gelandet wären, wo jede Ecke des Bildes sorgfältig komponiert und farbenfroh war. Und das schreibe ich obwohl ich gar kein ausgesprochener Wes Anderson Fan bin, aber seine Bildsprache erkenne ich mittlerweile durchaus.

Ein Besuch in Karlovy Vary wäre nicht vollständig ohne einen Abstecher zu den berühmten Kuranlagen. Wir schlenderten entlang der beeindruckenden Kolonnaden, die von Mineralquellen gesäumt waren. Einige der Quellen boten kostenloses Heilwasser zum Probieren an, und ich wagte mich mutig, das mineralhaltige Wasser zu kosten. Es hat einen gewöhnungsbedürftigen Geschmack und auch wenn ich die gesundheitlichen Vorteile der Quellen sicherlich anerkenne, war mir die -wie es hieß – abführende Wirkung nicht ganz geheuer und wir hielten uns eher an das Becherovka Heilwasser das wir ebenfalls in kleinen Schlückchen zu uns nahmen. Wir haben uns auch direkt ein bisschen wohler gefühlt 😉

Ein weiteres Highlight unserer Reise war der Besuch des renommierten Hotel Pupp. Dieses prächtige Hotel ist nicht nur für seine luxuriöse Ausstattung und seinen erstklassigen Service bekannt, sondern auch als Drehort für den Bond-Film „Casino Royal“. Die opulente Einrichtung, der Hauch vergangener Eleganz geben einem wirklich das Gefühl durch ein Loch im Raumzeit-Kontinuum in den 1880er Jahren oder so gelandet zu sein.

Man denkt auch deshalb unweigerlich an Wes Anderson wenn man in Karlovy Vary ist, da das Hotel Bristol angeblich als Inspiration für die Außenkulisse des Grand Budapest Hotels gedient haben soll. Aber urteilt einfach selbst:

Natürlich kann man unmöglich ohne passende Literatur nach Karlsbad reisen und ich entschied mich für „Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt“ von Jaroslav Kalfař, das schon eine Weile in meinem heimischen Bücherregal herumlungerte. Das war auf jeden Fall schon mal eine sehr gute Wahl:

„Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt“ ist ein Roman des tschechischen Autors Jaroslav Kalfar. Der Roman wurde 2017 veröffentlicht und erzählt die fiktive Geschichte von Jakub Procházka, einem Astronauten aus der Tschechischen Republik.

Die Handlung des Romans spielt in einer alternativen Realität, in der die Sowjetunion noch existiert und die Tschechoslowakei ein eigenes Raumfahrtprogramm hat. Jakub Procházka wird als einer der ersten tschechischen Astronauten ausgewählt und macht sich auf den Weg zu einer Mission zum Rand des Universums. Während seiner Reise reflektiert Jakub über sein Leben, seine Familie, seine Heimat und die Bedeutung von Raumfahrt für die menschliche Existenz.

Jaroslav Kalfar, der Autor des Romans, wurde 1988 in der Tschechoslowakei geboren und emigrierte im Alter von 15 Jahren mit seiner Familie in die USA. Er studierte an der University of Central Florida und begann seine Karriere als Autor. „Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt“ war sein Debütroman und wurde von Kritikern positiv aufgenommen. Kalfar wurde für seinen einfallsreichen Schreibstil und seine Fähigkeit gelobt, Science-Fiction-Elemente mit menschlichen Erfahrungen und Emotionen zu verbinden.

Der Roman beschäftigt sich mit Themen wie Identität, Heimat, Familie und den Drang des Menschen nach Entdeckung und Erkundung. Durch die Verbindung von historischen Ereignissen mit Science-Fiction-Elementen schafft Kalfar eine einzigartige Erzählung, die den Leser zum Nachdenken anregt und richtig Spaß macht.

„Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt“ ist eine faszinierende und einfallsreiche Geschichte, die den Leser auf eine Reise durch Zeit und Raum mitnimmt und gleichzeitig tiefgründige Fragen über das menschliche Dasein stellt.

Außerdem entschied ich mich für Joseph Roths „Hotel Savoy“ das ebenfalls schon lange in meinem Regal steht. Der Roman spielt nicht in Karlsbad, aber in einem Grandhotel während des 1. Weltkriegs und thematisiert soziale Ungleichheit, politischemnWandel und zwischenmenschlichen Beziehungen.

Mit seinem eleganten Schreibstil und tiefgründigen Charakteren verwebt Roth geschickt historische Ereignisse mit persönlichen Schicksalen. „Hotel Savoy“ ist ein lesenswertes Werk, das einen Einblick in eine vergangene Ära gibt und gleichzeitig zeitlose Themen behandelt. Ich bin mit Roths Schreibstil dennoch nicht 100% warm geworden und war ganz dankbar, dass es sich um ein recht dünnes Büchlein handelte. Man wird direkt von der ersten Seite an ins Getümmel geworfen und die schrägen Typen im Hotel erinnerten mich an John Irvings „Hotel New Hampshire“ aber die Figuren blieben mir recht fern und ich glaube Joseph Roth und ich das wird nix. Hatte wahrscheinlich eher einen Roman im Stil von Stefan Zweig erwartet.

Fazit: Unser verlängertes Wochenende in Karlovy Vary war eine Reise voller Zauber und Nostalgie. Die Stadt bietet eine einzigartige Mischung aus Geschichte, Architektur und toller Natur. Die böhmischen Wälder durch die wir ein kleines bißchen wandern konnten auf dem Weg zum Diana Sprung und durch die wir mit dem Zug durchfuhren machen riesige Lust auf einen Wanderurlaub dort und den werden wir auf jeden Fall mal machen, vielleicht verbunden dann mit einem Abstecher nach Marienbad.

Wart ihr schon mal da? Hat es euch gefallen? Habt Ihr Tipps für uns für einen Wanderurlaub in den böhmischen Wäldern oder für einen Kurztrip nach Marienbad?

Habt ihr einen der beiden Romane gelesen?

5 Kommentare zu “Karlovy Vary by the Book

  1. Vielen Dank fürs Mitnehmen nach Karlovy Vary – ich erkenne die Kulisse tatsächlich auch aus The Grand Budapest Hotel wieder. Die Fotos sind toll und ich hab direkt etwas Fernweh bekommen 😀

  2. Pingback: Mai Lektüre | Binge Reading & More

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