Meine Woche

Gesehen: Death Proof (2007) von Quentin Tarantino mit Kurt Russell, Zoë Bell, Rosario Dawson. Ein durchgeknallter Serienkiller Stuntman in einem Todeswagen wird von rasanten Stuntfrauen zur Strecke gebracht. Bissl viel Auto-Gedöns aber ein mega Soundtrack.

Practical Magic (1998) von Griffin Dunne mit Sandra Bullock und Nicole Kidman. War in nostalgischer 90s Stimmung und hatte Lust auf magische leichte Unterhaltung. Dafür funktionierte der wunderbar.

Gehört: Simply the Best – Tina Turner, Death Proof Soundtrack, Hiatus – thisquietarmy, True Mirror – Esben and the Witch, Electric Sun – VNV Nation

Gelesen: The letters that sustained Brittney Griner in prison, The entshittification of Apps, first female arab astronaut in Space, Knowing when you have enough, 30 Jahre Brandanschlag in Solingen

Getan: versucht einen queeren Kollegen aus Ägypten rauszuholen, eine sehr schöne Wanderung auf die Ilkahöhe gemacht, auf dem Balkon gegrillt, den Vizemeister Dortmund gefeiert und die Mainz 05 zur Strafe ohne Weinschorle ins Bett geschickt und das lange Pfingstwochenende genossen

Gefreut: über die Stickerfunktion meines iphones

Geärgert: Erdogan und Bayern München – manche gewinnen einfach immer oder mit Blick auf die Türkei: wenn Freilandhühner über Käfighaltung abstimmen

Geweint: RIP Tina Turner

Gegessen: Gegrilltes

Getrunken: Weißweinschorle

Geklickt: auf die Bilder von Dorothea Tanning, You are getting old, Tour the Bridges of All of Star Trek’s Starships Enterprise und auf diese Tierportraits von Melissa Cormican

Gestaunt: über die Brotbäcker in Samarkand, über die Eishöhlen in Island,

Gelacht: über meine plötzliche Faszination für Mähdrescher

Gewünscht: diese Wohnung, dieses Outfit, dieses Poster

Geplant: beim Stadtradeln mitmachen

Gefunden: einen bisher unentdeckten Bücherschrank

Gekauft: nix

Gedacht: I am nothing in my soul if not obsessive // Donna Tartt

Meine Woche

Gesehen: Harry Potter and the Philosopher’s stone (2001) von Chris Columbus mit Daniel Radcliffe, Emma Watson und Rupert Grint. Ich lese mich gerade durch alle Bände erneut durch und nach jedem abgeschlossenen Band schau ich mir den Film an. Immer wieder schön, auch wenn ich echt Probleme mit JK Rowlings krasser Transphobie habe 😦

Gehört: Bessie, did you make it – Marissa Nadler, Alive in Cappadocia – Zola Jesus, Strong – Romi, Raseri – Innerwoud, The Poet’s Act – Vanessa Wagner, Vertigo – Nadine Khouri, Dance like U – Okay Kaya, Perfectly close to me – Willow, Nothing – Mimmi, Dessine-moi un pays – Souad Massi

Gelesen: The last days of Percy Shelley, Why Donna Tarttt’s Secret History is still cool, dieses Interview mit Whoopi Goldberg, über die Verfilmung von „Orlando„, dieses Interview mit Brian Eno

Getan: im Bookclub „When the Crawdads sing“ diskutiert, Marissa Nadler live gesehen, unseren Jahrestag gefeiert, mit einer lieben Freundin zum Dinner getroffen und erste Adventskalender Geschenke besorgt

Gefreut: das der London Trip der Bingereader-Gattin so gut verlaufen ist und mein mitgebrachtes signiertes Buch von Emily St. John Mandel, das 12 Bytes Buch von Jeanette Winterson und leckeren Tee

Geschockt: über die Diagnose einer lieben Freundin

Gegessen: 11 (!) Gänge im Mural Farmhouse

Getrunken: Wein

Geklickt: auf das Conspiracy Chart, A Definitive Guide to Longevity Fitness, auf diesen Artikel zu Lotte Laserstein

Gestaunt: T. rex could have been 70% bigger than fossils suggest, The invasion of the super insects und What Makes Spiders So Terribly Scary to Human Beings?

Gelacht: über Space Karen

Gewünscht: mal in einem dieser Luxus-Züge zu fahren, dieses Cottage, dieser Sessel

Gefunden: nix

Gekauft: eine Leselampe

Gedacht: “It is our choices that show what we truly are, far more than our abilities.”
–Albus Dumbledore

Meine Woche

Gesehen: Brideshead Revisited (2008) von Julian Jarrold mit Matthew Goode, Emma Thompson und Ben Whishaw. Gute Verfilmung eines sehr empfehlenswerten Buches, auch wenn ich immer wieder höre die Serie aus den 1980er Jahren war um Längen besser.

Gehört: Can never say goodbye – The Cure, Streets of Philadelphia – Waxahatchee, Take me home – Clara Engel, Fiona Shaw reads the Waste Land

Gelesen: Why Do Americans Own More Guns Per Capita Than Anyone Else? Dieses Interview mit Aubrey Plaza, diesen Artikel über Donna Tartt

Getan: endlich wieder BUCHMESSE, tolle Menschen getroffen, über Bücher gesprochen, Lesungen besucht, Zug gefahren, als Harry Potter verkleidet, Frankfurt angeschaut und viel Zeit mit meinem Papa verbracht.

Gefreut: über die vielen schönen Momente und die wunderbare Begleitung auf der Buchmesse

Geweint: nein

Gegessen: Pizza

Getrunken: Äppelwoi

Geklickt: Amanda Gorman’s poem at the UN General Assembly 2022

Gestaunt: über den Zwerglippfisch Cirrhilabrus finifenmaa und über die Gewinner Fotos der Small World Foto Competition und über

Gelacht: I was reading a book on helium. I couldn’t put it down.

Gewünscht: an dieser Expedition teilnehmen zu können

Gefunden: zu viele neue Titel für die Leseliste

Gekauft: Bücher, Bücher, Bücher

Gedacht: What really knocks me out is a book that, when you’re all done reading it, you wish the author that wrote it was a terrific friend of yours and you could call him up on the phone whenever you felt like it. That doesn’t happen much, though.”
― J.D. Salinger, The Catcher in the Rye

New York by the Book – Part II

Oops jetzt habe ich euch aber länger auf die Fortsetzung unserer New York Reise warten lassen als geplant. Es ist einfach zu heiß – für alles. Zum schreiben, zum denken, zum Bilder sortieren. Aber done is better than perfect – also auf geht’s, ich nehme euch mit ins brütend heiße New York, allerdings haben wir immer wieder gut gekühlte Ecken gefunden.

Zum Beispiel direkt neben dem Chelsea Hotel – wo wir uns zur Premiere von Kristen Stewarts neuestem Film „Crimes of the Future“ in ein eisgekühltes Kino begaben. Das war eine recht tragische Entscheidung wie sich später rausstellen sollte. Zwar war es fantastisch das Chelsea Hotel zu erleben, in dem Patti Smith so lange lebte, allerdings hätten wir nur wenige Straßen entfernt die echte Kristen Stewart an der Premierenfeier des Films erleben können, was die Bingereader-Gattin als weltgrößtes Fangirl in tiefste Verzweiflung stürzen sollte, als wir unseren Fehler ein paar Tage später bemerkten.

Jetzt aber erst mal zur nächsten Buchempfehlung für New York – natürlich „Just Kids“ von Patti Smith

NYC ist eine Stadt, die sich für mich eigentlich nur zu Fuß so richtig begreifen läßt. Auch wenn die Subway bei den tropischen Temperaturen mit ihren eisgekühlten Wagen oft verlockend schien, haben wir die meisten Strecken zu Fuß oder im Taxi zurückgelegt, um möglichst viel von der Stadt zu sehen. Was mich bei den gelegentlichen Subway Fahrten überraschte waren die Ratten, die es immer schon gab, die aber mittlerweile so derart ihre Scheu verloren haben, dass sie selbst tagsüber auf vollbesetzten Bahnsteigen den Leuten über die Füße laufen.

Wir haben jeden Tag so einige Kilometer abgelaufen, hier ein paar Impressionen unserer Touren:

Ich empfehle dringend einen Spaziergang durch den Big Apple. Gehen ist die beste Form der Fortbewegung und Bewegung tut gut. Die Stadt ist relativ eben, mit wenigen Höhen und Tiefen in Midtown gang im Gegensatz zu „Manahata“ wie die Delawaren Manhatten nannten, was so viel wie „Insel der vielen Hügel“ bedeutet.

Die Bürgersteige in New York City können von Touristen und Einheimischen verstopft sein. Touristen, die meist im Gegensatz zu den Einheimischen Schwierigkeiten haben sich auf den überfüllten Bürgersteigen zurechtzufinden.

Die Fifth Avenue ist der Mittelpunkt des 1811 eingeführten Straßenrasters von Manhattan. Von diesem Mittelpunkt aus verlaufen die nummerierten Straßen in Ost-West-Richtung. Der Verkehr auf der Fifth Avenue fließt in Richtung Innenstadt.

Wir sind an einem Vormittag auf Wunsch unserer enthusiastischsten Lauf-Freundin 1,5 Std quer durch die Stadt gelaufen um in einem bestimmten Diner zu frühstücken. Der Magen hing dann auf halb 8, aber es war eine tolle Tour und selten hatten wir uns eine warme Mahlzeit mehr verdient als an diesem Morgen.

Die perfekte Lektüre für Spaziergänge durch New York die ich euch hier ans Herz legen möchte, sind Teju Coles „Open City“ und Miles Davis „If Beale Street could talk“

Aber ich hatte euch ja einen Boots-Trip versprochen, der uns auch tatsächlich etwas Abkühlung brachte, wenngleich für einen deutlich kürzeren Zeitraum, als vermutet.

Wir hatten uns von AirBnB Experiences dazu verführen lassen eine Bootstour zu machen die im Brooklyn Harbour am frühen Nachmittag starten sollte. Wir warfen uns in unsere segeltauglichsten Klamotten und begaben und mit einem türkischen Pärchen als einzige weitere Passagiere gemeinsam mit dem Skipper an Bord. Der Sekt war kaltgestellt, die Segel gesetzt – allerdings gingen dem Skipper schon nach den ersten paar Hundert Metern das Diesel aus, wir wurden in die Kabine hinunter geschickt, wo wir sechs verzweifelt versuchten bei gefühlten 200 Grad, den einströmenden Diesel-Dämpfen die beim Nachtanken entstanden und dem mächtigen Seegang nicht die Fische zu füttern.

Nach etwa 15 Minuten gab der Skipper dann auf. Der Motor wollte partout nicht wieder anspringen, wir wurden an Land zurückgebracht. Es war zwar ein kurzer Trip, aber wir haben immerhin ein paar hübsche Fotos von der Skyline und der Brooklyn Bridge gemacht, ein sehr nettes Pärchen kennengelernt und den Sekt haben wir dann einfach später auf der Hotelterrasse getrunken.

Auch wenn mir hier der passende Übergang fehlt, möchte ich euch Sylvia Plaths „The Bell Jar“ ans Herz legen, der Roman beschreibt das Leben von Esther Greenwood, einer College-Studentin, die davon träumt, Schriftstellerin zu werden. Sie wird für ein einmonatiges Sommerpraktikum als Gastredakteurin des Magazins Ladies‘ Day ausgewählt, aber ihre Zeit in New York City ist schwierig, da sie gegen gesellschaftliche Normen ankämpft und nach einem Selbstmordversuch in der Psychiatrie landet.

Es gäbe noch so viel zu erzählen, wir haben Sarah Jessica Parker am Broadway in „Plaza Suite“ gesehen, sind die Highline vom Angang bis zum Ende lang gelaufen, haben Buchläden gestürmt, einen lieben Freund nach vielen Jahren zum Dinner in Chinatown getroffen, viele leckere Cocktails getrunken und überaus gut gegessen.

Das kulturelle Highlight war für mich aber der Besuch der New York Library und die Dinos im Natural History Museum

Mein abschließender New York Buchtipp ist ein ziemlicher Ziegelstein und daher wahrscheinlich eher in der ebook-Version als Reiselektüre zu empfehlen: Donna Tartts „The Goldfinch“ ein Roman bei dem zwar ein Museum eine große Rolle spielt, allerdings das Metropolitan Museum – dahin haben wir es dieses Mal nicht geschafft.

Das war ganz sicher nicht unser letzter Besuch im Big Apple. Ich liebe die Stadt, auch wenn ich mir mittlerweile nicht mehr so gut vorstellen kann dort zu leben, für einen Besuch ist sie immer wieder gut. Samuel Pepys Zitat „If you are tired of London, you are tired of life“ kann man absolut genauso auf New York beziehen. Eine Stadt die nie schläft, die oft stinkt, schmutzig ist und einem das Geld aus der Tasche zieht und die dennoch die aufregendste und anregendste Metropole der Welt ist.

Ich hoffe ihr hattet etwas Spaß und Lust auf das eine oder andere Buch bekommen, dass entweder euren nächsten New York Trip begleiten könnte oder mit dem ihr einfach auf dem Sofa durch die Stadt reist, auf jeden Fall die umweltschonendere Methode.

21 aus 21

Die liebsten, die spannensten, die mich am meisten zum Nachdenken angeregt haben und es fehlen im Bild die verliehenen oder die, die ich als Hörbuch gehört habe:

Was waren eure liebsten in 2021? Ich freue mich auf ein weiteres Jahr mit Euch und danke für die Treue, die Kommentare, das Feeback, die Freundschaft. Ich wünsche Euch allen von Herzen ein tolles 2022 mit viel Glück, Gesundheit und Zeit zum lesen und nachdenken.

18. Türchen: The secret history – Donna Tartt

Dieses Buch ist meine absolut wunderbare Wiederentdeckung, die ich Nadine und Alex vom Blog letusreadsomebooks verdanke, die das Buch auf Instagram posteten und ich war Feuer und Flamme. Das musste wieder ins Haus. Das Buch hatte ich irgendwann in den 90ern mal in einer Nacht durchgelesen, es heiß und innig geliebt und dann ist es irgendwo zwischen Schottland / London / Hamburg oder der WG in München verloren gegangen. Ich war schon auch etwas nervös, ob es nach so vielen Jahren meinen Erinnerungen und Erwartungen entsprechen würde – um es kurz zu machen: ja und ja und ja. Liebe es genauso wie damals und habe – Instagram sei Dank – auch rausgefunden, dass ich immer schon ein Dark Academia Girl bin, hatte nur nie eine Bezeichnung dafür. Man gebe mir Filme wie „Der Club der toten Dichter“, Bücher wie „The Secret History“ (Die geheime Geschichte), „Posession“ von A. S. Byatt, „Carmilla“ von Le Fanu (eignentlich fast alles wo Vampire drin sind), Harry Potter oder auch „Wuthering Heights“ von Emily Bronte etc etc und ich bin im 7. Bücherhimmel.

Aber jetzt kurz zu Donna Tartts Meisterwerk „The Secret History“. Ms Tartt schreibt ja immer gerne etwa 10 Jahre an einem Buch, ihr Gesamtwerk wird also voraussichtlich übersichtlich bleiben.

Die geheime Geschichte ist einer der besten Krimis, die ich je gelesen habe. Und das liegt vielleicht daran, dass es sich nicht um einen Krimi im herkömmlichen Sinne handelt, sondern um literarische Fiktion mit jeder Menge moralischer Ambiguität und dem Verlust der Unschuld als zentralen Themen. Die eigentlichen Straftaten spielen eine untergeordnete Rolle es geht auf subtile Weise um eine verheerende Kettenreaktion, die zum kollektiven Zerfall des Gefüges von fünf jungen Leben führt.

“Does such a thing as ‚the fatal flaw,‘ that showy dark crack running down the middle of a life, exist outside literature? I used to think it didn’t. Now I think it does. And I think that mine is this: a morbid longing for the picturesque at all costs.”

Und es ist der Schatten dieses Verbrechens, die Vorwegnahme seines Eintretens und die niederschmetternden psychologischen Nachwirkungen, die der Erzählung ihre wahre Substanz verleihen. Die Diskrepanz zwischen den gelegentlichen Gewissensbissen der Täter und ihrer egoistischen Rechtfertigung des Mordes macht dieses Buch so fesselnd und eindringlich. Hier geht es nicht primär um die Lösung eines komplizierten Kriminalfalls, sondern wir erleben das Ganze aus der Sicht des Erzählers, der ein widerwilliger Komplize des Verbrechens ist.

Dieses Buch ist voll von schrecklichen Menschen. So ziemlich alle Menschen, die unser Erzähler Richard trifft, sind auf irgendeine Weise furchtbar. Sie sind egozentrisch, elitär, soziopathisch und krasse Snobs. Auch Richard ist nicht gerade ein toller Typ. Aber das Faszinierende an diesem Romans besteht darin, dass man diese schrecklichen Menschen irgendwie zutiefst sympathisch findet.

Ich liebe die sich langsam aufbauende Spannung und das Gefühl, dass ich als Leser gekonnt manipuliert wurde. Ja, das. Das letzte. Ich glaube, das ist es, was ich an diesem Roman am meisten liebe. Ich habe das Gefühl, dass Donna Tartt diesen Roman vollkommen unter Kontrolle hatte. Alles ist wohldurchdacht und einfach perfekt inszeniert

Große Empfehlung – unbedingt lesen!

Habt ihr ein Buch, dass euch vor Jahren mal so richtig begeistert hat und das ihr nach Ewigkeiten wieder entdeckt habt? Wie war das? Oder traut ihr euch (noch) nicht?

Happy Halloween

Für mich könnte Halloween wie die Adventszeit ja gerne fast den ganzen Monat stattfinden und ich lebe den Oktober auch sehr gerne im Horroctober und decke mich mit wohlig-gruseliger Lektüre ein und schaue natürlich auch den einen oder anderen thematisch passenden Film oder auch eine Serie. Netflix hat mit Mike Flannagan ja seit einiger Zeit einen Garanten für atmosphärischen Horror per Serie im Programm.

Heute möchte ich euch aber meine dunkel-düstere Lektüre aus dem Oktober vorstellen und hoffe, ich kann euch Lust auf das eine oder andere Buch machen.

Dieses Buch ist meine absolut wunderbare Wiederentdeckung, die ich Nadine und Alex vom Blog letusreadsomebooks verdanke, die das Buch auf Instagram posteten und ich war Feuer und Flamme. Das musste wieder ins Haus. Das Buch hatte ich irgendwann in den 90ern mal in einer Nacht durchgelesen, es heiß und innig geliebt und dann ist es irgendwo zwischen Schottland / London / Hamburg oder der WG in München verloren gegangen. Ich war schon auch etwas nervös, ob es nach so vielen Jahren meinen Erinnerungen und Erwartungen entsprechen würde – um es kurz zu machen: ja und ja und ja. Liebe es genauso wie damals und habe – Instagram sei Dank – auch rausgefunden, dass ich immer schon ein Dark Academia Girl bin, hatte nur nie eine Bezeichnung dafür. Man gebe mir Filme wie „Der Club der toten Dichter“, Bücher wie „The Secret History“, „Posession“ von A. S. Byatt, „Carmilla“ von Le Fanu (eignentlich fast alles wo Vampire drin sind), Harry Potter oder auch „Wuthering Heights“ von Emily Bronte etc etc und ich bin im 7. Bücherhimmel.

Aber jetzt kurz zu Donna Tartts Meisterwerk „The Secret History“. Ms Tartt schreibt ja immer gerne etwa 10 Jahre an einem Buch, ihr Gesamtwerk wird also voraussichtlich übersichtlich bleiben.

Die geheime Geschichte ist einer der besten Krimis, die ich je gelesen habe. Und das liegt vielleicht daran, dass es sich nicht um einen Krimi im herkömmlichen Sinne handelt, sondern um literarische Fiktion mit jeder Menge moralischer Ambiguität und dem Verlust der Unschuld als zentralen Themen. Die eigentlichen Straftaten spielen eine untergeordnete Rolle es geht auf subtile Weise um eine verheerende Kettenreaktion, die zum kollektiven Zerfall des Gefüges von fünf jungen Leben führt.

“Does such a thing as ‚the fatal flaw,‘ that showy dark crack running down the middle of a life, exist outside literature? I used to think it didn’t. Now I think it does. And I think that mine is this: a morbid longing for the picturesque at all costs.”

Und es ist der Schatten dieses Verbrechens, die Vorwegnahme seines Eintretens und die niederschmetternden psychologischen Nachwirkungen, die der Erzählung ihre wahre Substanz verleihen. Die Diskrepanz zwischen den gelegentlichen Gewissensbissen der Täter und ihrer egoistischen Rechtfertigung des Mordes macht dieses Buch so fesselnd und eindringlich. Hier geht es nicht primär um die Lösung eines komplizierten Kriminalfalls, sondern wir erleben das Ganze aus der Sicht des Erzählers, der ein widerwilliger Komplize des Verbrechens ist.

Dieses Buch ist voll von schrecklichen Menschen. So ziemlich alle Menschen, die unser Erzähler Richard trifft, sind auf irgendeine Weise furchtbar. Sie sind egozentrisch, elitär, soziopathisch und krasse Snobs. Auch Richard ist nicht gerade ein toller Typ. Aber das Faszinierende an diesem Romans besteht darin, dass man diese schrecklichen Menschen irgendwie zutiefst sympathisch findet.

Ich liebe die sich langsam aufbauende Spannung und das Gefühl, dass ich als Leser gekonnt manipuliert wurde. Ja, das. Das letzte. Ich glaube, das ist es, was ich an diesem Roman am meisten liebe. Ich habe das Gefühl, dass Donna Tartt diesen Roman vollkommen unter Kontrolle hatte. Alles ist wohldurchdacht und einfach perfekt inszeniert

Große Empfehlung – unbedingt lesen 🙂

Der erste Roman von Mathias Menegoz ist ein ehrgeziges Unterfangen und überrascht auf mehren Ebenen: Er fühlt sich ganz und gar an wie die großen historischen Romane des 19. Jahrhunderts, nicht nur durch die Art der Geschichte, die er erzählt, und die Figuren, die er beschreibt, sondern auch durch seine Sprache, seinen Ton und seine Atmosphäre. Das Ergebnis ist ziemlich fesselnd. Es nimmt den Leser mit auf eine faszinierende Reise durch das österreichische Kaiserreich und insbesondere durch die geheimnisvollen Karpaten. Von Wien bis zu einem abgelegenen Schloss in der Wildnis, wo die Legende von Dracula entstand, erweckt Karpathia eine Welt wieder zum Leben, mit der sich Romanautoren nur selten ernsthaft auseinandergesetzt haben – oft ziehen sie es vor, sie als fast phantasievollen Hintergrund zu verwenden.

„Der Besitz, den die letzten Korvanyis bald erreichen würden, entsprach nur noch einem Teil der historischen Korvanya. Aus der Blütezeit blieben trotzdem ein paar Täler, die sich zwischen zahlreichen Hügeln an den Südhängen des Calimani-Gebirges um zwei kleine Nebenflüsse des Mieresch gruppierten. Stunde um Stunde ließen sich die Korvayis auf der Straße durchrütteln, die am Nordufer des Mieresch englangführte. Sie durchfuhren nur wenige, weit auseinanderliegende Dörfer. Schließlich bog die Kutsche in einen Seitenweg ein, der noch schlimmer war als der vorherige. Als handele es sich um eine übliche Formel, verkündete der Kutscher laut von seinem Sitz herunter „Mein Herr, Sie sind zu Hause“

Menegoz hat glaube ich unglaublich viel recherchiert und jede Menge Details über das Lebens in diesem abgelegenen Teil Österreich-Ungarns ausgegraben: Man lernt viel ohne das man das Menegoz jemals pedantisch rüberkommt, und es gelingt ihm, eine lebendige, glaubwürdige Welt zu zeichnen, weit entfernt von allen Klischees. Der Roman beginnt mit einer Nahaufnahme der Hauptfigur (Alexander, ein steifer Aristokrat, der nicht wirklich sympathisch ist), und läßt dann, Kapitel für Kapitel, neue Figuren eintreten, bis der Roman zu einem facettenreichen Epos wird, dessen Höhepunkt, eine kolossale Jagd, ein fast apokalyptischer Kampf der Kulturen zwischen der Welt der Leibeigenen, die seit Jahrhunderten in Knechtschaft leben, und einer sterbenden Aristokratie ist, die verzweifelt an ihren Privilegien festhält.

Das Buch mag an manchen Stellen etwas zu lang sein, vor allem gegen Ende, aber ich fand es nie langweilig. Ich fand es gleichzeitig spannend aber ganz gelegentlich auch ein bißchen schade ein so derart nüchternes vollkommen realistisches Buch zu lesen, dass dem Vampir-Mythos jeglichen Zauber nimmt. Dennoch eine wunderbare Herbstlektüre die ich auch vollumfänglich empfehle.

Der Aufbau der Handlung ist geradlinig und schnörkellos. Adam Snow biegt falsch in einen überwucherten Feldweg ein und entdeckt ein verfallenes edwardianisches Landhaus, das ihn in den verlassenen Garten zu ziehen scheint. Bei seinen Erkundungen hat er das seltsame Gefühl, dass sich die Hand eines kleinen Kindes in seine eigene schleicht. Dies setzt eine Reihe von Ereignissen in Gang, die immer unheimlicher und bösartiger werden und Adam zu lähmenden Panikattacken und Albträumen veranlassen, während er versucht, das Geheimnis dieser kleinen Hand zu lüften.

„It was as I drew close to it and looked down that I felt the small hand holding mine. I thought my heart would stop. But this time the hand did not clutch mine and there was no sense that I was being pulled forward. It was, as on that first evening, merely a child’s hand in mine“

Hills schriftstellerisches Geschick besteht darin, zwischen ihren spärlichen Zeilen einen mehrdeutigen Raum zu schaffen, fast so, als würde sie ein Gedicht konstruieren. Mit ihrer präzisen und sorgfältig strukturierten Prosa schafft sie es immer wieder wohligen Nervenkitzel zu erzeugen. Bei Susan Hill liegt man sicherlich nicht atemlos vor Angst im Bett, aber perfekt für ein stürmisch-verregnetes cozy Wochenende bei denen man sich ein klein wenig gruseln mag.

Eulen haben irgendetwas an sich. Sie tauchen in allen großen Kulturen seit der Steinzeit auf. Sie sind Geschöpfe der Nacht und damit der Magie. Sie sind die Vögel der Unheilverkündigung, die vogelkundlichen Boten der anderen Seite. Aber Eulen – mit ihren flachen, intelligenten Gesichtern, ihren großen, runden Augen, ihrem väterlichen Blick – sind auch beruhigend vertraut. Wir sehen sie als weise, wie die Eule der Athene, und treu, wie Hedwig aus Harry Potter. Mit anderen Worten: menschenähnlich.

Keine andere Tierart hat uns so in ihren Bann gezogen.

„There is something about owls. More than any other family of birds they produce a reaction in us, and have done so across time and continents. It is atavistic; we are generelly programmed to care for lookalikes. In ancient times the owl was known as the „human-headed bird“. We for for that manlike face.

In „Das geheime Leben der Eule“ erforscht John Lewis-Stempel die Legenden und die Geschichte der Eule.

Ein sehr schönes Buch bei dem ich immens viel über Eulen gelernt habe und jetzt möchte ich wirklich auch eine Hedwig haben!

Laura Carlin nimmt uns mit in die atmosphärische, überbordende Armut und die schmutzigen, von Krankheiten befallenen Gassen und Hinterhöfe des London der 1830er Jahre. In dieser eindeutig Dickens’schen Welt lebt die junge Hester White in den Slums, sie hat ihre Eltern verloren und ist auf der Suche nach einem Weg, der sie aus ihrer misslichen Lage herausführen kann. Dunkle, alptraumhafte Taten geschehen, während arme Leute in der Stadt verschwinden, aber es kümmert niemanden so richtig, denn schließlich betrifft es nur ein paar arme Menschen die wenig Bedeutung finden in dieser Zeit. Nachdem sie bei einem Unfall mit einer Pferdekutsche verletzt wird, findet sich Hester in einer glücklichen Lage wieder. Der Besitzer der Kutsche, Calder Brock, bietet ihr medizinische Hilfe an und nimmt sie mit auf sein Landhaus. Hester erhält die Stelle als Gesellschafterin von Calders Schwester Rebekah.

“Instead of the majesty of Westminster Abbey and the grandeur of the Banqueting House, here the houses spill over each other; dishevelled and ugly. A sickly, rotten stench rises from the streets and the rain-bloated gutters. Some thoroughfares bulge with black mud where pools of fetid water have collected, while others are narrow and meandering. All are swart with the lack of daylight and connected by alleyways and byways that seep over the scabbed ground.”

Rebekah ist eine intelligente, starke und unabhängige Frau, die Hester unter ihre Fittiche nimmt und der dankbaren Hester Nachhilfeunterricht gibt. Die beiden Frauen entwickeln eine romantische Beziehung, die die Normen und Konventionen der Gesellschaft in Frage stellen. Doch es gibt Geheimnisse, und es dauert nicht lange, bis Hester und Rebecca in ein Netz aus Intrigen und Gefahren verstrickt sind.

Ein Roman der an Sarah Waters „Fingersmith“ erinnert und mich definitiv gut unterhalten hat.

Hier noch mal die Roman im Überblick:

  • The secret history von Donna Tartt auf deutsch erschienen unter dem Titel „Die geheime Geschichte“ im Goldmann Verlag
  • Karpathia von Mathias Menegoz erschienen in der Frankfurter Verlagsanstalt
  • The Small Hand von Susan Hill auf deutsch erschienen unter dem Titel „Die kleine Hand“ im Kampa Verlag
  • The secret life of the owl von John Lewis-Stempel
  • The wicked cometh von Laura Carlin

Kurzgeschichten für lange Nächte


Ich bin kein großer Kurzgeschichten-Fan, ich glaube das ist – wie bei Gedichten auch – so ein „aquired taste“ wie Rotwein, Whisky, Blauschimmel-Käse. Kurzgeschichten haben es nicht leicht bei mir, drohen immer mal wieder in die Ecke zu fliegen, wenn ich in die Geschichten nicht reinkomme (wie kürzlich beispielsweise bei George Saunders), daher wiegen die hier aufgelisteten für mich um so mehr, denn die haben mich in der Regel von der ersten Zeile nicht mehr losgelassen.

Eine liebe Freundin hat mir vor kurzem einen Kurzgeschichten Band zugeschickt: Victoria Hislops Sammlung mit Kurgeschichten von Frauen und zu meinem Entzücken fand ich dort meine Lieblingsgeschichte „The Lottery“ wieder, was mich auf den Gedanken brachte, meine Bibliothek zu durchforsten, um meine persönliche Sammlung aus den für mich besten Kurzgeschichten der Welt hier zu präsentieren.

Einige kann man im Internet finden, da habe ich den link ensprechend angehängt und bin jetzt sehr gespannt, ob Euch meine Sammlung gefällt, welche ihr davon kennt und vielleicht auch mögt oder eben auch nicht. Fehlt euch etwas? Freue mich sehr auf Eure Kommentare und etwaigen Ergänzungen. So long äh short 😉

Isaac Asimov – The Martian Way
Margaret Atwood – Torching the Dusties
Margaret Atwood – Death by Landscape
Margaret Atwood – The Martians claim Canada
Paul Auster – Augie Wren’s Christmas Story
James Baldwin – The Outing
Karen Blixen – The Monkey
Wolfgang Borchert – Nachts schlafen die Ratten doch
Jorge Luis Borges – Die Bibliothek von Babel
Octavia Butler – The Morning, and the evening and the night
TC Boyle – Dogology
Ray Bradbury – The Veldt
Ray Bradbury – A sound of Thunder
Ray Bradbury – The Million-Year Picnic
Albert Camus – The Artist at Work
Truman Capote – Handcarved Coffins
Truman Capote – Miriam
Raymond Carver – Neighbors
Angela Carter – The Bloody Chamber
Ted Chiang – Story of Your Life
Roald Dahl – Lamb to the Slaughter
Philip K Dick – The Golden Man
Philip K Dick – The Minority Report
Charles Dickens – The Signal-Man
Charles Dickens – A Christmas Carol
Denis Diderot – Gründe meinem alten Nachtrock nachzutrauern
Joan Didion – On Self-Respect
Emma Donoghue – Words for Things
Fjodor Dostojewski – Weihnachtsbaum und Hochzeit
Fjordor Dostojewski – Weiße Nächte
Arthur Conan Doyle – The Adventure of the Blue Carbuncle
Agatha Christie – The Witness for the Prosecution
Jennifer Egan – Safari
Harlan Ellison – I have no mouth and I must scream
Sheridan Le Fanu – Green Tea
William Faulkner – A Rose for Emily
F Scott Fitzgerald – The Curious Case of Benjamin Button
Gillian Flynn – The Grownup
EM Forster – The Machine Stops
Neil Gaiman – Der Fluch der Spindel
Neil Gaiman – Snow, Glass, Apples
Ursula LeGuin – Coming of Age in Karhide
Ursula LeGuin – The ones who walk away from Omelas
Graham Greene – The Third Man
Ernest Hemingway – The Snows of Kilimanjaro
Ernest Hemingway – A clean well-lighted place
O. Henry – The Robe of Peacej
Patricia Highsmith – The stuff of Madness
Aldous Huxley – Young Archimedes
Washington Irving – The Legend of Sleepy Hollow
Mary Gaitskill – The Other Place
Charlotte Perkins Gilman – The Yellow Wallpaper
Maria Dahvana Headley – See the Unseeable, Know the Unknowable
Judith Hermann – Kaltblau
Siri Hustvedt – Mr. Morning
Henry James – The Turn of the Screw
Shirley Jackson – The Lottery
Franz Kafka – Die Verwandlung
Franz Kafka – In der Strafkolonie
Stephen King – Rita Hayworth and Shawshank Redemption
Stephen King – Children of the Corn
Stephen King – The eerie aftermath of a mass exit
Stephen King – The Road Virus heads north
Heinrich Kleist – Die Marquise von O
Lautréamont – Die Gesänge des Maldoror
Stanislaw Lem – Test
Hengtee Lim – The Girl at the Bar
Jack London – The Red One
HP Lovecraft – Cool Air
HP Lovecraft – The Dunwich Horror
Guy de Maupassant – Der Horla
Herman Melville – Bartleby, the Scrivener
Laurie Moore – How to become a writer
Daphne Du Maurier – Don’t look back
Daphne Du Maurier – The Birds
Haruki Murakami – Kinos Bar
Haruki Murakami – Yesterday
Haruki Murakami – The Elephant Vanishes
Vladimir Nabokov – Terra Incognita
Joyce Carol Oates – Where are you going, where have you been?
Dorothy Parker – Sentiment, A Telephone Call
Sylvia Plath – Johnny Panic and the Bible of Dreams
Edgar Allan Poe – The Tell-Tale Heart
Edgar Allan Poe – The Pit and the Pendulum
Annie Proulx – Brokeback Mountain
Karen Russell – Vampires in the Lemon Grove
Karen Russell – Reeling for the Empire
JD Salinger – For Esme
JD Salinger –  A Perfect Day for a Banana-Fish
Oliver Sacks – Altered States
Jean-Paul Sartre – The Room
Jean-Paul Sartre – The Wall
Arthur Schnitzler – Traumnovelle
Ali Smith – Free Love
Robert Louis Stevenson – The Body Snatcher
Bram Stoker – Dracula’s Guest
Donna Tartt – The Ambush
James Tiptree Jr – And I awoke and found me here on the Cold Hill’s side
Mark Twain – Cannibalism in cars
Jules Verne – Der ewige Adam
Kurt Vonnegut – Harrison Bergeron
Kurt Vonnegut – The Drone King
HG Wells – Empire of the Ants
Jeanette Winterson – Days like this
Virginia Woolf – A mark on the wall
Richard Yates – Saying Goodbye to Sally
Banana Yoshimoto – Lizard
Stefan Zweig – Die Schachnovelle
Stefan Zweig – Brief einer Unbekannten

2015 – The Year in Books

Ja nee hat super geklappt mit meiner Wahl der 10 Lieblingsbücher. Ich kann mich partout nicht entscheiden und schicke jetzt immer zwei ins Rennen. Die Kombi ist eventuell nicht immer einleuchtend, gibt aber schönen Einblick in meine abstrusen Synapsen-Schaltungen.

Es sind die Bücher, die mich am intensivsten beschäftigt haben in diesem Jahr, nicht automatisch die, die mir am besten gefallen haben. Habe nicht viele Bücher gelesen, die mir gar nichts gesagt haben oder die ich schlichtweg schlecht fand.

Vielleicht könnt ihr mir ja helfen mit der Entscheidung. Unter allen die in den Kommentaren hier oder bei Facebook abstimmen verlose ich eines der zur Wahl stehenden Bücher hier (nach Wunsch). Am 10.1. guck ich dann mal, ob es Entscheidungen und einen Gewinner gibt.

Hier kommen die Teilnehmer:

https://bingereader.org/2015/01/31/the-goldfinch-donna-tartt/

oder

https://bingereader.org/2015/06/07/die-kunst-des-feldspiels-chad-harbach/

https://bingereader.org/2015/02/16/fahrenheit-451-ray-bradbury/

oder

https://bingereader.org/2015/04/22/the-bone-clocks-david-mitchell/

https://bingereader.org/2015/12/14/geliebtes-wesen-briefe-von-vita-sackville-west-an-virginia-woolf-louise-desalvo-mitchell-a-leaska/

oder

https://bingereader.org/2015/03/16/anais-nin-die-tagebucher-1927-1929-und-1931-1934/

https://bingereader.org/2015/12/03/the-master-and-margarita-mikhail-bulgakov/

oder

https://bingereader.org/2015/11/07/the-strange-library-die-unheimliche-bibliothek-haruki-murakami/

https://bingereader.org/2015/03/27/9-stories-j-d-salinger/

oder

https://bingereader.org/2015/03/21/meistererzahlungen-stefan-zweig/

https://bingereader.org/2015/03/23/the-paying-guests-sarah-waters/

oder

https://bingereader.org/2015/11/03/auf-den-koerper-geschrieben-jeannette-winterson/

https://bingereader.org/2015/07/05/cannery-row-john-steinbeck/

oder

https://bingereader.org/2015/09/09/der-susan-effekt-peter-hoeg/

https://bingereader.org/2015/11/20/die-frau-die-nein-sagt-francoise-gilot/

oder

https://bingereader.org/2015/04/14/bossypants-tina-fey/

Was wirklich Spaß macht ist, sich die jeweiligen „Konkurrenten“ bei einem Treffen vorzustellen. JD Salinger und Herr Zweig beim gediegenen Whisky im Club-Sessel oder Tina Fey die der vornehmen Madame Gilot versehentlich ein Glas Rotwein über die Hose kippt…

The Goldfinch – Donna Tartt

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Eine Autorin sehr zu mögen, die nur etwa alle 10 Jahre ein Buch veröffentlicht, kann eine ziemlich anstrengende Sache sein. Mit ihrem Debut hatte mich Donna Tartt Mitte der 90er Jahre vollkommen umgehauen. An einem eisigen Dezembertag mit fiebriger Erkältung im Bett liegend, habe ich „The secret history“ angefangen und konnte im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr aufhören. Ich habe non-stop gelesen bis morgens um 4.30 Uhr, bis ich es endlich durch hatte. Und da lag ich dann schlaflos und durfte nahezu 10 Jahre warten, bis Madame Tartt endlich fertig war mit „The Little Friend“ – und der hat mich dann massloss enttäuscht. Wir kamen nicht zurecht miteinander, der kleine Freund und ich.

Entsprechend ungeduldig und nervös war ich daher, als nach den erwarteten 10 Jahren mit dem „Goldfinch“ endlich wieder Tartt-Time war. Wie wird das dieses Mal werden? Lesefieber und endlose Begeisterung wie beim ersten Mal oder wird das wieder schief laufen und ggf. mein letzter Tartt sein, den ich lese? Mein Bookclub hat mir die Entscheidung, ob ich mich dran traue oder nicht, auf jeden Fall abgenommen, denn der Distelfink war unsere Januar-Lektüre. Und es gab eine Menge zu diskutieren.

*Trommelwirbel* – „The Goldfinch“ ist großartig! Auch wenn er mich nicht ganz in das gleiche hypnotische suchtartige Bingereading gestürzt hat wie beim ersten Mal, sind wir doch mehr als Freunde geworden. Schon der Anfang ist ein sehr gelungener Einstieg. Der Erzähler, Theo Decker, sitzt in einem Amsterdamer Hotel und sucht in den holländischen Zeitungen, die er nicht wirklich lesen kann, nach seinem Namen im Zusammenhang mit einem Verbrechen. Erklärt wird das erst einmal nicht, sondern wir gehen 14 Jahre zurück in der Geschichte, zu dem Tag an dem Theo seine Mutter verliert, bei einem nicht näher erläuterten Terroranschlag in einem Museum. Die beiden befinden sich in unterschiedlichen Räumen, als die Explosion passiert, Theo überlebt, lässt sich von einem Fremden, den er kurz zuvor mit seiner Enkelin im Museum gesehen hatte, dazu verleiten, eines der Gemälde von der Wand und mitzunehmen, bevor er unerkannt nach Hause eilt, sicher, dort seine Mutter zu treffen.

Nach all der Action der Eröffnung nimmt der Roman jetzt eine andere Geschwindigkeit auf. Es ist ziemlich herzzerreissend Theo’s Einsamkeit zu erleben, seine Angst, wie er so plötzlich aus seinem Leben gekegelt wird, den Boden unter den Füßen verliert und dieser Boden bleibt ab da immer ein schwankender. Seine Mutter ist tot, sein Vater bleibt verschwunden, er landet bei der Familie eines befreundeten Schulkameraden und als er sich gerade so ein wenig eingelebt hat, taucht der Vater auf und wieder wird er entwurzelt.

Der Roman ist lang und es gibt auch keine wirklichen Abkürzungen. Von New York’s vornehmer Upper West Side aus geht es in die Wüste von Las Vegas, zurück in die Lower East Side und nach Amsterdam. Wir lernen unglaublich viel über Holz und Möbelrestauration durch Hobie, machen Abstecher in die Philospophie, Kunstgeschichte, Proust, Dostojewski, schließen einen russische Drogenhändler und einen kleinen Hund ins Herz und leiden mit Theo.

Es gibt so viele Momente, die man einfach nicht vergessen kann in dem Buch. Die Momente, wo ein kleiner Hund nach 10 Jahren noch jemanden wiedererkennt, wie sich zwei einsame verletzte Teenager pausenlos mit Alkohol und Drogen wegschiessen, wie fest die Verbindung zwischen Menschen sein kann, auch wenn sie sich über Jahre nicht sehen und auch wie ein Bild ein Leben verändern kann. Wie die Schönheit eines Bildes helfen kann, Wunden zu heilen. Das Bild, der letzte Gegenstand, den Theo mit seiner Mutter verbindet und das er einfach nicht aufgeben kann.

Der Roman beschreibt einzigartig wie es ist, sich in die falsche Person verliebt zu haben, die mit der es einfach nicht funktionieren kann und wie perfekt sich diese Liebe trotzdem anfühlen kann und wie sehr es weh tut das zu erkennen.

„The Goldfinch“ ist oft mit Dickens „Great Expectations“ verglichen worden und der Vergleich passt auch wirklich. Die Story im Einzelnen nacherzählen zu wollen, würde den Rahmen sprengen hier und ich mag es auch nicht, wenn Rezensionen so viel über ein Buch verraten, dass man manchmal den Eindruck hat, man müsse es gar nicht mehr selber lesen.

„Only here’s what I really, really want someone to explain to me. What if one happens to be possessed of a heart that can’t be trusted–? What if the heart, for its own unfathomable reasons, leads one willfully and in a cloud of unspeakable radiance away from health, domesticity, civic responsibility and strong social connections and all the blandly-held common virtues and instead straight toward a beautiful flare of ruin, self-immolation, disaster?…If your deepest self is singing and coaxing you straight toward the bonfire, is it better to turn away? Stop your ears with wax? Ignore all the perverse glory your heart is screaming at you? Set yourself on the course that will lead you dutifully towards the norm, reasonable hours and regular medical check-ups, stable relationships and steady career advancement the New York Times and brunch on Sunday, all with the promise of being somehow a better person? Or…is it better to throw yourself head first and laughing into the holy rage calling your name?”

Mit diesem Buch begibt man sich auf eine Reise und fast beneide ich die Leute ein wenig, die sie noch vor sich haben. Ich habe überlegt, „The secret history“ noch einmal zu lesen, einfach weil ich mir sicher bin, dass ich jetzt wieder 10 Jahre warten muss auf den nächsten Donna Tartt Roman. Habe aber beschlossen, es nicht zu tun. Die Erinnerung ist zu kostbar, die mag ich mir nicht ruinieren, falls es mir nach so vielen Jahren vielleicht doch nicht mehr so gut gefällt.

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In der Zwischenzeit ist da ja noch Dickens und Dostojewski und Boris hat mich an Raymond Chandler erinnert und wenn ich all deren Werke durch habe, ist Frau Tartt ja vielleicht auch wieder soweit.

Donna Tartt ist eine sehr zurückgezogen lebende Autorin, die selten Interviews gibt und die immer wahnsinnig streng und kontrolliert auf Bildern aussieht (aber auch ziemlich gut), daher hatten wir uns im Bookclub gefragt, woher sie wohl die detaillierten Beschreibungen der Alkohol- und Drogenexzesse genommen hat. Aber vielleicht ist sie ja auch gar nicht so streng und kontrolliert wie sie ausschaut, denn mit etwas MEHR Disziplin, müsste es doch wohl zu schaffen sein, auch mal ein Buch in 5 Jahren oder so fertigzustellen.

Donna TarttThe new Queen of the Bob: author Donna Tartt. Photograph: Beowulf Sheehan