The Martian – Andrew Weir

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So, letzte Rezension des Jahres meine Lieben: Andrew Weir ist ein Software Engineer, der in seiner Freizeit auf seinem Blog eine Geschichte erfand von einem Astronauten, der bei der ersten Mars-Mission der Nasa versehentlich auf dem Planeten vergessen wird. Mehr und mehr Fans der Geschichte fanden sich auf seinem Blog, rezensierten, verbesserten, machten Vorschläge und halfen Weir bei der Entstehung. Was muss das für ein Gefühl gewesen sein, als Weir irgendwann feststellte, dass sich seine „kleine Geschichte“ in eine literarisch/cinematografischen Super Nova verwandelt hatte. Nur ohne die Selbstvernichtung am Ende, hoffe ich doch.

Marc Watney, der gestrandete Astronaut, mit unzulänglichen Ressourcen ausgestattet, muss um sein Leben experimentieren und einem naturwissenschaftichen MacGyver gleich schnellstmöglich rausfinden, wie er in dieser unwirtlichen Umgebung überleben kann, bis mögliche Rettung nahen kann. Mark ist der siebzehnte Mensch, der den Mars betritt und der Plan war eigentlich, dass er mit seinen fünf Kollegen eine erste einmonatige Mars-Mission durchführt, um anschließend als Helden auf die Erde zurückzukehren. Am sechsten Tag muss die Mission sturmbedingt abgebrochen werden und Mark bleibt zurück, da man ihn nach einem Unfall für tot hält. Die Vorräte in der Station reichen maximal für ein paar Monate und das nächste Raumschiff kommt in etwa vier Jahren.

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Foto: Nasa

”So that is the situation. I’m stranded on Mars. I have no way to communicate with Hermes or Earth. Everyone thinks I’m dead. I’m in a Hab designed to last thirty-one days. If the oxygenator breaks down, I’ll suffocate. If the water reclaimer breaks down, I’ll die of thirst. If the Hab breaches, I’ll just kind of explode. If none of those things happen, I’ll eventually run out of food and starve to death. So yea. I’m fucked.”

„I have to science the shit out of it“

“Actually, I was the very lowest ranked member of the crew. I would only be “in command” if I were the only remaining person.”
What do you know? I’m in command” 

“Yes, of course duct tape works in a near-vacuum. Duct tape works anywhere. Duct tape is magic and should be worshiped.” 

Das ist hardcore faktenbasierte Science-Fiction, die Andrew Weir hier präsentiert, und wer auf Roland Emmerich ähnliche Begegnungen mit Außerirdischen oder schicke Raumschiffe hofft, der dürfte das Buch gegebenenfalls schnell in die Ecke werfen. Ich hatte keine wirkliche Idee was mich erwartet, höchstens vielleicht die Hoffung, dass mein „Space-the-Final-Fronteer-Geek“ in mir auch literarisch mal wieder Futter bekommt. Und das ist auf jeden Fall gelungen. Hatte ich anfangs vielleicht noch kurz Hoffnung, mir für den Fall, das ich mal auf dem Mars strande, entsprechendes Überlebenswissen anzueignen, musste ich schnell einsehen, dass ich dazu in allen möglichen Fächern deutlich besser hätte aufpassen müssen. Mark Watney ist Ingenieur und Botanist, eine ungewöhnliche aber in diesem Fall perfekte Mischung. Ich mochte Mark vom ersten Moment an, ich hab mit ihm mit gelitten, gehungert und wollte so sehr, dass er überlebt, ich hab mich beim Lesen fast nicht auf die Toilette getraut, damit nur nichts passiert, während ich weg bin 😉

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Foto: Nasa

“Mars keeps trying to kill me.
Well… Mars didn’t electrocute Pathfinder. So I’ll amend that:
Mars and my stupidity keep trying to kill me.”

Vor allen Dingen mochte ich seinen Humor und seinen Sarkasmus. Wäre mir das passiert, ich hätte mir vor lauter Angst in die Büx gemacht und das nicht nur einmal. Er flachst sich durch die aussichtslosesten Situationen, macht Wortspiele und ist überhaupt jemand, der sich selbst nicht fürchterlich ernst nimmt. Vielleicht liegt darin aber auch meine einzige Kritik an dem Buch. Ich hätte gerne auch etwas mehr darüber gelesen, wie Mark mit der Einsamkeit umgeht, wie er sich vielleicht auch mal bei komischen Geräuschen fürchtet, obwohl natürlich klar ist, dass da niemand sein kann, ebenso, was es psychologisch mit ihm macht, ganz alleine jeden Tag um sein Leben kämpfen zu müssen.

“I told NASA what I did. Our (paraphrased) conversation was:
Me: “I took it apart, found the problem, and fixed it.”
NASA: “Dick.”

Das ist großartige Science-Fiction die zeigt, wie wichtig, spannend und ganz und gar nicht dröge theoretisch Naturwissenschaft sein kann, wenn man Antworten auf Fragen sucht wie zB Wie stelle ich Sauerstoff her ? Wie erzeuge ich Wasser? Wie zur Hölle baue ich Kartoffeln auf dem Mars an etc. Dieses Buch sollte zur Standardlektüre in der Schule werden. Gemeinsam lesen, die Experimente durchführen, die Schüler eigene Ideen ausprobieren lassen – so stelle ich mir aufregenden Unterricht in Mathe, Englisch, Physik, Bio, Chemie – warum nicht auch im Werken vor. Da könnte man einen Mars-Rover bauen…

Ich ärgere mich immer noch, dass ich „The Martian“ im Kino verpasst habe, der wäre sicherlich was für die große Leinwand gewesen. Hier der Trailer, ich will den jetzt endlich unbedingt sehen *grmpf*

Das Buch erschien auf deutsch unter dem Titel „Der Marsianer“ im Heyne Verlag.

The Bone Clocks – David Mitchell

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Third time lucky – war meine große Hoffnung, als nach der Abstimmung in meinem Bookclub klar wurde, das wir zum dritten mal ein David Mitchell Buch lesen würden. „Cloud Atlas“ und „The Thousand Autumns of Jacob de Zoet“ waren beide einfach nicht meins, daher mein mehr als skeptisches Herangehen an den neuesten Mitchell’chen Riesenwälzer.

Mitchell’s sechster Roman, der auch auf der Longlist des Booker Prizes stand, ist ein sehr ambitioniertes Werk, das aus sechs Teilen besteht, jedes beschäftigt sich mit einem anderen Kapitel in Holly Sykes Leben. Holly ist eine 15-jährige Ausreißerin, die im Laufe ihres Lebens eine erfolgreiche Schriftstellerin wird. Das Buch beginnt im Jahr 1984 (!) und endet etwa 60 Jahre später, wo wir Holly als alte Frau an Irland’s Westküste wiedertreffen, wo sie nach der globalen Öko-Apokalypse und den daraus entstehenden sozialen und ökonomischen Folgen versucht, zu überleben.

Dazwischen gibt es einen unglaublichen Mix unterschiedlichster Stile und Genre, Liebesgeschichten, Zeitreisen, unsterbliche Wesen, die einen jahrehundertelangen Kampf untereinander austragen und dazwischen immer wieder Holly Sykes. Holly Sykes ist aber keine typische jugendliche Ausreißerin, sondern ein empfindsames Kind, das von Stimmen kontaktiert wird, nächtliche Besuche bekommt von Leuten, die sie „Radio People“ nennt. Sie ist eine Art Blitzableiter oder vielleicht eher ein Transmitter für übernatürliche Phänomene. Holly hat während ihres Ausreissens Visionen, seltsame Zufälle und sie hat seltsame Begegnungen mit mystischen Zeitreisenden, nicht alle davon sind ihr wohlgesonnen.

Ihr merkwürdiges Wochenende ist allerdings nur der Auftakt. Ihr kleiner Bruder verschwindet und immer wieder in ihrem Leben wird sie in seltsame Situationen verwickelt, ein ungelöstetes Geheimnis scheint sie und die Menschen, die sie liebt, wieder und wieder wie ein Echo zu umgeben.

Von Cambridge in den 1990 Jahren, wo wir auf Hugo, einen charismatischen jungen Mann treffen, der Holly in einem Skiressort verführt, geht es in 2004 in den Irak, wo Hollys Ehemann als Kriegsjournalist tätig ist. Wir gehen mit einem Schriftsteller im mittleren Alter auf Lesereisen, wo er auf Holly trifft, die mittlerweile als Autorin bekannt geworden ist. Vom australischen Busch im Neunzehnten Jahrhundert nach Manhattan in der nahen Zukunft, alle und alles führt zu Holly auf wundervolle und mysteriöse Weise.

Hat „Third Time lucky“ funktioniert ? Hell yes! Nach dem ersten Absatz wußte ich, Holly Sykes ist cool, der folge ich überall hin und es hat sich gelohnt. Was für ein Abenteuer. Ein filigraner, dennoch packender Roman, der mir gelegentlich das Gefühl vermittelte, gleich rückwärts zu denken und bei dem zuverlässig und beständig neue Überraschungen auf einen warteten.

“Love’s pure free joy when it works, but when it goes bad you pay for the good hours at loan-shark prices.”

“While the wealthy are no more likely to be born stupid than the poor, a wealthy upbringing compounds stupidity while a hardscrabble childhood dilutes it, if only for Darwinian reasons. This is why the elite need a prophylactic barrier of shitty state schools, to prevent the clever kids from the working-class post codes ousting them from the Enclave of Privilege.”

“A writer flirts with schizophrenia, nurtures synesthesia, and embraces obsessive-compulsive disorder. Your art feeds on you, your soul, and, yes, to a degree, your sanity. Writing novels worth reading will bugger up your mind, jeopardize your relationships, and distend your life. You have been warned.”

“Men marry women hoping they’ll never change. Women marry men hoping they will.”

“Her only friends on the estate were books, and books can talk but do not listen.”

Das bedrückende letzte Kapitel widme ich im Übrigen dem Anwärter auf den diesjährigen Darwin Adward, der kürzlich mit mir im Bus saß und den wundervollen Satz von sich gab „Jeder der für die Umwelt ist, ist gegen mich“ – ähhh ja.

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David Mitchell lässt im Übrigen immer wieder Protagonisten aus anderen Romanen wiederauftauchen und in einem Interview erläuterte er, dass er plane, einen „Über-Roman“ zu schreiben, in dem sich sämtliche Universen aus seinen Romanen treffen. Klingt spannend.

Hier ein Video in dem Mitchell auf dem BEA Librarian Breakfast über seinen Roman „The Bone Clocks“ spricht. Kleiner Spoiler-Alarm:

Das Buch ist auf deutsch unter dem Titel „Die Knochenuhren“ im Rowohlt Verlag erschienen.

Fahrenheit 451 – Ray Bradbury

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Selten hat ein 50 Jahre altes Buch ein so erschreckend aktuelles Bild gezeichnet wie Fahrenheit 451. Die unermüdliche Suche nach dem Glück kann zum Fluch werden, für eine Gesellschaft, die das Glück zum Alleinzweck definiert. Ray Bradbury zeigt in seiner Dystopie eine Zukunft, in der niemand mehr Bücher liest. Anfangs, weil die Leute Unterhaltung und Informationen in immer kleiner zubereiteten Häppchen vorgesetzt bekommen wollten, bis am Ende nur noch Soundbites übrigbleiben, denn für mehr reicht die Aufmerksamkeit einfach nicht (klingt irgendwie bekannt, oder ?)

Irgendwann begannen sie in Büchern aber grundsätzlich einen Feind zu sehen, der unterschiedlichste Weltsichten, konkurrierende Ideen, Meinungen und Thesen vertritt, die Menschen damit überfordert und verwirrt.Dann doch lieber ein Leben als emotionslose Flatline, als diese ständigen Höhen und Tiefen und starken Gefühle, die häufig unglücklich machen.

Die Menschen beginnen ein immer schneller werdendes Leben zu führen, die in Super-Autos (Beetles – wie süß) durch die Gegend rasen, die alles umbringen, was ihnen in den Weg gerät. Ihre Kinder (wenn sie denn welche haben) sehen sie so gut wie nie, denn das raubt nur unnötig Zeit, die man doch lieber mit der Dauersoap „The Family“ zu Hause auf den lebensgroßen Bildschirmen verbringen möchte. Den ganzen Tag von der „Family“ berauscht, gehen sie abends dann mit Muscheln im Ohr ins Bett, die ohne Unterbrechung weitersenden, eine Dauer-Kakophonie aus bedeutungslosen News, Klatsch, Musik die die Leute betäubt.

“A book is a loaded gun in the house next door…Who knows who might be the target of the well-read man?”

“The terrible tyranny of the majority.”

Schlaf- und Beruhigungstabletten werden geschluckt, wie zu anderen Zeiten Süßigkeiten, Suizid weit verbreitet und kaum kommentiert. Montag, von Beruf Feuerwehrmann, dessen Job es nicht ist Feuer zu löschen, sondern Bücher zu verbrennen, trifft eines Tages auf ein junges Mädchen aus der Nachbarschaft und beginnt ein Gespräch mit ihr. Dieses Gespräch, das erste richtige das er seit einer Weile überhaupt führt, da seine Frau nur noch im Tablettenrausch zwischen Soap und Muschelrauschen dahingleitet. Das Gespräch bringt ihn aus dem Gleichgewicht, bringt ihn zum Nachdenken und dazu, die Welt mit anderen Augen zu sehen.

Why is it,“ he said, one time, at the subway entrance, „I feel I’ve known you so many years?“
„Because I like you,“ she said, „and I don’t want anything from you.

Er beginnt Bücher für sich zu entdecken und entschließt sich zum Kampf gegen die Gesellschaft, in der er lebt. Vielleicht sollten wir alle es so machen, wie die anderen Rebellen und ein uns wichtiges Buch auswendig lernen, nur für den Fall, dass wir es einmal brauchen könnten. Ich bin auf jeden Fall glücklich in einer Welt zu leben, in der Bücher noch einen sehr hohen Stellenwert haben, wobei ich glaube, dass wir dabei sind, die Fähigkeiten richtig zu lesen, zum „deep read“, zu verlieren, wenn wir nicht aufpassen.

“With school turning out more runners, jumpers, racers, tinkerers, grabbers, snatchers, fliers, and swimmers instead of examiners, critics, knowers, and imaginative creators, the word ‚intellectual,‘ of course, became the swear word it deserved to be.”

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“There must be something in books, something we can’t imagine, to make a woman stay in a burning house; there must be something there. You don’t stay for nothing.”

Die Kurzbiografie im Buch beschreibt einen Autor, der einen großen Teil seines Lebens in Bibliotheken verbracht hat. Bücher und Bibliotheken spielen eine große Rolle in einer Reihe seiner Werke und ich habe vor, noch einiges von ihm zu lesen. Ich habe gefühlt meine halbe Kindheit in einer Bücherei verbracht und werde für immer dankbar sein, für die Welt die sich mir dadurch erschlossen hat.

„The main thing to call attention to is the fact that I’ve been a library person all of my life.“

Fahrenheit 451 entstand auch im Keller einer Bibliothek, wo Bradbury eines Tages eine Münzschreibmaschine entdeckte, auf der er die Kurzgeschichte „The Fireman“ schrieb und immer 10-Centstücke nachwerfen musste, wenn die Zeitdauer überschritten war. Insgesamt kostete die erste Fassung 9,80 $.

Der Roman wurde 1966 von Francois Truffaut verfilmt und ich bin sehr gespannt darauf. Der Film weicht von der Romanvorlage etwas ab, aber eigentlich mag ich die Filme von Truffaut sehr gerne und bin gespannt.

Das Buch erschien auf deutsch unter dem gleichen Titel im Diogenes Verlag.

The Drowned World – JG Ballard

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Heute mal wieder ein Schmankerl aus dem Archiv, das ich nach und nach hochladen will. Dieser absolut schrecklichste, nasseste und trübste Sommer ever in Bayern hat mich zu einem Sonnenfoto greifen lassen. Wie gerne würde ich jetzt dieses Buch noch einmal an diesem thailändischen Strand lesen!

JG Ballards „The Drowned World“ stand schon eine Weile auf meiner Leseliste, hatte es aber bislang nicht. Und wo finde ich dieses – ok etwas mitgenommene Exemplar? – in LAOS (!) in einem klitzekleinen Laden in dem man das weltbeste „Morning Glory“ essen konnte. Das lag da schon eine Weile und ich durfte es gerne mitnehmen.

Wo läßt sich „The Drowned World“ besser lesen, als im schwül-warmen Südostasien? Die Geschichte spielt in London, die Polarkappen sind geschmolzen, die Welt fast komplett abgesoffen und die Zivilisation so gut wie hin. Brennendes Sonnenlicht mit unglaublichen Temperaturen machen es nahezu unmöglich zu überleben. Unglaublich das diese Geschichte bereits 1962 geschrieben wurde, als noch kein Mensch von Klimawandel gesprochen hat.

Eine Gruppe von Außenseitern lebt an einem Sumpf oberhalb des gefluteten Londons. Dr. Keran wohnt in einem ehemaligen Hotel, Beatrice Dahl, mit der er gelegentlich eine Affaire hat, auf der anderen Seite und in der Nähe ist eine Militärbasis, auf der Experimente durchgeführt werden. Es ist gnadenlos heiß, es schwirren riesige Libellen durch die Luft und die ganze  Atmosphäre ist stickig, klebrig und die Hitze lähmt alles.

Die Atmosphäre schlägt allen aufs Gemüt und mehr und mehr setzt unter den Protagonisten eine durch Träume ausgelöste Form von Wahnsinn ein. Sie weigern sich, der Aufforderung des Militärs nachzukommen und mit diesen weiter Richtung Norden zu ziehen. Robert und Beatrice sind vollkommen lethargisch, schlafen fast nur noch, bis eine Gruppe Piraten auftaucht und anfängt die paar Überlebenden zu terrorisieren und die leerstehenden Gebäude auszurauben.

Auch bei ihnen beginnen irgendwann die Träume und sie merken, dass sie nach und nach den Halt verlieren und sich immer weiter von ihrer eigenen Menschlichkeit entfernen. Je amphibienhaft lethargischer sie werden, um so mehr beginnt die Natur um sie herum aufzublühen trotz oder gar aufgrund der widrigen Umweltbedingungen. Die Menschheit entwickelt sich zurück, unsere Zivilisation geht in die Knie, aber die Natur überlebt die Umweltkatastrophe.

Das Buch ist bei Weitem nicht fehlerfrei. Die Geschichte verliert etwas an Spannung in der Mitte, die Lethargie greift gelegentlich auch etwas auf den Leser über und man sollte nicht mit allzu hohen Logik-Ansprüchen an die Geschichte herangehen. Woher sie nach den vielen Jahren des Geflutet-Seins noch immer Nahrung, Alkohol und Benzin haben, hmmmmm.

Mir hat das Buch sehr gefallen, vielleicht oder gerade auch wegen der schwülen, traumartigen Atmosphäre im Buch und ich habe mich sehr an eine Star Trek TNG Folge erinnert gefühlt, in der sich die Besatzung, durch einen unbekannten Virus bedingt, auf ihre ursprünglichste Entwicklungsstufe zurückentwickelt.

Eine Dystopie, bei der man sich immer wieder einmal bewusst machen sollte, dass sie bereits in den 60er Jahren geschrieben wurde.

‚Did I or did I not try to kill myself?‘ One of the few existential absolutes, far more significant than ‚To be or not to be?‘, which merely underlines the uncertainty of the suicide, rather than the eternal ambivalence of his victim.“

„Nothing endures for so long as fear. Everywhere in nature one sees evidence of innate releasing mechanisms literally millions of years old, which have lain dormant through thousands of generations but retained
their power undiminished. The field rat’s inherited image of the hawk’s
silhouette is the classic example – even a paper silhouette drawn across a cage sends it rushing frantically for cover. And how else can you explain the universal but completely groundless loathing of the spider, only one species of which has ever been known to sting? Or hatred of snakes and reptiles? Simply because we all carry within us a submerged memory of the time when the giant spiders were lethal, and when the reptiles were the planet’s dominant life form.“

Das Buch ist auf deutsch unter dem Titel „Paradiese der Sonne“ in der Edition Phantasia erschienen

Ender’s Game – Orson Scott Card

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Ich wollte es mögen – wirklich ! Ein Buch bei dem man den Klappentext liest und sofort loslesen möchte.
Um die Erde vor einem weiteren –  vermutlich finalen Angriff von ungeziefer-ähnlichen Außerirdischen zu beschützen –  werden genetisch ausgewählte geniale Kindersoldaten in speziellen Akademien zu Militär-Strategen und Kampfmaschinen ausgebildet. Andrew „Ender“ Wiggins und seine beiden Geschwister wurden für eben dieses Programm ausgewählt, aber nur Ender schafft es überhaupt in die Elite-Akademie. Dort werden sie durch tägliche Videospiele in ständig wechselnden Armee-Einheiten in die Weihen der Kampfkunst eingeführt. Ender wird als DIE Hoffnung gesehen im Ernstfall die Krabbler genannten Außerirdischen besiegen zu können. Auf ihm lastet von Anfang ein eine riesige Erwartungshaltung und Tag für Tag wird er zusammen mit den anderen Kindern psychisch und physisch gedrillt, um auf die Aufgabe vorbereitet zu werden.

Ok, soweit so gut. Was aber recht schnell nervte, war das wirklich jedes Kapitel gleich war. Kampfspiele, sich gegenseitig auf die Fresse hauen, von einer Armee zur nächsten getauscht oder befördert zu werden und dann noch mal ein paar Kampfspiele. Jesses, da habe ich gelitten. Und diese Kinder sind 6 oder 7 Jahre alt – ähm ja. Die Kinder düsen also von einem Kapitel zum nächsten in Zero Gravity durch die Gegend und versuchen sich gegenseitig mit ihren Laserpistolen (oder was auch immer das für Dinger sind) unbeweglich zu machen.

Die Charaktere sind recht flach. Da gibts die Guten und die Bösen und Ender ist der Beste. Er gewinnt alles, ist moralisch sowas von einwandfrei, wenn nur die bösen anderen Jungs nicht wären. Gähn.

OK – jetzt noch was positives. Ich war beeindruckt, wie Scott Sachen wie das Netz und Blogs etc. vorausgesehen hat, schließlich ist das Buch bereits Anfang der 80er Jahre erschienen.

Aufgrund dieser cleveren, vorausschauenden Ideen habe ich dem Buch auch wirklich unbedingt eine Chance geben wollen, anfangs war es auch wirklich spannend bis es dann einfach ziemlich langweilig wurde in der Akademie zwischen Kampfspiel, Fresse hauen, Armee wechseln. Was mich dann aber wirklich zunehmend aufgeregt hat, war Scott’s religiöse Propaganda und sein homophobes, frauenfeindliches Weltbild sind mir einfach gegen den Strich gegangen.

„All the boys are organized into armies.“ „All boys?“ „A few girls. They don’t often pass the tests to get in. Too many centuries of evolution are working against them.“

Nein, sorry, ich finde das Buch ist eher langweilig, hat kaum richtig spannende Momente und einiges erschließt sich mir einfach nicht. Warum die Erde jetzt partout von Kindern statt von Erwachsenen verteidigt werden muss, warum der ursprüngliche Master-Commandant, der irgendwie über ewige Jahre am Leben erhalten worden ist, nicht einfach auch einen weiteren Angriff befehligt und wieso diese Krabbler-Außerirdischen, die Menschen einfach jahrzehntelang ungestört eine Riesen-Kampfeinheit aufbauen lassen – hmmmmm.

Als Jugendliche hätte ich das Buch vermutlich gemocht, obwohl mich sicher auch da schon gestört hätte, das die 1-2 Mädels im Buch die vorkommen, maximal schmückendes sanftes Beiwerk sind. Ich verstehe nicht, dass dieses Buch einen derartigen Kultstatus hat. Ender’s Game kann meines Erachtens Büchern wie „A Clockwork Orange“, „Neuromancer“ oder J. G. Ballard’s „A Drowned World“ oder auch grundsätzlich an Autoren wie Huxley, Ian M. Banks absolut nicht das Wasser reichen.

Trotz allem hatte das Buch auch ein paar sehr interessante Sätze:

“In the moment when I truly understand my enemy, understand him well enough to defeat him, then in that very moment I also love him. I think it’s impossible to really understand somebody, what they want, what they believe, and not love them the way they love themselves. And then, in that very moment when I love them…. I destroy them.”

“Sometimes lies were more dependable than the truth.”

“There are times when the world is rearranging itself, and at times like that, the right words can change the world.”

Das Buch ist auf deutsch unter dem Titel „Enders Spiel“ im Heyne Verlag erschienen.