Meine Woche

Gesehen: The Fall of the House of Usher (2023) von Mike Flanagan mit Kate Siegel, Henry Thomas uvm. Wieder eine sehr gelungene Horror-Verfilmung.

Gehört: Pathetic Fallacy – A certain someone, Sharon van Etten – Close to you, OMD – Bauhaus Staircase Darkher – Like Suicide

Gelesen: We were never supposed to see our own faces this much, about these two extraordinary women who survived the Spanish Flu, the Depression and the Holocaust, why do so many people think they are in a bullshit job

Getan: eine tolle Halloween Party besucht, im Nymphenburger Schloßpark spazieren gegangen, viel gelesen

Gefreut: über meinen neuen warmen Wintermantel

Geweint: über den Tod der Bekannten die nicht mehr aus dem Koma erwachte

Geärgert: nein

Gelacht: Some of us are born performers

Gegessen: Moules et Frites im Obalski

Geklickt: auf diese Rede von Mayim Bialik und auf diese von Robert Habeck, auf PastPuzzle (wie Worlde nur für Geschichte)

Gestaunt: über diese App (wie Google Maps ohne Autos)

Gewünscht: diese Hedwig, diese Lampe, diese Kette

Geplant: eine Weinprobe besuchen

Gefunden: nix

Gekauft: siehe gefreut

Gedacht: We have to continually be jumping off cliffs and developing our wings on the way down
//Kurt Vonnegut

Kurzgeschichten für lange Nächte


Ich bin kein großer Kurzgeschichten-Fan, ich glaube das ist – wie bei Gedichten auch – so ein „aquired taste“ wie Rotwein, Whisky, Blauschimmel-Käse. Kurzgeschichten haben es nicht leicht bei mir, drohen immer mal wieder in die Ecke zu fliegen, wenn ich in die Geschichten nicht reinkomme (wie kürzlich beispielsweise bei George Saunders), daher wiegen die hier aufgelisteten für mich um so mehr, denn die haben mich in der Regel von der ersten Zeile nicht mehr losgelassen.

Eine liebe Freundin hat mir vor kurzem einen Kurzgeschichten Band zugeschickt: Victoria Hislops Sammlung mit Kurgeschichten von Frauen und zu meinem Entzücken fand ich dort meine Lieblingsgeschichte „The Lottery“ wieder, was mich auf den Gedanken brachte, meine Bibliothek zu durchforsten, um meine persönliche Sammlung aus den für mich besten Kurzgeschichten der Welt hier zu präsentieren.

Einige kann man im Internet finden, da habe ich den link ensprechend angehängt und bin jetzt sehr gespannt, ob Euch meine Sammlung gefällt, welche ihr davon kennt und vielleicht auch mögt oder eben auch nicht. Fehlt euch etwas? Freue mich sehr auf Eure Kommentare und etwaigen Ergänzungen. So long äh short 😉

Isaac Asimov – The Martian Way
Margaret Atwood – Torching the Dusties
Margaret Atwood – Death by Landscape
Margaret Atwood – The Martians claim Canada
Paul Auster – Augie Wren’s Christmas Story
James Baldwin – The Outing
Karen Blixen – The Monkey
Wolfgang Borchert – Nachts schlafen die Ratten doch
Jorge Luis Borges – Die Bibliothek von Babel
Octavia Butler – The Morning, and the evening and the night
TC Boyle – Dogology
Ray Bradbury – The Veldt
Ray Bradbury – A sound of Thunder
Ray Bradbury – The Million-Year Picnic
Albert Camus – The Artist at Work
Truman Capote – Handcarved Coffins
Truman Capote – Miriam
Raymond Carver – Neighbors
Angela Carter – The Bloody Chamber
Ted Chiang – Story of Your Life
Roald Dahl – Lamb to the Slaughter
Philip K Dick – The Golden Man
Philip K Dick – The Minority Report
Charles Dickens – The Signal-Man
Charles Dickens – A Christmas Carol
Denis Diderot – Gründe meinem alten Nachtrock nachzutrauern
Joan Didion – On Self-Respect
Emma Donoghue – Words for Things
Fjodor Dostojewski – Weihnachtsbaum und Hochzeit
Fjordor Dostojewski – Weiße Nächte
Arthur Conan Doyle – The Adventure of the Blue Carbuncle
Agatha Christie – The Witness for the Prosecution
Jennifer Egan – Safari
Harlan Ellison – I have no mouth and I must scream
Sheridan Le Fanu – Green Tea
William Faulkner – A Rose for Emily
F Scott Fitzgerald – The Curious Case of Benjamin Button
Gillian Flynn – The Grownup
EM Forster – The Machine Stops
Neil Gaiman – Der Fluch der Spindel
Neil Gaiman – Snow, Glass, Apples
Ursula LeGuin – Coming of Age in Karhide
Ursula LeGuin – The ones who walk away from Omelas
Graham Greene – The Third Man
Ernest Hemingway – The Snows of Kilimanjaro
Ernest Hemingway – A clean well-lighted place
O. Henry – The Robe of Peacej
Patricia Highsmith – The stuff of Madness
Aldous Huxley – Young Archimedes
Washington Irving – The Legend of Sleepy Hollow
Mary Gaitskill – The Other Place
Charlotte Perkins Gilman – The Yellow Wallpaper
Maria Dahvana Headley – See the Unseeable, Know the Unknowable
Judith Hermann – Kaltblau
Siri Hustvedt – Mr. Morning
Henry James – The Turn of the Screw
Shirley Jackson – The Lottery
Franz Kafka – Die Verwandlung
Franz Kafka – In der Strafkolonie
Stephen King – Rita Hayworth and Shawshank Redemption
Stephen King – Children of the Corn
Stephen King – The eerie aftermath of a mass exit
Stephen King – The Road Virus heads north
Heinrich Kleist – Die Marquise von O
Lautréamont – Die Gesänge des Maldoror
Stanislaw Lem – Test
Hengtee Lim – The Girl at the Bar
Jack London – The Red One
HP Lovecraft – Cool Air
HP Lovecraft – The Dunwich Horror
Guy de Maupassant – Der Horla
Herman Melville – Bartleby, the Scrivener
Laurie Moore – How to become a writer
Daphne Du Maurier – Don’t look back
Daphne Du Maurier – The Birds
Haruki Murakami – Kinos Bar
Haruki Murakami – Yesterday
Haruki Murakami – The Elephant Vanishes
Vladimir Nabokov – Terra Incognita
Joyce Carol Oates – Where are you going, where have you been?
Dorothy Parker – Sentiment, A Telephone Call
Sylvia Plath – Johnny Panic and the Bible of Dreams
Edgar Allan Poe – The Tell-Tale Heart
Edgar Allan Poe – The Pit and the Pendulum
Annie Proulx – Brokeback Mountain
Karen Russell – Vampires in the Lemon Grove
Karen Russell – Reeling for the Empire
JD Salinger – For Esme
JD Salinger –  A Perfect Day for a Banana-Fish
Oliver Sacks – Altered States
Jean-Paul Sartre – The Room
Jean-Paul Sartre – The Wall
Arthur Schnitzler – Traumnovelle
Ali Smith – Free Love
Robert Louis Stevenson – The Body Snatcher
Bram Stoker – Dracula’s Guest
Donna Tartt – The Ambush
James Tiptree Jr – And I awoke and found me here on the Cold Hill’s side
Mark Twain – Cannibalism in cars
Jules Verne – Der ewige Adam
Kurt Vonnegut – Harrison Bergeron
Kurt Vonnegut – The Drone King
HG Wells – Empire of the Ants
Jeanette Winterson – Days like this
Virginia Woolf – A mark on the wall
Richard Yates – Saying Goodbye to Sally
Banana Yoshimoto – Lizard
Stefan Zweig – Die Schachnovelle
Stefan Zweig – Brief einer Unbekannten

Schlachthof 5 – Kurt Vonnegut

 

51J09Q1XX3L._SX285_BO1,204,203,200_

Schlachthof 5 ist eine wilde Mischung aus Krieg, Zerstörung, Liebe und Hass, Vernunft und Wahnsinn, Dresden, Außerirdische, posttraumatische Belastungsstörungen, Zynismus und Zuversicht und vor allen Dingen Liebe und Tod. So it goes.

tumblr_mg5md99Vjp1rnvzfwo1_500

Schlachthof ist eine verstörende, stark autobiografische Satire auf den Krieg. Auf die Unvermeidlichkeit des Krieges, die Gleichgültigkeit in Anbetracht des Todes, die Abstumpfung, die Millionen von Toten hervorrufen. Er veranschaulicht das in seinem Buch anhand der Bombardierung von Dresden während des 2. Weltkrieges, die Vonnegut als sehr junger amerikanischer Kriegsgefangener miterlebte.

Er erzählt die Geschichte seines Protagonisten Billy Pilgrim in gänzlich unstrukturierter Weise. Im Englischen würde man sagen: it is all over the place. Es beschäftigt sich mit den Fragen „warum bekriegen wir uns? Warum zerstören wir alles? Gibt es so etwas wie freien Willen?“ Er versucht nicht einmal, so zu tun als gäbe es Antworten auf diese Fragen. Er erzählt die Geschichte der Bombardierung Dresdens, so wie ein Mensch, der mittendrin war, dessen Wesen sich seit diesem Erlebnis beständig im Fluss befindet, dessen Verstand wie ein Blatt im Wind zwischen Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit hin- und herdriftet.

Er überlebt einen Flugzeugabsturz, wird von Außerirdischen entführt (oder auch nicht). Die Tralfamadorianer zeigen ihm,  dass Zeit etwas ist, das permanent und gleichzeitig passiert. Alles ist immer passiert und wird immer passieren (so it goes on and on and on), aber auch, wenn die Welt zerstört wird wieder und wieder, sie entscheiden sich, die Dinge von einer positiven Warte aus zu sehen.

Tatsächlich ist Billy Pilgrim eine verlorene Seele, von posttraumatischen Belastungsstörungen verfolgt, der durch seine Erinnerungen lebt und nur durch seine Zeitsprünge irgendwie Sinn in das Ganze bekommt. In jedem Moment ist er gleichzeitig im Schlachthof in Dresden, heiratet, ist er der einzige Überlebende eines Flugzeugabsturzes und Zeuge, wie sein Freund Derby erschossen wird.

„Der Fehler in den Christus-Geschichten, sagte der Besucher aus dem äußeren Weltraum, war, daß Christus, der nicht nach viel aussah, in Wirklichkeit der Sohn des mächtigsten Wesens im Universum war. Die Leser verstanden das, wenn sie daher zur Kreuzigung kamen, dachten sie natürlich, was Rosewater nun wieder laut vorlas: Junge! Junge! Diesmal haben sie bestimmt den Falschen ausgesucht, um ihn hinzurichten! 
Und dieser Gedanke hatte einen Bruder: „Es gibt die richtigen Menschen zum Hinrichten.“ Welche? Leute ohne gute Beziehungen. So geht das.

Billy hat keine Angst mehr vor dem Tod, der ist nur eine Illusion, hat schon stattgefunden und findet wieder statt. Billy weint um die misshandelten Pferde, die er am Tag nach der Vernichtung Dresdens sieht. Die Zerstörung Dresdens hat mehr Menschenleben gefordert, als Hiroshima und doch wissen viele Amerikaner nicht einmal davon. Vonnegut konterkariert mit tiefschwarzer Komik den unfassbaren Horror.

„Alles war schön und nichts tat weh“
„Everything was beautiful and nothing hurt“

Schlachthof 5 ist eines der bizarrsten Bücher, die ich gelesen habe und ich kann nur jeden ermuntern, dranzubleiben. Ja, es ist nicht immer einfach zu folgen und sehr realistische Menschen mögen ihre Schwierigkeiten haben mit Zeitreisen und entführenden Außerirdischen, aber es ist ein phantastisches Buch und eines der vehementesten Abrechnungen mit dem Krieg. And so it goes.

Eine tolle Rezension findet ihr auch hier