Gruseliger Horroctober

Zack ist er schon wieder vorbei mein liebster Monat. Viel zu warm, viel zu golden. Ich habe die neblig-düsteren Wochenenden doch ein bisschen vermisst, die meiner Lektüre etwas angemessener gewesen wären. Vermutlich sollten wir uns bei der drohenden Energiekrise aber über zu warme Monate erst einmal nicht beschweren. Die kalte nasse Jahreszeit wird sicherlich noch kommen. Ein guter Lesemonat war es – wenn natürlich dem Monatsthema geschuldet ein wenig mono-thematisch.

Hier also wieder im Schnell-Durchlauf meine Oktober-Lektüre:

„The Silent Companions“ – Laura Purcell auf deutsch unter dem Titel „Die stillen Gefährten“ im Festa Verlag erschienen übersetzt von Eva Brunner

Mein Highlight diesen Monat. Selten einen so spannenden modernen Gothic-Roman gelesen der stellenweise wirklich gruselig ist und einem klar machen, dass manche Türen vielleicht wirklich besser verschlossen bleiben…

Elsie Bainbridge nach kurzer Ehe frisch verwitwet und schwanger bezieht das alte Landgut ihres verstorbenen Mannes. In ihrem neuen Zuhause existiert ein verschlossener Raum. Als sich dessen Tür für sie öffnet, findet sie ein 200 Jahre altes Tagebuch und eine beunruhigende, lebensgroße Holzfigur – eine stille Gefährtin … und definitiv mehr als sie sich je erhofft hatte. Ein echter Pageturner hab bis kurz nach zwei nachts gelesen und mich dann vor meinem eigenen Schatten gegruselt 😉
Möchte auf jeden Fall auch die anderen Romane der Autorin lesen.

Imprisonment was never the real punishment: it was the people you were stuck with.

„The Vampyre“ – John Polidori erschienen im Black Letter Press Verlag

The Vampyre ist die erste in englischer Sprache veröffentlichte Vampirgeschichte, eine Novelle von John Polidori, dem Arzt von Lord Byron die 1819 erschien.

Die Geschichte erregte in Europa großes Aufsehen. Polidori schuf die erste Vampirerzählung der Weltliteratur und begründete gleichsam mit der Hauptfigur des Lord Ruthven den Typus des modernen Vampir und war bis zur Veröffentlichung von Dracula durch Bram Stoker im Jahr 1897 die unangefochtene Quelle sämtlicher Vampirgeschichten. Die Geschichte entstand am gleichen verregneten Wochenende wie Mary Shelleys „Frankenstein“ in der Villa Diodati am Genfersee aus einem dichterischen Wettstreit mit Lord Byron sowie Mary Shelley und Percy Bysshe Shelley.

Glück brachte sie dem jungen Arzt nicht. Die Geschichte wurde unter Lord Byrons Namen veröffentlicht, Polidori bekam vom Ruhm nicht wirklich was ab (vom Geld auch nicht), hatte Spielschulden, Liebeskummer und litt wohl auch unter Depressionen. Mit nur 26 Jahren starb er unter ungeklärten Umständen die auf Selbstmord hindeuteten. Über sein Leben und das seiner Mitstreiter:innen in der Villa Diodati zu lesen ist mindestens so spannend wie seine Novelle „Der Vampyr“.

Erwähnen möchte ich auch unbedingt den kleinen unabhängigen Verlag „Black Letter Press“ aus Hannover die wunderschöne, liebevoll gemachte dunkle Klassiker veröffentlichen.

Aubrey retired to rest, but did not sleep; the many circumstances attending his acquaintance with this man rose upon his mind, and he knew not why; when he remembered his oath a cold shivering came over him, as if from the presentiment of something horrible awaiting him.

„Sleepy Hollow“ und „Rip van Winkle“ – Washington Irving erschienen im Black Letter Press Verlag

Auch dies ein Klassiker aus dem Hause Black Letter Press. Bislang kannte ich nur die Verfilmung aus den 90er Jahren, die ich sehr liebe und es wurde Zeit mich mit einem Gothic Klassiker aus New England zu beschäftigen.

Irving beschäftigte sich mit der deutschen Romantik als ihm angeblich auf einer Reise durch England auf der Westminster Bridge in London die Idee zum kopflosen Reiter aus Sleepy Hollow kam. In Interviews beteuerte Irving jedoch stets das die Sage genau so in den Catskills erzählt werde und er sie selbst so erzählt bekomme habe. Es gab immer wieder einmal Plagiats Vorwürfe, dem Erfolg der Geschichte und dem Ruhm Irvings tat das jedoch keinen Abbruch.

Rip van Winkle geht wohl tatsächlich auf eine Sage zurück, allerdings auf eine deutsche. Irving hatte wie andere amerikanische Schriftsteller auch das Problem das die frisch gegründeten Vereinigten Staaten nicht wirklich auf eine Vergangenheit zurückblicken konnte aus der er Material ziehen konnte, daher verlegte er die deutsche Sage einfach in die Berge New Yorks.

Habe beide Geschichten gerne gelesen und große Lust bald mal wieder den Film anzuschauen.

All these, however, were mere terrors of the night, phantoms of the mind that walk in darkness; and though he had seen many spectres in his time, and been more than once beset by Satan in divers shapes, in his lonely pre-ambulations, yet daylight put an end to all these evils; and he would have passed a pleasent life of it, in despite of the devil and all his works, if his path had not been crossed by a being that causes more perplexity to mortal man than ghosts, goblins, and the whole race of witches put together, and that was – a woman.

„We have always lived in the castle“ – Shirley Jackson auf deutsch unter dem Titel „Wir haben schon immer im Schloß gewohnt“ im Diogenes Verlag erschienen, übersetzt von Anna Leube und Anette Grube

Ein Bücherschrank Fund in Würzburg im Oktober – das war ein Zeichen und das Buch musste umgehend in meinen Horroctober einfließen. Shirley Jackson die Grand Dame des „Uncanny“ des Unheimlichen, Seltsamen. Hier die Geschichte zweier Schwestern die allein mit ihrem Onkel in einem riesigen Haus leben und von der gesamten Dorfgemeinschaft gemieden werden. Ihre Familie wurde ein paar Jahre zuvor durch ein vergiftetes Abendessen ermordet, auch der Onkel hatte – allerdings nur wenig – vom Pilzgericht gegessen und sitzt seit dem verwirrt im Rollstuhl.

Constance wurde der Tat verdächtigt und verhaftet aber in der Gerichtsverhandlung freigesprochen, seit dem geht sie nicht mehr vor die Tür. Ihre Schwester Merricat ist höchst seltsam, erledigt die Einkäufe und besorgt wöchentlich Nachschub in der Bibliothek und versucht die zahlreichen echten und/oder imaginären Feinde der Familie mit Schutzzaubern im Zaum zu halten. Alles geht seinen mehr oder weniger seltsamen aber beständigen Gang bis eines Tages Cousin Charles auftaucht und alles durcheinander bringt…

Neben „The Haunting of Hill House“ mein liebster Roman von Shirley Jackson, ich kann auch die Verfilmung von Stacie Passon aus dem Jahr 2019 sehr empfehlen.

A pretty sight, a lady with a book

„Nothing but blackened Teeth“ – Cassandra Khaw erschienen im Titan Books Verlag

Der malayischen Autorin merkt man an, dass sie auch für die Gaming Industrie arbeitet. „Nothing but blackened Teeth“ ist ausgesprochen visuell und ein herrlich gruseliges Spukhausmärchen, durchdrungen von japanischer Folklore und voll von dramatischen Wendungen. Ein Herrenhaus aus der Heian-Ära steht verlassen da und vier Freund:innen die schnell merken, dass es keine gute Idee war in diesem Haus zu übernachten.

Eine kurze Novelle, perfekt für eine regnerische Nacht – wobei es schon düster zugeht und der Nachtschlaf könnte in Gefahr geraten. Habe es sehr gerne gelesen und werde die Autorin mal im Auge behalten.

But the interior didn’t smell like it’d had people here, not for a long, long time, and smelled instead like such old buildings do: green and damp and dark and hungry, hollow as a stomach that’d forgotten what it was like to eat

„The Fifty Year Sword“ – Mark Z. Danielewski auf deutsch unter dem Titel „Das Fünfzig-Jahr-Schwert“ im Tropen Verlag erschienen, übersetzt von Christa Schuenke

Mit „House of Leaves“ hat Danielewski eines meiner liebsten Bücher erschaffen und es wurde höchste Zeit, dass ich mich mal wieder mit diesem außergewöhnlichen Autoren beschäftige. Bekannt für sein visuelles Schreiben, für seine kompliziert miteinander verwobenen Erzählebenen, typografischen Variationen und unterschiedlichem Seitenlayouts.

„The Fifty Year Sword“ steht dem wieder in nichts nach. Ein Umschlag der von Nadelstichen durchdrungen ist umgibt eine Geistergeschichte für Erwachsene die Danielewski in Kooperation mit dem holländischen Künstler Peter van Sambeek erschuf.

Die Geschichte handelt von einer Halloween Party für Kinder bei der ein Geschichtenerzähler auftaucht. Die örtliche Näherin Chintana ist für fünf Waisenkinder verantwortlich, die nicht nur von der Rachegeschichte des Geschichtenerzählers gefesselt sind, sondern auch von der langen schwarzen Kiste, die er ihnen vorsetzt. Als es auf Mitternacht zugeht, wird die Kiste geöffnet, eine verhängnisvolle Mutprobe wird gemacht, und die Kinder sowie Chintana werden mit den Konsequenzen einer wiederholten und nun vorausgesagten Bosheit konfrontiert.

Ich fand es unnötig anstrengend zu lesen und nicht wirklich interessant. Zufällig stolperte ich gerade wieder über die Musik seiner Schwester die unter dem Künstlernamen „Poe“ auftritt und die ich ganz gerne höre.

What I have to tell you, he began slowly. I must show you. But what I show you I must also tell you. I have only myself and where I’ve been and what I found and what I now bring. And it will frighten you.

„Wolf in White Van“ von John Darnielle erschienen im Picador Verlag

Wolf in White Van ist der erste Roman des amerikanischen Autors und Musikers John Darnielle, dem Kopf der Band „The Mountain Goats“. Wolf in White Van erzählt die Geschichte von Sean Phillips, einem zurückgezogen lebenden Spieleentwickler, dessen Gesicht schwer entstellt ist. Die Handlung, die nicht chronologisch erzählt wird, wechselt zwischen Seans Kindheit, Jugend und Erwachsenenalter, um die Umstände des Vorfalls zu beschreiben, der ihn entstellt hat. Ein fiktives Play-by-Mail-Rollenspiel namens Trace Italian spielt eine wichtige Rolle in dem Roman.

Der Roman beschäftigt sich mit den eskapistischen Qualitäten von Fantasyliteratur und Rollenspiele insbesondere als Mittel zur Bewältigung von Traumata. Wolf in White Van erhielt bei seiner Veröffentlichung positive Kritiken und wurde für den National Book Award 2014 nominiert.

Habe ich sehr gerne gelesen und ich kann nur empfehlen bei der Lektüre seine Musik im Hintergrund laufen zu lassen. Muss unbedingt noch mehr von John Darnielle lesen.

This is why people cry at the movies: because everybody’s doomed. No one in a movie can help themselves in any way. Their fate has already staked its claim on them from the moment they appear onscreen.

Der Fürst des Nebels / Der Mitternachtspalast / Der dunkle Wächter – Carlos Ruiz Zafon erschienen im Fischer Verlag, übersetzt von Lisa Grüneisen

Vielleicht kann mir ja eine schlaue Leser:in hier erklären, warum diese 3 Bände als Nebel-Trilogie gelten, denn ich konnte kein verbindendes Element in den Büchern erkennen, so sehr ich auch danach gesucht habe. Dennoch habe ich die Lektüre durchaus genossen. Perfekte Strandlektüre für die unter uns die nicht so gerne am Strand liegen, sondern lieber durch neblige Paläste oder Wälder wandern oder Strandspaziergänge bevorzugen bei denen einem ordentlich der Wind um die Ohren pfeift.

In allen drei Bänden kämpfen jugendliche Protagonist:innen gegen dunkle Mächte, die Geschichten spielen aber mal in Spanien, mal in Indien und mal in Frankreich meist in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Es sind Zafóns Erstlingswerke und sie waren für ein jugendliches Publikum gedacht, man kann aber von der ersten Seite an spüren, wie die typischen Zafón Elemente im Entstehen sind und auch wenn sie eine ungleich kleinere Rolle spielen, auch hier sind Bücher wieder wie so oft zumindest heimliche Hauptdarsteller.

Ich lese mich jetzt langsam aber sich teilweise erneut durch Zafóns Werk, das ja aufgrund seines frühen Todes recht überschaubar geblieben ist. Auf ARTE lief auch gerade eine interessante Doku über ihn. Geht es eigentlich nur mir so, oder sieht Zafón ein wenig wie der kleine Bruder von Guillermo del Toro aus?

Wer nach all dem Grusel hier noch immer nicht genug hat, den verweise ich gerne auf meine Horroctober der vergangenen Jahre. Hier geht es zum Oktober 2021, 2020, 2019, 2018, 2017, 2016

Was hat euch diesen Monat gegruselt?

Meine Woche

Gesehen: We have always lived in the castle (2018) von Stacie Passon mit Taissa Farmiga und Alexandra Daddario. Verfilmung des gleichnamigen Romans von Shirley Jackson. Hat mir gut gefallen.

Cabinet of Curiosities (2022) Horror Anthologie von Guillermo del Toro. Erzählt werden acht gruselige Geschichten über makabre Monster aus dem Kuriositätenkabinett des Regisseurs. Mag ich.

Bestseller Barcelona – Die Welt des Carlos Ruiz Zafón. Einst düster und gefährlich, heute Touristenmagnet Nummer eins und Schauplatz der Bestseller des literarischen Phänomens des 21. Jahrhunderts: Barcelona. Mit über 50 Millionen verkauften Büchern ist der 2020 verstorbene Carlos Ruiz Zafón der meistgelesene spanische Autor nach Cervantes.

Gehört: A Forest & Cold– The Cure, Running up that hill -Placebo, Gransha – Jamie Dean, Unholy – Kim Petras & Sam Smith, Lion in a cage – Minuit Machine, Stay with me – Lisa Gerrad & Marcello de Francisci, Not gonna take it – Pink turns Blue

Gelesen: Mein Körper: mein veganer Tempel, Kim Stanley Robinson and the Imperative of Hope, Wie Rosalind Franklin von drei Männern um den Nobelpreis betrogen wurde, diesen umfassenden Einblick zu Crypto Currencies, diesen Artikel über Kim de L’Horizon

Getan: zwei Konzerte besucht: Placebo (joah war ok) und The Cure (mega! großartig! Wahnsinn!), durchs Würmtal gewandert, mit lieben Freundinnen gegessen, auf dem Balkon fast Sonnenbrand bekommen und mit dem Buch auf dem Sofa etwas introvertiert

Gefreut: siehe getan

Geweint: nein

Gegessen: Pizza

Getrunken: Weinschorle

Geklickt: The 50 greatest Horror Films of all time und The 50 scariest books of all time

Gestaunt: über lachende Füchse

Gelacht: How Presidents walk

Gewünscht: diesen Whisky Adventskalender, dieses Arbeitszimmer, diese Schuhe

Gefunden: nix

Gekauft: Cure Tshirt und Bücher für meinen Papa

Gedacht: I like ephemera – books, clothes. Food. That’s all //Donna Tartt

Meine Woche

Gesehen: The Rite (2011) von Mikael Håfström mit Anthony Hopkins. Exorzismus-Horror mit atmosphärischen Rom-Bildern. Unterhaltsam.

Gehört: Blooms of oblivion – Emma Ruth Rundle, Ode to the blue – Grouper, Valentine – Snail Mail, Zorked – Julia Shapiro, N31 und Run to You – Maya Jane Coles, Caterpillar – Laura Lee & The Jettes, Vanishing – Circuit des Yeux, Here is the thing – Courtney Barnett, Clean Air – Hand Habits, Prisma – Girlwoman, Will people ever see – George Harrison

Gelesen: diesen Artikel über Patricia Highsmiths Tagebücher, Love in the Library – A brief guide to one of cinema’s most erotic spaces, diesen Artikel über David Graebers letztes Buch, The women who built the horror genre, diese Kurzgeschichte von Shirley Jackson, The moral equivalent of war

Getan: Corona Kontaktverfolgungen im Büro, einen PCR Test, einen Workshop durchgeführt, liebe Freunde getroffen und viel Zug gefahren

Gegessen: Kürbis-Quino-Chilitopf

Gefreut: über den erfolgreichen Onboarding Workshop in Köln

Gesorgt: um die ständig steigenden Infektionszahlen

Geärgert:

Geklickt: auf dieses Covid-Impfstoff-Erklärvideo, auf diese Food-Timeline,

Gestaunt: Sharks will soon have their own ‘superhighway’ in the Pacific Ocean

Gelacht: Maren Kroymanns Matheleugnerin

Gewünscht: diese Hai-Socken, diesen Reiskocher, diese Hütte

Gefunden: nix

Gekauft: einen Wollpullover

Gedacht: I don’t want to be a great problem-solver. I want to avoid problems – prevent them from happening and doing it right from the beginning // Peter Bevelin

Meine Woche

Gesehen: The Haunting of Bly Manor (2020) von Mike Flanagan. Kommt nicht ganz an Hill House dran, aber wieder eine sehr gelungene gruselige Horror-Serie passend zu Halloween.

I am not a serial killer (2016) von Billie O’Brien mit Max Records und Laura Fraser. Gelungene Verfilmung des gleichnamigen Buches – Serienkiller trifft Alien. Stellenweise war mir der echt zu krass, ist aber ein toller Film.

Pride and Prejudice and Zombies (2016) von Burr Steers mit Lily James und Sam Riley. Haben wir diesen Monat im Bookclub gelesen, die Verfilmung war durchaus unterhaltsam.

Das Geheimnis des 7. Weges (1982) von Karst van der Meulen. Habe die Serie als Kind geliebt und es war interessant sie als Erwachsene noch mal zu sehen. Hatte sie (natürlich) deutlich gruseliger in Erinnerung. War aber ein schönes Wiedersehen.

The Narrow World (2017) von Brent Bonacorso. Atmosphärischer SciFi Kurzfilm um einen Roboter der auf der Erde landet. Sehr sehr schön.

Gehört: Tebe poem – Sergei Rachmaninoff, Funny treats – Get well soon, Lifetime – Romy, Drift Ten – The Echelon Effect, Lesser Glasgow – Mogwai, Avatars – Diorama, Troi pièces – Nadia Boulanger

Gelesen: The haunted mind of Shirley Jackson, Warum die Fallzahlen trotz Maske so stark steigen, Hannah Arendt on why totalitarianism is rooted in loneliness, Me Too in Dänemark, The tenants who evicted their landlord, Unquiet spirits: the lost female ghost-story writers returning to haunt us

Getan: sehr viele Meetings und Interviews durchgeführt, den ersten Workshop in „Core Skills for Agility“ besucht, viel geradelt und spazieren gegangen

Gegessen: Rösti mit Paprikaquark

Getrunken: sehr viel Tee

Gefreut: über Buchpost

Getrauert: nein

Geärgert: über die steigenden Fallzahlen

Geklickt: Cynthia Nixon „Be a lady they said“, Hans Rosling „The magic washing machine“, Tova O’Briens erfrischend brutales Interview mit einem rechten neuseeländischen Politiker

Gestaunt: über den erdgroßen einsamen Wanderer, 9 Kurzfilme über die wundersamen Geheimnisse des Weltalls, Zen Brutalism und dieses Riesen-Gemüse

Gelacht: wie man mit Corona Leugnern umgeht

Gewünscht: dieser Konsolen-Tisch, diese Bettwäsche, diesen Power Tap

Gefunden: nix

Gekauft: Wein bei Mövenpick

Gedacht: “A country is considered the more civilised the more the wisdom and efficiency of its laws hinder a weak person from becoming too weak and a powerful one too powerful.” ― Primo Levi

Meine Woche

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Gesehen: „Suspiria“ (2018) von Luca Gudagnino mit Tilda Swinton und Dakota Johnson. Das Original ist natürlich unerreichbar, aber mir hat diese winterfarbene, düstere Version auch gut gefallen. Und Thom Yorke hat die Filmmusik geschrieben!

Gehört: Suspiria Soundtrack, „Apollo“ – Brian Eno, „Fly me to the moon“ – Shirley Bassey, „Moonhead“ – Pink Floyd, „The Killing Moon“ – Echo and the Bunnymen, „Sail to the Moon“ – Radiohead, „Moon“ – Björk, „Under the Cherry Moon“ – Prince, „4.5“ – Christina Vantzou, „Mondscheinsonate“ – Ludwig van Beethoven

Gelesen: Countdown to a new era in space, Apollo 11 Moon Landing 50 years ago, diesen Artikel über Maren Kroymann, Literary parties we’re sad to have missed, diesen Artikel über Shirley Jackson und diesen über fully automated luxury communism

Getan: eine Trauerfeier besucht, mit dem Zug quer durch Deutschland gefahren, eine liebe Freundin getroffen, eine wunderbare Date-Night mit Dinner und Musik sowie einen „Delegation & Feedback“ Workshop gegeben

Geplant: zuviel für die nächste Woche

Gegessen: Adlerfisch

Getrunken: Weißwein-Schorle

Gefreut: über ein Wochenende ohne Termine

Geklickt: best books to read between 1 and 100, auf den original live stream der Mondlandung 1969

Gestaunt: First image of Einstein’s „spooky“ particle entanglement

Gewünscht: diese Schreibecke, diese Vitrine, diese Garderobe

Gefunden: das Buch „Ihr werdet es erleben – Voraussagen der Wissenschaft“ aus dem Jahr 1967

Gekauft: Zeitungen

Gedacht: „Ich fürchte, Sie sind AfD-positiv.“ – „Ist das tödlich?“ – „Leider nein.“ (Maren Kroymann)

Meine Woche

halloween

Gesehen: „The Haunting of Hill House“ (2018) von Mike Flanagan. Spannende, vielschichtige Adaption nach Shirley Jacksons gleichnamigem Roman. Sehr empfehlenswert. Theo ist natürlich ganz besonders klasse 😉

Poltergeist“ (1982) von Tobe Hooper. Mit diesem Horrorklassiker bin ich nicht 100% warm geworden, den hatte ich mir deutlich gruseliger vorgestellt.

The Cloverfield Paradox“ (2018) von Julius Onah. Der deutlichst schwächste Film aus dem Paradox Universum. Der Anfang war ok, dann wurde er immer dämlicher.

Gehört: „Naked Words/Sacred Mouth“ – Tides of Man, „Sky Flying By“ – (Re)Routed, Solopiano I und MMXV – Jonas Hain, Triple 666 – end.user, „Fragments of Scattered Whispers“ – Endless Melancholy

Gelesen: diesen Artikel über Kavanaugh und Emphatieverweigerung, why merging with computers could be a good thing, über diese Expedition zum Kilauea Vulkan, the monoculture of thought in Silicon Valley, dieses Interview mit Haruki Murakami und Darwin was a slacker and why you should be one too

Getan: mal einen ganzen Tag am Feiertag gefaulenzt und die Ausstellung „200 Frauen“ in der Alten Bayrischen Staatsbank besucht

Geplant: ein paar spannende Gespräche mit Software Entwicklern an der Uni Dortmund führen

Gegessen: diese Winter Minestrone

Getrunken: rheinhessischen Riesling

Gesorgt: nach dem Bruder jetzt ein Papa-Drama. Ich hätte dann jetzt mal gerne eine Pause – danke! 😦

Gefreut: dass ich meinen Papa aus der Notaufnahme wieder mit heim nehmen konnte, über unser Klassentreffen nach 100 Jahren

Geklickt:  auf diese Werbung mit Charlize Theron, auf diesen Vortrag von Michael Seemann zu digitalem Kapitalismus

Gewünscht: diese Deko, diese Pralinen, dieses Neon-Schild

Gekauft: Handcreme und Seife bei Aesop, diesen tollen Bildband und ein Geburtstagsgeschenk für den Opa

Gestaunt: über diesen fleischfressenden Schwamm in der Tiefsee

Gefunden: nix

Gedacht: Edit your mind regularly

Kurzgeschichten für lange Nächte


Ich bin kein großer Kurzgeschichten-Fan, ich glaube das ist – wie bei Gedichten auch – so ein „aquired taste“ wie Rotwein, Whisky, Blauschimmel-Käse. Kurzgeschichten haben es nicht leicht bei mir, drohen immer mal wieder in die Ecke zu fliegen, wenn ich in die Geschichten nicht reinkomme (wie kürzlich beispielsweise bei George Saunders), daher wiegen die hier aufgelisteten für mich um so mehr, denn die haben mich in der Regel von der ersten Zeile nicht mehr losgelassen.

Eine liebe Freundin hat mir vor kurzem einen Kurzgeschichten Band zugeschickt: Victoria Hislops Sammlung mit Kurgeschichten von Frauen und zu meinem Entzücken fand ich dort meine Lieblingsgeschichte „The Lottery“ wieder, was mich auf den Gedanken brachte, meine Bibliothek zu durchforsten, um meine persönliche Sammlung aus den für mich besten Kurzgeschichten der Welt hier zu präsentieren.

Einige kann man im Internet finden, da habe ich den link ensprechend angehängt und bin jetzt sehr gespannt, ob Euch meine Sammlung gefällt, welche ihr davon kennt und vielleicht auch mögt oder eben auch nicht. Fehlt euch etwas? Freue mich sehr auf Eure Kommentare und etwaigen Ergänzungen. So long äh short 😉

Isaac Asimov – The Martian Way
Margaret Atwood – Torching the Dusties
Margaret Atwood – Death by Landscape
Margaret Atwood – The Martians claim Canada
Paul Auster – Augie Wren’s Christmas Story
James Baldwin – The Outing
Karen Blixen – The Monkey
Wolfgang Borchert – Nachts schlafen die Ratten doch
Jorge Luis Borges – Die Bibliothek von Babel
Octavia Butler – The Morning, and the evening and the night
TC Boyle – Dogology
Ray Bradbury – The Veldt
Ray Bradbury – A sound of Thunder
Ray Bradbury – The Million-Year Picnic
Albert Camus – The Artist at Work
Truman Capote – Handcarved Coffins
Truman Capote – Miriam
Raymond Carver – Neighbors
Angela Carter – The Bloody Chamber
Ted Chiang – Story of Your Life
Roald Dahl – Lamb to the Slaughter
Philip K Dick – The Golden Man
Philip K Dick – The Minority Report
Charles Dickens – The Signal-Man
Charles Dickens – A Christmas Carol
Denis Diderot – Gründe meinem alten Nachtrock nachzutrauern
Joan Didion – On Self-Respect
Emma Donoghue – Words for Things
Fjodor Dostojewski – Weihnachtsbaum und Hochzeit
Fjordor Dostojewski – Weiße Nächte
Arthur Conan Doyle – The Adventure of the Blue Carbuncle
Agatha Christie – The Witness for the Prosecution
Jennifer Egan – Safari
Harlan Ellison – I have no mouth and I must scream
Sheridan Le Fanu – Green Tea
William Faulkner – A Rose for Emily
F Scott Fitzgerald – The Curious Case of Benjamin Button
Gillian Flynn – The Grownup
EM Forster – The Machine Stops
Neil Gaiman – Der Fluch der Spindel
Neil Gaiman – Snow, Glass, Apples
Ursula LeGuin – Coming of Age in Karhide
Ursula LeGuin – The ones who walk away from Omelas
Graham Greene – The Third Man
Ernest Hemingway – The Snows of Kilimanjaro
Ernest Hemingway – A clean well-lighted place
O. Henry – The Robe of Peacej
Patricia Highsmith – The stuff of Madness
Aldous Huxley – Young Archimedes
Washington Irving – The Legend of Sleepy Hollow
Mary Gaitskill – The Other Place
Charlotte Perkins Gilman – The Yellow Wallpaper
Maria Dahvana Headley – See the Unseeable, Know the Unknowable
Judith Hermann – Kaltblau
Siri Hustvedt – Mr. Morning
Henry James – The Turn of the Screw
Shirley Jackson – The Lottery
Franz Kafka – Die Verwandlung
Franz Kafka – In der Strafkolonie
Stephen King – Rita Hayworth and Shawshank Redemption
Stephen King – Children of the Corn
Stephen King – The eerie aftermath of a mass exit
Stephen King – The Road Virus heads north
Heinrich Kleist – Die Marquise von O
Lautréamont – Die Gesänge des Maldoror
Stanislaw Lem – Test
Hengtee Lim – The Girl at the Bar
Jack London – The Red One
HP Lovecraft – Cool Air
HP Lovecraft – The Dunwich Horror
Guy de Maupassant – Der Horla
Herman Melville – Bartleby, the Scrivener
Laurie Moore – How to become a writer
Daphne Du Maurier – Don’t look back
Daphne Du Maurier – The Birds
Haruki Murakami – Kinos Bar
Haruki Murakami – Yesterday
Haruki Murakami – The Elephant Vanishes
Vladimir Nabokov – Terra Incognita
Joyce Carol Oates – Where are you going, where have you been?
Dorothy Parker – Sentiment, A Telephone Call
Sylvia Plath – Johnny Panic and the Bible of Dreams
Edgar Allan Poe – The Tell-Tale Heart
Edgar Allan Poe – The Pit and the Pendulum
Annie Proulx – Brokeback Mountain
Karen Russell – Vampires in the Lemon Grove
Karen Russell – Reeling for the Empire
JD Salinger – For Esme
JD Salinger –  A Perfect Day for a Banana-Fish
Oliver Sacks – Altered States
Jean-Paul Sartre – The Room
Jean-Paul Sartre – The Wall
Arthur Schnitzler – Traumnovelle
Ali Smith – Free Love
Robert Louis Stevenson – The Body Snatcher
Bram Stoker – Dracula’s Guest
Donna Tartt – The Ambush
James Tiptree Jr – And I awoke and found me here on the Cold Hill’s side
Mark Twain – Cannibalism in cars
Jules Verne – Der ewige Adam
Kurt Vonnegut – Harrison Bergeron
Kurt Vonnegut – The Drone King
HG Wells – Empire of the Ants
Jeanette Winterson – Days like this
Virginia Woolf – A mark on the wall
Richard Yates – Saying Goodbye to Sally
Banana Yoshimoto – Lizard
Stefan Zweig – Die Schachnovelle
Stefan Zweig – Brief einer Unbekannten

Trick or Treat ?

halloween

Dieses Jahr hatte ich Lust, mich Halloween thematisch stärker zu widmen. Mir ist gerade unabhängig von diesem „Feiertag“ gerade nach einer Prise Horror, Grusel, Düsterkeit. Daher gibt es bei momentan nicht nur mehr Vampir- und Horrorfilme als sonst, sondern auch entsprechende Lektüre.

Vampire dürfen zu Halloween nicht fehlen, auch wenn ich dieses Jahr keinen gelesen habe, filmisch habe ich mich von ihnen verführen lassen. Listen sind immer gut (habe ich auch gerade wieder bei Emily the Strange gemerkt, dazu aber später). Hier also eine Liste mit meinen liebsten Vampirfilmen:

  1. Only Lovers left alive von Jim Jarmusch
  2. The Hunger von Tony Scott
  3. Let the Right One in von Tomas Alfredson
  4. A Girl walks home alone at night von Ana Lily Amirpour
  5. Dracula von Francis Ford Coppola
  6. Interview with a Vampire von Neil Jordan
  7. Underworld von Len Wiseman
  8. From Dusk Till Dawn von Robert Rodriguez
  9. The Lost Boys von Joel Schumacher
  10. Gothic von Ken Russell
  11. Blade von Stephen Norrington
  12. Twilight von Catherine Hardwicke (ja ja I know, aber ich mag Kristen Stewart)
  13. Daybreakers von den Spierig Brothers

Neben Bram Stokers „Dracula“ darf bei einem Halloween-Special keinesfalls „Carmilla„, von Joseph Sheridan Le Fanu fehlen, den ich bereits Anfang des Jahres gelesen hatte. Würde ich jedem Vampirfreund ans Herz legen, ist mittlerweile auch als Web-Serie verfilmt worden.

Auch ohne Vampire habe ich es dunkel-schaurig angehen lassen und habe den dunklen Marathon mit der ausgezeichneten Graphic Novel „Black Hole“ von Charles Burns gestartet.

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Black Hole beschäftigt sich mit einer Gruppe Jugendlicher, die sich mit einer Art Virus anstecken, der sexuell übertragbar ist und die sie auf krasse Art mutieren lässt (den einen wachsen Schwänze, ein Mädchen häutet sich wie eine Schlange etc). Es geht um die Frage, wie eine Gesellschaft mit ihren Außenseitern umgeht und wie der Virus die Jugendlichen beeinflusst, die ohnehin überaus gehemmt und unsicher sind, was ihren Pubertätskörper so betrifft.

Ich fand die Frage spannend was passiert, wenn irgendwann keiner mehr makellos und selbstsicher ist.

Eine ziemlich düstere Graphic Novel mit phantastischen wuchtigen Bildern. Unbedingt lesen.

Die schwarz-weiß Zeichnungen erinnerten mich beim Lesen an eine ganz alte Liebe: „Emily the Strange“ von Rob Reger und zack waren alle literarisch-wertvollen Anwandlungen erstmal aus dem Fenster und ich habe mich Stunden am Stück Emily und ihren Abenteuern gewidmet.

In „Die verschwundenen Tage“ taucht Emily in einer Stadt namens Blackrock auf und kann sich an absolut nichts erinnern. Nicht wie sie heißt, wo sie wohnt – gar nix. Sie hat einzig ein Notizbuch und einen Stift und versucht zu rekonstruieren, was ihr wohl passiert sein könnte und warum sie in Blackrock ist.

Das Buch hat mich wirklich überrascht. Einfach, weil ich nicht wirklich großartig was erwartet hatte, außer etwas exzentrischer Unterhaltung, aber das Buch ist ein richtiger Roman mit spannender Story und interessanten Charakteren und Listen. Jede Menge davon. Ich hatte solchen Spaß mit dem Buch, mit den Listen und Emily, ich habe mir in der Bibliothek gleich zwei weitere Bände ausgeliehen, die große Literatur muss also noch ein paar Tage warten, ich muss erst noch ein paar Abenteuer mit Emily bestehen, dann bin ich wieder bereit.

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13 Elements you will find in the first Emily the Strange novel:
1. Mystery
2. A beautiful golem
3. Souped-up slingshots
4. Four black cats
5. Amnesia
6. Calamity Poker
7. Angry ponies
8. A shady truant officer
9. Top-13 lists
10. A sandstorm generator
11. Doppelgängers
12. A secret mission
13. Earwigs

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Bevor ich jetzt aber Vorwürfe bekomme, dass weder „Emily the Strange“ noch „Black Hole“ gruselig genug seien und man für Halloween schon andere Kaliber benötigt, den versuche ich jetzt mit einem Klassiker der amerikanischen Horror- und Gruselliteratur zu besänftigen. Schon seit ein paar Jahren befindet sich die wunderschöne Büchergilden-Ausgabe von Ambrose Bierce „Hinter der Wand“ in meinem Besitz.

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Ambrose Bierce ist neben Edgar Allen Poe der Meister des amerikanischen Gothics und war wohl nicht wirklich ein heiterer Zeitgenosse. Bekannt als „Bitter Bierce“ und Misanthrop erster Güte sind seine düsteren, schrägen Geschichten auch heute noch zeitgemäß. Sie haben einen sehr amerikanischen Touch, der Bürgerkrieg spielt in einigen Geschichten eine Rolle, die Expansion Richtung Westen und ab und an hatte ich Bilder aus dem Film „There will be Blood“ vor den Augen.

Die Büchergilden-Ausgabe ist ein absolutes Schmuckstück. Die Zeichnungen von Klaus Böttger geben dem Buch eine ganz besondere morbide Note. Hier passen Illustrationen und Geschichten perfekt zueinander.

Die Geschichten werden nahezu immer aufgeklärt, man fühlt sich gelegentlich an Sherlock Holmes erinnert, auch wenn diese Erklärungen weitaus weniger von Logik und Deduktion bestimmt sind, als von Horror, Übersinnlichem und Unerklärbarem.

Bierce eigenes Ende könnte einer seiner düsteren Kurzgeschichten entsprungen sein. Mit 70 unternimmt er noch einmal eine Reise nach Mexiko, gerät dort in die Revolution und scheint sich dem Revolutionär Pancho Villa angeschlossen zu haben. Um die Jahreswende 1913/14 verliert sich jede Spur von ihm, in seinem letzten erhaltenen Brief rechnet er mit seiner standrechtlichen Erschießung. Aber genaues weiß man nicht. Man hat nie eine Spur von ihm finden können.

Am besten haben mir die Geschichten „Der Tod Halpin Fraysers“, „Moxons Meister“, „Das Verfluchte Ding“ und „Die mondhelle Straße“ gefallen.

 

Zum Abschluss noch ein wunderschön illustriertes Märchen von Neil Gaiman.

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Ich bin kein großer Märchen-Fan. Der ganze niedliche Prinzessinnen-böse Stiefmütter-treudoofe Königinnen war nie meins, daher hatte ich keine übergroßen Erwartungen  für „Der Fluch der Spindel“, Neil Gaiman als Autor und die wunderschönen Zeichnungen waren allerdings Grund genug, dem ganzen zumindest eine Chance zu geben.

Die Geschichte ist eine Mischung aus Schneewittchen und Dornröschen. Die junge Königin erfährt von ihren drei treuen Gefolgsleuten , den Zwergen, dass das Nachbar-Königreich schon von Jahrzehnten von einer seltsamen Schlafkrankheit heimgesucht wurde, die sich jetzt auch in ihrem Königreich ausbreitet.

Im Gegensatz zu den ganzen Weichei-Königinnen bekannter Märchen nimmt diese junge Königin die Lösung des Problems selbst in die Hand und zieht mit den Zwergen los, um der Seuche Einhalt zu gebieten und ihrem Ursprung auf den Grund zu kommen.

Gaiman mischt hier die ursprünglich deutliche dunkleren Töne alter Märchen mit einigen progressiveren Elementen und bastelt daraus ein wunderbar melancholisch unheimliches  Märchen mit zauberhaften Bildern.

Ein letzter Tipp, weil ich sie euch einfach nicht vorenthalten kann: Shirley Jackson, die sowas wie die Urmutter des finsteren Horror/Gruselromans, was einem irgendwie ulkig vorkommt, wenn man bedenkt, dass sie eine Mittelklasse-Hausfrau aus Vermont war, deren erster Roman 1948 erschien. Besonders bekannt wurde sie mit ihre Kurzgeschichte „The Lottery“, die erstmals in der New York Times erschien und bergeweise Leserpost bescherte, die die Bedeutung der Geschichte zu erfassen versuchten. Sie hat nach wie vor großen Einfluss in diesem Genre, die „Tribute von Panem“-Trilogie zeigt beispielsweise große Parallelen zu der Kurzgeschichte auf.

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Ihr Roman „The Haunting of Hill House“ ist eines meiner Lieblingsbücher, unbedingt lesen, meine Rezension dazu findet ihr hier.

Hoffe ich konnte Euch etwas Lust machen auf die etwas dunkler melancholisch gruseligeren Seiten des Oktobers. Von wem lasst ihr euch gerne gruseln?

Trick or Treat? Happy Halloween allerseits 🙂

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Charles Burns – „Black Hole“ erschienen im Reprodukt Verlag
Rob Reger – „Emily the Strange: Die verschwundenen Tage“ erschienen im cbj Verlag
Ambrose Bierce – „Hinter der Wand“ erschienen bei der Büchergilde Gutenberg
Neil Gaiman – „Der Fluch der Spindel“ erschienen im Knesebeck Verlag

Meine Woche

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Gesehen: „Django Unchained“ für einen Western war der gut. Tarantino halt. Aber irgendwie war alles ein bisserl altbekannt. Nicht schlecht, muss man aber nicht gesehen haben.

Non-Stop“ Flugzeug-Action-Thriller-Gedöns mit Liam Neeson. Ganz unterhaltsam, aber auch kein unbedingter must-see.

Und dann noch diese Star Trek NGT Folgen „Timescape“ und „Schisms„- ich bin und bleibe ein Trekie 😉

Gehört:  Reese Witherspoon liest das erste Kapitel aus Harper Lee „Go set a Watchmen„, Eagles „Lyin Eyes“ – Eagles hör ich immer bei Gewitter 😉 Hayley Kiyoko „Girls Girls Girls„,

Gelesen: diesen Artikel über Nelly Sachs, diesen Artikel von Joan Didon zu „Self Respect“ und diesen Artikel über Shirley Jackson „The Queen of American Gothic“

Getan: im Meer geschwommen, Nizza besucht, im Garten gelegen und gelesen

Gegessen: Tomatenrisotto mit Petersilie und Pizza Napoli

Getrunken: mein erster Campari – interessant!

Gefreut: über ein wunderbares Überraschungspäckchen das gestern nach der Heimfahrt aus dem Urlaub im Briefkasten war

Geärgert: Stau und nicht funktionierende Autobahngebühr-Automaten und angeblich verursachte Kratzer an Mietwagen – und dann auch noch ein Wespennest auf dem Balkon. Schönen Dank auch. Grrrr.

Gelacht: „Dear Boyfriend. I can make your Girlfriend scream a lot louder than you can. Sincerely, Spiders.

Geplant: Wespen loswerden, erste Arbeitswoche überstehen und dann die Zeit geniessen mit liebem Besuch

Gewünscht: diesen Hoody, diesen Sessel und diese Bettwäsche

Gekauft: ein Tshirt

Gefunden: nix

Geklickt: auf diesen Ted-Talk und diesen Artikel wie wir Entscheidungen treffen

Gewundert: wie schnell 2 Wochen Urlaub rum sind

The Haunting of Hill House – Shirley Jackson

 

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Shirley Jackson ist sowas wie die Urmutter des finsteren Horror/Gruselromans, was einem irgendwie ulkig vorkommt, wenn man bedenkt, dass sie eine Mittelklasse-Hausfrau aus Vermont war, deren erster Roman 1948 erschien. Besonders bekannt wurde sie mit ihre Kurzgeschichte „The Lottery“, die erstmals in der New York Times erschien und bergeweise Leserpost bescherte, die die Bedeutung der Geschichte zu erfassen versuchten. Sie hat nach wie vor großen Einfluss in diesem Genre, die „Tribute von Panem“-Trilogie zeigt beispielsweise große Parallelen zu der Kurzgeschichte auf.

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„The Haunting of Hill House“, 1959 erschienen, wurde von Stephen King zu Recht als eine der bedeutensten Horrorgeschichten des 20. Jahrhunderts bezeichnet.

Dr. Montague, ein Anthropologe, der sich leidenschaftlich für Übernatürliches interessiert, mietet Hill House für ein paar Wochen an, um vor Ort die Existenz übernatürlicher Phänomene zu untersuchen. Er lädt dazu Gäste ein, die ihn bei diesen Untersuchungen unterstützen sollen. Dies sind Luke, ein bohemehafter Künstler und Erbe des Hauses und zwei Frauen, Theodora, die nach einem Streit mit dem Mitbewohner/in? mit sich ins Reine kommen muß und Eleanor, eine zurückgezogen lebende junge Frau, die ihr Leben mit der Pflege ihrer kürzlich verstorbenen Mutter verbrachte. Die beiden Frauen haben früher bereits paranormale Erfahrungen gemacht und sind aufgrund dessen von Dr. Montague ausgesucht.

“Am I walking toward something I should be running away from?”

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Die vier verstehen sich wunderbar, aber schnell beginnen Ängste erste Risse entstehen zu lassen. Die Geschichte wird aus der Sicht Eleanors geschildert und dem Leser fallen ihre kleinen subtilen Lügen auf, die sie den anderen über sich erzählt. Ist das Haus tatsächlich böse und spukt es darin? Verändert das Haus die Gruppendynamik und beginnt die Persönlichkeiten der Bewohner zu verändern?

Es gibt da einiges an unterschwelligen Äußerungen, die man meines Erachtens nicht zweifelsfrei interpretieren kann. Gibt es da „romantische Schwingungen“ zwischen Theodora und Eleanor oder ist mein Gaydar ein bißchen zu sensibel eingestellt? Und ist dieser „flatmate“, mit dem Theodora sich gestritten hat, ein Mann oder eine Frau? Ist Luke an beiden Frauen gleichermassen interessiert oder an gar keiner?

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Ich bin gespannt, ob die Verfilmung da näheren Aufschluss gibt, ansonsten empfehle ich dieses Buch unbedingt für Buchclubs, man kann wunderbar darüber diskutieren.

“Within, walls continued upright, bricks met neatly, floors were firm, and doors were sensibly shut; silence lay steadily against the wood and stone of Hill House, and whatever walked there, walked alone.”

„The Haunting of Hill House“ ist ein erstklassiger Horror-Roman. Natürlich sind wir heute abgehärteter und bei „Ring“ von Koji Suzuki oder „The House of Leaves“ von Mark Z. Danielewski habe ich mich schon nochmal mehr gefürchtet, aber Jackson schreibt einfach richtig gut, die Charaktere sind vielschichtig , die Dialoge erstklassig. Der eigentliche Horror im Buch ist nicht so sehr im Haus zu finden oder in dem was im Haus passiert, sondern was in den dunklen unerforschten Schlupfwinkeln des Geistes passiert. In den Hirnwindungen der Hausbewohner und der Leser.

Gibt es im Deutschen eigentlich den wunderbar passenden Ausdruck des „unreliable Narrators“ des unzuverlässigen Erzählers? Traut der Erzählerin auf keinen Fall, denn sie kann nicht einmal sich selbst trauen. Dieses plötzliche Schaudern das einen manchmal ohne Grund überkommt, von dem meine Oma immer sagte, es komme daher, dass gerade ein Verstorbener an einen denkt oder durch den Raum geht, sowas verursacht der Roman. And I like it 😉

„The Haunting of Hill House“ ist für mich die ultimative Spukhaus-Geschichte (die ich ohnehin sehr liebe). Also besorgt Euch diesen Roman, packt euch an einem dunkelen stürmisch-verregneten Abend aufs Sofa, zündet ein paar Kerzen an, den guten Rotwein rausholen und dann rein ins schauderhaft-schöne Lesevergnügen. Und immer schön aufpassen, denn wir wissen, der Erzählerin kann man nicht trauen.

Ich weiß noch nicht welche der beiden Verfilmungen ich mir anschauen möchte, hat jemand eine Empfehlung? Oder gleich beide?

Die Verfilmung aus dem Jahr 1963 von Robert Wise

oder die aus dem Jahr 1999 mit Catherine Zeeta-Jones ?

Das Buch ist auf deutsch unter dem Titel „Spuk in Hill House“ erschienen.