Literatur-Blog für alle, die keine Angst vor heftigen Mischungen haben. Paul Auster, Margaret Atwood, Haruki Murakami treffen auf Simone de Beauvoir, Batman und Orphan Black. Dosenbier auf Oper und St. Pauli auf Crispr, Philosophie, Science und Sci-Fi.
Die liebsten, die spannensten, die mich am meisten zum Nachdenken angeregt haben und es fehlen im Bild die verliehenen oder die, die ich als Hörbuch gehört habe:
Was waren eure liebsten in 2021? Ich freue mich auf ein weiteres Jahr mit Euch und danke für die Treue, die Kommentare, das Feeback, die Freundschaft. Ich wünsche Euch allen von Herzen ein tolles 2022 mit viel Glück, Gesundheit und Zeit zum lesen und nachdenken.
Für mich könnte Halloween wie die Adventszeit ja gerne fast den ganzen Monat stattfinden und ich lebe den Oktober auch sehr gerne im Horroctober und decke mich mit wohlig-gruseliger Lektüre ein und schaue natürlich auch den einen oder anderen thematisch passenden Film oder auch eine Serie. Netflix hat mit Mike Flannagan ja seit einiger Zeit einen Garanten für atmosphärischen Horror per Serie im Programm.
Heute möchte ich euch aber meine dunkel-düstere Lektüre aus dem Oktober vorstellen und hoffe, ich kann euch Lust auf das eine oder andere Buch machen.
Dieses Buch ist meine absolut wunderbare Wiederentdeckung, die ich Nadine und Alex vom Blog letusreadsomebooks verdanke, die das Buch auf Instagram posteten und ich war Feuer und Flamme. Das musste wieder ins Haus. Das Buch hatte ich irgendwann in den 90ern mal in einer Nacht durchgelesen, es heiß und innig geliebt und dann ist es irgendwo zwischen Schottland / London / Hamburg oder der WG in München verloren gegangen. Ich war schon auch etwas nervös, ob es nach so vielen Jahren meinen Erinnerungen und Erwartungen entsprechen würde – um es kurz zu machen: ja und ja und ja. Liebe es genauso wie damals und habe – Instagram sei Dank – auch rausgefunden, dass ich immer schon ein Dark Academia Girl bin, hatte nur nie eine Bezeichnung dafür. Man gebe mir Filme wie „Der Club der toten Dichter“, Bücher wie „The Secret History“, „Posession“ von A. S. Byatt, „Carmilla“ von Le Fanu (eignentlich fast alles wo Vampire drin sind), Harry Potter oder auch „Wuthering Heights“ von Emily Bronte etc etc und ich bin im 7. Bücherhimmel.
Aber jetzt kurz zu Donna Tartts Meisterwerk „The Secret History“. Ms Tartt schreibt ja immer gerne etwa 10 Jahre an einem Buch, ihr Gesamtwerk wird also voraussichtlich übersichtlich bleiben.
Die geheime Geschichte ist einer der besten Krimis, die ich je gelesen habe. Und das liegt vielleicht daran, dass es sich nicht um einen Krimi im herkömmlichen Sinne handelt, sondern um literarische Fiktion mit jeder Menge moralischer Ambiguität und dem Verlust der Unschuld als zentralen Themen. Die eigentlichen Straftaten spielen eine untergeordnete Rolle es geht auf subtile Weise um eine verheerende Kettenreaktion, die zum kollektiven Zerfall des Gefüges von fünf jungen Leben führt.
“Does such a thing as ‚the fatal flaw,‘ that showy dark crack running down the middle of a life, exist outside literature? I used to think it didn’t. Now I think it does. And I think that mine is this: a morbid longing for the picturesque at all costs.”
Und es ist der Schatten dieses Verbrechens, die Vorwegnahme seines Eintretens und die niederschmetternden psychologischen Nachwirkungen, die der Erzählung ihre wahre Substanz verleihen. Die Diskrepanz zwischen den gelegentlichen Gewissensbissen der Täter und ihrer egoistischen Rechtfertigung des Mordes macht dieses Buch so fesselnd und eindringlich. Hier geht es nicht primär um die Lösung eines komplizierten Kriminalfalls, sondern wir erleben das Ganze aus der Sicht des Erzählers, der ein widerwilliger Komplize des Verbrechens ist.
Dieses Buch ist voll von schrecklichen Menschen. So ziemlich alle Menschen, die unser Erzähler Richard trifft, sind auf irgendeine Weise furchtbar. Sie sind egozentrisch, elitär, soziopathisch und krasse Snobs. Auch Richard ist nicht gerade ein toller Typ. Aber das Faszinierende an diesem Romans besteht darin, dass man diese schrecklichen Menschen irgendwie zutiefst sympathisch findet.
Ich liebe die sich langsam aufbauende Spannung und das Gefühl, dass ich als Leser gekonnt manipuliert wurde. Ja, das. Das letzte. Ich glaube, das ist es, was ich an diesem Roman am meisten liebe. Ich habe das Gefühl, dass Donna Tartt diesen Roman vollkommen unter Kontrolle hatte. Alles ist wohldurchdacht und einfach perfekt inszeniert
Große Empfehlung – unbedingt lesen 🙂
Der erste Roman von Mathias Menegoz ist ein ehrgeziges Unterfangen und überrascht auf mehren Ebenen: Er fühlt sich ganz und gar an wie die großen historischen Romane des 19. Jahrhunderts, nicht nur durch die Art der Geschichte, die er erzählt, und die Figuren, die er beschreibt, sondern auch durch seine Sprache, seinen Ton und seine Atmosphäre. Das Ergebnis ist ziemlich fesselnd. Es nimmt den Leser mit auf eine faszinierende Reise durch das österreichische Kaiserreich und insbesondere durch die geheimnisvollen Karpaten. Von Wien bis zu einem abgelegenen Schloss in der Wildnis, wo die Legende von Dracula entstand, erweckt Karpathia eine Welt wieder zum Leben, mit der sich Romanautoren nur selten ernsthaft auseinandergesetzt haben – oft ziehen sie es vor, sie als fast phantasievollen Hintergrund zu verwenden.
„Der Besitz, den die letzten Korvanyis bald erreichen würden, entsprach nur noch einem Teil der historischen Korvanya. Aus der Blütezeit blieben trotzdem ein paar Täler, die sich zwischen zahlreichen Hügeln an den Südhängen des Calimani-Gebirges um zwei kleine Nebenflüsse des Mieresch gruppierten. Stunde um Stunde ließen sich die Korvayis auf der Straße durchrütteln, die am Nordufer des Mieresch englangführte. Sie durchfuhren nur wenige, weit auseinanderliegende Dörfer. Schließlich bog die Kutsche in einen Seitenweg ein, der noch schlimmer war als der vorherige. Als handele es sich um eine übliche Formel, verkündete der Kutscher laut von seinem Sitz herunter „Mein Herr, Sie sind zu Hause“
Menegoz hat glaube ich unglaublich viel recherchiert und jede Menge Details über das Lebens in diesem abgelegenen Teil Österreich-Ungarns ausgegraben: Man lernt viel ohne das man das Menegoz jemals pedantisch rüberkommt, und es gelingt ihm, eine lebendige, glaubwürdige Welt zu zeichnen, weit entfernt von allen Klischees. Der Roman beginnt mit einer Nahaufnahme der Hauptfigur (Alexander, ein steifer Aristokrat, der nicht wirklich sympathisch ist), und läßt dann, Kapitel für Kapitel, neue Figuren eintreten, bis der Roman zu einem facettenreichen Epos wird, dessen Höhepunkt, eine kolossale Jagd, ein fast apokalyptischer Kampf der Kulturen zwischen der Welt der Leibeigenen, die seit Jahrhunderten in Knechtschaft leben, und einer sterbenden Aristokratie ist, die verzweifelt an ihren Privilegien festhält.
Das Buch mag an manchen Stellen etwas zu lang sein, vor allem gegen Ende, aber ich fand es nie langweilig. Ich fand es gleichzeitig spannend aber ganz gelegentlich auch ein bißchen schade ein so derart nüchternes vollkommen realistisches Buch zu lesen, dass dem Vampir-Mythos jeglichen Zauber nimmt. Dennoch eine wunderbare Herbstlektüre die ich auch vollumfänglich empfehle.
Der Aufbau der Handlung ist geradlinig und schnörkellos. Adam Snow biegt falsch in einen überwucherten Feldweg ein und entdeckt ein verfallenes edwardianisches Landhaus, das ihn in den verlassenen Garten zu ziehen scheint. Bei seinen Erkundungen hat er das seltsame Gefühl, dass sich die Hand eines kleinen Kindes in seine eigene schleicht. Dies setzt eine Reihe von Ereignissen in Gang, die immer unheimlicher und bösartiger werden und Adam zu lähmenden Panikattacken und Albträumen veranlassen, während er versucht, das Geheimnis dieser kleinen Hand zu lüften.
„It was as I drew close to it and looked down that I felt the small hand holding mine. I thought my heart would stop. But this time the hand did not clutch mine and there was no sense that I was being pulled forward. It was, as on that first evening, merely a child’s hand in mine“
Hills schriftstellerisches Geschick besteht darin, zwischen ihren spärlichen Zeilen einen mehrdeutigen Raum zu schaffen, fast so, als würde sie ein Gedicht konstruieren. Mit ihrer präzisen und sorgfältig strukturierten Prosa schafft sie es immer wieder wohligen Nervenkitzel zu erzeugen. Bei Susan Hill liegt man sicherlich nicht atemlos vor Angst im Bett, aber perfekt für ein stürmisch-verregnetes cozy Wochenende bei denen man sich ein klein wenig gruseln mag.
Eulen haben irgendetwas an sich. Sie tauchen in allen großen Kulturen seit der Steinzeit auf. Sie sind Geschöpfe der Nacht und damit der Magie. Sie sind die Vögel der Unheilverkündigung, die vogelkundlichen Boten der anderen Seite. Aber Eulen – mit ihren flachen, intelligenten Gesichtern, ihren großen, runden Augen, ihrem väterlichen Blick – sind auch beruhigend vertraut. Wir sehen sie als weise, wie die Eule der Athene, und treu, wie Hedwig aus Harry Potter. Mit anderen Worten: menschenähnlich.
Keine andere Tierart hat uns so in ihren Bann gezogen.
„There is something about owls. More than any other family of birds they produce a reaction in us, and have done so across time and continents. It is atavistic; we are generelly programmed to care for lookalikes. In ancient times the owl was known as the „human-headed bird“. We for for that manlike face.
In „Das geheime Leben der Eule“ erforscht John Lewis-Stempel die Legenden und die Geschichte der Eule.
Ein sehr schönes Buch bei dem ich immens viel über Eulen gelernt habe und jetzt möchte ich wirklich auch eine Hedwig haben!
Laura Carlin nimmt uns mit in die atmosphärische, überbordende Armut und die schmutzigen, von Krankheiten befallenen Gassen und Hinterhöfe des London der 1830er Jahre. In dieser eindeutig Dickens’schen Welt lebt die junge Hester White in den Slums, sie hat ihre Eltern verloren und ist auf der Suche nach einem Weg, der sie aus ihrer misslichen Lage herausführen kann. Dunkle, alptraumhafte Taten geschehen, während arme Leute in der Stadt verschwinden, aber es kümmert niemanden so richtig, denn schließlich betrifft es nur ein paar arme Menschen die wenig Bedeutung finden in dieser Zeit. Nachdem sie bei einem Unfall mit einer Pferdekutsche verletzt wird, findet sich Hester in einer glücklichen Lage wieder. Der Besitzer der Kutsche, Calder Brock, bietet ihr medizinische Hilfe an und nimmt sie mit auf sein Landhaus. Hester erhält die Stelle als Gesellschafterin von Calders Schwester Rebekah.
“Instead of the majesty of Westminster Abbey and the grandeur of the Banqueting House, here the houses spill over each other; dishevelled and ugly. A sickly, rotten stench rises from the streets and the rain-bloated gutters. Some thoroughfares bulge with black mud where pools of fetid water have collected, while others are narrow and meandering. All are swart with the lack of daylight and connected by alleyways and byways that seep over the scabbed ground.”
Rebekah ist eine intelligente, starke und unabhängige Frau, die Hester unter ihre Fittiche nimmt und der dankbaren Hester Nachhilfeunterricht gibt. Die beiden Frauen entwickeln eine romantische Beziehung, die die Normen und Konventionen der Gesellschaft in Frage stellen. Doch es gibt Geheimnisse, und es dauert nicht lange, bis Hester und Rebecca in ein Netz aus Intrigen und Gefahren verstrickt sind.
Ein Roman der an Sarah Waters „Fingersmith“ erinnert und mich definitiv gut unterhalten hat.
Hier noch mal die Roman im Überblick:
The secret history von Donna Tartt auf deutsch erschienen unter dem Titel „Die geheime Geschichte“ im Goldmann Verlag
Karpathia von Mathias Menegoz erschienen in der Frankfurter Verlagsanstalt
The Small Hand von Susan Hill auf deutsch erschienen unter dem Titel „Die kleine Hand“ im Kampa Verlag
Die Autorin, Dichterin und Garten-Designerin Vita Sackville-West wurde am Bekannstesten durch ihre Affäre und langjährige Freundschaft mit Virginia Woolf, die ihr wiederum mit dem Roman „Orlando“ ein einmaliges literarisches Denkmal setzte. Die Geschichte von Vitas Ehe mit Harold Nicolson ist eine Mischung aus Faszination und Fassungslosigkeit. In „Porträt einer Ehe“ kombiniert Vitas Sohn Nigel die Memoiren seiner Mutter, die er nach ihrem Tod in ihrem Arbeitszimmer fand, mit seinen eigenen Erinnerungen und dem, was er in zahllosen Briefen über die Ehe seiner Eltern erfuhr. Trotz Vitas zahlreicher Beziehungen und Affären mit verschiedenen Frauen und Haralds gelegentlichen kurzen Affären mit Männern, blieben die beiden bis zu ihrem Tode ein sich liebendes Ehepaar. Zwei Menschen, die häufig missverstanden wurden, aber stets zu faszinieren wußten.
Neben Virginia Woolf und Harold Nicolsen gab es noch eine weitere große Liebe in Vitas Leben: die zu ihrem Geburtsort Knole, einem riesigen Landhaus in Kent aus dem 16. und 17. Jahrhundert mit über 360 Räumen. Vita hätte Knole von ihrem Vater geerbt, wäre sie ein Mann gewesen, so allerdings ging es an ihren Onkel. Ein Verlust, den sie nie ganz überwinden sollte.
Knole Country House Foto: Wikipedia
Im Jahr 1918, als Vita 26 Jahre alt war, hatte sie eine Beziehung mit Violet Trefusis, die ihr in einem Brief schrieb:
Give me great glaring vices, and great glaring virtue… be wicked, be brave, be drunk, be reckless, be dissolute, be despotic, be an anarchist, be a suffragette, be anything you like, but for pity’s sake be it to the top of your bent. Live fully, live passionately, live disastrously. Let’s live, you and I, as none have ever lived before.
Vita hatte mit 20 einen symphatischen jungen Mann namens Harald Nicolson geheiratet. Er war Diplomat und Kritiker. Sie wusste schon bei der Heirat, dass sie eigentlich auf Frauen steht, aber sie glaubte, das die beiden Seiten ihrer Persönlichkeit gut nebeneinander her existieren könnten. Was auch ganz gut klappte, bis sie Violet traf. Als Violets Familie von der Affäre der beiden Frauen erfuhr, wurden einige Augenbrauen hochgezogen und Violet solange unter Druck gesetzt, bis sie sich fügte und den unglücklichen Denys Trefusis heiratete. Von da an wurde alles ziemlich kompliziert.
In einem Brief schreibt Violet an Vita:
He is abhorrent to me with his tears and his servility. I told him I looked upon him merely as my jailor, and that my one ambition was to get away from him.
Worauf Vita im gleichen Jahr über Violets Ehemann schreibt:
I now hate him more than I have ever hated anyone in this life, or am likely to; and there is no injury I would not do to him with the utmost pleasure.
Vita und Violet verlassen ihre Ehemänner und hauen gemeinsam nach Paris ab, wo Vita sich unglaublich frei fühlte und überwiegend in Männerklamotten durch die Gegend läuft:
I dressed as a boy. It was easy… It must have been successful because no one looked at me curiously or suspiciously – never once, out of the many times I did it. My height, of course, was my great advantage. I looked like a rather untidy young man, a sort of undergraduate of about nineteen. It was marvelous fun, all the more so because there was always the risk of being found out.
Harold Nicolson versuchte, seine Frau zur Rückkehr zu bewegen: When you fall into Violet’s hands, you become like a jellyfish addicted to cocaine.
In der britischen Oberschicht schienen offene Ehen mehr oder weniger an der Tagesordnung gewesen zu sein. Es wurde lediglich erwartet, dass die jeweiligen Ehepartner ihre Affären diskret behandelten und die Ehe nicht in Gefahr brachten.
Vita und Harold haben diese übliche Offenheit aber wahrscheinlich noch ein bisschen extremer betrieben als die meisten. Als die hitzige Violet-Affäre nach etwa drei Jahren im Sand verlief, erreichten Vita und Harold sowas wie ein zivilisiertes Gleichgewicht. Beide hatten weiterhin gleichgeschlechtliche Affären, aber nie wieder in einer solchen Heftigkeit, dass der Fortbestand ihrer Ehe in Gefahr geriet.
So carefree were they that quite often Harold’s friend and Vita’s would join the same weekend party, and the four of them would refer to the situation quite openly.
Virginia Woolfs Affäre mit Vita findet einige Jahre nach Violet statt. Virginias Unvermögen, Sex zu genießen, war der Grund dafür, dass ihre körperliche Beziehung nicht sehr lange dauerte, Virginias Liebe zu Vita sollte allerdings bis an ihr Lebensende halten. Vita scheint sich sehr positiv auf Virginias Schreiben ausgewirkt zu haben, denn sie schrieb einige ihre besten Bücher während dieser Zeit. Auch Virginia war verheiratet, doch weder ihr Mann Leonard, noch Harold hatten ein Problem mit der Beziehung der beiden. Vitas Sohn Nigel nannte Virginia Woolfs Roman „Orlando“, den sie Vita gewidmet hatte, den längsten und bezaubernsten Liebesbrief in der Literatur.
Überhaupt war fast jeder im Dunstkreis von Vita und Harold (und natürlich auch die beiden selbst) wahre Buchproduktionsmaschinen:
Vita schrieb 17 Romane, 12 Gedichtbände, Tagebücher und natürlich jede Menge Briefe, Artikel etc.
Virginia Woolf schrieb 9 Romane, unzählige Essays, Kurzgeschichten, Tagebücher, Briefe und Artikel.
Violet schrieb 7 Romane und eine Autobiografie.
Harold brachte es gar auf 40 Bücher überwiegend zum Thema Geschichte und Biografien, daneben noch Tagebücher und Briefe.
Wenn man noch die ganzen Bücher dazu zählt, die über die jeweiligen Protagonisten geschrieben hat, würde man locker eine ganze Bibliothek mit ihren Werken füllen können.
Wer sich für das Leben einer der aufregendsten Frauen des 20. Jahrhunderts interessiert, dem kann ich sowohl Nigel Nicolsons „Porträt einer Ehe“ als auch Matthew Dennisons „Behind the Mask“ nur ans Herz legen.
Im Literaturhaus in München gibt es seit dem 8. November eine Ausstellung zu „Orlando„, eine von Tilda Swinton kuratierte Fotosammlung, auf die ich mich schon sehr freue und die ich zum Anlass genommen habe, mal wieder „Orlando“ zu lesen. Hier wird es also in nächster Zeit noch mehr von Virginia & Vita zu lesen geben.
Bei Interesse verweise ich noch auf den Briefwechsel zwischen Virginia Woolf (Link zu ihrer Biografie hier) und Vita Sackville-West, den ich hier besprochen habe.
„Es ist Sarah“ ist ein Bestseller aus Frankreich, geschrieben von der gerade knapp über 30-jährigen Pauline Delabroy-Allard, es ist ihr Debüt und sie kam mit dem Roman immerhin in die zweite Runde des Prix Goncourt.
An einem Silvesterabend verliebt sich die Erzählerin dieses Romans Hals über Kopf in die aufregende Sarah. Die namenlos bleibende Erzählerin ist komplett fasziniert von dieser vor Leben sprühenden Frau, die ihr ruhiges Leben als Lehrerin mit kleinem Kind und Lebensgefährten total aus den Fugen wirft.
„Sie liebt es, mir Romane vorzulesen, sie imitiert die verschiedenen Figuren mit verschiedenen Stimmen, fuchtelt bei den Dialogen mit den Händen.“
Die in Paris spielende Liebesgeschichte zwischen zwei Frauen hat mir richtig gut gefallen. Ich bin kein großer Liebesroman-Fan, aber hier ist die Sprache so schön, die Erzählweise interessant. „Es ist Sarah“ legt ein unglaubliches Tempo an dem Tag. Mit Sarah ist es einem keine Minute langweilig und so ganz kann man es der Protoganistin nicht verdenken, dass ihr gelegentlich die Puste ausgeht mit dieser 1000 Volt-Frau.
Warum die beiden nach der anfänglich heftigen Verliebtheit nicht einfach glücklich und zufrieden zusammen in Paris leben können, habe ich nicht ganz verstanden. Aber vermutlich wäre die Hälfte aller Filme nicht gedreht, die meisten Bücher nicht geschrieben, wenn die Menschen alle einfach rational und wenig dramatisch wären 😉
„Nicht bei ihr zu sein wird sinnlos nach der ersten Nacht.“
Insbesondere den ersten Teil des Romans mochte ich sehr. Ich habe aber auch definitiv eine Schwäche für Romane mit inkludiertem Soundtrack, den ich beim Lesen ablaufen ließ. Das Schöne an einem selbst zusammengestellten Soundtrack ist auch, dass man entscheiden kann, ob man die Stücke in Allegro oder Andante hören möchte.
„In unserem Sturm ist sie die Kapitänin. Ich werde zur Seemannsfrau.“
Mit Sarah wird es niemals langweilig, sie kann nicht genug bekommen vom Sex, von der Liebe, von der Musik, selbst vom Obst nicht, das sie isst. Ein Roman, der mich wirklich mitgerissen hat und der den Leser genauso verliebt zurücklässt, wie die namenlose Erzählerin.
Wer Lust auf eine spannende intellektuelle Liebesgeschichte hat, bei der man stets versucht ist, einen Nachtzug nach Paris, Venedig oder Triest zu buchen, der macht mit diesem Roman nichts falsch.
Drei wunderbare Bücher, die ich nacheinander gelesen habe und die durch Patti Smith miteinander verbunden zu sein scheinen. Als ich Virginia Woolfs „The Waves“ las, las Patti Smith während ihres Konzerts an Woolfs Geburtstag Auszüge daraus und in Smith‘ „Just Kids“ erzählt Patti von ihrer großen Liebe zu Sylvia Plath. Es wäre sicherlich ein faszinierendes Treffen, hätten die drei die Möglichkeit gehabt, einander zu treffen.
Ich war selten dreimal hintereinander so derart geflasht von Büchern wie bei diesen dreien. Mein neues Notizbuch war nach der Lektüre dieser Bücher umgehend fast voll, so derart viel habe ich aus den Büchern herausgeschrieben. Immer dann fallen mir Rezensionen ganz besonders schwer, ich will soviel aus und über die Bücher erzählen und alles verknotet sich dann im Kopf und raus kommt nur – boah so unglaublich gut…
Das würde den Büchern natürlich überhaupt nicht Genüge tun, ich strenge mich jetzt an – Fokus! Fokus! Fokus!
Virginia Woolf „The Waves“
“When I cannot see words curling like rings of smoke round me I am in darkness—I am nothing.”
„The Waves“ spielt an der Küste Englands vor dem Hintergrund des ungebändigten Meeres. Die Hauptdarsteller sind drei Männer und drei Frauen, die wir episodenhaft von ihrer Kindheit bis ins Erwachsenenalter begleiten, wo sie den Tod ihres gemeinsamen Freundes Percival betrauern. Virginia Woolf zeichnet ihre Charaktere von innen heraus, wo wir sie durch ihre Gedanken und inneren Monologe kennenlernen. Es gibt wenig äußere Handlung und es dauert eine Weile, bis man in das Buch hineingefunden hat. Die Wellen geben den Rhythmus vor – ein Buch, das sich stellenweise wie ein wunderschönes episches Gedicht liest.
Während die Freunde versuchen, mit dem Schicksalsschlag zurecht zu kommen, wächst der Chor ihrer inneren Stimmen zusammen in bezaubernder Harmonie. Sie reflektieren nicht nur über den unausweichlichen Tod jedes einzelnen, sondern über die immerwährende Verbindung jedes Einzelnen miteinander.
“I am made and remade continually. Different people draw different words from me.”
„The Waves“ ist der Roman, der Virginia Woolfes Literaturtheorien am Deutlichsten zeigt. Es ist ein unglaubliches Buch, das seiner Zeit deutlich voraus ist. Es ist eine poetisch-melancholische Traumlandschaft, sehr visuell, experimentell und für mich unglaublich spannend.
“We are cut, we are fallen. We are become part of that unfeeling universe that sleeps when we are at our quickest and burns red when we lie asleep.”
Ich habe 7 DIN A4 Seiten herausgeschrieben, ich glaube das zeigt, wie viel mir dieses Buch bedeutet. An Virginia Woolfes Geburtstag las Patti Smith in London während eines Konzerts eine Passage aus „The Waves“:
“And I will now rock the brown basin from side to side so that my ships may ride the waves. Some will founder. Some will dash themselves against the cliffs. One sails alone. That is my ship. It sails into icy caverns where the sea-bear barks and stalactites swing green chains.”
Sylvia Plaths autobiografische Geschichten sind faszinierend und beklemmend zugleich. Sie lassen den Leser immer wieder unvermutet aus dem Sonnenschein in das tiefe Dunkel ihrer Ängste Traumata abgleiten. Die sechzehn Erzählungen sind gleichzeitig der Lebenslauf der Dichterin Sylvia Plath und ich möchte sie all denen in die Hand drücken, die Sylvia Plath „nur“ als großartige Dichterin sehen.
Diese Erzählungen zeigen ihr einzigartiges unglaubliches Talent. Die Geschichten sind leidenschaftlich, bitter, spannungsgeladen und voller Leben. Ihr Stil ist so einzigartig und unverkennbar mit Charakteren, die einem noch lange nachgehen.
Entstanden sind die Geschichten zwischen 1949 und 1962. Sie beschreiben früheste Kindheitserinnerungen an den Vater (Unter den Hummeln), das Aufwachsen im Amerika der vierziger Jahre (Der grüne Felsen, Der Schatten, Superman und Paula Browns neuer Schneeanzug), den ersten Flirt (Ein Tag im Juni) aber auch die traumatischen Erlebnisse in einer Nervenheilanstalt (Zungen aus Stein).
Egal ob die Heldinnen der Geschichten Ellen, Dody, Millicent, Susan, Alice oder Isobel heißen, es ist immer Sylvia Plath, die ihr Leben mit überschäumender Lebenslust oder bissiger Melancholie erzählt. Das strahlende Collegegirl, die liebevolle, ewig schuldbewusste Tochter, die zärtliche Mutter und Ehefrau, das sind die Bilder, die diese „beunruhigende Poetin“ vorschob, um sie in ihren Erzählungen mit einem bitteren Rahmen zu versehen.
“So many people are shut up tight inside themselves like boxes, yet they would open up, unfolding quite wonderfully, if only you were interested in them.“
Ihr ganzes schriftstellerisches Können kommt in diesen Geschichten zum Vorschein. Die Sprache, die Traumbilder, ihre Verbindung zu allem was wirklich echt ist und die darunterliegenden Wahrheiten.
“I sometimes think my vision of the sea is the clearest thing I own. I pick it up, exile that I am, like the purple ‘lucky stones’ I used to collect with a white ring all the way round, or the shell of a blue mussel with its rainbowy angel’s fingernail interior; and in one wash of memory the colors deepen and gleam, the early world draws breath.”
Die Geschichte „Zungen aus Stein“ hat mich am meisten beeindruckt, habe aber jede einzelne Geschichte sehr gerne gelesen was nicht selbstverständlich ist, denn mit Kurzgeschichten tue ich mich des Öfteren schwer.
Die Geschichten wurden von Julia Bachstein und Susanne Levin übersetzt und das Buch erschien in der Frankfurter Verlagsanstalt.
“I saw the gooseflesh on my skin. I did not know what made it. I was not cold. Had a ghost passed over? No, it was the poetry. A spark flew off Arnold and shook me, like a chill. I wanted to cry; I felt very odd. I had fallen into a new way of being happy.”
Wer jetzt Interesse an Plaths Gedichten bekommen hat, dem empfehle ich den Artikel über ihren Gedichtband „Übers Wasser“ oder ihren Roman „The Bell Jar„.
Patti Smith „Just Kids“
“No one expected me. Everything awaited me.”
Es war der Sommer in dem Coltrane gestorben ist, der Sommer der Liebe und der Aufstände und der Sommer, in dem eine zufällige Begegnung in Brooklyn zwei Leute auf einen lebenslangen gemeinsamen Pfad von Kunst, Inspiration, Freundschaft und Liebe brachte. Patti Smith wurde zu einer Poetin und Sängerin und Robert Mapplethrope einer der spannendsten und provokativsten Fotografen.
Verbunden durch Enthusiasmus, Unschuld und der unstillbaren Gier, sich künstlerisch auszudrücken, durchkreuzen sie New York von Coney Island zur 42nd Street, in die Hinterzimmer, in denen Andy Warhol Hof hielt, bis sie schließlich 1969 im Hotel Chelsea aufschlagen. Dort lernen sie eine Gruppe von berühmten und teilweise berüchtigten Künstlern kennen, sowohl die des Mainstreams als auch die, die eher an den Rändern des Erfolges entlang lebten.
“Where does it all lead? What will become of us? These were our young questions, and young answers were revealed. It leads to each other. We become ourselves.”
Es war eine Zeit angespannter Aufmerksamkeit, als die Welt der Poesie, des Rock’n’Rolls, Kunst und Sexualität förmlich in den Straßen explodierten. In diesem Milieu schlossen diese beiden jungen Leute den Pakt, ein Leben lang für einander da zu sein. Romantisch, stets abgebrannt und voller Tatendrang ihre jeweiligen Träume auszuleben und umzusetzen.
“Everything distracted me, but most of all myself.”
Just Kids beginnt als Liebesgeschichte und endet in einem Klagelied. Das Buch ist ein Liebesbrief an das New York der späten 1960er und 1970er Jahre, an seine Reichen und Armen, seine Stricher und Teufelsbraten. Eine wahre Geschichte, die meine Leseliste explodieren ließ und die man nicht lesen kann, ohne umgehend eine Playlist für das Buch zu erstellen.
“What will happen to us?“ I asked. „There will always be us,“ he answered.”
Patti Smith ist Autorin, Sängerin und bildende Künstlerin. Sie wurde in den 1970er Jahren berühmt für ihre revolutionäre Mischung aus Poesie und Rock. Ihr bahnbrechendes Album „Horses“ mit Robert Mapplethorpes berühmten Foto als Cover wurde als eines der TOP 100 Alben aller Zeiten gefeiert.
Mit dem TGV direkt von München nach Paris – bequemer und perfekter geht es gar nicht. Draußen zischt die Welt vorbei und drinnen bin ich in meiner Lese-Bubble und tauche ein in meinen Bücherkoffer. Ganz bin ich nicht durchgekommen, aber für einen Coup de Chapeau hat es immerhin gereicht.
Begonnen habe ich mit Roland Barthes „Der Eiffelturm“ – ein dünnes wunderschönes Bändchen, das einen perfekt einstimmt auf die Paris-Woche. In seinem Essay betrachtet Barthes liebevoll eines der beliebtesten Symbole der Welt. Er entdeckt den Eiffelturm für uns auf ganz neue Art, macht ihn sicht- und greifbar.
Es macht Spaß, mit Barthes gemeinsam die Welt zu entdecken, macht mir mit diesem Essay Lust, noch mehr von der Welt durch seine Augen zu entdecken. Er schreibt charmant, bleibt zugänglich bei gleichbleibend hohem Niveau und hat Humor . Ich liebe Barthes‘ Exaktheit in der Betrachtung und seine Ästhetik.
Der Eiffelturm ist so sehr Sinnbild für Paris geworden, dass man sich partout nicht vorstellen kann, wie groß die Ablehnung war, als der Turm anlässlich der Weltausstellung 1887 gebaut wurde. Es gab unzählige Proteste, eine Gruppe Künstler entwarf gar einen Protestbrief der in der Zeitschrift „Le Temps“ veröffentlicht wurde und der die Welt vor der unfranzösischen „tragischen Straßenlaterne“ bewahren sollte:
„Wir, Schriftsteller, Maler, Bildhauer, Architekten und leidenschaftliche Liebhaber der bis jetzt noch intakten Schönheit von Paris, protestieren hiermit mit all unserer Kraft und aus all unserer Empörung, im Namen des falsch verstandenen französischen Geschmacks, im Namen der Kunst und der bedrohten französischen Geschichte, gegen die Errichtung des nutzlosen und monströsen Eiffelturms im Herzen unserer Hauptstadt, den die Bösartigkeit der Öffentlichkeit – die oft über gesunden Menschenverstand und Gerechtigkeitssinn verfügt –, bereits den ‚Turm zu Babel‘ nennt.“
Das zeigt einem noch einmal deutlich, wie sehr Menschen dazu neigen, alles Neue erst einmal abzulehnen, um es ein paar Jahre später ganz selbstverständlich zu nutzen und noch ein paar Jahre später verzweifelt darum zu kämpfen, wenn sie es bedroht sehen. Daher versuche ich stärker ein UND zu propagieren statt einem ODER. Taxis UND Uber, Hotels UND AirBnB, Bücher UND Kindle, Treppen UND Rolltreppen etc 😉
Es hätte die perfekte Länge gehabt, das Büchlein in der Schlange zum Aufgang des Eiffelturms zu lesen, aber ich bin so gar kein Schlangesteher. Möche gar nicht wissen, was mir im Leben alles schon entgangen ist, weil ich mich einfach nicht anstellen mag. Entweder ich schlupfe irgendwo durch wie bei der Sagrada Familia in Barcelona oder ich bleibe draußen. Schön blöd vielleicht, aber mei nen kleinen Schaden hat jeder. Deswegen fahre ich auch lieber Zug als zu fliegen, wann immer möglich. Das ständige überall dumm rumstehen macht mich kirre.
Wer aber gelegentlich nicht abgeneigt ist, in einer Schlange zu stehen, dieses Büchlein hat die perfekte Anstehlänge und ist sicherlich das beste und anspruchsvollste, womit man sich die Zeit vertreiben kann.
Hat Barthes vielleicht auch einen Essay über das Warten geschrieben ? Falls ja, dann bräuchte ich den wohl.
Mit Djuna Barnes Biografie bin ich dann ins Paris der 20er Jahre durchgebrannt. Das ist die Zeit, die ich wohl wählen würde, sollte mich eine Zeitreisemaschine mal per Anhalter mitnehmen.
Djuna Barnes (1892 – 1992) war eine bekannte Persönlichkeit der Pariser Left Bank und in lesbischen Kreisen der Zwanziger und Dreißiger Jahre. Fields Autobiografie beschäftigt sich ausführlich mit Barnes Familienleben, ihrer Herkunft und es ist vielleicht auch notwendig, soviel über ihre Wurzeln zu erfahren, um die Schriftstellerin, Journalistin, Dichterin besser verstehen zu können.
Foto: Rhys Tranter
Heute ist sie hauptsächlich für ihren Roman „Nightwood“ bekannt, den ich ehrlich gesagt nie fertig gelesen habe, da ich damals zumindest partout keinen Zugang zu dem Werk gefunden habe. Bei einem der vielen Umzüge ist mir „Nightwood“ leider abhanden gekommen, es wäre die passende Begleitlektüre gewesen. Trotz meiner Schwierigkeiten mit ihrem Werk (bei ihren Gedichten tue ich mich sichtlich leichter) übt Barnes auch heute noch eine ziemliche Faszination auf mich aus.
Die Biografie ist die faszinierende Dokumentation einer inspirierenden Persönlichkeit, die eine Vorreiterin des modernen Feminismus war in vielerlei Hinsicht. Die Frauen der Left Bank, zu denen auch Djuna Barnes gehörte, glaubten an ihr Recht auf kreative Selbstbestimmung und auf ihr Recht so zu leben, wie sie es für richtig hielten.
Besonders überrascht hat mich, dass Djuna Barnes nie irgendeine Form von formaler Schulbildung genossen hat, sondern komplett autodidaktisch unterwegs war. Ich sags ja, lieber literarische und oder Science-Salons statt universitäre Massenabfertigung 😉
Wer speziell an Djuna Barnes interessiert ist, dem kann ich Andrew Fields‘ Biografie empfehlen, wobei ich ihn stellenweise dröge fand. Zugänglicher und spannender geschrieben fand ich Andrea Weiss‘ Buch „Paris was a Woman„, das ich vor einigen Jahren gelesen habe.
Meine dritte und letzte Paris Lektüre war „Never any End to Paris“ von Enrique Vila-Matas, das Buch mit einem der schönsten Cover überhaupt. Wer in Paris den Buchladen „Shakespeare & Co.“ besucht, kann innerhalb von Minuten sein erstes Kreuzchen auf seiner Bookshop-Bingo-Karte machen, denn länger als vielleicht 5-7 Minuten dauert es nicht, bis der erste nach einer Ausgabe von Hemingways „A moveable Feast“ fragt. Da ich mich nicht auf andere verlassen wollte und das Kärtchen ja unbedingt voll werden muss, habe ich das gleich selbst in die Hand genommen und mir ebenfalls Lemming-mässig mein Exemplar gekauft 😉
Der Protagonist das Alter Ego des Autors gibt sich mit solchen Devotionalien allerdings nicht zufrieden, er steigert sich ziemlich hinein in seinen Glauben, ein absoluter Doppelgänger Hemingways zu sein und reflektiert über die Parallelen seiner und Hemingsways Zeit in Paris als jeweils junger Schriftsteller.
Was für Hemingway Gertrud Stein war, war für Vila-Matas Margarete Dumas. „Never any End to Paris“ ist weniger durchgehender Roman, eher eine Aneinanderreihung von Erinnerungen auf verschiedenen Ebenen. Das Buch hat fast durchgehend gute Kritiken bekommen, mich hat es zwischendrin immer mal wieder verloren und ein Vila-Matas Fan bin ich nicht geworden. Ich bleibe beim Original und freue mich auf das Wiederlesen von „A moveable Feast“.
Ich könnte direkt schon wieder losfahren, gibt noch soviel zu entdecken in Paris und der Koffer war ja auch noch nicht fertiggelesen 😉
Roland Barthes „Der Eiffelturm“ erschienen im Suhrkamp Verlag
Andrew Field „Djuna Barnes“ erschienen in der Frankfurter Verlagsanstalt
Enrique Vila-Matas „Paris hat kein Ende“ erschienen im Nagel + Kimche Verlag