November Lektüre

Im November war mein Lesemonat besonders produktiv und abwechslungsreichAus irgendeinem Grund habe ich vergessen sowohl Sloan Wilsons „The Man in the Gray Flannel Suit“ als auch Jhumpa Lahiris „Roman Stories“ mit aufs Foto zu nehmen. Sowas.
Es war ein Monat mit zwei großen Highlights, ohne echte Enttäuschungen und vielen schönen Momenten, die ich hier mit euch teilen möchte.

Wie gewohnt in alphabetischer Reihenfolge:

Isabel Allende – Das Geisterhaus erschienen im Suhrkamp Verlag, übersetzt von Annelise Botond

Hierzu werde ich hier gar nicht viel schreiben, denn Chile war ja einer der Stops im November und ihr könnt hier alles über das Buch und über das Land nachlesen.

Diane Cook – The Wilderness auf deutsch unter dem Titel „Die neue Wildnis“ im Heyne Verlag erschienen, übersetzt von Astrid Finke

Diane Cook entführt uns in ihrem Roman der 2020 den Booker Prize gewonnen hat in eine erschreckende Dystopie. Die Welt, wie wir sie kennen, liegt in Trümmern, und der „Wilderness State“ ist die letzte Zuflucht für Mensch und Natur. Im Zentrum steht Bea, die sich dem Experiment anschließt, um ihrer Tochter Agnes ein Überleben fern der verpesteten Stadt zu ermöglichen.

Ich war fasziniert von der intensiven Darstellung dieser rauen Welt, die Cook mit präzisen, fast poetischen Beschreibungen zum Leben erweckt. Die Beziehung zwischen Bea und Agnes, geprägt von Konflikten und dem Versuch, Nähe in einer gnadenlosen Umgebung zu finden, bildet das emotionale Herz des Romans. Besonders beeindruckend fand ich, wie die unterschiedlichen Perspektiven der beiden Generationen herausgearbeitet werden – Bea, die noch Erinnerungen an die Stadt hat, und Agnes, die nur die Wildnis kennt.

She hated her mother’s fierce love. Because fierce love never lasted. Fierce love now meant that later, there would be no love, or at least that’s what it would feel like. Agnes wanted a mild mother, one who seemed to love her exactly the same every day. She thought, Mild mothers don’t run away.

Doch obwohl mich die Geschichte in vielerlei Hinsicht gefesselt hat, hätte ich mir an einigen Stellen mehr Hoffnung gewünscht. Die düstere Konsequenz, mit der die Figuren oft in ihrer Isolation verharren und die Menschheit insgesamt mit einem schonungslosen Blick betrachtet wird, verdüsterte mir ganz schön das Gemüt. Hoffnungsschimmer, die zeigen, wie Kooperation und Mitgefühl in einer so feindlichen Welt gedeihen könnten, hätten das Bild abgerundet.

Trotzdem ist The New Wilderness ein starker, nachdenklich stimmender Roman, der mich noch immer beschäftig. Cook stellt unbequeme Fragen: Was bleibt von unserer Menschlichkeit, wenn die Welt um uns herum zerbricht? Und wie können wir uns – oder überhaupt eine Zukunft – neu erfinden? Dieses Buch ist keine leichte Kost, aber eine Reise, die sich lohnt.
Traut ihr euch?

Louise Glück – Wilde Iris erschienen im Luchterhand Verlag, übersetzt von Ulrike Draesner

Momentan brauchen wir glaube ich unbedingt zwei Dinge: Glück und Poetry. Daher habe ich heute eine Portion von beidem für euch – verbunden mit einer großen Empfehlung für Louise Glücks zweisprachigen Gedichtband „Die Wilde Iris“, großartig übersetzt von Ulrike Draesner. In dieser einzigartigen Sammlung lässt Glück die Natur selbst sprechen: Pflanzen und Blumen werden zu Stimmen, die von Vergänglichkeit, Trauer und Hoffnung erzählen. Ihre Sprache ist klar und meditativ, voller leiser Kraft und Nachdenklichkeit, die tief in das Wesen der Existenz blicken lässt. Die Wilde Iris ist nicht nur ein poetisches Werk, es ist fast schon ein Gespräch mit der Natur, das uns die oft übersehene Weisheit des Einfachen und die Schönheit des Neuanfangs zeigt. Hier findet man Momente der Stille, der Reflexion und garantiert ein kleines Glück.

I don’t need your praise
to survive. I was here first,
before you were here, before
you ever planted a garden.
And I’ll be here when only the sun and moon
are left, and the sea, and the wide field.

I will constitute the field.

Mairi Hedderwick – An Eye on the Hebrides: An Illustrated Journey erschienen im Birlinn Verlag, bislang nicht auf deutsch erschienen

Ich habe diesen bezaubernden Bildband regelrecht verschlungen. Mairi Hedderwick nimmt uns mit auf eine Reise durch die Hebriden, die gleichzeitig eine Hommage an diese rauen, atemberaubenden Inseln ist. Besonders berührt haben mich ihre lebendigen Aquarelle und die witzigen Beobachtungen des Alltags – ein ästhetisches und literarisches Erlebnis gleichermaßen.

Da ich selbst einige der beschriebenen Inseln besucht habe, fühlte ich mich sofort zurückversetzt: Der salzige Wind, die Farben der Landschaft, die Einsamkeit der Strände – alles wurde durch Hedderwicks Skizzen und Beschreibungen lebendig. Ihr Buch macht Lust, die Taschen zu packen und direkt aufzubrechen. Vielleicht sogar auszuwandern? Wäre da nicht die allgegenwärtige Plage der Midges – könnten wir die nicht nach Texas exportieren?

„An Eye on the Hebrides“ ist mehr als ein Reisetagebuch; es ist ein Liebesbrief an die Hebriden und ein Weckruf, den Zauber des Einfachen zu entdecken.

Jhumpa Lahiri – Roman Stories auf deutsch unter dem Titel „Das Wiedersehen: Römische Geschichten“ im Rowohlt Verlag erschienen, übersetzt von Julika Brandestini

Diese Kurgeschichtensammlung haben wir bereits im Oktober im Bookclub gelesen, aber ich hatte sie tatsächlich bislang vergessen zu besprechen, hol ich also einfach im November nach.

Jhumpa Lahiris Kurzgeschichtensammlung Roman Stories hat mich mit ihrer atmosphärischen Dichte und sprachlichen Eleganz durchaus beeindruckt. Die neun Geschichten sind ein kaleidoskopischer Blick auf Rom und seine Bewohner – Einheimische wie Zugezogene –, die alle auf die eine oder andere Weise mit Entfremdung kämpfen. Lahiri fängt die Spannung zwischen Schönheit und Zerfall der Stadt mit meisterhaften Details ein, und ihre Figuren bleiben lange im Gedächtnis.

Einige Geschichtenhaben mich besonders berührt. Sie erforschen Themen wie Verlust, Schuld und die Suche nach einem Ort, den man Heimat nennen kann. Lahiris Fähigkeit, das Unsagbare in präzise und bewegende Worte zu fassen, ist hier klar zu spüren. Die Übersetzung aus dem Italienischen, teils von Lahiri selbst, ist dabei durchweg geschmeidig und elegant.

Certain stories are hard to bear, as are certain things we’ve lived or observed or fumbled or explored with great care. They transmit an energy that extends beyond the disposable day-to-day. Our deepest memories are like infinite roots reflected in the brook, a simulacrum without end. And yet every story, like every life, lasts only so long.

Trotzdem konnte die Sammlung für mich nicht an die emotionale Wucht von Lahiris Roman „The Lowlands“ heranreichen, den wir im Sommer im Bookclub gelesen haben. Roman Stories ist zurückhaltender, fragmentierter – mehr Skizze als Gemälde. Die Geschichten sind oft so knapp, dass ich mich nach mehr Tiefe und Kontext sehnte. Auch die durchgehende Melancholie, obwohl eindringlich, wirkte mitunter etwas überwältigend.

John Steinbeck – Von Mäusen und Menschen im dtv Verlag erschienen, übersetzt von Elisabeth Rotten

Ich war von John Steinbecks „Von Mäusen und Menschen“ sehr beeindruckt. In nur wenigen Seiten entfaltet sich eine intensive, oft schmerzvolle Geschichte über Freundschaft, Träume und die Härten des Lebens. Die Novelle spielt zur Zeit der Great Depression in Kalifornien und folgt den beiden Wanderarbeitern George und Lennie, die sich – trotz aller Widrigkeiten – gegenseitig unterstützen. George, der clevere und umsorgende Beschützer, und Lennie, dessen kindliche Naivität und enorme Kraft ihn in Schwierigkeiten bringt, träumen gemeinsam von einem kleinen Stück Land, das ihnen Sicherheit und Freiheit bieten soll. Doch die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedingungen, gepaart mit Lennies impulsivem Verhalten, führen unaufhaltsam zu einem tragischen Ende.

Steinbeck, selbst in Kalifornien geboren, erlebte die sozialen und wirtschaftlichen Kämpfe der einfachen Arbeiter hautnah, was seine Werke, wie auch „Of Mice and Men“, so glaubwürdig und mitfühlend macht. Er gehört zu den großen amerikanischen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts und widmete sich immer wieder dem Schicksal der Arbeiterklasse.

Maybe ever’body in the whole damn world is scared of each other.

Obwohl ich die Geschichte mochte und sie mich emotional tief berührt hat, ist mir Steinbecks „Cannery Row“ dennoch etwas lieber. „Von Mäusen und Menschen“ endet mit einer solchen Tragik, die mich noch lange beschäftigte. „Cannery Row“ dagegen, ebenfalls tiefgründig, bietet doch einen wärmeren, versöhnlicheren Ausklang. Für mich zeigt Steinbeck hier nicht nur sein Talent, das harte Leben zu schildern, sondern auch, wie er Momente von Menschlichkeit und Gemeinschaft aufleben lassen kann.

Dennoch: Es ist ein Meisterwerk der amerikanischen Literatur, das ich unbedingt empfehlen würde. Steinbeck schafft es, in kurzer Form eine bleibende, intensive Geschichte zu erzählen, die definitiv lange nachwirkt.

Olga Tokarczuk – Empusion erschienen im Kampa Verlag, übersetzt von Lisa Palmes und Lothar Quinkenstein

Das war der zweite Stopp diesen Monat bei der literarischen Weltreise und ich verweise für die Besprechung auf den Beitrag hier.

Sloan Wilson – The Man in the Gray Flannel Suit auf deutsch unter dem Titel „Der Mann im Grauen Flanell“ im Dumont Verlag erschienen, übersetzt von Eike Schönfeld

Sloan Wilsons „The Man in the Gray Flannel Suit“ (1955) ist ein zeitloses Porträt der amerikanischen Nachkriegs-gesellschaft und ein Klassiker, der heute genauso relevant ist wie vor fast 70 Jahren. Mit scharfsinniger Beobachtung und tiefem Mitgefühl schildert Wilson das Leben von Tom Rath, einem Kriegsveteranen und Familienvater, der sich in den Untiefen des amerikanischen Vorstadtlebens und der Businesswelt der 1950er Jahre zurechtfinden muss.

Tom Rath steht für eine Generation, die nach dem Zweiten Weltkrieg zwischen ihren Idealen und den Zwängen des modernen Lebens zerrieben wurde. Gefangen in einer Welt, die auf Erfolg, Status und Materialismus ausgerichtet ist, ringt er mit den großen Fragen: Was bedeutet es, ein gutes Leben zu führen? Wie kann man Integrität und Authentizität bewahren? Tom und seine Frau Betsy versuchen, ihre Ehe und ihre Werte zu wahren, während sie sich den Herausforderungen stellen, die der Aufstieg in der gesellschaftlichen Hierarchie mit sich bringt.

Eine der stärksten Nebenfiguren ist der Judge Bernstein. Er verkörpert eine Tugendhaftigkeit und moralische Klarheit, die in scharfem Kontrast zu der zynischen Geschäftswelt steht, in der sich Tom bewegt. Seine Weisheit machen ihn zu einer Art moralischem Kompass des Romans und ist damit ähnlich wie Betsy oder Tom sind Menschen voller Aufrichtigkeit und Mitgefühl, die sich die „MAGA“-Idioten zum Vorbild nehmen sollten, wenn sie davon quaken Amerika wieder great machen zu wollen. Dann verhaltet euch halt so. Das sind die Qualitäten, die heute überall dringend gebraucht werden.

Wilson zeigt, dass wahre Größe nicht im Streben nach Reichtum oder Status liegt, sondern im Streben nach einem Leben, das von Liebe, Pflichtbewusstsein und persönlichen Prinzipien geprägt ist. Es ist ein Plädoyer für die Rückbesinnung auf Werte, die jenseits von Egoismus und Gier liegen – eine Botschaft, die sich wunderbar als Antwort auf die Oberflächlichkeit und den Zynismus unserer Zeit eignet.

1956 wurde das Buch mit Gregory Peck und Jennifer Jones in den Hauptrollen verfilmt. Der Film fängt die Essenz des Romans gut ein. Das Buch erinnert stark an Mad Men und ich frage mich, ob die Serie sich an den Roman angelehnt hat. Auf jeden Fall wird ständig und dauernd getrunken. Martinis werden geshaked, Cocktails zu allen Tages- und Nachtzeiten getrunken. Das waren echt andere Zeiten.

How smoothly one becomes, not a cheat, exactly, not really a liar, just a man who’ll say anything for pay.

Sloan Wilson (1920–2003) war ein amerikanischer Schriftsteller, dessen Werke oft den Konflikt zwischen persönlicher Integrität und gesellschaftlichen Erwartungen thematisierten. Neben „The Man in the Gray Flannel Suit“ schrieb er zahlreiche weitere Bücher, darunter A Summer Place, ein ebenfalls berühmter Roman über gesellschaftlichen Wandel.

Ich würde mich sehr freuen, wenn der Roman wieder entdeckt würde. Seine große Positivität – geprägt von Hoffnung, Verantwortung und wichtigen Werten – macht ihn zu einer inspirierenden und zeitlosen Lektüre. Im Bookclub waren wir durch die Bank begeistert. Große Empfehlung!

Geschafft – bin ganz schön rumgekommen im November. Ich war in Chile, den USA, auf den Hebriden-Inseln, in Rom und in Polen. Nicht schlecht, oder?
Welche der vorgestellten Bücher kennt ihr und wie fandet ihr sie und was waren eure Highlights im November? Freue mich über eure Kommentare.

Read around the world: Polen

Unser erster Stopp in Europa und wir besuchen heute das schöne Polen – kann gar nicht glauben, dass ich unser Nachbarland noch nie besucht habe, das sollten wir schleunigst mal ändern.

Polen, im Herzen Europas gelegen, ist ein Land mit einer bewegten Geschichte, einer reichen Kultur und einer starken literarischen Tradition. Seine Anfänge als politisches Gebilde lassen sich bis ins Jahr 966 zurückverfolgen, als Mieszko I., der erste historische Herrscher, das Christentum annahm. Damit wurde Polen Teil der westlichen christlichen Welt und etablierte sich in den folgenden Jahrhunderten als bedeutende Macht in Mitteleuropa. Unter der Jagiellonen-Dynastie, die vom 14. bis zum 16. Jahrhundert herrschte, erlebte das Land eine Blütezeit. In dieser Zeit formte die enge Verbindung mit Litauen die Polnisch-Litauische Union, die zeitweise das größte Staatsgebilde Europas war und kulturell wie wirtschaftlich aufblühte.

Fotos: Pixabay

Doch das 18. Jahrhundert brachte mit den drei Teilungen Polens durch die Nachbarmächte Russland, Preußen und Österreich das Ende der staatlichen Unabhängigkeit. Über 123 Jahre war Polen von der Landkarte verschwunden, doch der Widerstand der polnischen Bevölkerung blieb lebendig, insbesondere in der Kultur und Literatur, die zur Bewahrung der nationalen Identität beitrugen. Nach dem Ersten Weltkrieg gelang Polen 1918 die Wiedererlangung der Souveränität, nur um diese wenige Jahrzehnte später im Zweiten Weltkrieg erneut zu verlieren. Das Land wurde von Deutschland und der Sowjetunion besetzt und erlebte während des Krieges unvorstellbares Leid, darunter den Holocaust, der Millionen jüdischer Polen das Leben kostete. Nach 1945 wurde Polen Teil des sowjetisch geprägten Ostblocks, bevor es 1989 durch die friedlichen Reformen der Solidarność-Bewegung zur Demokratie zurückfand und 2004 Mitglied der Europäischen Union wurde.

Die polnische Kultur ist tief verwurzelt in Traditionen, Religion und einer facettenreichen Literatur. Zu den bedeutendsten Schriftstellern des Landes zählen Adam Mickiewicz, der mit seinem Werk „Pan Tadeusz“ den Freiheitskampf der Polen romantisch verklärt darstellte, auch beim Literaturnobelpreis war Polen beachtlich oft erfolgreich. Neben Olga Tokarczuk (2018) und Wisława Szymborska (1996) haben auch Czesław Miłosz (1980), Władysław Reymont (1924) und Henryk Sienkiewicz (1905) einen bekommen.

Geografisch erstreckt sich Polen über die Norddeutsche Tiefebene bis hin zu den Karpaten im Süden und ist geprägt von Flüssen wie der Weichsel, die das Land durchzieht. Die kulturelle Vielfalt zeigt sich in der Architektur von Städten wie Krakau, deren Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, und in den landschaftlichen Highlights wie der masurischen Seenplatte. Polen ist ein Land, das trotz seiner oft tragischen Geschichte stets ein starkes kulturelles Erbe bewahrt und gleichzeitig den Blick nach vorn richtet.

Hier noch ein paar Fakten zu Polen:

  • Fläche: 312.696 km², damit etwas kleiner als Deutschland
  • Bevölkerung ca. 38 Millionen, also deutlich weniger als hier und mit deutlich mehr Platz für den Einzelnen wie man im nächsten Punkt klar erkennen kann
  • Bevölkerungsdichte Polen: 121 Einwohner/km², Deutschland: 235 Einwohner/km²

Für unsere Weltreise habe ich das neueste Werk Olga Tokarzuks „Empusion“ ausgewählt. Der Roman ist 2022 im Kampa Verlag erschienen und wurde von Lisa Palmes und Lothar Quinkenstein übersetzt.


Olga Tokarczuks Empusion ist nicht nur ein wirklich meisterhaft erzähltes Werk, sondern auch ein subtil subversiver feministischer Roman. Tokarczuk legt die tief verwurzelte Frauenverachtung offen, die die patriarchalischen Strukturen der damaligen Zeit durchzieht, und sie tut dies mit einer Mischung aus bitterem Ernst und ironischem Unterton. Das Sanatorium, in dem sich Mieczysław Wojnicz aufhält, wird zu einer Bühne, auf der die männlichen Protagonisten ihre Ansichten über die Welt – und insbesondere über Frauen – zum Besten geben. Tokarczuk entlarvt diese Perspektiven, indem sie den Figuren reale frauenfeindliche Zitate in den Mund legt und damit die grotesken Abgründe dieser Denkweisen sichtbar macht.

Ein besonders einprägsames Beispiel ist das berühmte Zitat von Platon: „Das Weib ist nichts anderes als ein missglückter Mann.“ Dieses philosophische Fundament der Misogynie wird im Roman nicht nur unkritisch von den männlichen Patienten zitiert, sondern auch in ihren Gesprächen auf erschreckend beiläufige Weise weitergesponnen. Die Männer betrachten Frauen oft als irrational, schwach oder gar als Bedrohung – eine Haltung, die von Tokarczuk scharf beobachtet und satirisch zugespitzt wird. Jean-Paul Sartres Satz „Die Hölle, das sind die anderen“ wird in diesem Kontext zu einem Ausdruck männlicher Angst vor der weiblichen Andersartigkeit, die die Protagonisten nicht verstehen und daher abwerten.

Tokarczuk gibt den Frauen jedoch eine leise, aber kraftvolle Gegenstimme. Die wenigen weiblichen Figuren, die im Sanatorium auftauchen – oft nur als Schatten oder mal als Krankenschwestern oder Patientinnen –, wirken zunächst marginalisiert, doch in ihren Handlungen und Reaktionen spiegeln sich Stärke und Widerstandskraft. Tokarczuk zeigt, wie Frauen trotz der sie umgebenden feindlichen Kultur ihren Platz behaupten und mit subtiler Macht agieren.

Die Art und Weise, wie Tokarczuk diese Frauenfeindlichkeit einbettet, ist meisterhaft: Sie karikiert die Männer in ihrer Selbstgewissheit und lässt ihre vermeintlich „hohen“ Gespräche immer wieder ins Lächerliche abgleiten. Dabei macht sie klar, dass die frauenfeindlichen Ideen nicht nur historische Relikte sind, sondern auch heute noch in subtilen Formen existieren. Der Roman wird so zu einem feministischen Kommentar, der die Leser*innen dazu bringt, sich mit den mysogynen Überzeugungen auseinanderzusetzen, die über Jahrhunderte hinweg fortgeschrieben wurden.

Empusion ist damit nicht nur ein Roman über Krankheit, Heilung und Risse in der Realität, sondern auch ein Werk, das die Machtstrukturen zwischen den Geschlechtern aufdeckt und dekonstruiert. Es fordert den Leser heraus, die patriarchalen Narrative zu hinterfragen, die nicht nur die Figuren im Sanatorium, sondern auch unsere eigene Gesellschaft prägen.

Ganz große Leseempfehlung. Der Roman regt nicht nur zum Denken an, er ist auch wahnsinnig atmosphärisch und Mieczysław Wojnicz ist ein Protagonist, den man nicht so schnell vergisst und den man unbedingt beschützen möchte.

Wer noch mehr Lust auf polnische Literatur hat, hier meine Empfehlungsliste:

Filmtipps habe ich dieses Mal zwei. Zum einen die Verfilmung von Olga Tokarzuks Buch „Gesang der Fledermäuse“ der unter dem Titel „Spoor / Pokot“ im Jahr 2017 von Agnieszka Holland und Kasia Adamik verfilmt wurde:

sowie das ziemlich abgefahrene Horror-Musical-MashUp „The Lure“ von Agnieszka Smoczyńska aus dem Jahr 2015:

Musikalisch bin ich ein großer Fan der polnischen Post Rock Band Spoiwo:

Das Kochen haben wir dieses Mal vergessen, aber nächstes Mal gibt es garantiert auch wieder kulinarische Tipps für unseren Stopp.

So jetzt ihr: Wart ihr schon mal in Polen und wenn ja, könnt ihr Empfehlungen für meinen ersten Trip dorthin machen. Welche Romane, Filme, Bands mögt ihr? Habt ihr Empusion schon gelesen oder etwas anderes von Olga Tokarzuk? Freue mich sehr von euch zu hören und ich hoffe ihr seid auch beim nächsten Stopp wieder dabei.

Falls ihr Lust auf die anderen Etappen habt, hier die Links zu den bisherigen Stationen:

Happy Halloween

Für mich könnte Halloween wie die Adventszeit ja gerne fast den ganzen Monat stattfinden und ich lebe den Oktober auch sehr gerne im Horroctober und decke mich mit wohlig-gruseliger Lektüre ein und schaue natürlich auch den einen oder anderen thematisch passenden Film oder auch eine Serie. Netflix hat mit Mike Flannagan ja seit einiger Zeit einen Garanten für atmosphärischen Horror per Serie im Programm.

Heute möchte ich euch aber meine dunkel-düstere Lektüre aus dem Oktober vorstellen und hoffe, ich kann euch Lust auf das eine oder andere Buch machen.

Dieses Buch ist meine absolut wunderbare Wiederentdeckung, die ich Nadine und Alex vom Blog letusreadsomebooks verdanke, die das Buch auf Instagram posteten und ich war Feuer und Flamme. Das musste wieder ins Haus. Das Buch hatte ich irgendwann in den 90ern mal in einer Nacht durchgelesen, es heiß und innig geliebt und dann ist es irgendwo zwischen Schottland / London / Hamburg oder der WG in München verloren gegangen. Ich war schon auch etwas nervös, ob es nach so vielen Jahren meinen Erinnerungen und Erwartungen entsprechen würde – um es kurz zu machen: ja und ja und ja. Liebe es genauso wie damals und habe – Instagram sei Dank – auch rausgefunden, dass ich immer schon ein Dark Academia Girl bin, hatte nur nie eine Bezeichnung dafür. Man gebe mir Filme wie „Der Club der toten Dichter“, Bücher wie „The Secret History“, „Posession“ von A. S. Byatt, „Carmilla“ von Le Fanu (eignentlich fast alles wo Vampire drin sind), Harry Potter oder auch „Wuthering Heights“ von Emily Bronte etc etc und ich bin im 7. Bücherhimmel.

Aber jetzt kurz zu Donna Tartts Meisterwerk „The Secret History“. Ms Tartt schreibt ja immer gerne etwa 10 Jahre an einem Buch, ihr Gesamtwerk wird also voraussichtlich übersichtlich bleiben.

Die geheime Geschichte ist einer der besten Krimis, die ich je gelesen habe. Und das liegt vielleicht daran, dass es sich nicht um einen Krimi im herkömmlichen Sinne handelt, sondern um literarische Fiktion mit jeder Menge moralischer Ambiguität und dem Verlust der Unschuld als zentralen Themen. Die eigentlichen Straftaten spielen eine untergeordnete Rolle es geht auf subtile Weise um eine verheerende Kettenreaktion, die zum kollektiven Zerfall des Gefüges von fünf jungen Leben führt.

“Does such a thing as ‚the fatal flaw,‘ that showy dark crack running down the middle of a life, exist outside literature? I used to think it didn’t. Now I think it does. And I think that mine is this: a morbid longing for the picturesque at all costs.”

Und es ist der Schatten dieses Verbrechens, die Vorwegnahme seines Eintretens und die niederschmetternden psychologischen Nachwirkungen, die der Erzählung ihre wahre Substanz verleihen. Die Diskrepanz zwischen den gelegentlichen Gewissensbissen der Täter und ihrer egoistischen Rechtfertigung des Mordes macht dieses Buch so fesselnd und eindringlich. Hier geht es nicht primär um die Lösung eines komplizierten Kriminalfalls, sondern wir erleben das Ganze aus der Sicht des Erzählers, der ein widerwilliger Komplize des Verbrechens ist.

Dieses Buch ist voll von schrecklichen Menschen. So ziemlich alle Menschen, die unser Erzähler Richard trifft, sind auf irgendeine Weise furchtbar. Sie sind egozentrisch, elitär, soziopathisch und krasse Snobs. Auch Richard ist nicht gerade ein toller Typ. Aber das Faszinierende an diesem Romans besteht darin, dass man diese schrecklichen Menschen irgendwie zutiefst sympathisch findet.

Ich liebe die sich langsam aufbauende Spannung und das Gefühl, dass ich als Leser gekonnt manipuliert wurde. Ja, das. Das letzte. Ich glaube, das ist es, was ich an diesem Roman am meisten liebe. Ich habe das Gefühl, dass Donna Tartt diesen Roman vollkommen unter Kontrolle hatte. Alles ist wohldurchdacht und einfach perfekt inszeniert

Große Empfehlung – unbedingt lesen 🙂

Der erste Roman von Mathias Menegoz ist ein ehrgeziges Unterfangen und überrascht auf mehren Ebenen: Er fühlt sich ganz und gar an wie die großen historischen Romane des 19. Jahrhunderts, nicht nur durch die Art der Geschichte, die er erzählt, und die Figuren, die er beschreibt, sondern auch durch seine Sprache, seinen Ton und seine Atmosphäre. Das Ergebnis ist ziemlich fesselnd. Es nimmt den Leser mit auf eine faszinierende Reise durch das österreichische Kaiserreich und insbesondere durch die geheimnisvollen Karpaten. Von Wien bis zu einem abgelegenen Schloss in der Wildnis, wo die Legende von Dracula entstand, erweckt Karpathia eine Welt wieder zum Leben, mit der sich Romanautoren nur selten ernsthaft auseinandergesetzt haben – oft ziehen sie es vor, sie als fast phantasievollen Hintergrund zu verwenden.

„Der Besitz, den die letzten Korvanyis bald erreichen würden, entsprach nur noch einem Teil der historischen Korvanya. Aus der Blütezeit blieben trotzdem ein paar Täler, die sich zwischen zahlreichen Hügeln an den Südhängen des Calimani-Gebirges um zwei kleine Nebenflüsse des Mieresch gruppierten. Stunde um Stunde ließen sich die Korvayis auf der Straße durchrütteln, die am Nordufer des Mieresch englangführte. Sie durchfuhren nur wenige, weit auseinanderliegende Dörfer. Schließlich bog die Kutsche in einen Seitenweg ein, der noch schlimmer war als der vorherige. Als handele es sich um eine übliche Formel, verkündete der Kutscher laut von seinem Sitz herunter „Mein Herr, Sie sind zu Hause“

Menegoz hat glaube ich unglaublich viel recherchiert und jede Menge Details über das Lebens in diesem abgelegenen Teil Österreich-Ungarns ausgegraben: Man lernt viel ohne das man das Menegoz jemals pedantisch rüberkommt, und es gelingt ihm, eine lebendige, glaubwürdige Welt zu zeichnen, weit entfernt von allen Klischees. Der Roman beginnt mit einer Nahaufnahme der Hauptfigur (Alexander, ein steifer Aristokrat, der nicht wirklich sympathisch ist), und läßt dann, Kapitel für Kapitel, neue Figuren eintreten, bis der Roman zu einem facettenreichen Epos wird, dessen Höhepunkt, eine kolossale Jagd, ein fast apokalyptischer Kampf der Kulturen zwischen der Welt der Leibeigenen, die seit Jahrhunderten in Knechtschaft leben, und einer sterbenden Aristokratie ist, die verzweifelt an ihren Privilegien festhält.

Das Buch mag an manchen Stellen etwas zu lang sein, vor allem gegen Ende, aber ich fand es nie langweilig. Ich fand es gleichzeitig spannend aber ganz gelegentlich auch ein bißchen schade ein so derart nüchternes vollkommen realistisches Buch zu lesen, dass dem Vampir-Mythos jeglichen Zauber nimmt. Dennoch eine wunderbare Herbstlektüre die ich auch vollumfänglich empfehle.

Der Aufbau der Handlung ist geradlinig und schnörkellos. Adam Snow biegt falsch in einen überwucherten Feldweg ein und entdeckt ein verfallenes edwardianisches Landhaus, das ihn in den verlassenen Garten zu ziehen scheint. Bei seinen Erkundungen hat er das seltsame Gefühl, dass sich die Hand eines kleinen Kindes in seine eigene schleicht. Dies setzt eine Reihe von Ereignissen in Gang, die immer unheimlicher und bösartiger werden und Adam zu lähmenden Panikattacken und Albträumen veranlassen, während er versucht, das Geheimnis dieser kleinen Hand zu lüften.

„It was as I drew close to it and looked down that I felt the small hand holding mine. I thought my heart would stop. But this time the hand did not clutch mine and there was no sense that I was being pulled forward. It was, as on that first evening, merely a child’s hand in mine“

Hills schriftstellerisches Geschick besteht darin, zwischen ihren spärlichen Zeilen einen mehrdeutigen Raum zu schaffen, fast so, als würde sie ein Gedicht konstruieren. Mit ihrer präzisen und sorgfältig strukturierten Prosa schafft sie es immer wieder wohligen Nervenkitzel zu erzeugen. Bei Susan Hill liegt man sicherlich nicht atemlos vor Angst im Bett, aber perfekt für ein stürmisch-verregnetes cozy Wochenende bei denen man sich ein klein wenig gruseln mag.

Eulen haben irgendetwas an sich. Sie tauchen in allen großen Kulturen seit der Steinzeit auf. Sie sind Geschöpfe der Nacht und damit der Magie. Sie sind die Vögel der Unheilverkündigung, die vogelkundlichen Boten der anderen Seite. Aber Eulen – mit ihren flachen, intelligenten Gesichtern, ihren großen, runden Augen, ihrem väterlichen Blick – sind auch beruhigend vertraut. Wir sehen sie als weise, wie die Eule der Athene, und treu, wie Hedwig aus Harry Potter. Mit anderen Worten: menschenähnlich.

Keine andere Tierart hat uns so in ihren Bann gezogen.

„There is something about owls. More than any other family of birds they produce a reaction in us, and have done so across time and continents. It is atavistic; we are generelly programmed to care for lookalikes. In ancient times the owl was known as the „human-headed bird“. We for for that manlike face.

In „Das geheime Leben der Eule“ erforscht John Lewis-Stempel die Legenden und die Geschichte der Eule.

Ein sehr schönes Buch bei dem ich immens viel über Eulen gelernt habe und jetzt möchte ich wirklich auch eine Hedwig haben!

Laura Carlin nimmt uns mit in die atmosphärische, überbordende Armut und die schmutzigen, von Krankheiten befallenen Gassen und Hinterhöfe des London der 1830er Jahre. In dieser eindeutig Dickens’schen Welt lebt die junge Hester White in den Slums, sie hat ihre Eltern verloren und ist auf der Suche nach einem Weg, der sie aus ihrer misslichen Lage herausführen kann. Dunkle, alptraumhafte Taten geschehen, während arme Leute in der Stadt verschwinden, aber es kümmert niemanden so richtig, denn schließlich betrifft es nur ein paar arme Menschen die wenig Bedeutung finden in dieser Zeit. Nachdem sie bei einem Unfall mit einer Pferdekutsche verletzt wird, findet sich Hester in einer glücklichen Lage wieder. Der Besitzer der Kutsche, Calder Brock, bietet ihr medizinische Hilfe an und nimmt sie mit auf sein Landhaus. Hester erhält die Stelle als Gesellschafterin von Calders Schwester Rebekah.

“Instead of the majesty of Westminster Abbey and the grandeur of the Banqueting House, here the houses spill over each other; dishevelled and ugly. A sickly, rotten stench rises from the streets and the rain-bloated gutters. Some thoroughfares bulge with black mud where pools of fetid water have collected, while others are narrow and meandering. All are swart with the lack of daylight and connected by alleyways and byways that seep over the scabbed ground.”

Rebekah ist eine intelligente, starke und unabhängige Frau, die Hester unter ihre Fittiche nimmt und der dankbaren Hester Nachhilfeunterricht gibt. Die beiden Frauen entwickeln eine romantische Beziehung, die die Normen und Konventionen der Gesellschaft in Frage stellen. Doch es gibt Geheimnisse, und es dauert nicht lange, bis Hester und Rebecca in ein Netz aus Intrigen und Gefahren verstrickt sind.

Ein Roman der an Sarah Waters „Fingersmith“ erinnert und mich definitiv gut unterhalten hat.

Hier noch mal die Roman im Überblick:

  • The secret history von Donna Tartt auf deutsch erschienen unter dem Titel „Die geheime Geschichte“ im Goldmann Verlag
  • Karpathia von Mathias Menegoz erschienen in der Frankfurter Verlagsanstalt
  • The Small Hand von Susan Hill auf deutsch erschienen unter dem Titel „Die kleine Hand“ im Kampa Verlag
  • The secret life of the owl von John Lewis-Stempel
  • The wicked cometh von Laura Carlin

Gemischte Tüte

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Der ambitionierte Schönling Julien Sorel ist fest entschlossen, seine einfache Provinz-Herkunft hinter sich zu lassen. Er merkt bald, dass man nur dann Erfolg hat, wenn man die subtile Heuchelei beherrscht, mit der die Gesellschaft operiert und er erlangt durch Betrug und viel Egoismus erste Erfolge.

Seine erfolgreiche Karriere bringt ihn ins Herz der glamourösen Pariser Gesellschaft und auf dem Weg dorthin erobert er die sanfte, verheiratete Madame de Rênal und die arrogante, schwierige Mathilde. Als Julien ein unerwartetes, verheerendes Verbrechen begeht, bringt er seine Karriereleiter ins Wanken.

Rot und Schwarz ist ein großartiges satirisches Portät der französischen Gesellschaft nach Waterloo, voller Korruption, Gier, Ennui und einem überaus machiavellisch agierenden Julien, dem irgendwann die eigenen Gefühle in die Quere zu kommen scheinen.

Ich habe sehr viel über Frankreich, Napoleon und die diffizilen gesellschaftlichen Bewegungen gelernt. Ich habe etwas gebraucht, bis ich in der Geschichte drin war, aber dann konnte ich es fast nicht weglegen. Stendhal hat mit Rot und Schwarz einen der ersten psychologischen Romane überhaupt geschrieben und auch wenn wir im Bookclub bei der Diskussion nur zu viert waren (der dicke Schmöker hat doch einige abgeschreckt) hatten wir eine überaus lebendige Diskussion.

Kann den Roman definitiv empfehlen.

Auf Deutsch erschien der Roman unter dem Titel Rot und Schwarz zuletzt im Hanser Verlag.

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Dieser Band versammelt die besten Interviews aus vier Jahrzehnten mit der großartigen Joan Didion. Sie erzählt von ihrer Kindheit in Sacramento, ihrer Studienzeit in Berkeley, den Jahren in New York und Los Angeles. Sie spricht über ihre Ehe mit dem Schriftsteller John Gregory Dunne, seinen unerwarteten Tod und den ihrer Tochter Quintana, nur zwei Jahre später – Schicksalsschläge, die sie in ihren Erinnerungsbüchern „Das Jahr magischen Denkens“ und „Blaue Stunden“ verarbeitete.

Natürlich spricht sie auch über das Schreiben, die Literatur und den Unterschied im Schreiben von Romanen und nicht-fiktionalen Texten. Ein spannendes Leben einer wegweisenden Frau, die auch mit über 80 Jahren noch immer eine Stilikone ist und für das Modelabel Céline das Postergirl gibt.

Lifegoals: Mit über 80 nur ansatzweise so cool sein wie Joan Didion. Was für eine Frau.

 Dinge zurechtrücken – Gespräche mit Joan Didion aus 40 Jahren erschien im Kampa Verlag.

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Vor etwa zwei Jahren hatte ich mit den Freunden des Literaturhauses in München die Gelegenheit, einer privaten Führung durch die Musikhochschule München beizuwohnen, dem früheren „Führerbau“. Der Dekan der Hochschule hatte ein paar Tage vorher Robert Harris durchs Haus geführt, der Recherchen zu seinem Roman „Munich“ durchführte.

Während wir anfangs eine Powerpoint Präsentation mit Informationen zum Haus anschauten, blieb mir plötzlich im wahrsten Sinne des Wortes die Spucke weg. Das Bild auf der Leinwand zeigte Hitler mit Mussolini, Chamberlain und Daladier in Hitlers Arbeitszimmer und dieses Zimmer war zweifelsohne das, in dem wir gerade saßen. Das war ein zutiefst unangenehmes, gruseliges Gefühl.

Aber nun zum Roman, den ich natürlich dann doch irgendwann einmal lesen wollte, auch wenn Spionageromane üblicherweise nicht wirklich meins sind. Guy Legat ist der aufstrebende Star im britischen diplomatischen Dienst, der als Privatsekretär Chamberlains in 10 Downing Street agiert.

Richard von Holz ist Mitarbeiter im Auswärtigen Amt und heimlich im Anti-NSDAP Widerstand. Die beiden Männer waren in den 1920er Jahren Freunde in Oxford, aber hatten seit Längerem keinen Kontakt mehr. Als Guy gemeinsam mit Chamberlain von London nach München fliegt, ist Richard zur gleichen Zeit mit Hitler im Zug aus Berlin nach München unterwegs und die Wege der beiden werden sich definitiv wieder kreuzen.

Ein überaus spannender, historisch akkurater und sehr gut recherchierter Roman, den ich sehr gerne gelesen und viel dabei gelernt habe.

Auf deutsch erschien „Munich“ unter dem Titel „München“ im Heyne Verlag.

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Herman Kochs „Angerichtet“ führt uns in ein vornehmes Restaurant in Amsterdam. Zwei Brüder mit ihren jeweiligen Ehefrauen treffen sich dort und anfangs dreht sich die Unterhaltung eher um Banalitäten: die Arbeit, die letzten Filme, die sie gesehen haben, etc. Aber hinter diesen leeren Worten verbergen sich ziemliche Abgründe und mit jedem gezwungenen Lächeln und jedem neuen Gang des schicken Abendessens werden langsam aber sicher die Messer gewetzt.

Beide Paare haben einen jeweils 15jährigen Sohn. Die beiden Jungen haben gemeinsam ein schreckliches Verbrechen begangen, die eine polizeiliche Untersuchung angestoßen hat und das gemütliche, behütete Leben der Familien gründlich auf den Kopf stellt. Während Höflichkeit und Anstand langsam den Bach runtergehen, zeigen die Paare, wie weit sie zu gehen bereit sind, um die zu beschützen, die sie lieben.

Ein krasser Roman, der einen von der ersten Seite an packt, mich hat er aber letztendlich irgendwie etwas unbefriedigt zurückgelassen. Zuviele Leerstellen, ähnlich wie auf den vornehmen Tellern.

Angerichtet“ erschien im Kiepenheuer & Witsch Verlag.

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Literary Places nimmt den Leser auf eine aufschlussreiche Reise an die wichtigsten literarischen Orte mit, begleitet von unglaublich schönen Illustrationen.

Sarah Baxter beschreibt umfassend und atmosphärisch 25 literarische Orte rund um den Globus und die dazugehörigen Werke. Die ganzseitigen Illustrationen transportieren einen umgehend in der richtigen Stimmung an den jeweiligen Ort.

Die Reise führt uns mit Don Quixote’s durch die sonnenverbrannten Ebenen La Manchas, mit Cathy und Heathcliffe durch die wilden Yorkshire Moore und mit Holden Caulfield durch den Central Park. Wir erforschen Arundhati Roys Kerala, Joan Lindsay’s Hanging Rock in Australien, die Straßen und Kanalisation von Victor Hugos Paris und noch viele weitere Plätze.

Ein Buch, in das man eintaucht und sofort Lust bekommt, Reisen zu buchen, die passende Lektüre aus dem Regal zu holen und der Autorin Listen mit weiteren Orten zu schicken, die doch bitte bitte im nächsten Band bereist werden sollen.

Auf Deutsch ist das Buch unter dem Titel „Atlas der literarischen Orte: Entdeckungsreisen zu den Schauplätzen der Weltliteratur“ im Brandstätter Verlag erschienen.

Ich hoffe hier war heute für jeden was dabei – auf welches Buch konnte ich euch am meisten Lust machen?

Olga lesen! Olga sehen!

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Dieses Buch stand schon lange bevor Olga Tokarczuk den Literatur-Nobelpreis gewann auf meiner Wunschliste.

In einem abgelegenen polnischen Dorf lebt Janina Duszejko recht einsam am Waldesrand. Sie nutzt die langen Winternächte, um Astrologie zu studieren, komplizierte Horoskope zu berechnen und mit einem jungen Freund die Gedichte von William Blake zu übersetzen.

Die meisten halten sie für eine miesepetrige Einsiedlerin, die Tiere lieber mag als Menschen, aber niemand sollte die Stärke und den Mut etwas älterer Damen unterschätzen. Als ihr unsymphatischer Nachbar (und Wilderer) „Big Foot“ tot gefunden wird und mehr und mehr Leichen, die alle mit der Jagd zu tun hatten, unter mehr als mysteriösen Umständen auftauchen, nimmt Dusjezko die Ermittlungen in die Hand.

Sie glaubt, die Tiere seien es, die sich an den Menschen rächen, doch ihre Versuche, die örtliche Polizei von ihrer These zu überzeugen, scheitern kläglich. Sie ist außerdem davon überzeugt, dass die Morde astrologisch angekündigt wurden, aber auch diese Idee findet selbst unter ihren Freunden, der Second-Hand-Shop Besitzerin „Good News“ oder Dizzy, mit dem sie Gedichte übersetzt, kein Gehör.

Janina Dusjezko hasst ihren Vornamen und liebt es, den Menschen in ihrer Umgebung eigene Namen zu verpassen, die deutlich besser zu ihnen passen, als ihre Rufnamen. 

The naming of Big Foot occured in a similar way. It was quite straightforward – it suggested itself to me when I saw his footprints in the snow…Unfortunately, I couldn’t choose a suitable name for myself. I regard that the one that’s written on my identity card as scandalously wrong for me and unfair – Janina. I think my real name is Emily, or Joanna. Sometimes I think it’s something like Irmtrude too. Or Bellona. Or Medea.“

Sie hasst Jäger und leidet mit den Tieren in ihrer Umgebung mit. Immer wieder kümmert sie sich um verwundete Tiere, die bei ihr auftauchen. Sie ist außerdem eine genaue Beobachterin, sie erkennt die Zusammenhänge, die gegenseitigen Abhängigkeiten von Beziehungen und steht sehr im Einklang mit der Natur.

Drive your plow over the bones of the dead ist eine Zeile aus William Blakes „Proverbs of Hell“, so wie auch die Zitate am Anfang jedes Kapitels Zitate aus seinen Gedichten sind.

Die Geschichte ist so voller Anspielungen, reich an Wortspielen, wundervoll atmosphärisch und hat ein großartiges dunkles Ende. Ein zutiefst zufriedenstellender Thriller mit märchenhaften Elementen und ein großartiges Stück Literatur, das große Lust auf mehr Olga macht.

Es war zudem unglaublich passend, dass Agnieszka Hollands Verfilmung des Romans unter dem Titel „Spoor“ gerade dieser Tage in der Arte Mediathek zu sehen ist.

Buch und Film haben mich gleichermaßen begeistert und ich kann beide uneingeschränkt empfehlen. Oh und die Gedichte von William Blake möchte ich jetzt auch lesen.

Auf deutsch erschien das Buch unter dem Titel „Der Gesang der Fledermäuse“ im Kampa Verlag.

Was habt ihr oder möchtet ihr von Olga Togarczuk lesen?

Book-a-Day Challenge Day 21

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Die von mir sehr geliebte Interview Buch-Reihe „Kampa Salon“ trifft nach  meiner Lieblingsschriftstellerin 1 Siri Hustvedt auf Lieblingsschriftstellerin 2 Margaret Atwood, da geht doch zumindest literarisch das Jahr überaus versöhnlich zu Ende.

Der unter anderem für die „Zeit“ arbeitende Journalist Caspar Shaller interviewte die Booker Gewinnerin 2019 zwei Tage lang in einem Café in Toronto im Herbst 2018 und selbst ein ausgesprochenes Fangirl wie ich, konnte noch eine Menge spannendes über die Autorin erfahren.

Der Journalist staunt darüber wie klein Ms Atwood und wie groß ihre Sonnenbrille ist, er freut sich über ihren frechen schwarzen Humor und die beiden sprechen zwei Tage lang über Atwoods Kindheit in den kanadischen Wäldern, ihre Gedichte, die #MeeToo-Debatte, die unterschiedlichen Feminismus-Ausprägungen, über Religion, die Post-Truth-Ära (bei dem Wort vertippe ich mich jedes Mal und schreibe Post-Trump – hach ja) und über den Klimawandel.

Außerdem gibt Atwood dem Autor Tipps wie man im Bedarfsfall aus einem Wald herausfindet und hilft ihm für sich eine familienfreundliche Kanada-Reise zu planen.

Sie gilt fast schon als Prophetin durch ihre Romane in denen ökologische Katastrophen, die Rückkehr des Faschismus thematisiert wurden, bevor überhaupt in der breiten Masse darüber nachgedacht wurde. Sie verrät wenig über die Fortsetzung „Die Zeuginnen“ ihres dystopischen Welterfolgs „Der Report der Magd“ der zum Zeitpunkt des Interviews noch nicht erschienen war und deren rote Roben der Figuren aus Buch und Serie haben sich zwischenzeitlich zu einem Meme der Anti-Trump Bewegung entwickelt.

Ich hatte das Glück Margaret Atwood vor ein paar Jahren bei einer Lesung im Münchner Literaturhaus in erstaunlich kleiner Runde kennenzulernen und war da schon von ihrer unglaublichen Intellekt, ihrem politischen Gespür und ihrem Humor beeindruckt und fand es klasse, wie sehr sie sich politisch engagiert mit einem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und sich öffentlich insbesondere für Maßnahmen gegen den Klimawandel einsetzt.

Margaret Atwood wurde 1939 in Ottawa geboren und gilt als eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen der Gegenwart. Ihr umfangreiches Werk umfasst zahlreiche Romane, Gedichte, Essays, Kurzgeschichten etc. Nicht zuletzt die großartige Verfilmung ihres Jahrhundert-Romans „Der Report der Magd“ haben die Autorin in den letzten Jahren zu einer Leitfigur insbesondere für junge Menschen werden lassen.

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Wer dringend ein Buch braucht, der kann beim Kampa Verlag wirklich unbedenklich blind jeden Band aus der Kampa-Salon Reihe greifen und wird immer ein sehr spannendes, zum Nachdenken anregendes Interview finden.

Ich denke ich werde nach und nach jeden Band lesen, denn man schlägt das Buch definitiv etwas klüger zu als man es begonnen hat.

Ich möchte euch auch das Interview mit Siri Hustvedt, das ich hier kürzlich besprochen habe ans Herz legen, sowie das Gespräch mit Susan Sontag und Hannah Arendt.

Ich danke dem Kampa Verlag für das Rezensionsexemplar.

Düsterer Kiez

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In Rückblenden erzählt Sonja M. Schultz  die Lebensgeschichte von Hawk. Der floh in den 1950er Jahren vor seinem gewalttäigen Vater aus Süddeutschland nach Hamburg. Er kommt in einem Seemannsheim unter, wo ihn der Besitzer unter die Fittiche nimmt und ihm einen Job im Hafen besorgt. Doch Hawk fühlt sich vom fürsorglichen Ersatzvater gegängelt, der alles versucht, um ihn vor der schiefen Bahn zu retten.

„Man pfeift nicht am Hafen. Das bringt Sturm auf See.“ 

Doch erste Kontakte mit dem Kiez-Milieu macht er im Hafen schnell. Er lernt Pik Johnny kennen, fängt an zu boxen und beginnt recht bald für Johnny zu arbeiten. Anfangs sind das einfache Handlanger-Tätigkeiten, später steigt er peu à peu bis zum Drogenschmuggler auf.

Im „Fleur de Mal“ lernt er die geheimnisvolle, coole Lu kennen, in die er sich schwer verliebt. Nie habe ich schönere Beschreibungen gehört wie die Hawks, wenn er von den wogenden Wellen, den Fischen und Meerjungfrauen spricht:

„Unter ihrem schwarzen T-Shirt liegt das Meer.“

Sie ist eine großartige Figur und ich hätte zu gerne eine ihrer Mixtapes gehört, die sie regelmäßig in ihrer Kneipe spielt.

Mit Lu beginnt Hawks Geschichte dann auch von den Erinnerungen an seine Vergangenheit im Heute anzukommen. Irgendjemand hat es nämlich auf ihn abgesehen. Sein heißgeliebtes Auto geht in Flammen auf, jemand zündet seine Wohnung an und immer wieder scheint ihm ein Typ in Motorradmontur durch Hamburg zu folgen.

Ich bin so froh, dass Sonja M Schultz mich anschrieb und fragte, ob ich Interesse hätte, ihren Roman zu rezensieren. Ich bin da oft zurückhaltend, aber dieser Roman passt zur Bingereaderin wie die Faust aufs Auge.

Ein sehr atmosphärischer, emphatischer Roman, bei dem man den Hafen zu riechen glaubt, der eigentlich am Besten mit einem Astra in der einen und einem Fischbrötchen in der anderen Hand gelesen werden sollte (was natürlich schwierig ist, weil man dann keine Hand mehr zum umblättern frei hat)

Ich habe mich derart fest gelesen, ich habe das Buch an einem Wochenende verschlungen. Eine Playlist zum Buch hätte mir noch gefallen. Vielleicht schreibe ich der Autorin mal und frage sie nach der Tracklist von Lus Mixtapes 😉

Hawk ist einer, bei dem man spürt, wie sehr einen die eigenen Herkunft prägt und wie stark die Nachwirkungen der Nazi-Zeit sind, die sowohl weitergegeben werden von Generation zu Generation, auch wenn gleichzeitig dagegen rebelliert wird.

Ein besonderer Kiez-Krimi mit einem außergewöhnlich emphatischen Blick auf seine Protagonisten.

Hier noch ein Blick auf den Trailer, den es zum Buch gibt, der mir auf jeden Fall auch noch mal besondere Lust auf das Buch machte:

Ich danke dem Kampa Verlag für das Rezensionsexemplar.

Ein Buch, das schon etwas länger bei mir zu Hause rumstand, eignete sich bestens als Pendant zum „Hundesohn“:

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„Der goldene Handschuh“ ist ganz harter Tobak. Strunk ist deutlich mehr Reporter als empathischer Autor, er dokumentiert die wahren Geschehnisse um den Frauenmörder Fritz Honka, in dem er das Soziotop der Gaststätte ‚Zum goldenen Handschuh‘ auf St. Pauli in den 1970er unter die Lupe nimmt.

Hier finden sich die menschlichen Restexistenzen, die vom Alkohol völlig zerstört sind und am Rande der Gesellschaft ein Schattendasein fristen. Da sind Kriegsversehrte, Einsame, gealterte Prostituierte, aber auch der eine oder andere aus der sogenannten „feinen Gesellschaft“. Was allen gemeinsam ist, sie saufen bis sie vom Stuhl kippen, versuchen, das Elend um sich herum zu vergessen.

“Einmal hat ihm einer im Schlaf die Schuhe ausgezogen, reingeschissen und wieder angezogen. Um diese Uhrzeit ist prinzipiell alles möglich.”

Mehr als einmal habe ich das Buch angeekelt zur Seite legeben müssen. Die detaillierte Beschreibung der Verwahrlosung, in der die Gäste des Handschuhs leben, ist nahezu unvorstellbar. Die eigentlichen Morde werden eher am Rande erwähnt und sind nur die Spitze des Ekels und Grauens darunter.

Strunk beschreibt auf der einen Seite das Leben des Serienmörders Honka auf sehr plastische Weise und stellt diesem das Leben der feinen Reederfamilie aus Hamburgs vornehmsten Kreisen gegenüber. Die sind äußerlich vielleicht ganz vorzeigbar, innerlich aber mindestens genauso verrottet wie die Gäste aus dem Handschuh.

Ein wirklich gutes Buch, auch wenn das Thema schwer erträglich ist. Eine unglaubliche Mischung aus Ekel, Witz und Sozialstudie.

Eines der ganz wenigen Bücher, die ich partout nicht abends im Bett lesen wollte, ich mochte das Buch nicht einmal im Schlafzimmer liegen haben. Nix für zarte Gemüter.

Zwei Bücher, die auf ganz unterschiedliche Weise dem Kiez unter den Rock gucken. So sehr ich Lust habe, mal wieder die Nacht auf St. Pauli durchzumachen, für Laden wie den Handschuh bin ich dann doch nicht hartgesotten genug – dann doch lieber ein Astra im Lehmitz.

Women in Science (19) Siri Hustvedt

„Ich liebe Kunst, Geistes- und Naturwissenschaften. Ich bin Schriftstellerin und Feministin“

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Wenn Gefühle auf Worte treffen

Siri Hustvedt fing sich ihren Schreibvirus mit 13 Jahren ein. Ihr Vater, ein Professor für Norwegisch-Amerikanische Geschichte, nahm seine Frau und die vier Töchter mit nach Reykjavík, wo er die isländischen Sagen studierte. Dort konnte sie wegen der fehlenden Dunkelheit im Sommer und dem Jetlag nicht schlafen und begann, angeregt durch die intensive Lektüre von Klassikern wie „Der Graf von Montechristo“ oder „David Copperfield“, mit dem Schreiben.

Wenn es das ist, was Bücher machen können, dann ist es das, was ich machen will“

Und das hat sie dann auch getan. Insgesamt gibt es 7 Romane, einen Gedichtband, 6 Sachbücher zu ihren Spezialgebieten Kunst und Neurologie sowie diverse Veröffentlichungen, unter anderem in neurologischen Fachzeitschriften.

Was mich von jeher an Siri Hustvedt faszinierte, ist neben ihrem glühenden Intellekt ihre Begeisterung sowohl für naturwissenschaftliche Themen als auch für geisteswissenschaftliche, denn diese Verbindung ist nach wie vor viel zu selten. Sie sucht stets das Verbindende und beleuchtet jedes Thema aus den unterschiedlichsten Perspektiven. Sie sucht nicht nach Gewissheiten, sondern fühlt sich gerade wohl in den Zwischenbereichen, in den sowohl-als-auch-Momenten.

In dem Gespräch mit der Literaturwissenschaftlerin und Professorin für Anglistik an der Universität Zürich, Elisabeth Bronfen, spricht Siri Hustvedt über ihre Anfänge, ihre Zeit in New York, ihr Engagement für den Feminismus, den Zauber der Malerei, über das magische Reich der Fiktion, über das verwundete Selbst und ihr Engagement für eine Kultur der Sorgsamkeit im politischen Handeln.

Hustvedt hat ihr Leben lang daran gearbeitet, sich als intellektuelle Schriftstellerin in einer von Männern dominierten Welt zu behaupten. Im Gespräch mit Elisabeth Bronfen erzählt sie, warum man Autoren nicht trauen kann und wie sehr sie sich der Zeit bewusst wird, die ihr davon zu laufen scheint, wo sie doch noch so unglaublich viele Pläne hat wie, z.B. ein philosophisches Buch zu schreiben oder ihre diversen Essays zu kuratieren und in einem Band herauszugeben.

Ihren Tag beginnt sie üblicherweise sehr früh und sitzt nach einer Meditationseinheit in der Regel schon gegen 7 Uhr am Schreibtisch. Den Nachmittag verbringt sie meist lesend, in der Regel liest sie wissenschaftliche Papiere, die die Basis ihrer vielen Vorträge bilden, die sie zu Neurologie und Psychologie weltweit hält.

Sie ist seit 38 Jahren mit Paul Auster verheiratet und sie lesen einander noch immer nahezu täglich vor. Beide lieben Märchen, genauso wie ihre Tochter Sophie, die als Singer-Songwriterin relativ berühmt ist. Es gibt sicherlich noch andere Schriftsteller-Ehepaare, aber die wenigsten sind so lange zusammen wie Siri Hustvedt und Paul Auster.

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Siri  Hustvedt hatte wie die meisten Schriftstellerinnen häufig mit Vorurteilen zu kämpfen. Sie hat einen Doktor in Literaturwissenschaft, hat kürzlich die Ehrendoktorwürde der Universität Oslo erhalten, hat Artikel im European Journal of Epilepsy, Neurophychoanalysis, and Clinical Neurophysiologie veröffentlicht, ist Dozentin am Dewitt Wallace Institut für Psychiatrie an der Cornell Universität und erhielt 2012 den International Gabarron Prize for Thought and Humanities, aber immer wieder wollen Journalisten ihr erklären, ihr Mann habe ihr Neurowissenschaft oder Psychologie „beigebracht“.

„… Ich erzählte ihm, mein Mann wisse nicht viel darüber (Neurowissenschaft und Psychologie), weder über das eine noch über das andere. Paul habe etwas Freud gelesen, sich aber nie in die Pychoanalyse vertieft wie ich, und nie einen einzigen neurowissenchaftlichen Aufsatz angerührt. Der Journalist war schockiert. Ihm fiel der Unterkiefer runter. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Menschen wie er meine Lernbegierde als direkten Angriff auf den Status meines Ehemannes empfinden. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie oft man mir ihn als großen Kenner von Jacques Lacan angepriesen hat. ..“

Das Interview von Hustvedt mit Elisabeth Bronfen ist das Gespräch zweier Universalgelehrter, die ein immens großes Interesse und Wissen haben. Die beiden wirken wie die Gelehrten des 18. Jahrhunderts, die zufällig Frauen des 21. Jahrhunderts sind. Solche Universalgelehrten gibt es heute leider nicht mehr so häufig.

Ich konnte diesen Interviewband überhaupt nicht aus der Hand legen. Ich fand das Gespräch so spannend und anregend, habe seitenweise unterstrichen, Sätze rausgeschrieben, Namen nachgeschlagen.

Egal wie viel man von Hustvedt schon gelesen hat, dieses Buch gibt einen spannenden Einblick in das stets brodelnde Hirn einer faszinierten Gelehrten, die eine großartige Bereicherin für die „Women in Science“-Reihe ist.

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The Shaking Woman – A History of My Nerves

Als Siri Hustvedts Vater stirbt, hielt sie die Grabrede auf seiner Beerdigung mit fester Stimme und ohne Tränen. Zweieinhalb Jahre später, als sie bei einem Vortrag vor einem College-Publikum wieder auf ihren Vater zu sprechen kommt, fängt sie plötzlich an, unkontrollierbar vom Genick abwärts zu zittern, so heftig, dass sie sich kaum auf den Beinen halten konnte. Ihre Sprache war von diesem Anfall gänzlich unberührt und sie konnte den Vortrag unter Zittern weiterführen, ihre Mutter, die im Publikum saß, fühlte sich schrecklich an Hinrichtung auf einem elektrischen Stuhl erinnert.

In „The Shaking Woman – A history of my nerves“ versucht sie herauszufinden, wer diese zitternde Frau ist und woher ihre Symptome kommen könnten. Es ist eine persönliche Suche, eine philosophische Ermittlung, die auch in Augenschein nimmt, wie sich sowohl die Psychiatrie als auch die Neurologie in den letzten zwei Jahrhunderten entwickelt hat.

Kann ihr Zittern auf eine anatomische Ursache zurückgeführt werden oder ist diese abstrakter, weniger fassbar? Sie unterzieht sich Gehirnscans, die nichts aufzeigen, begibt sich in eine Psychoanalyse, die sie als Thema ohnehin schon lange fasziniert. Wie hätten Ärzte im Laufe der Jahrhunderte ihre Symptome klassifiziert?

Im 19. Jahrhundert wäre ihr wahrscheinlich Hysterie attestiert worden, im 20. Jahrhundert eher eine dissoziative Störung – eine Störung, die ihre Ursache im Bewußtsein hat, sich aber im Körper manifestiert. Unter Stress werden manche Menschen depressiv, andere brechen zusammen.

Macht es eigentlich Sinn, Erkrankungen als entweder psychisch oder körperlich zu klassifizieren? Welchen Einfluß hat Physiologie auf die Persönlichkeit? Wo beginnt das Selbst und wo endet es? Was ist Schmerz und kann man es vom Körper trennen, der ihn erleidet oder vom kulturellen Kontext in dem er stattfindet? Auf diesem verflochtenen Gebiet fühlt Siri Hustvedt sich durchaus wohl, da wo einfache oder singuläre Erklärungen nicht einmal ansatzweise ausreichen.

Hustvedt gelingt es, den Leser bei dieser anspruchsvollen Suche bei der Stange zu halten, ihre Untersuchungen von Geist und Körper und ihre glasklare Intelligenz fräsen sich durch Unmengen an interdisziplinärem Material. Ihr Referenzrahmen ist weit und sie nimmt sich mehr Zeit für Freud, als das heutige Wissenschaftler üblicherweise noch tun. Wenn Teile einer Theorie nicht perfekt sind, bedeutet das noch lange nicht, dass die gesamte Theorie falsch ist. Es ist sicherlich menschlich, allem einen Namen geben zu wollen, es einteilen und klassifizieren zu wollen, aber durch die Klassifizierung verweigern wir den Dingen teilweise ihre Komplexität.

„Science needs to be rigorous in defining a field of study, or evidence will be worthless; at the same time, there are disciplinary windows that narrow the view. Knowledge does not always accumulate; it also gets lost.“

Das Buch hat keine Kapitel und die haben mir ein wenig gefehlt, ich hätte gerne etwas mehr Struktur begrüßt. Ich nehme an, es war eine bewußte Entscheidung das Buch nicht in Kapitel aufzuteilen, denn wie Hustvedt abschließend bemerkt, Menschen leben ihr Leben auch nicht in sorgfältig sortierten Boxen, sondern eher total unorganisiert. Ein Neuronenfunke genügt und wir schalten vom Verstand auf Emotion um und innerhalb von Sekunden wieder zurück, wieder und wieder.

Wer Oliver Sacks gerne liest, wird an diesem Buch Spaß haben, denn wie er schafft sie es hervorragend, Wissenschaft und Empathie miteinander zu verbinden.

Lust auf mehr Siri? Hier findet ihr die Rezension zu ihrem Roman „The blazing world“ und hier einen Artikel über einen Abend mit ihr im Münchner Haus der Kunst wo sie einen Vortrag zu Louise Bourgeois hielt.

„The shaking woman – a history of my nerves“ erschien unter dem Titel „Die zitternde Frau – eine Geschichte meiner Nerven“ im Rowohlt Verlag.

Ich bedanke mich beim Kampa Verlag für das Rezensionsexemplar von „Wenn Gefühle auf Worte treffen“.

Große gemischte Tüte

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Rendezvous mit Rama – Arthur C. Clarke

Als ein riesiges mysteriöses zylindrisches Objekt im Orbit auftaucht, senden die Bewohner des Sonnensystems ein Raumschiff, um herauszufinden, was oder wer zur Hölle das ist. Die Menschen sind mittlerweile zwar multiplanetar, aber nach wie vor die einzigen Lebewesen im All – sollte sich das jetzt ändern? Und falls ja, ist das Objekt in friedlicher Absicht da oder droht Gefahr?

Die Astronauten, die mit der Aufgabe der Erkundung des riesigen Hohlzylinders beautragt sind, können zwar einige, aber längst nicht alle der Rätsel lösen, die ihnen das mysteriöse Raumschiff aufgibt. Es ist komplett leer, woher kommt es? Wer hat es gebaut und was war die Absicht dahinter?

Rama behält seine Geheimnisse erst einmal für sich, aber klar ist schnell, man hat es mit einer weit überlegenen Zivilisation zu tun.

“But at least we have answered one ancient question. We are not alone. The stars will never again be the same to us.” 

Rendezvous with Rama ist ein spannender, faszinierender Science Fiction Roman, der auch fast 50 Jahre nach seinem Erscheinen noch ungemein fesselt. Ich freue mich schon auf den nächsten Band „Rama II“.

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Convenience Store Woman – Sayaka Murata

Keiko Furukura war schon ein seltsames Kind und ihre Eltern hatten stets Sorge, wie und ob sie später in der richtigen Welt zurecht kommen würde. Als sie während ihres Studiums einen Job in einem kleinen Supermarkt annimmt, freuen ihre Eltern sich sehr und hoffen, es ist der erste Schritt in die Normalität.

Vom ersten Moment an liebt Keiko den Supermarkt, in dem sie eine vorhersehbare routinierte Welt findet, die streng nach dem Supermarkt-Handbuch gelebt wird. Dort wird genaustens festgelegt, wie die Mitarbeiter sich zu verhalten haben, was sie anziehen sollen, was sie sagen sollen und wann neue Ware bestellt wird.

Alles, was nicht im Handbuch festgelegt ist bzw. was den Feierabend betrifft, erarbeitet sich Keiko, in dem sie ihre Kollegen kopiert. Sie ahmt ihre Sprachmuster nach, ihre Art sich zu kleiden und zu essen. Kurzum, sie spielt die Rolle einer normalen Person im Supermarkt und in ihrer Freizeit.

“This society hasn’t changed one bit. People who don’t fit into the village are expelled: men who don’t hunt, women who don’t give birth to children. For all we talk about modern society and individualism, anyone who doesn’t try to fit in can expect to be meddled with, coerced, and ultimately banished from the village.” 

Doch langsam machen ihre Eltern sich wieder Sorgen. Denn sie arbeitet auch mit 36 noch im Supermarkt, hatte noch nie eine Beziehung und auch nur ein paar wenige Freunde. Keiko gefällt ihr Leben so wie es ist, doch sie merkt, dass sie etwas tun muss, damit die ständigen Nachfragen aus ihrem Umfeld aufhören…

The normal world has no room for exceptions and always quietly eliminates foreign objects. Anyone who is lacking is disposed of. So that’s why I need to be cured. Unless I’m cured, normal people will expurgate me.”

Sayaka Murata hat die Atmosphäre der kleinen japanischen Supermärkte perfekt eingefangen, die eine große Rolle in Japan spielen. Sie wirft einen scharfen Blick auf die japanische Gesellschaft und den unmenschlichen Druck, sich stets anzupassen und bloß nicht aufzufallen. Das Buch ist stellenweise irre komisch und man schließt Keiko sehr schnell tief ins Herz.

Convenience Store Woman ist ein ungewöhnlicher Roman mit einer unvergesslichen Protagonistin. Für alle Fans von Banana Yoshimoto oder Han Kang.

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Der Klavierschüler – Lea Singer

Im Frühling 1986 plant ein Mann seinen Selbstmord, doch ein bestimmtes Musikstück (Schumanns Träumerei) verhindert die Vollendung. Danach wandelt sich der Roman in ein Road Movie, in dem ein Barpianist den Mann auf eine Reise in seine Vergangenheit mitnimmt.

Hat der geplante Selbstmord etwas mit dem ängstlich gehüteten Geheimnis des weltberühmten Pianisten Vladimir Horowitz zu tun? Dieser hatte 1937 in der Schweiz eine Affäre begonnen, die sowohl seine Ehe mit der Tochter des Dirigenten Toscanini aufs Spiel setzte sowie seine gesamte Karriere.

„Aber Ehefrauen von schwulen Männern vermännlichen fast immer. Proust hat das erkannt, sagte Kaufmann. Ich weiß nicht mehr genau in welchem Teil aber irgendwo steht es in der Suche nach der Verlorenen Zeit. Wenn eine Frau auch zunächst keine männlichen Züge hat, nimmt sie die nach und nach sogar unbewusst an, um ihrem Mann durch jene Art von Mimikry zu gefallen, wie gewisse Blumen sich das Aussehen von Insekten geben, die sie anlocken wollen.“

„Angst kommt von eng, sagte mein Großvater, sie verengt den Blick und hindert einen dran, den Ausweg zu sehen. Deswegen wetterte er ein Leben lang gegen die Kirche mit ihrer Höllendrohung und ihrem Sündenhammer.“

Lea Singer stieß vor einigen Jahren auf brisante unveröffentlichte Briefe von Vladimir Horowitz an einen jungen Schweizer namens Nico Kaufmann.

50 Jahre später erzählt Kaufmann dem Barpianisten von dieser Liebe, zu der sich Horowitz nie bekennen sollte. Er sicherte damit eventuell seine Karriere, vergab sich aber auch die Chance, jemals zu sich selbst zu stehen.

Wie viel Mut fordert die Liebe? Und was geschieht mit dem, der seine Sehnsucht verleugnet?

Ein eleganter Roman, der mir sehr gefallen hat und den man ganz unbedingt bei klassischer Musik und mit einem Glas Rotwein in der Hand genießen sollte.

 

 

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Frida – Sébastien Pérez

Dieses Buch ist ein Festschmaus für die Augen. Ein Buch, das den Leser in die Welt der großen Frida Kahlo entführt. Wunderschön wie dieses Buch es schafft, den Leser in den künstlerischen Schaffensprozess der Malerin einzubinden und dabei die Themen, die Kahlo so wichtig waren (wie Leben, die Liebe, Mutterschaft, Schmerz und Tod) zu durchdringen.

 

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Dieses Buch ist ein Augenschmaus, den man sich auf gar keinen Fall entgehen lassen sollte.

 

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Sandra Petrignani – Wo Dichterinnen zu Hause sind

Sollte ich einmal im Lotto gewinnen, wäre genau das mein Plan: so wie die italienische Autorin und Journalistin Sandra Petrignani um die Welt reisen und die Häuser und Wohnungen von großen Autorinnen und Dichterinnen besuchen und erkunden.

Durch die Beschreibung der Wohn- und Arbeitsräume von Grazia Deledda, Marguerite Yourcenar, Colette, Alexandra David-Néel, Tanja Blixen und Virginia Woolf gelingt ihr ein spannender Einblick in das Leben und die Gefühlswelten dieser einzigartigen Autorinnen.

Für alle Fangirls und -boys der oben genannten Autorinnen natürlich ein absolutes Muss – welche Autorinnen oder Autoren hättet ihr gerne besucht?

Hier noch mal alle Bücher im Überblick:

Arthur C. Clarke – „Rendezvous mit Rama“ erschienen im Heyne Verlag.
Sayaka Murata – „Die Ladenhüterin“ erschienen im Aufbau Verlag.
Lea Singer – „Der Klavierschüler“ erschienen im Kampa Verlag.
Sébastien Pérez – „Frida“ erschienen im Jacoby & Stuart Verlag.
Sandra Petrignani – „Wo Dichterinnen zu Hause sind“ erschienen im btb Verlag.