Literatur-Blog für alle, die keine Angst vor heftigen Mischungen haben. Paul Auster, Margaret Atwood, Haruki Murakami treffen auf Simone de Beauvoir, Batman und Orphan Black. Dosenbier auf Oper und St. Pauli auf Crispr, Philosophie, Science und Sci-Fi.
Gesehen: „Solaris“ (1972) von Andrei Tarkovsky mit Donatas Banionis und Natalya Bondarchuk. Dieser Film ist ein Meisterwerk, der mit jedem mal sehen besser wird.
„Mythos Suhrkamp“ Reportage von Sigfried Ressel. Die Republik – ihre Diskurse – ihr Verlag.
„Leonardo da Vinci – die Welt malen“ Dokumentation von Sandra Paugam anläßlich des 500. Todestages des Universalgenies.
Gelesen: How my local library changed my life, Margarete Stokowskis Vorschläge zur Gleichberechtigung, Robert Macfarlane why we’re drawn into darkness, Das „Last Supper“ Gemälde einer Nonne aus der Renaissance macht sein Debut, The biggest lie tech people tell themselves and others, If you don’t want kids you don’t have to want a career instead, On the 19th century invention of the madwoman und diese Kurzgeschichte von Olga Tokarczuk
Getan: den Markt der unabhängigen Verlage besucht, die Erika Mann Ausstellung im wunderbaren Hildebrandhaus besucht und den Bookclub bewirtet
Geplant: Firmen-Umzug innerhalb des Gebäudes organisieren
Getrunken: unter anderem diesen, diesen und diesen wunderbaren Wein auf der Mövenpick Weinverkostung 20/20
Gefreut: über diese vielversprechende Mukoviszidose Behandlung, über meinen großartigen Adventskalender, eine spannende Virginia Woolf Biografie aus Berlin und ein sehr großzügiges Wein-Geschenk
Gesehen: „The Handmaid’s Tale“ (2017) Grandiose Serien-Verfilmung von Margaret Atwoods gleichnamigem Buch mit Elizabeth Moss, Samira Wiley und Joseph Fiennes. Düster, beeindruckende Bilder, jeder Emmy ist hier wirklich verdient.
„Solaris“ (2002) von Steven Soderbergh mit George Clooney und Viola Davis. Verfilmung von Stanislaw Lems gleichnamigem Roman. Wenn er auch nicht ganz an die russische Verfilmung aus dem Jahr 1972 rankommt, unbedingt sehenswert.
Gelesen: über den Rausschmiss von Barbara Laugwitz, das Geschäft mit Fake News, How to start a Book club, the paradox of Karl Popper, diesen Artikel über Katherine Johnson aus Hidden Figures
Getan: mit Michael Ondaatje Geburtstag gefeiert, ein spannendes literarisches Dinner im Walter & Benjamin und Dublin unsicher gemacht
Geplant: ein richtig gutes Bootcamp durchführen
Gegessen: unglaublich gutes koreanisches BBQ im Arisu in Dublin
Getrunken: Guinness und Jameson Black Barrel
Gelacht: über irish jokes
Geärgert: das die Literary Pub Tour ausgebucht war
Gefreut: über die tolle Zeit in Dublin
Geklickt: Everything we know about addiction is wrong und auf dieses Interview mit Aldous Huxley
Gewünscht: eigentlich alles aus dem Shop der Science Gallery
Gekauft: Bücher und Whisky
Gestaunt: über die Bibliothek im Trinity College – so wunderschön und über Ally Sherlock wir haben sie zufällig gestern auf der Straße singen hören (ohne zu wissen wer sie ist) mein Video ist nix daher schaut euch mal das an – unglaublich
Gefunden: nix
Gedacht: Youth is a wonderful thing. What a crime to waste it on children (George Bernard Shaw))
Welcome back. Nach Bergen, Natur und Hinterland wurde es Zeit, sich wieder den urbanen Ecken Japans zu nähern. Natur ist schön und gut, allzulange halte ich es jedoch ohne Stadt und Menschen nicht aus. Unser nächstes Ziel war Kyoto, die ehemalige Hauptstadt. Eine Stadt die überall als die hübschere kleine Schwester Tokyos gehandelt wird und auf die wir sehr gespannt waren. Begrüßt wurden wir allerdings mit strömendem Regen und unfreiwilligen Abenteuern mit Taxi-Fahrern, der kompliziertesten Spezies der wir in Japan begegnet sind 😉
Alle Taxifahrer die wir gesehen haben, waren ausnahmslos alte Männer, weiß behandschuht in blitzsauberen Taxis, die mit weißen Häkeldeckchen verziert waren. Ein Schild weist meist auf „foreign friendly english speaking Taxi“ hin, davon haben wir nur leider nichts gemerkt. Keiner der Taxifahrer sprach auch nur ein Wort Englisch. Der erste Fahrer in Kyoto (wie erwähnt sehr sehr alt) dem wir unsere Ziel-Adresse (extra in japanisch) hinhielten, schüttelte den Kopf, griff zu einer riesigen Lupe, um dann endlos in einem Stadtplan nach der Adresse zu suchen, während er pausenlos auf japanisch auf uns einplauderte um uns dann nach etwa 10 min resigniert aus dem Taxi zu schicken.
Nächster Versuch. Wieder zurück in die Taxischlange und die Hoffnung, der nächste würde die Adresse lokalisieren können. Es war nicht einmal sehr weit weg vom Bahnhof Kyoto, nur die Sturzbäche, die runtergingen, ließen uns weiterhin auf ein Taxi hoffen. Der nächste wieder alt und weiß behandschuht, schüttelt den Kopf, plaudert japanisch mit uns, aber dann fährt er doch irgendwann los – juhu – bis zur nächsten Polizeistation, wo wir schon befürchteten, verhaftet zu werden für Irreführung von Taxifahrern oder Verweigerung der japanischen Sprache, aber nein, er liess sich nur den Weg erklären und zack ging es endlich ins angemietete AirBnB.
Ein Wort noch zur unglaublichen Ehrlichkeit der Japaner. Es scheint nahezu keine Kriminalität zu geben (abgesehen ggf. von der Yakuza (japanische Mafia) von der wir im Alltag allerdings nichts mitbekommen haben. Der Taxifahrer schaltete auf halber Strecke den Meter aus, damit wir nicht für seine Orientierungslosigkeit zahlen müssen, uns wurden T-Shirts kilometerweit nachgefahren, die wir in einem der Ryokans haben liegen lassen. Nicht eine Sekunde kommt einem die Idee, in den überfüllten U-Bahnen könnte einem jemand den Geldbeutel stehlen – ein wirklich unglaublich sicheres und ehrliches Land.
Literarisch habe ich mich in Kyoto von Banana Yoshimoto begleiten lassen. „Amrita“ ist die Geschichte einer jungen Japanerin, die trotz diverser Schicksalsschläge nicht aufgibt, weiterhin sehr offen ist und ein großes Herz hat. Sakumi, die Protagonistin hat bei Beginn des Buches nicht nur ihren Vater, sondern auch ihre Schwester, eine Schauspielerin, verloren, sie selbst erleidet Hirnverletzungen bei einem Unfall. Das alles ist aber weniger tief und dramatisch, als man vielleicht befürchtet. Sakumi lebt mit und in ihrer ungewöhnlichen Familie zu der ihre Mutter, ihr kleiner Bruder und eine Freundin der Mutter gehören und mit ihnen begibt sie sich auf eine Reise durch Trauer und Leiden, verlorenen und weidergefundenen Erinnerungen, verbotene Liebe und erlebt auf einer einsamen kleinen Insel im Pazifik eine intensive Zeit.
Nach ein paar spannenden Tagen in Kyoto brachte uns der Shinkansen nach Kobe. Eine wunderschöne kleine Hafenstadt und zugleich der Geburtsort von Haruki Murakami. Wir haben uns dort so wohl gefühlt, dass wir unsere Pläne umwarfen und dort unser Basislager aufschlugen, um von dort Ausflüge zu machen, aber nicht mehr alle 2-3 Tage die Unterkunft zu wechseln.
Mir ist erst in Japan klar geworden, wie außergewöhnlich Murakami und auch Yoshimoto sind, wie sehr ihre Protagonisten und vermutlich auch sie selber als Individuen unterwegs sind, in einer Gesellschaft, die so viel Wert auf Konformität legt.
Man sieht das bespielsweise daran, dass es in den Städten überall dort voll ist, wo es Geschäfte gibt, oder Restaurants oder an designierten Sehenswürdigkeiten, ist etwas nicht als Sehenswürdigkeit deklariert, dann ist da auch niemand. Niemand und ich meine niemand. Wir haben in Tokyo in der „Golden Week“ das Rathaus anschauen wollen, in der Ecke ist einiges an wirklich beeindruckender Architektur zu sehen, zwei Straßen weiter ist man von den Menschenmassen erdrückt worden, aber Rathaus und die anderen Gebäude gelten nicht wirklich als „Sehenswürdigkeit“ und zack waren wir komplett alleine da, das fühlte sich richtig seltsam an 😉
Von William Gibsons „Idoru“ habe ich mich in der letzten Woche begleiten lassen. Sein „Blade Runner“ ist ja fast schon synonym mit dem Cyper-Tokyo der Zukunft. Aber auch „Idoru“ spielt im Tokyo der Zukunft nach dem katastrophalen Riesen-Erdbeben. Nano-Technologie führt dazu, dass die Gebäude sich selbst errichten, ein melancholischer Protagonist fegt durch das neonfarbene japanische Wunderland auf der Suche nach Arbeit. Colin Laney ist ein Datenfischer, einer der Muster in den Daten erkennt, die Individuen in der Datenwelt hinterlassen. „Idoru“ beschäftigt sich unter anderem mit der Frage, inwieweit Prominente natürliche Ressourcen sind, die man anzapfen kann und darf, ein Gemeingut sozusagen.
Die Menschen in der Geschichte sind alle auf der Suche nach etwas das „echt“ ist, mit dem sie sich wirklich verbunden fühlen können und gleichzeitig ist es die Geschichte von Rez, einem Rock Star, der sein Management und seine Fans mit der Nachricht schockt, eine softwarebasierte Lebensform namens Rei Toei – ein Idoru – heiraten zu wollen.
Film-Fans werden insbesondere in Tokyo immer wieder auf Orte stoßen, die man aus Filmen kennt. Sei es der Moment, wenn man auf die Autobahntrasse fährt, die man aus Tarkovskys „Solaris“ kennt:
oder ob man sich in der Lost in Translation Hotel-Bar einen Cocktail oder zwei gönnt:
Godzilla begegnet man natürlich auch auf Schritt und Tritt:
Unser leztes großes Abenteuer in Japan war der Besuch des Universal Pictures Themepark. Ich war mehr als skeptisch und hätte mir nie träumen lassen, wieviel Spaß ich dort haben würde. Spätestens als wir auf einmal in Hogsmeade standen, war ich wieder 9 und konnte vor Aufregung kaum gerade aus laufen. Zum Glück hatten wir uns Speed Tickets gegönnt, denn selbst Harry Potter zuliebe hätte ich mich wohl nicht 160 Minuten irgendwo angestellt. Aber der 3D-Ride war unglaublich und das abgefahrenste, beste und aufregenste was ich jemals gefahren bin.
Sayonara Japan es war wunderschön. Es war einer der außergewöhnlichsten und aufregendsten, aber auch teuersten Urlaube meines Lebens und ich bin froh, dass ich durch die Literatur wenigstens im Geiste auch weiterhin ab und an eine Stipvisite machen kann.
Banana Yoshimoto – „Amrita“ ist im Diogenes Verlag erschienen
William Gibson „Idoru“ ist auf deutsch unter dem gleichen Titel bei Heyne erschienen
Gelesen: dieses Interview mit Michael Maar über Nabokov, diesen Artikel der School of Life zu „Self Esteem“, dieses Interview mit Prince, wie man seinen Kleiderschrank organisieren sollte und diesen Artikel über Women in Tech
Getan: interessante Vorträge auf der Year of the Monkey Konferenz gehört, die Banksy Ausstellung bei 20,- Eintritt mehr oder weniger von aussen bewundert (wirkt aber auch nicht, gehört auf die Straße nicht in eine Galerie), einen Geburtstag nachgefeiert, sehr nette Menschen zum ersten Mal live bzw wiedergetroffen, die Leica Ausstellung noch einmal angeschaut, Bookclub besucht und eine Drone geflogen.
Gegessen: sehr leckere türkische Meze
Getrunken: Raki
Gefreut: über Rosen zum Weltbuchtag
Geärgert bzw getrauert: Prince 😦
Gelacht: Your father is so classless, he could be a Marxist Utopia
Gekauft: Comics, ein Buch zum Weltbuchtag und einen Pechkeks
Gefunden: nix
Geklickt: auf diesen Ted Talk zu Licht und Dunkelheit und diesen Ted Talk über Weisheit die man in Büchern finden kann und diesen Talk von Smiley Poswolsky zur „Quarter Life Crisis“
Gewundert: wie hölzern Consultants teilweise präsentieren