Alice’s Adventures in Wonderland -Lewis Carroll

alice in wonderland

Yep schon klar, das ist einer der ganz großen Kinderbuch-Klassiker und vermutlich bekomme ich ordentlich die Hucke voll, aber das ist eines der Bücher, das mich schon als Kind in den Wahnsinn getrieben hat.

Etwa 150 Jahre später dachte ich, es sei jetzt an der Zeit, es einfach noch mal zu versuchen, mit dem Brokkoli hat es ja auch irgendwann geklappt und ich habe mir wirklich Mühe gegeben. Ich habe eine wunderschöne gebundene Ausgabe bei Oxfam gefunden, ich habe nur entzückte Kritiken bei Goodreads gelesen, ich war sicher, jetzt hab ich sie – die sittliche Reife die es braucht, um Alice frohen Mutes in den Kaninchenbau zu folgen.

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Nur ging es der erwachsenen BingeReaderin wieder genauso wie der kleinen. Es ist eines der wenigen Bücher die mir zutiefstes Unbehagen bescheren. Es macht einfach überhaupt nichts Sinn, ich fühlte mich damals wie heute beim Lesen ständig, als hätte ich 40 Fieber.

“She generally gave herself very good advice, (though she very seldom followed it).”

Ich mag Naturwissenschaft, das Buch soll ja vor mathematischen Symbolen nur so wimmeln, aber mein erschreckt-zitterndes Inneres kommt gar nicht dazu, diese zu sehen, weil ich mich beim Lesen einfach in diesem Strudel befinde mit Alice. Nichts macht Sinn, Alice hat auch nicht einen Moment lang Spaß bei ihren Abenteuern, sie hat die ganze Zeit eigentlich nur Angst und alle, die ihr in diesem Buch begegnen, sind unfreundlich, gruselig und überhaupt nicht hilfsbereit. Sie wollte da einfach nur raus und konnte den Augang nicht finden.

Vielleicht ist es ein Kinderbuch, das man gut Kindern geben kann, die behütet aufwachsen und denen vor lauter Stabilität und Sicherheit etwas Unruhe und Abenteuer gut tut, aber ich hatte das nicht. Ich war als Kind ständig auf der Suche nach Sicherheit und Erwachsene, die sich nicht kümmerten und unberechenbar waren, hatte ich genug im Leben, die brauchte ich nicht noch in der Literatur.

Wenn es nirgendwo Sicherheit gibt, dann ist das ein Buch, das einen in keinster Weise stärkt.

Ich weiß schon, das Buch kann dafür nichts und ich bin selbst erstaunt, wie sehr es mich auch als Erwachsene noch mitnimmt, ich glaube einfach nur, dass es nicht automatisch ein Buch für jedes Kind ist, nur weil es ein Klassiker ist.

Brokkoli – Alice
1:0

DON’T FOLLOW THE WHITE RABBIT

Das Buch ist auf deutsch unter dem Titel „Alice im Wunderland“ im Anaconda Verlag erschienen.

11 Kommentare zu “Alice’s Adventures in Wonderland -Lewis Carroll

  1. Zuerst habe ich ein wenig geguckt wie das berühmte Kaninchen vor der Schlange …aber Deine sehr persönliche Begründung ist sehr schlüssig (und auch anrührend). Ja, ich denke bei vielen Kinderbüchern hängt es davon ab, wie man selbst auch Kindheit erlebt hat…
    Ich habe Alice übrigens erst im Erwachsenenalter gelesen – und fand es da eher surreal (daher dachte ich zunächst: Hoi, warum gefällt ihr das nicht, Kafka am Strand und so tuts doch auch…?), leicht wahnwitzig und aus meinem Erwachsenengehirn dachte ich mir nur, dass ich mir vorstellen kann, dass dieses Buch Kindern auch Angst macht…ich finde es jedenfalls schwer einzuordnen, faszinierend und schon auch, wie Du schreibst, verstörend, aber eben mit meiner Erfahrung eher positiv-verstörend…
    Also ich hoffe, Deine nächste Lektüre ist wieder wohltuender für Dich!
    LG Birgit

  2. Ein interessanter Beitrag. Ich glaube, Kindern im allgemein ist die Erwachsenenwelt unheimlich und schwer durchschaubar, und von nicht immer gutmeinenden, oder wie du es beschreibst im Falle von AiW, gruseligen, unfreundlichen und nicht hilfsbereiten Menschen bevoelkert. Sie will den Ausgang finden, raus aus dem Loch aber vielleicht wirklich raus aus der Kindheit und selbstaendig und unabhaengig werden. In dem Sinne finde ich spiegelt die Geschichte von Alice Realitaet glaubhaft wieder.

  3. kann ich nachvollziehen dein empfindungen, ich bin da auch nach wie vor sehr ambivalent, was diese geschichte angeht.
    gefallen hat mir aber die filmische umsetzung mit jonny depp 😉
    auch gibt es ein paar zitate, z.b. zum thema ziel, die ich durchaus mal hier und da eingesetzt habe 😉
    „Was würdest du mir bitte sagen, wie ich von hier aus weitergehen soll?“
    „Das hängt zum größten Teil davon ab, wohin du möchtest“, sagte die Grinsekatze.
    „Ach wohin ist mir eigentlich gleich…“, sagte Alice.
    „Dann ist es auch egal, wie du weitergehst“, erwiderte die Katze.

    auch den nichtgeburtstag finde ich ne super idee 😉

    ich danke dir für deine schönen kommentare bei mir und wünsche dir/euch frohe festtage, zeit zur entspannung, besinnung auf die wirklich wichtigen dinge und viele lichtblicke im kommenden jahr. die besten weihnachtswünsche sendet dir von herzen…
    amy

  4. Ganz spannend, wenn Literatur einen plötzlich an Punkten erwischt, von denen man gar nicht wusste, dass es sie (noch) gibt. Interessant auch, wenn wir plötzlich wieder etwas mehr über uns selbst wissen … Danke für das Teilen deines Eindrucks, den ich sehr gern gelesen habe – wie eigentlich immer bei dir 🙂 Bei mir ist die Lektüre so lange her, dass ich überhaupt keine Eindrücke abgespeichert habe. Steht also noch auf der endlosen „Mal-wieder-lesen-Liste“. Ich wünsche dir schöne Feiertage und Lektüre, die besser passt. LG, Anna

  5. Pingback: LOST! … in Books | Binge Reading & More

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