New York By The Book – Part I

Ende Mai hatte ich den wahrscheinlich schönsten Geburtstag den man sich nur vorstellen kann. Eine Überraschungsreise mit diversen Tipps vorab, die die Spannung steigerten und mich bis zur Ankunft am Flughafen unter der Abflugtafel rätseln liess wohin es nun wohl gehen wird. Getippt hatte ich auf Singapur sowohl aufgrund des Pack-Hinweises (es wird um +30 Grad) und aufgrund der Tatsache dass das ja unser Plan im März 2020 war als wir den Besuch bei einer lieben Freundin dort corona-bedingt aufgeben mussten.

Es wurde natürlich nicht Singapur, sondern New York! Eine Stadt die mich immer wieder in ihren Bann zieht und auf die ich verzichten wollte während ein gewisses orangenes Wesen sein Unwesen in den USA trieb. Ich möchte euch gerne mitnehmen auf unseren Trip durch New York und euch dabei euch gleich meine zehn liebsten New York Romane vorstellen. Let the journey begin hier die Romane schon mal auf einen Blick – mehr Infos dann im Laufe des Texts.

Nach dem Einchecken im Hotel und einem Rundgang durch Midtown/Hell’s Kitchen hab es erst einmal mega leckere Slurpy Noodles in einem kleinen Thai Restaurant und wir versuchten uns mit aller Macht bis nach 21h Ortszeit wach zu halten.

Das erste was einem auffällt, wenn man nach Jahren wieder mal nach New York kommt ist der Cannabis-Teppich der über der ganzen Stadt hängt. Seit der Legalisierung 2021 haben an allen Ecken der Stadt entsprechende Läden aufgemacht oder es stehen draußen Wagen auf der Straße die Cannabis in jeglicher Form verkaufen, bei einer Durchschnittstemperatur von 35 Grad war der Geruch teilweise echt heftig und es brauchte keiner weiteren Cannabis-Zufuhr, man war schon allein vom Geruch vollkommen erledigt.

Wenn man schlaflos früh durch die Stadt läuft, kommen einem schon mal leicht dystopische Assoziationen in den Sinn und ich empfehle an dieser Stelle den ersten New York Roman, einen meiner absoluten Highlights des letzten Jahres: New York Ghost von Ma Ling:

An meinem Geburtstag stand zunächst Besuch in einem Buchladen in Brooklyn auf dem Programm, den ich schon lange mal besuchen wollte und für die mir liebe Freundinnen einen Gutschein schenkten. Die Besitzerin ist die recht bekannte NYT Bestseller-Autorin Emma Straub, von der ich mir dann auch ein signiertes Buch mitnahm und weiter ging es zu einer Streetart Tour ebenfalls in Brooklyn:

Die anschließende Streetart Tour durch das unfassbar heiße vollkommen schattenfreie Brooklyn war großartig. Habe viel gelernt über die Geschichte der Streetart, des Graffiti und die soziologischen Hintergründe und kann sie nur jedem ans Herz legen, der sich für dieses Thema etwas interessiert und Lust hast New York auch außerhalb der bekannten Sightseeing-Höhepunkte zu erleben.

Wenn man in Brooklyn ist kann es eigentlich nur einen Buchtipp geben und das ist natürlich ein Werk von Paul Auster, wobei natürlich auch Siri Hustvedt viel und wunderbar über New York geschrieben hat. Ich habe besonders oft an diesem Tag an 4, 3, 2, 1 von Paul Auster denken müssen, daher ist er mein Tipp Nr. 2 für diesen Bericht.

Wir sind auch permanent durch Brooklyn gelaufen und haben stets und ständig gehofft Siri oder Paul zu treffen, wenn es passiert wäre, wäre ich vermutlich vor Ehrfurcht ihn Ohnmacht gefallen, obwohl ich zumindest Ms Hustvedt ja schon mal ganz kurz bei einer Podiumsdiskussion zu „The Blazing World“ treffen durfte und schwer beeindruckt war von ihr *fangirling*

Lange ausruhen war nach der Tour leider nicht im Hotel, die Bingereader-Gattin hatte noch eine richtig irre Überraschung im Ärmel. Wir machten uns auf den Weg zur Dachterrasse der Cocktail-Bar „The Press Lounge“ mit anschließendem Dinner im „Print“ und als ich nichtsahnend die Aussicht bewundernd und meinen Cocktail schlürfend den Sonnenuntergang bewunderte, wurde plötzlich hinter mir Happy Birthday gesungen und zwei sehr sehr gute Freundinnen tauchen hinter mir auf! Eine war extra aus Singapur eingeflogen, die andere aus Seattle und ich war eine ganze Weile einfach sprachlos und konnte es absolut nicht glauben. Vor 1000 Jahren hatten wir schon eine Weile gemeinsam NY unsicher gemacht und dieses Mal zu viert, war einfach nur unglaublich wunderbar und es war eine Woche wie aus einem Film.

Natürlich musste ich hier sofort an „Breakfast at Tiffany“ denken, aber die Bar hat mich durchaus auch „The Catcher in the Rye“ erinnert oder an „Carol

Hier also Tipp 3, 4 und 5:

Für heute verabschiede ich mich von Euch mit einem Bild der Stadt der nie schläft und hoffe, ihr habt Lust für den zweiten Teil noch mal die Reise auf euch zu nehmen, dann würde ich euch gerne auf einen (sehr) kurzen Segeltrip, ins Natural History Museum und in die Public Library mitnehmen natürlich mit weiteren meiner absoluten Lieblings-New York Bücher.

Kommt ihr mit?

Prag by the Book

Nach der Buchmesse in Leipzig verschlug es mich direkt im Anschluss auf eine Konferenz nach Prag. Meine Teilnahme an einer Podiumsdiskussion zum Thema „Women in Telco“ war der Hauptgrund dieser Reise, die Diskusison war leider ziemlich schwach, aus verschiedensten Gründen. Immerhin ergab sich noch ein sehr interessantes Abendessen mit einer der Teilnehmerinnen.

Da es im Anschluss nach Berlin zur „New Work Experience“ gehen sollte, genehmigte ich mir einen Tag Urlaub dazwischen, denn das Hin- und Her wäre ziemlich unsinnig. Den Tag nutzte ich dann ausgiebig um Prag zu entdecken und natürlich bin ich nicht ohne Kafka im Gepäck verreist.

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Die Stadt zeigte sich von seiner sonnigsten Seite. Bier war tatsächlich allgegenwärtig und das tschechische Bier ist meines Erachtens tatsächlich eines der besten der Welt. Kein Wunder, dass die Tschechen mehr Bier pro Kopf pro Jahr trinken, als jede andere Nation. Ich mochte insbesondere das Staropramen, die fleischlastige tschechische Küche fand ich allerdings heftig. Als Vegetarier biste da innerhalb von ein paar Tagen tot glaube ich 😉

Ich habe unglaublich freundliche Menschen getroffen, der Satz „I’ve always relied on the kindness of strangers“ hat sich hier absolut bewahrheitet, ich fühlte mich enorm sicher in Prag und bin zum Glück auch vor Taschendieben verschont geblieben, vor denen mich etliche Menschen gewarnt hatten.

Kafkas „Schloss“ war die perfekte Reiselektüre für diesen Trip und ich kann das kleine Kafka-Museum in der Cihelna sehr empfehlen. Dunkel und atmosphärisch schafft es die Ausstellung die verschwimmenden Grenzen zwischen Realität und Kafkas Werken zu beleuchten. Mir gefiel es sehr, war aber auch froh im Anschluss wieder in der Sonne zu sein, man fühlte sich schon recht beklommen da drin.

Prag ist in 10 Distrikte aufgeteilt, die über drei Metro-Linien und ein sagenhaft effizientes Tram-System miteinander verbunden sind. Das jüdische Viertel „Josephstadt“ ist eines der spannendsten Ecken der Stadt mit seinem alten jüdischen Friedhof, dem Golem-Museum und den Synagogen.

Natürlich kann man auch nicht wirklich in Prag gewesen sein ohne über die weltberühmte 0,5km lange Karlsbrücke gelaufen zu sein, mit den 16 Heiligenfiguren. Die Brücke ist im Dunkeln oder im Nebel am mysteriösesten und schönsten finde ich.

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Ich freue mich schon auf meinen nächsten Besuch. Auch literarisch gibt es noch eine Menge zu entdecken neben Kafka und Kundera. Welche Reiselektüre hättet ihr eingepackt?

 Ahoi Prag – Ahoi Kafka ! Zatím!

The Interestings – Meg Wolitzer

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Dieser Roman hat im Bookclub für ordentlich heiße Diskussionen gesorgt. Da gab es die gelangweilten, von den überhaupt nicht interessanten „Interestings“ genervten und auf der anderen Seite die recht euphorischen Befürworter des Romans. Dazwischen war eigentlich nicht viel.

Ich gehöre zu den eher euphorischen Anhängern und entsprechend ist meine Besprechung hier gefärbt. Zeitweise hatte ich das Gefühl eine „Justice for Jules“ Kampagne ins Leben rufen zu müssen, sie hat ordentlich einstecken müssen 😉

Im Sommer 1974 treffen sich 6 Teenager in einem recht exklusiven Kunst-Sommercamp in New England. Jules gelangt in den inneren Zirkel der coolen, urbanen New Yorker und aus der provinziellen Julie wird Jules, die der Enge ihrer Herkunft durch ihre Freunde zu entfliehen hofft. Die sechs schließen über den Sommer Freundschaft, die teilweise ein lebenlang halten wird. Kreativität und Kunst sind ihr Lebenselixier und alle versuchen, ihre Talente auch beruflich zu nutzen, aber einzig Ethan gelingt der wirklich große Durchbruch.

Die Gruppe nennt sich „The Interestings“ und insbesondere Jules und Ethan investieren unglaublich viel Energie und Herzblut in diese Freundesgruppe. Es ist wahrscheinlich nicht schwer, Jules nicht zu mögen. Sie schämt sich ihrer Wurzeln, hängt sich an ihre coolen Freunde, versucht sich ihnen anzupassen und ist gelegentlich neidisch auf ihre Freunde. Das Thema Neid fand ich sehr spannend in diesem Zusammenhang. Neid ist immer negativ besetzt, dabei gibt es ja durchaus zwei Ausprägungen, das bittere neiden, das einem anderen etwas nicht gönnt, nach dem Motto „ich will was du hast, denn ich gönne es dir nicht“ – das die Menschen ganz unglücklich macht und sie zerfrisst ist natürlich eine verdammt schlechte Eigenschaft. Aber es gibt – meine ich – auch eine Form von Neid, die ein notwendiger Motor von Veränderungen ist. Eine Neid von „ich will das auch was du hast und idealerweise nicht nur für mich, sondern auch für andere“. Ein positiver Motor, der nicht unglücklich macht, weil man etwas nicht hat, sondern der Möglichkeiten für positive Veränderungen sieht.

An der Stelle gab es eine Menge spannender Diskussionen in unserem Bookclub. Natürlich kann das total glücklich machen, einfach zu akzeptieren was man hat und sich daran erfreuen, ich sehe aber das Positive, das entsteht, wenn man den Status Quo nicht akzeptiert, sondern für sich und andere mehr erreichen will.

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Sehr spannend auch zu sehen, wie unterschiedlich Menschen mit Talent umgehen. Nur einer in der Gruppe hat ein überdurchschnittlich großes, ganz klar von klein auf ausgeprägtes Talent. Solche Menschen machen fast immer ihren Weg, auch wenn sie aus nicht privilegiertem Umfeld kommen. Die meisten Menschen haben aber denke ich, keine Supertalente, sondern entdecken und finden ihre Talente im Laufe ihres Lebens und da haben dann in der Regel die aus priviligiert stammendem Umfeld einen deutlich Vorteil. „Normales“ Talent reicht bei Privilegierten oft trotzdem zum Erfolg. Wie im Buch bei Ash, die es mit einem durchschnittlich ausgeprägten Maß an Talent schafft, erfolgreich als Regisseurin zu sein, dass durchschnittlich ausgeprägte Maß Talent reicht bei Jules, die keinen priviligierten Hintergrund hat nicht aus. Sie verlässt die Kunst irgendwann, um sich einen normalen Brot- und Butterjob zu suchen und ist in diesem dann auch ganz erfolgreich.

Der immer freundliche, nicht gutaussehende, aber super zuverlässige Ethan, der von klein auf ein begabter Comiczeichner ist, die feenartige hübsche Ash, um deren Achse die Gruppe zu spinnen scheint, ihr Bruder Goodman, der typische verwöhnte Lebemann ohne große Ambitionen und einem Hang zu Alkohol und Drogen, die Sexbombe Cathy, die Tänzerin werden möchte, und der zierliche gitarrespielende Hippie-Junge Jonah – ich konnte sie so deutlich vor mir sehen und fand es spannend, ihren Lebensläufen zu folgen.

Die Gruppe der „Interestings“ sind natürlich in Wirklichkeit gar nicht so interessant wie sie sich selber finden. Für sich selbst ja und sie betreiben auch einen ziemlichen Kult um sich selbst. Aber vielleicht hält sich jeder für wesentlich interessanter, als er eigentlich ist, vielleicht ist das auch gut so. Wenn wir uns selbst nicht interessant finden, wer denn dann ? 😉

Ein Buch, das polarisiert, das man langweilig findet, weil man nicht über eine Gruppe von Leuten lesen möchte, die sich selbst zu wichtig nehmen oder aber das man nicht aus der Hand legen kann, weil die Dialoge so gut sind und weil Meg Wolitzer nicht nur gut schreiben, sondern auch verdammt gut beobachten kann. Ich konnte es nicht aus der Hand legen, ich mochte die Mischung aus Ehrgeiz, Sehnsucht, Eifersucht, Erfolg und Neid, die die Freunde prägt. Das Buch handelt vom Glück, seinem Talent zu begegnen, von der Schwierigkeit, es in einen Job und Erfolg zu verwandeln und auch den Preis, den man manchmal bereit ist dafür zu zahlen. Talente werden gepflegt, zerstört und wiederentdeckt.

Probiert es aus und entscheidet selbst, ich freue mich schon auf weitere Lektüre von Meg Wolitzer. Einig waren wir uns auf jeden Fall, dass wir mehr Talente brauchen, aus allen „Walks of Life“ und diese zu entdecken, zu fördern und zu „heben“ ist eine unserer wichtigsten Aufgaben als Gesellschaft.

Das Buch erschien auf deutsch unter dem Titel „Die Interessanten“ im Dumont Verlag.

Meine Woche

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Gesehen: „Inception“ von Christopher Nolan. Einer meiner absoluten Lieblingsfilme. Den kann ich immer wieder gucken.

Solaris“ von Andrei Tarkovsky. Russische Verfilmung von 1972, unbedingt anschauen. Phantastische Bilder.

Gehört: „Purple Rain“ von Prince, „Strassen“ von Ascii Disco, Diorama „Refugee„, Inception Time End Theme, „North Star“ – IAMX, The Tiger Lillies „Crack of Doom

Gelesen: dieses Interview mit Michael Maar über Nabokov, diesen Artikel der School of Life zu „Self Esteem“, dieses Interview mit Prince, wie man seinen Kleiderschrank organisieren sollte und diesen Artikel über Women in Tech

Getan: interessante Vorträge auf der Year of the Monkey Konferenz gehört, die Banksy Ausstellung bei 20,- Eintritt mehr oder weniger von aussen bewundert (wirkt aber auch nicht, gehört auf die Straße nicht in eine Galerie), einen Geburtstag nachgefeiert, sehr nette Menschen zum ersten Mal live bzw wiedergetroffen, die Leica Ausstellung noch einmal angeschaut, Bookclub besucht und eine Drone geflogen.

Gegessen: sehr leckere türkische Meze

Getrunken: Raki

Gefreut: über Rosen zum Weltbuchtag

Geärgert bzw getrauert: Prince 😦

Gelacht: Your father is so classless, he could be a Marxist Utopia

Geplant: einen Japan Bücherkoffer

Gewünscht: diese Lampe, diesen Sessel, diese Wanddeko

Gekauft: Comics, ein Buch zum Weltbuchtag und einen Pechkeks

Gefunden: nix

Geklickt: auf diesen Ted Talk zu Licht und Dunkelheit und diesen Ted Talk über Weisheit die man in Büchern finden kann und diesen Talk von Smiley Poswolsky zur „Quarter Life Crisis“

Gewundert: wie hölzern Consultants teilweise präsentieren

64 Things You Need To Know Now For Then – Ben Hammersley

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Gibt es ein besseres Gefühl, als das „klick“, wenn ein Puzzleteilchen einrastet, man die  Zusammenhänge erkennt, das dahinterliegende Konzept? Warum ticket die Welt wie sie tickt? Egal, womit ich mich beschäftige, ich finde das „why“ immer so viel interessanter als das „how“. Als mir das Buch vom Wired Chefredakteur Ben Hammersley in die Hände fiel, hatte ich mich innerhalb kürzester Zeit festgelesen in diesen knappen Artikeln, die eine Art Reiseführer ins 21. Jahrhundert bilden.

Kurz und – im positiven Sinne des Wortes – oberflächlich erklärt er die Folgen der Veränderungen unserer modernen Welt, erläutert Innovationen in den Bereichen Technologie, Kultur, Wirtschaft und Politik. Es entzaubert die Cloud, gibt Zugang in den Cyberspace, zu Artificial Intelligence, Bio-Hacking etc.

Das Buch erklärt in kleinen leicht verdaulichen Häppchen, was man heutzutage mit Blick auf Technolgie wissen sollte. Ich fand es überaus interessant und informativ, machte bei einigen Kapiteln Lust, sich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen, bei anderen reichte mir der grobe Überblick.

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“We have gone from people who were attention rich but information poor, to people who are information rich but attention poor.”

“This change in lifestyle is called a spatial fix. …Well, people will be more mobile, there’ll be less property ownership and more access to services and amenities. By giving up the suburban dream we may find ourselves less rooted, but happier.”

Ich habe schon einiges an Büchern aus dem Bereich Zukunftsforschung gelesen und bis zu einem gewissen Grad ähneln sie sich, nichts desto trotz habe ich hier einiges gelernt. Zum Ende hin flacht es etwas ab und etwas mehr Tiefe hätte doch gut getan, aber es ist auf jeden Fall eine gute Checkliste der Dinge, mit denen man sich näher beschäftigen sollte.

Robot Evolution 02: Seoul Street Art (Hongdae)

Robot Evolution 02: Seoul Street Art (Hongdae)

Die Bereiche, die ich besonders spannend fand und mit denen ich mich näher beschäftigen werde, sind die Bereiche Netz-Neutralität, die Singularität, Bio-Hacking, Künstliche Intelligenz,  Geo-Engineering, das Dark Net, Open Data, Memes, Anonymus und Hacktivism.

Ich bin überzeugt davon, dass unser Leben durch 3-D-Printing, das Internet of Things signifikant beeinflusst werden wird und habe auch große Hoffnungen mit Blick auf Smart Cities, ein Bereich in dem sich momentan viel tut. Das Buch hat nicht den Anspruch, auf alles eine Antwort zu geben, aber es hilft uns die richtigen Fragen zu stellen.

Ich kann das Buch nur empfehlen und würde es für manchen Entscheidungsträger zur Pflichtlektüre machen, da stellen sich mir manchmal die Haare hoch, wie wenig diese Ahnung haben wenn es um Digitalisierung, Neue Technologien etc. geht.

“Anything that’s already in the world when you’re born is just normal. That’s followed by anything that gets invented between then and before you turn thirty is incredible exciting and creating and with any luck you can make a career out of it and then, inevitably, anything that gets invented after you’re thirty is against the natural order of things and the beginning of the end of civilisation as we know it until it’s been around for about ten years when it gradually turns out to be all right really.”

So und jetzt mache ich eine Liste mit den 64 Sachen, die ich noch immer nicht weiß und als nächstes erklärt bekommen möchte 😉

Das Buch ist bei Hodder & Stoughton erschienen.

Der Hals der Giraffe – Judith Schalansky

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Facebook ist schon ein gefährlicher Ort. Da gibt man nichtsahnend zu, ein bestimmtes Buch noch nicht gelesen zu haben und schon gehts los. Schande aufs Haupt, Asche aufs Brot und geht ja nicht und jetzt aber mal zack. Hält ja keiner aus so ein „Bullying“ 😉 ich trabte daher brav zum Regal, lies den SUB SUB sein und nahm mir den „Hals der Giraffe“ von Judith Schalansky vor. Wollte ich ja schon immer mal lesen, aber irgendwie kam bislang immer was dazwischen. Notgedrungen, und wer will sich schon Ärger mit den Facebook-Freunden, so oder so es wurde Zeit and this is how I met Inge:

In einem kleinen Dorf in der ehemaligen DDR lebt Inge Lohmark. Sie ist streng, zynisch und Biologielehrerin und die letzte ihrer Art. Die Schule wird mangels Nachwuchs demnächst geschlossen, sie lehrt jedoch stoisch und unerschrocken ihre biologische Sicht auf die Welt. Schüler sind für sie eine einfach eine weitere Spezies unter den unzähligen, die es auf der Welt gibt. Einige von ihnen haben Potential, die restlichen werden einfach per natürlicher Selektion ausgelöscht. Darüber muss man sich nicht aufregen, das ist einfach so. Gene eben und das Überleben der Fittesten. Darauf bezieht sich auch der Titel des Romans. Je länger der Hals einer Giraffe, desto größer die Wahrscheinlichkeit, das sie an Blätter am Baum gelangen und somit überleben. Das ist das einzige was zählt für Inge. Überleben. Dafür braucht man keinen Spaß und auch Liebe ist nicht wirklich unbedingt notwendig, benötigt werden gute Gene, der Rest ist Darwinismus.

“Dass der Mensch nicht einmal vor der Wüste haltmachte! Seine Toleranzkurve war wirklich beachtlich. Er konnte beinahe überall überleben. Und muste das geraezu zwanghaft immer wieder unter Beweis stellen. Protzen mit der ökologischen Potenz.“

Für Inge ist der gesamte Überlebenskampf ein Konkurrenzkampf. Ein Merkmal, das man in der früheren DDR nicht so gern hatte, aber selbst im Kommunismus, konnten die Darwinschen Gesetze nicht komplett umgedeutet werden. Der Konkurrenzkampf ist ein Hauptmerkmal für Inge Lohmark, sowohl bei den Schülern, als auch in der gesamten Gesellschaft. Ausgerechnet Inge Lohmark, die diesen Konkurrenzkampf, die notwendige Härte, Autoriät etc personifiziert wird ironischerweise selbst zum Symbol für eine aussterbende Rasse. Die modernen Lehrer, die verständnisvollen, partnerschaftlich agierenden übernehmen das Ruder.

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„Veilchenfußvolk, neueste Aufhübschungsmaßnahme der Beschäftiungstherapierten.“

„Allein die Schulpflicht. Das war ein staatlich organisierter Freiheitsentzug. Ausgeheckt von der Konferenz der Kultusminister. Es ging gar nicht um Wissensvermittlung. Sondern darum, die Kinder an einen geregelten Tagesablauf und die jeweils herrschende Ideologie zu gewöhnen.“

Eigentlich würde man denken Inge Lohmark wäre mir mit ihrem Denken zutiefst zuwider, war aber nicht so. Diese knorrige, kantige ältere Frau ist mir richtig ans Herz gewachsen. Ihr wunderbarer beissender Zynismus, oft richtig komisch, hatte es mir total angetan. Die Beziehung zu ihrer Tochter ist schwierig und sie entwickelt eine etwas seltsame Obsession mit einer ihrer Schülerinnen, die aber magischerweise zu einer ganz zarten Öffnung ihres Herzens führt. Ich fand Inge Lohmarks philosophische Betrachtungen der Welt überaus interessant und das Buch ist auf jeden Fall eine wunderbare Nachhilfestunde in Biologie. Die Sprache ist einfach und karg wie Inge

Schon lange habe ich nicht mehr so viel aus einem Buch herausgeschrieben und unterstrichen. Das wird mit Sicherheit eines der Bücher sein, die ich bei Gelegenheit noch einmal lese. Kennt jemand die anderen Bücher von Judith Schalansky ?

„Sie war der lebende Beweis, dass der Mensch sich nicht durch Vernunft, sondern durch demonstrative Sprachfähigkeit vom Tier unterschied.“

„Ich darf doch Inge sagen?
Erpressung war das. Alles mit Absicht.

Ja, darfst du. Was sollte man schon sagen? Der Wasserkreislauf war mächtig. Missbrauch beim Mittagessen.“

“Allein, dass der Mensch zur Schule gehen musste, sprach für die Unzulänglichkeit seiner Konstruktion. Fast alle anderen Tiere waren mit der Geburt fertig. Fertig fürs Leben. Ihm gewachsen. Nach ein paar Stunden standen sie schon auf eigenen Beinen. Menschen hingegen blieben ihr Leben lang unfertig. Mängelwesen. Kümmerlinge. Physiologische Frühgeburten, die zur Geschlechtsreife gelangten. Von Natur aus unvorbereitet. Erst am Ende fertig mit dem Leben. Man wurde nur so alt, weil man so unendlich viel zu lernen hatte.“

So und jetzt hätte ich im Übrigen bitte gerne die mir versprochene Fleiß-Giraffe. Ich winke fröhlich aus dem sonnigen Paris (an dieser Stelle solltet ihr euch die Bingereaderin sehr Simone de Beauvoir mässig im Cafe de Flore sitzend vorstellen, schreibend und lesend und ganz eventuell ein Gläschen Rotwein schlürfend dabei. Ach ich kündige einfach und werde hauptberuflich Philosophin – juhu!

À bientôt 🙂

Hier eine Lesung aus „Der Hals der Giraffe“ von Judith Schalanksy:

Das Buch selbst ist im Übrigen ein absolutes Gesamtkunstwerk. Leinengebunden mit wunderschönen Tafeln, man mag es permanent streicheln und gar nicht mehr aus der Hand legen. Da versuch mal gegen anzukommen Kindle, ha!

Gotham Central – Greg Rucka & Ed Brubaker

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You have been warned 😉 Mein Besuch in der Comic Company kürzlich ist nicht ohne Folgen geblieben – auf Empfehlung hin habe ich mit Gotham Central begonnen, eine Serie über das Gotham City Police Department.

Für Polizisten ist es selten einfach, aber für dieses Polizei Department muß man schon besondere Nerven mitbringen. In Gotham trifft man schließlich neben  Handtaschendieben, Einbrechern und anderen „normalen“ Verbrechern auch auf komplett durchgeknallte Typen, wie z.B. Wissenschaftler mit Vereisungswaffen oder nicht minder psychotische ehemalige Staatsanwälte, denen ein Termin beim Schönheitschirurgen nicht schaden könnte.

Als wäre das nicht schlimm genug werden sie auch noch von einem mysteriösen Bürger aus Gotham City gebabysittet, der sich als Fledermaus verkleidet und die Dinge in die Hand nimmt, wenn die Polizistin nicht weiter kommen. Wer möchte auch schon von einem Cop gerettet werden, wenn sich Batman persönlich um einen kümmern könnte ?

Kein Wunder also, dass nicht nur eitel Sonnenschein herrscht zwischen Cops und Batman.

Die Geschichte ist clever, vernünftig strukturiert und einfach gut geschrieben. Rucka und Brubaker verstehen ihr Handwerk, es hat mich daher nicht überrascht zu lesen, dass sie für diese dunkle emotionale Geschichte den Eisner und Harvey Award gewonnen haben.

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Der zweite Band „Half a Life“ beschäftigt sich überwiegend mit der Polizistin Renee Montoya. Sie wird nicht nur auf ihrer Polizeistation geoutet, ihr wird auch noch ein Mord in die Schuhe geschoben und zu allem Überfluss ist Two Face komplett von ihr besessen und versucht, sie auf sehr verschrobene Art und Weise an sich zu binden.

Wow – ein Comic, der den Bechdel Test mal in jeder Hinsicht besteht. Habe selten eine so überzeugende Geschichte einer nicht-weißen lesbischen Protagonistin gelesen wie diese. Sie versucht den wahren Mörder zu finden, glücklos ihren Eltern gegenüber ein Coming Out zu vermeiden und gleichzeitig macht sie ihrer Chefin gegenüber klar, welche Unterschiede es noch immer gibt zwischen weißen und nicht-weißen in der LGBT Community. Die Privilegien sind auch da sehr unterschiedlich verteilt.
Harter Tobak, wirklich gut geschrieben und das ganze noch mit einer kleinen Portion Batman dazu. Was will man mehr?

Ein Comic, der sehr auf die Entwicklung seiner Charaktere eingeht, die starke Persönlichkeit Renees zeigt und eine Menge Emotionalität ins Spiel bringt. Die letzte Szene, als sie sich schlussendlich ihren Eltern gegenüber öffnet, geht richtig nah.

Eine absolute Lese-Empfehlung für Fans gutgeschriebener Comics aus dem Batman-Canon und für Crime noir Freunde.

Diese tollen Batman Socken mit Superhelden Cape sind im Übrigen besonders morgens zu empfehlen, wenn man es eilig hat. Mit denen ist man ca. 7x so schnell in der Arbeit. Wirkt immer. Ehrlich.

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Carmilla – Joseph Sheridan Le Fanu

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Le Fanu hat mit seiner Vampirin „Carmilla“ nicht nur Stoker zum wohl berühmtesten Vampir der Welt „Dracula“ animiert, in vielerlei Hinsicht hat er mit Carmilla auch das absolute Gegenstück zum heterosexuellen, adretten Grafen erschaffen.

„Carmilla“ ist eine von Frauen dominierte Geschichte, sie ist homoerotisch, mehrdeutig, vielschichtig und rätselhaft. Bei Le Fanu ist der Vampir nicht das absolut böse, verblühte Etwas, sondern eine wunderschöne, geheimnisvolle Fremde, die überall gerne nach Hause eingeladen wird und die Herzen ihrer Gastgeber gewinnt.

Carmilla wird ähnlich wie in Mulholland Drive ein Spiegelbild der jungen Laura, die sich mehr und mehr zu Carmilla hingezogen fühlt, wodurch eine ganz andere Art von Horror entsteht, wenn es eben nicht um die Zerstörung eines abgrundtief bösen verwelkten Monsters geht, sondern jemanden, den man irgendwie auch liebt.

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Foto: Rawgraff

Die letzten Jahre haben uns mit Vampirgeschichten ziemlich überrollt. Von Buffy über Twilight zur wundervollen Jim Jarmusch Verfilmung „Only Lovers left alive“ und daher erscheint einem vieles schnell als Cliché. Eine junge Frau wird Tag für Tag schwächer, sie schläft schlecht, ist nervös – klar, da muß ein Vampir in der Nähe sein. Daher musste ich mich gelegentlich daran erinnern, dass all das für Le Fanus Leser absolut neu war und nichts mit Cliché zu tun hatte.

“But to die as lovers may – to die together, so that they may live together.”

Überrascht hat mich, dass es durchaus richtig gruselig zugeht in dem Buch. Da waren ein paar Absätze, die fand ich wirklich unheimlich. Nicht das ich Autoren des 19. Jahrhunderts das nicht zutraue, aber einige Szenen hatte ich so nicht erwartet. Die Szenen wenn Carmilla Blut saugt, waren gleichzeitig erotisch, aber auch verdammt krass.

Was mich aber vielleicht am meisten überrascht hat war die, wenn überhaupt nur äußerst knapp verstecke, homoerotische Sexualität. Das muß beim Erscheinen des Buches für ziemliches Aufsehen gesorgt haben. Le Fanu gehört ja doch eher zu den englischsprachigen Mainstream Autoren und bei Sätzen wie hier

… my strange and beautiful companion would take my hand and hold it with a fond pressure, renewed again and again; blushing softly, gazing in my face with languid and burning eyes, and breathing so fast that her dress rose and fell with the tumultuous respiration. It was like the ardour of a lover; it embarrassed me; it was hateful and yet overpowering; and with gloating eyes she drew me to her, and her hot lips travelled along my cheek in kisses; and she would whisper, almost in sobs, „You are mine, you shall be mine, and you and I are one for ever“

dachte ich einfach nur – Wow. Hätte nicht erwartet, dass ich in dem Buch die Jagd- und Verführungstechniken weiblicher Vampire von jungen Frauen präsentiert zu bekommen. Oder Le Fanus Erklärung, dass, wie bei dieser Art von Liebe und Lust nicht anders zu erwarten sei, der Vampir nicht allein nach dem Blut, sondern auch nach Körperlichkeiten hungert. Noch mal wow.

Jetzt aber auch nicht falsch verstehen, anzüglicher als in dem Zitat oben wird es nicht, aber für die Zeit denke ich trotzdem eine kleine Sensation.

„Carmilla“ ist eine wundervolle unheimliche, verführerische kleine Novelle, die sich meines Erachtens hinter Bram Stoker’s Dracula nicht verstecken muß. Mir tat Carmilla ein wenig leid. Aber gut, man kann wohl nicht unbegrenzt junge Edeldamen aussaugen, auch wenn die noch so abgelegen leben, ohne das irgendwann das Gerede anfängt …

„Carmilla“ ist mehrfach verfilmt worden. Die vielleicht beste Verfilmung dürfte die von Roger Vadim aus dem Jahr 1961 sein:

Carmilla ist im Zarglossus Verlag erschienen.

Michael Kohlhaas – Heinrich von Kleist

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Nein, mit Herrn Kohlhaas sollte man sich besser nicht anlegen. Eigentlich der absolute Musterbürger des 16. Jahrhunderts. Gläubig, fleißig, aufrichtig, gütig – bis er es eines Tages nicht mehr ist. Bis er einfach nicht mehr kann, sein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn ihn so antreibt und aufreibt, bis er gar zum Räuber und Mörder wird. So kann es gehen. Er möchte doch nur zwei Pferde transportieren, wird vom Junker, dem Landeigentümer, gestoppt, der eine Steuer von ihm verlangt für das Betreten seines Landes. Kohlhaas kann nicht zahlen, die Pferde müssen beim Junker bleiben als Pfand. Aber diese Steuer, von der Kohlhaas noch nie gehört hat, die gibts auch gar nicht, die hat sich der Junker einfach einfallen lassen und dann richtet er die armen Pferde auch noch so zugrunde, kein Wunder, dass Kohlhaas versucht, dagegen auf juristischem Wege vorzugehen.

Dabei könnte man es fast schon belassen, der Inhalt dieser kurzen Novelle ist schnell wiedergegeben, aber ich würde dieser Geschichte damit nicht gerecht werden. Denn so banal es vielleicht klingt, dass einer irgendwann durchdreht, vor lauter Ausgeliefertsein und dem Gefühl der Ungerechtigkeit, so großartig und zeitlos hat Kleist das beschrieben.

Er hat ja Recht, der Kohlhaas, mit seinen Anschuldigungen und das Recht wird ihm verweigert. Die spannende Frage für mich ist, was hätte ich getan, wenn ich alle legalen Wege versucht hätte und ich einfach kein Recht bekommen hätte. Wäre ich eventuell auch einfach irgendwann stur ins Unglück gerannt und hätte alle mitgerissen, die mir in den Weg kommen? Hätte ich die Sache einfach auf sich beruhen lassen, der Klügere gibt nach, Ende der Geschichte oder hätte ich mich auch vollkommen reingesteigert und darin verbissen wie der Kohlhaas?

Er lässt die Geschichte nicht auf sich ruhen, er beginnt eine unermüdliche Schlacht gegen seinen Feind, den Junker Wenzel von Tronka (sehr cooler Name by the way), und als er ihn einfach nicht erwischt, dann kämpft er irgendwann gleich gegen den ganzen Staat Sachsen. Kohlhaas wird zum Staatsfeind. Er stellt eine Armee auf, überfällt Dörfer und selbst Martin Luther versucht, zwischen der Kirche, dem Staat und Kohlhaas zu vermitteln.

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Foto: horsesofgrassdale.com

Kleists Kunst liegt für mich darin, wie er es schafft nachvollziehbar zu machen, wie eine eigentlich triviale Sache wie die Auseinandersetzung um zwei Pferde einen immensen Schneeballeffekt verursachen kann und riesige unabsehbare Folgen haben kann. Kleist ist ein Meister in der Darstellung menschlicher Beweggründe.

„An den Ufern der Havel lebte, um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, ein Roßhändler, namens Michael Kohlhaas, Sohn eines Schulmeisters, einer der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit. – Dieser außerordentliche Mann würde, bis in sein dreißigstes Jahr, für das Muster eines guten Staatsbürgers haben gelten können….“

Ich war überrascht wie actionreich diese Novelle ist, habe ich partout nicht erwartet. Kleist habe ich mir immer als zartes Kerlchen vorgestellt, der leise Gedichte vor sich hinmurmelt. Weit gefehlt. Die Geschichte ist so spannend, verblüffend und regt lange nach Beendigung der Lektüre zum Nachdenken an.

Ich würde mich nicht wundern, wenn Michael Kohlhaas demnächst ein „Buch als Magazin“ wird. Mark my words 😉

Es gibt eine interessante Verfilmung aus dem Jahr 2013 mit Mads Mikkelsen, habe bislang nur den Trailer gesehen, der sieht sehr vielversprechend aus:

 

Michael Kohlhaas ist im Hamburger Lesehefte Verlag erschienen.

Alice’s Adventures in Wonderland -Lewis Carroll

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Yep schon klar, das ist einer der ganz großen Kinderbuch-Klassiker und vermutlich bekomme ich ordentlich die Hucke voll, aber das ist eines der Bücher, das mich schon als Kind in den Wahnsinn getrieben hat.

Etwa 150 Jahre später dachte ich, es sei jetzt an der Zeit, es einfach noch mal zu versuchen, mit dem Brokkoli hat es ja auch irgendwann geklappt und ich habe mir wirklich Mühe gegeben. Ich habe eine wunderschöne gebundene Ausgabe bei Oxfam gefunden, ich habe nur entzückte Kritiken bei Goodreads gelesen, ich war sicher, jetzt hab ich sie – die sittliche Reife die es braucht, um Alice frohen Mutes in den Kaninchenbau zu folgen.

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Nur ging es der erwachsenen BingeReaderin wieder genauso wie der kleinen. Es ist eines der wenigen Bücher die mir zutiefstes Unbehagen bescheren. Es macht einfach überhaupt nichts Sinn, ich fühlte mich damals wie heute beim Lesen ständig, als hätte ich 40 Fieber.

“She generally gave herself very good advice, (though she very seldom followed it).”

Ich mag Naturwissenschaft, das Buch soll ja vor mathematischen Symbolen nur so wimmeln, aber mein erschreckt-zitterndes Inneres kommt gar nicht dazu, diese zu sehen, weil ich mich beim Lesen einfach in diesem Strudel befinde mit Alice. Nichts macht Sinn, Alice hat auch nicht einen Moment lang Spaß bei ihren Abenteuern, sie hat die ganze Zeit eigentlich nur Angst und alle, die ihr in diesem Buch begegnen, sind unfreundlich, gruselig und überhaupt nicht hilfsbereit. Sie wollte da einfach nur raus und konnte den Augang nicht finden.

Vielleicht ist es ein Kinderbuch, das man gut Kindern geben kann, die behütet aufwachsen und denen vor lauter Stabilität und Sicherheit etwas Unruhe und Abenteuer gut tut, aber ich hatte das nicht. Ich war als Kind ständig auf der Suche nach Sicherheit und Erwachsene, die sich nicht kümmerten und unberechenbar waren, hatte ich genug im Leben, die brauchte ich nicht noch in der Literatur.

Wenn es nirgendwo Sicherheit gibt, dann ist das ein Buch, das einen in keinster Weise stärkt.

Ich weiß schon, das Buch kann dafür nichts und ich bin selbst erstaunt, wie sehr es mich auch als Erwachsene noch mitnimmt, ich glaube einfach nur, dass es nicht automatisch ein Buch für jedes Kind ist, nur weil es ein Klassiker ist.

Brokkoli – Alice
1:0

DON’T FOLLOW THE WHITE RABBIT

Das Buch ist auf deutsch unter dem Titel „Alice im Wunderland“ im Anaconda Verlag erschienen.