WomeninSciFi (39) Speak – Louisa Hall

 

IMG_5375

Verrückt eigentlich, dass die „Gefahr“, die von den „Maschinen“ ausgeht, viel weniger darin liegt, dass diese sich irgendwann wie in Terminator z.B. gegen uns erheben, sondern vielmehr, dass wir einfach partout die Finger nicht mehr von ihnen lassen können. Sie sind nicht so sehr eine Gefahr unserer motorischen Fähigkeiten, da Roboter uns alles mögliche abnehmen, sondern sie haben sich tief in unser Nervensystem eingegraben. Wir wollen nicht mehr ohne. Wir haben uns so daran gewöhnt permanent „online“ zu sein, stets und ständig unsere Meinungen und Ansichten zu äußern, Bilder zu posten, Informationen abzurufen, uns zu messen und zu optimieren.

“And what if they took over? What if they relieved us of power? We tend to assume that sentient machines would be inevitably demonic. But what if they were responsible leaders? Could they do much worse than we’ve done? They would immediately institute a system of laws. The constitution would be algorithmic. They would govern the world according to functions and the axioms their programmers gave them.”

logo-scifi3

Louise Hall hat in ihrem intelligenten fesselnden Roman tief in unser Innerstes gesehen und sich mit unseren Süchten und Sehnsüchten auseinandergesetzt. Wir befinden uns im Jahr 2040, die Menschheit ist in Rehab und versucht, einem ernsten Fall von weltweiter Roboter-Abhängigkeit Herr zu werden. Der Roman beginnt damit, dass die Babybots, die puppengleichen Roboter,  die für diese Sucht-Seuche verantwortlich waren, den Kindern abgenommen wurden. Die Babybots werden in riesigen Warenlagern abgeladen, die Algorithmen zucken noch ein wenig, bis die Batterien alle sind und sie in Vergessenheit geraten.

Fünf unterschiedliche Stimmen werden von Hall elegant miteinander verwoben und beschäftigen sich mit der philosophischen Frage was ist Erinnerung? Was macht eine Person tatsächlich aus?  Wo verlaufen die Grenzen zwischen Mensch und Maschine ?

“Our primary function is speech: questions, and responses selected from memory according to a formula. We speak, but there is little evidence of real comprehension.”

Die Charaktere sind über Raum und Zeit miteinander verbunden, da gibt es Ausschnitte aus dem Tagebuch eines englischen Mädchens aus dem 16. Jahrhundert, die auf dem Weg nach Amerika ist. Briefe von Alan Turing an die Mutter seiner ersten großen Liebe, die Briefe eines Artificial-Intelligence-Programmierers namens Carl Dettman und seiner Frau, Auszüge einer Biografie eines Mannes namens Stephen Chinn der im Gefängnis sitzt und Auszüge der Unterhaltungen eines jungen Mädchens mit ihrem Babybot.

iphone

Eine dystopische Atmosphäre durchzieht den Roman, die Menschheit kämpft mit sich immer weiter ausbreitenden Wüsten, steigendem Meeresspiegel und nicht näher erklärten Reisebeschränkungen. Der Roman beschäftigt sich intensiv mit Artificial Intelligence, einem Thema, um das man aktuell kaum herumkommt. Alan Turing vertrat die Ansicht, dass man einen Computer intelligent nennen könne, wenn ein Fragesteller nicht unterscheiden könne, ob die Antworten von einem Menschen oder einer Maschine gegeben werden. Die Protagonisten der Geschichte versuchen AI zu nutzen, um Erinnerungen zu bewahren an geliebte Menschen (oder Tiere), die sie verloren haben. Lange wurde in der Philosophie über den Unterschied von Mensch und Tier diskutiert, eine ähnliche Diskussion die wir führen werden, wenn es um den Unterschied zwischen Mensch und Maschine geht. Wenn Erinnerungen Teil des Bewusstseins ausmachen, sind Menschen mit Gedächtnisverlust dann einer Maschine gleicher als ein Computer mit nahezu unbegrenztem Erinnerungsvermögen.

“Speak” ist eine bewegende Geschichte mit spannenden Protagonisten und Fragestellungen, die mich noch lange beschäftigt haben und beschäftigen werden. Besonders zu empfehlen für Fans von David Mitchells „Cloud Atlas“ oder Margaret Atwoods „Madaddams“ Trilogie.

So verwachsen ich selbst auch hin- und wieder mit meinen technologischen Gadgets bin, kommt so ein süßes Hündchen um die Ecke und will spielen, dann haben die Maschinen zum Glück auch weiterhin keine Chance.

„Are you there?“

„Can you here me?“

Hier noch ein interessantes Interview mit der Autorin auf NPR.

#WomeninSciFi (31) Legend Trilogie – Marie Lus an

logo-scifi3

Frau Wonnie von den Münchner Küchenexperimenten ist in Raumstationen eher für das realistisch-bodenständige zuständig und es ist gar nicht so einfach, sie Science Fiction-technisch aus ihrem Orbit zu locken.

Dystopien schaffen das aber immer mal wieder und natürlich lauerte ich schon darauf, wann sie endlich mal wieder zu entsprechender Lektüre einer Autorin griff, um sie für die #WomeninSciFi Aktion zu gewinnen.

Mit „Legend“ und „Prodigy“ stellt sie die ersten beiden Bände der Young Adult Triologie von Marie Lu vor, die mit dieser Dystopie, die in einer düsteren militärischen Zukunft spielt, ihren Durchbruch erzielte und die aktuell gerade verfilmt wird.

IMG_0985

Wir befinden uns in der ehemaligen USA, die nun eine Republik ist, die sich im Krieg mit ihren Nachbarn befindet. Die Hauptakteure sind June, die eine Elite-Familie geboren wurde und in einem der reichsten Bezirke der Republik aufwächst, und Day, der das genaue Gegenteil darstellt – arm und aufgewachsen im Slum.

Day ist einer der meistgesuchtesten Kriminellen – seine Beweggründe sind jedoch keinesfalls schlechte: Er versucht einfach nur, seine Familie zu ernähren und sich um  seinen kranken Bruder zu kümmern.

Man erfährt nicht viel, wie es zu der “neuen Welt” kam und das Buch ist eine klare Dystopie, wie sie auch heute schon oft zu spüren ist: Arm gegen reich. An einer tödlichen Seuche erkrankte und Gesunde. Jugendliche nehmen an Tests teil, die ihre Fähigkeiten beweisen sollen.  Die besten werden zu einer Elitearmee ausgebildet. Die schlechtesten… nun ja.

June gehört zu einer der besten. Als ihr Bruder, dem sie sehr nahe steht, weil sie quasi ohne Eltern aufwächst, getötet wird, fällt der Verdacht auf Day. June will nur eins – Rache. An Day.

Dafür begibt sie sich auf die dunkle, arme Seite und “mischt sich unters Volk”. Und gerät direkt in eine gefährliche Situation, aus der ihr herausgeholfen wird. Von Day, aber das weiß sie zu diesem Zeitpunkt nicht. Sie schläft mit Day und seiner Ziehschwester Tess unter einer Brücke und lernt die zwei dort besser kennen. Ein Science-Fiction-Element darf natürlich auch nicht fehlen – June, 15 Jahre, kann in fünf Sekunden ein fünfstöckiges Haus hochklettern und Kugeln ausweichen. Day verfügt über spidermanartige Fähigkeiten.

Am Ende kriegen sie Day aber doch.

Im zweiten Band der Trilogie „Prodigy“ hat June zwischenzeitlich erfahren, dass es nicht Day war, der ihren Bruder getötet hat, und das seine Motive eigentlich ganz nobel sind. Es hilft sicher auch, dass sie sich zwischenzeitlich in ihn verliebt hat.  Deswegen unterstützt June Day bei seiner Flucht aus der Gefangenschaft der Republik. Das funktioniert nicht ohne Hilfe. Diese suchen sie ausgerechnet bei den Patrioten, einer rebellischen Gruppe. Sie machen sich auf den Weg nach Las Vegas, um sich diesen anzuschließen.

Als sie dort ankommen erfahren sie, dass der alte Elector, Oberhaupt der Republik, gestorben ist und sein Sohn Anden die Nachfolge antritt. Die Patrioten jedoch planen, den Nachfolger auszuhalten, damit eine Rebellion losgetreten wird wird. Sie spannen June und Day für ihre Zwecke ein. Dazu wird June wieder in die Republik geschickt, um sich “einzuschmeicheln” und Reue zu bekennen. June kommt Anden nahe, vielleicht zu nahe…

Den dritten Band hebe ich mir noch etwas auf. Die Bücher lassen sich flüssig lesen, die Geschichte ist zeitweise recht spannend, aber man merkt schon, dass die Zielgruppe eher Teenager sind.

Auf deutsch erschien die Serie unter dem gleichnamigen Titel im Loewe Verlag.

#WomeninSciFi (29) Vom Ende An – Megan Hunter

logo-scifi3

WAS WIR ANFANG NENNEN, IST OFT DAS ENDE,
UND EIN ENDE MACHEN HEISST EINEN ANFANG MACHEN
AM ENDE BRECHEN WIR AUF.“
(T. S. ELIOT, VIER QUARTETTE)

Das hier ein Dystopie-Fan zu Hause ist, dürfte man wahrscheinlich bereits bemerkt haben, vielleicht aber auch das ich da nicht einfach zu kriegen bin, denn Atmosphäre, Sprache, dahinter liegende Philosophie müssen stimmen, damit ich auch wirklich drauf anspringe.

Megan Hunters Debut hat zuerst durch das wunderschöne Cover neugierig gemacht. Aber nicht nur. Das sie mit einem Gedichtband auf der Shortlist des Bridport Prizes stand, merkt man dem Roman an, erinnern die kurzen Sätze allein vom Druckbild her eher an Gedichte als an einen Roman.

img_5402

Während die steigenden Meeresspiegel ganz London zu überfluten drohen und damit eine Bedrohung katastrophalen Ausmasses auslösen, treffen wir auf eine namenlose junge Frau die kurz davor ist ein Kind zu gebären.

„Mein üblicher Zynismus ist von Angst vertrieben worden, der Angst vor Schmerzen, vor Kontrollverlust, vor allem, was blutig ist und sich dehnt.

Der Augenblick der Geburt steht mir bevor wie früher meine Entjungferung, wie der Tod. Das Unvermeidliche, im Innern verborgen und irgendwo draußen auf der Lauer.“

Zeitgleich fast mit ihrer Fruchtblase reißen auch die Dämme und nur Tage nach der Geburt ihres kleinen Jungen Z ist die kleine Familie gezwungen ihre Wohnung zu verlassen und sich in Sicherheit zu geben. Sie wandern von Ort zu Ort, auf der Suche nach einer dauerhaften Bleibe. Die Mutter ist hin- und her gerissen zwischen Angst und Staunen ob der ersten Berührungen und Entdeckungen ihres kleinen Sohnes in diese beunruhigende Welt hinein. Glücklich und neugierig, trotz aller Unsicherheiten.

Es ist die Geschichte einer jungen Mutter die nicht nur mit ihrer neuen Rolle zurecht kommen muss, sondern sich auch in einer zunehmend fremden Welt wider findet. Megan Hunter hat ein überaus poetisches seltsam schönes Buch geschrieben, das ein mögliches Zukunftszenario beschreibt – realistisch und bedrohlich und doch voller Liebe und Hoffnung.

„Vom Ende an“ erinnert gelegentlich an Cormac McCarthy’s „The Road“ wobei das ja nahezu jedem dystopischen Roman mittlerweile nachgesagt wird. Es ist ähnlich distanziert, hat für mich aber deutlich mehr Poesie und Hoffnung. Es ist aus der Sicht der Mutter geschrieben, der Vater bleibt eine Randfigur und wir erleben nur den Anfang dieser bedrohlichen Katastrophe.

dont-believe-in-global-warm

Die Charaktere bleiben durchweg namenlos, einzig durch ein Initial erkennbar, dadurch fällt es dem Leser schwerer eine Bindung zu den Protagonisten aufzubauen. Dadurch aber wird die Katastrophe selbst umso realistischer. Jeder von uns könnte R oder S oder Z sein, das macht die Geschichte so greifbar, lässt die Bedrohung und den Horror ganz langsam einsickern und vorstellbar werden.

„Ich bewege meine Hand über die Wege der fleckigen Wand, geäderte Wasserpfade als Aufzeichnung all der Tage, die wir nicht erlebt haben.“

Vielleicht hätte ich mir die Protagonisten etwas dreidimensionaler gewünscht, aber es lebt auch ganz klar von seiner spartanen spröden Schönheit. „Vom Ende an“ ist ein besonderer, einzigartiger Roman, den ich sehr gerne gelesen habe. Vielleicht sollte man den Roman wie Gedichte mehrfach lesen, um ihn Schicht für Schicht freizulegen und ihm immer mehr seiner Geheimnisse zu entlocken.

Es wundert mich nicht, dass Benedict Cumberbatch sich hier die Filmrechte gesichert hat, ich bin schon sehr auf die Verfilmung gespannt und caste zwischenzeitlich schon mal die Hauptdarstellerin 😉

Ich danke dem C. H. Beck Verlag für das Rezensionsexemplar.

#WomeninSciFi (10) The Children of Men – PD James

logo-scifi3

PD James ist eigentlich eine Autorin die man mit Mordfällen, englischer Tea time, britischem Humor und vorzüglichen Manieren in Verbindung bringt und nicht wirklich mit Sci Fi. Annette vom Blog „Nettebücherkiste“ hat in ihrer Bücherksite einen SciFi Roman der Queen of Crime entdeckt, der vor ein paar Jahren auch sehr erfolgreich verfilmt wurde.

Ich habe mich sehr über Annettes Teilnahme gefreut, die mich immer wieder mit der unglaublichen Bandbreite an Themen auf ihrem Blog ins Staunen bringt und der ich so manchen interessanten Büchertipp verdanke. Ich habe das Gefühl wir könnten uns auf der Buchmesse die Tage unerkannt über den Weg gelaufen sein, sollte das so sein, müssen wir das im nächsten Jahr unbedingt besser koordinieren, damit mal ein Treffen möglich ist.

Jetzt geht es aber per kurzer Zeitreise in die gar nicht so entfernte Zukunft und übergeben PD James das Wort, die uns in ein dystopisches England entführt:

Oxford, Großbritannien im Jahr 2021. Eine Welt ohne Kinder. 1995 war das letzte Jahr auf der Erde, in dem Kinder geboren wurden. Sie nennen es das Jahr „Omega“ und die in ihm geborenen Kinder „Omegas“. Lange hatte man noch die Hoffnung, die Ursache für die Kinderlosigkeit ergründen und ein Mittel dagegen finden zu können. Inzwischen hat sich die Menschheit jedoch mehr oder weniger mit ihrem absehbaren Ende abgefunden und sich arrangiert. Die Anzahl der Suizide ist beträchtlich gestiegen, sodass man sich nicht mehr anders zu helfen wusste, als nahe Verwandte zu bestrafen. Katzen und Puppen dienen als Kinderersatz für all die Menschen mit unerfülltem Kinderwunsch. Und Großbritannien ist keine Demokratie mehr. Stattdessen herrscht Xan Lyppiatt, der sich als der „Warden“ (dt. in etwa „Hüter“) von England bezeichnet, in einem despotischen System. Theo Farin ist Geschichtsprofessor in Oxford und der Cousin des Warden. Als solcher gehörte er eine Zeit lang zum Beraterteam des Warden, ist aber inzwischen daraus ausgeschieden. Doch dann bittet eine kleine Gruppe, die für die Wiederherstellung der Demokratie kämpfen will, Theo um seine Unterstützung.

pd james

Die im Jahr 2014 verstorbene Schriftstellerin P. D. James ist eher als Autorin von Kriminalromanen bekannt, darunter auch die Krimifortsetzung des Austen-Romans „Stolz und Vorurteil“ namens „Der Tod kommt nach Pemberley“. Wir haben es hier also nicht mit dem Werk einer auf Science-Fiction und Dystopien spezialisierten Autorin zu tun, tatsächlich ist es ihr einziges Werk aus diesem Genre. So erwartet den Leser hier auch kein „typischer“ Science-Fiction-Roman, sondern eine ruhige Dystopie. Wer eine schnell vorangetriebene Handlung und Action sucht, wird in diesem Buch nicht fündig. P. D. James lässt sich viel Zeit mit der Gestaltung und der Schilderung ihrer Zukunftsvision, die zwar kein brutales Schreckensszenario darstellt, aber stille Grausamkeit beinhaltet. So wird, wer alt und krank ist, ermutigt, (mehr oder weniger) freiwillig aus dem Leben zu scheiden. Diese und weitere Konsequenzen der Kinderlosigkeit werden eindrücklich beschrieben, tatsächlich ist dies wohl der interessanteste Aspekt an P. D. James‘ Roman.

Geschildert werden auch die Jugend des Protagonisten an der Seite des heutigen Warden von England und ihre Beziehung zueinander. Nun soll Theo den Warden kontaktieren, um für die Dissidentengruppe zu vermitteln. Als dies erfolglos bleibt und die Situation der Gruppe eskaliert, wird der Roman zum Road-Trip und Horrortrip. Es ist schwierig, darauf einzugehen, ohne zu spoilern, daher beschränke ich mich darauf, anzumerken, dass auch hier trotz des nun höheren Tempos der Handlung Zeit für ethisch-moralische Überlegungen bleibt. Sprachlich ist der Roman anspruchsvoll und bietet einen hohen Lesegenuss. Gegen Ende hin wird das Geschehen jedoch allzu vorhersehbar, überschreitet gar die Grenze zum Trivialen. Das Finale scheint weniger durchdacht, kann das bisherige Niveau des Romans nicht halten. Hierzu tragen vor allem die unglaubwürdige eingeflochtene Liebesgeschichte sowie  der unbefriedigende, etwas banale Ausgang des Romans bei. PD. James entwirft ein interessantes Szenario auf hohem sprachlichen Niveau, kann jedoch letzten Endes nicht ganz mit der Handlung ihrer Dystopie überzeugen.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei der Bingereaderin für die Möglichkeit, an dieser tollen Aktion teilzunehmen!


Auf deutsch erschien der Roman unter dem Titel „Im Land der leeren Häuser“ im Knaus Verlag.

Hier der Trailer zum Film, den ich absolut empfehlen kann:

Short and Sweet – Gemischte Tüte

Short and Sweet kommt ja oft, wenn ich ein bisschen faul bin für elaborierte Rezensionen, das soll gar nicht wertend sein den Büchern gegenüber, die ich dann nur kurz bespreche. Habe mal die liegengebliebenen der letzten Wochen (und einmal fast schon Monate) zusammengesucht, damit ich sie endlich ins Regal räumen kann und sie aufhören, mich so vorwurfsvoll anzuschauen.

Mein großes Highlight in diesem Stapel war „Night Film“ von Marisha Pessl, eine Autorin, die mit ihrem Debut „Special Topics in Calamity Physics“ vor ein paar Jahren für ordentlich Aufsehen in der Literaturbranche sorgte. Zusammen mit Jonathan Safran Foer galt sie als literarisches Wunderkind, wurde aber gleich auch mit ihm als Vertreterin der „Streber-Literatur“, der show-offs, in einen Topf geworfen.

Ich mochte ihr Debut sehr, mag auch Safran Foer und daher haben mich diese Spitzen überrascht, habe sie aber weitestgehend ignoriert und war erfreut, dass ein weiterer Roman von ihr erschienen ist, der sich dann auch noch mit dem Genre Horror-Film beschäftigt. Die Aufmachung erinnert entfernt an Mark Z Danielewskis „House of Leaves“ und die Geschichte um den Selbstmord der Tochter des mysteriösen Horrorfilm-Regisseurs Stanislav Cordova, der seit über 30 Jahren nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen wurde, hatte für mich definitiv Pageturner-Qualitäten.

“Mortal fear is as crucial a thing to our lives as love. It cuts to the core of our being and shows us what we are. Will you step back and cover your eyes? Or will you have the strength to walk to the precipice and look out?“

Nicht wirklich gruselig, aber düster und atemberaubend spannend, ein Thriller der Extraklasse, der Lust aufs Gruseln macht.

„Solitaire“ von Kelly Eskridge entführt uns in eine nicht all zu weit entfernte Zukunft, in der es tatsächlich endlich Weltfrieden gibt. Als Symbol der Hoffnung wurden alle Kinder, die genau in der Sekunde geboren wurden, als die Friedensverhandlungen beendet wurden, zu „Hopes“ ernannt und werden auf ihre Rolle als künftige Aushängeschilder der globalen Administration vorbereitet.

Die „Hope“ des weltweit einzigen Konzernstaates ist Ren „Jackal“ Seguara. Als Ren für eine fürchterliche Katastrophe die Schuld gegeben wird, bricht die Ko Corporation, ihr Heimatland sozusagen, jegliche Verbindung mit ihr ab und verurteilt sie zu einer fürchterlichen Strafe. Sie wird im Rahmen eines Experiments in eine Virtual Reality Isolationshaft gebracht, wo sie die nächsten 8 Jahre allein in ihrem Geist eingesperrt wird, ohne jeglichen Kontakt von außen.

„When we are left all alone is that when we find out who we truly are?“

Was mir an diesem stylischen Sci-Fi Roman unter anderem gut gefallen hat, war die absolute Selbstverständlichkeit mit der Ren eine Freundin hat und das auch ohne große Liebesdramen oder Dreiecksgeschichten, sondern von der ersten Seite an war klar, dass sie mit Snow zusammen ist. Eine willkommene Abwechslung.

Richtig kaugummibunt wird es dann bei „Knallmasse“ von Ulrich Holbein, einem durchgeknallten Science-Fiction Märchen. Klingt als hätte es George Orwell mit Lewis Carroll geschrieben, nachdem sie sich durch Aldoux Huxleys komplette LSD-Vorräte gearbeitet hatten.

Eine Zusammenfassung erscheint mir ziemlich unmöglich daher kupfer ich mal die Kurzbeschreibung auf dem Buchrücken ab um hier ordentlich Appetit auf diesen Roman zu machen, der im Übrigen bereits 1993 erschienen und liebevoll illustriert vom Humunculus Verlag wieder aufgelegt wurde.

„Es knallt und zwischt. Roboter Knallmasse lebt mit seinesgleichen im Staat des Dröhnens DeziBel, wo man das Klobige, Harte schätzt und das Weiche, Runde verabscheut. Als sich jedoch durch einen Sportunfall siene Weltsicht verkehrt und er dem Organischen plötzlich zugetan ist, hat er den Platz in sienem bisherigen Lebensraum verwirkt. Der Staatsapparat macht unterbittlich Jagd auf den Abweichler. Mit zwei menschenähnlichen Wulwiletten gelingt Knallmasse die Flucht ins kunterbunte Weltall, wo ein Abenteuer komischen Ausmaßes auf sie wartet.“

Ich danke dem Humunculus-Verlag für das Rezensionsexemplar.

Kluge Gedanken für Leserinnen in allen Lebenslagen aus dem Elisabeth Sandmann Verlag ist eine Hommage an die lesende Frau und ich habe darin für meine Serie „Awesome People (Binge)Reading auf Facebook noch ein paar sehr schöne Motive gewonnen. Die Bilder sind wunderbar, zeigen überwiegend eher unbekanntere Leserinnen in abgefahrenen Positionen, das ganze wird von literaturbezogenen Zitaten geschmückt. Ein Buch das man gerne durchblättert und dass das perfekte Coffee-Table-Büchlein für die lesende Frau von Welt ist 😉

Einzig die Auswahl der Zitate fand ich gelegentlich etwas einseitig, einige Autorinnen sind dutzenfach vorhanden, ein paar, die gut gepasst hätten, fehlen leider gänzlich. Aber das ist jammern auf hohem Niveau, wer noch ein passendes Geschenk für eine Freundin oder sich selbst sucht, der kann hier beruhigt zugreifen.

Mein letztes Buch für heute hätte ganz wunderbar in die Short and Sweet – Illustre Runde gepasst, da hatte ich es allerdings noch nicht, aber so ein Geburtstag sorgt ja immer wieder für Neuzugänge und somit habe ich jetzt auch Haruki Murakamis „Schlaf“ in meiner Sammlung.

„Der Zustand, in dem ich in dieser Welt lebte und existierte, war wie eine vage Halluzination. Bei einem Windstoß, glaubte ich, würde mein Körper bis ans Ende der Welt geweht, an einen Flecken am Ende der Welt, den ich nie gesehen und von dem ich nie gehört hatte. Ewig wären mein Körper und mein Bewusstsein voneinander getrennt.“

Illustriert wurde es wieder mehr als genial von der wunderbaren Kat Menschik. Die Geschichte handelt von einer Frau, die seit siebzehn Tagen absolut kein Auge zumachen kann. Während Mann und Sohn nachts schlafend in ihren Betten liegen, beginnt für die namenlose Erzählerin ihr zweites Leben, das bald deutlich aufregender ist, als ihre immer gleichförmigen Tage.

Die 30jährige erzählt niemandem von ihrer Schlaflosigkeit, einzig der Leser erfährt davon. Es gibt keine Anzeichen von einsetzendem Wahnsinn oder anderen üblichen Symptomen nach einer derart langen Zeit der Schlaflosigkeit. Murakami hat sich ganz sicher intensiv mit dem Thema beschäftigt, ich fand die Idee unglaublich spannend, muss aber sagen, es handelt sich meines Erachtens um eine etwas schwächere Geschichte vom Meister. Aber auch hier jammern auf hohem Niveau. Ein Buch das jeder Murakami-Fan in seiner Sammlung braucht und spätestens in der nächsten schlaflosen Nacht werde ich es noch einmal hervorholen…

Das wars für heute meine Lieben. Hier noch mal kurz in der Übersicht die besprochenen Bücher dieser Short und Sweet Folge:

  • Marisha Pessl – Night Film. Im deutschen unter dem Titel „Die amerikanische Nacht“ im Fischer Verlag erschienen
  • Kelley Eskridge – Solitaire. Bislang nicht auf deutsch erschienen. Ansonsten im Small Bear Verlag.
  • Ulrich Holbein – Knallmasse. Erschienen im Homunculus Verlag
  • Kluge Gedanken für Leserinnen in allen Lebenslagen. Erschienen im Elisabeth Sandmann Verlag
  • Haruki Murakami – Schlaf. Erschienen im Dumont Verlag.

Planet Magnon – Leif Randt

IMG_5073

Mit Leif Randt geht es durch die unendlichen Weiten des Weltalls – where no one has gone before. Wir entern ein Sonnensystem das von einer allwissenden weisen Artificial Intelligence mit eingebautem Fairness-Schlüssel regiert wird und aus sechs Planeten und zwei Monden besteht.

Wir befinden uns in einer postdemokratischen, postrationalen, friedlichen Ära irgendwo in der Zukunft, wo verschiedene Kollektive um die ideale Lebensführung konkurrieren. Der Mond ist türkisfarben, alle fast ständig auf Droge und der Kapitalismus gezähmt.

Leif Randt ist ein poetischer Autor, der eine Geschichte erzählt, bei dem jedes Wort zählt und Meinung hat und jeder Satz seinen ganz eigenen Rhythmus hat. Seine Manipulation der Sprache führt dazu, dass vertraute Alltagsdinge plötzlich in einem ganz anderen Licht erscheinen, gleichzeitig vertraut und doch ganz fremd sind. Die Technik führt dazu, dass „Planet Magnon“ eine ganz eigene Atmosphäre entwickelt und jede einzelne Szene des Romans entsprechend färbt.

„Ich versuche es auf eine Art zu erzählen, wie ich es selbst gerne erzählt bekäme. Ich spreche ruhig und fange nicht mit den entscheidenden Dingen an, sondern mit denen, die mich berührt haben.“

Marten Eliot, der Protagonist der Geschichte, gehört zu den Dolphins, einem der führenden Kollektive, das sich der Nüchternheit, Pflichterfüllung und postpragmatischen Schwebeübungen verschrieben hat.

„Die erste Wache nimmt eines der großen Messer von der Wand und beginnt, mit der scharfen Klinge Fleisch vom Spieß zu lösen. Es fällt Schicht um Schicht herunter, und die zweite Wache vermengt es mit Salat auf unseren Teigscheiben. Wir haben kein Besteck. Beide Wachen tragen Hygienehandschuhe und wickeln den angerösteten Teig nun um die gehäufte Nährung.“

Das titelgebende Magnon ist eine Substanz, die es zu ganz besonderen Gelegenheiten gibt und die einen umgehend in einen Zustand frühkindlichen Wohlbefindens befördert. Alles ist kühl und zurückgenommen im Sonnensystem, ähnlich wie die Sprache Randts und Bewegung kommt erst ins Geschehen, als das Kollektiv der „gebrochenen Herzen“ auftaucht und versucht die wohlstandsmüden Selbstkontrollierten zu erschüttern.

Randt deutet alles nur an, auf überdeutliche Beschreibungen verzichtet er. Die Sprache ist elegant und es gibt eine Menge verhalten witzige Passagen. Man hätte aus allem vielleicht noch ein bisschen mehr machen können, das Glossar nimmt fast einen Drittel der Geschichte ein, da hätte ich mir vielleicht noch ein paar weitere Kapitel gewünscht, ich fand das Ende etwas abrupt, aber genau das Richtige für Freunde intelligenter bizarrer Science Fiction, die die Wohlstandsgesellschaft und deren Oberflächlichkeiten leise persifliert.

 

Ich danke dem Kiepenheuer & Witsch Verlag für das Rezensionsexemplar.

 

The Three-Body Problem – Cixin Liu

617ppv5j9dl-_sl300_

Foto: audible

Ich war gerade am grübeln, wie ich meine Leidenschaft für Bücher mit der Lust am Laufen und Radln besser verknüpfe, da gab es eine Anfrage, ob ich Interesse an einer Hörbuch-Kooperation habe. „The Three-Body Problem“ war also mein Versuchskaninchen, da ich Hörbücher bislang immer mit „innerhalb-von-5-Minuten-wirkenden-Schlafmitteln“ in Verbindung gebracht habe.

Einschlafen war aber bei der aktuellen Versuchskonstellation keine Option, weder vom Inhalt her, noch war ein Sofa in der Nähe. Ich habe mich auf dem Weg zur Arbeit und zurück, beim Mittagspausen-Spaziergang und wochenends an der Isar lang von Cixin Liu begleiten lassen und was soll ich sagen – das hat richtig gut funktioniert! Das Hörbuch dauerte insgesamt 14 Stunden und 37 Minuten und als ich zum Ende hin so angefixt war, hat mich eine fette Erkältung zwar aufs Sofa und ins Bett gezwungen, aber ich hab deutlich länger als 5 Minuten durchgehalten. Hörbücher müssen also nicht zwangsläufig sofort zum Einschlafen führen, nach einer Weile tun sie es bei mir aber schon. Daher für mich eher Walk & Talk, aber man kann auch sehr problemlos zurückspulen, wenn es dann doch mal passiert.

Der Sprecher Bruno Roubicek hat mir gut gefallen, auch wenn ich insbesondere am Anfang der Geschichte ziemliche Schwierigkeiten hatte, mir die Namen der Charaktere zu merken und sie auseinanderzuhalten. Das wäre mir beim Lesen eventuell etwas einfacher gefallen, als beim bloßen Zuhören, ansonsten hat mir mein Audiobook-Abenteuer ausgesprochen gut gefallen. Ich glaube, audible sieht mich durchaus wieder, denn ich war positiv überrascht, dass viele Hörbücher in deutsch und englisch erhältlich sind und das die Auswahl ganz gut zu sein scheint.

„The Three-Body Problem“ beschäftigt sich vorwiegend mit folgenden Themen und wenn diese auch nur annähernd interessant für euch sind, dann könnte dieser Sci-Fi Thriller absolut was für euch sein:

  • die Kulturrevolution in China
  • die Geschichte der Wissenschaft, insbesondere der Physik
  • die Frage, ob wir Kontakt zu anderen Zivilisationen wirklich wollen würden und welchen Einfluss das auf unsere Zivilisation hätte
  • Ist Wissenschaft eigentlich tatsächlich objektiv und nachweisbar oder sind wir limitiert durch unseren Verstand, der so wirklich mit maximal vier Dimensionen umgehen kann?

Mir gefällt Sci-Fi eigentlich am besten, wenn das „Worldbuilding“ gut funktioniert und meine Ansichten und Paradigmen ordentlich durchgeschüttelt werden. Ich will neues lernen über unsere Welt, andere Welten, über mich und die Protagonisten in der Geschichte. Als ewiger Optimist bin ich sehr davon überzeugt, dass das goldene Zeitalter noch vor uns liegt.

aaeaaqaaaaaaaaqzaaaajgi4ndu2mty5lwvmymitndu0ms04mjvmlte3odk1mty1zdllnw

Foto: LinkedIn

Lin nutzt das „Three-Body-Problem“ der klassischen Mechanik um ein paar furchterregende Fragen mit Blick auf die menschliche Natur zu stellen und was den Kern unserer Zivilisation so ausmacht.

Die Geschichte beginnt mit der Kulturrevolution im Jahr 1967, wo die Astrophysikerin, Ye Wenjie, Zeugin der öffentlichen Exekution ihres geliebten Vaters wird, der von ein paar jungen Frauen der Roten Garde zu Tode gequält wird. Das ist der erste Schritt auf ihrem Weg zur absoluten Missachtung der menschlichen Rasse und führt später dazu, dass sie eine Entscheidung trifft, die das Schicksal der gesamten Menschheit aufs Spiel setzt.

Vierzig Jahre später kommt der Nanomaterial-Forscher Wang Miao mit einem Virtual Reality Computerspiel in Kontakt, das erstaunlich großen Einfluss auf die reale Welt um ihn herum zu haben scheint. Dann gibt es da noch die Trisolaner, eine Rasse die in einem Universum mit drei Sonnen leben, auf einem Planeten dessen Gravität, Hitze und Umlaufbahn sich in konstantem irregulärem Fluss befinden. Kurz vor dem Aussterben sind die Trisolaner zu ziemlich allem bereit, um sich vor der Vernichtung zu retten …

jay-wong-poster-horizontal-jaywong

Foto: Jaywong

Das ungewöhnliche an diesem Sci-Fi Roman ist, dass die Außerirdischen bis kurz vor Schluß gar keinen Auftritt haben, der Roman beschäftigt sich weitaus mehr mit dem nominellen „Three-Body-Problem“, mit Wissenschaftsgeschichte, innovativen wissenschaftlichen Theorien und ab und an auch ziemlich abgefahren-skurillen Theorien. Gelegentlich hatte ich ein „Three-Brains-needed“ Problem, so ein Grundlagen-Crashkurs in Physik kann nicht schaden. Cixin Lius Erklärungen der Theorien fand ich ziemlich gut, aber ab und an war ich doch etwas „lost in space“ und habe insbesondere zum Ende des Buches hin versucht, im Internet Physik-Nachhilfe zu finden, um noch mitzukommen. Tipps wie „solange du die Formel drauf hast, wie sich Himmelskörper in einem Vakuum bewegen geht alles klar“, haben nur marginal geholfen 😉

Die Idee, die Zivilisation der Trisolaner per VR-Video Game vorzustellen, fand ich ziemlich cool und hat mich an Star Treks Holodeck erinnert. Jedes Mal wenn das Spiel neu gestartet wird, findet sich der Spieler in einem fortgeschrittenerem Stadium des wissenschaftlichen Fortschritts der Erde wieder. Wo man anfangs noch chinesischen Kaisern begegnet, spielt man irgendwann an Einsteins Seite.

Wenn ich bislang wenig über die Charaktere gesprochen habe, dann hat das durchaus seinen Grund, denn diese sind der größte Schwachpunkt der Geschichte. So spannend und informativ der Roman ist, die Protagonisten sind eher 1-2D und Entwicklung findet auch eher weniger statt. Über die Persönlichkeiten der Protagonisten könnte ich einfach nicht viel sagen, denn die sind eher reaktiv unterwegs, ihre Weltanschauungen, Vorlieben, Ängste etc. bleiben eher im Dunkeln. Dafür gibt es Punktabzug, dem Lese- oder vielmehr in diesem Fall Hörgenuss hat das keinen Abbruch getan.

Spannend finde ich noch, dass das Buch im heftig zensierten China trotz deutlicher Kritik an der chinesischen Vergangenheit so erfolgreich ist. Würde mich interessieren, wie das im Land diskutiert wurde, dazu kenne ich mich leider viel zu wenig mit China aus.

Das Buch ist in China und den USA ein riesiger Bestseller, der erste Band einer Trilogie von dem bislang nur der erste ins Deutsche übersetzt wurde. Eine Filmadaption ist gerade abgeschlossen, keine Hollywood Produktion, sondern eine chinesische Eigenproduktion und erste Bilder vom Set kann man hier sehen (nach etwa 20 Sek chinesischer Werbung am Anfang):

Cixin Liu hat 2015 den in der Sci-Fi Welt sehr renommierten Hugo Award gewonnen. Das Barack Obama ihn auf seiner Sommer-Leseliste hatte, hat dem Roman sicherlich gut getan und ihm den Weg in den Mainstream gebahnt. Ein außergewöhnlicher Sci-Fi Thriller, der mir sehr gut gefallen hat. Ich freue mich auf die zwei weiteren Bände und kann den Roman jedem empfehlen, der Spaß an „hard Sci-Fi“ hat, der mal nicht einem typisch westlichen Plot folgt, der gelegentlich zur Überhitzung der Synapsen führen kann und auf jeden Fall Lust auf mehr Sci-Fi aus allen möglichen Ecken der Welt macht.

Hier noch ein Erklärungsversuch, notfalls glühende Synapsen mit chinesischem Dosenbier kühlen 😉

https://www.wired.com/2016/06/way-solve-three-body-problem/

Eine weitere positive Rezension findet ihr bei letusreadsomebooks.
Brasch & Buch konnte sich eher weniger damit anfreunden.

Das Buch erschien auf deutsch unter dem Titel „Die Drei Sonnen“ im Heyne Verlag.

The Power – Naomi Alderman

img_3047

Da hatte Margaret Atwood tatsächlich recht. Dieser Roman hat mich aus den Socken gehauen. „The Power“ ist die außergewöhnliche Geschichte, wie sich das Kräfteverhältnis in der Welt verändern würde, wenn Frauen plötzlich diejenigen wären, die die „Power“ hätten und es ist gleichzeitig ein provokant-feministischer Blick auf unsere gegenwärtige Welt.

Die Geschichte beginnt in etwa 2000 Jahren, in der unsere Gegenwart als die „Cataclysm Era“ bezeichnet wird, denn sie endete mit einem weltweiten katastrophalen Krieg, aus der neue Zivilisationen hervorgingen. Zu Beginn des Buches leben sie in einer Gesellschaft, die der unseren ähnlich ist. Der einzige große Unterschied ist, dass nach der Katastrophe alle Frauen mit einem Skein geboren werden. Einem internen Organ, das Energiestöße freisetzen kann, die so heftig sein können, das man jemanden damit verletzen, kontrollieren, töten aber auch heilen kann – genannt „the Power“.

Frauen wurden durch diese Entwicklung immer mächtiger und alle Gesellschaften, die ab dem Zeitpunkt historisch erwähnt werden, sind Matriarchate. Wir erfahren all das über die Zukunft, über den Email-Austausch zwischen dem Autor des „historischen Textes“und der Redakteurin jeweils am Anfang und Ende des Romans. Der Roman selbst beschäftigt sich mit dem, was der Autor (ein Mann) als Auslöser für die Katastrophe annimmt. Der Roman den wir lesen spielt also zu unserer Zeit in unserer patriarchalischen Welt und beginnt mit dem Moment, in dem die ersten Frauen mit einem Skein und somit der Power geboren werden und wie zeigt, wie schnell sich das Kräfteverhältnis in der Welt von den Männern zu den Frauen hin verschoben hat.

alderman

Alderman beschäftigt sich mit der Idee, das Power immer eine korrumpierende Sache ist, die Menschen dazu bringt schlimme Dinge zu tun, einfach nur weil sie können, unabhängig, ob es sich um Frauen oder Männer handelt. Auch wenn man sich vielleicht erhoffen würde, Frauen würden mit einer solchen Power besser umgehen, hat Aldermanwahrscheinlich recht. Wer Power hat, der nutzt sie wohl meistens auch, obwohl es auch immer Ausnahmen gibt.

Frauen sind Männern nicht moralisch überlegen und zu schrecklichen Dingen ganz genauso befähigt. All die schrecklichen Dinge, die Frauen in diesem Roman Männern antun, passieren jeden Tag auf unseren Straßen. Männer, die Angst haben alleine durch dunkle Straßen zu gehen, die es vermeiden, Frauen in die Augen zu sehen aus Angst, sie zu provizieren, Frauen, die die Arbeit von Männern als die ihre ausgeben oder Guerilla-Frauen, die die Geschlechtsteile von Männern verstümmeln oder Männer vergewaltigen und es filmen – all das sind „normale“ Geschehnisse für Frauen, die irre provakant wirken, wenn die Rollen dabei vertauscht sind.

“This is the trouble with history. You can’t see what’s not there. You can look at an empty space and see that something’s missing, but there’s no way to know what it was.”

“It doesn’t matter that she shouldn’t, that she never would. What matters is that she could, if she wanted. The power to hurt is a kind of wealth.”

Wer jetzt Sorge hat, dass es sich hierbei um ein durch und durch dunkel-verstörendes Buch handelt, den kann ich beruhigen. Es gibt eine Menge Humor im Buch, insbesondere im Email-Austausch zwischen dem Autor und der Redakteurin.

“The truth has always been a more complex commodity than the market can easily package and sell.”

naomi

Naomi Alderman ist eine der interessantesten Persönlichkeiten, die ich bislang so kennenlernen durfte. Sie ist unglaublich intelligent, witzig und charismatisch. Ich hatte das Glück, sie ein Wochenende lang auf dem Reading Weekend in Tilton House zu erleben und ich war mega beeindruckt von ihr. Sie studierte Philosophie, Politik und Ökonomie in Oxford und ihr Vater ist ein bekannter jüdischer Historiker. Naomis Debutroman „Ungehorsam“ ist eine Geschichte über die lesbische Tochter eines Rabbis und wird aktuell mit Rachel McAdams und Rachel Weisz verfilmt.

8988

Foto: Rolexmentorprotege.com

2012 war sie ein Jahr lang Protege von Margaret Atwood im Rahmen des Rolex-Mentor-Programmes, in dem erfahrene Meister ihres Faches mit jungen Talenten für ein Jahr one-on-one Austausch zusammengebracht werden. Der Roman „The Power“ ist unter anderem Resultat dieses fruchtbaren Austausches.

23-oct-naomi-alderman

In Tilton House las sie aus ihrem Roman „The Liars Gospel“, in der es um die Geschichte der Belagerung von Jerusalem geht, erzählt aus vier unterschiedlichen Perspektiven (Maria der Mutter von Jesus, Judas Ischariot, Kaiphas und Barabbas).

Neben all dem fand sie auch noch die Zeit, an der Running-App von „Zombie Run“ mitzuarbeiten. She’s got the Power 😉

Auf deutsch ist es unter „Die Gabe“ im Heyne Verlag erschienen.

 

#Lithund:The Dog Stars – Peter Heller

Heute endlich mein erster Beitrag zum „Hund in der Literatur“ – dem Bloggerprojekt, das Birgit von Sätze und Schätze, sowie Claudia von Das graue Sofa ins Leben gerufen haben. Mitmachen kann aber jeder – also immer her mit Euren Beiträgen über berühmte und nicht so berühmte Hunde in der Literatur. Wir freuen uns 🙂

img_5374

Ich mag Dystopien und post-apokalyptische Geschichten, obwohl ich einer der wahrscheinlich optimistischsten Menschen bin, die es gibt. Dieses Gefühl von Neustart unter anderen Bedingungen klingt schon verlockend, daher sollten die Dystopien zumindest einen Hauch an Hoffnung haben.

Wahrscheinlich hatte ich daher Schwierigkeiten mit „The Road“ und mochte „The Dog Stars“ ganz gerne und außerdem natürlich, weil einer der Protagonisten des Buches Jasper ist, ein Hund. Und das ist auf jeden Fall schon mal ein guter Anfang.

Hig überlebt eine Grippe-Pandemie, die nicht nur all seine Lieben außer seinem Hund Jasper tötet, sondern auch einen Großteil der Menschheit. Hig ist nicht mehr viel geblieben, das ihm am Herzen liegt. Sein Hund natürlich, ein Flugzeug, das er „The Beast“ nennt und ein Buch mit Gedichten. Er hat einen Garten, etwas Flugzeugbenzin und einen Nachbarn namens Bangley.

Bangley ist ein ziemlicher Soziopath, wie nahezu alle, die die Katastrophe überlebt haben. Hig hält mit ihm gemeinsam einen kleinen Flugplatz mit Hilfe von ein paar Waffen und Jasper besetzt. Jasper warnt sie mit seinem Knurren vor jedem möglichen Eindringling und mit dem „Beast“ scannt Hig die Gegend, um sich vor Eindringlingen zu schützen, denn, wie bei „The Road“ auch, sind die wenigen anderen Überlebenden nur auf den eigenen Vorteil und das eigene Überleben aus und töten rücksichtslos jeden.

Hig war glücklich verheiratet, hatte Freunde, einen interessanten Job und die Aussicht auf ein Leben voller Glück und dann kam die Apokalpyse. Angeblich kam der Virus aus einem Militär-Labor in England, aber niemand wollte die Verantwortung übernehmen für die Pandemie, die am Ende 99.6% der Weltbevölkerung umbringt.

hund
Hig ist 40 und fühlt sich alt. Er ist auch nicht eigentlich der Typ, der eine solche Apokalypse überlebt, denn er hat keine großartigen Survival-Skills, liest Gedichte, mag Waffen nicht wirklich und ist ein durch und durch netter Typ. Zu nett eigentlich, um die Dinge zu tun, die es in dieser Welt jetzt erfordert um zu überleben – wie z.B. Menschen töten.

Solche Skrupel hat Bangeley nicht. Der liebt seine Waffen, sitzt in seinem Haus auf dem Hügel über dem Flughafen und schießt Eindringlinge ab, wie auf dem Jahrmarkt. Hig und er sind sich selten einig, wenn es darum geht, sich vor den Eindringlingen zu schützen:

”Still we are divided, there are cracks in the union. Over principle. His: Guilty until–until nothing. Shoot first ask later. Guilty, then dead. Versus what? Mine: Let a visitor live a minute longer until they prove themselves to be human? Because they always do. What Bangley said in the beginning: Never ever negotiate. You are negotiating your own death.

Aber es sind wahrscheinlich gerade diese Unterschiede die sie beide am Leben halten. Sie sind sich nicht einmal ganz sicher, ob sie sich eigentlich mögen, aber sie brauchen sich. Jasper ist die verwandte Seele für Hig, nicht Bangley. Jasper ist der Grund, warum Hig morgens aufsteht, sein Bezugspunkt im Universum und als Jasper stirbt, hört sein Sirius – der auch Hundsstern genannt wird – auf zu leuchten.

14571961-_sx540_
Ich konnte mir so gut vorstellen, wie Hig sich fühlt und hab beim Lesen die eine oder andere Träne verdrückt. Higs einzige Rettung in diesem Moment scheint zu sein, mit seiner alten Cessna loszufliegen und diesem einen Radiosignal nachzugehen, dass er vor Jahren empfangen hat. Es muss einfach neue Hoffnung her, jetzt wo er ganz allein ist und nicht einmal mehr Jasper hat.
“You can’t metabolize the loss. It is in the cells of your face, your chest, behind the eyes, in the twists of your gut. Muscle, sinew, bone. It is all of you. When you walk you propel it forward….Then it sits with you. The pain puts its arm over your shoulders. It is your closest friend, steadfast. And at night you can’t bear to hear your own breath, unaccompanied by another. And underneath the big stillness like a score, is the roaring of the cataract of everything being and being torn away. Then, the pain is lying beside your side, close. Does not bother you with the sound even of breathing.”

An den Schreibstil musste ich mich etwas gewöhnen, Anführungszeichen, Satzfragmente etc. sind anscheinend auch der Epidemie zum Opfer gefallen. Dennoch gefiel mir die Sprache und ich mochte Hig, diesen Typen halb Träumer halb „Reluctant Hero“, der einfach nicht werden will wie alle anderen und der es nicht zulässt, dass sein Herz versteinert.

„The Dog Stars“ ist melancholisch, poetisch, spannend, voll wilder Schönheit und ich vermisse Jasper noch immer ein wenig.

“Is it possible to love so desperately that life is unbearable? I don’t mean unrequited, I mean being in the love. In the midst of it and desperate. Because knowing it will end, because everything does. End.”

Der Roman ist auf deutsch unter dem Titel „Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte“ im Eichborn Verlag erschienen.

 

 

The Handmaid’s Tale – Margaret Atwood

IMG_9107

„Don’t let the bastards grind you down“

Kaum zu glauben, dass ich ausgerechnet DEN berühmtesten Roman von Margaret Atwood bisher noch nicht gelesen habe. Sie ist eine meine Lieblingsautorinnen und ich liebe Dystopien, es ist mir also komplett unverständlich, wieso ich so derart lange gebraucht habe, um das Buch endlich zu lesen.

Dafür habe ich mir dann aber auch die wunderbare Ausgabe der Folio Society gegönnt, die ich so derart schön finde, das sie immer einen Ehrenplatz in der heimischen Bibliothek haben wird.

Als Atwood den Roman 1986 veröffentlichte, hatten die Yuppies das Feld erobert und Ronald Reagan mit seiner „Prouder, Stronger, Better“ Rede den Neoliberalismus hoffähig gemacht. Die Bewegung der christlichen Fundamentalisten steckte zwar noch in den Kinderschuhen, doch die Angst vor AIDS sorgte für raschen Zulauf. Und dann war da noch Tschernobyl. Auch nicht gerade eine glückliches Jahrzehnt.

Nicht verwunderlich, das Atwood in einer solchen Atmosphäre auf die Idee kommt, dass ein solcher Mix aus Konservatismus, Fundamentalismus, Gewalt und Disaster katastrophale Auswirkungen haben könnte. Was mich bei Atwood immer wieder fasziniert ist, wie treffsicher sie in ihren Romanen Vorhersagen trifft, die sehr dicht an der Realität sind.

Sie ist die Königin der „speculative fiction“.

handmaids tale atwood

Schon faszinierend und traurig zu sehen, das einige Elemente der Geschichte tatsächlich passiert sind. Allem voran natürlich die Rolle der Frau und die Rechte der Frauen in Ecken der Welt, in denen der religiöse Fundamentalismus ungebremst wütet.

“Better never means better for everyone… It always means worse, for some.”

Ich mußte den Absatz zweimal lesen, in dem die beginnenden Angriffe auf die US Regierung anfangs islamischen Fundamentalisten zugeschrieben wurde. Hat sie das wirklich 1986 geschrieben? Da ist sie ja schon fast unheimlich ihrer Fähigkeit zu prophezeien. Das Massaker der US Regierung im Buch läßt an 9/11 denken und die daraus resultierenden Restriktionen im Namen der Sicherheit, der blinde Patriotismus der aufblüht, die fanatische Flucht in Religion mit dem ewigen unumstösslichen Irrglauben, die eigene sei die einzig richtige Religion und Tod den Ungläubigen.

Der Roman ist eine feministische Dystopie, ein Alptraum, der mit zum Besten gehört was ich seit Langem gelesen habe. Atwood schafft es eine überzeugendes, erschreckendes Porträt einer Gesellschaft zu zeichnen, die jeglichen Freiheitsdrang im Keim erstickt. Ich konnte das Buch überhaupt nicht aus der Hand legen, es war so unglaublich spannend.

Emphatische Leser werden Offred’s Erlebnisse nur schwer ertragen können, das Buch ist nachhaltig verstörend. Es gibt unglaublich viele Interpretationsmöglichkeiten des Textes, so viele Motive, ich bin sicher auf Wunsch lässt sich tonnenweise Sekundarliteratur auftun.

Die Atmosphäre im Buch wird genial aufgefangen durch die Illustrationen im Buch, die von den Zwillingsschwestern Anna und Elena Balbusso angefertigt wurden. Die Bilder sind unglaublich ausdrucksstark und ich würde mir einige davon jederzeit aufhängen.

“We were the people who were not in the papers. We lived in the blank white spaces at the edges of print. It gave us more freedom. We lived in the gaps between the stories.”

„The Handmaids Tale“ zeichnet das Bild einer erschreckenden und sehr realen Zukunft. Man braucht ein wenig, bis man genauer versteht, was genau los ist in der Welt der „Handmaid’s“, doch die tiefsitzende Angst und das Gefühl von Gefahr bringt Atwood in ihrer knappen Sprache deutlich rüber. Dadurch das aber nicht alles sofort klar ist, dringt man tief ein in diese Welt. Man will einfach verstehen was los ist, den Sinn dahinter verstehen und wie es zu diesen schrecklichen Entwicklungen hat kommen können.

Die Handmaids besitzen keinen freien Willen, keinerlei Individualismus mehr. Sie werden von einem tyrannischen Regime wie Gebärmaschinen behandelt. Können sie nicht mehr gebären, oder wagen sie es aufzumucken, werden sie aufs heftigste bestraft, oft mit dem Tod. Es gibt weder Hoffnung noch Aussicht auf Glück, nur unaufhörliche Unterwerfung.

Atwood zeichnet ein wahnsinnig düsteres Bild, sie zeigt eindrucksvoll wie das Leben aussehen könnte, wenn plötzlich religiöse Fundamentalisten die menschenverachtenden Ansichten des Alten Testaments als Gesetz ansehen und die Befolgung erbittert  einfordern.  Frauen wird das Recht genommen zu lesen und zu schreiben, ihnen wird jegliche Unabhängigkeit genommen und am schlimmsten ist, nach einiger Zeit wissen die Frauen nicht einmal mehr, das es jemals anders war.
“A rat in a maze is free to go anywhere, as long as it stays inside the maze.”

Die Protagonistin kann sich zwar noch an ihre Vergangenheit erinnern, das es auch andere glücklichere Zeiten gab, aber sie darf sich nicht erinnern und schon gar nicht über ihre Erinnerungen sprechen. Für die kommenden Generationen an Handmaids werde es leichter sein, sagt man ihnen, die haben keine Erinnerungen mehr, wie es einmal war.

1986 mag das einfach ein dystopischer Science Fiction Roman gewesen sein, heute ist das in vielen Taliban beherrschten Gegenden für Frauen Alltag.

“But who can remember pain, once it’s over? All that remains of it is a shadow, not in the mind even, in the flesh. Pain marks you, but too deep to see. Out of sight, out of mind.”

Doch Offred (Tochter von Fred) gewinnt im Laufe des Romans zunehmend an Stärke und erarbeitet sich einen kleinen Hoffnungsschimmer auf eine mögliche alternative Zukunft für sich. Der Roman schafft es, in kleinen wundervollen Momenten Glück aufkommen zu lassen. Das der Mensch auch unter schlimmsten Gegebenheiten in der Lage ist, Glück zu erkennen und zu geniessen.

Heftig war für mich aber immer wieder der Satz „and we didn’t even know we were happy then.“, der immer mal wieder kommt, wenn sie an ihre Vergangenheit denkt. Atwood zeigt meisterhaft auf wie schnell und unkontrollierbar alles, was wir als selbstverständlich ansehen, ins Rutschen geraten kann. Wie schnell unsere Ängste die Überhand gewinnen können und wir kuschen aus Angst vor Repressalien.

“Yes, Ma’am, I said again, forgetting. They used to have dolls, for little girls, that would talk if you pulled a string at the back; I thought I was sounding like that, voice of a monotone, voice of a doll. She probably longed to slap my face. They can hit us, there’s Scriptural precedent. But not with any implement. Only with their hands.” 

Man kann es sich einfach machen und einfach der Illusion folgen, das Frauen in unserer westlichen Zivilisation meilenweit entfernt sind von solchen Zuständen und machen können, was sie nur wollen. Aber auch hier und heute ist es noch viel zu oft die Norm, das Vergewaltigungsopfer sich anhören müssen, sie seien ja mit Schuld. Man geht auch nicht so gekleidet, oder alleine oder im Dunkeln etc. und lässt die Täter mit lachhaft niedrigen Strafen davonkommen, damit man ihre Karrieren nicht zerstört.

Ich bin dankbar, dass ich Frau Atwood habe, die mich immer mal wieder wachrüttelt. Das wir zusehen müssen, das nirgendwo auf der Welt Frauen auch nur ansatzweise in einer „Handmaid’s“ Welt leben müssen und das wir uns nicht vormachen nach dem Motto, wir haben doch alles schon erreicht, den Feminismus brauchts nicht mehr.

„For the record, feminism, by definition, is the belief that men and women should have equal rights and opportunities. It is the theory of the political, economic, and social equality of the sexes. (Emma Watson)

Auf deutsch ist das Buch unter dem Titel „Der Report der Magd“ im Berlin Verlag erschienen.