Connection with reader could not be established…

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Wenn ein Buch und ich nicht zusammenfinden, suche ich den Fehler meistens bei mir, insbesondere wenn Menschen sie bereits gut gefunden und mir gar empfohlen haben und es dann einfach nicht schnackeln will. Das kommt zum Glück nicht so häufig vor, vielleicht weil ich stärker vor auswähle was ich lese, die Zeit ist kostbar, ich lese deutlich weniger wahllos als früher.

Doch ab und an passiert es. Das kann dann zu amüsanten Verrissen führen wie bei „The Red Notebook„, dabei denke ich dann an Tschechow „When they serve coffee, don’t try to find beer in it“, alles nicht weiter tragisch, das nächste Buch wartet ja schon.

Jetzt ist mir aber ein seltener Hattrick „gelungen“. 3 Bücher in Folge bei denen es aus unterschiedlichen Gründen nichts wurde mit uns. Da ich hier alle Bücher rezensiere die ich lese, können sie auch nicht einfach unerwähnt bleiben, daher ein kurzer Rückblick auf diese unglückliche Serie.

Da wäre zu erst Cormac McCarthys „The Road“. Wenige Bücher sind mir von so vielen Menschen aus unterschiedlichsten Ecken meines Leseuniversums empfohlen worden wie dieses. Da mir die Verfilmung von John Hillcoat vor einigen Jahren schon nicht wirklich gefallen hat, habe ich mich sehr lange vor der Lektüre gedrückt, obwohl ich als ausgesprochener Dystopie-Fan natürlich nicht um diesen Klassiker herumkomme.

Was soll ich sagen. Ich hätte all diesen wunderbaren Menschen die mir den Roman so liebevoll ans Herz gelegt haben gerne bestätigt, was für ein großartiges Buch es ist, aber es hat mir einfach nicht gefallen. Mich haben Vater und Sohn einfach nicht wirklich berührt, die Sprache im Buch fand ich – sicherlich beabsichtigt – wahnsinnig karg, fast schon hölzern und die Dialoge haben mich wahnsinnig gemacht. Jede Unterhaltung zwischen Vater und Sohn klang in etwa so:

Father: Do it now.
Son: I’m scared.
Father: Just do it.
Son: Are we going to die?
Father: No.
Son: Are you sure?
Father: Yes.

Und dann liefen sie wieder ein bisschen weiter auf der Straße, schoben den Einkaufswagen, suchten Holz oder Essen, schliefen und dann ging es am nächsten Morgen genauso wieder weiter.

Sorry Mr McCarthy, Sie haben eine Menge Fans, ich gönne sie ihnen von Herzen, nur wir beide werden glaube ich nicht zusammen kommen, denn neben „The Road“ hatte ich vor einer Weile schon einmal „No Country for old Men“ am Start, das habe ich nicht einmal zu Ende gelesen. Bin sicher, Mr McCarthy kommt auch gut ohne mich zurecht.

Als nächstes lag Charles Bukowskis „On Writing“ ganz oben auf dem SUB und ich hatte mich sehr auf dieses Buch gefreut. Mein letztes Buch des Stapels, den ich in London bei Daunts gekauft hatte und eine wirklich wunderschöne Ausgabe. „On Writing“ dachte ich sei ein Buch in dem Bukowski darüber schreibt, wie er zum Schreiben gekommen ist, seine Erfahrungen mit dem Schreiben oder ähnliches, damit lag ich aber vollkommen falsch.

Es ist eine Sammlung von Briefen und es sind ein paar wirklich interessante dabei, z.B. an Henry Miller, zum größten Teil sind es eher Ausschnitte, mir fehlte häufig der Kontext zu den Briefen und war daher irgendwie lost.

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Für Leute, die mit Bukowskis Biografie vertrauter sind, mag das ein kleines Juwel sein, aber ich kenne ihn dafür wohl zu wenig und hatte einfach auch eine andere Erwartungshaltung. Ein paar sehr schöne Sätze gab es trotzdem im Buch:

„It’s best to stay loose, work wild and easy and fail any way you want to.“

„There is nothing more magic and beautiful than lines forming across paper. It’s all there is. It’s all there ever was.“

Der traurige Abschluss meines „Failure-Hattricks“ kam so überraschend für mich, dass ich es fast bis zum Schluß nicht glauben konnte, aber ich bin einfach nie wirlich in Rachel Kushners „The Flamethrowers“ hineingekommen. Ich habe tapfer versucht, Reno auf ihren Reisen durch verschiedenste Szenen, Länder, Abenteuer zu folgen, aber ich hatte ganz oft einfach keine Ahnung wo wir uns warum gerade befinden und was zur Hölle wir da wollen oder tun.

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Motorräder, Kunst, New York, die Roten Brigaden, Spiral Jetty – mir wurde ganz schwindelig beim Lesen. Reno ist den ganzen Roman hindurch ganz kurz davor bei vielem und kommt doch nie an. Kurz davor eine berühmte Rennfahrerin zu werden, kurz davor einen eigenen Stil in ihrer Kunst zu entwickeln, kurz davor sich wirklich auf eine politisch radikale Gruppe einzulassen. Sie lässt sich treiben, ist wahnsinnig passiv und daddelt zwischen unterschiedlichen Männern hin und her, die ihrem Leben stets mehr Richtung geben, als sie sich selbst.

“It was not the case that one thing morphed into another, child into woman. You remained the person you were before things happened to you. The person you were when you thought a small cut string could determine the course of a year. You also became the person to whom certain things happened. Who passed into the realm where you no longer questioned the notion of being trapped in one form. You took on that form, that identity, hoped for its recognition from others, hoped someone would love it and you.”

Für mich waren es zähe knapp 400 Seiten, aber der Roman hat wahnsinnig viele positive Rezensionen erhalten, eine sehr schöne findet ihr z.B. hier.

Wie geht ihr mit Büchern um, in die ihr nicht reinkommt? Weiterlesen, in die Ecke werfen? Sucht ihr den Fehler mehr bei euch oder ist bei Euch eher der Autor Schuld, wenn es nicht schnackelt ?

Ich habe zwischenzeitlich jetzt auch wieder einen Roman gelesen, der mir sehr gut gefallen hat, also puh, der Bann scheint hoffentlich gebrochen. Manchmal liest man das richtige Buch zur falschen Zeit, aber natürlich passt auch nicht jedes Buch zu jedem Leser.

Cormac McCarthy – „Die Straße“ erschienen im Rowohlt Verlag
Rashel Kushner – „Flammenwerfer“ erschienen im Rowohlt Verlag
Charles Bukowski „Über das Schreiben“ erschienen bei Kiepenheuer & Witsch

15 Kommentare zu “Connection with reader could not be established…

  1. Wenn es nicht klappt, suche ich keinen Fehler, weder bei mir noch beim Autoren. Mit einem lapidaren „da stimmt wohl die Chemie nicht, zwischen uns beiden“ fliegt das Buch erst in die Ecke und dann bald auch raus. Meist schaffe ich nicht mal die ersten 100 Seiten, bevor ich aufgebe. Eine zweite Chance gibt es selten, eher fast nie. Dazu stehen zu viele gute Sachen, welche ich unbedingt nochmal lesen möchte, in der Warteschlange. Von ungelesenen ganz zu schweigen. Und irgendwann wird die Zeit kostbar.

  2. Aller Fehlgriffe sind drei … ja, es ist immer irgendwie schade, wenn man mit einem Buch nicht zurecht kommt … aber weil Lesen ja doch was zeitintensives ist, habe ich mir inzwischen (mühsam!) angewöhnt, ein Buch auch abzubrechen, ohne schlechtes Gewissen (früher meinte ich immer, ich müsse durchhalten). Manche lege ich dann ganz weg (Bücherschrank, Straße, Weiterverschenken), andere zurück für eine zweite Chance – manchmal ist es einfach nicht der richtige Zeitpunkt.
    Bei den vorgestellten drei Büchern: Die Straße finde ich genial, wenn auch kaum auszuhalten … und bei den Flammenwerfern ging es mir wie Dir, das habe ich angelesen und weggegeben…

    Ansonsten meine ich einfach nur: Locker bleiben. Es muss nicht allen alles gefallen, und wenn auch Hohepriester der Literatur darüber die Nase rümpfen – letzten Endes ist entscheidend der eigene Geschmack des Lesers, und das ist auch ok so.

    • ja ich muss da echt lockerer werden. Ist so ne seltsame Mischung aus mei der arme Autor hat sich soviel Mühe gegeben oder Leute zu enttäuschen die mir Bücher empfohlen haben – guad ziemliches First World Problem das ich da habe 😉

  3. Oh wirklich, Flammenwerfer? Das mochte ich auch so gern.
    Meistens gebe ich Büchern 40, vielleicht 50 Seiten – was mich dann nicht hat, kriegt mich auch nicht mehr.
    Beim guardian habe ich vor kurzem einen Artikel gelesen, in dem die 112. Seite als Maß aller Dinge gepriesen wurde – wenn die 112. Seite einem gefällt, tut der Rest es auch. Diese Methode ist gerade in Erprobung, ich werde bei Gelegenheit berichten.
    http://www.theguardian.com/books/booksblog/2016/mar/04/judge-a-book-speed-le-prix-de-la-page-112

  4. Man darf sich selbst vertrauen, glaube ich. Manches Buch kommt einfach zur falschen Zeit. Das habe ich inzwischen gelernt und versuche es dann gern ein zweites Mal. Die Bücher, bei denen sich ein zweites Mal nicht lohnt sind für mich meist schnell erkannt. Mit „Die Wand“ von Marlen Haushofer ist es mir zum Beispiel so ergangen. Paßt einfach nicht.
    Dann gibt es noch den Umstand, daß Bücher, die man mal sehr geliebt hat (oder auch Autoren) in einem späteren Lebensabschnitt die Fasziantion verlieren. Das macht mich ein wenig traurig, aber dafür kommt ja auch so viel Schönes nach. 🙂 LG, Annett

  5. Es ist wie mit Partnern, Platten, Kunstwerken, Konzerten, Fußball-Vereinen, Biersorten, Politik: es kann nicht allen alles gleich gut gefallen, und das ist auch gut so.
    Anyway: Das nächste Meisterwerk wartet schon 😉
    Liebe Grüße,
    Gerhard

  6. Wenn ich mit dem Buch nicht zurechtkomme, versuche ich mir kurz darüber klarzuwerden, warum das so ist? Finde ich es mies (aus welchen Gründen auch immer) oder ist es definitiv nichts für mich (aus welchen Gründen auch immer) – dann ab damit, z. B. ins Tauschticket. Finde ich es aber gar nicht so schlecht und werde trotzdem nicht warm damit, dann darf das Buch noch mal zurück ins Regal. Man muss da wirklich seine (begrenzte) Lese/Lebenszeit ein bisschen im Auge behalten 🙂 (The Road gefiel mir übrigens auch nicht, auch wenn ich es damals zu Ende gelesen habe, das hatte aber inhaltliche Gründe).
    LG und tolle nächste Lektüren, Anna

  7. danke! Ich fordere ja nach wie vor, mit jedem Buch das man kauft oder geschenkt kommt, müsste gleich auch die notwendige Lese- und Lebenszeit mitgeliefert werden .. 🙂

  8. Ich denke, ich habe ein Lesetrauma aus der Schule. Da mussten wir Texte lesen, für die ich zumindest noch zu klein war. Ich weiß noch, wie ich an der „Judenbuche“ gelitten habe. Das war richtig scheußlich. Und niemand aus der Familie konnte mich trösten. Kurz, bei mir ist nach zwei bis drei Seiten schon Schluss. Allerdings gibt es skurrile Ausnahmen, wo ich Bücher zu Ende lese, obwohl ich sie nicht mag. Mangels Alternativen. Oder aus grundsätzlicher Langeweile. Da gab es schon mal Überraschungen – aber eher selten. Nur bei Autor/innen, die ich sehr mag, lese ich grundsätzlich bis zum Schluss, allerdings auch manchmal enttäuscht.

  9. Das kenne ich – allerdings ist es mir auch schon gelungen, nach anfänglicher Lektüre und dem folgenden Weglegen des Buches, dieses viel später wieder in die Hand zu nehmen und es hat doch noch geschnackelt 😉 Aber das ist eher selten … Es tut einem zwar leid, aber so ist das nun mal. So unterschiedlcih wie wir Menschen sind, sind es eben auch die Bücher.

  10. Ach, Sabine, Lesen soll doch Spaß machen! Ich mache es wie March Hare und lese 40, 50 Seiten an – wenn’s mich bis dahin nicht gepackt hat: Weg damit! Aber danke fürs Verlinken! LG

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