Der Wissenschaftshistoriker Ernst Peter Fischer ist meistens eine sichere Bank für mich. Bei seinen Büchern langweile ich mich selten, er ist ein Wissensvermittler alter Schule und hat es sich zum Ziel gesetzt, die Naturwissenschaften unter kultureller Zuhilfenahme unter Volk zu bringen.
Auf den Band „Durch die Nacht – Eine Kulturgeschichte der Dunkelheit“ hatte ich mich besonders gefreut, habe schließlich eine Vorliebe für die dunkleren Seiten des Lebens und durchaus Lust, der Nacht einmal unter den Rock zu gucken.
Das für mich interessanteste, von dem ich bislang noch nie gehört hatte, war die Information, dass der Mensch früher in zwei Etappen geschlafen hat. Direkt nach dem Abendessen ging es damals ins Bett und dann so gegen Mitternacht stand man wieder auf, um für ein paar Stunden alles Mögliche zu unternehmen. Nachbarn besuchen, die Küche aufräumen, Nachwuchs zeugen etc. um dann gegen 3 oder 4 zurück in die Federn zu springen und bis zum Sonnenaufgang weiterzuschlafen.
Fischer plädiert dafür, zum zweiphasigen Schlaf zurückzukehren, da er glaubt, dass der zweiphasige Schlaf der biologischen Neigung des Menschen eher entspreche. Für mich hört sich das ehrlich gesagt gar nicht verkehrt an. Ich bin auch am frühen Abend so gegen 20.00 Uhr sehr müde und je später der Abend, desto wacher werde ich.
Unser heutiger 7-8-stündiger Schlaf ist erst seit der Industrialisierung weitestgehend zur Norm geworden.
Ansonsten beschäftigt sich das Buch noch mit zu erwartenden Fragen wie „Ist der Nachthimmel wirklich schwarz? Warum schlafen wir überhaupt und welchen Sinn machen unsere Träume? Wieso haben wir im Dunkeln mehr Angst als im Hellen?“
„Mit der Romantik kommt die Spiegelwelt einer erfundenen Wirklichkeit zum Vorschein. Der Weg geht nach Innen als Weg zum Traum, der zum Schauplatz einer Universalisierung des Menschen wird, wie man emphatisch sagen kann. Im Schlaf ist die Zeit zwar aufgehoben, aber Welterfahrung wird nur durch den Traum vermittelt, was im Hintergrund zu bedenken bleibt. Indem der Traum eine zweite Version der Welt entwirft, wird die Verbindlichkeit der ersten, die man oft als Wirklichkeit kennt, in Zweifel gezogen. Das Material des Unbewussten entstammt der Einbildungskraft im Traum.“
Das Buch ist ein Exkurs in Philosophie, Biologie, Literatur und Religion, der auf unterhaltsame Weise die nächtlichen Aspekte unseres Alltags beleuchtet. Es ist durchaus informativ, gelegentlich zu sehr Anekdotensammlung, dennoch ein interessantes Buch für schlaflose Nächte.
„Durch die Nacht“ ist im Pantheon Verlag erschienen.
Vielen Dank, dass du dieses Buch vorgestellt hast. Über Schlafen in zwei Phasen habe ich noch nie gehört. Gruss Martina
Dieser Schlafrhythmus klingt interessant. Ich versuche seit Jahren einen für mich genehmen zu finden: erfolglos.