Dieser Zufallsfund aus einem offenen Bücherschrank in Heidelberg hat mich total überrascht. Ein dünnes Büchlein, hab ein paar Seiten gebraucht bis ich drin war – aber dann wow. Was für eine Sprache, eine melancholische poetische Geschichte über die Liebe. Märchenhafte Elemente, ein Hauch Murakami vielleicht hier und da und eine absolute Liebeserklärung an Venedig. Noch nie wollte ich so gerne hinfahren wie jetzt. Ein Buch wie ein Oper – und wie auf dem Buchrücken so treffend steht „über den Wörtern, die vom Verlangen sprechen, liegt der verführerische matte Schimmer leiser Melancholie“.
Ich habe noch nie ein Buch gelesen in dem die Liebe so wunderschön, poetisch und leidenschaftlich beschrieben wurde wie hier. Ein Buch das man nicht nur einmal lesen sollte.
Ich könnte seitenweise daraus zitieren:
„Ich denke praktisch über die Liebe und habe mich mit Männern wie mit Frauen vergnügt, doch ich habe nie einen Wächter für mein Herz gebraucht. Mein Herz ist ein zuverlässiges Organ.“
„Ich werde nie von Gott in Versuchung geführt, aber ich liebe sein äußeres Drum und Dran“.
„Um gut zu küssen, darf man nichts als küssen. Keine tastenden Hände oder stammelnden Herzen. Die Lippen und die Lippen allein sind die Lust. Leidenschaft ist süßer, wenn sie Strang für Strang getrennt ist. Geteilt und noch mal geteilt wie Quecksilber, dann erst, im letzten Augenblick zusammengefügt.“
„Leidenschaft ist weniger ein Gefühl als ein Schicksal. Welch andere Wahl habe ich im Angesicht dieses Wesens, als die Segel zu hissen und die Ruder ruhen zu lassen?“
„Vielleicht ist das ihre Leidenschaft. Leidenschaft geboren aus Hindernissen der Leidenschaft?“
„Es ist das Herz, das uns betrügt, das uns weinen macht, das uns unsre Freunde begraben lässt, wenn wir weiter marschieren sollten. Es ist das Herz, das uns krank macht des Nachts und macht, das wir uns hassen.“