„Of all the noises known to man,“ wrote Molière, „opera is the most expensive.“
Da hat er nicht ganz unrecht der Herr Molière. Als ich vor ein paar Monaten völlig ungläubig die Opernkarten aus dem Briefkasten genommen habe, war ich zuerst natürlich überrascht, dass ich es tatsächlich geschafft habe für diese Vorstellung während der Opernfestspiele und mit Edita Gruberova in der Titelrolle Karten zu bekommen. Das nenne ich mal Glück. Der Preis der Karten hat mich dann aber auch durchaus nochmal ungläubig gucken lassen.
Opernfestspiele in München – das ist einfach noch einmal mehr Schaulaufen der silberadlerigen Großkopferten. Großgemusterte blumige Abendroben und aufgepuffe silbrige Haare wohin man schaut. Die Münchner Oper hat eindeutig ein Generationsproblem, aber ein toller Abend war es trotzdem.
Nicht zuletzt aufgrund der überragenden Gruberova als giftmischende Lucrezia Borgia. Was für eine Stimme ! Verzweifelt versucht die Borgia ihr Image aufzubessern. Allseits gehasst als ehebrecherische giftmischende Mörderin versucht sie zumindest Gennaro für sich zu gewinnen. Dieser verliebt sich auf den ersten Blick in sie, ohne zu ahnen, dass es sich um seine Mutter handelt. Gut, auf der Bühne liegen aktuell bestimmt gute 30 Jahre zwischen den beiden, aber in der Geschichte wird es sich wohl eher um um eine junge Mutter handeln 😉
Gennaro’s Freunde lästern über die Borgia und da er den Namen nicht mit der Frau in Verbindung bringt, in die er sich so Hals über Kopf verliebt hat, lästert er mit. Dafür will ihm Don Alfonso, der Ehemann Lucrezia Borgias ihn als vermeintlichen Rivalen aus dem Weg schaffen. Gennaro bekommt ein Gift verabreicht, aber seine Mama kann ihn in letzter Sekunde noch mit einem Gegengift retten. Nur kurz später will die Borgia sich bei Gennaro’s Freunden für die Beleidigungen rächen und verabreicht gleich großflächig Gift ohne zu ahnen, dass Gennaro nicht wie von ihr empfohlen geflohen war, sondern sich mit seinen Freunden auf der Feier befand. Auch beim zweiten Mal versucht sie ihn zu retten, doch das Gegengift reicht nicht für alle. Sie gesteht Gennaro, das sie seine Mutter ist, aber das bringt ihn erst recht nicht dazu, das Gegengift zu schlucken.
Er bevorzugt im Kreis seiner Freunde zu sterben. Und die Borgia? Ja die stirbt dann auch, an gebrochenem Herzen oder so. In Gruberovas hohem Alter kann man sich allerdings nicht mehr auf die Bühne fallen lassen zum Sterben, sondern sie ist sehr elegant von der Bühne abgegangen. Und Vorhang. Und tosender Applaus und berauscht ließen wir den Abend bei einem Glas Sprizz am Odeonsplatz ausklingen.
(das zweite Bild ist von der Webseite der Bayerischen Staatsoper)
Wer die Inszenierung (und Gruberova) kennt, weiß, dass sie aufgrund der Folgen ihres Fußbruches derzeit ganz sicher nicht auf dem Boden sitzen, knien oder liegen kann und daher die Inszenierung in diesen Punkten angepasst werden musste.
Ah so – danke für die Info. Von einem Fußbruch wußte ich nichts, ich habe es daher aufs Alter geschoben. Aber ihrer Performance hat es ja auch absolut keinen Abbruch getan 😉