Es fällt mir schwer, Sylvia Plath zu lesen, ohne immer wieder an ihren Selbstmord zu denken und ich hoffe, dass das nicht bedeutet, dass ich irgendwie überdurchschnittlich morbid bin oder so. Ich habe bisher nur „The Bell Jar“ gelesen und fand den Roman großartig und bei der kürzlich krankheitsbedingt in unserer Wohnung stattfindenden Buchmesse habe ich unter anderem diesen Gedichtband von Sylvia Plath vorgefunden.
Schon allein optisch macht der Band aus dem Luxbooks Verlag eine ganze Menge her, einfach wunderschön. Die Gedichte in dieser bewegenden Sammlung sind unerbittlich, schmerzhaft, roh, wunderschön aber auch messerscharf. Genial finde ich, dass die Gedichte in diesem Band in Deutsch und Englisch enthalten sind und ein riesengroßes Lob geht an Judith Zander für die grandiose Übersetzung.
Aber jetzt zu den Gedichten selbst: Ich mag Plaths brutale durchgeknallte Emotionalität. Jedes ihrer Gedichte hat seine ganz eigene Geschichte, die stets die Grenzen auszuloten scheinen zwischen hell und dunkel.
Gewinnt ihr Werk durch das Wissen um ihre Biografie oder ist es viel mehr eher störend? Sicherlich sollte man sich davor hüten, jeden Satz und jedes Gedicht mit ihrem Leben zu verknüpfen, denn diese Gedichte sind kleine Juwelen für sich. Ich glaube, am besten man versucht zu vergessen, was man über die Autorin weiß, denn Gedichte müssen frei sein. Aber es gelingt mir zu selten.
Auch wenn ich gelegentlich nicht den leisesten Schimmer hatte, worum es in dem jeweiligen Gedicht genau geht, ich habe mich einfach vom Rhythmus und der Stimmung mitreissen lassen. Einfach drauf einlassen und geniessen.
Meine liebsten Gedichte waren „Crossing the Water“ und „Insomniac“.
Crossing the Water
Black lake, black boat, two black, cut-paper people.
Where do the black trees go that drink here ?
Their shadows must cover Canada.
A little light is filtering from the water flowers.
Their leaves do not wish us to hurry:
They are round and flat and full of dark advice.
Cold worlds shake from the oar.
The spirit of blackness is in us, it is in the fishes.
A snag is lifting a valedictory, pale hand;
Stars open among the lilies.
Are you not blinded by such expressionless sirens?
This is the silence of astounded souls.
Ich nähere mich noch dem Genre „Poetry“ – vorsichtig und zaghaft denn nirgendwo liegt für mich das Wow so nah neben dem „What the fuck“ 😉
Hier eine seltene BBC Aufnahme von Sylvia Plath die ihr Gedicht „A birthday present“ liest:
Wie schön, diesen feinen Lyrikband bei dir wiederzufinden! Das Buch hat mir im vergangenen Jahr eindrucksvolle Momente (https://klappentexterin.wordpress.com/2014/09/14/dunkel-und-leuchtend-zugleich-die-lyrik-von-sylvia-plath/) geschenkt. Manche Gedichte waren glasklar, andere hingegen verschwommen, aber alle zusammen wunderschön – trotz der Düsternis. Leuchtende, dunkle Juwelen. Die bemerkenswerte Ausstattung ist ebenfalls eine Augenweide. Danke dir für die schöne Rezension und damit verbunden für das Wiederlesen einer geschätzten Autorin. Auch die Aufnahme finde ich toll.
Ich schicke dir sonnige Morgengrüße und wünsche dir schöne, erholsame und lesefreudige Osterfeiertage!
Herzlichst
Klappentexterin
Danke schön! Dunkle Juwelen trifft es haargenau. Wünsche Dir auch wunderschöne Ostern 🙂
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