Lesen als Medizin – Andrea Gerk

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Lesen ohne Risiko und Nebenwirkungen ist nur was für Anfänger, im Zweifelsfall jedoch ist Beistand, Beratung und Betreuung durch Bibliotherapeuten eures Vertrauens niemals weit, das lernt man mal minimum bei der Lektüre von Andrea Gerks „Lesen als Medizin“. Diese buchgewordene Liebeserklärung an das Lesen, die Literatur, die Bücherfresser, die Buchhändler, Autoren, die Bibliophilen und Bibliomanen und sonstigen Buchfanatiker, müsste es auf Rezept geben.

Wunderschön gestaltet, anregend und spannend zu lesen – ich habe das Bett einfach gar nicht mehr verlassen, als ich es kürzlich an einem Wochenende am Wickel hatte. Nicht nur die handgeschriebenen Listen bekannter Autoren mit ihren Lebens- und Lieblingsbüchern füllen den eigenen Bücherwunschzettel, überall in den Texten finden sich neue Literaturanregungen und wer nach dieser Lektüre nicht schnurstracks zum Buchhändler rennt, weil er dringend mindestens eines seiner Neuentdeckungen braucht, dem ist nicht mehr zu helfen.

Das Buch gliedert sich in drei größere Abschnitte. Im ersten geht es um Krise, Krankheit, Krieg – Lesen hilft! Es geht weiter mit Gehirn, Geist, Gesundheit – Lesen belebt und endet dann mit Kriminellen, Klosterschwestern, Künstlern – Lesen befreit. Besonders spannend fand ich den Teil zur Bibliotherapie, da ich das Glück hatte, die im Buch erwähnte Bibliotherapeutin Ella Berthoud gleich zweimal bei Reading Weekends in England zu treffen und mit ihr jeweils eine Bibliotherapie-Stunde zu machen. Das war phantastisch, spannend und so dermaßen stimulierend, ich kann eine Bibliotherapie bei der School of Life in London nur empfehlen.

„Richtiges Lesen rettet vor allem, einschließlich vor einem selbst“ (Daniel Pennac)

Schon im 1. Weltkrieg erkannte man die heilende Wirkung von Literatur und Verwundete wurden in Großbritannien und den USA mit Büchern und Zeitungen versorgt. In Großbritannien ist es tatsächlich momentan möglich, sich Bücher verschreiben zu lassen gegen Depressionen, nennt sich „Reading Well – Books on Prescription“ und scheint ein durchaus vielversprechender Weg zu sein, die Heilung zu unterstützen.

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Dieses Buch ist ein Must-Read für alle Bingereader da draußen, ich verteile großzügig Rezepte dafür 😉 Freut euch auf die nächste Erkältung, die die passende Entschuldigung liefert, sich mit dem Buch im Bett zu verkriechen und schon nach den ersten paar Kapiteln fühlt man sich ein bisschen besser.

Als Begleitlektüre empfehle ich „The Novel Cure“ (Die Romantherapie) von Ella Berthoud und Susan Elderkin – auf die danach folgenden Bücherkaufrausch-Nebenwirkungen muss man sich allerdings einstellen.

Das Buch ist im Kein und Aber Verlag erschienen.

7 Kommentare zu “Lesen als Medizin – Andrea Gerk

  1. Ich bitte auf diesem Weg UMGEHEND um ein Rezept – am besten für beide Bücher! Und stimmt es wirklich, dass seelisch Verschnupfte in GB Bücher verschrieben bekommen? Kennst Du Titel, die verschrieben werden oder darf der Erkrankte sich selbst welche suchen? Und wie muss ich mir wohl eine Bibliotherapiestunde vorstellen? Fragen über Fragen. Du wirst mich wahrscheinlich an die beiden vorgestellten Bücher weiterempfehlen (die umgehend auf meinen Einkaufszettel wandern :-)).
    Viele Grüße, Claudia

    • *Rezept rüberschiebt* 🙂
      Seelisch verschnupfte (sehr hübscher Ausdruck) bekommen tatsächlich Bücher verschrieben in GB. Die Aktion heißt „Reading well: Books on Prescription. Hier findest Du mehr Info dazu: http://readingagency.org.uk/adults/quick-guides/reading-well/

      Bei einer Bibliotherapie (wie ich sie bei der School of Life erlebt habe) erhältst Du einen Fragebogen zu deinen Lesegewohnheiten, der dann anschließend in einer einstündigen Therapiestunde besprochen wird. Im Anschluß erhältst Du eine Book-Prescription mit 4-5 Titeln 🙂
      Ich kann es nur empfehlen. Ein wunderbares Geschenk (für sich selbst) oder schenken lassen. Weihnachten ist nicht mehr lang …
      Ciao, Sabine

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