„The aim of Classics is not only to discover or uncover the ancient world. Its aim is also to define and debate our relationship to that world“
Ich mag die „Very Short Introduction“-Serie sehr gerne, diese Ausgabe habe ich mir explizit wegen der Co-Autorin Mary Beard geholt, eine der führenden Historikerinnen, die einen wunderbar trockenen Humor besitzt. In dieser Ausgabe war jetzt nicht unbedingt viel Platz für ihren Humor, aber mir hat die Herangehensweise hier sehr gefallen. Die Beschreibung eines griechischen Tempels, den sie aus ganz unterschiedlichen Richtungen beleuchtet um nicht nur dessen Geschichte herauszuarbeiten, sondern die Entwicklung der Altertumswissenschaften selbst mit Ausflügen in die Mythologie, antike Religionen, Reisen in der Antike, Erdkunde, Philosophie und die Literatur.
Mary Beard ist Professorin of Classics an der Universität Cambrige, Fellow am Newnham College und der Royal Academy of Arts und Professorin für antike Literatur. Sie ist Redakteurin für die Classics beim Times Literary Supplement und betreibt nebenher noch recht regelmäßig einen Blog namens „A Don’s Life“. Durch ihre regelmäßigen Auftritte in den Medien und ihre gelegentlich etwas kontroversen Aussagen ist sie mittlerweile die wohl bekannteste britische Altertumswissenschaftlerin.
Ihr ist wichtig, dass antike Quellen als Dokumente der Meinungen und Überzegungen ihrer jeweiligen Autoren zu werten sind und nicht als zuverlässige Quellen für die Ereignisse die sie beschreiben. Ein Gedanke, dem ich mich tatsächlich gut anschließen kann.
Diese „Very Short Introduction“ ist eine eloquente und fesselnde Reise in die Welt der Antike. Aber anstatt zum x-ten Mal den Peleponnesischen Krieg zwischen den Griechen und den Persern hoch- und runterzubeten, oder Athen als Geburtsstätte der Demokratie oder ähnliche Meilensteine der Antike zu beleuchten, fokussiert sie sich auf ein ganz bestimmtes Objekt. Auf die Ruinen eines antiken griechischen Tempels: den Tempel des Apollo in Bassae in Arkadia.
Der Tempel agiert als Landkarte die Beard und Henderson die Möglichkeit gibt die Altertumsforschung aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Die Leser werden zu Touristen und Beard und Henderson sind die informativen Tour Guides.
“When we look, for example, at the Parthenon for the first time, we look at it already knowing that generations of architects chose precisely that style of building for the museums, town-halls, and banks of most of our major cities.”
Die Fragen, die die Altertumsforschung stellt zielen nicht einfach nur darauf ab, Licht in das Dunkel der Antike zu bringen, es geht auch darum unsere Beziehung zu dieser antiken Welt zu definieren.
So ein kurzes Büchlein kann natürlich nicht alles abdecken und das versucht es auch gar nicht unbedingt. Es ist sehr gut geschrieben und macht Lust sich wieder einmal intensiver mit griechischer und römischer Geschichte auseinander zu setzen. Die Altertumsforschung ist ein Fachgebiet, dass so tief wie die Menschheitsgeschichte ist und was Altertumsforschung tatsächlich bedeutet muss stets und ständig neu austariert und erkundet werden.
Foto: Wikipedia
„Et in Arcadia Ego“ – Auch ich war in Arkadien. Noch nicht, aber nach der Lektüre dieses Buches möchte ich wahnsinnig gerne einmal die Ruinen in Griechenland ansehen, idealerweise mit der Hörbuch-Ausgabe. Dann steige ich mit Mary Beard in eine Zeitmaschine und sehe mir den Tempel an so wie er ursprünglich einmal war mit bunt bemalten Säulen und voller Leben.
Auf deutsch erschien das Büchlein unter dem Titel „Kleine Einführung in die Altertumswissenschaft“ im J. B. Metzler Verlag.
Hat einer von Euch den Tempel bzw seine Ruinen schon einmal besichtigt? Oder die Fresken im Britischen Museum in London?
Ihren Blog kannte ich noch nicht, danke für den Hinweis!
Antike war irgendwie nie mein bevorzugtes historisches Feld im Studium. Viel zu lange her. 😉
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