#WomeninSciFi (24) Binti – Nnedi Okorafor

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Unser gemeinsames Interesse an Science Fiction hat Judith Voigt und mich bei Twitter zusammengebracht und ich freue mich mit ihr die erste waschechte Autorin im Kreis der #WomeninScifi Rezensenten zu haben. Bereits 16 Romane hat sie veröffentlicht und sie ist insbesondere in Phantasy-Kreisen eine feste Größe, aber auch Science Fiction und Rollenspiele gehören zu ihrem Repertoire.

Heute stellt sie uns mit Nnedi Okorafor eine Science Fiction Autorin vor, auf die ich ganz besonders gespannt war, kenne ich bislang doch nur ihre ausgezeichnete Kurzgeschichte „Mother of Invention„.

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Foto: Goodreads

Bei „Binti“ handelt es sich um eine Novellen-Trilogie von Nnedi Okorafor,  deren ersten Teil ich als englischsprachiges eBook gelesen habe. „Binti“ ist eine kurze Erzählung und daher rasch gelesen, zumal einen die klare und trotzdem außergewöhnliche Art zu erzählen in den Bann zieht. Die junge Binti lebt in einer Dorfgemeinschaft, die sich auf das Herstellen und Reparieren von „astrolabs“ spezialisiert hat, die eine Funktion irgendwo zwischen Ausweis, elektronischem Curriculum Vitae und Smartphone innehaben. Binti ist in der Wüste großgeworden, statt Wasser reinigen sich die Menschen ihrer Kultur mit roter Erde – otjize. Binti ist als erste Himba auserwählt, zu den Sternen zu reisen und dort eine Universität zu besuchen, und wir erfahren alles über ihre Kultur und Familie nur im Rückblick, denn bereits am Anfang der Erzählung beschließt sie, ihr Volk heimlich zu verlassen, da ihre Leute ihre Entscheidung, zur Universität zu gehen, nicht gut heißen.

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In den Städten und Raumhäfen und Schiffen, die sie auf ihrer Reise betritt, reagieren andere Menschen, die größtenteils der (ebenfalls fiktiven) Kultur der Khoush entstammen, negativ und ablehnend auf die junge, mit Erde „beschmierte“ Frau, doch diese Erde, von der Binti auch, als sie Wasser zur Verfügung hat, nicht lassen möchte, bewahrt sie vor einem schrecklichen Schicksal, als ihr Schiff von der Alienspezies der Medusen überfallen wird: All ihre Kommilitonen und das Personal des Schiffes wird getötet, und Binti ist auf sich allein gestellt, bis sie merkt, dass ihr otjize die Verletzungen der Medusen heilen kann und sie anfängt mit ihnen zu kommunizieren. Den quallenartigen Bestien wurde ein kulturelles Erbe geraubt und sie würden alles dafür tun, es wiederzuerlangen …

Die Novelle kommt ohne viele Action-Szenen oder aufgeblähte Konflikte aus und macht Lust, auch die anderen beiden Teile zu lesen. Das Aufeinandertreffen und die Schilderung der (afrikanisch-inspirierten) Kulturen ist ebenso klassisches Element der Afro-SF/F wie der stattfindende Identifikationsprozess mit den Medusen: Oft finden sich im Afrofuturismus Parabeln und Metaphern auf die afrikanische Diaspora und Rassismus. Der Aufbruch in den Weltraum und das Begegnen mit dem Außerirdischen ist dabei ein Kernelement und wird perspektivisch anders geschildert und behandelt als der europazentrische „First Contact“. Wohingegen in europazentrischen Romanen häufig der Kolonialgedanke in den Weltraum weitergedacht wird, fungiert in vielen afrozentrischen Romanen das Außerirdische als Identifikation – das Außerirdische ist in einem fremden Land seiner eigenen Geschichte beraubt.

Wer in Afro-SF/F einmal hereinschnuppern möchte, dem sei „Binti“ ans Herz gelegt!

Nnedi Okorafor hat auch einen sehr spannenden TED Talk gehalten „Sci-Fi stories that imagine a future Africa“ – sehr empfehlenswert.

Ein Kommentar zu “#WomeninSciFi (24) Binti – Nnedi Okorafor

  1. Klingt sehr interessant und nach wirklich viel SciFi! Ich glaube, ich gebe Nnedi Okorafor nach meiner Enttäuschung mit „Lagune“ doch noch eine Chance. 🙂

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