3. Türchen: Frauenliteratur von Nicole Seifert

Hinter dem 3. Türchen verbirgt sich heute eines meiner Lieblingsbücher 2021. Ich habe es verschlungen, die Leseliste wurde immer länger und es ist das Buch, das ich dieses Jahr wohl am häufigsten verschenken werde.

Banal, kitschig, trivial – drei Adjektive, mit denen das literarische Schaffen von Frauen seit Jahrhunderten abgewertet wird. Während Autoren tausende von Seiten mit Alltagsbeschreibungen füllen und dafür gefeiert werden, wird Schriftstellerinnen, die Ähnliches unternehmen, Befindlichkeitsprosa vorgeworfen. Nicole Seifert ist angetreten, die frauenfeindlichen Strukturen im Literaturbetrieb aufzuzeigen. Denn von vielen von Frauen verfassten Büchern hören wir erst gar nicht, weil Zeitungs-, Radio- und Fernsehredaktionen und noch davor Buchverlage eine entsprechende Vorauswahl treffen. Vom Deutschunterricht bis zum Germanistikstudium ist der Autorinnenanteil noch immer verschwindend gering, und so lernen wir von Anfang an: Was literarisch wertvoll ist, stammt von Männern. Nachdem Nicole Seifert drei Jahre lang ausschließlich Literatur von Frauen – Klassiker wie Zeitgenössisches, Bekanntes wie Unbekannteres – gelesen hat, ist klar: Die vielbeschworene »Qualität« ist nicht das Problem. Im Gegenteil: Wir verpassen das Beste, wenn wir in unseren Bücherregalen nicht endlich eine Frauenquote einführen.

Welche Bücher von Frauen haben euch ganz besonders geprägt im Leben? Dieser Frage werde ich in einer neuen Reihe 2022 mal nachgehen.

4 Kommentare zu “3. Türchen: Frauenliteratur von Nicole Seifert

  1. Ich hab‘s auch sehr gern gelesen. Und bin sehr gespannt auf deine restlichen Türchen und auf deine Abschlussfrage, der du 2022 nachgehen willst 🙂 Habt eine schöne Adventszeit und bleibt gesund. LG Anna

  2. Hab ich fest auf dem Leseplan. Mich hat ein Buch geprägt, von dessen Autorin wir heute leider schlimme Dinge wissen und das selbst auch mindestens eine problematische Stelle hat, aber das ändert ja nichts daran, das war Die Nebel von Avalon.

  3. Geprägt… hm, schwierige Frage. Wenn ich „geprägt“ denke, denke ich seltsamerweise auch zuerst an Männerb¨ücher. Aber es waren Hunderte von Frauenbüchern, die mir gesagt haben, wie die Welt ist und wer ich bin. Das Neueste: Bernardine Evaristo’s „Girl, Woman Other“. Sehr kraftvoll und befreiend.

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