#WomeninSciFi (48) Clover – CLAMP

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Meine Lieben, heute gibt es eine ganz wunderbare Premiere bei Women in SciFi. Ich freue mich, mit Stefanie von miss-booleana.de  nicht nur eine weitere Wiederholungstäterin für die Reihe begrüßen zu dürfen, sondern auch noch die erste extra für die Reihe angefertigte Fanart feiern zu dürfen. Auf ihrem Artblog verfolge ich schon seit Längerem ihre großartigen Illustrationen und Webcomics und freue mich, dass sie die Arbeit auf sich genommen hat und für diesen Beitrag eine wirklich gelungene Illustration anzufertigen. Als seien das nicht schon genug Premieren, Women in SciFi bringt hier heute auch die erste Manga-Besprechung in der Reihe.

CLAMP ist eine seit vielen Jahren vierköpfige Gruppe aus Mangazeichnerinnen, die sich im Laufe ihrer inzwischen langen Karriere an allen möglichen Genres versucht haben. Sie vereinen meist eine bittersüße Geschichte mit fantastischen Elementen und einem dichten World Building. Worin sie wirklich meisterhaft sind: moralische Zwickmühlen, unausgesprochene Worte und sie brillieren darin selbst den Nebencharakteren ihrer Manga (Manga = Comics im japanischen Stil) eine komplexe Handlung zu geben. Vielleicht beherrschen sie das so gut, weil sie komplexe Emotionen verstehen und v.A. treffend und nahezu minimalistisch abbilden können. Da braucht es manchmal wenig, um viel zu erzählen. Clover stellt CLAMPs Ausflug in das Fantasy und Science-Fiction-Genre mit einem Touch Steampunk dar.

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Der Manga handelt von dem Ex-Soldaten Kazuhiko, der als Söldner angeheuert wird um etwas zu transportieren. Dieses Etwas entpuppt sich als das Mädchen Suu, das durch ihre zarte und ätherische Erscheinung den schroffen Kazuhiko etwas vor den Kopf stößt. Die Kleine und der Auftrag sind rätselhaft. Scheinbar lebte sie seit jeher alleine in einem wortwörtlichen goldenen Käfig wie ein seltener Vogel – in einem verglasten Gebäudekomplex. Wohin er Suu „transportieren“, also begleiten soll, weiß nur Suu. Beide werden mehrmals angegriffen, mal von Leuten, die hinter Suu her sind, mal von Leuten, die mit Kazuhiko noch eine Rechnung offen haben. Bei diesen Übergriffen und Suu’s Gegenwehr wird dem Söldner schnell klar, dass sie kein normales Mädchen ist, sondern ein Kleeblatt. So werden Menschen bezeichnet, die übermenschliche Fähigkeiten besitzen, die typischerweise von Teleportation (offensichtlich nicht Suu’s Ding) bis hin zu Telepathie oder Telekinese reichen (sehr wohl Suu’s Ding). Anhand des Grades ihrer Fähigkeiten, werden sie in drei Kategorien eingeteilt – ein „einblättriges Kleeblatt“ hat beispielsweise sehr begrenzte Fähigkeiten. Ein „dreiblättriges“ gilt als gefährlich und wird vom Staat unter ständige Überwachung gestellt und darf sich nicht in der Öffentlichkeit frei bewegen. Suu aber ist etwas, das es eigentlich nicht geben dürfte: sie ist ein Vierblättriges.

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Dass Suu eine Laune der Natur ist, macht die Reise der Beiden umso gefährlicher und führt sie und den Leser durch eine Welt, die schön, klinisch, technologisiert und ein bisschen tot wirkt. Meterhohe Hologramme einer schönen singenden Frau, die wie sich später herausstellen wird sowohl Kazuhiko als auch Suu kennen, prägen das Stadtbild ebenso wie Sendemasten, tote Industrieanlagen, Retro-Telefone und andererseits Laser-Waffen. Zeppeline bewegen sich stumm durch die Luft, Steampunk wo das Auge hinschaut. Den zarten Unterton der ungewöhnlichen Reise zweier ungleicher Menschen, die doch etwas in dem anderen berühren, wird von CLAMP mit stark stilisierten und reduzierten Schwarz-Weiß-Panels unterstrichen. Wer viel Manga liest, ist gefüllte Seiten gewöhnt. Clover aber bricht mit diesen Mustern und präsentiert nicht selten nur ein Panel oder einen Charaktermoment auf einer ganzen Seite. Der Manga vereint Zartheit und Steampunk auf außergewöhnliche Weise und wirkt stellenweise mehr wie ein Kunstbuch als ein Manga, nicht zuletzt auch dank der poetisch anmutenden Lieder und Dialoge, die die Seiten zieren.

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Fanart by missboleana

Man kann sich darüber streiten, ob Clover Fantasy oder Science-Fiction ist, denn viel Science gibt es in dieser Fiction nicht. Der Leser wird mit einer Welt konfrontiert, die einen großen technischen Fortschritt zu verzeichnen, aber ihren Zenit auch überschritten hat. Hologramme und Laser existieren, aber die Welt steht trotz der schönen Bilder am Ende. Es gab Kriege. Die Städte wirken leer, anonym, noir. Es gibt keine Tiere mehr. Die meisten haben entweder mechanische Prothesen oder sind gar künstlich. Nicht selten sieht man Vögel auf mechanischen Schwingen in den Himmel steigen. Gerade vor dieser Kulisse wirken Suu und die Nebencharaktere des Manga besonders verletzlich. Natürlich lernen wir nicht nur Suu als eines der Kleeblätter kennen, der Kinder, die der Staat gezielt sucht und beobachtet oder sogar  wegsperrt. Anhand der zarten Gefüge und Beziehungen zwischen den Kleeblättern und den normalen Menschen erkennt man schnell CLAMPs wahre Stärke. Zarte Schattierungen in Emotionen und Liebe ohne Labels oder Schubladen. Eine meiner Lieblingsgeschichten ist die des Soldaten Gingetsu, ein Freund von Kazuhiko, und seines „Schützlings“ Lan. Oder auch die Verbindung zwischen Suu und der Frau, die das Hologramm wiedergibt. Deren Geschichten entfaltet sich erst später vor den Augen des Lesers, denn Clover wird nicht synchron erzählt in den bisher vier erschienen Bänden. Aber bevor ich zuviel verrate, würde ich gern sagen: lest selbst 🙂 Überzeugt euch von dem wunderbaren Steampunk-Manga und von der melancholischen Atmosphäre von Suus Reise. Aber das ist gar nicht einfach. Clover erschien in Deutschland Anfang der 2000er und ist aktuell vergriffen. Was es noch bittersüßer macht.

If you find a four-leaf clover,
It will bring happiness;

But don’t tell Anyone
Where its white flower blooms

Or how many leaflets from its stem extend.
The four-leaved clover.

I only want your happiness, knowing
I can never be yours to share it.

Das folgende Video ist eine kurze Animation, die als Extra auf den DVDs zu anderen Werken von CLAMP erschien und gibt die Stimmung des Manga wunderbar wieder.

3 Kommentare zu “#WomeninSciFi (48) Clover – CLAMP

  1. Hach, je öfter Stefanie von „Clover“ erzählt, desto mehr denke ich, dass ich die Mangas auch mal lesen müsste… Wäre da nicht das Problem, so schwer ranzukommen.

    Und liebe Sabine: Wieder einmal danke für die Reihe, die mit jedem Monat bunter wurde, was Inhalte, Medium und Entstehungszeit betrifft!

  2. Pingback: [Die Sonntagsleserin] Dezember 2018 - Phantásienreisen

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