#WomeninSciFi (36) He, She and It – Marge Piercy

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Die Erde in nicht allzu ferner Zukunft ist ein Ort, der durch Krieg und Umweltzerstörung weitestgehend zerstört ist. Die Welt wird von riesigen Konzernen geführt, deren ausgewählte Mitarbeiter sich einer strengen Ordnung unterwerfen müssen, die nicht nur für die Art zu arbeiten, sondern auch für die Kleidung gilt, die sie tragen müssen und die Art, wie sie ihr Leben zu führen haben. Die meisten Menschen leben jedoch in riesigen, gefährlichen, ärmlichen Slums, die „The Glop“ genannt werden. Nur einige wenige Städte bleiben erhalten und frei, die in der Lage sind, benötigte Technologie an die Konzerne zu verkaufen.

Die Menschen haben Zugang zu einem riesigen Computernetzwerk, in das sie sich hinein projizieren können um zu recherchieren, Spiele zu spielen, um zu kommunizieren, einzukaufen etc. Die Nutzer dieses Netzwerks können jedoch jederzeit Cyberattacken erleiden und sogar getötet werden, daher sind Verteidigungssysteme mächtig gefragt.

Das Buch hat zwei parallel verlaufende Erzählstränge. Der erste folgt Shira, einer frisch geschiedene Frau, die für eine der mächtigen Konzerne arbeitet und das Sorgerecht für ihren Sohn verloren hat. Sie geht zurück in ihre Heimatstadt Tikva, eine freie jüdische Stadt, wo sie mit ihrer lesbischen Mutter, einer Freiheitskämpferin, und ihrer Großmutter, einer Genetikerin, zusammenlebt. Dort verliebt sie sich in einen heimlich erschaffenen Cyborg, der die freie Stadt verteidigen soll.

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Die zweite Geschichte, die von ihrer Großmutter erzählt wird, handelt von der Tochter eines Rabbis im jüdischen Ghetto in Prag im 17. Jahrhundert. Aus Angst um das Leben der Ghetto-Bewohner erschafft der Rabbi einen Golem, um sie zu verteidigen. Seine freiheitsliebende und intellektuelle Tochter verliebt sich in diesen Golem.

„He, She and It“ ist ein spannender Mix aus jüdischer feministischer Fiktion, Dystopie und Cyperpunk mit einem Schuss Roboter-Romantik und Soziologie. Das Buch ist wunderbar geschrieben, großartige, vielschichtige Charaktere, mit denen man mitfiebert und deren Schicksal einem am Herzen liegt.

Das Buch beschäftigt sich mit der Frage, was es heißt eine „wirkliche Person“ zu ein und welche Rechte künstlich erschaffenes Leben hat. Das Ende fand ich ein bisschen unspektakulär, aber ein wirklich gutes Buch, das ich insbesondere Cyperpunk Fans ans Herz lege, die Wert auf literarisch anspruchsvolle Texte legen.

Marge Piercy schrieb das Buch 1991. Ihre Dystopie mit Umweltzerstörungen, riesigen, sich immer weiter ausbreitenden Städten, Mega-Konzernen, die die Welt regieren und dem futuristischen Internet ähnelt unserer Welt in einigen Teilen mehr, als mir lieb ist.

Hier ein kurzes Interview mit der Autorin, in dem es zum Teil um ihre Bücher, aber auch um ihre illegal durchgeführte Abtreibung geht:

6 Kommentare zu “#WomeninSciFi (36) He, She and It – Marge Piercy

    • Gerne – ich lese auch sehr gerne Dystopien. Bin nur momentan am überlegen, ob das wohl zu viele Idioten als Schullektüre/Schulfernsehen interpretieren und unsere Welt bald mehr und mehr den Dystopien gleicht, die wir momentan noch lesen oder in Serien und Filmen ansehen.
      Vielleicht sollten wir demnächst mal das „Utopie“-Genre wiederbeleben 😉

      • So sehr ich mir wünsche, dass sich die Geschichte unseres Planeten doch noch in eine Utopie – mit oder ohne Menschen – wandelt, so befürchte ich, dass Utopien einfach zu langweilig sind, als dass sie von der Mehrheit der Leser/-innen bzw. der Menschen herbeigehofft werden könnte. Wo ist die erste wirklich spannend zu lesende Utopie?

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