Es wird wieder einmal Zeit für einen Rückblick über die Bücher, die nicht funktioniert haben für mich in der letzten Zeit. Ich schwärme euch ja deutlich lieber die Ohren voll, aber da hier ja schonungslos jedes Buch erwähnt wird, das ich lese, muss ich auch zu denen stehen, bei denen es partout nicht schnackeln wollte zwischen uns.
Da ich mittlerweile sehr genau auswähle, was ich lesen will und mich deutlich seltener überreden lasse, geht es bei den meisten hier auch um überraschende Enttäuschungen. Die Bücher wollte ich alle lesen und mögen, aber keines von denen konnte wirklich eine Verbindung zu mir herstellen.
Ich bewundere ja immer die „echten“ Literaturkritiker, die sich dann ganz selbstsicher sagen „schlechtes Buch“, belanglos, doof, ich zweifele da schon eher an meinem Geschmack und glaube auch, es gibt für jedes Buch eine richtige Zeit, die habe ich hier vielleicht nicht immer erwischt.
Ich möchte also niemanden aktiv auffordern diese Bücher NICHT zu lesen, ich berichte nur kurz und schmerzlos drüber, warum die für mich nicht funktioniert haben.
The Opposite of Loneliness – Marina Keegan
Als das Buch im Bookclub auf der Votingliste stand, habe ich umgehend dafür gestimmt. Zum einen hatte ich es bereits zu Hause, zum anderen war ich aber auch sehr gespannt darauf. Die tragische Geschichte um die viel zu früh verunglückte Autorin hat dem Buch insbesondere im angloamerikansichen Raum viel Aufmerksamkeit beschert.
Kurzgeschichten und Essays können bei mir auch häufiger mal daneben gehen und bei „The Opposite of Loneliness“ war das ganz klar der Fall. Ich fand die Geschichten einfach nicht sonderlich interessant. Es ging viel um Privilegien, um Beziehungen und sie waren durch die Bank weg recht traurig, was eigentlich eher ein plus von meiner Seite aus ist. Ich hatte große Schwierigkeiten, in die Geschichten reinzukommen, die Protagonisten von einer zur nächsten auseinanderzuhalten und war einfach etwas gelangweilt.
Die non-ficition Essays gefielen mir etwas besser, aber ich muss ehrlich sagen, ich habe das Buch irgendwann genervt in die Ecke geworfen. Das Bookclub Treffen selbst verpasste ich dann leider, aber die meisten tendierten durch die Bank weg zu „hmmmm ja“ hatte ich den Eindruck von dem, was ich nach dem Treffen hörte und was die Goodreads Bewertungen aussagten.
The Blackwater Lightship – Colm Toibin
Nicht viel besser erging es mir mit dem Buch aus dem Monat davor im Bookclub. Ich glaube auch eines derer, für das ich gestimmt habe, denn die beiden Bücher, die ich vorher von ihm las, hatten mir beide richtig gut gefallen (The Master und Brooklyn) und bei der Lesung von „Nora Webster“ vor einigen Monaten im Literaturhaus habe ich mich ebenfalls bestens unterhalten.
Dieses Buch spielt in den 1980er Jahren um den an AIDS erkrankten schwulen Declan, wird aus der Sicht seiner Schwester erzählt, die er bittet, die Nachricht an seine Mutter und Großmutter weiterzugeben und dreht sich darum, wie eine zerbroche Familie versucht zu heilen, während der Sohn im Sterben liegt.
Ich konnte mit den Figuren wenig anfangen, die blieben mir allesamt fremd und ich fand die Leuchtturm/Meer Metaphern etwas überzeichnet. Das Buch hat fast durchweg gute Kritiken bekommen und war 1999 auch für den Booker Prize auf der Shortlist. Bestimmt ein gutes Buch, aber irgendwas hat mir hier gefehlt.
Sorry Colm, not this time 😦
The Circle – Dave Eggers
Hier weiß ich mich zumindest in einigermaßen guter Gesellschaft. „The Circle“ fanden viele nicht sonderlich gut, meine ich mich zu erinnern und der Film, der gerade rauskam, bekommt auch eher maue Kritiken.
Ich fand das Thema interessant, hab es anfangs auch ganz interessiert gelesen, irgendwann war ich nur noch gelangweilt. Die eindimensionale Protagonistin Mae Holland ging mir tierisch auf die Nerven, einen Spannungsbogen konnte ich auch nicht entdecken und irgendwann war es mir einfach egal, ob noch was passiert. Hab nur noch quergelesen, es wurde immer absurder und irgendwann mochte ich dann nicht mehr.
Ich hatte das Gefühl im Kreis zu lesen, ein Roman wie ein nie enden wollender Wired-Artikel.
Arcadia – Iain Pears
Niiiiemals hätte ich damit gerechnet, mich bei diesem Buch so fürchterlich zu langweiligen. Irgendwann in den 90ern habe ich „The Instance of the Fingerpost“ gelesen und weiß noch, wie ich eine ganze Nacht durchgelesen habe, weil es so spannend und gut geschrieben war.
Ich hatte mich so auf das Buch gefreut. Die perfekte Lektüre für den einwöchigen Urlaub zu Hause, wo ich mich gespannt durch diesen Schinken fräsen wollte. Die Kritiken auf Goodreads waren richtig gut, immer wieder wurde es mit David Mitchells „Cloud Atlas“ verglichen und es hatte auch alle Zutaten, die auf ein spannendes Leseabenteuer hoffen lassen: Zeitreise, dystopische Zukunft und eine Shakespeare-Welt mit komplexen Strukturen und miteinander verwobenenem Plot.
Nach über 200 Seiten mochte ich nicht mehr. Es war einfach fad, bis auf Rosalind fand ich die Charaktere auch nicht weiter spannend und bis auf die Passagen, in denen es um Psychomathematik und Paralleluniversen ging, war es auch nicht „geekig“ genug für meinen Geschmack.
Welches Buch habt ihr zuletzt in die Ecke geworfen und warum?
Hier die links zu den deutschen Ausgaben:
- Marina Keegan „Das Gegenteil von Einsamkeit“ ist im Fischer Verlag erschienen
- Colm Toibin „Das Feuerschiff von Blackwater“ ist im dtv Verlag erschienen
- Dave Eggers „Der Circle“ ist im Kiepenheuer & Witsch Verlag erschienen
- Iain Pears „Arcadia“ ist bei Faber & Faber erschienen (englisch)
Mit dem „Circle“ ging es mir ganz genauso, Mae Holland hat für mich die eigentlich gute Idee komplett kaputt gemacht, dank der fehlenden Spannung ist meine Erinnerung an den Roman auch alles andere als positiv.
Siri Hustvedt „Die unsichtbare Frau“. In die Ecke geworfen habe ich es nicht, aber vor der Zeit und nur angelesen zurück in die Bibliothek gebracht. Hatte mir auch mehr erhofft, aber da stets so viele andere Bücher warten, war es kein Verlust.
Lieben Gruß!!
The Circle funktionierte bei mir ähnlich „gut“. Schöner Vergleich^^
Ach, das Gefühl kenne ich nur zu gut … wenn mir ein Buch nicht durchweg gefallen hat oder ich mich nicht aufraffen kann es weiterzulesen, dann zweifle ich auch am ehesten noch an meinem Geschmack oder denke, dass ich irgendwas fundamentales nicht mitbekommen oder verstanden habe.
Das Gefühl ist u.a. darin begründet, dass der Geschmack ja „wächst“. Viele Bücher, die wir damals in der Schule gelesen haben, waren für mich öde und fad und haben mir nichts gegeben. Erst so ab der 10. Klasse sprang der Funke über. Bei manchen denke ich mir noch im Nachhinein „Mensch … das war aber eigentlich ganz cool, oder?“
Tatsächlich habe ich aber schon länger kein Buch abgebrochen. Ich quäle mich da durch. Meistens aber mit längeren Lesepausen. Ich ertappe mich dann dabei, dass ich viel mehr Serien schaue statt zu lesen. Immer etwas schade. Bei mir setzt sich der Gedanke fest „Das Buch könnte ja noch cool werden“ und zum Schluss sind 2 Wochen vergangen, ohne dass ich das Buch in der Hand hatte. Gerade habe ich so eine Phase mit Stöckls „Der Lavagänger“. Ein bisschen bieder und dröge. Aber ich lese weiter, denn es gibt Passagen, die mich fesseln. Leider zu dünn gesät. Das letzte Buch was ich abgebrochen habe war vor ca. 9 Jahren (?) Markus Heitz „Ritus“ … Fantasy Trash.