#WomeninSciFi (51) Die Stadt, nicht lange danach – Pat Murphy

Ich freue mich sehr, über diese Rezension, denn auch wenn die Reihe „offiziell“ zu Ende gegangen ist, werde ich immer mal wieder einen Artikel dazu schalten, denn SciFi Autorinnen können auch weiterhin jeden Scheinwerfer brauchen.

Ganz großes Danke an Eszter vom wunderbaren Blog „Esthers Bücher“  die uns eine sehr spannende Dystopie aus den 1970er Jahren vorstellt. Alle anschnallen, wir reisen in nach San Francisco und da geht es nicht gerade gemütlich zu:

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Eine Seuche hat fast alle Einwohner von San Francisco getötet, nur wenige sind übrig geblieben. Auch sonst scheint das Land wie ausgestorben, wenn hundert Leute irgendwo zusammenkommen, ist das schon eine bedrückende Menge. Die Stadt wird jetzt von Künstlern bewohnt, die überall in den Straßen ihre Werke platzieren. Konflikte gibt es hier allerhöchtens dann, wenn zwei Künstler sich die gleiche Fläche ausgesucht haben, aber auch diese Auseinandersetzungen werden schnell beigelegt. Kunst spielt hier für alle eine große Rolle, die Überlebenden haben nämlich erkannt, dass sie ihnen und der Stadt Gutes tut.

„Wenn man etwas Schönes erschafft, dann verändert das einen. Du gibst etwas von dir her, und lässt es in diesem Werk. Man ist einfach nicht mehr dieselbe Person, wenn man fertig ist.”

Die Seuche ist erst vor sechzehn Jahren ausgebrochen, aber die nächste Generation, die in dieser neuen Welt heranwächst, weiß kaum noch etwas über das Leben vorher. Leere Wohnungen und Häuser dienen als Fundorte kurioser Gegenstände, Totenschädel finden in den Kunstwerken eine neue Bestimmung.

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Es haben alle nicht alle die alte Welt vergessen und sie losgelassen. General Miles, der von den Künstlern nur „Vierstern” genannte Soldat hegt große Pläne. Er möchte den organisierten Staat, sein Amerika wiederherstellen, wenn es sein muss, dann mit Gewalt. Er sammelt seine Truppen in Sacramento und erobert mit ihnen immer mehr Städte. Sein nächstes Ziel ist San Francisco.

Das namenlose Mädchen ist auf einer Farm, weit weg von anderen aufgewachsen. Außer ihrer Mutter kennt sie nicht viele Menschen. Als ihre Mutter stirbt, zieht sie auf ihrem Pferd los in die große Stadt, um die Einwohner vor Vierstern zu warnen. Die Künstler müssen für den Krieg rüsten oder sich dem General und seinem Ordnungswahn unterordnen.

Par Murphy schrieb diesen Roman 1989 – eine Jahreszahl, die das Ende einer Ära einleutete. Der Kalte Krieg hat seine Spuren an diesem Roman eindeutig hinterlassen. Die USA und der Ostblock standen sich zu diesem Zeitpunkt bereits seit Jahrzehnten argwöhnisch gegenüber, immer wieder stand die Menschheit kurz vor dem Ausbruch eines neuen, womöglich alles Leben vernichtenden Krieges. So verwundert es nicht, dass sich die Autorin in ihrem Buch auf die Suche nach einer Lösung, nach einer friedlichen Lösung dieses Konflikts begab.

Und dieser Wunsch nach Frieden erklärt, warum eine postapokalyptische Geschichte wie diese nicht niederdrückend, sondern ausgesprochen positiv wirkt. Die leeren Straßen, die Millionen von Toten, die verlassenen Bürogebäude, die verwaisten Kinder erzählen zwar eine traurige Geschichte, wie die Künstler der Stadt jedoch damit umgehen, bringt den Leser aber immer wieder zum Schmunzeln. In eine Welt, die äußerlich doch so sehr an The Walking Dead erinnert, nehmen Kunst, Farben und ein wenig Magie die Überhand. In unserer heutigen, von Konflikten zerrüttelten Welt sollten mehr Leute dieses Buch lesen.