Leben und Schreiben

Sylvia Plath und Ted Hughes, das berühmteste Liebespaar der Literatur, waren komplexe, nur schwer durchschaubare Menschen. Sie waren überzeugt davon, dass ihre Beziehung vom Schicksal vorherbestimmt war und vielleicht war das ja tatsächlich der Fall. Sie motivierten sich zum Schreiben, konkurrierten miteinander, aber vor allem trieben sie sich gegenseitig dazu an, Texte zu verfassen, die besser und einzigartiger waren als alles, was zu dieser Zeit sonst geschrieben wurde. Das Ende ihrer Ehe war der Auslöser für Plaths letzte Gedichte, die ihr Unsterblichkeit garantieren sollten.

„Ich liebte sie, ich habe nie aufgehört sie zu lieben. Wenn ihr Selbstmord die Falle war, in der sie mich fangen wollte, um mich zu verschlingen, in sich aufzunehmen, zu einem Körper zu werden, ist ihr das gelungen. Ein Bräutigam, der Geisel des Todes ist, in einer posthumen Ehe auf ewig mit seiner Braut verbunden, so unzertrennlich von ihr, wie sie es wollte.
Ihr Name ist mein Name. Ihr Tod ist mein Tod.“

Es ist schwer zu sagen, was man von Ted Hughes halten soll. Nach der Lektüre dieses Buches habe ich definitiv mehr Interesse an ihm und seinem Werk. Eines glaube ich – er ist vielleicht der einzige Mann, der das Leben im Schatten von Sylvia Plath hätte ertragen können. Ein Jäger, ein Schöpfer von Mythen, dessen forschende, hinterfragende Natur zumindest zeitweise ihrer Energie standhalten konnte.

„In einer Liebe kann man nie nur einem die Schuld geben“

Frau Palmen scheint es wirklich gelungen zu sein, in das Bewußtsein des Dichters Ted Hughes einzutauchen und uns die tiefe, komplexe, symbiotische und empathische Beziehung der beiden Literaturgiganten miterleben zu lassen. Die Liebesgeschichte, die verwoben ist mit Jungscher Symbolik, psychoanalytischen und philosophischen Überlegungen und dann wieder brutal banal. Zwei brilliante junge Menschen, egoistisch, teilweise fehlgeleitet und beide auf ihre Art tragisch.

Schon beeindruckend, wie Palmer aus den Worten des Dichters, aus Tagebucheinträgen und Briefen eine brillante Momentaufnahme ihres gemeinsamen Lebens gemacht hat. Gelegentlich hat sie zu viel Partei ergriffen für Hughes, aber ich habe das Buch dennoch sehr gerne gelesen und es hat mir auf jeden Fall Lust gemacht, Plaths Gedichte wieder einmal vorzuholen.

Wer jetzt mehr Lust auf Sylvia Plaths Werk bekommen hat, der findet hier etwas zu ihrem Roman „The Bell Jar“ und hier zu ihrem Gedichtband „Übers Wasser“ sowie zu ihren autobiografischen Schriften „Zungen aus Stein

Kaum ein anderer Autor hat die Literatur der Moderne so essentiell geprägt wie Franz Kafka. Sein Leben wird vom ebenfalls jüdischen Schriftsteller mit juristischem Hintergrund, Louis Begley beleuchtet, der sich kritisch mit dem Leben des Autors und seinen häufig rätselhafte Texten beschäftigt.

Begley stützte sich bei seiner Recherche auf die Tagebücher und Briefe Kafkas, sowie die Erinnerungen und Briefe seiner Wegbegleiter und Zeitgenossen. Spannend immer wieder die Frage, wie man selbst an Max Brods Stelle reagiert hätte, der von Kafka mit der Vernichtung sämtlicher Briefe, Tagebücher und nicht explizit zur Veröffentlichung freigegebenen Unterlagen beauftragt war. Brod widersetzte sich bekanntermaßen diesem Wunsch. Schwierig, aber wahrscheinlich hätte ich doch genauso gehandelt.

Die Biografie enthält auch einige Fotos von Kafka und Personen aus seinem Leben, was hilft den Autor vom Podest ins normale Leben herunterzuholen und ihm näher zu kommen.

Meine eigentliche Furcht – es kann wohl nichts schlimmeres gesagt und angehört werden – ist die, daß ich Dich niemals werde besitzen können. Daß ich im günstigsten Fall darauf beschränkt bleiben werde, wie ein besinnungslos treuer Hund Deine zerstreute mir überlassene Hand zu küssen, was kein Liebeszeichen sein wird, sondern nur ein Zeichen der Verzweifelung des zur Stummheit und ewigen Entfernung verurteilten Tieres…“

Begleys Biografie ist sehr zugänglich und verschafft einen guten Überblick über Kafka. Wer tief gehende Werkanalysen erwartet, wird vermutlich noch das Eine oder Andere vermissen.

Wer möchte kann sich auf hier auf einen Rundgang durch Kafkas Prag begeben, bitte einfach hier entlang.

Zum Zeitpunkt ihres Todes am 12. Januar 1976 war Agatha Christie in der ganzen Welt als Königin des Verbrechens bekannt, konkurrenzlos als meistverkaufte Romanautorin aller Zeiten mit zwei Milliarden verkauften Büchern in mehr als 100 Sprachen.

Von der frühen Kindheit Ende des 19. Jahrhunderts, über zwei Ehen und zwei Weltkriege, bis hin zu ihren Erfahrungen als Schriftstellerin und auf archäologischen Expeditionen mit ihrem zweiten Ehemann Max Mallowan enthüllt dieses Buch mit viel Leidenschaft und Offenheit das wahre Genie Christies und geht dem Grundstein ihres legendären Erfolgs auf den Grund.

Die Geschichte beginnt mit ihrer Kindheit und erzählt von ihren beiden Ehen, eine mit Archie Christie und die andere mit Max Mallowan. Sie überlebte zwei Weltkriege und lernte nebenbei einige Fähigkeiten als Krankenschwester und Apothekerin. Sie nahm Gesangsunterricht, ging leidenschaftlich gern schwimmen und war sogar eine richtig gute Surferin. Eine Sache die ich mir vor der Lektüre partout nicht habe vorstellen können: die Queen of Crime auf einem Surfbrett!

„Wie ich schon sagte, begrüßte ich neue Ideen; tatsächlich hätte mein Motto damals lauten können: ‚Probiere alles einmal aus‘.“

Was ich besonders mochte, waren die bildhaften Beschreibungen ihrer Reisen um die Welt. Sie reiste ziemlich viel, vor allem in den Nahen Osten und es machte mir riesigen Spaß, ihre Reisen im Atlas mitzuverfolgen. Ihr zweiter Ehemann, Max Mallowan, war Archäologe, und nachdem sie ihn dort bei einer Ausgrabung kennengelernt hatte, begleitete sie ihn später noch oft zu anderen Ausgrabungsstätten in der Region. Eine Gemeinsamkeit haben wir: auch sie zog das Reisen mit der Eisenbahn jedem anderen Transportmittel vor.

„Züge sind wunderbar; ich liebe sie immer noch. Mit dem Zug zu reisen bedeutet, die Natur und die Menschen, Städte und Kirchen und Flüsse zu sehen – eigentlich das Leben.“

Ich fand es sehr interessant, dass sie das Schreiben nicht wirklich als ihren Beruf betrachtete, sondern eher als eine Art Hobby, mit dem sie praktischerweise ihre Rechnungen bezahlen konnte. Sie war nicht sofort und über Nacht erfolgreich. Die Verlagswelt war eine, die sie langsam zu erobern lernte, nachdem sie einige Male anfangs auch auf die Nase gefallen war.

Heutzutage schreiben mir ständig Leute, die vorschlagen, dass Miss Marple und Hercule Poirot sich treffen sollten – aber warum sollten sie? Ich bin sicher, es würde ihnen überhaupt keinen Spaß machen. Hercule Poirot, der totale Egoist, würde es nicht mögen, von einer älteren Jungfer in seine Angelegenheiten eingewiesen zu werden.“

Das ist eine Biografie, für die man nicht einmal ein großer Fan ihrer Krimis sein muss, um dieses Buch zu genießen. Ein großartiges Buch, bei dem man literweise Tee trinkt und idealerweise Scones mit clotted cream im Haus haben sollte, man wird Lust darauf bekommen.

Ich möchte auf jeden Fall bald mal wieder einen ihrer Krimis lesen und/oder Miss Marple im Fernsehen sehen.