Venedig by the book

“Venice, it’s temples and palaces did seem like fabrics of enchantment piled to heaven.”
― Percy Bysshe Shelley

Venedig ist eine von Licht durchflutete Stadt, der man sich kaum besser nähern kann, als ganz früh morgens im Nachtzug auf die Stadt zufahrend mit einer Tasse Kaffee in der Hand. Der Sonnenaufgang war fast zu kitschig um wahr zu sein und als wir kurz darauf übermüdet vor dem Bahnhof in die Sonne blinzelten, da waren wir schon Hals über Kopf in die Stadt verknallt, bevor wir überhaupt das erste Vaporetto betreten haben.

Die Stadt, einst auch als Serenissima bekannt, war schon schon immer die perfekte Inspiration für Künstler, Dichter und Liebende. Mit ihren verwitterten Gothic-Palästen, den vergoldeten Kuppeln und Zinnen, dem Plätschern der Gondelstangen, mit denen die Gondoliere ihre schnittigen schwarzen Boote durch die engen Wasserstraßen lenken, verzaubert sie jeden, glaube ich, mit ihrer sinnlichen Anziehungskraft.

Als wir den Markusplatz betreten, ist er bis auf einige wenige andere Touristen und Künstler, die vor dem Dogenpalast an ihren Staffeleien sitzen, nahezu menschenleer. Es gibt auch keine Tauben mehr auf dem Platz, da es dort seit etwa einem Jahr ein Fütterverbot gibt. Auch dass die riesigen schrecklichen Kreuzfahrtpötte nicht mehr in die Lagune einfahren dürfen, hat noch mal einiges dazu beigetragen, dass der exzessive Massentourismus etwas in seine Schranken gewiesen wurde. Ich war vor einigen Jahren schon einmal für einen Tag vom Gardasee aus nach Venedig gefahren und fand es damals aufgrund der Menschenmassen ganz furchtbar. Das war dieses Mal deutlich besser. Covid hat dann tatsächlich doch noch die eine oder andere positive Auswirkung. Apropos Covid: das wird in Italien ganz vorbildlich gemanagt. Überall wird Fieber gemessen, man checkt mit seinen Impfzertifikaten via App ein und es wird ganz selbstverständlich überall Maske getragen.

Auf dem Canal Grande wimmelt es bereits von Wasserfahrzeugen: Vaparettos, Wassertaxis, Motorboote, Kähne und die allgegenwärtigen schwarzen Gondeln. In Venedig sind Boote das wichtigste Verkehrsmittel. Autos gibt es nicht. Eine gute Möglichkeit, die Stadt und die vorgelagerten Inseln zu erkunden, sind die Vaparetto, die Wasserbusse, ein 3 Tagesticket hat sich für uns auf jedem Fall gelohnt.

Unser wirklich schönes Hotel war ganz in der Nähe Rialtobrücke, die seit dem 9. Jahrhundert das Handelszentrum Venedigs ist und wo der erste Markt der Stadt gegründet wurde. Die Stadt besteht aus 118 Inseln, die man entweder per Boot oder über eine der 400 Brücken erreichen kann.

Man läuft in Venedig so viel mehr, als man es für möglich hält und die Stadt ist auch deutlich größer, als ich dachte. Abends hatten wir ziemliche Plattfüße und waren froh, nach unserem ausgezeichneten Abendessen den ersten Abend in einem Vivaldi-Konzert sitzend ausklingen lassen zu können.

Oh und natürlich verläuft man sich – ständig. Aber dadurch entdeckt man jede Menge Orte, die man sonst niemals gefunden oder überhaupt erst gesucht hätte. Immer wieder muß man auch wieder umdrehen, weil die Gasse plötzlich an einem Kanal endet. Das gehört aber auf jeden Fall dazu und man ist meistens auch nie wirklich weit von einem bekannteren Ort entfernt und die bekanntesten sind auch regelmäßig ausgeschrieben.

Im Nachtzug bereitete ich mich mit Donna Leons „Über Venedig, Musik, Menschen und Bücher“ vor – ein kurzweiliges Buch, in dem sie aus Venedigs Nähkästchen plaudert. In Kleinigkeiten beweist sie großes Gespür für Atmosphärisches, prangert aber auch Mißstände an und haut ihren italienischen Nachbarn auch schon mal derbe Schimpfworte um die Ohren, wenn diese ohne mit der Wimper zu zucken ihren Müll in den Kanal werfen. Die Geschichten wurden fast alle Anfang/Mitte der 1990er geschrieben und ich hatte das Gefühl, Müll wird heute glücklicherweise wenig in den Kanälen versenkt, die sahen einigermaßen sauber aus. Spannend fand ich auf jeden Fall die Geschichte vom Turmwächter von San Marco, der Philosophie studierte und eine sehr spannende Persönlichkeit zu sein scheint.

Die lokale Küche hat uns auch ausgesprochen zugesagt. Wir haben durch die Bank weg wirklich gut gegessen und leckeren Sprizz bzw. Wein getrunken. Wir haben vorher recherchiert und ein paar gute Restaurants vorgebucht, so dass wir die teuren/schlechten Tourifallen glücklichweise umgehen konnten. Venedig hat ein paar sehr spannende lokale Gerichte zu bieten. Absolut köstlich sind die Spaghetti nero di seppia und mein weiterer Favorit waren die Spaghetti mit Venusmuscheln.

Die passende Lektüre zu unserem Vivaldi-Konzert war im Übrigen Peter Schneiders „Vivaldi und seine Töchter“. Als mega Barock-Fan ist Antonio Vivaldi natürlich auch einer meiner Lieblinge, er war zu Lebzeiten eine Berühmtheit und seine Kompositionen zählen heute zu den meistgespielten weltweit. (Es gibt so so viel mehr von ihm zu entdecken, als nur die „Vier Jahreszeiten“!) In der Zwischenzeit aber war Antonio Vivaldis Werk bis zu seiner Wiederentdeckung vor 100 Jahren komplett vergessen. In diesem virtuosen Roman erzählt Peter Schneider die Geschichte des musikalischen Visionärs und begnadeten Lehrers.

Peter Schneider begibt sich auf die Spur des geweihten Priesters und Musikers im barocken Venedig. Und was er dabei entdeckt, ist ein nahezu unbekanntes Werk des Maestros: Sein ganzes Leben lang hat der »prete rosso« an einem Waisenhaus gearbeitet und mit den musikalisch begabten Mädchen das erste Frauenorchester Europas gegründet. Für sie schrieb er einen großen Teil seiner Konzerte, mit ihnen brachte er sie zur Aufführung. Peter Schneider zeigt sich als umsichtiger Erzähler, der der Versuchung der Fiktion nie ganz erliegt, sondern immer wieder fragend bleibt und seine Recherche miterzählt. »Vivaldi und seine Töchter« porträtiert den Komponisten als Mann seiner Zeit, der sich gegen die Verdächtigungen der Kirche, aber auch gegen seine eigenen Versuchungen zu behaupten hat. Seine »amicizia« mit der jungen Sängerin Anna Girò wird zum Stein des Anstoßes und zur Quelle seiner Inspiration. Ganz große Empfehlung – habe das Buch sehr sehr gerne gelesen.

Am letzten Tag erkundeten wir das jüdische Ghetto von Cannaregio. Der Begriff „Ghetto“ hat seinen Ursprung in Venedig und bezieht sich auf die Gießereien, in denen Metalle für Kanonen gegossen wurden. Die Juden, die im 14. und 15. Jahrhundert nach Venedig kamen, durften nur im Ghetto leben; sie wurden nachts eingeschlossen und durften sich nicht frei in der Stadt bewegen. Da sie sich nicht ausbreiten konnten, bauten sie in die Höhe, so dass die Gebäude hier die höchsten in Venedig sind und die Gassen scheinen fast noch enger und lichtarmer zu sein.

Passend dazu war auch meine letze Venedig-Lektüre, eine Nacherzählung von Shakespeares „The Merchant of Venice“ von Mirjam Pressler „Shylocks Tochter“.

Venedig 1568: Jessica, die Tochter des jüdischen Geldverleihers Shylock, fühlt sich in der von religiösen Vorschriften dominierten Welt eingeengt und träumt von einem Leben außerhalb des engen jüdischen Ghettos. Sie träumt – anders als ihre Ziehschwester Dalila – von kostbaren Kleidern und rauschenden Festen der vornehmen Gesellschaft. Als sie sich in den christlichen Adligen Lorenzo verliebt, weiß sie, dass ihr Vater niemals in die Heirat einwilligen würde – sie plündert seine Schatzkammer und flieht. Mirjam Pressler schildert das Leben der Juden im Ghetto, den sonderbaren Rechtsstreit um ein Pfund Fleisch und das Miteinander von Christen und Juden.

Ich mochte das Buch sehr. Einige kritisierten, dass Pressler zu sehr zeigen wollte, wie viel Recherche sie betrieben hat und empfanden es als „Infodump“, aber ich mag das ja sehr. Habe sehr viel gelernt und habe große Lust bekommen, mich mit dem Original zu befassen.

Nach 3 Tagen ging es dann wieder mit dem Nachtzug zurück, aber es wird ganz sicher nicht unser letzter Ausflug sein. Es gibt noch so viel zu entdecken und wir wären sehr gerne noch ein paar Tage länger geblieben. Die perfekte filmische Vorbereitung auf die Stadt sind für mich diese beiden Filme:

Hirngymnastik Klassische Musik

Ein Jahr voller Wunder – Clemency Burton-Hill

Ich glaube, ich habe nicht viel mit der Krimi-Autorin Donna Leon gemeinsam, außer wahrscheinlich unsere immense Vorliebe für klassische Musik aus der Barock-Zeit und der (nicht ganz ernst gemeinten) Ansicht, die eigentliche Oper endet für uns mit Mozart.

Neben den Barockopern von Händel, Monteverdi, Gluck oder Vivaldi mag ich insbesondere geistliche Musik, was mir wieder zeigt, dass man, um großartige Musik oder auch Architektur (Kirchen) schätzen zu können, nicht unbedingt religiös sein muss.

Die heutige Hirngymnastik befasst sich mit Literatur, in der klassische Musik eine zentrale Rolle spielt.

Die europäische Musik unterscheidet sich sehr von vielen anderen außereuropäischen klassischen Musikformen – durch ihr Notationssystem, das etwa seit dem 11. Jahrhundert in Gebrauch ist. Katholische Mönche entwickelten die ersten Formen moderner europäischer Musiknotation, um die Liturgie in der gesamten Weltkirche zu vereinheitlichen.

Im Gegensatz zu den meisten volkstümlichen Stilen ist die klassische Musik für die Entwicklung hoch entwickelter Formen der Instrumentalmusik wie Symphonie, Konzert, Fuge, Sonate und gemischter vokaler und instrumentaler Stile wie Oper, Kantate und Messe bekannt.

Eines der schönsten Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe ist eines, das mich gelegentlich auch in ganz andere Epochen der klassischen Musik geführt hat und auch wenn das Jahr noch nicht ganz um ist, es ist ganz eindeutig mein Lieblingsbuch dieses Jahr:

Clemency Burton-Hill ist unglaublich enthusiastisch, nicht im Entferntesten versnobt und hat mir riesige Lust gemacht, jeden Morgen das Stück des Tages zu hören. Sie redet über Stücke, die sie in der U-Bahn, bei der Hausarbeit oder auch mal ganz ehrfürchtig in einem Konzertsaal hört. Alle wichtigen Komponisten sind hier und an 366 Tagen (ja, inklusive des extra Tages – also perfekt für das Schaltjahr 2020) stellt sie erfreulich viele Frauen, Nicht-Europäer/Amerikaner und Komponisten vor, die noch leben und arbeiten – viele von ihnen unter 50.

Ein Buch wie dieses wäre vor dem Streaming vielleicht gar nicht möglich gewesen, aber durch das Streaming ist es leicht, sich durch alle 366 Stücke zu hören (meistens an dem dafür vorgesehenen Tag, aber ab und an auch mal ein paar am Stück, wenn ich etwas hinterherhinkte ). Dadurch lernte ich so unglaublich viele neue Stücke/Komponisten kennen und schätzen.

Natürlich hat mir nicht jedes Stück gefallen, aber wer klassische Musik mag, spürt richtig, wie sich der eigene Horizont erweitert. Ein wunderbares Buch und das perfekte Geschenk für eigentlich fast alle Menschen.

Weiter geht es mit dem Genre der Oper. Das rote Opernbuch im Hintergrund habe ich als Kind von Verwandten aus der DDR geschickt bekommen und es hat mich seitdem überall hinbegleitet, wo auch immer ich gewohnt habe. Es ist ein guter erster Anlaufpunkt, wenn man sich über den Inhalt und den Hintergrund einer Oper informieren möchte.

Heute geht das natürlich auch sehr gut mit Wikipedia, dennoch kann ich jedem, der vielleicht auch gerade erst anfängt, sich mit Opern zu beschäftigen, empfehlen, sich ein solches Opernbuch anzuschaffen und/oder auch das Who’s Who in der Oper, ein hilfreiches Handbuch das einem noch mal mehr Einblick in die wichtigsten Figuren gibt, die immer wieder in Opern auftauchen.

Robert Levines „Weep, Shudder and Die“ ist ein sehr kompakter Guide, der noch mal interessante Einblicke in die Welt der Opernliebhaber in den USA gibt, die Auswahl der Komponisten und die Kürze der Opernbeschreibungen waren mir aber eine Spur zu oberflächlich. Es fehlte Händel (!!!).

Etwas umfassender möchte ich euch diesen Roman vorstellen:

Opernroman – Petra Morsbach

Wunderbarer Roman über das Treiben an einem fiktiven Opernhaus in einer fiktiven Stadt. Morsbach wirft einen messerscharfen Blick hinter die Kulissen. Man spürt, dass Petra Morsbach die Bühnen der Welt von innen heraus kennt, denn nur als Insider erlangt man diese Detailschärfe und kann so lebendig und humorvoll über diesen Mikrokosmos schreiben.

Hochs und Tiefs gehören zum künstlerischen Alltag in der Oper. Hinter den Kulissen ist das Geschehen aber fast genauso dramatisch wie auf der Bühne. Einige opfern ihr Leben für die Kunst, während andere recht skrupellos über Leichen gehen um Karriere zu machen. Die Menschen leben hier intensiver, leiden aber auch mehr als anderswo. Die Oper ist ein Ort der Extreme.

In diesem bislang einzigen Nicht-Brunetti Roman von Donna Leon geht es unter anderem um den italienischen Geistlichen, Diplomaten und Komponisten Agostino Steffani (1654 – 1728). Er lebte über zwanzig Jahre in München, was ihn noch einmal interessanter für mich machte.

Das Buch entstand in Kooperatin mit Cecilia Bartoli, einer Opernsängerin, die Ms Leon vor etwa zwanzig Jahren einmal interviewte und die seitdem ihr Opern-Buddie ist. Bartoli nahm eine CD mit Werken von Agostini auf und nur für die CD alleine hat sich der Kauf dieses wunderschönen Buches gelohnt. Der Krimi selbst spielte für mich eher eine untergeordnete Rolle, unterhalten habe ich mich aber auf jeden Fall sehr gut gefühlt.

Caterina Pellegrini ist gebürtige Venezianerin und wie so viele von ihnen musste sie ihre Heimat verlassen, um ihre Karriere fortzusetzen. Mit einem Doktortitel in „Barockoper“ aus Wien landet sie in Manchester. Als Caterina von einer Stelle in ihrer Heimat erfährt, ergreift sie die Gelegenheit beim Schopf und zieht zurück.

Die Stelle ist ziemlich ungewöhnlich. Nach fast drei Jahrhunderten wurden zwei verschlossene Truhen entdeckt, in denen sich vermutlich Papiere eines Barockkomponisten befanden. Mit religiösen und politischen Kreisen eng verbunden, starb der Komponist kinderlos; nun beanspruchen zwei (sehr unsympathische) Venezianer, Nachkommen seiner Cousins, jeweils das Erbe. Caterinas Aufgabe ist es, alle beigefügten Papiere zu prüfen, um so etwas wie eine testamentarische Verfügung des Komponisten zu finden. Doch als ihre Nachforschungen sie in unerwartete Richtungen führen, beginnt sie sich zu fragen, welche Geheimnisse diese Truhen wohl tatsächlich bergen.

Die Juwelen des Paradieses – ein großartiger Roman für Musikliebhaber*innen, eine fesselnde Erzählung über Intrigen, Musik, Geschichte und Gier mit großartiger Musik.

Hier könnt ihr Cecilia Bartolis Steffani-Aufnahme hören

Von Venedig aus reisen wir jetzt ins Deutschland der Bach-Zeit. Bach und Händel sind ja die großen deutschen Komponisten der Barock-Zeit und theoretisch hätten sie sich treffen können, es hat aber tatsächlich nie geklappt.

Die Suche in der häuslichen Bibliothek hat gleich zwei Bücher über Johann Sebastian Bach hervorgebracht – aber sträflicherweise keines über „meinen“ Händel, ein Zustand den ich schnellstens ändern muss.

Als die Musik in Deutschland spielte – Bruno Preisendörfer

Bruno Preisendörfer entführt uns in die Lebenswelt des Barock: Wie kleideten sich die Menschen? Wie sah das Familienleben aus? Tabak kam gerade in Mode und auch der Kaffee und damit der Siegeszug der Kaffeehäuser.

Musik wurde überall gespielt – ob in Gottesdiensten, zur Unterhaltung des Adels, der Bürger oder auf dörflichen Festen. Es war die Zeit von Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel und Georg Philipp Telemann, deren Kompositionen uns bis heute nachhaltig berühren.

Preisendörfer breitet ein Füllhorn an Fakten, Anekdoten und Wissen aus, für mich hat die Lesbarkeit manchmal etwas gelitten und mich machte dieses hektische Springen von einer Anekdote zur nächsten irgendwie etwas kirre.

Hätte mir mehr über das Leben Johann Sebastian Bachs gewünscht und etwas weniger Hektik.

Als Bach nach Dresden kam – Ralf Günther

Leider stand auch in diesem Buch nicht etwa Johann Sebastian Bach im Zentrum der Geschichte, sondern der Dresdner Konzertmeister und Direktor der französischen Hofmusik: Jean-Baptiste Volumier.

Im Jahr 1717 ist Volumier Konzertmeister der Hofkapelle August des Starken. Als ihm zu Ohren kommt, dass der skandalumwitterte französische Musiker Louis Marchand nach Dresden geholt werden soll, wird ihm angst und bange: Wird Marchand ihm den Rang streitig machen? Volumier fasst einen Plan: Ein Orgelduell, bei dem er Marchand gegen den größten lebenden deutschen Komponisten antreten lässt: Johann Sebastian Bach wird Marchand überstrahlen, da ist Volumier sicher, und nach einer Blamage wird Marchand das Weite suchen. In Weimar lernt Volumier Bachs Cousine Friedelena kennen. Die Begegnung verändert einiges. Kurz bevor das Tastenduell stattfindet, nehmen die Ereignisse einen unvorhergesehen Verlauf.

Ein unterhaltsames Buch, aber ich wollte doch etwas mehr Bach und weniger Volumier *mit den Füßen trampelt*.

Jetzt aber zwei Bücher über einen Komponisten, bei dem man tatsächlich das bekam, was auch außen drauf stand.

Wir reisen nach Österreich und widmen uns DEM Komponisten der Wiener Klassik: Wolfgang Amadeus Mozart

Mozart: Ein Leben ist eine gut recherchierte Biographie von Maynard Solomon und war 1996 Finalist für den Pulitzerpreis. Sie liest sich wie ein Roman, in dem wir Mozart durch seine frühe Kindheit in Salzburg bis zu seinen gefeierten Auftritten in den Hauptstädten Europas als Wunderkind begleiten.

Solomon folgt ihm nach Wien, wo er heiratet und als vielversprechender junger Komponist nicht nur in Wien, sondern auch in Prag und Deutschland Erfolg hat. Sein Leben überschattet eine sich stetig vertiefende Melancholie, die sich besonders ausprägte als er an seinem letzten Werk, dem Requiem, arbeitet, bevor er im Alter von 36 Jahren viel zu früh stirbt.

Mozart last Aria – Matt Rees

Matt Rees nimmt in seinem Roman das historische Rätsel des Mordes an Mozart unter die Lupe und präsentiert anhand von Fakten und Personen aus dem wirklichen Leben eine mögliche Lösung des Falles.

Zu Beginn der 1790er Jahre steht Europa vor einigen großen Problemen. In Frankreich ist die Französische Revolution im Gange. Preußen und Österreich sind Erzfeinde. Und Mozart verliert unter mysteriösen Umständen sein Leben und vermutet eine Vergiftung. Der Roman beginnt, als seine Schwester Nannerl im Sterben liegt und Mozarts Sohn das von ihr geführte Tagebuch gibt. Als Nannerl von Mozarts rätselhaftem Tod erfährt, verlässt sie ihr Dorf Salzburg und reist nach Wien, wo ihr Bruder Mozart Erfolg hatte und Zugang zu den höchsten gesellschaftlichen Kreisen erlangte. Nannerls Ziel ist einfach: herauszufinden, was mit ihrem Bruder geschehen ist.

Nur ist dem Wien, dem sie begegnet, ein anderes als das ihrer Jugend. Die Atmosphäre ist nicht mehr offen und entspannt, sondern geheimnisvoll und trügerisch. Als Nannerl beginnt, sich umzuhören, gerät sie in ein gefährliches Spiel – sie wird auf der Straße angegriffen und muss um ihr Leben fürchten.

Der Roman war eine verführerische Lektüre. Gleich zu Beginn des Buches stellt Rees dem Leser eine Liste der Charaktere und ihrer Identitäten zur Verfügung, das hilft sehr. Jedes Mal, wenn man glaubt, der Mörder sei entlarvt, schlägt Rees wieder einen Haken. Das Buch hat wirklich Spaß gemacht.

Die Mozart-Lektüre hat mir große Lust gemacht den Film Amadeus wiederzusehen, leider konnte ich ihn nirgendwo streamen, daher musste ich mich vorab erst mal mit dem Trailer begnügen:

Der letzte Roman dieser Hirngymnastik führt uns in die Welt der Kastraten.

Margriet de Moors „Der Virtuose“ hatte ich vor Jahren schon einmal gelesen und war gespannt, wie viel mir noch in Erinnerung geblieben war und wie gut es mir jetzt gefallen würde.

Dieser Roman erzählt die Geschichte eines berühmten Sängers. Der musikalisch begabte Garparo, der in furchtbare Armut hineingeboren wird lässt sich freiwillig und bereitwillig kastrieren, als er fast schon in der Pubertät ist. Danach wurde er ins Konservatorium gebracht und unzählige Stunden lang zu einem der berühmtesten Sänger Neapels ausgebildet.

Es ist die Geschichte der dramatischen Liebesgeschichte zwischen Gaspara und einer reichen Adligen.

Das Buch gibt Einblick in eine Zeit, in der Menschen – egal welcher Klasse sie angehörten völlig verrückt nach der Oper waren. Aristokraten, wie die Heldin des Romans, besuchten das Theater von San Carlo mehrmals in der Woche in ihren Logen, dort wurde gespielt und gegessen, Gespräche über Philosophie geführt und auch Liebesaffären nahmen dort ihren Lauf.

Manchmal widmeten sie sich aber auch der Musik und gingen mitunter sogar bis auf die Bühne, um die Aufführungen aus der Nähe zu sehen! Seither verstehe ich, warum Mahler darauf bestand, dass die Zuschauer ruhig sitzen und zuschauen sollten.

De Moor lässt die Welt der italienischen Musik und der neapolitanischen Aristokratie mit einer Sinnlichkeit aufleben, die einem den Atem raubt.

Der passende Film zum Buch ist natürlich Farinelli:

Zum Abschluß eine Playlist meiner liebsten klassischen Stücke:

Ich hätte gerade riesige Lust dazu. Habe mich für Ende Dezember um Tickets beworben an der Münchner Staatsoper, aber noch weiß ich nicht ob es geklappt hat. Wir werden sehen.

Ich hoffe ich konnte euch etwas Lust machen auf klassische Musik – habt ihr Lieblingskomponisten oder Stücke die ihr mir empfehlen würdet? Geht ihr gerne in die Oper?

Meine Woche

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Foto: Stephanie Meier

Gesehen: „Portrait of a Lady on Fire“ (2019) von Céline Sciamma mit Noémie Merlant und Adèle Haenel. Wunderschöne Bilder, großartige Story – mein Lieblingsfilm 2019

Beyond the Black Rainbow“ (2010) von Panos Cosmatos. Würden David Lynch, Stanley Kubrick und Dario Argento ein Kind bekommen käme dieser Film raus. Großartig und abgefahren.

Smilla’s sense of Snow“ (1997) von Bille August mit Julia Ormond und Gabriel Byrne. Gelungene Literaturverfilmung und ein schöner Kopenhagen-Film.

Gehört: „L’Estate – Antonio Vivaldi, „La jeune fille en feu“ – Para One & Arthur Simonini, „Beyond the Black Rainbow“ Soundtrack, „Everything I wanted“ – Billy Eilish, „Lark“ – Angel Olsen, „Iluitec Rayless Sun“ – TXT Recordings, „Music for Mediations“ – Arkh Wagner, Johann Johannson live at KEXP

Gelesen: dieses Interview mit Phoebe Waller-Bridge, Michael Cabon bonding with his father over Mr. Spock, Intellektuelle Frauen um 1800, What the Berlin Wall and the Handmaid’s Tale taught me about time, how ICE picks its targets, the first fairy tales were critiques of patriarchy

Getan: Workshop durchgeführt, einen schönen Abend mit einer Freundin verbracht und das Bücherregal umgeräumt

Geplant: Yoga und Herbstspaziergänge

Gegessen: Linsenfrikadellen, koreanisches BBQ und Rote Beete in der Resi Huber

Gefreut: über #Autorinnenschuber

Geweint: nein

Geklickt: auf diese bezaubernde Auto-Werbung, auf dieses Gespräch zwischen Ruth Bader Ginsburg, Donna Leon und Joyce DiDonato, Nelly Bly makes the news,

Gestaunt: über diese bezaubernden Otter und to pay attention the brain uses filters not a spotlight

Geärgert: nein

Gelacht: yep

Gewünscht: diese Teedosen, diese Polaroidkamera, dieses Haus, dieses Bilderbuch

Gefunden: nix

Gekauft: nix

Gedacht: Now is the envy of the dead

Donna Leon @BMW Welt München

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„I was at La Fenice opera house back in 1991 with friends, and we started talking about a conductor whom none of us liked. Somehow there was an escalation, and we started talking about how to kill him, where to kill him. This struck me as a good idea for a book“

Nach wie vor ist dieser erster Brunetti Krimi in dem ein Dirigent während des letzten Aktes von „La Traviata“ ermordet wird mein liebster. Frau Leon und ich teilen die Liebe zu Händel, Raymond Chandler, Italien und vielleicht noch 1-2 andere Dinge 😉

Donna Leon stellte am Sonntag in München ihren 22. Brunetti Roman vor „Das goldene Ei“. Es war ein sehr unterhaltsamer Nachmittag mit ihr und ich würde jederzeit mit ihr in die Oper und danach ein Glas Wein trinken gehen. Alle 22 Krimis habe ich nicht gelesen und habe ich auch nicht vor, aber ab und an mal einen ist fast wie ein Kurzurlaub in Venedig.

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Meine Woche

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Gesehen: „Sagan“ – großartiger Film, macht große Lust (wieder) Francoise Sagan zu lesen!

Gehört: Darkside – dieses und dieses. Interpol „Everything is wrong„. Und die live-Übertragung aus der Bayerischen Staatsoper „Die Sache Makropulos“ von Janacek. Öhm ja das war eher gewöhnungsbedürftig für mich, aber das Bühnenbild war klasse und die gesangliche Performance astrein. Nur nicht ganz meine Oper.

Gelesen: zwei Artikel in der Zeit die kontrovers aber sehr lesenswert sind. Thomas Glavinic „Macht sie doch zu Märtyrern“ und „Der Verlust am Ende der Welt“ von Roman Ehrlich.

Getan: Workshop Wahnsinn, eine Lesung von Donna Leon besucht, St. Paulis DFB-Aus betrauert und gestern auf dem Balkon in der Sonne gesessen.

Gegessen: Frau Wonnies Karottensalat mit gerösteten Pistazien und Granatapfel-Vinaigrette – unglaublich lecker! Kann euch das Rezept nur empfehlen! Außerdem noch ein sehr gutes Okra-Schoten-Curry im indischen Lokal, lecker aber leider nicht scharf genug.

Getrunken: Kingfisher Bier

Gefreut: war ein wahnsinnig toller Tag zum Radln heute – so kann der November bleiben 😉 Und darüber das jemandem ein Satz den ich vor ein paar Jahren gesagt habe, tatsächlich geholfen hat.

Geärgert: wenn ich schon maaaaal plane und dann zack fallen die ins Wasser *aaargh*

Gelacht: Why was 8 afraid of 7 ? Because 789 😉 Aber am meisten darüber wieviel Spaß Donna Leon selbst beim Witze erzählen hatte.

Geplant: den Besuch vom Herrn Papa im Dezember, den wir leider verschieben mussten, weil die olle Bandscheibe muckt.

Gewünscht: ein Bild von Billy und Hells, die sind fast alle toll, dieses zB oder dieses .

Gekauft: nüscht glaub ich – doch! Blumen 🙂

Gefunden: einen tollen Blumenladen auf dem Weg zur Arbeit

Geklickt: Auf Sunday Routine, weil ich es spannend finde in anderer Menschen Leben reingucken zu können

Gewundert: wie populär Halloween auf einmal geworden ist

(diese Auflistung bei philuko gesehen für toll befunden und übernommen – hoffe, das ist ok).