Meine Woche

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Gesehen:  Hustlers (2019) von Lorene Scafaria mit Jennifer Lopez, Constance Wu uva. eine Gruppe gewiefter Strip-Club-Mitarbeiterinnen schließt sich zusammen, um den Spieß bei ihren Wall-Street-Kunden umzudrehen. Großartig. Basiert auf wahren Begebenheiten.

First Man (2018) von Damien Chazelle mit Ryan Gosling und Claire Foy. Bio-Pic über Neil Armstrong und die weltberühmte Mondlandung. Spannend und unterhaltsam.

Gehört: Hauschka live aus der Elbphilharmonie, First Man Soundtrack,  Multi Natural – Christina Vantzou, The Gardener – VLMV, Patrizia No. 3 – Johann Sebastian Bach / Hilary Hahn, Hello – Allie X

Gelesen: Mütter kritisieren ein Leben lang die Körper ihrer Töchter, Sophie Passmann zur Rolle der Veranstalter in der Lisa Eckhart Debatte, the devastating decline of a bright young coder, die Kurzgeschichte „With the Beatles“ von Haruki Murakami, diesen Artikel über Stanislaw Lem

Getan: im Watt gewandert, die kleine Nichte eingeschult, Hauschka live aus der Elbphilharmonie gehört, Uno im Garten gespielt und viel Zug gefahren

Gegessen: Nordseekrabben

Getrunken: Astra

Gefreut: über das Buchgeschenk von der lieben Schwiegermama

Geärgert: dass ich die Perseiden verpasst habe

Geklickt: auf dieses Interview mit Judith Butler, auf diese Liste von 15 Entdeckerinnen die man kennen sollte, Nadine Champions TED Talk „10 seconds of courage – Life lessons from a fighter“

Gestaunt: Sharkfest 2020

Gelacht: über den Twitter Thread „Introduce a male character like male screenwriters describe women characters“

Gewünscht: diesen Boxsack, diesen Schrank, dieses Bad

Gefunden: nix

Gekauft: Bücher, Zeitungen und ein St. Pauli T-Shirt

Gedacht: This is not your responsibility, but it is your problem // Cheryl Strayed

 

Meine Woche

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Gesehen: „Portrait of a Lady on Fire“ (2019) von Céline Sciamma mit Adèle Haenel und Noémie Merlant. Der Film wird mit jedem Mal besser – wunderschöne Bilder, mausert sich zu einem meiner Lieblingsfilme.

Parasite (2019) von Bong Joon-ho. Interessantes Sozialdrama mit viel Witz, der jeden Oscar verdient hat. Großartige Darsteller und ich möchte bitte auf der Stelle in das Haus einziehen 😉

BlaKKKlansman (2018) von Spike Lee mit John David Washington und Adam Driver. Ein Afro-Amerikanischer Polizist unternimmt mit seinem jüdischen Kollegen in den 1970er Jahren eine Undercover Operation um den Ku Klux Klan zu infiltrieren. Basiert auf wahren Begebenheiten. Sehr interessant.

Gehört: The Engine of Night – Rat Abbey, Intro – The XX,  Home Diaries 007 – Jazzdefector, Immersion: three – Steve Roach, Kind Of – Mano Le Tough, Leaving – Planning for Burial, Mendelssohns Violinkonzert in e-moll – Anne Sophie Mutter

Gelesen: Julia Jäkel – Zurück in der Männerwelt, What do famous people’s bookshelves reveal? Death of the office, Women’s resilience is saving the world, Clemens Setz schimpft über Elon Musks Starlink Satelliten, dieses Interview mit Johannes Kleske, diesen Artikel über Li Ziqui

Getan: viele Meetings, das Münchner Büro zum Desinfizieren freigeräumt, viel geradelt

Geplant: endlich wieder in einen Buchladen und virtuell ins Theater gehen

Gegessen: Scones

Getrunken: Taiwanesischen Whisky (sehr lecker)

Gefreut: über eine Büchersendung

Geärgert: nö

Geweint: nein

Geklickt: auf dieses Interview mit Adèle Haenel und Noémie Merlant, why 1.5 billion people eat with chopsticks, Cheryl Strayed interviewt Margaret Atwood  und auf diese, diese und diese Bücherliste und das Geheimnis der Sea Monkeys endlich gelöst 😉

Gestaunt: über die Videos von Li Diqui (kann gar nicht mehr aufhören, die sind so schön und beruhigend irgendwie ;))

Gelacht: über meine Reisepläne und die vielen Aluhutträger momentan

Gewünscht: das Parasite House, dieses Tshirt, diese floating plants

Gefunden: nix

Gekauft: gebrauchte Klassik-CDs

Gedacht: Poetry is language made special

#Women in Science (1b) Marie Curie – Little People, Big Dreams

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Bevor es am Mittwoch mit der zweiten Folge von #Women in Science weitergeht, möchte ich hier noch einen ganz wunderbaren Nachschlag zum Beitrag über Marie Curie. Dieses bezaubernde Bilderbuch ist die perfekte Lektüre für kleine und große Forscherinnen.

Little People, BIG DREAMS ist eine Buchserie die jetzt auf deutsch im Suhrkamp/Insel Verlag erchseint und die das Leben von außergewöhnlichen Menschen beleuchtet. Little People, Big Dreams erzählt von den beeindruckenden Lebensgeschichten großer Persönlichkeiten: Jede dieser Frauen, ob Künstlerin, Pilotin oder Wissenschaftlerin, hat Unvorstellbares erreicht. Dabei begann alles, als sie noch klein waren: mit großen Träumen. Rebellische Frauen, die mit ihren Kindheitsträumen die Welt veränderten.

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Die Forscherin Marie Curie schuf mit ihrer Liebe zum Wissen Unglaubliches: Sie revolutionierte den Kampf gegen Krebs, indem sie die chemischen Elemente Radium und Polonium entdeckte, und gewann den Nobelpreis – zwei Mal!

Die Autorin Isabel Sánchez Vegara wurde in Barcelona geboren und arbeitet seit über 15 Jahren als Creative Director für führende Werbeagenturen. Mit ihrer vielgerühmten Kinderbuchreihe Little People, Big Dreams begeistert sie kleine und große Leser auf der ganzen Welt.

Übersetzt wurde der Band von Svenja Becker.

Die ausführliche Lebensgeschichte von Marie Curie findet ihr hier.

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Foto: Frances Lincoln Children's Books

Als weiteren wunderbar passenden Nachschlag zum Marie Curie Beitrag hier, dem ersten in der #Women in Science Reihe habe ich Adrienne Richs Gedicht „Power“ gefunden. Gelesen von Cheryl Strayed:

POWER

Living in the earth-deposits of our history

Today a backhoe divulged out of a crumbling flank of earth
one bottle amber perfect a hundred-year-old
cure for fever or melancholy a tonic
for living on this earth in the winters of this climate

Today I was reading about Marie Curie:
she must have known she suffered from radiation sickness
her body bombarded for years by the element
she had purified
It seems she denied to the end
the source of the cataracts on her eyes
the cracked and suppurating skin of her finger-ends
till she could no longer hold a test-tube or a pencil

She died a famous woman denying
her wounds
denying
her wounds came from the same source as her power

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Suhrkamp/Insel Verlag für das Rezensionsexemplar.

And the Winner is ….

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Here you can see our bookclub in action 😉 It was time to relax after an exhausting voting session that meant voting for the next 13 books to read (why 13 btw ?). Jeez – not exactly easy with all these brilliant books to choose from. We all could suggest 3-4 books and had 6 votes. So glad I wasn’t the one who had to do the maths here …

In red you see the winners and hence a selection of the books that will be reviewed here over the next 12 months.

Happy with our choice ? What would you have chosen ? There is of course always the chance to read them all eventually….

  1. Mobile Library by David Whitehouse 
  2. Harvest by Jim Crace
  3. Amongst Women by John McGahern 
  4. We Are all Completely Beside Ourselves by Karen Joy Folwer
  5. Us by David Nicholls
  6. Things Fall Apart by Chimua Achebe 
  7. The Master and Margarita by Mikhail Bulgakov
  8. The Interestings by Meg Wollitzer
  9. City of Thieves by David Benioff 
  10. Ali and Nino by Kurban Said 
  11. Suite Francaise by Irène Némirovsky
  12. The Grass Harp by Truman Capote
  13. Karnak Café by Naguib Mahfouz
  14. Her Lover (belle Du Seigneur) by Albert Cohen
  15. Comedy in a Minor Key: A Novel by Hans Keilson
  16. The Catcher In The Rye by J. D. Salinger
  17. The Member Of The Wedding by Carson McCullers
  18. The Road Into The Open by Arthur Schnitzler
  19. The Bleeding Edge by Thomas Pynchon
  20. My Struggle: Book 1 by Karl Ove Knausgaard
  21. Seriously…I’m Kidding by Ellen DeGeneres
  22. Elizabeth is Missing by Emma Healey
  23. The Love Song of Miss Queenie Hennessy by Rachel Joyce
  24. The Red Notebook by Antoine Laurain 
  25. Wild. A journey from lost to found by Cheryl Strayed
  26. The Minaturist by Jessie Burton
  27. The Pursuit of Love by Nancy Mitford

Meine Woche

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Gesehen: 84 Charing Cross Road – die Verfilmung des Buches von Helene Hanffs – ein wundervoller Film nicht nur für Literaturliebhaber

Das Leben der Anderen – puh harter Tobak.

Orphan Black – Season 3 – endlich geht es weiter 🙂

Gehört: Diorama – The Girls, Rammstein – Links 2 3 4, Ascii Disko – Strassen,  VNV Nation – Rataliate, Roisin Murphy – Exploitation und diese konzertante Aufführung von Orpheus und Eurydice dirigiert von der wundervollen Laurence Equilbey

Gelesen: dieses Interview mit Ruth Rendell, diesen Artikel der sich mit der Frage beschäftigt, ob Salman Rushdie der Voltaire unserer Zeit ist und „What Power Really Means“ – Cheryl Strayed reads Adrienne Rich’s Homage to Marie Curie

Getan: einen Zeitmanagement Workshop gegeben, den Frühlingsmix im Literaturhaus genossen, Freunden beim Umzug geholfen und den darauf folgenden mega Muskelkater dann unvernünftigerweise mit all-Night-Clubbing versucht zu kurieren 😉 und leckere Cocktails getrunken mit liebem Besuch aus der Schweiz

Gegessen: diesen leckeren Pad Thai Salat

Getrunken: einen exzellenten klassischen Mojito im Hotel Anna

Gefreut:  über den zustande gekommenen Regaltausch und über den Sieg vom BVB

Geärgert: fällt mir nix ein

Gelacht: I’ve made it from the bed to the couch – there is no stopping me now 😉

Geplant: Dortmund und Berlin nächste Woche

Gewünscht: mein Parfum geht zur Neige, es muß Nachschub her und diese Säcke – so cool

Gekauft: nüscht glaub ich – doch! Das Buch beim Literaturmix.

Gefunden: einen Smithsonian im Flieger *freu*

Geklickt: auf diesen Artikel zum Thema New Work, diesen Artikel aus der NYT „Apple and the Self-Surveillance State“, diesen Beitrag über AirBnB Hosts in Japan

Gewundert: wie oft man beim Elfmeterschießen ausrutschen kann 😉

tiny beautiful things – Cheryl Strayed

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Ich bin so gar keine Selbsterfahrungs/Ratgeberliteratur Tante und hätte mir vor ein paar Jahren jemand gesagt, ich würde das Buch einer Kummerkasten-Lady nicht nur freiwillig lesen, sondern sogar richtig gut finden, ich hätte erst einmal eine Runde Fiebermessen ausgegeben.

Cheryl Strayeds Reisememoiren „Wild“ in dem sie ihre Lebenserfahrungen auf einer Wanderung auf dem PCT verarbeitet hat mich sehr berührt. Der Trail verlangt ihr körperlich und seelisch so ziemlich alles ab. Einen großen Part der Beschreibungen nehmen die Reflektion ihrer eigenen Gefühlswelt ein, glasklar formuliert und mit einer emotionalen Wucht die für mich nachhaltig spürbar war.

Bevor Strayed mit ihren Memoiren und der Verfilmung berühmt wurde, war sie jahrelang als Briefkastentante mit ihrer mittlerweile eingestellten Kolumne „Dear Sugar“ auf der literarischen Webseite „The Rumpus“ tätig. Hinter dem poetischen Titel  „tiny beautiful things“ verbergen sich die besten dieser Kolumnen die Strayed mit viel Mitgefühl und hart erkämpfter Weisheit präsentiert.

„The best thing you can possibly do with your life is to tackle the motherfucking shit out of it.”

Es ist kein Buch, das man meiner Meinung nach an einem Stück durchliest. Ich habe es in eher Tapas-artigen kleineren Häppchen über einen längeren Zeitpunkt gelesen. Sicherlich wird es auch Leser geben die das Buch leidenschaftlich hassen, ich habe jede Menge rausgeschrieben und war beeindruckt das sie niemanden verurteilt. Sie gibt jedem stets das Gefühl, auch selbst in eine solche Situation geraten zu können. Und so verständnisvoll sie auch ist, auch wer immer wieder über die eigene Nabelschnur stolpern, sie macht klar Opfer sein und in Selbstmitleid versinken ist keine Option.

„Nobody will protect you from suffering“

Die häufigste Kritik lautet, dass Strayed überwiegend ihre eigenen Geschichten erzählt und nicht wirklich Ratschläge gibt, meines Erachtens ins sie aber einer dieser Menschen, die die Gabe haben während sie von sich und ihren eigenen Erfahrungen und Verwundungen sprechen, einem zu helfen sich über sich selbst klar zu werden.

„Most things will be okay eventually, but not everything will be. Sometimes you’ll put up a good fight and lose. Sometimes you’ll hold on really hard and realize there is no choice but to let go. Acceptance is a small, quiet room.“

„Every last one of us can do better than give up”

„The only way out of a hole is to climb out“

„Be brave enough to break your own heart“

„Romantic love is not a competitive sport“

„Let yourself be gutted“

„tiny beautiful things“ ist bislang nur in Englisch erhältlich, könnte mir aber vorstellen, dass es demnächst noch eine Übersetzung geben wird. Ein Buch, das sich gut verschenken lässt.

Meine Woche

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Foto: A Kuscu

Gesehen: Wild im Kino – eine absolut sehenswerte Verfilmung, unbedingt angucken und dann die nächste Fernwanderung planen 😉
Dirty Pretty Things von Stephen Frears mit Audrey Tatou, eine sehr bewegender Film über einen illegal in London lebenden Nigerianer der mit den widerwärtigen Realitäten Londons konfrontiert wird. Auch unbedingt gucken !
Ich will Dich“ ein deutscher Film, den ich mit viel Skepsis startete und den ich dann überraschend gut fand.

Gehört: Rósín Murphy „Simulation„, Sneaker Pimps „6 Underground“ und „Glory Box“ von Portishead

Gelesen: Jeanette Wintersons Artikel „On the transforming Power of Art„, und diesen Artikel aus dem Monopol „Wider den ästhetischen Blick auf Krieg

Getan: Den Mainz-Besuch verschoben 😦
in der Arbeit versucht die Administration zu zähmen, ins Kino gegangen, eine Oper besucht und viel zu Fuß gegangen

Gegessen: Geröstete Blumenkohlsuppe und Pizzaaaaaaaa

Getrunken: Granatapfel-Sprizz

Gefreut:  über Tickets für St. Pauli – 1860 nächstes Wochenende

Geärgert: back to square one mit meinem Bruder

Gelacht: „Fuck it“ – my final thought before making most decisions (so true!)

Geplant: ein paar Ideen zu einem bestimmten Thema mal zu Papier zu bringen

Gewünscht: ha ha dieses T-Shirt ist einfach perfekt für mich, natürlich nur in schwarz 😉 und diese Vasen sind einfach cool und diese Jacke ist toll

Gekauft: Konzertkarten und ein Buch

Gefunden: leider noch nicht – die perfekte neue Brille

Geklickt: hier – „Readers best worst Celebrity Traumas“ und diesen Artikel – ich hab Tränen gelacht über die epic hangovers. Sie hat sooo recht.

Gewundert: well we’re all just molecules, cutie!

Wild – Cheryl Strayed

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Heute mal wieder ein Gruß aus dem Bucharchiv. Gelesen habe ich Cheryl Strayed „Wild“ auf der großen Südost-Asien-Tour im Januar letzten Jahres. Hatte das Buch auf dem Radar durch die positive Besprechung in der NY Times und war sehr überrascht, es in einem kleinen Second-Hand-Buchladen in Kambodscha zu finden. Genau wie Cheryl mit einem Rucksack unterwegs, der viel zu voll war und mit viel zu vielen unnützen Dingen (wie Büchern) bepackt, war es natürlich vollkommen unsinnig, so einen dicken Trümmer einzupacken – aber hey, irgendwie hab ich ihn in den Rucksack bekommen und das Buch hat mich wunderbar auf unseren Wanderungen begleitet und auch wenn ich anfangs dachte, ich würde es zurücklassen, wenn ich es ausgelesen habe, war nix zu machen, es hat mich so bewegt, ich habe es noch die ganze weitere Reise mitgeschlörrt und jetzt steht es hier zu Hause und beim Durchblättern rieselt noch immer Sand heraus.

Schade – ein „Unterwegs“-Foto hab ich nicht finden können, daher musste ich heute nochmal nachstellen. Sonst hätten wir hier eher Palmen, einen Street-Food-Stand, einen Bootstrip auf dem Mekong oder irgendeine andere Szene gesehen, in der ich das Buch gelesen habe.

„Wild“ ist die Geschichte einer jungen Frau, die mit Mitte 20 so ziemlich am Tiefpunkt ihres Lebens angekommen zu sein scheint. Sie ist allein, der Tod der Mutter die mit Mitte Vierzig an Krebs gestorben ist, noch lange nicht verarbeitet, vor den Scherben einer zerbrochenen Ehe stehend, verschuldet und ohne Perspektive rutscht sie auch noch in eine unglückliche Affäre mit der großen Trösterin Miss Heroin, als sie beschließt, einen Rucksack zu packen, nach Kalifornien zu fliegen und eine sehr sehr lange Wanderung zu machen, um sich wiederzufinden.

„Hiking the PCT, …was my way back to the person I used to be.“

Sie ist eine vollkommen unerfahrene Hikerin, packt viel zu viel und vollkommen falsche Sachen ein, ist nicht vorbereitet und läuft einfach los. Es hat mir eine diebische Freude bereitet, mir die vielen pragmatischen, stets übervorbereiteten Leute mit Schaum vorm Mund vorzustellen, wie sie vor lauter Empörung über die Naivität der Progagonistin den Kopf schütteln und sich fragen, ob sie überhaupt weiterlesen sollen 😉

Ich mag das ja, das happy-go-lucky und habe auch meist die Erfahrung gemacht, am Ende wird alles gut und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es halt noch nicht zu Ende.

Cheryl macht diesen Trip, die ganzen 1100km des Pacific Crest Trails. Sie wandert bei 40 Grad im Schatten auf dem Modoc Plateau erlebt Rekord-Schneefälle in den High Sierras, trifft auf Bären, Klapperschlangen, Skorpione, vertrocknete Wasserstellen. Sie verliert unzählige Fußnägel, kann sich manchmal Ewigkeiten lang nicht waschen, ist oft hungrig und irgendwann verliert sie sogar ihre Wanderschuhe. Und selbst da gibt sie nicht auf. Diese vollkommen unvorbereitete nicht übermässig starke blonde, junge Frau kicks ass. Sie beisst sich durch. Sie bastelt sich Ersatzschuhe aus Klebeband und wandert darin weiter, bis ihre neuen Wanderschuhe irgendwo in der nächsten Kurierbox im Nirgendwo auftauchen. Zusammen mit dem nächsten Geld, ein paar Vorräten und dem nächsten Satz Bücher.

Ich habe Cheryl unglaublich für ihren Mut bewundert. Ich hätte ihn wohl nicht. Eine so lange Wanderung ganz alleine, ohne wirkliche Navigationskenntnisse, in Gegenden wo mir jederzeit Bär, Skorpion, Schlangen oder andere gefährliche Viecher begegnen können. Wow. Ich halte mich schon nicht für ein Weichei, aber ich glaube ich wäre beim ersten Skorpion im Zelt umgehend umgedreht.

“I knew that if I allowed fear to overtake me, my journey was doomed. Fear, to a great extent, is born of a story we tell ourselves, and so I chose to tell myself a different story from the one women are told. I decided I was safe. I was strong. I was brave. Nothing could vanquish me.

Beim Lesen ist man komplett bei ihr, man leidet mit ihr, man freut sich ähnlich ekstatisch über die Dusche und selbst einen Schokoriegel essen beim Lesen fand ich schwierig, weil ich mich schuldig fühlte, wenn sie dabei so hungrig war 😉

Es gibt keine ellenlangen Naturbeschreibungen, es ist viel mehr eine Reise durch ihre innere Landschaft und das machte das Buch so überaus lesenwert für mich. Die Verwandlung die sie durchlebt, die Stärke die sie gewinnt, aber auch die vielen Momente der Schwäche und Einsamkeit.

Cherly Strayed ist meistens alleine gewandert, hat ab und an ein paar Tage lang die Gesellschaft von Mitwanderern genossen, mit ihnen gegessen, das Essen und die Erfahrungen geteilt und am Lagerfeuer wurden die wichtigsten Trail-Neuigkeiten ausgetauscht.

“The thing about hiking the Pacific Crest Trail, the thing that was so profound to me that summer—and yet also, like most things, so very simple—was how few choices I had and how often I had to do the thing I least wanted to do. How there was no escape or denial. No numbing it down with a martini or covering it up with a roll in the hay. As I clung to the chaparral that day, attempting to patch up my bleeding finger, terrified by every sound that the bull was coming back, I considered my options. There were only two and they were essentially the same. I could go back in the direction I had come from, or I could go forward in the direction I intended to go.”

Besonders gefallen haben mir die Passagen in denen sie über ihre Beziehung zu Büchern und dem Geschriebenen schreibt, wie es ist, wenn man so alleine wandert und abends beim Lagerfeuer mit der Stirnlampe am Kopf dasitzt und ein paar Seiten liest, während man sein Essen auf den Knien balanciert. Die Wanderung macht sie stärker und die Bücher helfen ihr dabei. Sie liest sich selbst raus aus ihrem Loch, ihrer Schwäche, ihrer Depression. Die Bücher helfen ihr auf dem Weg zu bleiben, nicht mehr davon abzukommen, to become Cheryl „Un-Strayed“.

“What if I forgave myself? I thought. What if I forgave myself even though I’d done something I shouldn’t have? What if I was a liar and a cheat and there was no excuse for what I’d done other than because it was what I wanted and needed to do? What if I was sorry, but if I could go back in time I wouldn’t do anything differently than I had done? What if I’d actually wanted to fuck every one of those men? What if heroin taught me something? What if yes was the right answer instead of no? What if what made me do all those things everyone thought I shouldn’t have done was what also had got me here? What if I was never redeemed? What if I already was?”

Dieses Buch ist mit Vorsicht zu geniessen – es macht „itchy feet“, erzeugt Fernweh. Man will sofort seine Wanderschuhe schnüren und loslaufen. Ich werde es garantiert mitnehmen, wenn ich noch einmal den West Highland Way laufe. Viel weniger gefährlich und viel kürzer, aber auch eine wunderbare Gelegenheit viel Zeit mit sich, seinem Kopf und seinen Füßen zu verbringen.

Ich bin gespannt auf die Verfilmung, auch wenn ich eher Taylor Schilling in der Hauptrolle sehe, Reese Witherspoon ist schon ok.

Hier eine Liste der Bücher die den PCT nicht überlebt haben – nach Verzehr verbrannt 😉

The Pacific Crest Trail, Vol. 1 California – Jeffrey P. Schaffer
Staying Found – June Fleming
The Dream of a Common Language – Adrienne Rich*
As I Lay Dying – William Faulkner
**The Complete Stories – Flannery O’Connor
The Novel – James Michener
A Summer Bird-Cage – Margaret Drabble
Lolita – Vladimir Nabokov
Dubliners – James Joyce
Waiting for the Barbarians – J. M. Coetzee
The Pacific Crest, Vol 2 Oregon and Washington – Jeffrey P. Schaffer
The Best American Essays 1991 – Robert Atwan, Joyce Carol Oates (Editors)
The Ten Thousand Things – Maria Dermout

*nicht verbrannt unterwegs – die ganze Strecke getragen
** nicht verbrannt, sondern eingetauscht gegen „The Novel“